02/2015 WAGEN EINS MAGAZIN DER DEUTSCHEN BAHN FÜR GESCHÄFTSREISENDE REISEPLANUNG MIT DER APP: WIE VERNETZTE M O B I L I TÄT D I E DIENSTREISE BEQ U E M E R M A C H T. D E L I K AT E S S E : WIE AUF S Y LT DIE BESTEN AUSTERN DER W E LT G E Z Ü C H TET WERDEN. MUTIG GEWINNT J E D E I N N O VAT I O N B R A U C H T E I N E A K T I V E F E H L E R K U LT U R , H E I S S T E S . D A S K L I N G T B E R U H I G E N D U N D E I N FA C H – I S T E S A B E R N I C H T . Einsteigen GUTE IDEE Beton liefert Strom Die Natur ist oft das beste Vorbild: Ähnlich wie die Fotosynthese Licht in Energie für Pflanzen umwandelt, kann auch Beton Licht aufnehmen und in Strom umwandeln. Benötigt wird ein leitfähiger Beton, der unter anderem mit Titanoxid beschichtet ist, das die Lichtteilchen der Sonne einfängt. Zuständig für die Umwandlung der Sonnenenergie in elektrische Ladung sind organische Farbstoffe – in diesem Fall aus rotem Fruchtsaft –, die das Forscherteam der Universität Kassel »Bau Kunst Erfinden« dafür wählte. Dieser Kunstgriff sorgt auf den Farbstoffsolarzellen [s. Bild] für interessante optische Effekte und eine umweltfreundliche Herstellung. Weil die Solarzellen in den neuen Baustoff »DysCrete« integriert sind, könnten künftig ganze Fassaden-, Wand- und auch Bodenflächen damit gestaltet werden – und regenerativen Solarstrom liefern. I N H A LT 02 EINSTEIGEN Gute Idee / Editorial EDITORIAL 0 4 BAHN & CO. Carsharing-Verbund / Navigator am Handgelenk / Industrie 4.0 »W O H I N D I E R E I S E WA N N W O M I T 06 DAS NEUE ICE PORTAL Diese Services und Informationen machen das Bahnreisen komfortabler G E H T, L Ä S S T S I C H H E U T E S C H N E L L PER SMARTPHONE BE STIMMEN.« 08 SYLTER ROYAL Die Delikatesse aus der Nordsee SCHÖN NACHHALTIG Die mehrfach prämierte Forschungsplattform »Bau Kunst Erfinden« der Design-Professorin Heike Klussmann verbindet Architektur, Materialwissenschaft und Design. baukunsterfinden.org 1 1 TR AINING Fitnesstipps für die Geschäftsreise 1 2 REDEN WIR ÜBER ... Mehr Reisekomfort durch digitale Helfer. Interview mit dem Verkehrsforscher Andreas Knie LIEBE LESERINNEN UND LESER, die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt, aber auch die berufliche Mobilität. In der neuen Ausgabe von WAGEN EINS, dem Magazin für Geschäftskunden der Deutschen Bahn, gehen wir der Frage nach, welche Auswirkungen die technischen Möglichkeiten auf den Geschäftsreiseverkehr haben. Lassen sich Informationen, Services und die Wahl des Verkehrsmittels künftig über eine App steuern? 16FOKUS Versuch und Irrtum – wie steht es um die Fehlerkultur in Deutschland? FEEDBACK Ihre Meinung ist uns wichtig. Schreiben Sie uns, wie Ihnen unser Magazin gefällt. Auch Fragen und Anregungen sind willkommen. bahn.de/wageneins 19 UNTERWEGS Besser lesen mit neuen E-Readern 20GENIESSEN Lecker Schoki: Die neue Vielfalt 21 WIE FUNKTIONIERT ...? Telefonieren. Die Dos and Don’ts 22 GUT ANKOMMEN Neue Hotels, Bars & Day-Spas 20 NÄCHSTER HALT Leipzig: Zehn Hotspots Mit dem neuen ICE Portal haben Sie demnächst Zugriff auf viele Services, die das Reisen angenehmer machen [ab Seite 6]. Auch hier spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Wohin die Reise wann und womit geht, was man danach wo unternimmt, das alles lässt sich heute schnell vom Smartphone aus bestimmen. Wie sehr digitale Helfer künftig zum Komfort beitragen, erläutert Verkehrsforscher Andreas Knie ab Seite 12. Sie selbst waren noch nicht im Silicon Valley? Macht nichts, der Geist der kalifornischen Unternehmerkultur hat längst die deutschen Büroetagen erreicht. Auf einmal wird auch bei uns ein neues unternehmerisches Denken beschworen. Dazu gehört Mut, auch mal Fehler zu machen. Ab Seite 16 erfahren Sie, wie die »Fehlerkultur« in deutschen Betrieben angekommen ist. Ich wünsche Ihnen viele gute Anregungen und Lesespaß mit unserer neuen Ausgabe von WAGEN EINS. Mit herzlichen Grüßen, Karina Kaestner, Leiterin DB Vertrieb Geschäftskunden 2 WAGEN EINS 02|15 IMPRESSUM Herausgeber: DB Mobility Logistics AG Projektleitung/Koordination: Simone Schreier, DB Vertrieb GmbH, Stephensonstraße 1, 60326 Frankfurt am Main. [email protected] Redaktion: G+J Corporate Editors GmbH Chefredakteur: Stephan Seiler [V.i.S.d.P.] Redaktionsleitung : Uwe Pütz Creative Director: Jürgen Kaffer Art Director: Astrid Thienhaus Bildredaktion: Stephanie Harke Redaktionelle Mitarbeit: Christiane Winter Freie Mitarbeit: Doreen Dormehl, Gaby Herzog, Christoph Hus, Nicola Malbeck, Kristin Oeing, Raphaela Scharf, Helmut Ziegler Anschrift der Redaktion: Wagen eins, Brieffach 40, 20444 Hamburg, Tel. 040/37 03-50 53, Fax 040/37 03-50 67 Geschäftsführung: Soheil Dastyari Objektleitung: Gregor Kupper Herstellung: DB Kommunikationstechnik GmbH, [email protected], www.dbkt.de WAGEN EINS 02|15 3 MEIN LIEBLINGSPLATZ Bahn & Co. REISEBEGLEITUNG AM HANDGELENK Der »DB Navigator«, die praktische Reise-App, zeigt wichtige Reiseinformationen auf der Apple Watch an. Ob Abfahrtszeiten, Sitzplatz reservierungen, Reiseverlauf oder die verbleibende Zeit bis zum Umstieg – für all dies reicht nun ein Blick auf das Handgelenk. Auch auf Verzögerungen macht die Uhr bei aktiviertem Verspätungs alarm aufmerksam oder zeigt über GPS Haltestellen in der Nähe an. Die aktuelle Version der App steht kostenlos im App-Store bereit. VITA: Der Komiker und Fernsehmoderator Kaya Yanar, 42, legt im Jahr 2 000 Zugkilometer zurück. Aktuell tourt er mit der Show »Around the World« durch Deutschland und tritt u. a. in Hannover [3. Oktober], Köln [10. Oktober] und Mannheim [23. Oktober] auf. kaya.tv 4 WAGEN EINS 02|15 SOFORT PRÄMIE SICHERN Jeder Geschäftsreisende, der sich neu bei »bahn.bonus«, dem Bonusprogramm der Deutschen Bahn anmeldet, kann sich bis zu 500 Punkte sichern und diese direkt gegen eine Prämie eintauschen – zum Beispiel für ein 1.-Klasse-Upgrade. Viele Punkte winken nicht nur auf jeder Bahnfahrt, sondern auch bei zahlreichen Hotels und ausgewählten Online-Shops. bahn.de/bahn.bonus Test it! DIE ZUKUNFT DER DEUTSCHEN BAHN A K T I V M I T G E S TA LTEN? DIESE EXKLUSIV E CH A NCE KÖ NNEN GESCHÄFTSREISENDE JETZT NUTZEN – UND SICH FÜR WORKSHOPS S O W I E P R O D U K TTESTS FÜR ANGEBOTE U N D S E R V I C E S A N MELDEN UNTER G E S C H A E F T S R E I S E N @ DEUTSCHEBAHN.COM FOTOS: ACTION PRESS; MOOVEL.COM; APPLE.COM Herr Yanar, haben Sie eine Lieblingsstrecke? Ich fahre kreuz und quer durch die Republik, oft von Köln aus. Dabei mag ich vor allem die schnellen Strecken nach Frankfurt. Der ICE fährt so schnell, man braucht sich gar nicht erst hinzusetzen. Sollten Sie sich doch mal hinsetzen, auf welchen Platz am liebsten? Im Großraum, Fensterplatz, letzte Reihe in Fahrtrichtung – und Ruhezone. Was haben Sie immer im Gepäck? Handy und Laptop plus Kabel, Ohrstöpsel und Kopfhörer, je nach Bedarf. Womit beschäftigen Sie sich unterwegs? Entweder lese ich etwas, schaue einen Film oder schlafe einfach. Spricht man Sie unterwegs oft an? Ja, schon, vor allem das Personal ... [lacht] Was antworten Sie dann? »Hau ab!