Mein Weg in den Dominikanerorden

"Ich bin katholisch – Mein persönlicher Lebenslauf“ oder „Gottes
unergründliche Barmherzigkeit – Mein Weg in den
Dominikanerorden“
1979 geboren, 1984 in Krakau getauft, verbrachte ich in München
meine Kindheit, die unter anderem vom Musiker- und Theaterleben
meines Elternhauses geprägt war.Als ich etwa 13 Jahre alt war, da
wollte ich die Kirche verlassen: Ich konnte nicht begreifen, warum der
Papst angesichts der Weltbevölkerungsproblematik Kondome
verbietet. Ich schrieb meinem Pfarrer einen Brief und erkundigte
mich, wie ich austreten könne, erhielt aber nie eine Antwort. Mir war
das dann auch egal und irgendwann wurde ich dann 16. Damit begann
bei mir die Sinnfrage drängender zu werden und ich fing an, mich
unter anderem im esoterischen und von fernöstlicher Spiritualität
geprägten Umfeld auf die Suche zu begeben. Philosophie,
Psychologie, Technopartys und Richard Wagner fand ich damals auch
hilfreich.
Mit 18 wollte ich mein Abi machen, was sich etwas kompliziert
gestaltete: Ich war gerade von einer Waldorfschule geflogen. Eine
andere Schule nahm mich nicht mehr auf. Ich entschloss mich, meine
Hochschulreife durch eine Externistenprüfung im schönen Österreich
zu erlangen. Diese Zeit der Vorbereitung auf die Matura war eher
düster, da ich den Stoff selbstständig erarbeitete und auf die
Gemeinschaft einer Schulklasse verzichten musste. Um nicht völlig zu
vereinsamen und um auf die anstehende Französischprüfung zu
lernen, entschied ich mich, „dem Christentum noch mal eine Chance
zu geben“. Ich verband meine Maturastudien mit meiner, wie ich es
damals nannte, Spiritualitätssuche.
So landete ich in der katholischen Gemeinschaft "Chemin Neuf" in
der Nähe von Paris. Dort verbrachte ich sieben Monate – genau bis
zum Osterfest im Heiligen Jahr 2000. Ab diesem Tag allerdings kam
für mich ein weiteres Zusammenleben mit den Christen nicht mehr in
Frage. Mir wurde da nämlich während der Hl. Messe plötzlich ganz
klar: "Wenn der Priester die Oblate hochhält, glauben Katholiken,
dass das der Allmächtige ist." Für mich war das unerträglich, weil ich
daran nicht glauben konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich
nämlich mit dem Christentum eigentlich schon angefreundet.
Allerdings interpretierte ich es bisher als bloßes Gemeinschaftsleben:
allein Kraft der menschlichen Fähigkeit des sich Bemühens um ein
friedliches Zusammensein, käme die Liebe unter den Menschen zur
Entfaltung. Die täglichen Gottesdienste erschienen mir im Grunde als
eine beliebige Akzentuierung und auch durch ein anderes,
Gemeinschaft stiftendes Ritual austauschbar. Gott war für mich im
Prinzip nicht viel mehr als ein konzeptionell notwendiger
Lückenbüßer. Ich nahm das bis zu dem Moment in Kauf, als ich
merkte, dass ich da einem Irrtum aufsaß. Für echt Gläubige ist Gott
nicht eine Konstruktion, sondern ein wirklicher und wirkender
Jemand.
Ein paar Monate später hatte ich dann meine Matura. Jedoch, die
Sinnfrage blieb zunächst noch ungelöst – wurde dann aber
erfreulicherweise von Gott höchstpersönlich beantwortet: Er sandte
mir eines Tages, in einem Augenblick, die wunderbare, und dabei
einfache und völlig unspektakuläre Erfahrung des Heils: Das Erleben
des Heiligen Geistes – inneren Frieden; was ich so lange in Büchern
und außerhalb der Kirche gesucht hatte – unbeschreiblich und doch
ganz klar: Gott ist einfach da - immer und überall, mit offenen
Armen.Seit dem weiß ich, dass es für jeden Menschen möglich ist, in
die Gegenwart Gottes zu kommen. Denn das ist das Natürlichste, was
es gibt: Durch, mit und in Christus zu sein (auch wenn wir manchmal
lange danach suchen müssen, weil wir oft ein bisschen zu kompliziert
sind, um auf die einfache Stimme Gottes zu hören).
