Auslandssemester an der University of Hull Bereits vor meinem Jurastudium hatte ich mir überlegt, mindestens ein Semester im Ausland zu verbringen. Hierzu bietet sich das fünfte Semester an, da man in diesem in Düsseldorf bei guter Vorbereitung nur eine Übung im öffentlichen Recht bestehen muss, die durch die beste Note im Ausland ersetzt werden kann. Somit verpasst meine keine der benötigten Voraussetzungen fürs Staatsexamen. Die Wahl war schnell auf die University of Hull gefallen. Ich wollte gerne ins englischsprachige Ausland und Hull ist die einzige englischsprachige Partneruniversität der juristischen Fakultät. Einsendeschluss für alle Bewerbungsunterlagen für das Wintersemester war im Mai. Alle geforderten Dokumente hatte ich nach einigem hin- und herlaufen beisammen. Der Berater der Fakultät war sehr freundlich und stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Erfreulich ist, dass man aufgrund von ERASMUS keinen Sprachtest absolvieren und keine Studiengebühren in England zahlen muss. Die Bewerbung, bei der ich auch gleich einen Wohnheimplatz beantragte, lief dann automatisch zwischen den beiden Fakultäten und bereits nach ungefähr einem Monat kam die Zusage. Als mein Flug nach England (Mitte September) immer näher rückte und ich immer noch keine Zusage für das Wohnheim in Hull hatte begann ich mit Sorgen zu machen. In der Zwischenzeit hatte ich von einer Freundin, die im Wintersemester nach Wales gehen wollte, erfahren, dass es für ihre Universität eine facebook-Gruppe der ERASMUS Studenten gibt. Auch für meine Gasthochschule habe ich eine solche gefunden und gleich mal nachgefragt, wie es so mit den Wohnheimzusagen aussieht. Ich erfuhr, dass viele bereits einen Platz erhalten hatten, einige aber erst auf Nachfrage. Also schrieb ich an die Gasthochschule und bekam auch prompt eine Antwort mit angehängtem Vertrag für ein Zimmer nahe am Campus. Am 07.09 flog ich dann von Deutschland nach Manchester. Der Flughafen ist sehr groß und wird deshalb auch von der günstigeren Fluggesellschaften angeflogen. Ich konnte mich spätestens eine Woche vor Abflug auf der Internetseite der Universität anmelden, um vom Flughafen in Manchester abgeholt zu werden. An den drei Hauptanreisetagen holt die Universität aus Hull ihre internationalen Studenten von Flughäfen und Bahnhöfen in der Umgebung ab. Dieser Service hat mich sehr gefreut, weil man anfangs doch etwas orientierungslos und noch unsicher in der Sprache ist. Am Flughafen hat man dann auch die ersten anderen Studenten getroffen. Abends kamen wir in Hull an, bekamen unsere Zimmerschlüssel und wurden zu den Häusern gebracht. Ich hatte ein sehr großen Zimmer (20qm) für ca. 420€ im Monat. Mit mir im Haus wohnten noch fünf andere Studenten aus den Niederlanden, Frankreich, Italien, Ungarn und Österreich. Wir hatten eine leider überhaupt nicht ausgestattete Küche, ein Badezimmer und zwei Toiletten. Da wir alle ein Waschbecken im Zimmer hatten, war das Blick aus meinem Zimmer auf andere Studentenhäuser völlig ausreichend. Küchenutensilien, wie Teller, Besteck etc. mussten wir leider komplett selbst kaufen. Nur drei Töpfe und eine ziemlich schlechte Pfanne wurden zur Verfügung gestellt. In der kommenden Welcome-Week lernten wir viele andere Studenten (v.a. internationale) kennen, bekamen Studierendenausweis und Internetzugang und konnten unsere Kurswahl nochmal mit den Mitarbeitern der jeweiligen Fakultät besprechen. Die Mitarbeiter des International Office haben während den ganzen Aufenthalts immer ein offenes Ohr gehabt, versucht alle Probleme zu lösen und waren stets freundlich und bemüht. Nach zwei Wochen -der internationalen und der generellen Welcome-Week- find das Studium an. Ich hatte drei verschiedene Kurse mit sieben bis elf Wochenstunden. Sie fanden als Vorlesung oder als Seminar statt. Glücklicherweise konnte ich die Kurse sehr frei wählen, sodass ich rein nach Interesse aussuchen konnte, was ich gerne machen wollte. Die Sprache stellte keinerlei Barriere dar, sobald man sich ein bisschen eingehört hatte. Das Unterrichtsklima fand ich im Vergleich zu deutschen Juravorlesungen