« Dann lachen wir zusammen und machen gemeinsam ein paar Fotos. Haben Sie unterwegs mal etwas Ungewöhnliches erlebt? Immer wieder lustige Versprecher, wie sie jedem von uns passieren könnten, oder lustige Bahnansagen: »Ich bitte Sie, die Entschuldigung zu verspäten!« oder »Der Zug vor uns hat zwar 800 PS mehr als wir, aber dafür fünf Türen weniger. Da dauert das Ein- und Aussteigen!« Es gibt eine Twitter-Seite, die sich diesen Bahn-Ansagen widmet. Ich liebe es, wenn Menschen Spaß in ihrem Job verbreiten ... Deutsche Bahn und Daimler im Verbund TITELILLUSTRATION: TILMAN FAELKER K AYA YA N A R GEWINNSPIEL CARSHARING-NETZWERK Mit dem ICE fährt man direkt in die Zentren der Städte. Doch wie geht es am schnellsten weiter, wenn man von dort zum nächsten Kundentermin kommen möchte? Durch die Verknüpfung des CarsharingAngebots »Flinkster« der Bahntochter DB Rent mit dem Service »car2go« des Autoherstellers Daimler profitieren Geschäftsreisende ab sofort vom größten Netzwerk an Carsharing-Fahrzeugen bundesweit. Über ein nahezu flächend eckendes Netz stehen nun über 7000 Autos bereit. Die Kooperation der beiden Anbieter ermöglicht mehr Flexibilität und Mobilität nach Maß. Neben den rund 3300 »Flinkster«-Fahrzeugen an mehr als 1000 Stationen in über 200 Städten – darunter alle großen ICE-Stationen – können Flinkster-Kunden damit auf weitere 3550 »car2go«-Autos in sechs Ballungsräumen zugreifen. Diese sind nicht an feste Stationen gebunden, sondern können nach dem »Free-FloatingSystem« an einem beliebigen Ort wieder abgestellt werden. Die Fahrzeuge werden per Smartphone über die »Flinkster«-App reserviert und geöffnet. Eine zusätzliche Registrierung für die Nutzung der jeweiligen Partnerdienste ist nicht erforderlich. Berechnet wird die Fahrtzeit pro Minute. Spontanbuchungen sind möglich. flinkster.de Wie heißt das neue Informations- und Unterhaltungsprogramm im ICE? Schicken Sie Ihre Antwort bis zum 31.12.2015 an folgende E-Mail-Adresse: geschaeftsreisen@deutschebahn. com. Verlost wird bis zum Einsendeschluss jeweils zum Monatsende eine Apple Watch mit Aluminiumgehäuse und Sportarmband in Weiß [42 mm]. Hinweis: Eine Barauszahlung des Preises ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Deutschen Bahn sowie deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Die Gewinner werden unter allen Teilnehmern mit der richtigen Antwort ausgelost und per E-Mail oder per Post benachrichtigt. Die Daten werden nach Gewinnspielabwicklung gelöscht. Im Umgang mit Ihren persönlichen Daten werden selbstverständlich alle Vorgaben des Datenschutzes beachtet. IN ALLER MUNDE Industrie 4.0 WAS ES BEDEUTET: Zuerst kam die Dampfmaschine, dann das Fließband. Mit dem Computer, um 1940, begann das digitale Zeitalter. Industrie 4.0 ist der Name eines Projekts aus dem Jahr 2014, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert. Es zielt darauf ab, die deutsche Industrie »an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution in die Lage zu versetzen, für die Zukunft der Produktion gerüstet zu sein«. Man kann auch Wirtschaftsförderung dazu sagen. WAS ES WIRKLICH HEISST: Die vierte industrielle Revolution hat längst begonnen. Die Autobranche wurde umgekrempelt [Carsharing, vernetztes Fahren], der Einzelhandel [E-Commerce], die Finanzmärkte [Hochfrequenzhandel] oder die Musik- und Filmwirtschaft [Spotify, Netflix]. Wenn der Kühlschrank mit dem Lieferdienst kommuniziert, um Milch nachzubestellen, ist das nur ein Vorgeschmack auf ein Leben 4.0. Weil Sensoren künftig in nahezu allen Dingen eingebaut werden können, kommunizieren mehr und mehr Maschinen miteinander, verändern Produk tionsprozesse, unsere Arbeitswelt, unseren Alltag. Die künstliche Intelligenz verheißt der Wirtschaft einerseits rasante Produktions steigerungen, wirft aber auch die Frage auf, welche Rolle wir in diesem Prozess noch spielen. Darauf vorbereitet ist niemand so richtig, nur eines scheint klar: Industrie 4.0 wird kommen wie ein Naturgesetz. WAGEN EINS 02|15 5 I C E P O R TA L Alles drin D A S N E U E I N F O R M AT I O N S - U N D U N T E R H A LT U N G S P R O G R A M M B I E T E T I C E - R E I S E N DEN VIELE SERVICES. EIN AUSBLICK. STÄDTEJOURNAL Sobald der Reisende das ICE Portal aufgerufen hat [ice.portal], weiß dieses, wo er sich gerade befindet und bietet Tipps zum nächsten Halt an. Zudem liefert der Bereich Hinweise zu Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Cafés für zunächst 50 ICE-Haltebahnhöfe in Deutschland. Ergänzt wird das Angebot mit Video- und Audiobeiträgen der »mobil«-Redaktion zu ausgewählten Reisezielen. DB WELT Hier erhält der Geschäftsreisende Informationen zum Serviceangebot der Deutschen Bahn. Beispielsweise kann er sich die Speise- und Getränkekarte des Bordrestaurants aufrufen, findet praktische Hinweise etwa zum Einlösen von bahn.bonus-Punkten oder kann prüfen, ob eine Flinkster-Station am Zielbahnhof vorhanden ist. Heute Leipzig, morgen Köln – Geschäftsreisende sind viel unterwegs und nutzen die Zeit im Zug gerne zum Arbeiten. Das neue »ICE Portal« der Deutschen Bahn macht die Zugfahrt noch komfortabler: Auf einen Blick erhalten Bahnreisende hier stets aktualisierte Informationen rund um Reiseverlauf, Weiterfahrt und Anschlusszüge und können sich mit digitalen Stadtplänen am Ankunftsort orientieren. Das Informations- und Unterhaltungsprogramm, das sukzessive erweitert wird, bringt die Fahrgäste stets auf den neuesten Stand. Das »ICE Portal« ist im vierten Quartal 2015 in vielen ICE-Zügen innerhalb Deutschlands über WLAN kostenlos und ohne Anmeldung verfügbar. Benötigt wird für die Nutzung ein WLAN-fähiges Endgerät [Laptop, Tablet oder Smartphone] mit dem Betriebssystem Windows, IOS oder Android sowie einen neueren Browser. MEINE FAHRT Bei der Ankunft am Bahnhof müssen Sie umsteigen? Dafür ist diese Rubrik besonders nützlich: Mit einem Mausklick kann in diesem Bereich der genaue Verlauf der Geschäftsreise inklusive aller Anschlussfahrten hinterlegt werden. Sollte sich zum Beispiel eine Weiterfahrt verzögern, finden sich hier alle aktuellen Informationen zu Anschlusszügen und Umstiegsgleisen. Ebenfalls bequem vom ICE aus lässt sich die »Aufhebung der Zugbindung« als PDF herunterladen, die als Mitfahrberechtigung auch in intern ationalen Zügen gilt, falls die gebuchte Strecke im Falle einer Verspätung nicht mehr erreicht werden kann. Damit sparen Geschäftsreisende den Weg zum Zugbegleiter oder zum Infopoint im Bahnhof. ZUGLAUFLEISTE In der »Zuglaufleiste« im unteren Bildschirmbereich finden sich alle ständig aktualisierten Zuginformationen wie die Halte- und Ankunftszeiten an den nächsten Bahnhöfen, Verspätungsinformationen oder Übersichtskarten mit Attraktionen zur Orientierung oder Informationen am Ankunftsort. FOTO: JO KIRCHHERR FÜR DB NACHRICHTEN Ob zum Kundentermin oder zur Präsentation in der entfernten Niederlassung – über die neuesten Nachrichten stets gut informiert zu sein ist für Geschäftsreisende unverzichtbar. Unter dem Menüpunkt »Nachrichten« erhalten Reisende mehrmals täglich aktuelle Informationen und Videos der ARD über das aktuelle Geschehen. Zum Angebot gehören Sendungen wie die »Tagesschau in 100 Sekunden«. 