Kurzinformation Forstwirtschaft Russland - Deutsch

Kurzinformation über den Forstsektor in Russland: Aktueller Stand und Herausforderungen in der
Gesetzgebung, bzw. Umsetzung rechtlicher Rahmenbedingungen
Der Forstsektor Russlands in Zahlen
Die Waldfläche in der Russischen Föderation beträgt laut dem Nationalen Bericht über die
Bodenkategorie „Waldfläche“ 1.115,8 Mio. ha, davon sind ca. 809 Mio. ha Holzboden. Zusätzlich sind
auf anderen Flächenkategorien, darunter vor allem Landwirtschaftsfläche, Siedlungsfläche und
Industriefläche ca. 60 Mio. ha Holzboden gewachsen.
Der Holzvorrat insgesamt beträgt 83 Mrd. m3 (womit Russland weltweit an zweiter Stelle nach
Brasilien steht). Der jährliche Holzuwachs liegt bei 994 Mio. m3. Die potenzielle Holznutzung wird auf
700 Mio. m3 pro Jahr geschätzt. Der aktuelle Holzeinschlag im 2014 betrug gesamt ca. 202,8 Mio. m3 (in
Deutschland 76 Mio. m3 Rohholz). Im Vergleich stehen in Russland 1.115,8 Mio. ha + 60 Mio.
Waldfläche 11,4 Mio. ha Wald in Deutschland gegenüber.
Im russischen Forstsektor sind ca. 1,1 Mio. Menschen beschäftigt. Es gibt ca. 60.000 Forst- und
Holzverarbeitungsbetriebe. Das Lohnniveau in der Holzindustrie liegt bei 26.000 Rubel (470 Euro) pro
Monat (bzw. 20.000 Rubel (360 Euro) in der Forstwirtschaft). Trotz einer Steigerung in den letzten
Jahren bewegt sich das Lohniveau in diesem Sektor damit deutlich unter dem anderer Sektoren.
Die russischen Exporterlöse für Holzerzeugnisse betragen jährlich ca. 11 Mrd. US Dollar, das entspricht
2,3 % der gesamten Weltexporte (Angaben der Staatsduma).
Rahmenbedingungen für Waldflächen in Russland
Laut Art. 8 des russischen Waldgesetzbuches gilt die gesamte „Waldflächenkategorie“ als Staatswald
der Russischen Föderation. Damit ist ein Verkauf von Waldflächen ausgeschlossen.
Die Verpachtung ist im Rahmen von Ausschreibungsverfahren erlaubt. Gekauft werden darf nur der auf
der Fläche stehende Waldbestand, nicht die Fläche an sich. Es wird angestebt, ein Vorpachtrecht für die
Pächter, die Waldflächen ordnungsgemäß bewirtschaften, durchzusetzen und nicht nur, wie bisher, die
Höhe des Pachtpreisangebots als entscheidendes Kriterium in den Ausschreibungsverfahren
anzuerkennen. Erreicht werden könnte damit eine bessere Umsetzung der die Vorgaben des
Zivilgesetzbuchs (Abschnitt 2, Artikel 616), die Pächter verpflichten das gepachtete Gut in einem
angemessenen Zustand zu halten, d.h. den Wald nachhaltig zu bewirtschaften.
In beiden Fällen ist eine Bewertung des Bestandes nötig die entscheidend für die Preisbildung ist.
Die Veräußerung von Waldflächen der oben genannten 60 Mio. ha (innerhalb anderer
Flächenkategorien / Nutzungsarten) ist laut dem Waldgesetzbuch erlaubt und unterliegt der freien
Interpretation von Juristen. Die eindeutige Regelung von Nutzungsrechten (Kauf, Pacht, Servitute etc.)
für diese Flächen bleibt offen und wurde wiederholt in der Politik diskutiert. Weitere offene Fragen
betreffen die Regelungen der Nutzung für den Brennholzbedarf von Privatpersonen, die Verpachtung
von Waldflächen an Dritte und die Regelung der Umwidmung von Waldflächen.
Entwicklung der Waldflächen
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Bundesrepublik Deutschland
Büro Moskau: 105064 Мoskau, Kasakova 10/2, Tel./Fax: +7 495 632 25 08, www.agrardialog.ru
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Die Aufforstung – Verjüngung erfolgt jährlich auf einer Fläche von 860 Tsd. ha, davon die
Kulturverjüngung auf ca. 186 Tsd. ha.
