Bau- und Baustoffmaschinen Russland Konjunkturbericht Bauindustrie Oktober 2015 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de Marktbericht Bauwirtschaft – Russische Föderation Moskau (gtai) - Die Auftragslage in der russischen Bauwirtschaft und ihren Zulieferindustrien 2015 hat sich sichtlich eingetrübt. Hauptursache sind gedrosselte Investitionen der öffentlichen Hand. Privaten Investoren fehlt der Glaube an eine rasche Nachfrageerholung. Unternehmen akkumulieren Gewinne und fangen kaum neue Projekte an. In der Baustoffindustrie gehen Kapazitätserweiterungen vorrangig auf das Konto ausländischer Direktinvestitionen, die vor Beginn der aktuellen Wirtschaftskrise angestoßen wurden. 1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum Bausektor Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Russlands Industrie, insbesondere die Bauwirtschaft und nach gelagerte Bereiche, befinden sich in der Krise. Selbst das für seinen Optimismus bekannte Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung musste die amtlichen Prognosen zum BIP-Wachstum 2015 schon mehrere Male nach unten korrigieren. Im Oktober laute die amtliche Voraussage -3,9%. Wirtschaftliche Entwicklung 2013 bis 2016 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) BIP Bruttoanlageinvestitionen Privater Verbrauch Einfuhr (cif) 2) 2013 2014 2015 1) 2016 1) 1,3 0,8 5,0 2,1 0,6 -2,7 1,3 -9,7 -3,9 -8,9 -9,5 -26,8 -1,0 -3,8 -2,0 -2,5 1) Prognose; 2) Waren und Dienstleistungen Quellen: Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Zentralbank der Russischen Föderation, Moskau 2015 Auf der Kabinettssitzung vom 8.10.2015 versuchte Wirtschaftsminister Uljukaew die eingetrübte Stimmung seiner Regierungskollegen zu heben. Nach seinen Worten würde sich der freie Fall in den kommenden Monaten verlangsamen - ungeachtet der bestehenden hohen Risiken - und sich im 2. Quartal 2016 in Wachstum drehen. Im Ergebnis soll das BIP 2016 nach Meinung seines Hauses um 0,7% zulegen können. Die russische Zentralbank ist da weniger optimistisch. 2 Als Ausgangspunkt für seine mittelfristige Wachstumsprognose führte Minister Uljukaew die These an, wonach sich die russische Wirtschaft allmählich an die gefallenen Exporterlöse für Erdöl und Erdgas adaptiert habe. Auch hätten sich die Unternehmen darauf eingestellt, von den internationalen Kapitalmärkten abgeschnitten zu sein. Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2013 2014 2015 *) BIP (nominal, Mrd. US$) 2.077 1.837 1.764 BIP pro Kopf (US$) 14.454 12.556 12.041 Bevölkerung (Mio.) 143,7 146,3 146,5 42,3 50,95 k.A. Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 Euro = ... Rubel) *) Prognose Quellen: Föderaler Statistikdienst (Rosstat), Zentralbank der Russischen Föderation, Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Moskau, 2015 Als derzeit größte Sorgenkinder definierte Uljukaew ausdrücklich die Bauwirtschaft und die Baustoffindustrie. In diesen beiden Branchen sei die Lage ausgesprochen alarmierend. Beide Erwerbszweige hängen unmittelbar von der Investitionstätigkeit des Staates und der Wirtschaft ab. Um die Investitionen ist es aber nicht zum Besten bestellt. Investitionen In Russland hat sich seit 2013 ein riesiger Investitionsstau gebildet, der sich von Jahr zu Jahr verstärkt. Geld wird lediglich dort in die Hand genommen, wo es anders nicht mehr geht. Dazu gehören Reparaturarbeiten oder die Fertigstellung laufender Vorhaben. Weitgehend ungekürzt bleiben die Rüstungsausgaben. Neue Projekte werden dagegen in die Zukunft verschoben. Die öffentliche Hand sieht zu, Haushaltslöcher zu stopfen. Die Ausgaben für den Hochund Tiefbau wurden bereits im Haushaltsjahr 2015 um 20 bis 30% gekürzt; für 2016 sehen die Prognosen aus dem Finanzministerium nicht viel besser aus. Die Wirtschaft hat derweil auf den Modus "überwintern" umgeschaltet und wartet auf konjunkturell bessere Zeiten. Strengths (Stärken) Weaknesses (Schwächen) 146 Mio. Konsumenten. Opportunities (Chancen) Facharbeitermangel. Threats (Risiken) Energieträger und Rohstoffe. Modernisierungsbedarf. Geringe Diversifizierung. Ukraine-Konflikt. Vorbereitung Fußball-WM 2018 und Winter-Universiade Gold- und Devisenreserven. 2019. Geringe Staatsverschuldung. Förderung Agrar- und Nahrungsmittelindustrie. Sanktionen und Gegensanktionen. Regionale Monostrukturen. Ausbau Schienennetz. Rubelkurs. Verbesserte Bedingungen für Investitionen und M&A. Finanzklemme. 3 Primat der Politik vor Wirtschaft. Protektionismus, Importsubstitution. Zudem sehen im Ausland verschuldete Unternehmen zu, dass sie Kredite in Fremdwährung fristgemäß tilgen - im Quartalsrhythmus werden auf dieser Basis Milliardenüberweisungen ins Ausland fällig. Da die Schuldner die dafür notwendigen Euros und Dollars sanktionsbedingt nicht mehr im Ausland aufnehmen können, führt das zu einer Zerreißprobe auf dem russischen Devisenmarkt. Jedes Mal entsteht ein weiterer Abwertungsdruck auf den Rubel. Investieren wollen bei diesen Rahmenbedingungen nur wenige Firmen. Zwar sind die Einnahmen russischer Betriebe auf Rubelbasis im Jahresverlauf 2015 um 40% gegenüber dem Vorjahr inflations- und abwertungsbedingt gestiegen. Doch verbleibt das Geld auf den Geschäftskonten oder fließt über Umwege in vermeintlich sichere "Häfen" im Ausland. Reinvestiert wird es kaum. Minister Uljukaew gibt die aktuelle Unlust der Wirtschaft zu Investitionen offen zu. Ein Gegenrezept auf marktwirtschaftlicher Basis hat er offensichtlich nicht. Die Lage ist fatal: "Wir erwarten, dass die Investitionspläne der Unternehmen weiterhin auf unbestimmte Zeit verschoben bleiben. Trotzdem wird der Investitionseinbruch 2016 geringer ausfallen als im laufenden Jahr; 2015 wird der Rückgang der Investitionen bei 9,9% liegen. Im kommenden Jahr fällt dieser Wert wesentlich geringer aus, doch er wird weiterhin ein negatives Vorzeichen haben: -1,6%." Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum Bei der Bevölkerung ist die Einnahmesteigerung der Unternehmen nicht angekommen. Das Wirtschaftsministerium beziffert den Verlust an Realeinkommen für 2015 mit -4%. Tatsächlich dürfte der Einkommensrückgang sogar höher ausgefallen sein. Zumal die Inflation derzeit offiziell bei 12,2% liegt, bei Lebensmitteln und Importwaren sogar bei 20 bis 25%. Im Einzelhandel brach der Umsatz um -8,5% ein. Einzelhandelseinrichtungen schließen reihenweise, selbst im einkommensstarken Moskau. Die Menschen rühren ihre Ersparnisse an und streichen Ausgabenposten. Gefragt ist, was billig und zur Zweckerfüllung gerade noch ausreichend ist. Hochpreisige Waren aus dem Ausland leisten sich nur noch Besserverdienende. Strukturdaten zur Bauwirtschaft Ausgewählte Strukturdaten zum Hochbau (Veränderung in %) Kennziffer Wert der Bauinvestitionen (in Mrd. Rubel) Wohnungsbau (Fertigstellungen, in Mio. qm) .öffentlich .privat Wohnungsbau (Fertigstellungen, Einheiten) Bau von Industrieobjekten und sozio-kulturelle Einrichtungen: .Bohrstellen (Einheiten): ..