6 WAGEN EINS 02|15 WAGEN EINS 02|15 7 S Y LT E R R O YA L E I N E S I CH E R E B A N K F Ü R FE I N S CH M ECK E R S Y LT | Seit 1986 werden auf den Zuchtbänken der Nordseeinsel Sylt, zwischen List und Kampen, wieder Austern gezüchtet. Heute gehören sie zu den besten der Welt. WESTERL AND 8 WAGEN EINS 02|15 FOTOS: LAIF W SCHLEPPER IM SCHLICK Wenn die Ebbe die Zuchtbänke freilegt, tragen Markus und Carsten die Austern in hohen Körben bis ins Lager nach List. IMMER AUF LAGER Im November transportieren die Fischer um Carsten bis zu drei Millionen Austern ins Lager. Dort überwintern viele in Salzwasser-Bassins und können so über viele Monate frisch ausgeliefert werden. ann für Markus und Carsten der Arbeitstag beginnt, bestimmt der Gezeitenkalender. Für 13.20 Uhr haben die Experten heute Niedrigwasser zwischen List und Kampen vorausberechnet. In hohen Gummistiefeln verlassen die Männer die Lagerhalle von Dittmeyer’s Austern-Compagnie und fahren mit dem Traktor ins Watt. Die Sonne scheint, der Wind weht von Nordost. Das Meer hat sich schon einige hundert Meter zurückgezogen, rostige Metallgestelle, die in langen Reihen hintereinanderstehen, tauchen aus dem Wasser auf. Nur bei Ebbe können die Austernfischer einige Stunden lang die Zuchtbänke, die 300 Meter vom Strand entfernt liegen, erreichen. Seit 1986 wird die sogenannte »Sylter Royal« auf der Nordseeinsel gezüchtet. Clemens Dittmeyer, der Sohn des Saftherstellers, hat die Muschelfischerei wiederbelebt, nachdem die edlen Schalentiere wegen Überfischung vor etwa 100 Jahren ausgerottet wurden. Mittlerweile verkauft die Farm jedes Jahr zwei bis drei Millionen Austern. Die Wasserqualität auf der Nordseeinsel ist sehr gut, die Muscheln sind für ihr mildes, leicht buttriges Aroma bekannt und in der ganzen Welt begehrt. Markus und sein Kollege lösen die ersten »Poches« [franz.: Tasche] von den Gestellen und beginnen, die bis zu 20 Kilogramm schweren Netze zu schütteln. Eine kraftraubende, aber wichtige Arbeit, da die Aus- tern sich mit ihren Zementdrüsen gerne aneinander festkitten. Durch das Hin-undher-Bewegen werden die Muscheln voneinander getrennt. Rund 22-mal wird jede Auster so von Hand bewegt, bevor sie verzehrt wird. Schon im 11. Jahrhundert ließ Dänen könig Knut der Große die ersten Austernbänke anlegen. Nachdem die europäische Auster ausgerottet war, führte man in Sylt die pazifische Felsenauster ein, die nach zwei bis drei Jahren ihre »Genussreife« erreicht hat. Damit die kälteempfindlichen Tiere nicht erfrieren oder vom Eis zerdrückt werden, bringen die Austernfischer sie im November ins Lager nach List. Dort überwintern sie in Salzwasser-Bassins und können so, sehr zur Freude der Gourmets, heute das ganze Jahr über versandt werden. DELIK ATESSE Die »Sylter Royal« ist die einzige Auster, die in Deutschland gezüchtet wird. Sie wird natur oder mit feinem GemüseEssig-Dressing serviert. PROBIEREN Dittmeyer’s Bistro in List serviert ganzjährig Austern in vielen Variationen. sylter-royal.de ANREISEN Die Bahn fährt von vielen Städten über den Hindenburgdamm direkt bis nach Westerland. syltshuttle.de WAGEN EINS 02|15 9 1 2 TRAINING 10 x Fitness für Geschäftsreisende 6 7 SPORT AUF REISEN IST SCHWIERIG? NICHT MIT DIESEN ÜBUNGEN FÜR MUSKEL AUFBAU UND DEHN U N G . S I E H A LT E N F I T U N D B E N Ö TIGEN JEWEIL S NUR 30 SEKUNDEN. 8 3 4 1 | BEINE AUSSTRECKEN Beine im rechten Winkel auf den Boden stellen. Fußspitzen anziehen und Beine ausstrecken, zehn Sekunden halten und langsam wieder auf dem Boden absetzen. 6 | LIEGESTÜTZ Mit etwas über schulterbreiten Armen in den Liegestütz gehen, den Oberkörper möglichst weit absenken und aus den Armen wieder nach oben drücken. 2 | STRICKLEITER Die Hände bei aufrechtem Oberkörper Richtung Decke strecken und abwechselnd mit der linken und rechten Hand nach oben greifen und dabei immer »größer« werden. 7 | STEPS Geht auch mit einem stabilen Hotelzimmerstuhl: Über 30 Sekunden lang auf- und absteigen. 3 | KNIEBEUGEN Die Schultern gerade halten und darauf achten, dass die Knie nicht über die Zehen ragen. Übung mehrmals wiederholen. ILLUSTRATION: TIM MÖLLER-KAYA 5 4 | KNIELAUF Im Stand marschieren. Dabei sollten sich das linke Bein und der rechte Arm sowie das rechte Bein und der linke Arm aufeinander zubewegen. 5 | WANDSITZ Den Rücken fest an die Wand drücken und dabei die Beine in einem Winkel von 90 Grad beugen. Mehrmals einige Sekunden halten. 9 8 | GLEICHGEWICHT HALTEN Im Hotelzimmer auf das Bett stellen, ein Bein anheben und das Gleichgewicht möglichst lange auf der federnden Unterlage halten. Trainiert die Tiefenmuskulatur. Funktioniert auch auf dem Fußboden. 9 | SEITSTÜTZ Seitlich hinlegen, der Unterarm befindet sich dabei unterhalb der Schulter, die Beine sind gestreckt. Nun das Becken heben, bis der Körper eine gerade Linie bildet, und wieder absenken. 10 10 | RÜCKENDEHNUNG Im Vierfüßlerstand die Wirbelsäule rund machen [Katzenbuckel] und wieder strecken. WAGEN EINS 02|15 11 REDEN WIR ÜBER ... D I G I TA L E H E L F E R W E R DEN DA S R EISEN KÜNFT I G B EQ U E M E R M A C H E N , SAGT DER E XPERTE FÜR V E R N E T Z T E M O B I L I TÄT, ANDRE A S KNIE. DENN: WO EINE APP, DA EIN WEG . O B B E I D E R WA H L D E S SCHNELL STEN VERKEHR S MIT TEL S ODER DEM T R E F F E N V O N G L E I C H G ES I N N T E N U N T E R W EG S . 12 WAGEN EINS 02|15 Wie reisen wir in Zukunft? Antworten darauf findet das von Andreas Knie [54] geleitete Berliner Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel [InnoZ]. WAGEN EINS 02|15 13 BAHNPROFIL Andreas Knie reist mehrmals wöchentlich mit der Bahn und legt im Jahr rund 35 000 Kilometer zurück. Mit der Bahn verbindet er vor allem angenehmes Reisen: »Wenn man erst einmal auf seinem Platz sitzt, dann ist Reisen mit der Bahn wunderbar.