MUTIG GEWINNT - Deutsche Bahn

02/2015
WAGEN
EINS
MAGAZIN DER DEUTSCHEN BAHN
FÜR GESCHÄFTSREISENDE
REISEPLANUNG
MIT DER APP:
WIE VERNETZTE
M O B I L I TÄT D I E
DIENSTREISE BEQ U E M E R M A C H T.
D E L I K AT E S S E :
WIE AUF S Y LT
DIE BESTEN
AUSTERN DER
W E LT G E Z Ü C H TET WERDEN.
MUTIG
GEWINNT
J E D E I N N O VAT I O N B R A U C H T E I N E A K T I V E
F E H L E R K U LT U R , H E I S S T E S . D A S K L I N G T B E R U H I G E N D
U N D E I N FA C H – I S T E S A B E R N I C H T .
Einsteigen
GUTE IDEE
Beton liefert Strom
Die Natur ist oft das beste Vorbild: Ähnlich wie
die Fotosynthese Licht in Energie für Pflanzen
umwandelt, kann auch Beton Licht aufnehmen und in Strom umwandeln. Benötigt wird
ein leitfähiger Beton, der unter anderem mit
Titanoxid beschichtet ist, das die Lichtteilchen
der Sonne einfängt. Zuständig für die Umwandlung der Sonnenenergie in elektrische Ladung
sind organische Farbstoffe – in diesem Fall aus
rotem Fruchtsaft –, die das Forscherteam der
Universität Kassel »Bau Kunst Erfinden«
dafür wählte. Dieser Kunstgriff sorgt auf den
Farbstoffsolarzellen [s. Bild] für interessante
optische Effekte und eine umweltfreundliche
Herstellung. Weil die Solarzellen in den neuen
Baustoff »DysCrete« integriert sind, könnten
künftig ganze Fassaden-, Wand- und auch
Bodenflächen damit gestaltet werden – und
regenerativen Solarstrom liefern.
I N H A LT
02 EINSTEIGEN
Gute Idee / Editorial
EDITORIAL
0 4 BAHN & CO.
Carsharing-Verbund / Navigator
am Handgelenk / Industrie 4.0
»W O H I N D I E R E I S E WA N N W O M I T
06 DAS NEUE ICE PORTAL
Diese Services und Informationen
machen das Bahnreisen komfortabler
G E H T, L Ä S S T S I C H H E U T E S C H N E L L
PER SMARTPHONE BE STIMMEN.«
08 SYLTER ROYAL
Die Delikatesse aus der Nordsee
SCHÖN NACHHALTIG
Die mehrfach prämierte
Forschungsplattform
»Bau Kunst Erfinden« der
Design-Professorin Heike
Klussmann verbindet
Architektur, Materialwissenschaft und Design.
baukunsterfinden.org
1 1 TR AINING
Fitnesstipps für die Geschäftsreise
1 2 REDEN WIR ÜBER ...
Mehr Reisekomfort durch digitale
Helfer. Interview mit dem Verkehrsforscher Andreas Knie
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt, aber auch die
berufliche Mobilität. In der neuen Ausgabe von WAGEN EINS,
dem Magazin für Geschäftskunden der Deutschen Bahn, gehen
wir der Frage nach, welche Auswirkungen die technischen
Möglichkeiten auf den Geschäftsreiseverkehr haben. Lassen
sich Informationen, Services und die Wahl des Verkehrsmittels
künftig über eine App steuern?
16FOKUS
Versuch und Irrtum – wie steht es um
die Fehlerkultur in Deutschland?
FEEDBACK
Ihre Meinung ist uns
wichtig. Schreiben
Sie uns, wie Ihnen
unser Magazin
gefällt. Auch Fragen
und Anregungen
sind willkommen.
bahn.de/wageneins
19 UNTERWEGS
Besser lesen mit neuen E-Readern
20GENIESSEN
Lecker Schoki: Die neue Vielfalt
21 WIE FUNKTIONIERT ...?
Telefonieren. Die Dos and Don’ts
22 GUT ANKOMMEN
Neue Hotels, Bars & Day-Spas
20 NÄCHSTER HALT
Leipzig: Zehn Hotspots
Mit dem neuen ICE Portal haben Sie demnächst Zugriff auf
viele Services, die das Reisen angenehmer machen [ab Seite 6].
Auch hier spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Wohin
die Reise wann und womit geht, was man danach wo unternimmt, das alles lässt sich heute schnell vom Smartphone aus
bestimmen. Wie sehr digitale Helfer künftig zum Komfort
beitragen, erläutert Verkehrsforscher Andreas Knie ab Seite 12.
Sie selbst waren noch nicht im Silicon Valley? Macht nichts,
der Geist der kalifornischen Unternehmerkultur hat längst die
deutschen Büroetagen erreicht. Auf einmal wird auch bei uns
ein neues unternehmerisches Denken beschworen. Dazu gehört
Mut, auch mal Fehler zu machen. Ab Seite 16 erfahren Sie, wie
die »Fehlerkultur« in deutschen Betrieben angekommen ist.
Ich wünsche Ihnen viele gute Anregungen und Lesespaß mit
unserer neuen Ausgabe von WAGEN EINS.
Mit herzlichen Grüßen,
Karina Kaestner, Leiterin DB Vertrieb Geschäftskunden
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WAGEN EINS 02|15
IMPRESSUM
Herausgeber: DB Mobility Logistics AG
Projektleitung/Koordination: Simone
Schreier, DB Vertrieb GmbH, Stephensonstraße 1, 60326 Frankfurt am Main.
[email protected]
Redaktion: G+J Corporate Editors GmbH
Chefredakteur: Stephan Seiler [V.i.S.d.P.]
Redaktionsleitung : Uwe Pütz
Creative Director: Jürgen Kaffer
Art Director: Astrid Thienhaus
Bildredaktion: Stephanie Harke
Redaktionelle Mitarbeit: Christiane Winter
Freie Mitarbeit: Doreen Dormehl, Gaby
Herzog, Christoph Hus, Nicola Malbeck,
Kristin Oeing, Raphaela Scharf, Helmut
Ziegler
Anschrift der Redaktion:
Wagen eins, Brieffach 40, 20444 Hamburg,
Tel. 040/37 03-50 53, Fax 040/37 03-50 67
Geschäftsführung: Soheil Dastyari
Objektleitung: Gregor Kupper
Herstellung: DB Kommunikationstechnik
GmbH, [email protected],
www.dbkt.de
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MEIN LIEBLINGSPLATZ
Bahn & Co.
REISEBEGLEITUNG AM
HANDGELENK
Der »DB Navigator«, die
praktische Reise-App, zeigt
wichtige Reiseinformationen
auf der Apple Watch an. Ob
Abfahrtszeiten, Sitzplatz­
reservierungen, Reiseverlauf
oder die verbleibende Zeit bis
zum Umstieg – für all dies
reicht nun ein Blick auf das
Handgelenk. Auch auf
Verzögerungen macht die Uhr
bei aktiviertem Verspätungs­
alarm aufmerksam oder zeigt
über GPS Haltestellen in der
Nähe an. Die aktuelle Version
der App steht kostenlos im
App-Store bereit.
VITA: Der Komiker und Fernsehmoderator Kaya Yanar, 42, legt im Jahr 2 000 Zugkilometer
zurück. Aktuell tourt er mit der Show »Around the World« durch Deutschland und tritt u. a. in
Hannover [3. Oktober], Köln [10. Oktober] und Mannheim [23. Oktober] auf. kaya.tv
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WAGEN EINS 02|15
SOFORT PRÄMIE SICHERN
Jeder Geschäftsreisende,
der sich neu bei »bahn.bonus«,
dem Bonusprogramm der
Deutschen Bahn anmeldet,
kann sich bis zu 500 Punkte
sichern und diese direkt
gegen eine Prämie eintauschen – zum Beispiel für ein
1.-Klasse-Upgrade. Viele
Punkte winken nicht nur auf
jeder Bahnfahrt, sondern auch
bei zahlreichen Hotels und
ausgewählten Online-Shops.
bahn.de/bahn.bonus
Test it!
DIE ZUKUNFT DER
DEUTSCHEN BAHN
A K T I V M I T G E S TA LTEN? DIESE EXKLUSIV E CH A NCE KÖ NNEN
GESCHÄFTSREISENDE
JETZT NUTZEN – UND
SICH FÜR WORKSHOPS
S O W I E P R O D U K TTESTS FÜR ANGEBOTE
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­G E S C H A E F T S R E I S E N @
DEUTSCHEBAHN.COM
FOTOS: ACTION PRESS; MOOVEL.COM; APPLE.COM
Herr Yanar, haben Sie eine Lieblingsstrecke?