Öl 4 2013 2014 Veränderung 2013/2014 6.919,5 5.981,7 -4,5 39,4 30,4 912.100 45,8 35,2 1.080.300 16,2 15,8 18,0 5.338 3.577 -34,0 ..Gas .Gasnetz (in km) .Kohleschächte (in 1.000 Tonnen) .Mastvieh- und Schweinezuchteinrichtungen (in 1.000 Stellplätze) .Geflügelzucht (in 1.000 Stellplätze) .Kraftwerke (in 1.000 kW) .Stromleitungen mit Spannung über 35 KW (km) .Stromleitungen für Landwirtschaft mit Spannung 0,4 und 6-20 KW (in km) .Trafo-Stationen mit Spannung über 35 kW (in 1.000 kW) .Handelsfläche (in 1.000 qm) .Märkte und Pavillons (in 1.000 qm) .Hotels (in 1.000 Betten) .Sanatorien und Erholungsheime (Betten) .Hoch- und Fachschulen (in 1.000 qm) .Schulen (für 1.000 Schüler) .Brücken, in: ..Einheiten ..Länge (in m) .Getreidespeicher (in 1.000 t) .Krankenhäuser (in 1.000 Betten) .Klubhäuser (in 1.000 Plätzen) .Freizeitzentren (in 1.000 qm) .Theater (in 1.000 Plätzen .Konzertsäle und Kinotheater (in 1.000 Plätzen) 117 13,8 11.150 1.306,4 21.033,8 3.585,8 3.910,8 11.450,5 102 10,5 4.910 1.239,5 5.997,6 3.438,1 3.108,3 14.744,8 -12,9 -13,4 -66,0 -5,2 -71,5 -4,2 -20,5 28,8 12.577,8 2.426,4 7.541 11,8 1.790,6 73,5 90,3 5.432,1 4.520,8 5.734 9,1 1.719 74,7 116,4 -56,8 86,3 -24,0 -22,6 -4,0 1,6 28,9 167 22.451,3 464,2 8,8 12,4 1.787,7 0,9 15,5 155 18.706,9 367,6 2,4 16,3 2.585,0 1,7 4,4 -7,2 -16,7 -21,5 -72,6 22,8 44,6 88,0 -71,6 Quelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat, 2015, Moskau 2. Hochbau Marktlage und Marktentwicklung In den ersten sieben Monaten des Jahres 2015 wurden Bau- und Montageleistungen im Wert von 2,76 Billionen Rubel (42,7 Mrd. Euro; 1 Euro = 64,6478 Rubel, Stand: 31.7.2015) erbracht. Im Vergleich zum analogen Vorjahreszeitraum bedeutete das einen Rückgang um 7,7%. Im gesamten Vorjahr waren die Bau- und Montageleistungen schon einmal gesunken - um 5,5% auf 5,98 Billionen Rubel (116,6 Mrd. Euro, 1 Euro = 50,5 Rubel, Durchschnittskurs für 2014). Ein Ende der Talfahrt ist im 2. Halbjahr 2015 nicht in Sicht. Bauen erfordert Investitionsmittel, die 2015 und 2016 nicht im notwendigen Umfang zur Verfügung stehen. Der Staat kürzt seine Ausgaben; Fremdfinanzierungen sind knapp und teuer geworden. Private Investoren halten sich angesichts ungewisser Vermarktungsmöglichkeiten für neu gebaute Immobilien weitgehend zurück. 5 In Russland erbrachte Bau- und Montageleistungen (nominal) Föderales Gebietssubjekt Januar bis Juli 2015 (in Mio. Rubel) Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum (in %) 2.756.137,90 718.099,60 388.552,90 239.394,90 83.062,20 491.766,80 330.357,00 276.944,50 141.385,00 2.068,9 -7,7 -3,1 -9,7 -12,1 +4,4 -6,4 -11,6 -10,9 -8,4 +41,3 Russische Föderation .Zentraler Föderaler Kreis .Nord-Westlicher Föderaler Kreis .Südlicher Föderaler Kreis .Nordkaukasischer Föderaler Kreis .Föderaler Kreis Wolga .Föderaler Kreis Ural .Sibirischer Föderaler Kreis .Fernöstlicher Föderaler Kreis .Föderaler Kreis Krim Quelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat, Moskau, 2015 Wohnungsbau In Russland wird 2015 auf dem Wohnungsmarkt mit einem Rekordeinbruch gerechnet. Noch für 2014 wurde das Volumen des ersten und zweiten Wohnungsmarktes zusammen auf 3 Billionen Rubel geschätzt. Davon wurden 1,8 Billionen Rubel über die Aufnahme von Hypothekenkrediten und 1,2 Billionen Rubel über Eigenmittel der Immobilienkäufer finanziert. Im Jahr 2015 soll das Volumen nicht über 800 Mrd. Rubel hinaus wachsen. Dies würde einen wertmäßigen Rückgang um 73% bedeuten. Selbst auf dem volumenmäßig größten regionalen Wohnungsmarkt - Stadt Moskau und Moskauer Gebiet, wo landesweit die mit Abstand größte Kaufkraft vorherrscht, ist Ernüchterung eingetreten. Projektentwickler und Baufirmen sprachen im Spätsommer von einem sich fortsetzenden Nachfrageeinbruch. Für den Herbst rechnen sie mit nicht mit einer Trendwende. Die Zahl der Besitzerwechsel auf dem primären und sekundären Wohnungsmarkt ist in der Hauptstadt von Juni bis August 2015 im Vorjahresvergleich um 38% gesunken. Entsprechend fiel der nominale Quadratmeterpreis für Neubauwohnungen - von 211.300 Rubel/qm (4.400 Euro, 1 Euro = 48 Rubel, Stand: September 2014) auf 208.500 Rubel/qm (2.740 Euro, 1 Euro = 76 Rubel, Stand: September 2015). Insgesamt lag der Flächenpreis im hauptstädtischen Moskau damit aber immer noch um das Vier- bis Achtfache über dem Niveau in anderen russischen Regionen. Nachfragerückgang nach Wohnraum Den Nachfragerückgang nach neu gebauten Wohnungen erklären Branchenkenner mit den gesunkenen Realeinkommen und mit der steigenden Angst potenzieller Käufer, den Arbeitsplatz zu verlieren. Arbeitslosigkeit bedeutet, die Hypothekenkredite nicht mehr tilgen zu können. Aber auch der generell erschwerte und verteuerte Zugang zu Wohnungsbaukrediten spielt eine Rolle. 6 Büro-/Gewerbe-/Industriebau Auf dem Markt für Bürofläche geben die Miet- und Kaufpreise 2015 nach. Inzwischen sind diese auf ein zehnjähriges Minimum gefallen. Auch hier ist der Grund eine sinkende Nachfrage. Der Leerstand in Moskau erreichte 2015 das historische Hoch von 2,95 Mio. qm. Neu übergeben werden in diesem Jahr 850.000 qm - anderthalbmal weniger als im Vorjahr. Bau von Logistikzentren rückläufig Selbst in Logistikzentren, an denen lange Jahre Knappheit herrschte, befinden sich die Mietpreise in Rubel auf Talfahrt. Gleiches gilt für Kaufpreise für Logistikzentren. Investoren müssen im Moskauer Großraum für den Erwerb maximal 45.000 Rubel pro qm (ca. 590 Euro/qm) auf den Tisch legen. Im 1. Halbjahr 2015 waren 641.000 qm Lagerfläche im Angebot. Davon entfielen 66% auf den Großraum Moskau. Weitere 15% entfielen auf Sankt Petersburg inklusive Umland und 19% auf den Rest des Landes. Logistikzentren werden aktuell in Wladiwostok, Tscheljabinsk, Woronesch, Samara und in Rostow am Don gebaut. Treibende Kraft ist hierbei die Expansion großer Einzelhandelsketten, die von den Konkursen kleiner Händler profitieren und deren Marktanteile zu geringen Kosten übernehmen. Überkapazitäten sind insbesondere in den südlichen Landesteilen zu beobachten, darunter erneut in Rostow und Samara, aber auch in Krasnodar. Lage bei Handelsflächen alarmierend Bei Handelsflächen hat sich der Leerstand landesweit rigoros vergrößert. So stieg der Leerstand in den hauptstädtischen Einkaufszentren binnen eines Jahres von 6,0% auf aktuell 9,7% (das sind etwa 1 Mio. qm) - mit steigender Tendenz. Dabei handelt es sich um den schlechtesten Wert seit der globalen Subprime-Krise von 2009. Im Jahr 2013 hatte der Leerstand 158.000 qm und 2014 schon 840.000 qm betragen. In Folge gaben die Mietpreise im Fall von Neueröffnungen um 5% und mehr nach. Für Geschäfte des täglichen Bedarfs fielen die Mietpreise um 20% und für Geschäfte für Bekleidung, Schuhe und Haushaltstechnik um 10%. Experten gehen von einem weiter sinkenden Niveau aus, da zahlreiche Geschäftsaufgaben den Leerstand nur noch vergrößern. Industriebau im Nachfragetief Der Industriebau leidet an der aktuellen Krise im verarbeitenden Gewerbe. Wenn in Bauleistungen investiert wird, dann vorrangig in Renovierungen, Sanierungen oder Anbauten auf dem eigenen Firmengelände. Echte Kapazitätszuwächse finden, wenn überhaupt, nur in neu geschaffenen Industrieparks oder in den Sonderwirtschaftszonen statt. Unter den Investoren befinden sich dann in der Regel ausländische Firmen, die im Zuge der Importsubstitution in Russland eine eigene Montage/Produktion errichten (müssen). 7 Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen Der Marktzugang ist 2014/2015 für deutsche Hersteller und Dienstleister schwieriger geworden. Russland verfolgt eine Politik der Importsubstitution und bevorzugt bei öffentlichen Ausschreibungen juristische Personen aus der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU). Inzwischen legte die russische Regierung nach und möchte diese Vorschrift auch auf alle Subauftragnehmer ausweiten. Der für Ausschreibungen und Industriepolitik zuständige Minister für Industrie und Handel, Denis Manturow, fasste diese Entwicklung mit der griffigen Formel zusammen: "Marktanteile gegen Technologietransfer". Mit anderen Worten, wenn sich eine ausländische Firma weiterhin an öffentlichen Bau- oder Beschaffungsausschreibungen beteiligen will, sollte sie sich in Russland mit einer eigenen Montage- oder Produktionsstätte niederlassen. "Anwesenheitspflicht" gilt auch für Projektierungs- und Entwicklungsbüros. Deutsche Unternehmen in der Bauwirtschaft tätig Eine Reihe deutscher Architekten, Planer, Projektsteuerer, Ausrüster und Technologielieferanten, teilweise auch Spezialbaufirmen, sind in Russland mit einer eigenen Niederlassung vertreten. Dazu gehören unter anderem ASSMANN Beraten + Planen OOO, Bilfinger OOO, Drees & Sommer Project Management and Building Technologies OOO, Ingenieurbüro Zammit OOO, pbr Architects & Engineers S.