University of Hull 2015/16

Persönlicher Erasmus-Erfahrungsbericht
Studienfach
Gastuniversität
Gastland
Stadt
Anglistik/Amerikanistik, Germanistik
University of Hull
England, Großbritannien
Kingston upon Hull
Aufenthaltsdauer (Monat/Jahr –
Monat/Jahr)
Einverständniserklärung
09 /2015 – 01 /2016
Ich bin damit einverstanden, dass mein Erfahrungsbericht
an interessierte Studierende weitergeleitet wird.
x
ja
nein
Ich bin damit einverstanden, dass mein Erfahrungsbericht
auf den Internetseiten des Akademischen Auslandsamtes
anonym veröffentlicht wird.
x
ja
nein
Ins Ausland gehen bedeutet nicht, einfach mal eben bei der eigenen
Universität für ein Semester/ein Jahr im Ausland bewerben und dann klappt das
schon, sondern ist auch mit einer Menge an E-Mail schreiben, Unterlagen
vorbereiten
und
einhändigen
(Motivationsschreiben,
Notenübersicht,
Bewerbungsformulare etc.) und Planung verbunden. Einige Unterlagen müssen von
der Gasthochschule wie auch von der eigenen Universität unterzeichnet werden,
aber im Grunde kann nichts schief laufen, da zum Einen alle wichtigen Informationen,
Angaben und Fristen auf dem Studierendenportal Erasmus+ auf der Internetseite der
Universität Potsdam zu finden sind. Und zur Not helfen natürlich auch die
zuständigen Koordinatoren und beratenden Mitarbeiter bei Fragen. Desweiteren
beginnt nach der Bewerbung auch der E-Mail-Kontakt zu der Gasthochschule, die
einem ebenfalls detaillierte Informationen zu dem Ablauf der nächsten Monate
zukommen lässt. Desweiteren sollte man sich bezüglich einer Auslandsversicherung
(meine hat für die 4 Monate ca. 90 Euro gekostet) und über das Abheben von Geld
bei seiner Bank informieren, um am Ende nicht in die Falle zu tappen, jeden mal
Gebühren zu bezahlen. Doch ist das erst einmal erledigt kann die Vorfreude
beginnen und das Auslandsemester rückt schneller näher und näher.
Man sollte sich vor der Bewerbung natürlich nicht nur Gedanken darüber
machen, wo man es am tollsten findet sondern auch auf dem Boden der Tatsachen
bleiben und das Geld im Hinterkopf behalten, denn natürlich kostet der Spaß auch
einiges und Erasmus+ deckt lediglich einen Teil der Kosten. Ich persönlich habe
mich deswegen für Kingston upon Hull entschieden als Erstwunsch, da ich bemerkt
habe, dass diese Stadt zu einen der etwas preiswerteren Städte in England gehören
und zusätzlich bin ich der Meinung, dass am Ende auch vor allem die eigene
Einstellung und das Umfeld entscheidend dafür sind wie das Auslandssemester
abläuft. So mag Hull also nicht unbedingt in die Kategorie super beliebte Stadt fallen,
weil sie auch nicht gerade bekannt ist, aber ich bin froh über meine Entscheidung.
Mein Auslandssemester in Hull an der University of Hull war eins meiner
schönsten und tollsten Erlebnisse meines Lebens. Ich wurde von Studenten am
Flughafen
Manchester
empfangen
(übersehen
konnte
man
diese
Empfangsstudenten wirklich nicht in ihren knallig blauen und grünen T-Shirts), habe
beim Warten auf den Bus von Manchester nach Hull bereits erste Bekanntschaften
mit den anderen Exchange Studenten gemacht und fühlte mich sofort sicher
aufgehoben. Angekommen in Hull bei der University of Hull war alles super
durchorganisiert: Schlüssel abholen, Willkommensinformationen, Unterkünfte gezeigt
bekommen und schon war man mittendrin im ‚neuen Leben‘, zu mindestens für die
nächsten vier Monate.