Ich fahre kreuz und quer durch die Republik, oft von Köln aus. Dabei mag ich
vor allem die schnellen Strecken nach Frankfurt. Der ICE fährt so schnell, man
braucht sich gar nicht erst hinzusetzen.
Sollten Sie sich doch mal hinsetzen, auf welchen Platz am liebsten?
Im Großraum, Fensterplatz, letzte Reihe in Fahrtrichtung – und Ruhezone.
Was haben Sie immer im Gepäck?
Handy und Laptop plus Kabel, Ohrstöpsel und Kopfhörer, je nach Bedarf.
Womit beschäftigen Sie sich unterwegs?
Entweder lese ich etwas, schaue einen Film oder schlafe einfach.
Spricht man Sie unterwegs oft an?
Ja, schon, vor allem das Personal ... [lacht]
Was antworten Sie dann?
»Hau ab!« Dann lachen wir zusammen und machen gemeinsam ein paar Fotos.
Haben Sie unterwegs mal etwas Ungewöhnliches erlebt?
Immer wieder lustige Versprecher, wie sie jedem von uns passieren könnten,
oder lustige Bahnansagen: »Ich bitte Sie, die Entschuldigung zu verspäten!«
oder »Der Zug vor uns hat zwar 800 PS mehr als wir, aber dafür fünf Türen
weniger. Da dauert das Ein- und Aussteigen!« Es gibt eine Twitter-Seite, die
sich diesen Bahn-Ansagen widmet. Ich liebe es, wenn Menschen Spaß in ihrem
Job verbreiten ...
Deutsche
Bahn und
Daimler im
Verbund
TITELILLUSTRATION: TILMAN FAELKER
K AYA YA N A R
GEWINNSPIEL
CARSHARING-NETZWERK
Mit dem ICE fährt man direkt in die Zentren der
Städte. Doch wie geht es am schnellsten weiter, wenn
man von dort zum nächsten Kundentermin kommen
möchte? Durch die Verknüpfung des CarsharingAngebots »Flinkster« der Bahntochter DB Rent mit
dem Service »car2go« des Autoherstellers Daimler
profitieren Geschäftsreisende ab sofort vom größten
Netzwerk an Carsharing-Fahrzeugen bundesweit.
Über ein nahezu flächen­d eckendes Netz stehen nun
über 7000 Autos bereit.
Die Kooperation der beiden Anbieter ermöglicht mehr
Flexibilität und Mobilität nach Maß. Neben den rund
3300 »Flinkster«-Fahrzeugen an mehr als 1000
Stationen in über 200 Städten – darunter alle großen
ICE-Stationen – können Flinkster-Kunden damit auf
weitere 3550 »car2go«-Autos in sechs Ballungsräumen zugreifen. Diese sind nicht an feste Stationen
gebunden, sondern können nach dem »Free-FloatingSystem« an einem beliebigen Ort wieder abgestellt
werden.
Die Fahrzeuge werden per Smartphone über die
»Flinkster«-App reserviert und geöffnet. Eine
zusätzliche Registrierung für die Nutzung der
jeweiligen Partnerdienste ist nicht erforderlich.
Berechnet wird die Fahrtzeit pro Minute. Spontanbuchungen sind möglich. flinkster.de
Wie heißt das neue
Informations- und
Unterhaltungsprogramm im ICE?
Schicken Sie Ihre Antwort bis zum
31.12.2015 an folgende E-Mail-Adresse: geschaeftsreisen@deutschebahn.
com. Verlost wird bis zum Einsendeschluss jeweils zum Monatsende eine
Apple Watch mit Aluminiumgehäuse
und Sportarmband in Weiß [42 mm].
Hinweis: Eine Barauszahlung des Preises ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mitarbeiter der Deutschen Bahn sowie deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Die Gewinner
werden unter allen Teilnehmern mit der richtigen Antwort ausgelost und per E-Mail oder per Post
benachrichtigt. Die Daten werden nach Gewinnspielabwicklung gelöscht. Im Umgang mit Ihren
persönlichen Daten werden selbstverständlich alle Vorgaben des Datenschutzes beachtet.
IN ALLER MUNDE
Industrie 4.0
WAS ES BEDEUTET:
Zuerst kam die Dampfmaschine, dann das Fließband. Mit dem
Computer, um 1940, begann das digitale Zeitalter. Industrie 4.0 ist der
Name eines Projekts aus dem Jahr 2014, vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung initiiert. Es zielt darauf ab, die deutsche
Industrie »an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution in die
Lage zu versetzen, für die Zukunft der Produktion gerüstet zu sein«.
Man kann auch Wirtschaftsförderung dazu sagen.
WAS ES WIRKLICH HEISST:
Die vierte industrielle Revolution hat längst begonnen. Die Autobranche wurde umgekrempelt [Carsharing, vernetztes Fahren], der Einzelhandel [E-Commerce], die Finanzmärkte [Hochfrequenzhandel] oder
die Musik- und Filmwirtschaft [Spotify, Netflix]. Wenn der Kühlschrank mit dem Lieferdienst kommuniziert, um Milch nachzubestellen, ist das nur ein Vorgeschmack auf ein Leben 4.0. Weil Sensoren
künftig in nahezu allen Dingen eingebaut werden können, kommunizieren mehr und mehr Maschinen miteinander, verändern Produk­
tionsprozesse, unsere Arbeitswelt, unseren Alltag. Die künstliche
Intelligenz verheißt der Wirtschaft einerseits rasante Produktions­
steigerungen, wirft aber auch die Frage auf, welche Rolle wir in diesem
Prozess noch spielen. Darauf vorbereitet ist niemand so richtig, nur
eines scheint klar: Industrie 4.0 wird kommen wie ein Naturgesetz.
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I C E P O R TA L
Alles drin
D A S N E U E I N F O R M AT I O N S - U N D U N T E R H A LT U N G S P R O G R A M M B I E T E T I C E - R E I S E N DEN VIELE SERVICES. EIN AUSBLICK.
STÄDTEJOURNAL
Sobald der Reisende das ICE Portal
aufgerufen hat [ice.portal], weiß
dieses, wo er sich gerade befindet
und bietet Tipps zum nächsten Halt
an. Zudem liefert der Bereich
Hinweise zu Sehenswürdigkeiten,
Restaurants und Cafés für zunächst
50 ICE-Haltebahnhöfe in Deutschland.
Ergänzt wird das Angebot mit
Video- und Audiobeiträgen der
»mobil«-Redaktion zu ausgewählten
Reisezielen.
DB WELT
Hier erhält der Geschäftsreisende
Informationen zum Serviceangebot der
Deutschen Bahn. Beispielsweise kann
er sich die Speise- und Getränkekarte
des Bordrestaurants aufrufen, findet
praktische Hinweise etwa zum Einlösen
von bahn.bonus-Punkten oder kann prüfen,
ob eine Flinkster-Station am Zielbahnhof
vorhanden ist.
Heute Leipzig, morgen Köln – Geschäftsreisende sind viel unterwegs und nutzen die
Zeit im Zug gerne zum Arbeiten. Das neue
»ICE Portal« der Deutschen Bahn macht die
Zugfahrt noch komfortabler: Auf einen Blick
erhalten Bahnreisende hier stets aktualisierte Informationen rund um Reiseverlauf,
Weiterfahrt und Anschlusszüge und können
sich mit digitalen Stadtplänen am Ankunftsort orientieren. Das Informations- und
Unterhaltungsprogramm, das sukzessive
erweitert wird, bringt die Fahr­gäste stets auf
den neuesten Stand.
Das »ICE Portal« ist im vierten Quartal 2015
in vielen ICE-Zügen innerhalb Deutschlands
über WLAN kostenlos und ohne Anmeldung
verfügbar. Benötigt wird für die Nutzung ein
WLAN-fähiges Endgerät [Laptop, Tablet oder
Smartphone] mit dem Betriebssystem
Windows, IOS oder Android sowie einen
neueren Browser.
MEINE FAHRT
Bei der Ankunft am Bahnhof
müssen Sie umsteigen? Dafür ist
diese Rubrik besonders nützlich: Mit
einem Mausklick kann in diesem
Bereich der genaue Verlauf der
Geschäftsreise inklusive aller
Anschlussfahrten hinterlegt werden.
Sollte sich zum Beispiel eine Weiterfahrt verzögern, finden sich hier alle
aktuellen Informationen zu Anschlusszügen und Umstiegsgleisen.