-Petersburg OOO, Peri OOO, RKW Architektur + Städtebau Russia OOO, Stieblich-Industriebau-Projektierungsbüro OOO, Stahlbau Stieblich, Agiplan OOO, Hausmann & Partners OOO, Heitkamp Rus OOO, HOCHTIEF Development Russland OOO, KVL Consult OOO, MosMeva ZAO, NOE-Schalttechnik Meier-Keller GmbH+Co.KG, Real Estate Managment ZAO und THOST Russia Projektierungsmanagement OOO. Speziell für die Planung, den Bau und die Einrichtung von Kliniken zur Gesundheitsfürsorge hat sich die BPS Medical OOO niedergelassen. Softwareprogramme für die Bauund Immobilienwirtschaft stellt die conject OOO zur Verfügung. Zu den Lieferanten von Bauteilen, Baustoffen, Bauchemie und Baumaterialien mit Niederlassungen in Russland gehören quick-mix ZAO, Schöck OOO, STREIF Baulogistik Russland OOO, REHAU OOO, Knauf Gips OOO, HeidelbergCement Rus OOO, Henkel und BASF (Bauchemie). 8 Projekte Ausgewählte neue Großprojekte im Wohnungs- und Wirtschaftsbau Vorhaben Investition Projektstand Anmerkungen Wohnviertel "Symbol“ in Moskau (900.000 qm Wohnfläche) Wohnviertel (80.000 qm Wohnungsfläche) in Moskau Logistik-, Industrie- und Tourismuscluster auf der Insel Bolschoj Ussurijskij über 140 Mrd. Rbl Projekt im August 2015 verabschiedet, Baustart: 2016 8,5 Mrd. Rbl Grundstück erworben, Absichtserklärung Abkommen über Ausarbeitung einer Konzeption unterzeichnet Zwei Wasserkraftwerke in der Republik Karelien 7 Mrd. Rbl Vereinbarung getroffen, Bauanfang: 2016, Projektende: 2019 Soja-Verarbeitungswerk in der Region Primorje (um Wladiwostok) 12 Mrd. Rbl Abkommen unterzeichnet Holzverarbeitungswerk im Gebiet Sachalin 8 Mrd. Rbl Abkommen unterzeichnet, Bauzeit: 2016 bis 2017 Mega-Mall in Krasnojarsk 200 Mio. Euro Suche nach einem Baugrundstück Generalauftragnehmer: DonStroj Invest (www.donstroy.com) Projektbetreiber: Gruppe Morton Ministerium für die Entwicklung des Fernen Ostens (www.minvostokrazvitia.ru) und Gruppe Morton Projektbetreiber und Investoren: Nord Hydro (www.nord-hydro.ru), CRCC (VR China), Russischer Investmentfonds RFPI Projektbetreiber: OOO Jug Rusi (www.goldenseed.ru) und Verwaltung der Region Primorje; Finanzierung: Vneschekonombank (VEB) Projektbetreiber und Investoren: OAO BM Sachalin und "Dalnewostotschnaja stroitelnaja kompanija des 24. Büros der chinesischen Eisenbahn- und Baugesellschaft“ IKEA (www.ikea.ru) Flugzeugwerk im Gebiet Chabarowsk 100 Mio. US$ Rahmenabkommen unterzeichnet, Lokalisierung der Produktion von Flugzeugen Marke MA-600 Buswerk im Gebiet Saratow 100 Mio. US$ Zentrum für nukleare Medizin auf der Insel Russkij (Wladiwostok) 2,5 Mrd. Rbl Vorprojektierungsarbeiten und Erwerb von Grundstück; Herstellung von 500 Bussen jährlich geplant Absichtserklärung über Bau eines Tomographiezentrums für Krebsdiagnostik unterzeichnet, Konzessionsabkommen vorgesehen; Bauzeit: 2016 bis 2017 über 10 Mrd. US$ Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 9 Projektbetreiber: Ministerium für die Entwicklung des Fernen Ostens (www.minvostokrazvitia.ru), Xian Aircraft Industrial Corporation und Jiangsu Baoli Dongfeng Yangtse Hongkong Limited und OOO PK SignalMasch Rosnano (www.rusnano.ru), Rosatom (www.rosatom.ru), Föderale Fernöstliche Universität 3. Tiefbau/Infrastrukturbau Marktlage und Marktentwicklung In Zeiten rückläufiger Steuereinnahmen haben es insbesondere Unternehmen schwer, die im Tiefbau/Infrastrukturbau tätig und damit von öffentlichen Investitionen abhängig sind. Auf föderaler Ebene wurden die entsprechenden Ausgabentitel in einem Nachtragshaushalt für 2015 um etwa 25% gekürzt. Gebaut wird jedoch eine Brücke vom russischen Festland auf die Halbinsel Krim. Aus heutiger Sicht soll das Brückenvorhaben 228,3 Mrd. Rubel kosten. Im laufenden und den zwei künftigen Haushalten verschlingt dieses Projekt allein 10% der Straßenbauausgaben auf föderaler Ebene. Die verbleibenden 90% reichen dann nur noch dafür aus, das vorhandene Netz an Autobahnen und Bundesstraßen zu warten. An Streckenverlängerungen ist in dieser Konjunkturlage kaum zu denken. Schienenausbau wird für Private geöffnet Um die Abhängigkeit der Staatsbahn OAO RZD von staatlichen Zuschüssen zu verringern, arbeitet das Unternehmen derzeit an einer Änderung der Tarife im Gütertransport. RZD und Regierung wurden sich schnell einig, dass der Streckenausbau weiterhin vom Staat finanziert wird, die Modernisierung bestehender Strecken aber durch RZD. Selbst beim Streckenausbau und beim Bau von Brücken, Stationen und Terminals ist eine Konzessionsvergabe an Private inzwischen kein Unwort mehr. Eine andere Frage bleibt dabei aber bestehen: Welcher private Investor könnte sich in der gegenwärtigen Konjunkturlage für derartige Vorhaben überhaupt interessieren? Zumal die Tarifpolitik der RZD weiterhin an politische Vorgaben des Verkehrsministeriums und nicht an das Wechselspiel aus Angebot und Nachfrage gebunden bleibt. Mit anderen Worten, neben dem Straßenbau kommt auch der Schienenausbau in zunehmende Finanzierungsschwierigkeiten. Verwirrung um Hochgeschwindigkeitsstrecken Um den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Moskau und Kazan im Gesamtwert von 1 Billion Rubel ist es im Spätsommer unerwartet ruhig geworden. Es schien klar, dass RZD das System in Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen bauen wird. Doch hat die Auswechslung der Führungsspitze bei den Russischen Eisenbahnen OAO RZD im August 2015 für Verwirrung gesorgt. Wladimir Jakunin, ein langjähriger PutinVertrauter, wurde von Oleg Belozerow, einem Mann aus der zweiten Reihe und langjähriger Vizeminister für Transport, abgelöst. Im Unterschied zu Jakunin gilt Belozerow als Techniker und nicht als Charismatiker. 10 Ein solcher Vorgang weist eher darauf hin, dass es bei der Hochgeschwindigkeitsstrecke zu Verzögerungen kommen wird. Ursprünglich sollten die Züge schon zur Fußball-WM 2018 fahren. Dies wird nicht mehr für möglich gehalten. Somit besteht insgesamt kein Termindruck. Inwieweit diese Hochgeschwindigkeitsstrecke wirtschaftlich überhaupt Sinn macht oder doch nur ein Prestigeobjekt darstellt, dürften die Verantwortlichen in Zeiten der Rezession sicher leichter beantworten können. Ausbau von Transsib und BAM hat Vorrang Milliardensummen verschlingt obendrein der Ausbau von Transsibirischer Eisenbahn (Transsib) und Baikal-Amur-Magistrale (BAM). Allein dafür sollen 562 Mrd. Rubel fließen. Davon wird RZD 302 Mrd. Rubel tragen, der Rest soll aus dem Nationalen Wohlstandsfonds kommen. Vom Fortschritt in dieser Sache hängt das Schicksal ganzer Regionen im Südural, in Sibirien und im Fernen Osten ab. Allerdings wird auch hier nach Einsparpotenzial gesucht. Aus dieser Sicht heraus stehen die Finanzierungschancen hier wesentlich höher als beim Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke. Der Führungswechsel an der RZD-Spitze könnte auf einen Richtungs- und Strategiewechsel hinweisen, auch wenn das offiziell nicht bestätigt wird. RZD betont zudem die Wichtigkeit der Schienenanbindung von Häfen. Genannt werden die Häfen Murmansk, Baltijsk, die Häfen am Schwarzen und am Asowschen Meer und im Fernen Osten. Transportknoten wie Kuzbass/Nord-West, Kuzbass/Ferner Osten, Kuzbass/Asowsches und Schwarzes Meer sollen ausgebaut werden. Seehäfen bereiten sich auf Diversifizierung russischer Exporte vor In den beiden fernöstlichen Seehäfen Nachodka und Nachodka-Wostotschnyj, über die etwa 11% der gesamten russischen Seefracht (insbesondere Schütt- und Sammelgut wie Metalle, Metallerze, Kohle und Erdöl) umgeschlagen werden, sind Erweiterungen geplant. Speziell im Hafen Wostotschnyj streiten sich jedoch Investoren um das Entwicklungsmodell - ob der Ausbau der Schienenwege oder der Verladeterminals Vorrang bekommen soll. Im Hafen Nachodka scheint