« noch mit dem Auto von Termin zu Termin, aber öffentHerr Knie, wie reisen Sie am liebsten, wenn Sie liche Verkehrsmittel werden für diese Klientel wichtiger. geschäftlich unterwegs sind? Mir kommt es darauf an, dass ich bequem, kostengüns- Warum? tig und schnell reise. Nach diesen Kriterien entscheide Weil Geschäftsreisende oft unter Zeitdruck stehen. Im ich, welches Verkehrsmittel für mich infrage kommt. Auto können sie nicht während der Fahrt arbeiten, Die Bahn nehme ich für die mittleren Distanzen, das jedenfalls nicht, wenn sie selbst fahren. Aus diesem Flugzeug für längere Strecken. Wenn ich nur in Berlin Grund steigen immer mehr vom Auto auf die Bahn um. unterwegs bin, nutze ich je nach Strecke und verfüg ... und stehen vor der Frage: Wie komme ich dann barer Zeit mal U-Bahn, mal Carsharing oder auch ein vom Bahnhof weiter zum Zielort? Leihfahrrad. Antworten darauf liefert heute das Smartphone. Es Sind Sie damit der typische Geschäftsreisende von macht die Wahl des Verkehrsmittels viel einfacher. heute? Früher ging das natürlich auch: Man konnte erst FahrNicht ganz. Menschen neigen zur Routine. Die meis- rad fahren, sich dann in den Zug setzen, später mit der ten möchten nicht lange über Mobilität nachdenken U-Bahn zum Termin. Das Problem war nur: All die müssen. In der Regel haben sie einige Verkehrsmittel Möglichkeiten und Verbindungen musste man im im Kopf, die sie immer nutzen. Früher war das zualler- Kopf haben. Da war es für Geschäftsreisende einfacher erst das Auto. Viele Geschäftsreisende fahren immer und bequemer, gleich das Auto zu nehmen. Das ist 14 WAGEN EINS 02|15 FOTOS:GENE GLOVER FÜR WAGEN EINS ZUR PER SON Andreas Knie, geboren 1960 in Siegen, ist Geschäftsführer des Berliner Innovations zentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel [InnoZ], Hochschullehrer am Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin und Bereichsleiter für Intermodale Angebote der Deutschen Bahn. In seiner Forschung beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit vernetzten Verkehren. heute nicht mehr nötig. Das Smartphone bildet alle verfügbaren Verkehrsmittel ab, es macht beweglicher – unabhängig davon, ob man ein Auto hat oder nicht. Liegt in der Digitalisierung der Schlüssel für das sogenannte intermodale Reisen? Ja! Welches Verkehrsmittel mir gerade am meisten nutzt, entscheide ich per Smartphone-App. Manche Geschäftsreisende haben für jedes Verkehrsmittel eine eigene App: für die Bahn, fürs Carsharing, für Leihfahrräder und so weiter. Es gibt viele Forschungsprojekte, die sich damit beschäftigen, eine integrierte SoftwareApplikation für alle Verkehrsmittel zu entwickeln. Dabei kristallisiert sich heraus, dass sie drei Dinge können muss: Informationen liefern, Zugangsmöglichkeiten zu allen Verkehrsmitteln bieten und die Bezahlung vereinfachen. Wie genau kann man sich das vorstellen? Eine solche App muss auf einen Blick viele Fragen beantworten: Fährt die Bahn aktuell mit Verspätung? Stehen in der Nähe des Hauptbahnhofs gerade Carsharing-Autos zur Verfügung, oder sind alle belegt? Gibt es irgendwo Straßensperren und Baustellen? Außerdem muss der Reisende die Verkehrsmittel auch unkompliziert buchen können. Das Ticket sollte in die App integriert sein. Und beim Carsharing sollte man das Auto mit der App öffnen können. Es darf keinen Medienbruch geben. Dazu gehört auch, Fahrten mobil bezahlen zu können. Gerade für Geschäftsreisende ist das wichtig. So können sie für ihre Buchhaltung einfacher nachhalten, was sie wo wie genutzt haben. Die Bahn ist mit der App »Qixxit« schon auf einem guten Weg, auch wenn noch nicht alle Mobilitätsanbieter in der App verfügbar sind. Am Bahnhof Berlin-Südkreuz erproben Sie gerade die sogenannte Indoor-Navigation. Was ist das? Wir testen dort Ortungstechniken in einem Gebäude. Die verbreitete Technik GPS funktioniert zwar im Freien gut, nicht aber in Gebäuden. Es gibt mit WLAN und Bluetooth Low Energy allerdings Techniken, die eine Ortung innerhalb eines Raumes erlauben, mittlerweile bis auf 50 Zentimeter genau. Der Bahnhof Südkreuz ist etwas unübersichtlich. Deshalb ist der Wunsch der Reisenden nach Orientierung dort besonders groß. Wir untersuchen momentan, welche Funktionen eine Navigations-App im Bahnhof haben sollte. Gerade für Geschäftsreisende, die nicht jeden Bahnhof wie ihre Westentasche kennen, können solche Systeme hilfreich sein. Stellen Sie sich vor, Sie waren noch nie in diesem Bahnhof, haben keine Ahnung, von welchem Gleis Ihr Zug abfährt, müssen aber schnell zu einem Termin. In solchen Fällen führt die Indoor-Navigation Sie vom Taxistand vor dem Bahnhof bis zu Ihrem Platz im Zug. Das spart eine Menge Zeit – und Nerven. Es gibt inzwischen viele Apps, die die Interaktion zwischen Menschen auf Reisen fördern wollen. Was halten Sie davon? Mitfahrzentralen wie Bla Bla Car bieten Reisenden die Möglichkeit, sich zu gemeinsamen Fahrten zu verab reden. Für Bahnfahrten kann man sich ebenfalls auf Seiten wie traindate.de zu gemeinsamen Reisen verab- reden, mit der App »Lokin« kann man mit den Mitreisenden im gleichen Zug chatten. Die Digitalisierung macht das Reisen also sozialer. Das ist auch für viele Geschäftsreisende interessant, die sich denken: Wenn XY auch gerade im Zug ist, könnte ich ihn ja mal etwas fragen. Geschäftsreisende, die gerade auf dem Weg zu einer größeren Konferenz sind, können sich bereits im Zug mit anderen Teilnehmern unterhalten, indem sie digitale Hilfsmittel zur Vernetzung nutzen. In Milton Keynes bei London sollen ab 2017 selbstfahrende Gondeln den Nahverkehr in der Stadt erweitern. Per Smartphone ordern die Kunden eine solche Fahrkapsel, die den Weg ohne Fahrer findet – ein Modell für Deutschland? Auch wenn es sich bei dem Projekt erst einmal um einen Probelauf und nicht um eine komplette Umstellung des Nahverkehrs handelt: Das Projekt ist sehr spannend und wird zeigen, welch großes Potenzial das Thema »autonomes Fahren« hat. Wann sehen wir in Deutschland die ersten selbstfahrenden Autos? Da wage ich keine genaue Prognose. In unseren Theorien funktioniert das alles gut – aber wir sind gerade erst dabei, das autonome Fahren auch in der Praxis zu testen. In Deutschland werden solche Fahrzeuge vermutlich zunächst auf Autobahnen in Kolonnen fahren. Nicht umsonst soll die erste nationale Teststrecke auf der A 9 eingerichtet werden – also auf einer Autobahn, nicht innerhalb einer Stadt. Erst später könnte auch der komplexe Stadtverkehr mit seinen vielen Störquellen reibungslos flächendeckend mit selbstfahrenden Fahrzeugen funktionieren. Bis dahin werden aber noch mindestens zwei Jahrzehnte vergehen. »DIE APP DER ZUKUNFT MUSS DREI DINGE KÖNNEN: IN F O R M AT I O N E N LIEFERN, ZUGANG ZU ALLEN V E R K E H R S M I TTELN BIETEN UND DIE BEZAHLUNG VERE I N FA C H E N .