Bei den Jesuiten widmete ich mich von nun an philosophischen und
theologischen Studien, aber doch vor allem den "Geistlichen
Übungen", dem täglichen Beten nach den Anweisungen des Hl.
Ignatius von Loyola.Fasziniert von der katholischen Vielfalt und auf
der Suche nach Gott, lernte ich noch das Opus Dei, die Gemeinschaft
Emmanuel und die Legionäre Christi kennen. Dabei sollte es nicht
bleiben: In jener Zeit begegnete ich dem Dominikanermystiker
Meister Eckhart und seinem Ordensbruder, dem Kirchenlehrer
Thomas von Aquin, denen ich auf der Spur blieb.Während eines
theologischen Kurses im Sommer 2003 traf ich auf Pater Christoph
Kardinal Schönborn aus unserem Orden. Es ergab sich die
Gelegenheit zu einem kurzen persönlichen Gespräch. Ich erläuterte
ihm meine mich damals sehr verunsichernden Gedanken einer
priesterlichen Berufung. Knapp und klar stellte er mir in einem Satz
die für mich sehr wichtig werdende Frage: „Wovor fürchtest Du
Dich?“
Dann ging eigentlich alles recht flott: Im Herbst besuchte ich für ein
Wochenende den Wormser Dominikanerkonvent, das Noviziat im
deutschsprachigen Raum. Während den beiden Tagen habe ich nicht
viel überlegt, ob ich in den Orden eintreten wolle – mir fiel einfach
auf, dass die Wellenlänge zu den Mönchen, von denen viele in
meinem Alter waren, auffällig stimmig war. Zwar konnte mir keiner
von ihnen wirklich plausibel erklären, warum er eigentlich in den
Orden eingetreten war. Trotzdem schienen sie deutlich einem Ruf zu
folgen bzw. das zu tun, was sie im Inneren ihres Herzens für richtig
hielten. Das beeindruckte mich sehr und ich entschloss mich, den
Dominikanerorden besser kennen zu lernen und begann kurze Zeit
darauf mein Postulat in Augsburg. Dies wohl auch deshalb recht
spontan, weil ich die Gewissheit hatte, jederzeit wieder gehen zu
können. So versicherte es mir der Provinzial, der sich gleich anfangs
viel Zeit nahm, um mir meine zahllosen Fragen zum Ordensleben zu
beantworten. Das alles überzeugte mich sehr und ich stellte mein
länger gehegtes Vorhaben, mich in meinem Leben den
organisatorischen Aufgaben eines Opernhauses zu widmen, hintan.In
dieser Zeit empfing ich die noch ausstehende Hl. Firmung. Mit den
Gaben des Hl. Geistes versehen startete ich dann selbst ins Noviziat.
Es war die wichtigste Zeit in meinem Leben: Ich lernte den Hl. Vater
Dominikus kennen. Seit dem will auch ich, so wie er, in meinem
Leben „mit und von Gott sprechen“. Und zwar mit und in einer
Gemeinschaft, die auf eine beinahe 800-jährige Tradition
zurückblickt. Das Ziel der Predigerbrüder ist in dieser langen Zeit
unverändert geblieben: Die tagtägliche Nachfolge Christi in Buße,
Gebet, Studium und Verkündigung zur Rettung der eigenen Seele und
für das Heil der Menschen.
Ich bin glücklich und dankbar, hier sein zu dürfen.
fr. Florian Pacificus M. Moscher O.P., 2005