die Marschrichtung dagegen jetzt schon klar: die Kapazitäten zur Kohleverschiffung sollen bis 2017 auf 24,5 Mio. und bis 2020 auf 39 Mio. jato aufgestockt werden. Im Hafen Noworossijsk am Schwarzen Meer soll ebenfalls Großes geschehen. Der Hafenbetreiber NMPT wird bis 2018 einen Terminal zum Verschiffen von 10 Mio. jato Eisenerz und Gusseisen bauen, nachdem der Metallgroßhändler Metalloinvest sich vertraglich verpflichtet hat, diese Menge über den Hafen zu realisieren. Der Hafenbetreiber wird zusätzlich die Ro-Ro-Kapazitäten erweitern, unter anderem als Plattform für den Export von Fahrzeugen. In der eisfreien Ostseeregion Kaliningrad werden für 8,5 Mrd. Rubel am Standort Pionersk vier Passagierterminals mit einer Kapazität von zusammen 1 Mio. Reisende pro Jahr nebst Marina mit 300 Ankerplätzen für Jachten entstehen. Die Mittel dafür sagte das föderale Transportministerium bereits 2014 zu. Bislang gibt es nur einen alten Fischerei11 hafen. Als Koinvestor fungiert die italienische Mediterranean Shipping Company. Kaliningrad will damit neben dem litauischen Klaipeda und dem polnischen Gdansk zu einem weiteren Anlaufpunkt für große Cruise-Schiffe werden, die auf der Ostsee mit Touristen unterwegs sind. Flughafenbau - föderale Finanzmittel gekürzt, Regionen springen teils ein Um die Finanzierung von Flughafenprojekten seitens der Zentralregierung ist es nicht zum Besten bestellt. Die föderalen Programme zum Bau und zur Modernisierung von Regionalflughäfen wurden 2015 um 14,2 Mrd. Rubel gekürzt. Das spezielle Ausbauprogramm für Flughäfen im Fernen Osten wird um 14 Mrd. Rubel reduziert. Dies gab das Transportministerium in Moskau bekannt. Von Kürzungen weitgehend ausgenommen bleiben lediglich die Flughäfen an den Austragungsorten der Fußball-WM 2018 sowie in den besonders schwer zugänglichen Orten des Hohen Nordens und des Fernen Ostens. So wird der Terminal B des Moskauer Flughafens Scheremetjewo für die Fußball-WM erweitert. Statt 33,5 Mio. können ab 2017 pro Jahr 48,5 Mio. Passagiere abgefertigt werden. Speziell für die WM wird auch in den Ausbau der Flughäfen in Samara, Nischni Nowgorod, Jekaterinburg, Rostow und Nabereschnye Tschelny (Tatarstan) investiert. Projekte im Abfall- und Abwassermanagement kommen nur langsam voran In Russland gibt es nur wenige Müllverbrennungsanlagen. Daher gilt Moskau mit seinen drei Müllverarbeitungswerken geradezu als Vorbild. Das 200 Mrd. Rubel schwere Umweltschutzprogramm der Stadt fördert bis 2016 Projekte zur Reinigung der Gewässer (Fluss Moskwa), zum Bau von Müllverarbeitungsanlagen und zur besseren Gestaltung der Grünzonen. Das kommunale Unternehmen Moswodokanal rekonstruiert derzeit den zweiten Block der Wasseraufbereitungsanlage Nowo-Kurjanowski. Die Arbeiten sollen 2018 beendet sein. Beim Umweltschutz will auch Sankt Petersburg einen Schritt nach vorne tun. Bis 2025 sollen 125,6 Mrd. Rubel (knapp 2,3 Mrd. Euro) in Projekte zur Wasserversorgung fließen. Davon investiert Sankt Petersburgs wichtigster Wasserversorger Wodokanal SanktPeterburga 123,5 Mrd. Rubel. Auch beim Abwasser gibt es Nachholbedarf. In der Stadt existieren 13 Wasseraufbereitungsanlagen, 3 Werke zum Verbrennen von Rückständen, 138 Pumpstationen für das Kanalisationssystem und ein 8.119 km langes Rohrnetz. Doch nicht das ganze Abwasser, das in der Millionenmetropole entsteht, wird auch gereinigt. Sankt Petersburg erneuert daher 900 km Kanalisation, baut neue Kläranlagen und wird ein komplett überarbeitetes System zur Abwasserreinigung implementieren. Die Kosten werden mit 164,7 Mrd. Rubel (rund 3 Mrd. Euro) veranschlagt. Investor ist auch hier Wodokanal Sankt-Peterburga. 12 Investitionen in Öl- und Gaspipelines Die Staatskonzerne Gazprom und Rosneft investieren in Pipelines in Richtung VR China und Europa. Zu den wichtigsten Projekten gehören die Gaspipelines "Sila Sibiri" und "Altaj" (Projekt aktuell zurückgestellt) nach China, "Northstream-2" und "Turkish Stream" in die Türkei (aktuell gibt es Meinungsverschiedenheiten mit der türkischen Regierung und der türkischen Gasgesellschaft BOTAS über bestimmte Aspekte des Projekts, wie den Gaspreis für die Türkei). Dynamik im Kraftwerksbau lässt nach Der Ausbau von Wärmekraftwerken vollzieht sich langsamer als geplant. Zwar sind mehr als ein Dutzend Projekte auf den Weg gebracht worden. Doch ließ die Stromnachfrage im Zuge der Wirtschaftskrise nach. Dagegen schießen die Finanzierungskosten in die Höhe. Da das Energieministerium eine Reihe von Versorgungsunternehmen zum Ausbau vertraglich verpflichtete, sind Abweichungen von der Bauplanung nur mit staatlicher Genehmigung möglich. Das Ministerium lässt in dieser Frage jedoch mit sich reden. Weniger Investitionen in Mobilfunknetze Nachlassende Abonnentenzahlen ziehen sinkende Investitionen nach sich. Ende März 2015 gab es 44.300 LTE-Basisstationen. Das waren 2.300 Stationen mehr als zum Jahresende 2014. Dies geht aus einem Bericht der Agentur Telecom Daily hervor. Für Russland ist dieser Zuwachs gering - in den neun Monaten davor wurden 25.000 LTE-Stationen gebaut. Die meisten Stationen gehören dem Mobilfunkanbieter Megafon: 18.600 Stück. MTS besitzt 15.700 und VimpelCom 8.200 Stationen. Die Rubelabwertung wird als der Hauptgrund für die aktuell verhaltenen Investitionen angegeben. Konkrete Marktchancen für deutsche Unternehmen Der Tiefbau-Markt wird generell von russischen Baukonzernen kontrolliert. Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen sind deshalb nur als Subauftragnehmer und auch nur dann zu erwarten, wenn es sich um ein Bauvorhaben mit einer besonderen Zweckbestimmung (besondere Exklusivität oder erhöhte Umweltstandards) oder um feststehende Fertigstellungsfristen handelt, die unbedingt eingehalten werden müssen. Dazu gehören Infrastrukturmaßnahmen zur Vorbereitung der Fußball-WM 2018. Öffentliche Vorhaben sollen den drastischen Rückgang privater Bauinvestitionen auffangen, zumindest teilweise. Dies schließt Fördermaßnahmen für die örtliche Bau- und Baustoffindustrie ausdrücklich mit ein, aber auch Appelle oder gar Vorschriften, Produkte mit dem Label "Made in Russia" auf dem Bau zu bevorzugen. 13 Deutsche Geschäftschancen im Moskauer Großraum Zumindest in Moskau soll jedoch kein generelles Importverbot für Baumaschinen und Baustoffe gelten. Dies betonte der stellvertretende Bürgermeister und Verantwortliche für das Baugeschehen in Moskau, Marat Chusnullin. Deshalb können hier fallweise deutsche Lieferanten zum Zuge kommen. Die Moskauer Stadtregierung schließt ausländische Zulieferprodukte zwar nicht aus, hält sich laut Chusnullin im bestimmten Maße aber dennoch an die föderalen Empfehlungen zur Importsubstitution. So sollen bis Ende 2015 alle Rohrleitungen und die gesamte Klima- und Belüftungstechnik für den U-Bahnbau komplett aus heimischer Herstellung kommen. Es ist anzunehmen, dass sich unter den Lieferanten auch ausländische Firmen befinden, die sich in der Zwischenzeit in Russland mit eigenen Werken niedergelassen haben. Projekte Ausgewählte Großprojekte im Tiefbau/Infrastrukturbau Vorhaben Investitionssumme Projektstand Anmerkungen Belkomur (Weißes MeerKomi-Ural) - Eisenbahnlinie und Hafenbau in Archangelsk über 250 Mrd. Rubel Investitionsabkommen am 3.9.2015 unterzeichnet, Projekt ist auch in Eisenbahnund Transportstrategie Russlands eingeschlossen Bau des 3. und 4. Teilstücks der Zentralen Ringautobahn Moskau (ZKAD) Bau des Teilstücks (km 58 bis 149) der Autobahn-Mautstrecke Moskau - SanktPetersburg (M 11) Bau des karelischen Teilstücks der Autobahnstrecke "Finnische Grenze - Ural" Kostenvoranschläge jeweils 75,6 Mrd. und 76,5 Mrd. Rubel Konzessionsausschreibung bis 28.10.2015 70 Mrd. Rubel Tender läuft bis November 2015 Projektbetreiber: Belkomur (www.belkomur.com), Bauherr: Poly Technologies Inc.; Das PPPProjekt sieht die