« WAGEN EINS 02|15 15 N a, wie cool sind Sie? Waren Sie – oder zu mindest einer Ihrer Kollegen – kürzlich auf Pilgerfahrt im Silicon Valley? Tragen Sie nun lässigere Kleidung im Büro? Nutzen Sie Begriffe wie »goal digger«, »predictive analytics« und »smarketing?« Wollen junge Data-Scientists einstellen? Und überhaupt, muss nicht dringend eine neue Fehlerkultur im Unternehmen etabliert werden? Für jedes Ja dürfen Sie sich fünf Punkte gutschreiben. Weitere fünf, wenn der Holzfällerbart schon wieder ab ist. Und noch einmal fünf, wenn Sie gemerkt haben, dass dieser Test nicht ganz ernst gemeint war. Denn die Adaption der Prinzipien des Silicon Valley könnte was sein? Ein Fehler, genau. Wie sagte schon Siemens-Chef Joe Kaeser? »Man muss das Silicon Valley kapieren, nicht kopieren.« Fehler zu machen gilt dennoch derzeit als schwer angesagt. Schon 2007 widmete das Wirtschaftsmagazin »Brand Eins« dem »Felher« eine Titelseite. In den Jahren darauf quollen die Ratgeberregale beinahe über: »Lernen aus Fehlern: Wie man aus Schaden klug wird«, »Lob des Irrtums – Warum es ohne Fehler keinen Fortschritt gibt« oder »Gescheiter scheitern – Eine Anleitung für Führungskräfte und Berater«. Parallel etablierten sich in Berlin und Hamburg die »FuckUp Nights« – Abende, an denen Gescheiterte davon erzählen, wie sie ihre Geschäftsidee versemmelt haben. Über Fehlerkultur wird in Deutschland also intensiv nachgedacht. Der Grund dafür ist simpel: Fehlschläge sind im Silicon Valley – jenem 80 Kilometer langen und 20 Kilometer breiten Küstenstreifen südlich von San Francisco – angeblich Teil der sonnigen Lebens- und Arbeitsphilosophie. Und die Unternehmen, die dort residieren, Apple, Facebook, Google, nun mal die derzeit reichsten und mächtigsten der Welt. Wenn also in der Facebook-Zentrale, von der aus mehr als 1,4 Milliarden Menschen erreicht werden, gerahmte Appelle wie »Fail harder« die Wände zieren, kann man ins Grübeln kommen. Was ist überhaupt ein Fehler? Ist Scheitern wirklich toll? Was kann man gebrauchen, was nicht? VERSUCH MACHT KLUCH Ein Lob dem Irrtum, scheitere erfolgreich, denn ohne Fehler kein Fortschritt – so lauten die Slogans, die eine neue Fehlerkultur propagieren. Doch was bewirkt sie? Und ist die deutsche Wirtschaft schon bereit dafür? 16 WAGEN EINS 02|15 WER SICH STÄNDIG VOR DEM IRRWEG FÜRCHTET, WIRD NICHTS NEUES PROBIEREN. »In den Achtzigerjahren wurde auf meine Anfrage nach Untersuchungen in deutschen Unternehmen oft geantwortet: ›Fehler passieren in diesem Unternehmen nicht‹«, sagt Professor Michael Frese, der an den Universitäten von Lüneburg und Singapur Management und Organisation lehrt. »Heute sind die Unternehmen offener für die Frage, wie man das Problem in den Griff bekommt, aus Fehlern lernen und so Qualität verbessern kann.« Denn Fehler kosten meist Geld – von der falsch notierten Lieferadresse bis zur aufwendigen Rückrufaktion. Von daher fließt gerade in deutschen Unternehmen enorm viel Zeit und Energie in die Planung, um Abläufe und Produkte so perfekt wie möglich zu machen. Der deutsche Maschinenbau-Konzern Schaeffler über sein Selbstverständnis: »Das Ziel unserer Qualitätspolitik erschöpft sich nicht darin, fehlerhafte Produkte zu entdecken und auszusortieren. Unser Qualitätsdenken sorgt vielmehr dafür, dass Fehler erst gar nicht entstehen. Null Fehler ist deshalb das erklärte Unternehmensziel.« Dieses auch als ballistisch bezeichnete Denken ist ökonomisch durchaus sinnvoll. Fehlerkosten steigen exponentiell – je länger ein Fehler unentdeckt bleibt, umso höher werden die Kosten zu seiner Behebung. Was in der Planung mit einem Euro in der Bilanz aufläuft, beziffert sich in jeder weiteren Stufe – Entwicklung, Arbeitsvorbereitung, Fertigung sowie beim Kunden – etwa um den Faktor Zehn. Allerdings ist bekanntlich nichts ohne sein Gegenteil wahr. Statistiker kennen den Pareto-Effekt, der besagt, dass 80 Prozent der Ergebnisse mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes erreicht werden – je näher man den 100 Prozent kommen will, desto mehr Aufwand ist gefordert. Weshalb heute in vielen Fällen Software-Anwendungen beim User reifen – »Done is better than perfect«, auch dieses Motto hängt bei DIE FRAGEN KLINGEN SIMPEL. Ihre Antworten sind jedoch Facebook an der Wand. Erfolg macht zudem konservativ – tückisch. Das beginnt bei der Fehlerdefinition. Mal tritt er warum sollte man das eigene Handeln kritisch analysieren? bei Dingen auf, einer Autopanne etwa; mal bei Menschen, Schließlich trägt auch eine Firmenkultur der Angst dazu bei, etwa jenen, denen es an Führungskraft mangelt. Häufig unbeweglich zu werden: Wer sich ständig davor fürchtet, wird er erst bei konkreten Handlungen Einzelner sichtbar, einen Irrweg einzuschlagen, wird nichts Neues ausprobieren. seine Ursache liegt aber in der Konstruktion darunter. Auch Untersuchungen zufolge sind bis zu 60 Prozent firmeninterseine Bewertung ist diffizil – ein falsches Wort im Diktat hat ner Mails sogenannte Cover-your-Ass-Mails, mit denen der eine andere Qualität als eine falsch analysierte Blutgruppe. Absender belegen kann, dass er nicht allein verantwortlich Schließlich ist oft unklar, wer darüber bestimmt, was als ist, wenn etwas schiefgegangen ist. Fehler gilt, was nicht. »Nichterfüllung einer festgelegten Anordnung« – so lau- NUN IST DAS ALLES SO NEU NICHT. Schon Konfuzius wusste: tet die etwas ruppige, aber letztlich nichtssagende Defini »Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, betion gemäß der DIN-Norm ISO 9000 für Qualitätsmanage- geht einen zweiten.« Henry Ford ergänzte: »Suche nicht ment. Was wohl Christoph Kolumbus gesagt hätte, hätte nach Fehlern, suche nach Lösungen.« Und von der aus diese Norm schon 1492 gegolten? »Männer, das ist nicht In- Deutschland vertriebenen Marlene Dietrich stammt das dien, also weiter. Und ja kein Wort zur Majestät!