Ich habe in der Cranbrook Avenue gewohnt, eine Straße voll mit kleinen
typisch-englischen Häusern in denen vor allem Studenten wohnen. Die Unterkunft
gehört zur University of Hull und man konnte sich im Vorfeld online für sie bewerben.
Anzugeben waren drei Wünsche und
sollte man keins der Wünsche erfüllt
bekommen, garantiert die Universität, dass sie sich um anderweitige Unterkünfte für
einen kümmert und sich rechtzeitig bei dem Studenten meldet. Die Miete betrug für
die ca. 4 Monate insgesamt um die 1600 Pfund. Direkt in der gleichen Straße fährt
ein Bus direkt in das City Center (20 – 30 Minuten, je nach Verkehr), welches einige
Shopping Malls, ein Aquarium, Restaurants und Pubs und einen kleinen süßen
Hafen zu bieten hat. Es gibt aber auch noch weitere Busse direkt in der Nähe, man
war also gut angebunden an alles. Nahegelegen gab es Einkaufsmöglichkeiten wie
Lidl und Tesco, die Newland Avenue mit zahlriechen Cafés und Restaurants, die
sehr zu empfehlen sind. Im Monat kam ich umgerechnet auf vielleicht 100-120 Pfund
Lebenshaltungskosten, je nachdem wie oft man selbst gekocht hat oder mal was
essen gegangen ist.
In meinem Fall war ich in einer WG mit vier Mädels kommend aus Österreich,
Deutschland und Frankreich. Alles war sauber und ordentlich, einmal pro Woche kam
sogar eine Reinigungskraft die Flur, Küche und Bad sauber machte, die Zimmer
waren ausreichend ausgestattet und bei Problemen kamen sofort Angestellte die
diese lösten. Bezüglich der Heizung hatte ich leider Probleme mein Zimmer
ausreichend warm zu kriegen, da die Heizung manchmal gesponnen hat und
zusätzlich war das Zimmer ziemlich groß und die Fenster sind nicht gerade die
dicksten.
In den ersten Wochen gab es ein umfangreiches Programm an Aktivitäten:
Universitäts-
und
Bibliotheksrundführungen,
Sprachkurse,
Kennenlernen
der
Societies (Sport- und Hobbyvereine), Filmabende, freies Essen am Campus und
vieles mehr. Langweilig konnte einem da nicht werden und neue Leute haben man
somit schnell kennengelernt. Desweiteren wurden die ganzen Societies der
Universität vorgestellt, welche von der Harry Potter Society bis zum Boxing Club
reichen. Ich persönlich habe mich entschieden der Boxing Society beizutreten, da ich
mich gerne sportlich betätigen wollte, es eine wunderbare Möglichkeit ist mit
Einheimischen in Kontakt zu kommen und generell neue Leute kennenzulernen.
Innerhalb kürzester Zeit hatte ich einen Freundschaftskreis um mich herum
bestehend aus 10 Leuten: vom Engländer bis hin zum Franzosen, Finnen und
Amerikaner. Und in diesen Ländermix kam dann noch ein Haufen an Deutscher
hinzu, denn die scheinen alle generell gerne ins Ausland zu gehen und waren
deswegen zahlenmäßig gut vertreten. Doch durch diese bunte Mischung war man
immer gezwungen Englisch zu sprechen, was einem ja auch wichtig ist. Es ist schon
so, dass der Kontakt sich eher mit den anderen Exchange Studenten entwickelt und
man weniger mit den Einheimischen zu tun hat, da man zu diesen weniger schnell
einen Zugang kriegt. Aber auch das kommt sicherlich immer auf die Situation an. In
meiner Gruppe gab es immerhin zwei Engländer und generell kommt man mit den
Engländern in Pubs schnell ins Gespräch, weil sie ein wirklich offenes und fröhliches
Völkchen sind (nach meinem Empfinden zu mindestens).
Bezüglich der Belegung der Kurse musste man leider die Erfahrung machen,
dass anscheinend nur eine Frau im Department of English in der Lage war die Kurse
neu zu verteilen für die, die den einen oder anderen Kurs nicht bekommen haben.