Ebenfalls bequem vom ICE aus lässt
sich die »Aufhebung der Zugbindung« als PDF herunterladen, die als
Mitfahrberechtigung auch in
inter­n ationalen Zügen gilt, falls die
gebuchte Strecke im Falle einer Verspätung nicht mehr erreicht werden
kann. Damit sparen Geschäftsreisende den Weg zum Zugbegleiter oder
zum Infopoint im Bahnhof.
ZUGLAUFLEISTE
In der »Zuglaufleiste« im
unteren Bildschirmbereich finden sich alle
ständig aktualisierten
Zuginformationen wie
die Halte- und Ankunftszeiten an den nächsten
Bahnhöfen, Verspätungsinformationen oder
Übersichtskarten mit
Attraktionen zur Orientierung oder Informationen
am Ankunftsort.
FOTO: JO KIRCHHERR FÜR DB
NACHRICHTEN
Ob zum Kundentermin oder zur Präsentation
in der entfernten Niederlassung – über die
neuesten Nachrichten stets gut informiert zu
sein ist für Geschäftsreisende unverzichtbar.
Unter dem Menüpunkt »Nachrichten« erhalten
Reisende mehrmals täglich aktuelle Informationen und Videos der ARD über das aktuelle
Geschehen. Zum Angebot gehören Sendungen
wie die »Tagesschau in 100 Sekunden«.
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S Y LT E R R O YA L
E I N E S I CH E R E
B A N K F Ü R FE I N S CH M ECK E R
S Y LT
|
Seit 1986 werden auf den Zuchtbänken der Nordseeinsel Sylt, zwischen List und Kampen, wieder Austern
gezüchtet. Heute gehören sie zu den besten der Welt.
WESTERL AND
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FOTOS: LAIF
W
SCHLEPPER IM SCHLICK
Wenn die Ebbe die Zuchtbänke freilegt,
tragen Markus und Carsten die Austern in
hohen Körben bis ins Lager nach List.
IMMER AUF LAGER
Im November transportieren
die Fischer um Carsten bis zu
drei Millionen Austern ins
Lager. Dort überwintern viele
in Salzwasser-Bassins und
können so über viele Monate
frisch ausgeliefert werden.
ann für Markus und Carsten der Arbeitstag beginnt, bestimmt der Gezeitenkalender. Für 13.20
Uhr haben die Experten
heute Niedrigwasser zwischen List und
Kampen vorausberechnet. In hohen Gummistiefeln verlassen die Männer die Lagerhalle von Dittmeyer’s Austern-Compagnie
und fahren mit dem Traktor ins Watt. Die
Sonne scheint, der Wind weht von Nordost.
Das Meer hat sich schon einige hundert Meter zurückgezogen, rostige Metallgestelle,
die in langen Reihen hintereinanderstehen,
tauchen aus dem Wasser auf. Nur bei Ebbe
können die Austernfischer einige Stunden
lang die Zuchtbänke, die 300 Meter vom
Strand entfernt liegen, erreichen.
Seit 1986 wird die sogenannte »Sylter
Royal« auf der Nordseeinsel gezüchtet.
­
Clemens Dittmeyer, der Sohn des Saftherstellers, hat die Muschelfischerei wiederbelebt, nachdem die edlen Schalentiere wegen
Überfischung vor etwa 100 Jahren ausgerottet wurden. Mittlerweile verkauft die Farm
jedes Jahr zwei bis drei Millionen Austern.
Die Wasserqualität auf der Nordseeinsel ist
sehr gut, die Muscheln sind für ihr mildes,
leicht buttriges Aroma bekannt und in der
ganzen Welt begehrt.
Markus und sein Kollege lösen die ersten
»Poches« [franz.: Tasche] von den Gestellen
und beginnen, die bis zu 20 Kilogramm
schweren Netze zu schütteln. Eine kraftraubende, aber wichtige Arbeit, da die Aus-
tern sich mit ihren Zementdrüsen gerne
­aneinander festkitten. Durch das Hin-undher-Bewegen werden die Muscheln voneinander getrennt. Rund 22-mal wird jede Auster so von Hand bewegt, bevor sie verzehrt
wird.
Schon im 11. Jahrhundert ließ Dänen­
könig Knut der Große die ersten Austernbänke anlegen. Nachdem die europäische
Auster ausgerottet war, führte man in Sylt
die pazifische Felsenauster ein, die nach
zwei bis drei Jahren ihre »Genussreife« erreicht hat. Damit die kälteempfindlichen
Tiere nicht erfrieren oder vom Eis zerdrückt
werden, bringen die Austernfischer sie im
November ins Lager nach List. Dort überwintern sie in Salzwasser-Bassins und können so, sehr zur Freude der Gourmets, heute
das ganze Jahr über versandt werden.
DELIK ATESSE
Die »Sylter Royal« ist die
einzige Auster, die in Deutschland gezüchtet wird. Sie wird
natur oder mit feinem GemüseEssig-Dressing serviert.
PROBIEREN
Dittmeyer’s Bistro in List
serviert ganzjährig Austern
in vielen Variationen.
sylter-royal.de
ANREISEN
Die Bahn fährt von vielen
Städten über den Hindenburgdamm direkt bis nach
Westerland. syltshuttle.de
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1
2
TRAINING
10 x
Fitness für
Geschäftsreisende
6
7
SPORT AUF REISEN IST SCHWIERIG? NICHT MIT DIESEN ÜBUNGEN
FÜR MUSKEL AUFBAU UND DEHN U N G . S I E H A LT E N F I T U N D B E N Ö TIGEN JEWEIL S NUR 30 SEKUNDEN.
8
3
4
1 | BEINE AUSSTRECKEN
Beine im rechten Winkel auf
den Boden stellen. Fußspitzen anziehen und Beine
ausstrecken, zehn Sekunden
halten und langsam wieder
auf dem Boden absetzen.
6 | LIEGESTÜTZ
Mit etwas über schulterbreiten Armen in den Liegestütz
gehen, den Oberkörper
möglichst weit absenken und
aus den Armen wieder nach
oben drücken.
2 | STRICKLEITER
Die Hände bei aufrechtem
Oberkörper Richtung Decke
strecken und abwechselnd
mit der linken und rechten
Hand nach oben greifen und
dabei immer »größer« werden.
7 | STEPS
Geht auch mit einem stabilen
Hotelzimmerstuhl: Über 30
Sekunden lang auf- und
absteigen.
3 | KNIEBEUGEN
Die Schultern gerade halten
und darauf achten, dass die
Knie nicht über die Zehen
ragen. Übung mehrmals
wiederholen.
ILLUSTRATION: TIM MÖLLER-KAYA
5
4 | KNIELAUF
Im Stand marschieren. Dabei
sollten sich das linke Bein und
der rechte Arm sowie das
rechte Bein und der linke Arm
aufeinander zubewegen.
5 | WANDSITZ
Den Rücken fest an die Wand
drücken und dabei die Beine
in einem Winkel von 90 Grad
beugen. Mehrmals einige
Sekunden halten.
9
8 | GLEICHGEWICHT HALTEN
Im Hotelzimmer auf das Bett
stellen, ein Bein anheben und
das Gleichgewicht möglichst
lange auf der federnden
Unterlage halten. Trainiert
die Tiefenmuskulatur.
Funktioniert auch auf dem
Fußboden.
9 | SEITSTÜTZ
Seitlich hinlegen, der
Unterarm befindet sich dabei
unterhalb der Schulter, die
Beine sind gestreckt. Nun das
Becken heben, bis der Körper
eine gerade Linie bildet, und
wieder absenken.
10
10 | RÜCKENDEHNUNG
Im Vierfüßlerstand die Wirbelsäule rund machen [Katzenbuckel] und wieder strecken.
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REDEN WIR ÜBER ...
D I G I TA L E H E L F E R W E R DEN DA S R EISEN KÜNFT I G B EQ U E M E R M A C H E N ,
SAGT DER E XPERTE FÜR
V E R N E T Z T E M O B I L I TÄT,
ANDRE A S KNIE. DENN:
WO EINE APP, DA EIN WEG .
O B B E I D E R WA H L D E S
SCHNELL STEN VERKEHR S MIT TEL S ODER DEM
T R E F F E N V O N G L E I C H G ES I N N T E N U N T E R W EG S .
12
WAGEN EINS 02|15
Wie reisen wir in
Zukunft? Antworten
darauf findet das von
Andreas Knie [54]
geleitete Berliner
Innovationszentrum
für Mobilität und
gesellschaftlichen
Wandel [InnoZ].
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BAHNPROFIL
Andreas Knie reist mehrmals wöchentlich mit der
Bahn und legt im Jahr rund
35 000 Kilometer zurück.