« Denn der schöne Bonmot, dass sie in einem zukünftigen Leben dieselSeefahrer verfehlte sein Ziel, die Seeroute zu lukrativen ben Fehler begehen würde, »nur ein bisschen früher, damit Handelszielen im Fernen Osten. Was für die zufällige Ent- ich mehr davon habe«. deckung Amerikas gilt, gilt analog auch für Teflon, Eis am Gerade in Deutschland dominiert aber vielfach noch eine Stil, Penicillin, die Fixierung von Fotos oder Post-it-Kleber. Fehlerkultur, die früheren autoritären und bürokratischen Fehler können demnach produktiv sein. Oder harmlos. Strukturen entspringt. In ihr sind Fehler negativ besetzt, sie Aber auch tödlich. Eines sind Fehler immer: menschlich. werden schon in der Schule bestraft und zählen oft mehr als Und: unvermeidlich. Da nicht zu verhindern, stellt sich die ein kreativer Lösungsansatz. Doch wer zu großen Wert auf Frage, wie darauf reagiert wird. Sicherheit, auf Fehlervermeidung legt, verhindert InnovaWAGEN EINS 02|15 17 tion. So verläuft die Entwicklung von Kleinkindern auch deshalb so rasant, weil sie einen Fehler nach dem anderen machen – und daraus lernen, sich weiterzuentwickeln. Dementsprechend und nach dem Modell des Silicon Valley haben zahlreiche Großunternehmen Modelle entwickelt, in denen sie nicht nur Fehler, sondern ein völliges Scheitern zumindest einkalkulieren. Der Versicherer Allianz rief die Allianz Digital Accelerator GmbH ins Leben mit dem Ziel, neue Geschäftsmodelle auf Basis digitaler Technologien zu entwickeln. Mit dem »d.lab« hat die Deutsche Bahn ein Zukunftslabor eingerichtet, in dem Mitarbeiter neue Ideen entwickeln und Dinge ausprobieren können, von denen niemand weiß, ob sie sich im Markt jemals durchsetzen werden. 18 WAGEN EINS 02|15 UNTERWEGS Schnell und scharf MIT DIESEN E-READERN WIRD DA S LESEN AUCH AUF REISEN Z U M E N T S PA N N T E N V E R G N Ü G E N . 3 4 1 2 ILLUSTRATIONEN: TILMAN FAELKER FÜR WAGEN EINS FOTOS: ALLE PR chungen der Universität Gießen haben schon vor Jahren ergeben, dass ein falscher Umgang mit Fehlern ein Unternehmen bis zu 20 Prozent an Profitabilität kosten kann. Das könnten wir uns in unserem herausfordernden Markt umfeld gar nicht leisten.« Das Handelsunternehmen hat sich in den letzten 20 Jahren, seit dem Durchmarsch des E-Commerce, stark verändert. Das Credo lautet: »Wir irren uns empor.« Natürlich wird noch immer Damenoberbekleidung ausgeliefert. Längst aber werden auch über Start-upähnliche Strukturen Software-Lösungen entwickelt, etwa »Risk Ident«, ein Programm zur Betrugsprävention, das inzwischen von der Schufa lizenziert wurde. »Einer der wesentlichen Hebel für eine Fehlerkultur besteht in einer guten Feedback-Kultur«, ist der Otto-Vorstand ÄHNLICHE GRÜNDUNGEN EXISTIEREN inzwischen in vielen überzeugt. »Führungskräfte geben regelmäßig ihren Mitardeutschen Unternehmen, die den Geist des Silicon Valley beitern ein Feedback, erhalten aber auch von den Mitarbeizumindest als innovationsfördernd erkannt haben. Auf der tern eine Rückmeldung. Gerade dieses Feedback wird nur in operativen Ebene wurde vielfach ein Fehlermanagement wenigen Unternehmen ernsthaft praktiziert.« Bei allen Annäherungen: Noch immer unterscheidet sich integriert. Nicht als Aufruf zur Schlampigkeit, sondern mit dem Ziel, bestehende Abläufe zu überprüfen, zu verbessern die Fehlertoleranz dies- und jenseits des Atlantiks erheblich. »In den USA gehen Sie in den zweiten Stock des Verwaloder auch zu erneuern. Im konkreten Umgang mit Mitarbeitern zählen jedoch tungsgebäudes, um Insolvenz nach Chapter 11 anzumelden«, andere, weniger messbare Dinge: Entscheidend ist zuerst, sagt Joe Kaeser, der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG. Stress zu reduzieren, gezielt Tempo herauszunehmen – »Und anschließend in den dritten Stock, um ein neues Undenn in Stresssituationen fallen ganze Hirnregionen aus, ternehmen anzumelden. In Deutschland sind Sie gesellwas häufig zu weiteren Fehlern führt. Darüber hinaus müs- schaftlich geächtet.« sen gerade Führungskräfte als Protagonisten auftreten. Was bedeutet, dass sie persönliche Schuldzuweisungen vermei- DOCH AUCH HIER ÄNDERN SICH DIE PARAMETER. Sie ändern den, gemeinsam mit dem Verursacher nach den Gründen sich mit der fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft. suchen, in gewissen Fällen gar loben sollen. »Sie macht es notwendig, zügig neue Konzepte zur Marktreife Für einen offenen Umgang mit Fehlern plädiert Alexan- zu bringen. Um das zu schaffen, brauchen Sie Mitarbeiter, die der Birken, Vorstandsmitglied der Otto Group, »denn Fehler unternehmerisch denken«, sagt Alexander Birken von Otto. offenbaren, wo es Optimierungspotenziale gibt. Untersu- Nicht jedes Risiko lasse sich im Vorwege ausmerzen und nicht jede Entscheidung bis ins kleinste Detail auf ihre Richtigkeit durchleuchten. »Wir bringen auch mal Geschäftskonzepte an den Markt und testen im Live-Betrieb, ob sie tragfähig sind.« ZUR FEHLERKULTUR GEHÖRT, So kopiert die deutsche Wirtschaft zwar nicht das vom Start-up-Spirit getragene Valley, aber sie kapiert – Trial and DASS MANAGER DAS FEEDBACK Error –, welche positiven Impulse daraus erwachsen. Von DER MITARBEITER BEACHTEN. einer neuen Fehlerkultur zu sprechen wäre allerdings verfrüht. Tatsächlich wird das Scheitern im Einzelfall ja fast immer als brutal erlebt – ob beim Ende einer Liebesbeziehung oder beim Einstellen eines Projektes. Die Heroisierung des Scheiterns wird daher in der Regel gerne von jenen betrieben, die zugleich eine Erfolgs-, gar eine Auferstehungsgeschichte mitliefern können. Für die Annahme jedoch, dass Fehler, Lernen und Erfolg automatisch miteinander verknüpft sind, gibt es keinen empirischen Beleg. Wer deshalb beschließt, auf das Lernen zu verzichten, begeht allerdings einen dicken Fehler. Denn die Wirtschaft bietet immer wieder Chancen, folgt keiner linearen Logik, sondern nach Schumpeter dem Prinzip der schöpferischen Zerstörung: Wenn auf der einen Seite etwas erschaffen wird, wird auf der anderen Seite etwas vernichtet. Was bleibt, ist eine simple Erkenntnis: Fehler vermeidet man, indem man Erfahrung sammelt. Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht. Die Frage an den Manager heißt deshalb: Wie oft veranstalten Sie kurze MistakeMeetings oder führen Not-to-do-Listen? Sind Fehler, die Ihre Mitarbeiter machen, automatisch auch Ihre Fehler? Kurz gefasst, wie konstruktiv gehen Sie mit Fehlern um? Oder, anders gefragt: Wie cool sind Sie? Helmut Ziegler 1 | LEICHTGEWICHT Mit nur 174 Gramm passt das »Tolino Vision 2« prima ins Handgepäck – und hat dank eines offenen Systems auch den Zugang zu gleich mehreren eBookShops an Bord. Das Gerät [ab 130 Euro] ist wasserdicht. Für 9000 bahn.bonusPunkte ist es auch als Prämie erhältlich. bahn.de/bahn.bonus 2 | SPORTSK ANONE Schon der Name ist Programm: Das »Kobo Aura H 2 O« hält bis zu 30 Minuten einem Meter Wassertiefe stand, verspricht eine Akku-Laufzeit von zwei Monaten und glänzt zudem mit einem 6,8 Zoll großen HD-Display. Die gleichmäßige Ausleuchtung des Displays garantiert eine hohe Bildschärfe. Etwa 170 Euro. saturn.de 3 | ALLESKÖNNER Mit dem »Onyx inkBook« ist der Leser nicht an einen OnlineBuchhändler gebunden. Mittels vorinstallierter Marktplatz-App lädt der Reader Bücher von Kindle bis Kobo. Der 8 GB interne Speicher lässt sich per SD-Karte erweitern, eine Akku-Ladung verspricht bis zu sechs Wochen Lesespaß. 