Andere Länder - andere Sitten Deutsche Schüler nahmen an einem Austausch mit einer französischen Schule teil Andere Länder, andere Sitten - und somit auch anderes Essen, eine andere Kultur und oft eine eigene Sprache. Dies alles haben 42 Schüler aus Deutschland und Frankreich beim diesjährigen Schüleraustausch zwischen der katholischen Privatschule „La Providence“ in Straßbourg und dem Gymnasium „Geschwister-Scholl“ in Daun kennengelernt. Der Austausch hat langjährige Tradition, im Oktober 2014 besuchten die Franzosen der Klassen 4-3 (entsprechend den deutschen 8-9) Daun. Der Rückbesuch der Deutschen, an dem auch ich teilgenommen habe, fand im letzten Mai statt. Montag, 18.Mai 2015, 8:00 - GSG Endlich ist es soweit: Wir fahren nach Frankreich zum Schüleraustausch. Alle 21 Schüler versammeln sich mit ihren Koffern, nur meine Mitschülerin kann aufgrund von Krankheit leider nicht mitfahren. Die Fahrt ist ganz schön abenteuerlich, nicht zuletzt weil im Laderaum nicht genug Platz für alle Taschen ist, welche teilweise im Gang gestapelt und transportiert werden müssen, da der Bus eigentlich viel zu klein ist. Schule „La Providence“ in Straßbourg Montag, 18.Mai 2015, 13:00 - La Providence Nach fünf Stunden Fahrt sind wir da - endlich! Die Schule liegt idyllisch im Grünen, verhältnismäßig neu, mit einem großen Schulhof und nur für 150 Schüler. Wir stellen unsere Taschen ab, begrüßen unsere Austauschschüler, die wir ja schon im Oktober kennengelernt haben, und essen in der Kantine: Pommeswürfel und Würstchen. Danach setzen wir uns auf die Bänke, unterhalten uns mit unseren Austauschschülern über die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich und abschließend wird ein Basketballturnier veranstaltet. Das macht Spaß, allerdings ist es sehr warm, da die Sonne schon den ganzen Tag scheint. Abends, um 17:00, ist die Schule zu Ende und wir nehmen den Bus. Erstaunlicherweise ist dieser für alle Schüler kostenlos. Zu Hause essen wir seltsames, labbriges Brot mit einigen Stücken normaler Zartbitterschokolade. Auch mit der Mutter meiner Französin kann ich mich unterhalten, obwohl diese kein Deutsch spricht. Zum Abendessen gibt es verschiedene Salatsorten. Andere Länder - andere Sitten Deutsche Schüler nahmen an einem Austausch mit einer französischen Schule teil Am nächsten Tag gibt es um 07:15 Frühstück, merkwürdigerweise ohne Teller und erneut mit diesem mysteriösen Brot, dazu Marmelade und Nutella, und Kakao gibt es aus riesigen Trinkschalen. Wir besichtigen Straßbourg (ohne die Franzosen) und machen eine Bootstour mit lustigen Audio-Guides (auf Deutsch und auch für Kinder). Nachmittags besichtigen wir die Kathedrale und treffen viele nette Leute, einige davon können Deutsch. Leider bin ich auch so nicht der Großstadtfan, deshalb haben mich die ganzen Verkaufsleute, Obdachlose, Raucher und auch die Nachricht von Taschendieben sehr gestört, aber das Problem hat man auch in deutschen Großstädten... Von 18-21 Uhr gibt es eine Feier in der Kantine, mit Spielen, Chips, Crackern, Getränken und Kuchen. Lecker, ich liebe Schokoladenkuchen! Collèges immer schulfrei, deshalb machen wir morgens nicht viel. Später essen wir Cordon Bleu, Nudeln ohne Soße und zum Nachtisch Früchte und Pudding. Anschließend gehen wir spazieren und bringen die beiden kleinen Schwestern meiner Corres (Corres>Abkürzung für Correspondant (frz. Austauschschüler)) zu ihren Terminen. Abends fahren wir mit dem Fahrrad zum Klavierunterricht. Das sogenannte Fahrrad hat keine funktionierenden Bremsen und die Franzosen nehmen es mit den Regeln im Straßenverkehr nicht so genau, kurz gesagt der Horror wenn man immer nur Mountainbike fährt und an qualitativ hochwertigere Fahrräder gewöhnt ist. Bei der Klavierstunde werde ich ignoriert, aber vermutlich ist es eine Ehre, dass ich hinten im selben Raum sitzen darf, da die Lehrerin meines Eindrucks nach nicht von Besuch begeistert ist. Danach bin ich total verwirrt, da wir merkwürdigerweise nicht zurückfahren, sondern anschließend ein einstündiger Rhythmus- und Notenkurs stattfindet, in dem „tikitikita“-Rhythmen geübt werden. Dabei stellen die Franzosen schnell fest, dass sie komplizierte Kombinationen von Silben nicht schnell aussprechen können, wir Deutschen hingegen sind daran gewöhnt. Den Sinn dieses Kurses verstehe ich nicht, aber wenn es ihnen Spaß