Mit der Bahn verbindet er
vor allem angenehmes
Reisen: »Wenn man erst
einmal auf seinem Platz
sitzt, dann ist Reisen mit der
Bahn wunderbar.«
noch mit dem Auto von Termin zu Termin, aber öffentHerr Knie, wie reisen Sie am liebsten, wenn Sie
liche Verkehrsmittel werden für diese Klientel wichtiger.
geschäftlich unterwegs sind?
Mir kommt es darauf an, dass ich bequem, kostengüns- Warum?
tig und schnell reise. Nach diesen Kriterien entscheide Weil Geschäftsreisende oft unter Zeitdruck stehen. Im
ich, welches Verkehrsmittel für mich infrage kommt. Auto können sie nicht während der Fahrt arbeiten,
Die Bahn nehme ich für die mittleren Distanzen, das ­jedenfalls nicht, wenn sie selbst fahren. Aus diesem
Flugzeug für längere Strecken. Wenn ich nur in Berlin Grund steigen immer mehr vom Auto auf die Bahn um.
unterwegs bin, nutze ich je nach Strecke und verfüg­ ... und stehen vor der Frage: Wie komme ich dann
barer Zeit mal U-Bahn, mal Carsharing oder auch ein vom Bahnhof weiter zum Zielort?
Leihfahrrad.
Antworten darauf liefert heute das Smartphone. Es
Sind Sie damit der typische Geschäftsreisende von
macht die Wahl des Verkehrsmittels viel einfacher.
heute?
Früher ging das natürlich auch: Man konnte erst FahrNicht ganz. Menschen neigen zur Routine. Die meis- rad fahren, sich dann in den Zug setzen, später mit der
ten möchten nicht lange über Mobilität nachdenken U-Bahn zum Termin. Das Problem war nur: All die
müssen. In der Regel haben sie einige Verkehrsmittel Möglichkeiten und Verbindungen musste man im
im Kopf, die sie immer nutzen. Früher war das zualler- Kopf haben. Da war es für Geschäftsreisende einfacher
erst das Auto. Viele Geschäftsreisende fahren immer und bequemer, gleich das Auto zu nehmen. Das ist
14
WAGEN EINS 02|15
FOTOS:GENE GLOVER FÜR WAGEN EINS
ZUR PER SON
Andreas Knie, geboren 1960
in Siegen, ist Geschäftsführer des Berliner Innovations­
zentrums für Mobilität und
gesellschaftlichen Wandel
[InnoZ], Hochschullehrer
am Institut für Soziologie
der Technischen Universität
Berlin und Bereichsleiter für
Intermodale Angebote der
Deutschen Bahn. In seiner
Forschung beschäftigt er
sich schwerpunktmäßig mit
vernetzten Verkehren.
heute nicht mehr nötig. Das Smartphone bildet alle
verfügbaren Verkehrsmittel ab, es macht beweglicher
– unabhängig davon, ob man ein Auto hat oder nicht.
Liegt in der Digitalisierung der Schlüssel für das
sogenannte intermodale Reisen?
Ja! Welches Verkehrsmittel mir gerade am meisten
nutzt, entscheide ich per Smartphone-App. Manche
Geschäftsreisende haben für jedes Verkehrsmittel eine
eigene App: für die Bahn, fürs Carsharing, für Leihfahrräder und so weiter. Es gibt viele Forschungsprojekte,
die sich damit beschäftigen, eine integrierte SoftwareApplikation für alle Verkehrsmittel zu entwickeln. Dabei kristallisiert sich heraus, dass sie drei Dinge können
muss: Informationen liefern, Zugangsmöglichkeiten
zu allen Verkehrsmitteln bieten und die Bezahlung
vereinfachen.
Wie genau kann man sich das vorstellen?
Eine solche App muss auf einen Blick viele Fragen beantworten: Fährt die Bahn aktuell mit Verspätung?
Stehen in der Nähe des Hauptbahnhofs gerade Carsharing-Autos zur Verfügung, oder sind alle belegt? Gibt es
irgendwo Straßensperren und Baustellen? Außerdem
muss der Reisende die Verkehrsmittel auch unkompliziert buchen können. Das Ticket sollte in die App integriert sein. Und beim Carsharing sollte man das Auto
mit der App öffnen können. Es darf keinen Medienbruch geben. Dazu gehört auch, Fahrten mobil bezahlen zu können. Gerade für Geschäftsreisende ist das
wichtig. So können sie für ihre Buchhaltung einfacher
nachhalten, was sie wo wie genutzt haben. Die Bahn ist
mit der App »Qixxit« schon auf einem guten Weg, auch
wenn noch nicht alle Mobilitätsanbieter in der
App verfügbar sind.
Am Bahnhof Berlin-Südkreuz erproben Sie gerade
die sogenannte Indoor-Navigation. Was ist das?
Wir testen dort Ortungstechniken in einem Gebäude.
Die verbreitete Technik GPS funktioniert zwar im Freien gut, nicht aber in Gebäuden. Es gibt mit WLAN und
Bluetooth Low Energy allerdings Techniken, die eine
Ortung innerhalb eines Raumes erlauben, mittlerweile
bis auf 50 Zentimeter genau. Der Bahnhof Südkreuz ist
etwas unübersichtlich. Deshalb ist der Wunsch der
Reisenden nach Orientierung dort besonders groß. Wir
untersuchen momentan, welche Funktionen eine
­Navigations-App im Bahnhof haben sollte. Gerade für
Geschäftsreisende, die nicht jeden Bahnhof wie ihre
Westentasche kennen, können solche Systeme hilfreich sein. Stellen Sie sich vor, Sie waren noch nie in
diesem Bahnhof, haben keine Ahnung, von welchem
Gleis Ihr Zug abfährt, müssen aber schnell zu einem
Termin. In solchen Fällen führt die Indoor-Navigation
Sie vom Taxistand vor dem Bahnhof bis zu Ihrem Platz
im Zug. Das spart eine Menge Zeit – und Nerven.
Es gibt inzwischen viele Apps, die die Interaktion
zwischen Menschen auf Reisen fördern wollen.
Was halten Sie davon?
Mitfahrzentralen wie Bla Bla Car bieten Reisenden die
Möglichkeit, sich zu gemeinsamen Fahrten zu verab­
reden. Für Bahnfahrten kann man sich ebenfalls auf
Seiten wie traindate.de zu gemeinsamen Reisen verab-
reden, mit der App »Lokin« kann man mit den Mitreisenden im gleichen Zug chatten. Die Digitalisierung
macht das Reisen also sozialer. Das ist auch für viele
Geschäftsreisende interessant, die sich denken: Wenn
XY auch gerade im Zug ist, könnte ich ihn ja mal etwas
fragen. Geschäftsreisende, die gerade auf dem Weg zu
einer größeren Konferenz sind, können sich bereits im
Zug mit anderen Teilnehmern unterhalten, indem sie
digitale Hilfsmittel zur Vernetzung nutzen.
In Milton Keynes bei London sollen ab 2017
selbstfahrende Gondeln den Nahverkehr in der
Stadt erweitern. Per Smartphone ordern die
Kunden eine solche Fahrkapsel, die den Weg ohne
Fahrer findet – ein Modell für Deutschland?
Auch wenn es sich bei dem Projekt erst einmal um einen Probelauf und nicht um eine komplette Umstellung des Nahverkehrs handelt: Das Projekt ist sehr
spannend und wird zeigen, welch großes Potenzial das
Thema »autonomes Fahren« hat.
Wann sehen wir in Deutschland die ersten selbstfahrenden Autos?
Da wage ich keine genaue Prognose. In unseren Theorien funktioniert das alles gut – aber wir sind gerade
erst dabei, das autonome Fahren auch in der Praxis zu
testen. In Deutschland werden solche Fahrzeuge vermutlich zunächst auf Autobahnen in Kolonnen fahren.
Nicht umsonst soll die erste nationale Teststrecke auf
der A 9 eingerichtet werden – also auf einer Autobahn,
nicht innerhalb einer Stadt. Erst später könnte auch
der komplexe Stadtverkehr mit seinen vielen Störquellen reibungslos flächendeckend mit selbstfahrenden
Fahrzeugen funktionieren. Bis dahin werden aber
noch mindestens zwei Jahrzehnte vergehen.