124 Euro. onyx-boox.com 4 | AUSDAUERND Das hochauflösende Display mit zweimal so vielen Pixeln wie die vorherige Generation liefert gestochen scharfe Buchstaben und erlaubt das Lesen auch bei Sonnenlicht. Das »Kindle Paperwhite 3« von Amazon hat alles, was ein Top-Gerät benötigt und einen ausdauernden Akku mit dazu. Ab 120 Euro. amazon.de APP-VERGNÜGEN Sie möchten Ihr Android-Smartphone zum E-Reader umwandeln? Kein Problem: Die GratisApp »Moon+« unterstützt Formate wie ePub, txt oder zip und ist komfortabel zu benutzen. Ebenso wie der »Universal Book Reader«, der Zugriff auf über 560 000 Bücher erlaubt. play.google.com WAGEN EINS 02|15 19 GENIESSEN WIE FUNKTIONIERT Telefonieren? Schokolade 1 M A N N E H M E : V I E L FA N TA S I E ! M I T N E U E N K R E AT I O N E N F Ü H R E N C H O C O L AT I E R S U N D R E S TA U R A N T S I H R E K U N D E N I N V E R S U C H U N G . [1] 7 SUCHEN SIE DEN KLINGELTON MIT BEDACHT AUS Sie mögen Schlager? Kein Problem. Aber was werden Geschäftspartner denken, wenn sie diesen Sound aus der Tasche hören? 4 2 [2] 20 WAGEN EINS 02|15 AUS SÜSS WIRD HER ZHAFT: DIE SCHOKI- OFFENSIVE brauch von zehn Kilogramm pro Kopf ist der Konsum zwar seit Jahren stabil, doch es mischen inzwischen mehr Klein betriebe mit. Inspiriert von den Chocolatiers in Frankreich, der Schweiz und Italien, führen auch in deutschen Städten neue kleine Schoko-Läden ihre Kundschaft in Versuchung. Ob Kugel & Noller Chocolatiers in Nufringen bei Stuttgart oder die Firma Goldhelm in Erfurt, die neben extravaganten Schoko-Sorten an Wochenenden im dazugehörigen Eiscafé sogar Schokoladenmenüs mit Rinderjus, Kräuterpüree und Kakaobalsam anbietet. Auch Traditionshersteller wie die Weinrich Schokoladen fabrik aus Herford veredeln ihre Produkte heute mit exotischen Früchten und Gewürzen. Im Verkaufsraum von Fassbender & Rausch am Berliner Gendarmenmarkt verlocken nicht nur feine Pralinen, Trüffel und Törtchen zum Naschen. Im Stockwerk darüber veredeln Köche in Kakaobutter gebratene Rinderfilets mit Plantagenschokolade oder reichen knackige Kakaokernschnipsel [Kakao-Nips] zu Kalbsragout, Wolfsbarschfilet oder Currywurst. »Das schmeckt fantastisch«, sagt Mitarbeiterin Kathleen Mentzel und verweist auf Grenadaschokolade mit 65 Prozent Kakaoanteil. »Die sorgt für eine herbe Süße auf der Wurst.« In Berlins erstem Dunkelrestaurant, dem Nocti Vagus, erwartet die Gäste eine kulinarische Entdeckungsreise entlang einem »Überraschungs-Schokoladenmenü«, im Restaurant Schoko bei Karlsruhe stehen süß-herzhafte Menüfolgen auf der Karte. 8 5 Das Image von Schokolade als Massenware weicht immer mehr dem eines Feinschmeckerprodukts, das je nach Herkunft des Rohstoffs und Art der Ver arbeitung eine neue geschmackliche Vielfalt in die Regale bringt. Für Chocolatier Alexander Kühn wird sich dieser Trend weiter fortsetzen. »Bald wählen die Kunden eine Schokolade so aus wie einen guten Wein.« KUGEL & NOLLER [1] Chocolaterie mit offener Produktion. kevinkugel.de FASSBENDER & RAUSCH [2] Schokoladenhaus auf zwei Etagen. fassbender-rausch.de GOLDHELM [3] Chocolatier Alexander Kühn. goldhelm-schokolade.de 3 FOTOS: KEVINKUGEL.DE; FASSBENDER-RAUSCH.DE; MARCO WICHER; ILLUSTRATION: JENS AMENDE Es riecht nach Vanille und Rhabarber, darunter mischt sich ein zarter Hauch von Zitrone, dann verschmilzt alles mit dem intensiven Duft von Schokolade. »Die dunklen Schokoladen sind die ehrlichsten«, sagt Alexander Kühn von der Manufaktur Goldhelm in Erfurt. »Man merkt schnell, was die Bohne taugt.« Er bezieht den Kakao für seine »Dschungelschokolade« aus biologischem Anbau in Peru, was auch auf der Verpa ckung steht. »Die Konsumenten wollen heute wissen, woher die Zutaten stammen, und legen Wert auf hohe Standards beim Anbau«, so der Chocolatier. Handgemacht und gute Qualität – das ist das Erfolgsrezept, nach dem sich der deutsche Markt gerade verändert. Mit einem Jahresdurchschnittsver- GEHEN SIE ZÜGIG ANS TELEFON Nicht öfter als dreimal klingeln lassen. BEANTWORTEN SIE DEN ANRUF NICHT, WENN SIE MIT ANDEREN IN EINEM MEETING SITZEN Sollten Sie einen wichtigen Anruf erwarten, informieren Sie vorab die anderen Teilnehmer darüber. [ 3] NUTZEN SIE DIE STUMMTASTE Auf Meetings, in Konferenzen und vertraulichen Gesprächen sollte das Handy generell nicht klingeln. E 6 SAGEN SIE BESCHEID, WENN SIE DEN LAUTSPRECHER BENUTZEN Informieren Sie den Anrufer, wenn seinen Worten noch andere Ohren lauschen. LEGEN SIE IHR SMARTPHONE IM MEETING NICHT VOR SICH AUF DEN TISCH So zeigen Sie den anderen nur, dass sie es nicht wert sind, ihnen Zeit zu widmen. MELDEN SIE SICH MIT IHREM VOLLEN NAMEN Nur den Vornamen zu nennen ist zu vertraut. Auf keinen Fall nur ein kurzes »Ja?« oder »Hallo«. ACHTEN SIE BEIM TELEFONIEREN AUF IHRE LAUTSTÄRKE Sie wissen nie, wer gerade aufmerksam mithört. s ist und bleibt das wichtigste Handwerkszeug im Berufsalltag. Doch das Telefon birgt auch viele Ärgernisse, wie eine aktuelle Umfrage des IT-Verbands Bitkom zeigt. Demnach schaut gut ein Drittel [36 Prozent] aller befragten berufstätigen Smartphone-Besitzer sogar während eines Meetings auf das Handy, oftmals um private E-Mails oder Facebook-Nachrichten zu lesen [27 Prozent]. Bei Kollegen, allemal bei Vorgesetzten und Geschäftspartnern, kommt dies nicht gut an – drei Viertel empfinden es zu Recht als störend. Höchste Zeit also, die Grundregeln im Umgang mit Smartphone & Co. aufzufri- 9 VERMEIDEN SIE PHUBBING Das Kunstwort heißt: jemanden mit dem Handy [»phone«] brüskieren [»snubbing«]. Wer während eines Gesprächs oder Meetings mailt, facebookt oder simst, zeigt wenig Respekt für sein Gegenüber. schen, um berufliche Fettnäpfchen zu vermeiden. Die gute Nachricht: Oft reicht es schon aus, Begriffe wie »Multitasking« über Bord zu werfen und durch »aktives Zuhören« zu ersetzen. Von der richtigen Begrüßung bis hin zur ruhigen Atmosphäre im Hintergrund – all dies stellt wichtige Weichen für den erfolgreichen Gesprächsverlauf auch auf jeder Telefonkonferenz. Auf den Punkt bringt es Moritz Freiherr von Knigge, der in seinem Buch »Anleitung zum Unhöflichsein« auf ironische Weise zum besonnenen Miteinander anregt: »Mein Smartphone hat einen Aus-Knopf. So bleibe ich für meine Umgebung erreichbar.