Rekonstruktion von bestehenden 449 km und den Neubau von 712 km Eisenbahnlinie in der nördlichen Taiga vor, die Archangelsk mit der industriellen Ural-Region verbindet, sowie den Bau eines Tiefwasserhafens Auftraggeber: Avtodor; Fertigstellung der 500 km langen Mautstraße 2018 (zur WM-2018) Auftraggeber: Avtodor (www.rosavtodor.ru) 80 Mio. US$ Bau einer 65 km langen Straße auf dem Territorium der Republik Karelien geplant; derzeit Projektierungsphase, Bauanfang: Sommer 2016, Projektdauer: 10 Jahre gemäß dem Investitionsprogramm für 2015 bis 2020 OAO Sewero-Sapadnyj koridor raswitija und AVIC International (http://www.avic-intl.cn) Ausschreibung bis Ende September 2015 Projektbetreiber: Moskauer Regierung; Die 8-spurige Straße soll die Transportverbindungen innerhalb des gerade entstehenden Stadtteils NeuMoskau optimieren PPP-Projekt; Projektbetreiber: Administration des Gebiets Kostroma und Sany Heavy Industry Co (www.sanygroup.com) Bau von Energieanlagen 31 Mrd. Rubel und Stromleitungen im Föderalen Bezirk NordWest Straße Solnzewo-Butowo- 27 Mrd. Rubel Widnoje in Moskau Umgehungsstraße und Wolga-Brücke in Kostroma 26 Mrd. Rubel Absichtserklärungen unterzeichnet Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest 14 Projektbetreiber: RAO Rosseti (www.rosseti.ru) 4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis Branchenstruktur und Wettbewerbssituation Große Gesellschaften zur Projektentwicklung führen laufende Projekte 2015 trotz Rezession weiter. Gekürzt wird aber die Zahl neuer Vorhaben. Im Ergebnis wird weniger investiert. Baufirmen stocken im Gegenzug ihre finanziellen Rücklagen auf. Dies geschieht unter anderem als eine Erfahrung aus der letzten Baukrise in den Jahren 2008 und 2009. Erstens verringern die Baufirmen ihre Abhängigkeit von teuren Fremdfinanzierungen und zweitens kürzen sie die laufenden Kosten, bei gleichzeitig anhaltenden Zuflüssen aus Verkäufen fertig gestellter Immobilien. Insbesondere im 4. Quartal 2014 setzte im Zuge des Rubelverfalls für einige Tage eine panikartige Flucht von Investoren und Bevölkerung in Sachwerte, darunter Immobilien, ein. Da Immobilien in Russland in US-Dollar ausgepreist sind, jedoch in Rubel bezahlt werden, verdienten Projektentwickler automatisch mehr. Diese Nachfrage kam im 1. Halbjahr 2015 aber recht schnell wieder zum Erliegen. Generell leidet die Bauwirtschaft unter rückläufigen staatlichen und privaten Investitionen. Developer und Immobilienfonds halten sie sich wegen der anhaltend schwachen Nachfrage nach Immobilien zurück. Zumal potenzielle Kunden aus der Wirtschaft in der gegenwärtigen Rezession eher auf Kostensenkung achten, Mietkosten eingeschlossen. Russland - Die größten Baufirmen gemäß Umsatz (Stand: 2013) Baufirma Tätigkeit Strojgasconsulting Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Bauindustrie Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Baustoffindustrie Bau- und Baustoffindustrie Bauindustrie Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Baustoffindustrie Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Bauindustrie 259,7 www.sgc.ru 226,6 www.ooosgm.ru 116,7 www.mostro.ru Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Engineering, Industrie- und Infrastrukturbau Wohnbau Bau Strojgasmontasch Mostotrest Gruppa kompanij SU-155 Mosinschprojekt Rosingineering Korporazija TechnoNIKOL Gruppa LSR Gruppa kompanij PIK Strojtransgas Eurozement Group Globalstroj-Engineering FGUP Spezstrojengineering pri Spezstroje Rossii Transjuschstroj Gruppa E 4 Domostroitelny Kombinat N 1 Grupa kompanij Etalon Umsatz in Mrd. Rubel Quelle: Rating Expert-400 (2014) 15 Internetadresse 96,8 82,6 www.su155.ru www.mosinzhprojekt.ru 71,8 www.roing.ru 66,3 65,3 62,5 57,8 www.technonicol.ru www.lsrgroup.ru www.pik.ru www.stroytransgaz.ru 55,0 51,8 www.eurocement.ru www.globse.com 45,1 www.spezsstroy.ru 44,7 www.transugstroy.ru 44,7 www.e4group.ru 39,9 39,9 www.dsk1.ru www.etalongroup.com Geschäftspraxis Die russische Regierung will europäische Unternehmen an der weiteren Wirtschaftsentwicklung beziehungsweise an öffentlich finanzierten Projekten nur noch dann teilnehmen lassen, wenn es keine äquivalenten Anbieter aus einem der Mitgliedsländer der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) gibt. Der Weg für westliche Anbieter in technisch anspruchsvolle Bauvorhaben bleibt dadurch im Prinzip offen. Zudem wurde ein Gesetz über Industriepolitik verabschiedet, auf dessen Grundlage sich die Investitionsbedingungen verbessern sollen. Dazu gehören Steuervorteile, die künftig Verwaltungen der russischen Regionen ansiedlungswilligen Firmen zusagen können. Das können sie zwar auch jetzt schon, aber nur für die Regional- und Lokalsteuern. Künftig dürfen sie nach Absprache mit dem Finanzministerium in Moskau Zusagen auch für den föderalen Steueranteil geben. Das Netz an Industrieparks (www.indparks.ru, www.gisip.ru), das über eine geeignete Infrastruktur für Firmenansiedlungen verfügt, wird von derzeit 49 langfristig auf 200 erweitert. Aktuell sind 30 neue Industrieparks in Vorbereitung. In Anbetracht möglicher neuer Sanktionen unterstrich Industrie- und Handelsminister Denis Manturow, dass Gebietsverwaltungen und die föderale Regierung von einmal gegebenen Zusagen für Investoren während der Vertragslaufzeit nicht abrücken. Damit würde nach seinen Worten Bestandsschutz und Planungssicherheit garantiert, unabhängig von sich möglicherweise ändernden Rahmenbedingungen. Planungsaufträge durchlaufen Modetrends Die Vergabe von Planungsaufträgen in der Bauwirtschaft durchläuft inhaltliche Modetrends bezüglich der Architektur, teilweise auch der zu verwendenden Materialien und der Bautechnologie. Stellten zu Anfang der 1990er Jahre Planer und Architekten in den Augen der Auftraggeber einen Kostenfaktor dar, den es zu minimieren galt, wurden nur wenige Jahre später unter hohem finanziellen Aufwand international renommierte Büros beauftragt, westliche Architektur in die Stadtbilder zu integrieren. Inzwischen sind Präferenzen zu Gunsten russischer Planer und Architekten zu beobachten, die in den vergangenen Jahren internationale Erfahrungen sammeln konnten. Zudem ist vor Ort eine neue Generation von Projektanten mit frischen Ideen herangewachsen. Gleichzeitig besteht die öffentliche Hand als Auftraggeber für soziale Bauvorhaben auf der Verwendung standardisierter Gebäudetypen. Damit sollen Planungskosten und Bauzeiten verringert werden. Darauf wies unter anderem der Gouverneur des Moskauer Gebiets, Andrej Worobjow, hin. 16 Generalauftragnehmer sind in der Regel russische Firmen In der Bauausführung kommen in der Regel russische Generalauftragnehmer zum Zuge. Ausnahmen gelten bei technisch schwer zu bewerkstelligenden Projekten, für die es Erfahrungen und besonderes Know-how benötigt. Oder ein ausländischer Investor beauftragt Unternehmen, die er aus seinem Heimatland kennt oder von dort eigens mitbringt. Teilweise liegt die Bevorzugung heimischer Fachleute aber einfach auch am zuweilen eigentümlichen Geschmack lokaler Bauherren, mit denen örtliche Planer, Architekten und Projektsteuerer eventuell in der Tat etwas besser zurechtkommen. Ausschreibungen im Wohnungsbau Projekte im Wohnungsbau haben sich auf Grund des latenten Wohnungsmangels in der jüngsten Vergangenheit fast von selbst verkauft. Vor allem aus sozialpolitischen Gründen erfolgte ein gehöriger Teil der öffentlichen Ausschreibungen in diesem Bereich. Der private Wohnungsbau wird dagegen nur in den seltensten Fällen offen ausgeschrieben. Vielmehr laden Projektentwickler und -steuerer in geschlossenen Tendern gezielt ein, Konzepte zu unterbreiten. Örtliche Holdings dominieren sozialen Wohnungsbau Der öffentliche Wohnungsbau wird vor allem durch große Holdings betrieben, sowohl in der Planung als auch in der Durchführung. Wie die