»DIE APP DER
ZUKUNFT MUSS
DREI DINGE
KÖNNEN: IN F O R M AT I O N E N
LIEFERN, ZUGANG ZU ALLEN
V E R K E H R S M I TTELN BIETEN
UND DIE BEZAHLUNG VERE I N FA C H E N .«
WAGEN EINS 02|15
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N
a, wie cool sind Sie? Waren Sie – oder zu­
mindest einer Ihrer Kollegen – kürzlich auf
Pilgerfahrt im Silicon Valley? Tragen Sie
nun lässigere Kleidung im Büro? Nutzen Sie
Begriffe wie »goal digger«, »predictive analytics« und »smarketing?« Wollen junge Data-Scientists einstellen? Und überhaupt, muss nicht dringend eine neue
Fehlerkultur im Unternehmen etabliert werden?
Für jedes Ja dürfen Sie sich fünf Punkte gutschreiben.
Weitere fünf, wenn der Holzfällerbart schon wieder ab ist.
Und noch einmal fünf, wenn Sie gemerkt haben, dass dieser
Test nicht ganz ernst gemeint war. Denn die Adaption der
Prinzipien des Silicon Valley könnte was sein? Ein Fehler,
genau. Wie sagte schon Siemens-Chef Joe Kaeser? »Man
muss das Silicon Valley kapieren, nicht kopieren.«
Fehler zu machen gilt dennoch derzeit als schwer angesagt. Schon 2007 widmete das Wirtschaftsmagazin »Brand
Eins« dem »Felher« eine Titelseite. In den Jahren darauf
quollen die Ratgeberregale beinahe über: »Lernen aus Fehlern: Wie man aus Schaden klug wird«, »Lob des Irrtums –
Warum es ohne Fehler keinen Fortschritt gibt« oder »Gescheiter scheitern – Eine Anleitung für Führungskräfte und
Berater«. Parallel etablierten sich in Berlin und Hamburg
die »FuckUp Nights« – Abende, an denen Gescheiterte davon erzählen, wie sie ihre Geschäftsidee versemmelt haben.
Über Fehlerkultur wird in Deutschland also intensiv
nachgedacht. Der Grund dafür ist simpel: Fehlschläge sind
im Silicon Valley – jenem 80 Kilometer langen und 20 Kilometer breiten Küstenstreifen südlich von San Francisco –
angeblich Teil der sonnigen Lebens- und Arbeitsphilosophie. Und die Unternehmen, die dort residieren, Apple,
Facebook, Google, nun mal die derzeit reichsten und mächtigsten der Welt.
Wenn also in der Facebook-Zentrale, von der aus mehr als
1,4 Milliarden Menschen erreicht werden, gerahmte Appelle wie »Fail harder« die Wände zieren, kann man ins Grübeln
kommen. Was ist überhaupt ein Fehler? Ist Scheitern wirklich toll? Was kann man gebrauchen, was nicht?
VERSUCH
MACHT KLUCH
Ein Lob dem Irrtum, scheitere erfolgreich, denn ohne Fehler
kein Fortschritt – so lauten die Slogans, die eine neue Fehlerkultur propagieren. Doch was bewirkt sie? Und ist die deutsche
Wirtschaft schon bereit dafür?
16
WAGEN EINS 02|15
WER SICH STÄNDIG VOR DEM
IRRWEG FÜRCHTET, WIRD
NICHTS NEUES PROBIEREN.
»In den Achtzigerjahren wurde auf meine Anfrage nach
Untersuchungen in deutschen Unternehmen oft geantwortet: ›Fehler passieren in diesem Unternehmen nicht‹«, sagt
Professor Michael Frese, der an den Universitäten von Lüneburg und Singapur Management und Organisation lehrt.
»Heute sind die Unternehmen offener für die Frage, wie
man das Problem in den Griff bekommt, aus Fehlern lernen
und so Qualität verbessern kann.«
Denn Fehler kosten meist Geld – von der falsch notierten
Lieferadresse bis zur aufwendigen Rückrufaktion. Von daher
fließt gerade in deutschen Unternehmen enorm viel Zeit und
Energie in die Planung, um Abläufe und Produkte so perfekt
wie möglich zu machen. Der deutsche Maschinenbau-Konzern Schaeffler über sein Selbstverständnis: »Das Ziel unserer
Qualitätspolitik erschöpft sich nicht darin, fehlerhafte Produkte zu entdecken und auszusortieren. Unser Qualitätsdenken sorgt vielmehr dafür, dass Fehler erst gar nicht entstehen.
Null Fehler ist deshalb das erklärte Unternehmensziel.«
Dieses auch als ballistisch bezeichnete Denken ist ökonomisch durchaus sinnvoll. Fehlerkosten steigen exponentiell
– je länger ein Fehler unentdeckt bleibt, umso höher werden
die Kosten zu seiner Behebung. Was in der Planung mit einem Euro in der Bilanz aufläuft, beziffert sich in jeder weiteren Stufe – Entwicklung, Arbeitsvorbereitung, Fertigung
sowie beim Kunden – etwa um den Faktor Zehn.
Allerdings ist bekanntlich nichts ohne sein Gegenteil
wahr. Statistiker kennen den Pareto-Effekt, der besagt, dass
80 Prozent der Ergebnisse mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes erreicht werden – je näher man den 100 Prozent kommen will, desto mehr Aufwand ist gefordert. Weshalb heute
in vielen Fällen Software-Anwendungen beim User reifen –
»Done is better than perfect«, auch dieses Motto hängt bei
DIE FRAGEN KLINGEN SIMPEL. Ihre Antworten sind jedoch Facebook an der Wand. Erfolg macht zudem konservativ –
tückisch. Das beginnt bei der Fehlerdefinition. Mal tritt er warum sollte man das eigene Handeln kritisch analysieren?
bei Dingen auf, einer Autopanne etwa; mal bei Menschen, Schließlich trägt auch eine Firmenkultur der Angst dazu bei,
etwa jenen, denen es an Führungskraft mangelt. Häufig unbeweglich zu werden: Wer sich ständig davor fürchtet,
wird er erst bei konkreten Handlungen Einzelner sichtbar, ­einen Irrweg einzuschlagen, wird nichts Neues ausprobieren.
seine Ursache liegt aber in der Konstruktion darunter. Auch Untersuchungen zufolge sind bis zu 60 Prozent firmeninterseine Bewertung ist diffizil – ein falsches Wort im Diktat hat ner Mails sogenannte Cover-your-Ass-Mails, mit denen der
eine andere Qualität als eine falsch analysierte Blutgruppe. Absender belegen kann, dass er nicht allein verantwortlich
Schließlich ist oft unklar, wer darüber bestimmt, was als ist, wenn etwas schiefgegangen ist.
Fehler gilt, was nicht.
»Nichterfüllung einer festgelegten Anordnung« – so lau- NUN IST DAS ALLES SO NEU NICHT. Schon Konfuzius wusste:
tet die etwas ruppige, aber letztlich nichtssagende Defini­ »Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, betion gemäß der DIN-Norm ISO 9000 für Qualitätsmanage- geht einen zweiten.« Henry Ford ergänzte: »Suche nicht
ment. Was wohl Christoph Kolumbus gesagt hätte, hätte nach Fehlern, suche nach Lösungen.« Und von der aus
diese Norm schon 1492 gegolten? »Männer, das ist nicht In- Deutschland vertriebenen Marlene Dietrich stammt das
dien, also weiter. Und ja kein Wort zur Majestät!« Denn der schöne Bonmot, dass sie in einem zukünftigen Leben dieselSeefahrer verfehlte sein Ziel, die Seeroute zu lukrativen ben Fehler begehen würde, »nur ein bisschen früher, damit
Handelszielen im Fernen Osten. Was für die zufällige Ent- ich mehr davon habe«.
deckung Amerikas gilt, gilt analog auch für Teflon, Eis am
Gerade in Deutschland dominiert aber vielfach noch eine
Stil, Penicillin, die Fixierung von Fotos oder Post-it-Kleber. Fehlerkultur, die früheren autoritären und bürokratischen
Fehler können demnach produktiv sein. Oder harmlos. Strukturen entspringt. In ihr sind Fehler negativ besetzt, sie
Aber auch tödlich. Eines sind Fehler immer: menschlich. werden schon in der Schule bestraft und zählen oft mehr als
Und: unvermeidlich. Da nicht zu verhindern, stellt sich die ein kreativer Lösungsansatz. Doch wer zu großen Wert auf
Frage, wie darauf reagiert wird.
Sicherheit, auf Fehlervermeidung legt, verhindert InnovaWAGEN EINS 02|15
17
tion. So verläuft die Entwicklung von Kleinkindern auch
deshalb so rasant, weil sie einen Fehler nach dem anderen
machen – und daraus lernen, sich weiterzuentwickeln.