macht... Mittwoch, 20.Mai 2015 Donnerstag, 21.Mai 2015 Ich muss zugeben, das beste in Frankreich ist es, jeden Morgen bis um 7:10 schlafen zu können. Mittwochs haben die Schüler dieses Am vierten Tag des Austauschs besuchen wir vormittags Colmar. Diese Stadt ist zwar ganz hübsch, hat aber dieselben Problematiken Kathedralenfenster in Straßbourg Dienstag, 19.Mai 2015 Andere Länder - andere Sitten Deutsche Schüler nahmen an einem Austausch mit einer französischen Schule teil wie Straßbourg. Wir machen eine Rallye oder eher wir versuchen es und finden den Weg nicht - , besuchen eine Kirche und machen ein Picknick mit Baguette und Chips. Danach fahren wir mit dem Bus nach Hochkönigsburg. Die Burg ist groß und ganz hübsch, die Führung dauert allerdings wegen einer etwas knappen Planung nur eine halbe Stunde und der Führer spricht mit uns wie mit Kleinkindern und wirkt sehr unfreundlich. Da wir in Vendenheim, dem Teil von Straßbourg, in dem die Schule steht, pünktlich die Busse erreichen müssen, ist Eile geboten. Auf der Rückfahrt stehen wir im Stau und kommen 30min zu spät, trotzdem stehen noch alle Schulbusse im Hof und warten. ebenso wie in Deutschland, der Lehrer arbeitet ausschließlich mit einer interaktiven Tafel und GeoGebra. Die Konstruktion eines Dreiecks wird demonstriert und die Messergebnisse verglichen, die jeder Schüler auf seinem Laptop ablesen kann. Es gelingt jedoch den wenigsten Franzosen, das Dreieck überhaupt zu konstruieren, weil der Lehrer prinzipiell nichts zum Umgang mit dem Programm erklärt. Hochkönigsburg Europarat (Conseil de lÈurope) in Straßbourg Colmar Freitag, 22.Mai 2015 Heute ist der einzige Tag, an dem wir eine Stunde Unterricht mit den Franzosen haben. Erst herrscht große Verwirrung - niemand weiß, wo wir hinmüssen - , aber schließlich haben wir Mathematik. Die Klasse ist groß, Unsere Corres bleiben im Unterricht und wir besichtigen den Europarat. Die Führung um 10:30 ist sehr interessant gestaltet und es wird ein Film gezeigt. Abschließend findet die Besichtigung des Plenarsaales statt. Der Bus bringt uns zurück zur Kantine. Direkt im Anschluss gehen wir in einen Hochseilgarten, der von den Franzosen interessanterweise als „Baumklettern“ bezeichnet wird. Dort wird uns das Sicherungssystem erklärt, wir bekommen Gurte und müssen einen Übungsparcours absolvieren. Das Klettern macht sehr viel Spaß, das Wetter ist gut und die Parcours sind anspruchsvoll. Wieder zu Hause gibt es, wie jeden Tag nach der Schule, einen kleinen Snack zwischendurch. Danach geht es zum Judo, was etwas kompliziert war, Andere Länder - andere Sitten Deutsche Schüler nahmen an einem Austausch mit einer französischen Schule teil weil ich diesen Sport vorher noch nie gemacht habe und sich viele Dinge schlecht auf Französisch erklären lassen. In den ersten 45min wärmen wir uns auf, machen Liegestütze, Klimmzüge und klettern an einem Seil hoch. Danach üben wir verschiedene Techniken und am Ende gibt es einen Kampf. Ich gewinne sogar gegen einen Rotgurt-Judoka, der Arme hatte deutliche Gewichts- und Größennachteile... Die Techniken kann ich nicht, aber wenn man seinen Gegner einarmig hochheben kann, muss man das gar nicht... Die spezielle Kleidung ist für mich immer noch ein Bademantel und ich werde nie verstehen, warum man sich andauernd verbeugt, aber es war anstrengend und hat viel Spaß gemacht. Zum Abendessen gibt es Flammkuchen, eine elsässische Spezialität und mein Lieblingsessen. Samstag, 23.Mai 2015 Um 8 Uhr fährt der Bus zurück nach Daun, leider ist der Austausch schon zu Ende. Dieses Programm ist auf jeden Fall empfehlenswert, wenn man gerne Urlaub in der Schulzeit machen möchte, und man sammelt viele neue Erfahrungen. Das Essen ist natürlich anders als bei uns, trotzdem gewöhnt man sich auch daran - zum Glück gab es keine Schnecken oder Froschschenkel. Auch für das Verstehen von Muttersprachlern ist ein Auslandsaufenthalt in einer Gastfamilie sinnvoll, denn die Unterschiede zwischen Schulfranzösisch und gesprochenem Französisch sind enorm. Alles in allem ist ein Schüleraustausch zwar eher nicht für mich geeignet, da ich Großstädte nicht besonders mag und auch schon viele deutsche Gerichte nicht gern esse, für die Allgemeinheit ist es allerdings eine Woche voller neuer Erfahrungen und Erlebnissen. Carina Schulte
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