Statistik zeigt, gehen regelmäßig die gleichen Holdings aus öffentlichen Ausschreibungen als Gewinner hervor, auf welche Art und Weise auch immer. Plattenbauten, die weiterhin in Masse errichtet werden, erhalten eine leichte Aufwertung durch Schmuckelemente, Simse und Säulen. Dem Massengeschmack scheint es jedenfalls zu entsprechen. Geringe bis moderate Bau- und im Ergebnis auch Verkaufskosten spielen eine wichtige Rolle, besonders bei Käufern, die nicht zu den oberen Zehntausend der Gesellschaft gehören. Ausländische Planer haben Chancen bei Prestigebauten Ausländische Planer und Architekten bekommen in der Regel Aufträge für Projekte in besonders repräsentativen Bereichen, einschließlich Innenarchitektur. Hier werden Materialien der gehobenen Preisklasse nachgefragt und es zählen besondere, qualitativ höherwertige Aspekte. Für die Sanierung von Plattensiedlungen, bei der deutsche Architekten ihre Erfahrungen aus der Heimat einbringen könnten, scheint es dagegen weniger Chancen zu geben. In diesem Bereich spielen erstklassige Beziehungen zu den Wohnungs- und Stadtverwaltungen die ausschlaggebende Rolle, sowie die sich erst etablierenden neuen Normen, die der Reihe EN angelehnt sind. 17 Baufirmen aus dem Ausland bleiben hinter den russischen zurück Den Löwenanteil am Bauvolumen realisieren russische Unternehmen. Ihnen kommt dabei ihr seit Jahren gepflegtes Beziehungsnetz zu den Auftraggebern, insbesondere aus der öffentlichen Verwaltung, zugute, aber auch das breite Spektrum an Referenzen, auf das sie in der Regel verweisen können. Unter allen ausländischen Baufirmen haben türkische Auftragnehmer mit die stärksten Positionen auf dem russischen Markt besetzt (Beispiel: Renaissance Construction, Rönesans Holding). Nach Angaben der türkischen Botschaft in Moskau erreichte das Auftragsvolumen von Baufirmen aus diesem Land 2014 etwa 50 Mrd. Rubel. Die Höhe türkischer Direktinvestitionen in die russische Wirtschaft beträgt 10 Mrd. $. Einen Zuwachs an Aufträgen verzeichnen inzwischen auch chinesische Baufirmen. Die meisten ausländischen Firmen aus dem Baubereich sind nicht direkt in der Bauausführung angesiedelt, sondern arbeiten im Vorfeld bei der Projektierung und Planung sowie bei der Lieferung von Technologien, Maschinen, Materialien und Baustoffen. Neben den bereits erwähnten Niederlassungen deutscher Spezialfirmen kommen aus Europa und Übersee noch folgende hinzu: Ariston Therma Rus, Arkema France, Atron – Lindab Buildings LLC, Bekaert N.V., Caverion Elmek OOO, CRH, Dow Corning LLC, DuPoint Science and Technologies, Freudenberg Group, Interface Russia LLC, Legrand Group, Rautaruukki OYJ, Roca, Rockwool, Saint-Gobain CIS, Ursa Eurasia LLC, Wienerberger Kirpitsch LLC, Atlas Copco, Bell Equipment Rus OOO, Caterpillar Eurasia LLC, CNH Industrial Rus, Doosan Infracore Co, Hitachi Construction Machinery Eurasia, Hyundai Heavy Industry Co., JCB, John Deere Rus LLC, Komatsu CIS, Liebherr Rus, Volvo Vostok ZAO und YIT Rakennus. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen Ministerium für Bauwirtschaft und Wohnungsverwaltung www.minstroyrf.ru Ministerium für die Entwicklung des Fernen Ostens Ministerium für Industrie und Handel http://minvostokrazvitia.ru Russischer Bauverband Nationale Vereinigung der Projektanten Verband für Privathäuserbau Nachrichten für Bauwirtschaft Nachrichten des Bauverbands http://omorrss.ru http://www.nostroy.ru Normen und Standards, Wohnungsverwaltung, Genehmigungen, Gesetzesentwürfe, Wohnungsbaupolitik, staatl. Bauinvestitionen wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Fernen Ostens Industrie- und Handelspolitik, öffentliche Ausschreibungen, Investitionsprogramme für Industriezweige CTT - 16. Internationale Messe für Bautechnik MosBuild – 22. Internationale Messe für Bauwirtschaft und Innenausgestaltung ASNInfo, Agentur für Baunachrichten NSP.su, Bauportal http://minpromtorg.gov.ru http://www.svoydom.ru www.vestnik.info http://omorrss.ru/presscenter/media/magazine www.ctt-expo.ru 31.5. bis 4.6.2016, Crocus Expo Moskau www.mosbuild.com 5. bis 8.4.2016, Expocentre Moskau http://asninfo.ru www.nsp.su 18 strojABC.ru, Anzeigen zum Häuserbau Stroitelstwo.ru, Bauportal www.strojabc.ru www.rcmm.ru 5. Baustoffe und Zulieferprodukte Baustoffe und Bauzulieferprodukte wurden in der Vergangenheit allein schon wegen der damit verbundenen hohen Transportkosten kaum eingeführt, sondern wenn möglich vor Ort gefertigt. Dies führte zur Ansiedlung zahlreicher ausländischer Hersteller in den verschiedenen russischen Regionen. Seit 2014 kommt der Wunsch der Politik nach Importsubstitution hinzu, wofür die Ansiedlungsbedingungen für ausländische Investoren sogar noch verbessert wurden. Gebietsverwaltungen und Gouverneure stehen im Wettbewerb untereinander, eine möglichst hohe Anzahl von in- und ausländischen Betrieben auf ihren Territorien anzusiedeln. Wer in der russischen Innenpolitik in Fragen Importsubstitution passiv bleibt, darf davon ausgehen, dass seine Karriere ein schnelles Ende nimmt. Investitionen kommen aus dem Ausland Zu den Regionen mit einer überaus aktiven Ansiedlungspolitik zählt schon seit einigen Jahren die Republik Tatarstan. Erst im September 2015 feierte der Gouverneur, Rustam Minnichanow, die Einweihung eines Werkes zur Herstellung von akustischen Deckenplatten. Besitzer des Werkes und Investor ist die US-Firma Armstrong World Industries. Der Projektwert beträgt 3,6 Mrd. Rubel und die installierte Kapazität 20 Mio. qm pro Jahr. Ein weiteres wichtiges Herkunftsland für Direktinvestitionen in die Baustoffindustrie ist die Türkei. So eröffnete der türkische Hersteller von Baumaterial aus Holz, Kastamonu, in der Sonderwirtschaftszone Ljudinowo in der Region Kaluga im September 2015 ein Werk mit einer Fläche von 70 ha. Hier betrug der Investitionswert 200 Mio. US$. Hergestellt werden unter anderem Holzplatten und -verkleidungen, Fußbodenparkett und Furnierholz. Der Schweizer Hersteller von Bauchemie, Sika, wird bis Ende 2015 am Standort Wolgograd sein fünftes Werk in Russland eröffnen. Hergestellt werden dort 30.000 jato Trockenmischungen. Der Investitionswert wird mit 5,3 Mio. $ angegeben. Der deutsche Wettbewerber Henkel Bautechnik besitzt in Russland ebenfalls fünf Werke – Russland gehört für den Gesamtkonzern zu den vier wichtigsten Auslandsmärkten. Jedes Jahr setzt der Konzern mit Haushalts- und Bauchemie hier 1 Mrd. Euro um. Das neueste Werk hat Henkel in Nowosibirsk im Juni 2015 eingeweiht. 19 Baustoffindustrie schrumpft Doch dürfen die Werkseröffnungen nicht darüber hinweg täuschen, dass die Produktion der Verarbeitenden Industrie im 1. Halbjahr 2015 um 5,4% eingebrochen ist. Die Baustoffindustrie macht dabei keine Ausnahme. Lediglich in den Untersparten, in denen Werkseröffnungen zu verzeichnen sind, konnte ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr registriert werden. Generell haben aber alteingesessene Hersteller 20 bis 50% an Umsatzeinbußen zu verkraften. Entwicklung in der Baustoff- und Baumaterialindustrie der Russischen Föderation Januar bis Juli 2015 Keramiksteine, nicht feuerfest, in Mrd. Stück Zement, in Mio. t Betonsteine und -platten, in Mio. Einheiten Ziegel, Platten, Kacheln aus Zement, Beton oder künstlichem Stein, in Mio. qm Konstruktionen und Details aus Eisenbeton, in Mio. cbm Türen und Rahmen aus Polymeren, in Mio. cbm Boden- und Wandbedeckungen aus Polymeren, in Mio. qm Rohre und Schläuche aus Polymeren, in 1.000 t Quelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat, Moskau, 2015 Januar-Juli 2015 ggü. Januar-Juli 2014 (Veränderung in %) 4,0 37,5 338 8,6 -4,0 -5,2 -2,6 -8,3 13,1 508 302 253 -15,7 -12,3 26,1 -17,0 Für die russischen Hersteller von Lacken und Farben, beispielsweise das Unternehmen Russkije Kraski aus Jaroslawl, werden asiatische Billigimporte ein zunehmendes