Dementsprechend und nach dem Modell des Silicon Valley haben zahlreiche Großunternehmen Modelle entwickelt,
in denen sie nicht nur Fehler, sondern ein völliges Scheitern
zumindest einkalkulieren. Der Versicherer Allianz rief die
Allianz Digital Accelerator GmbH ins Leben mit dem Ziel,
neue Geschäftsmodelle auf Basis digitaler Technologien zu
entwickeln. Mit dem »d.lab« hat die Deutsche Bahn ein Zukunftslabor eingerichtet, in dem Mitarbeiter neue Ideen entwickeln und Dinge ausprobieren können, von denen niemand weiß, ob sie sich im Markt jemals durchsetzen werden.
18
WAGEN EINS 02|15
UNTERWEGS
Schnell
und scharf
MIT DIESEN E-READERN WIRD
DA S LESEN AUCH AUF REISEN
Z U M E N T S PA N N T E N V E R G N Ü G E N .
3
4
1
2
ILLUSTRATIONEN: TILMAN FAELKER FÜR WAGEN EINS FOTOS: ALLE PR
chungen der Universität Gießen haben schon vor Jahren
ergeben, dass ein falscher Umgang mit Fehlern ein Unternehmen bis zu 20 Prozent an Profitabilität kosten kann. Das
könnten wir uns in unserem herausfordernden Markt­
umfeld gar nicht leisten.« Das Handelsunternehmen hat
sich in den letzten 20 Jahren, seit dem Durchmarsch des
­E-Commerce, stark verändert. Das Credo lautet: »Wir irren
uns empor.« Natürlich wird noch immer Damenoberbekleidung ausgeliefert. Längst aber werden auch über Start-upähnliche Strukturen Software-Lösungen entwickelt, etwa
»Risk Ident«, ein Programm zur Betrugsprävention, das inzwischen von der Schufa lizenziert wurde.
»Einer der wesentlichen Hebel für eine Fehlerkultur besteht in einer guten Feedback-Kultur«, ist der Otto-Vorstand
ÄHNLICHE GRÜNDUNGEN EXISTIEREN inzwischen in vielen überzeugt. »Führungskräfte geben regelmäßig ihren Mitardeutschen Unternehmen, die den Geist des Silicon Valley beitern ein Feedback, erhalten aber auch von den Mitarbeizumindest als innovationsfördernd erkannt haben. Auf der tern eine Rückmeldung. Gerade dieses Feedback wird nur in
operativen Ebene wurde vielfach ein Fehlermanagement wenigen Unternehmen ernsthaft praktiziert.«
Bei allen Annäherungen: Noch immer unterscheidet sich
integriert. Nicht als Aufruf zur Schlampigkeit, sondern mit
dem Ziel, bestehende Abläufe zu überprüfen, zu verbessern die Fehlertoleranz dies- und jenseits des Atlantiks erheblich.
»In den USA gehen Sie in den zweiten Stock des Verwaloder auch zu erneuern.
Im konkreten Umgang mit Mitarbeitern zählen jedoch tungsgebäudes, um Insolvenz nach Chapter 11 anzumelden«,
andere, weniger messbare Dinge: Entscheidend ist zuerst, sagt Joe Kaeser, der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG.
Stress zu reduzieren, gezielt Tempo herauszunehmen – »Und anschließend in den dritten Stock, um ein neues Undenn in Stresssituationen fallen ganze Hirnregionen aus, ternehmen anzumelden. In Deutschland sind Sie gesellwas häufig zu weiteren Fehlern führt. Darüber hinaus müs- schaftlich geächtet.«
sen gerade Führungskräfte als Protagonisten auftreten. Was
bedeutet, dass sie persönliche Schuldzuweisungen vermei- DOCH AUCH HIER ÄNDERN SICH DIE PARAMETER. Sie ändern
den, gemeinsam mit dem Verursacher nach den Gründen sich mit der fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft.
suchen, in gewissen Fällen gar loben sollen.
»Sie macht es notwendig, zügig neue Konzepte zur Marktreife
Für einen offenen Umgang mit Fehlern plädiert Alexan- zu bringen. Um das zu schaffen, brauchen Sie Mitarbeiter, die
der Birken, Vorstandsmitglied der Otto Group, »denn Fehler unternehmerisch denken«, sagt Alexander Birken von Otto.
offenbaren, wo es Optimierungspotenziale gibt. Untersu- Nicht jedes Risiko lasse sich im Vorwege ausmerzen und nicht
jede Entscheidung bis ins kleinste Detail auf ihre Richtigkeit
durchleuchten. »Wir bringen auch mal Geschäftskonzepte an
den Markt und testen im Live-Betrieb, ob sie tragfähig sind.«
ZUR FEHLERKULTUR GEHÖRT,
So kopiert die deutsche Wirtschaft zwar nicht das vom
Start-up-Spirit getragene Valley, aber sie kapiert – Trial and
DASS MANAGER DAS FEEDBACK
Error –, welche positiven Impulse daraus erwachsen. Von
DER MITARBEITER BEACHTEN.
einer neuen Fehlerkultur zu sprechen wäre allerdings verfrüht. Tatsächlich wird das Scheitern im Einzelfall ja fast
immer als brutal erlebt – ob beim Ende einer Liebesbeziehung oder beim Einstellen eines Projektes.
Die Heroisierung des Scheiterns wird daher in der Regel
gerne von jenen betrieben, die zugleich eine Erfolgs-, gar
eine Auferstehungsgeschichte mitliefern können. Für die
Annahme jedoch, dass Fehler, Lernen und Erfolg automatisch miteinander verknüpft sind, gibt es keinen empirischen Beleg. Wer deshalb beschließt, auf das Lernen zu verzichten, begeht allerdings einen dicken Fehler. Denn die
Wirtschaft bietet immer wieder Chancen, folgt keiner linearen Logik, sondern nach Schumpeter dem Prinzip der
schöpferischen Zerstörung: Wenn auf der einen Seite etwas
erschaffen wird, wird auf der anderen Seite etwas vernichtet.
Was bleibt, ist eine simple Erkenntnis: Fehler vermeidet
man, indem man Erfahrung sammelt. Erfahrung sammelt
man, indem man Fehler macht. Die Frage an den Manager
heißt deshalb: Wie oft veranstalten Sie kurze MistakeMeetings oder führen Not-to-do-Listen? Sind Fehler, die
Ihre Mitarbeiter machen, automatisch auch Ihre Fehler?
Kurz gefasst, wie konstruktiv gehen Sie mit Fehlern um?
Oder, anders gefragt: Wie cool sind Sie?
Helmut Ziegler
1 | LEICHTGEWICHT
Mit nur 174 Gramm
passt das »Tolino
Vision 2« prima ins
Handgepäck – und hat
dank eines offenen
Systems auch den
Zugang zu gleich
mehreren eBookShops an Bord. Das
Gerät [ab 130 Euro]
ist wasserdicht. Für
9000 bahn.bonusPunkte ist es auch als
Prämie erhältlich.
bahn.de/bahn.bonus
2 | SPORTSK ANONE
Schon der Name ist
Programm: Das »Kobo
Aura H 2 O« hält bis zu
30 Minuten einem
Meter Wassertiefe
stand, verspricht eine
Akku-Laufzeit von zwei
Monaten und glänzt
zudem mit einem 6,8
Zoll großen HD-Display.
Die gleich­mäßige Aus­leuchtung des Dis­plays
garantiert eine hohe
Bildschärfe. Etwa
170 Euro. saturn.de
3 | ALLESKÖNNER
Mit dem »Onyx inkBook« ist der Leser
nicht an einen OnlineBuchhändler gebunden. Mittels vorinstallierter Marktplatz-App
lädt der Reader Bücher
von Kindle bis Kobo.
Der 8 GB interne
Speicher lässt sich per
SD-Karte erweitern,
eine Akku-Ladung
verspricht bis zu sechs
Wochen Lesespaß. 124
Euro. onyx-boox.com
4 | AUSDAUERND
Das hochauflösende
Display mit zweimal so
vielen Pixeln wie die
vorherige Generation
liefert gestochen
scharfe Buchstaben
und erlaubt das Lesen
auch bei Sonnenlicht.
Das »Kindle Paperwhite 3« von Amazon
hat alles, was ein
Top-Gerät benötigt
und einen ausdauernden Akku mit dazu. Ab
120 Euro. amazon.de
APP-VERGNÜGEN
Sie möchten Ihr
Android-Smartphone
zum E-Reader
umwandeln? Kein
Problem: Die GratisApp »Moon+«
unterstützt Formate
wie ePub, txt oder zip
und ist komfortabel zu
benutzen. Ebenso wie
der »Universal Book
Reader«, der Zugriff
auf über 560 000
Bücher erlaubt.
play.google.com
WAGEN EINS 02|15
19
GENIESSEN
WIE FUNKTIONIERT
Telefonieren?