Das bedeutete dann leider, satte vier bis fünf Stunden warten bis es dann endlich
soweit war und sie Zeit für einen hatte, um das Learning Agreement umzuschreiben
und fertig zu stellen. Bis auf dieses unangenehme Erlebnis hat aber alles
hervorragend geklappt und eh man sich versah, saß man in seinen Lectures und
Seminars und hat Woche für Woche ein Buch diskutiert und auseinandergenommen
in Bezug auf bestimmte Fragen, die man vorher bearbeiten sollte.
Das Lesepensum ist also ein höheres als ich es von der Universität Potsdam kannte
und zusätzlich habe ich mich gefühlt als würde ich mich in einem Essay-schreibenMarathon befinden, denn ich hatte drei Essays während des Semesters im
November zu schreiben à 2000 Wörter und dann waren nochmals drei weitere
Essays abzugeben am Ende des Semesters à 3000 Wörter. Generell läuft das so in
vielen Kursen ab, natürlich gibt es aber auch einige in denen man Präsentationen
hält oder ähnliches. Im Endeffekt war es eine interessante Erfahrung so viele Essays
innerhalb kürzester Zeit zu schreiben, doch gleichzeitig ist es auch nervenaufreibend,
denn man ist wirklich gefragt ein gutes Zeitmanagement zu entwickeln, denn das
Semester läuft normal weiter und es stehen andere Bücher und Texte an, die
gelesen und bearbeitet werden müssen. Ich persönlich fand angenehm, dass man
sich eine Fragestellung aus einem Angebot von verschiedenen Fragen aussuchen
und
diese
dann
bearbeiten
konnte
für
die
Essays.
Mit
Note
und
Verbesserungsvorschlägen versehen, bekam man dann das Essay zurück, welches
hilfreich war, um seinen Schreibstil und seine Grammatik weiterhin zu verbessern.
Generell war das Klima in den Kursen auch sehr angenehm: die Professoren
waren sehr freundlich und hilfsbereit. Desweiteren waren die Seminare sehr
interessant, weil es in ihnen wirklich darum ging, dass die Studenten das Buch
ausdiskutieren und hinterfragen und nicht der Lehrer die Arbeit alleine macht.
Während in der Lecture der Professor einem Denkanstöße gibt, ist es im Seminar der
Student der das Thema mit den anderen Studenten zusammen erörtern soll.
Verstecken konnte man sich da nicht, da ein Seminar aus ca. 15 Leuten bestand, die
um einen Tisch herumsaßen und geradezu miteinander reden mussten. Die Räume
waren technisch alle ausreichend ausgestattet.
Zu erwähnen ist noch, dass die Universität eine ganz neue und tolle Bibliothek
hat, die sich über sieben Stockwerke erstreckt, ein tolles Arbeitsklima schafft und
tatsächlich 24 Stunden geöffnet ist, was sie noch attraktiver gemacht hat. Zusätzlich
gibt es auch noch ein Pub in der Universität wie auch einen eigenen Club.
Ich würde Hull nicht als die spannendste Stadt bezeichnen, doch sie hat ihren
eigenen Charme und ich habe sie lieb gewonnen. Die Menschen, die ich
kennengelernt habe und schnell als meine Freunde bezeichnet habe, die Universität
an sich, die Engländer und ihre offene, freundliche Art und alles zusammen haben
Hull zu einer Stadt gemacht, die ich als mein zweites Zuhause bezeichnen würde
und haben mir ein wunderbares Semester im Ausland beschert: ich würde immer
wieder in eins der kleinen, süßen, typisch-englischen Studentenhäuser zurückkehren
und ein weiteres Semester oder Jahr dort studieren. Mein Rückblick auf das Jahr ist
also ein unglaublich positives und ich kann jedem nur empfehlen einmal ins Ausland
zu gehen und seine eigenen Erfahrungen zu machen und als Tipp kann ich nur
sagen, dass man jeden Tag und die Zeit ganz bewusst genießen soll, denn so wird
sie nie mehr wieder vorkommen.