Im Jahr 2014 wurden 17.116 Waldbrände mit einer Gesamtfläche von 3,7 Mio. ha registriert
(Deutschland 198 ha, 1.515 Brände) – geschätzte Schaden 27 Mrd. Rubel (385,7 Mio. Euro). Auf 8
Regionen entfallen 90 % der Waldbrandfläche und 42,6 der Brandfälle.
Forsteinrichtung:
In Russland wurde auf ca. 60 % der Waldfläche über 15 Jahre keine Forsteinrichtung durchgeführt. Die
Forsteinrichtungsmaßnahmen im 2014 wurden auf einer Fläche von 26,9 Mio. ha durgeführt (Budget ca.
30 Mio. Euro oder ca. 1 € pro ha). Hier besteht ein großer Handlungsbedarf, der mit wesentlichem
Finanzaufwand verbunden ist. Der Eigentümer der Waldflächen ist der Staat (Föderation) und damit das
für die Finanzierung der Durchführung der Forsteinrichtung verantwortliche Organ.
Finanzierung
In Russland wurden im Jahr 2014 für die Finanzierung der Forstverwaltung insgesamt 72,9 Mrd. Rubel
(1,041 Mrd. Euro) zur Verfügung gestellt. Aus dem föderalen Budget wurden 32,3 Mrd. Rubel (461,4
Mio. Euro), Regionen (Oblaste) 9,9 Mrd. Rubel (141,4 Mio. Euro), Privatwirtschaft (Pächter u.a.) 30,7
Mrd. Rubel (438,6 Mio. Euro). Die staatlichen Einnahmen aus dem Forstsektor betrugen insgesamt 24,4
Mrd. Rubel (348,6 Mio. Euro) aus Pachteinnahmen und Kauferlösen von Waldbeständen, etc., davon
18,3 Mrd. Rubel (261 Mio. Euro) an die föderale Ebene und 6,1 Mrd Rubel (87 Mio. Euro) an die
Länderebene geflossen. Das Saldo ist negativ und es werden Wege gesucht, um diese finanzielle
Situation zu verbessern.
Herausforderungen in der Entwicklung des Forstsektors
Im Mittelpunt steht die Steigerung der Wirtschaftlichkeit des Forstsektors, Kriterien ihrer Bewertung
und notwendige (rechtliche) Rahmenbedingungen zur Förderung der nachhaltigen Nutzung (im
Russischen benannt mit „Intensivierung der Forstwirtschaft“). Folgende Themen werden derzeit
diskutiert:
 Steigerung des Holzaufkommens (Steigerung des Zuwachses, Senkung des Erntealters,
Erschließung neuer Waldflächen und Konzentration auf Waldgebiete mit Wegenetz), Förderung
der heimischen Holznachfrage, Vertiefung der Holzverarbeitung und Verwendung von
Holzabfällen für Strom- und Wärmegewinnung.
 Übergang zu einem intensiven Modell der Entwicklung des Forstsektors (Forstwirtschaft und
Holzverarbeitungsindustrie) ist im Rahmen des Dokumentes „Die Grundlagen der russischen
Waldpolitik bis 2030“ vorgesehen. Diese Intensivierung beinhaltet folgende Punkte:
o Ausarbeitung von neuen Normen für Waldbewirtschaftung (u.a. für die
Hiebsmaßnahamen) und Naturschutz unter Berücksichtigung der Besonderheiten der
einzelnen Waldgebiete und des Erhalts ökologisch wertvoller Wälder. Da in Deutschland
für den Staats- und Körperschaftswald in der Regel zehnjährige Betriebspläne sowie
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jährliche Wirtschaftspläne aufzustellen sind, wäre es interessant zu erfahren, mit
welchen Normen und Richtwerten dort kalkuliert wird.
o Übergang zur Bestimmung der kalkulatorischen Hiebfläche (Holznutzungsfläche) unter
Berücksichtigung der wirtschaftlichen Aspekte der Nutzung und der Aufteilung von
Wäldern nach ihren Verwendungsarten. Berücksichtigung der bestehenden
Transportinfrastruktur, des Marktwertes, der Baumarten und des Baumalters der
Bestände.