Schokolade
1
M A N N E H M E : V I E L FA N TA S I E ! M I T N E U E N K R E AT I O N E N F Ü H R E N
C H O C O L AT I E R S U N D R E S TA U R A N T S I H R E K U N D E N I N V E R S U C H U N G .
[1]
7
SUCHEN SIE DEN
KLINGELTON MIT
BEDACHT AUS
Sie mögen Schlager?
Kein Problem.
Aber was werden
Geschäftspartner
denken, wenn sie
diesen Sound aus
der Tasche hören?
4
2
[2]
20
WAGEN EINS 02|15
AUS SÜSS WIRD HER ZHAFT: DIE SCHOKI- OFFENSIVE
brauch von zehn Kilogramm
pro Kopf ist der Konsum zwar
seit Jahren stabil, doch es mischen inzwischen mehr Klein­
betriebe mit. Inspiriert von den
Chocolatiers in Frankreich, der
Schweiz und Italien, führen
auch in deutschen Städten neue
kleine Schoko-Läden ihre Kundschaft in Versuchung. Ob Kugel
& Noller Chocolatiers in Nufringen bei Stuttgart oder die Firma
Goldhelm in Erfurt, die neben
extravaganten Schoko-Sorten an
Wochenenden im dazugehörigen
Eiscafé sogar Schokoladenmenüs mit Rinderjus, Kräuterpüree und Kakaobalsam anbietet.
Auch Traditionshersteller
wie die Weinrich Schokoladen­
fabrik aus Herford veredeln ihre
Produkte heute mit exotischen
Früchten und Gewürzen. Im
Verkaufsraum von Fassbender &
Rausch am Berliner Gendarmenmarkt verlocken nicht nur feine
Pralinen, Trüffel und Törtchen
zum Naschen. Im Stockwerk darüber veredeln Köche in Kakaobutter gebratene Rinderfilets
mit Plantagenschokolade oder
reichen knackige Kakaokernschnipsel [Kakao-Nips] zu
Kalbsragout, Wolfsbarschfilet
oder Currywurst. »Das schmeckt
fantastisch«, sagt Mitarbeiterin
Kathleen Mentzel und verweist
auf Grenadaschokolade mit 65
Prozent Kakao­anteil. »Die sorgt
für eine herbe Süße auf der
Wurst.«
In Berlins erstem Dunkelrestaurant, dem Nocti Vagus, erwartet die Gäste eine kulinarische Entdeckungsreise entlang
einem »Überraschungs-Schokoladenmenü«, im Restaurant
Schoko bei Karlsruhe stehen
süß-herzhafte Menüfolgen auf
der Karte.
8
5
Das Image von Schokolade
als Massenware weicht immer
mehr dem eines Feinschmeckerprodukts, das je nach Herkunft
des Rohstoffs und Art der Ver­
arbeitung eine neue geschmackliche Vielfalt in die Regale
bringt. Für Chocolatier Alexander Kühn wird sich dieser Trend
weiter fortsetzen. »Bald wählen
die Kunden eine Schokolade so
aus wie einen guten Wein.«
KUGEL & NOLLER [1]
Chocolaterie mit
offener Produktion.
kevinkugel.de
FASSBENDER &
RAUSCH [2]
Schokoladenhaus
auf zwei Etagen.
fassbender-rausch.de
GOLDHELM [3]
Chocolatier Alexander Kühn. goldhelm-schokolade.de
3
FOTOS: KEVINKUGEL.DE; FASSBENDER-RAUSCH.DE; MARCO WICHER; ILLUSTRATION: JENS AMENDE
Es riecht nach Vanille und
Rhabarber, darunter mischt sich
ein zarter Hauch von Zitrone,
dann verschmilzt alles mit dem
intensiven Duft von Schokolade.
»Die dunklen Schokoladen sind
die ehrlichsten«, sagt Alexander
Kühn von der Manufaktur
Goldhelm in Erfurt. »Man
merkt schnell, was die Bohne
taugt.« Er bezieht den Kakao für
seine »Dschungelschokolade«
aus biologischem Anbau in
Peru, was auch auf der Verpa­­
ckung steht. »Die Konsumenten
wollen heute wissen, woher die
Zutaten stammen, und legen
Wert auf hohe Standards beim
Anbau«, so der Chocolatier.
Handgemacht und gute Qualität – das ist das Erfolgsrezept,
nach dem sich der deutsche
Markt gerade verändert. Mit
­einem Jahresdurchschnittsver-
GEHEN SIE ZÜGIG ANS TELEFON
Nicht öfter als dreimal klingeln lassen.
BEANTWORTEN SIE DEN ANRUF
NICHT, WENN SIE MIT ANDEREN
IN EINEM MEETING SITZEN
Sollten Sie einen wichtigen Anruf
erwarten, informieren Sie vorab
die anderen Teilnehmer darüber.
[ 3]
NUTZEN SIE DIE STUMMTASTE
Auf Meetings, in Konferenzen und
vertraulichen Gesprächen sollte das
Handy generell nicht klingeln.
E
6
SAGEN SIE BESCHEID, WENN SIE
DEN LAUTSPRECHER BENUTZEN
Informieren Sie den Anrufer, wenn seinen
Worten noch andere Ohren lauschen.
LEGEN SIE IHR SMARTPHONE
IM MEETING NICHT
VOR SICH AUF DEN TISCH
So zeigen Sie den anderen nur, dass sie
es nicht wert sind, ihnen Zeit zu widmen.
MELDEN SIE SICH MIT
IHREM VOLLEN NAMEN
Nur den Vornamen zu nennen ist
zu vertraut. Auf keinen Fall
nur ein kurzes »Ja?« oder »Hallo«.
ACHTEN SIE BEIM TELEFONIEREN
AUF IHRE LAUTSTÄRKE
Sie wissen nie, wer gerade
aufmerksam mithört.
s ist und bleibt das wichtigste Handwerkszeug im Berufsalltag.
Doch das Telefon birgt auch viele Ärgernisse, wie eine aktuelle
Umfrage des IT-Verbands Bitkom zeigt. Demnach schaut gut ein
Drittel [36 Prozent] aller befragten berufstätigen Smartphone-Besitzer
sogar während eines Meetings auf das Handy, oftmals um private
­E-Mails oder Facebook-Nachrichten zu lesen [27 Prozent]. Bei Kollegen, allemal bei Vorgesetzten und Geschäftspartnern, kommt dies
nicht gut an – drei Viertel empfinden es zu Recht als störend. Höchste
Zeit also, die Grundregeln im Umgang mit Smartphone & Co. aufzufri-
9
VERMEIDEN SIE PHUBBING
Das Kunstwort heißt: jemanden mit dem
Handy [»phone«] brüskieren [»snubbing«].
Wer während eines Gesprächs oder
Meetings mailt, facebookt oder simst, zeigt
wenig Respekt für sein Gegenüber.
schen, um berufliche Fettnäpfchen zu vermeiden. Die gute Nachricht:
Oft reicht es schon aus, Begriffe wie »Multitasking« über Bord zu werfen und durch »aktives Zuhören« zu ersetzen. Von der richtigen Begrüßung bis hin zur ruhigen Atmosphäre im Hintergrund – all dies stellt
wichtige Weichen für den erfolgreichen Gesprächsverlauf auch auf jeder Telefonkonferenz. Auf den Punkt bringt es Moritz Freiherr von
Knigge, der in seinem Buch »Anleitung zum Unhöflichsein« auf ironische Weise zum besonnenen Miteinander anregt: »Mein Smartphone
hat einen Aus-Knopf. So bleibe ich für meine Umgebung erreichbar.«
WAGEN EINS 02|15
21
G U T A N KO M M EN
6
VABALI SPA BERLIN [6]
Ruhe mitten in der Großstadt: Das Vabali ist eine Oase nur
500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Nach dem Saunen
kann man auf Wasserbetten und Bambus-Holzterrassen
entspannen [Tageskarte ab 31 Euro]. Gesunde Speisen findet
man im mediterran-asiatischen Restaurant. vabali.de
Da schau hin!
E N S T PA N N E N , B U M M E L N , S C H L E M M E N
ODER ÜBERNACHTEN – ZWÖLF ORTE,
DIE EINEN BESUCH LOHNEN.