« WAGEN EINS 02|15 21 G U T A N KO M M EN 6 VABALI SPA BERLIN [6] Ruhe mitten in der Großstadt: Das Vabali ist eine Oase nur 500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Nach dem Saunen kann man auf Wasserbetten und Bambus-Holzterrassen entspannen [Tageskarte ab 31 Euro]. Gesunde Speisen findet man im mediterran-asiatischen Restaurant. vabali.de Da schau hin! E N S T PA N N E N , B U M M E L N , S C H L E M M E N ODER ÜBERNACHTEN – ZWÖLF ORTE, DIE EINEN BESUCH LOHNEN. TIPP 5 LAUR A’S DELI [ 5] Düsseldorf | Genuss, Qualität und eine abwechslungsreiche wie ausbalancierte gesunde Ernährung mit hochwertigen Zutaten geben im Laura’s Deli den Takt auf der Speisekarte vor. Auf den Tisch kommen zum Beispiel Quinoasalat mit Avocado, Biolachs mit Sesam oder Chiapudding und Smoothies als Dessert. Alle Speisen auch zum Mitnehmen. laurasdeli.de SEEHOTEL [1] Mecklenburg | Still ruht der See, in der Nähe grasen Schafe – Idylle pur: Mitten am malerischen Ufer des Neuklostersees liegt diese Hotelanlage mit Zugang zum Strand. Geschlafen wird in umgebauten Scheunen oder im Ferienhaus. Die »Badescheune« beherbergt einen Wellness-Bereich mit Schwimmhalle und Saunalandschaft. seehotel-neuklostersee.de LA VIE Osnabrück | Regionalküche auf hohem Niveau: Die Zutaten für das Gourmetrestaurant stammen aus dem Garten des nahe gelegenen Schloss Ippenburg und werden von Sternekoch Thomas Bühner raffiniert in Szene gesetzt. Di. bis Sa. geöffnet. restaurant-lavie.de 3 SYTE HOTEL [ 3] Mannheim | Das neu eröffnete Hotel in Bahnhofsnähe empfängt seine Gäste in einem »Livingroom«. Auch Restaurant, Bar, eine Bibliothek plus ein DJ-Deck liegen zentral im Erdgeschoss. Das Interieur des denkmalgeschützten Gebäudes ist mit Leder und dunklem Holz gestaltet, Fotos zeigen Mannheimer Erfindungen wie die Draisine, den Traktor oder das erste Luftschiff. sytehotel.de RESTAUR ANT STOR STAD [2] 2 22 WAGEN EINS 02|15 Regensburg | Bayern trifft Schweden über den Dächern von Regensburg: Im fünften Stock des Goliath-Hauses genießen die Gäste auch auf der Terrasse mit Blick auf den Dom die regionalen und internationalen Spezialitäten von Küchenchef Anton Schmaus, der kürzlich mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde [Businesslunch mit drei Gängen ab 35 Euro, Hauptgang ab 38 Euro]. Das Interieur beeindruckt durch die Kombination aus viel Weiß und Holz im skandinavischen Stil.storstad.de 4 DAS STUE Berlin | Am Abend avanciert das Designerhotel zum Treffpunkt für Nachtschwärmer. Unbedingt probieren: einen Cocktail aus besten alten Whiskeys und Cognacs [ab 12 Euro] am imposanten Kupfertresen, Fr. und Sa. mit LiveBand. das-stue.com MAN VS MACHINE [4] München | Selbst geröstete Bohnen, handgebrühter Kaffee, mit Filter oder Syphon: In diesem Café wird Genuss zelebriert. Im Ang ebot sind auch Tees sowie süße und herzhafte Snacks. Mo. bis Fr. 8–18 Uhr, Sa. 9–19 Uhr. mvsmcoffee.com STANLEY DIAMOND Frankfurt | Traditionelle Küche, neu interpretiert: Hier stehen Speisen wie Saibling auf grüner Soße oder Kabeljau mit Chorizo und Saubohnen auf der Karte [ab 22 Euro]. Di. bis So. ab 18.30 Uhr. stanleydiamond.com FOTOS: SEEHOTEL-NEUKLOSTERSEE.DE; STORSTAD.DE; SYTEHOTEL.DE; MVSMCOFFEE.COM; LAURASDELI.DE; VABALI.DE; KAMEHAGRANDZUERICH.COM; AMERONHOTELS.COM 1 7 K AMEHA [ 7] Zürich | Das Interieur ist zauberhaft vielseitig, ob Shisha-Lounge oder Hotelwände, die in Anspielung an Schweizer Chocolatiers im Stil von Schokoladentafeln gestaltet wurden. kamehagrandzuerich.com CORTISEN AM SEE Salzburg | Das Hotel am Wolfgangsee, knapp 60 Kilometer von Salzburg entfernt, hat einen privaten Badestrand. Angeboten werden Wasserskilaufen, Fliegenfischen und Ausfahrten mit der hoteleigenen Harley-Davidson. cortisen.at 8 AMERON HOTEL [8] Hamburg | Wo früher Kaffee gelagert und umgeschlagen wurde, empfängt heute ein Vier-SterneHotel aus Backstein in Top-Lage in der Hamburger Hafencity seine Gäste. Die Inneneinrichtung ist im schicken Sixties-Look mit einem Hauch von skandinavischem Design gestaltet. Vom »Vitality Spa« in der siebten Etage blickt man bei Sport und Wellness-Anwendungen über die Dächer der Hansestadt. Wer Privatsphäre möchte, zieht sich dagegen in die Private Lounge zurück. ameronhotels.com WAGEN EINS 02|15 23 N Ä C H S T E R H A LT Leipzig D I E S TA D T F E I E R T 1 0 0 0 . G E B U R T S TA G U N D B I E T E T A U C H S O N S T V I E L E G R Ü N D E F Ü R E I N E N Z W I S C H E N S T O P P. 1 10 9 HUNGER Auerbachs Keller [1] Goethe setzte dem Keller in der Grimmaischen Straße 2–4 in seinem »Faust« ein Denkmal. Leipziger sagen: Wer nicht unter Mephistos Blicken das Dessert »Quarkkeulchen« probiert hat, war nie in Leipzig. auerbachs-keller-leipzig.de Mifune [2] Sushi, Sashimi oder Teppan-Yaki? In der Münzgasse 18 können sich die Gäste auch Fisch und Fleisch nach japanischer Art auf einem Edelstahlgrill am Tisch zubereiten lassen. mifune-leipzig.de MUSS MAN SEHEN Museum in der »Runden Ecke« [3] Zeitgeschichte in Originalräumen: In den ehemaligen Büros der Stasi-Offiziere am Dittrichring 24 lässt sich der miefige Büroalltag der Spitzel bestaunen. runde-ecke-leipzig.de Panorama Tower [4] Mit 120 Metern das höchste Restaurant Mitteldeutschlands. Auf der Speisekarte stehen saisonal wechselnde Gerichte. Die spektakuläre Aussicht gibt es gratis dazu [Augustusplatz 9]. panorama-leipzig.de Weitere Bahnhöfe finden Sie unter bahn.de/wageneins AUF EIN GLAS Vinothek 1770 [5] Weinbar im Hotel Fürstenhof mit über 200 edlen Erzeugnissen, kleinen Leckereien und einer großen Auswahl an Käsespezialitäten [Tröndlinring 8]. vinothek-1770.de Milchbar Pinguin [6] Die wohl besten Milchshakes der Stadt gibt es in der Katharinenstraße 4. Oder wie wäre es mit einem Gläschen Vivaldi? Drei Kugeln hausgemachtes Zitroneneis mit Prosecco machen munter. milch-bar-pinguin.de NUR KEIN STRESS Tabak Kontor [7] Zwei begehbare Humidore lassen in der Hainstraße 11 das Herz von Genussrauchern höher schlagen. »La Casa del Habano« im Obergeschoss ist den Havannas vorbehalten. Dicke Ledersessel laden zum ausgiebigen Paffen ein. tabak-kontor.de DB Lounge [8] Der größte Kopfbahnhof Europas bietet mit der DB Lounge die Möglichkeit, kostenlos WLAN zu nutzen und bei Gratisgetränken zu entspannen. bahnhof.de HABEN WOLLEN MÅAT [9] Skandinavische Designermode trifft auf nachhaltige Limonade und exklusive Bücher. Fernab der großen Modeketten lässt der Conceptstore in der Burgstraße 9 viel Platz für ein gutes Lebensgefühl. maat-store.de Handbrotzeit [10] Saftig gefüllte Brotwickel im handlichen Format gibt es in der Nikolaistraße 12–14. Mal bayerisch mit Kraut und Knackern, mal italienisch angehaucht mit Fenchel-Zitronen-Risotto. handbrotzeit.de FOTOS: LAIF; ISTOCK; FOTOLIA; MAAT-STORE.DE; HANDBROTZEIT.DE 2 7
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