angenehmer. Die Studenten nennen ihre Professoren beim Vornamen und in den Vorlesungen gibt es immer wieder Dialoge und nicht nur Frontalunterricht. Ich musste nur am Ende des Semesters Leistungsnachweise erbringen und während des Semesters lediglich sehr viel vorbereitend lesen. Meine Mitbewohner hatten teilweise Referate, Gruppenvorträge und -arbeiten oder einzureichende Aufsätze zu erledigen. Bei den ersten anzufertigenden Arbeiten schaut man noch ganz schön viel ins Wörterbuch, gewöhnt sich dann aber schnell daran, in Englisch zu schreiben. Bereits in der Welcome-Week habe ich mit bei der ISA=International Student Association registriert. Die Mitgliedschaft ist kostenlos und es werden das ganze Semester über Partys und Ausflüge nach bspw. Manchester, Liverpool, London, Brüssel oder Oxford organisiert. Es müssen dabei nur die Fahrtkosten bezahlt werden, die deutlich unter dem Preis von Bus oder Bahn liegen. Man sollte sich also unbedingt anmelden, wenn man etwas mehr als nur die eigene Stadt sehen möchte. Tagesauflug mit der ISA nach Liverpool Ich habe neben dem Studium noch Hockey gespielt. Es gibt eine riesige Auswahl an Freizeitaktivitäten, die von der Universität angeboten werden. Es gibt eine unglaubliche Anzahl von Sportarten von Fechten und Bogenschießen bis zum Tauchen und unzählige andere Gemeinschaften wie Literatur, Theater, Politik usw. Ich würde jeden empfehlen, einer solchen Gesellschaft beizutreten. Da man in den meisten Fällen mit internationalen Studenten zusammen wohnt und diese als erstes kennen lernt, ist die Gefahr hoch, dass man letztendlich fast keinen Kontakt mit den britischen Studenten hat. Die verschiedenen Freizeitclubs haben jeder Semester sehr viele neue Mitglieder, sodass es in jeder Sportart viele Anfänger gibt oder eben Leute, die noch keinen kennen. Man ist als nicht der einzige Neue. Ich habe bereits in Deutschland Hockey gespielt und wurde sehr herzlich in die Mannschaft aufgenommen. Neben den Spielen mittwochs und am Wochenende gibt es jeden Mittwochabend ein sogenanntes Social, bei dem man abends zusammen kommt und anschließend feiern geht. Man lernt also viele Engländer kennen und gewöhnt sich auch noch schneller an die Sprache. Die Zeit bis Weihnachten, als wir alle für zwei bis drei Wochen nachhause fuhren, verging viel zu schnell. Ich hatte unglaublich tolle Mitbewohner und wir verbrachten viel Zeit damit, einfach in der Küche zu sitzen und uns zu unterhalten. Im Januar kamen wir alle nur noch für die zweiwöchige Prüfungszeit zurück. Ich musste zwei Hausarbeiten einreichen und zwei Prüfungen schreiben. Verglichen mit den deutschen Juraprüfungen fand ich diese einfacher, da man häufig aus einer Auswahl an Fragen aussuchen kann und diese dann in Aufsatzform beantwortet. Mir hat mein Auslandssemester sehr sehr gut gefallen und ich würde es jeden empfehlen. Als schlechteste Erfahrung würde ich wirklich das Wetter erwähnen, aufgrund dessen leider viele Hockeyspiele abgesagt wurden und ich mir sogar einen Regenschirm mit englischer Flagge gekauft habe. Mit meinen Mitbewohnern in Scarborough an der Küste Sehr positiv aufgefallen sind mit die Engländer, die in jeder Situation freundlich und hilfsbereit waren und sich sogar entschuldigen, wenn man sie anrempelt. Ich hatte sehr tolle Mitbewohner, mit denen ich viel unternommen und sie sehr ins Herz geschlossen habe sodass wir planen, uns im nächsten Jahr noch mal irgendwo in Europa zu treffen. Und natürlich nicht zuletzt die Sprache: Am Ende hatte ich teilweise Probleme, deutsche Wörter für irgendwas zu finden und bei meiner Hausarbeit musste ich mehrfach nachgucken, ob die Seite die ich gerade gelesen habe wirklich auf Englisch war, weil ich alles so gut verstanden habe. Schlussendlich also: ERASMUS ist eine gute Unterstützung für einen Auslandsaufenthalt, da die bürokratischen Hürden nicht so hoch und die Organisation sehr gut sind. Sucht euch eine Freizeitaktivität, bei der ihr mit Einheimischen in Kontakt kommt. Und geht ins Ausland! Es macht so viel Spaß und ist eine tolle Erfahrung.
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