Problem – zusätzlich zur Nachfrageflaute auf dem russischen Markt. Allein der Rückgang bei Farben zur Fahrbahnmarkierung war signifikant. Somit leidet die Branche im Ergebnis der rückläufigen Entwicklung im Infrastrukturbau. Farben und Lacke für den Pipelinebau Hoffnungen verknüpfen dagegen die Farbenhersteller mit den Gazprom-Projekten zur Verlegung von Gasleitungen in Richtung VR China. Hierfür wird eine gigantische Menge an wetterresistenten Oberflächenmaterialien benötigt, die allesamt den Planungen nach aus russischer Produktion stammen sollen. Dagegen werden aus den Privathaushalten kaum noch Nachfrageimpulse nach Farben und Lacken erwartet. Dies hängt unter anderem mit den rückläufigen Realeinkommen von Arbeitnehmern und Rentnern zusammen. Rubelabwertung drückt Absatzchancen für Importprodukte Stärker als die heimische Produktion gehen die Importe von Farben und Lacken zurück. Wird dieses Kriterium herangezogen, festigen sich die Marktpositionen der heimischen Hersteller gegenüber den ausländischen Lieferanten in Krisenzeiten in relativer Hinsicht sogar, obwohl die Marktvolumina sinken. Durch die Rubelabwertung haben sich zudem die Exportmöglichkeiten für russische Farben und Lacke verbessert. In umgekehrter 20 Richtung erhöhten sich die Kosten in Nationalwährung für den Import notwendiger Bestandteile zur Erzeugung von Farben und Lacken oder auch für Baustoffe, etwa von importiertem Mergel zur Ziegelherstellung. Auch die Einfuhr von Endprodukten, etwa von hochwertigen Ziegelsteinen aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien oder den baltischen Staaten, die 2014 zusammen 17% des russischen Verbrauchs deckten, leidet unter den gestiegenen Importpreisen. Hersteller aus den genannten Ländern beliefern samt und sonders das Premiumsegment. Importe wurden 2014 darüber hinaus aus Belarus und aus der Ukraine realisiert. Die Einfuhren aus der Ukraine sind 2015 wegen der angespannten russisch-ukrainischen Beziehungen zusammen gebrochen. Im Ergebnis sind Großhändler dazu übergegangen, Importe durch russische Produkte zu ersetzen. Denn die Endverbraucher sind nicht in der Lage, die gestiegenen Einfuhrkosten zu tragen, wie die Absatzentwicklung der zurückliegenden 12 Monate gezeigt hat. Widersprüchliches Bild bei Zement - Eurozement investiert, Lafarge stoppt Projekt Analysten der Eurozement Group sehen einen Rückgang des Zementverbrauchs in Russland von bis zu 10% bis Jahresende voraus. Dies hängt insbesondere damit zusammen, dass laufende Bauvorhaben zu Ende geführt, aber neue kaum angeschoben werden. Die Eurozement Group ging im September 2015 mit einem neuen Werk im russischen Uljanowsk an den Start. Die Kapazität beträgt 1,3 Mio. jato Trockenzement. Der Investor hat dafür 18 Mrd. Rubel in die Hand genommen. Beliefert werden unter anderem die Bauprojekte zur Vorbereitung der Fußball-WM 2018 in der gesamten Wolga-Region. Die größten Zementhersteller in Russland Zementhersteller Projektierte Kapazität (nach Jahresergebnissen 2014, in Mio. jato) 33,1 7,2 6,9 6,7 4,9 4,6 4,3 3,7 3,4 3,2 Eurozement Group ZAO Vita Line (OAO Mordowzement) OOO Gasmetalloprojekt (OAO Noworoszement) HK Sibirski Zement Heidelberg Zement Holcim Wostokzement (Park Group) Dyckerhoff Rosgraschdanrekonstrukzija (Serebjakowzement) Basel Zement Quelle: NEO Centr Der Konkurrent Lafarge hat den Bau einer Zementfabrik in der Region Rostow gestoppt. Offizieller Grund soll aber weniger die derzeitige Baukonjunktur, sondern ein Problem mit den technischen Anschlüssen (Gas, Strom, Wasser) vor Ort sein. Damit bleibt es vorerst bei zwei Lafarge-Werken in Russland an den Standorten Woskresensk (Moskauer Gebiet) und Fersikowo (Gebiet Kaluga). Das nun gestoppte Werk in Rostow sollte eigentlich 2016 an den Start gehen und 800 Mio. Euro kosten. 21 Zertifizierungspflicht für Zement kommt Zudem tritt zum 8.4.2016 eine Regierungsverordnung zur Einführung einer Zertifizierungspflicht für Zement in Kraft. Begründet wird diese Maßnahme mit Qualitätsmängeln, da örtliche Hersteller auf die klimatischen Bedingungen in Russland zu wenig Rücksicht genommen haben sollen. Die Zertifizierungspflicht betrifft Portlandzement, Tonerdezement, Hüttenzement, Supersulphatzement und andere hydraulische Zemente. Schlechte Zeiten für Baustoffmaschinen Für deutsche Hersteller von Maschinen zum Zerkleinern oder Mahlen mineralischer Stoffe, wie sie in der Baustoffindustrie zur Herstellung von Schotter, Splitter oder Brechsand benötigt werden, aber auch von Sortieranlagen für mineralische Stoffe, Transportbänder sowie Klima- und Lüftungstechnik für den Einsatz in der Schotterproduktion ist 2015 kein gutes Absatzjahr in Russland. Die potenziellen Maschinenkunden verfügen aktuell über weniger finanzielle Möglichkeiten als noch in den Vorjahren, um neue Anlagen aufstellen zu können. Sinkende Auftragslage und schrumpfende Verkaufsmengen lassen die Preise auf das Baumaterial und somit die Einnahmen der Schotterindustrie schrumpfen. Schotter 2014 mit leichtem Zuwachs Noch 2014 wurde auf Vorjahresbasis eine hauchdünne Steigerung der Erzeugung von Schotter, Splitter und Brechsand um 0,7% auf 226,9 Mio. cbm gemessen. Aber schon im 1. Quartal 2015 begann die Talfahrt, die sich über das gesamte Jahr hinziehen dürfte: Der Ausstoß fiel gegenüber dem 1. Quartal 2014 um 14,6% auf 37,6 Mio. cbm. Die angekündigten Kürzungen der Haushaltsausgaben für den Infrastrukturbau schlagen kurzbis mittelfristig auf die Baustoffbranche durch. Potenzial für Kapazitätsausbau vorhanden Regional entfällt beim Absatz von Schotter, Splitter und Brechsand mit 12% der landesweit größte Anteil auf den Moskauer Großraum. Der Ausbau und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur laufen hier im Landesvergleich noch am besten. Es folgt mit 11% die sibirische Region Tjumen und mit 6,5% der Großraum Sankt Petersburg. Unterteilt nach Abnehmerbranchen führt mit 54% der Straßenbau an, gefolgt von der Erzeugung von Eisenbeton mit 23%, von Transportbeton mit 15% und mit 7% vom Schienenwegebau. Rein technisch gesehen verfügt Russland über ausreichende Rohstoffvorkommen zur Erzeugung von Schotter, Splitter und Brechsand auf Jahrzehnte voraus. Die Zahl der Steinbrüche beträgt 2.072 mit Granitvorkommen in einer Gesamthöhe von 14 Mrd. cbm. Von allen Regionen verfügen etwa drei Viertel über mehr oder weniger gute Granitreserven. Doch konzentrieren sich 40% des landesweiten Granitabbaus derzeit auf die Republik 22 Karelien, auf das Leningrader Gebiet, auf das Swerdlowsker Gebiet und auf das Tscheljabinsker Gebiet. Baustoffe und Baumaterial für grünes Bauen noch chancenlos Grünes Bauen spielt in der Gegenwart nur eine untergeordnete Rolle; im internationalen Vergleich hat Russland auf diesem Gebiet aufzuholen. Zwar sind die Forderungen an ökologische und nachhaltige Aspekte in der Projektierung und Bauausführung recht hoch, unter anderem durch die Regierungsverordnung Nr. 18 vom 25.1.2010. Seit 2013 muss zudem auf die Verwendung nicht vollständig verbrauchter Energie und die Einbeziehung erneuerbarer Energiequellen in die Planung und beim Betreiben von Gebäuden geachtet werden. Doch schätzt der 2009 gegründete Russian Green Building Council (RuGBC), dass viele dieser Forderungen das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Der RuGBC geht in seiner Kritik sogar noch weiter. So sei die Bauwirtschaft in Russland weniger energieeffizient, weniger wettbewerbsfähig und weniger zuträglich für die Gesundheit und die Umwelt als in den entwickelten Industrieländern. Als Gründe dafür werden der Überfluss an Bodenschätzen und Energieträgern vor Ort bei einer gleichzeitig chronischen Nichtbeachtung der eigenen Baunormen und einem durchschnittlich niedrigen Kenntnisstand potenzieller Anwender über Energiesparmöglichkeiten gesehen. Fußball-WM 2018 könnte Trend zum