o Steigerung des Holzvolumens aus den Einzelstammentnahmen in Waldbeständen, wo
das im Rahmen der Waldbewirtschaftung sinnvoll ist, Verbesserung des Verfahrens,
Kontrollverfahren sollen eingerichtet bzw. verstärkt werden.
o Ausarbeitung und Einführung von neuen Instrumenten, die die Waldnutzung fördern
(z.B. Pilotbetriebe für die effektive Forstwirtschaft und tiefe Holzverarbeitung)
Der Leiter der Russischen Föderalen Forstbehörde formulierte Maßnahmen zur „Intensivierung
der Waldbewirtschaftung“ (Hr. Walentik, Leiter der Behörde „RosLesKhos“):
o Verringerung der Flächen mit Kahlschlag,
o Beachtung der ökologischen Aspekte,
o Erhaltung von nur gering beschädigten Waldflächen im natürlichen Zustand,
o Erhöhung der Anforderungen in der Aufforstung,
o Kostensenkung bei der Holzernte (Einschlag und Aufbereitung),
o Steigerung der Investitionsanreize
Bei der Realisierung dieses Vorhabens sieht er folgende Aufgaben:
o Erarbeitung der entsprechenden Rechtsakten und Normen
o Auswahl von Pilotregionen für die Realisierung von Pilotprojekten
Herausforderungen im Forstsektor Russlands für den Zeitraum bis 2030:
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Weiterentwicklung der Gesetzgebung im Forstbereich
Weiterentwicklung der Forstorganisation (Verwaltung) durch eine optimale
Kompetenzverteilung zwischen föderaler Ebene und den Regionen (Oblaste) von Russland
Intensivierung der Waldnutzung und der Waldreproduktion - ordnungsgemäßer Waldbau und
Wiederaufforstung,
Steigerung der Holzproduktion unter Berücksichtigung der Ökologie, Schutz- und
Erholungsfunktionen des Waldes;
Modernisierung, insbesondere im Bereich des Holzeinschlags und der Aufbereitung
Weiterentwicklung von Baumschulen für Wildlinge;
Kultur- und Naturverjüngung, Jungbestandspflege, Einführung moderner Verfahren für
die Produktion von Jungforstpflanzen und Durchführung der Verjüngung, Entwicklung eines
Monitoring-Systems für den Verlauf der Aufforstung / Verjüngung
Forsteinrichtung - Forsttaxation oder Forstabschätzung (Vermessungen und
Vorratsaufnahmen, Bewirtschaftungspläne),
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Walderschließung von entfernten Flächen und Ausbau der forstwirtschaftlichen
Infrastruktur, rationaler Holzeinschlag und (Vertiefung der) Holzverarbeitung,
Förderung der Holznutzung, Investitionsprojekte, Bewertung der Wirtschaftlichkeit des
Sektors und Auswahl passender Kriterien zur Bewertung, Auswahl von Kriterien für die
Berechnung der Pachtpreise von Waldflächen,
Nutzungsrechte für Waldflächen (Waldflächenpacht, Kaufverträge für den lebendigen
Bestand ohne Boden, Servitute etc.),
Forstaufsicht und Schutz (illegaler Holzeinschlag, Brandschutz, Forstschädlinge),
Fachpersonal und Nachwuchsförderung
Verbesserung der Struktur der Holzwirtschaft durch die Entwicklung der Technologien der
chemischen und chemisch-mechanischen Verarbeitung von Holz;
Neubau und Modernisierung von Zellstoff- und Papierwerken, Diversifizierung des Sortiments
der Sägeindustrie und Holzwerkstoffindustrie;
Förderung der inländischen Nachfrage für Holzerzeugnisse;
Entwicklung des Holzhausbaus mit Erweiterung der Produktion von Schnittholzprodukte, Furnier
und Faserplatten;
Breite Verwendung von Holzabfallprodukten zur Gewinnung von chemischen Produkten,
Kraftstoffe und Bioenergie (Strom, Wärme) für Industrie und Kommunen;
Intensivierung von Forschung und Entwicklung, Ausbildung für Forstwirtschaft und
Holzindustrie, Förderung von Innovationen;
Erweiterung der multifunktionalen Ausrichtung der Forstwirtschaft neben der Holzproduktion
auch für Natur- und Biotopschutz, Wasser-, Klima-, Lärmschutz und vor allem die
Erholungsfunktion, Förderung des ländlichen Tourismus und der „grünen“ Wirtschaft generell.
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