Stahl und Walzwerk Hennigsdorf HES Henningsdorfer Elektrostahlwerke Henningsdorf FORN 1 Geschichte Hennigsdorf, nordöstlich von Berlin an der Havel gelegen, war ein kleines Fischerdorf, als 1872 die Industrie begann, sich dort anzusiedeln. Ende des 19. Jahrhunderts ließ sich in Hennigsdorf die Firma AEG, das führende Unternehmen der deutschen Elektroindustrie, nieder. Unter der Leitung der AEG Hennigsdorf Nord entstand im Jahre 1917 ein Stahlwerk mit zwei Elektroöfen (5 und 10 t) und einem 20 t Siemens-Martin-Ofen sowie eine Gießerei und ein Radherstellungswerk. 1921 übernahm das Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf (ein Zusammenschluss aus AEG, Linke-Hoffmann-Werke AG Breslau und Lauchhammer AG Riesa) die Betriebe. Die neue Geschäftsleitung verbesserte die Produktionsleistung und installierte Walzstraßen für Flachprodukte. 1926 übernahm die Mitteldeutsche Stahlwerke AG (Eigentümer Friedrich Flick) das Hennigsdorfer Werk. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, im Oktober 1945, wurde Friedrich Flick enteignet. Ein Jahr später erfolgte die Demontage der wesentlichen Anlagen des Hennigsdorfer Werkes und deren Verfrachtung in die Sowjetunion. 1947 erteilten die sowjetischen Militärbehörden des Landes Brandenburg die Genehmigung zum Wiederaufbau des Werkes am alten Standort. Das neue Werk basierte auf der Siemens-Martin-Technologie, die Walzproduktion wurde von traditionellen Flachprodukten auf Langprodukte 2 umgestellt. 1948 nahm das Stahl - und Walzwerk Hennigsdorf die Produktion als volkseigener Betrieb wieder auf. Gut 20 Jahre später, im Jahre 1969, wurde das Unternehmen Mitglied des Qualitätsund Edelstahl-Kombinats, zu dem auch das Werk in Brandenburg gehörte. Zehn Jahre lang stand Hennigsdorf als Stammbetrieb an der Spitze des Kombinats. In den 1970er Jahren wurde der Betrieb umfassend modernisiert und mit einem neuen Elektrostahlwerk mit Stranggussanlagen sowie einer neuen kontinuierlichen Walzstraße zur Produktion von Betonstahl in Stäben und Qualitätsstahl in Ringen erweitert. 1990 erfolgte die Ausgliederung des Stahl- und Walzwerks Hennigsdorf aus dem mittlerweile aufgelösten VEB Qualitäts- und Edelstahl-Kombinat. Im Juli des gleichen Jahres brachte die Treuhandanstalt das Kerngeschäft des Werkes in die neugegründete Hennigsdorfer Stahl GmbH ein. Die nicht wettbewerbsfähigen Bereiche Siemens-Martin-Stahlwerk und Stahlgießerei wurden aufgegeben, das Elektrostahlwerk hingegen modernisiert. Am 1. Mai 1992 erfolgte die Übernahme des Werkes durch die eigens von der RivaGruppe gegründete H.E.S. Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbH. Das Werk heute Das Werk ist spezialisiert auf die Herstellung von Betonstahl, Rundstahl, Einsatzstähle, Vergütungsstähle, Kohlenstoffstähle und Blankstahl (gezogen, geschält, geschliffen). Die Walzerzeugnisse werden aus Vierkantknüppeln (130 und 140 mm vkt) in Längen von 3,6 bis 12,2 m hergestellt, die im eigenen Stahlwerk geschmolzen und vergossen werden. Beliefert werden Kunden im Inland, in Ländern der Europäischen Union (Niederlande, Polen, Belgien, Frankreich, Spanien, Finnland, Schweden), in anderen europäischen Ländern (Schweiz, Norwegen) und in Übersee (USA, Zentralamerika, Algerien, Nigeria, Südafrika). Die Schrottlieferungen gelangen mit dem LKW, mit der Bahn und über den Wasserweg ins Werk, die Frachtkähne werden im werkseigenen Hafen am Oder-Havel Kanal gelöscht. Das Stahlwerk ist ausgerüstet mit zwei eingehausten 75-t Lichtbogenöfen mit Erker, zwei Pfannenöfen und zwei vieradrigen Stranggussanlagen. Des Weiteren wurde eine neue Entstaubungsanlage (einschließlich 3 geschlossener Kreisläufe für direktes und indirektes Kühlwasser) installiert, die Primärund Sekundärstäube aus den Abgasen über eine Trockenfilteranlage absaugt. Die kontinuierliche Walzstraße besteht aus einem Hubbalkenofen, einer Vorstraße und Mittelstraße mit 15 Konti-Gerüsten, und zwei getrennten Fertigstraßen mit jeweils sechs Konti-Gerüsten. Seit der Privatisierung wurde der Modernisierungsplan entsprechend den gleichen Richtlinien, wie bereits für die B.E.S. GmbH, Brandenburg dargestellt, umgesetzt und fortgeführt, mit umfangreichen Erweiterungen und Verbesserungen der Produktionsanlagen. Die Walzstraße wird durch eine automatische Bindeanlage ergänzt. Das fertige Bund wird mittels Magnetkränen im Lager abgelegt bzw. auf LKW oder Waggon verladen. Im Wesentlichen lassen sich die Ziele der Investitionen wie folgt zusammenfassen: In den Bereichen Weiterverarbeitung und Wärmebehandlung arbeiten drei Schälmaschinen, zwei Schleifmaschinen, zwei Ziehmaschinen und fünf Wärmebehandlungsöfen (Glühen, Entspannen, Vergüten, Normalisieren usw.). Die Maschinen sind mit zerstörungsfreien Prüfanlagen für die Erfassung von Oberflächen- und Innenfehlern ausgerüstet. Die Prüfungen am Produkt, die der Sicherstellung der Einhaltung der geforderten Qualitätsmerkmale dienen, finden im Zentrallabor statt, welches über 4 Spektrometer für die chemische Analyse und über Geräte für metallografische und mechanische Prüfungen verfügt. • • • Erhöhung der Produktivität Verbesserung des Umweltschutzes und der Arbeitsbedingungen Verbesserung und Entwicklung der Qualität der Produkte. Seit 1992 hat die H.E.S. Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbH mehr als 260 Millionen Euro investiert. www.rivastahl.com.
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