TIPP
5
LAUR A’S DELI [ 5]
Düsseldorf | Genuss, Qualität und
eine abwechslungsreiche wie
ausbalancierte gesunde Ernährung
mit hochwertigen Zutaten geben im
Laura’s Deli den Takt auf der
Speisekarte vor. Auf den Tisch
kommen zum Beispiel Quinoasalat
mit Avocado, Biolachs mit Sesam
oder Chiapudding und Smoothies
als Dessert. Alle Speisen auch zum
Mitnehmen. laurasdeli.de
SEEHOTEL [1]
Mecklenburg | Still ruht der See, in
der Nähe grasen Schafe – Idylle pur:
Mitten am malerischen Ufer des
Neuklostersees liegt diese
Hotelanlage mit Zugang zum
Strand. Geschlafen wird in umgebauten Scheunen oder im Ferienhaus. Die »Badescheune« beherbergt einen Wellness-Bereich mit
Schwimmhalle und Saunalandschaft. seehotel-neuklostersee.de
LA VIE
Osnabrück | Regionalküche auf
hohem Niveau: Die Zutaten für das
Gourmetrestaurant stammen aus
dem Garten des nahe gelegenen
Schloss Ippenburg und werden von
Sternekoch Thomas Bühner raffiniert in Szene gesetzt. Di. bis Sa.
geöffnet. restaurant-lavie.de
3
SYTE HOTEL [ 3]
Mannheim | Das neu eröffnete Hotel in Bahnhofsnähe
empfängt seine Gäste in einem »Livingroom«. Auch Restaurant, Bar, eine Bibliothek plus ein DJ-Deck liegen zentral im Erdgeschoss. Das Interieur des denkmalgeschützten Gebäudes ist mit Leder und dunklem Holz gestaltet,
Fotos zeigen Mannheimer Erfindungen wie die Draisine,
den Traktor oder das erste Luftschiff. sytehotel.de
RESTAUR ANT STOR STAD [2]
2
22
WAGEN EINS 02|15
Regensburg | Bayern trifft
Schweden über den Dächern von
Regensburg: Im fünften Stock des
Goliath-Hauses genießen die Gäste
auch auf der Terrasse mit Blick auf
den Dom die regionalen und
internationalen Spezialitäten von
Küchenchef Anton Schmaus, der
kürzlich mit einem Michelin-Stern
ausgezeichnet wurde [Businesslunch mit drei Gängen ab 35 Euro,
Hauptgang ab 38 Euro]. Das
Interieur beeindruckt durch die
Kombination aus viel Weiß und Holz
im skandinavischen Stil.storstad.de
4
DAS STUE
Berlin | Am Abend avanciert das
Designerhotel zum Treffpunkt für
Nachtschwärmer. Unbedingt
probieren: einen Cocktail aus
besten alten Whiskeys und Cognacs
[ab 12 Euro] am imposanten
Kupfertresen, Fr. und Sa. mit LiveBand. das-stue.com
MAN VS MACHINE [4]
München | Selbst geröstete
Bohnen, handgebrühter Kaffee, mit
Filter oder Syphon: In diesem Café
wird Genuss zelebriert. Im An­g e­bot sind auch Tees sowie süße und
herzhafte Snacks. Mo. bis Fr. 8–18
Uhr, Sa. 9–19 Uhr. mvsmcoffee.com
STANLEY DIAMOND
Frankfurt | Traditionelle Küche, neu
interpretiert: Hier stehen Speisen
wie Saibling auf grüner Soße oder
Kabeljau mit Chorizo und Saubohnen
auf der Karte [ab 22 Euro]. Di. bis So.
ab 18.30 Uhr. stanleydiamond.com
FOTOS: SEEHOTEL-NEUKLOSTERSEE.DE; STORSTAD.DE; SYTEHOTEL.DE; MVSMCOFFEE.COM; LAURASDELI.DE; VABALI.DE; KAMEHAGRANDZUERICH.COM; AMERONHOTELS.COM
1
7
K AMEHA [ 7]
Zürich | Das Interieur ist zauberhaft
vielseitig, ob Shisha-Lounge oder
Hotelwände, die in Anspielung an
Schweizer Chocolatiers im Stil von
Schokoladentafeln gestaltet
wurden. kamehagrandzuerich.com
CORTISEN AM SEE
Salzburg | Das Hotel am Wolfgangsee, knapp 60 Kilometer von Salzburg entfernt, hat einen privaten
Badestrand. Angeboten werden
Wasserskilaufen, Fliegenfischen
und Ausfahrten mit der hoteleigenen Harley-Davidson. cortisen.at
8
AMERON HOTEL [8]
Hamburg | Wo früher Kaffee
gelagert und umgeschlagen wurde,
empfängt heute ein Vier-SterneHotel aus Backstein in Top-Lage in
der Hamburger Hafencity seine
Gäste. Die Inneneinrichtung ist im
schicken Sixties-Look mit einem
Hauch von skandinavischem Design
gestaltet. Vom »Vitality Spa« in der
siebten Etage blickt man bei Sport
und Wellness-Anwendungen über
die Dächer der Hansestadt. Wer
Privatsphäre möchte, zieht sich
dagegen in die Private Lounge
zurück. ameronhotels.com
WAGEN EINS 02|15
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N Ä C H S T E R H A LT
Leipzig
D I E S TA D T F E I E R T 1 0 0 0 . G E B U R T S TA G U N D B I E T E T A U C H
S O N S T V I E L E G R Ü N D E F Ü R E I N E N Z W I S C H E N S T O P P.
1
10
9
HUNGER
Auerbachs Keller [1]
Goethe setzte dem Keller in
der Grimmaischen Straße
2–4 in seinem »Faust« ein
Denkmal. Leipziger sagen:
Wer nicht unter Mephistos
Blicken das Dessert
»Quarkkeulchen« probiert
hat, war nie in Leipzig.
auerbachs-keller-leipzig.de
Mifune [2] Sushi, Sashimi
oder Teppan-Yaki? In der
Münzgasse 18 können sich
die Gäste auch Fisch und
Fleisch nach japanischer Art
auf einem Edelstahlgrill am
Tisch zubereiten lassen.
mifune-leipzig.de
MUSS MAN SEHEN
Museum in der »Runden
Ecke« [3] Zeitgeschichte
in Originalräumen: In den
ehemaligen Büros der
Stasi-Offiziere am Dittrichring 24 lässt sich der
miefige Büroalltag der
Spitzel bestaunen.
runde-ecke-leipzig.de
Panorama Tower [4] Mit
120 Metern das höchste
Restaurant Mitteldeutschlands. Auf der Speisekarte
stehen saisonal wechselnde Gerichte. Die spektakuläre Aussicht gibt es gratis
dazu [Augustusplatz 9].
panorama-leipzig.de
Weitere Bahnhöfe finden Sie unter bahn.de/wageneins
AUF EIN GLAS
Vinothek 1770 [5]
Weinbar im Hotel Fürstenhof mit über 200 edlen
Erzeugnissen, kleinen
Leckereien und einer
großen Auswahl an Käsespezialitäten [Tröndlin­ring 8]. vinothek-1770.de
Milchbar Pinguin [6]
Die wohl besten Milchshakes der Stadt gibt es in
der Katharinenstraße 4.
Oder wie wäre es mit
einem Gläschen Vivaldi?
Drei Kugeln hausgemachtes Zitroneneis mit
Prosecco machen munter.
milch-bar-pinguin.de
NUR KEIN STRESS
Tabak Kontor [7] Zwei
begehbare Humidore
lassen in der Hainstraße 11
das Herz von Genussrauchern höher schlagen. »La
Casa del Habano« im
Obergeschoss ist den
Havannas vorbehalten.
Dicke Ledersessel laden
zum ausgiebigen Paffen
ein. tabak-kontor.de
DB Lounge [8] Der größte
Kopfbahnhof Europas
bietet mit der DB Lounge
die Möglichkeit, kostenlos
WLAN zu nutzen und bei
Gratisgetränken zu entspannen. bahnhof.de
HABEN WOLLEN
MÅAT [9] Skandinavische
Designermode trifft auf
nachhaltige Limonade und
exklusive Bücher. Fernab der
großen Modeketten lässt der
Conceptstore in der
Burgstraße 9 viel Platz für
ein gutes Lebensgefühl.
maat-store.de
Handbrotzeit [10]
Saftig gefüllte Brotwickel
im handlichen Format gibt
es in der Nikolaistraße
12–14. Mal bayerisch mit
Kraut und Knackern, mal
italienisch angehaucht mit
Fenchel-Zitronen-Risotto.
handbrotzeit.de
FOTOS: LAIF; ISTOCK; FOTOLIA; MAAT-STORE.DE; HANDBROTZEIT.DE
2
7