grünen Bauen einleiten Zumindest laufen Vorbereitungen, um nationale grüne Standards für Sportanlagen auszuarbeiten und einzuführen. Daran beteiligt ist das Ministerium für Naturressourcen und Umwelt. Fachleute hoffen, dass die WM-Vorbereitungen langfristig nachwirken und zu einem Trend führen. Belastbare Fakten für eine derartige Entwicklung lassen sich - über den Bau der Fußball-Stadien hinaus - aber noch nicht finden. Skepsis bleibt geboten. Um grünes Bauen zu fördern, stellt sich der RuGBC inzwischen schon seit sechs Jahren als Sammelbecken für interessierte Firmen und Personen zur Verfügung. Neben der Lobbyarbeit in Industrie und Politik arbeitet die Organisation an der Ausarbeitung und Durchsetzung von nationalen Standards und basiert dabei unter anderem auf den Empfehlungen des U.S. Green Building Council (LEED) und des BRE Building Research Establishment (BREEAM). Internationale Zertifikate LEED, BREEAM und DGNB freiwillig anwendbar Immobilien in Russland können nach allen gängigen internationalen Standards auf freiwilliger Basis zertifiziert werden. Unter den etwa 240 Mitgliedern des RuGBC befinden sich Architekten, Projektanten, Juristen, Wissenschaftler, Studenten und Ingenieure, aber auch Hersteller von Baumaterialien, Baufirmen und Immobilienentwickler. Ausgewiesen werden Energiespareffekte unter anderem in russischen Dokumentationen, etwa im sogenannten Energiepass, den örtliche Kontrollinstanzen ausstellen. De facto ist der Weg für grünes Bauen dadurch geebnet. 23 Erste Beispiele sind vorhanden, etwa das Einkaufszentrum "Belaja Datscha" vor den Toren Moskaus (BREEAM), das Kugellagerwerk SKF in Twer (LEED) als erste zertifizierte Fabrik in Russland, das Bürogebäude Dukat Place III in Moskau (BREEAM), das Bürogebäude am Obwodny Kanal in Sankt Petersburg (LEED) und das Bürogebäude "Barwicha" im Moskauer Gebiet (DGNB, LEED und BREEAM). Umweltaspekte können bei Vermarktung von Immobilien ein Plus darstellen Zur Auftragsakquise für grünes Bauen können spezialisierte Architekten und Projektentwickler ihre potenziellen russischen Auftraggeber immer noch am ehesten von den ökologischen Aspekten - was zunächst Mehrausgaben in der Bauphase bedeutet - überzeugen, wenn nach Bauvollendung die Betriebskosten geringer ausfallen als bei herkömmlichen Gebäuden. Ein gewichtiges Argument ist auch die Wertsteigerung der Immobilie, wenn diese mit einem grünen Zertifikat ausgestattet ist. Insbesondere bei steigendem Leerstand auf dem Immobilienmarkt in Krisenzeiten erweisen sich Umweltaspekte als ein Wettbewerbsvorteil. Private und gewerbliche Mieter oder Immobilienkäufer sind dann eher bereit, sich für dieses Objekt zu interessieren. Schwieriger wird es aber für Architekten und Projektentwickler, die einen grünen Ansatz realisieren, sich das Vorhaben in seinen Teilaspekten von den Ämtern genehmigen zu lassen. Hier können verschiedene Aspekte das Vorhaben ausbremsen, wie die Praxis gezeigt hat. Dazu gehören entgegen gesetzte Interessen der Energieanbieter, die natürliche Monopole darstellen und daher über wirtschaftlichen und politischen Einfluss verfügen, weiterhin administrative und technische Barrieren sowie konservative und veraltete Normen, die den Einsatz von Energiespartechnik einfach nicht vorsehen oder mit ausländischen "grünen" Normen und Standards nicht kompatibel sind. Zudem tragen sämtliche Nationalnormen und –standards im Bereich des grünen Bauens (SNIP und GOST) lediglich fakultativen Charakter, sind somit nicht zwingend anzuwenden. Darunter befinden sich entsprechende Zertifizierungen, die von der Union der Architekten zusammen mit dem Rat für grünes Bauen (HP SPZS) speziell für Russland ausgearbeitet wurden. Renommierte Anbieter bei Heiz- und Klimatechnik vor Ort In den Bereichen Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik sind alle Firmen, die weltweit Rang und Namen haben, aktiv. Teilweise tragen sie den Wettbewerb auf dem russischen Markt unter sich aus. Bei den Anbietern von Rohren und Verbindungen und Komplettsystemen für Wasser, Wärme und Abwasser sowie Montagewerkzeugen spielen deutsche Hersteller eine wichtige Rolle. 24 Sanitärprodukte bleiben gefragt Der Markt für Sanitärprodukte hatte 2014 nach Angaben der Discovery Research Group ein Volumen von 6,5 Mrd. US$. Die Anteile der einzelnen Produktgruppen verteilen sich wie folgt: Waschbecken, WC-Schüsseln und WC-Aufsätze (35%), Wannen (23%), Duschbecken (24%) und Duschkabinen (18%). Auf Fußböden wird in 60% aller Fälle Linoleum verlegt Die Anwendung von Kunststoffen, insbesondere von Linoleum als Fußbodenbelag, hat in den letzten Jahren zugenommen. Derzeit wird Linoleum in 60% aller Fälle verlegt. Die Produktion von Linoleum ist dennoch seit 2012 rückläufig. So erreichte der Ausstoß damals mit 142,4 Mio. qm seinen vorläufigen Höhepunkt. Im Folgejahr ging der Ausstoß auf 140,8 Mio. zurück. Im Jahr 2014 betrug die Produktion 136,8 Mio. qm. Mit einem Marktanteil von 70% führte das Unternehmen Tarkett. Stagnierende Verkäufe bei Kunststoffrohren Bei Kunststoffrohren stagnierte der Markt 2014. Für 2015 ist insgesamt mit einem Rückgang zu rechnen. Vor allem die Nachfrage seitens kommunaler Gas- und Wasserbetriebe wird nachlassen. Bei PVC-Rohren bleibt allerdings die Importabhängigkeit beim Ausgangsmaterial bestehen, wogegen die Einfuhr von fertigen PVC-Rohren zurückgehen wird. Kunststofffenster haben Verkaufszenit überschritten Der Markt für Kunststofffenster schrumpft seit 2012. Während 2012 insgesamt 58 Mio. qm (+5% gegenüber Vorjahr) Fenster mit Kunststoffrahmen gefertigt wurden, waren es 2013 nur 53,4 Mio. qm (-8%) und 2014 nur noch 46,8 Mio. qm (-12%). Für 2015 wird ein Rückgang der Produktion auf 42 Mio. qm (-10%) oder sogar auf 37 Mio. qm (-20%) angenommen. Den Prognosen zufolge soll sich die Talfahrt bis 2020 fortsetzen. Alle Angaben stammen vom spezialisierten Internetportal Okna Media. Im Jahr 2014 vollzog sich unter den Fensterherstellern eine Marktbereinigung, die sich 2015 fortsetzen dürfte. Laut Okna Media mussten 15% der Hersteller ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Dies betraf insbesondere kleine Anbieter und Werkstätten, die zusammen einen mengenmäßigen Marktanteil von 7% hielten. Auslöser für die Firmenpleiten waren die rückläufige Nachfrage und Verschiebungen in der Kundenstruktur. So nahm der Anteil individueller Bauherren, die geringe Stückzahlen zur Modernisierung ihrer Wohnungen oder Häuser bestellten, ab. Im Gegenzug steigt der Anteil von Baukonzernen, die standardisierte Fenster zum Einbau in neu errichteten Gebäuden in hoher Stückzahl benötigen. 25 Fensterhersteller müssen nachrüsten Zur Herstellung von energieeffizientem Bau- und Fensterglas fehlt es unter den russischen Herstellern teilweise an Technologie. Modernisierungen konzentrierten sich in der jüngsten Vergangenheit auf die Herstellung von Floatglas ohne Energiespar- und UV-Filterfunktion. Inzwischen ist der Anteil von energieeffizientem Fensterglas an der Gesamtnachfrage aber von 7% (2007) auf 17% (2012) gestiegen. Zu den dominierenden Firmen gehören AGC Flat Glass (Produktion im Moskauer Gebiet), Pilkington Glass (Moskauer Gebiet) und Guardian Industries (Gebiet Rjasan). Mittels energieeffizienter Fenster könnte der Wärmeverlust in Neu- und Altbauten gesenkt werden. In Moskau wurde in Gebäuden, die zwischen 2003 und 2010 errichtet wurden, ein Energieaufwand für Heiz- und Lüftungszwecke zwischen 150 und 180 kWh pro Stunde und Quadratmeter gemessen. Dies verstößt sogar gegen die russische Baunorm SNiP, die maximal 95 kWh pro h/qm zulässt. Auslandskapital fließt in Glas- und Fensterherstellung Ausländische Glashersteller errichteten Produktionskapazitäten vor Ort. Darunter befindet sich die Trakya Glass Rus, ein Gemeinschaftsunternehmen aus der französischen SaintGobain und der türkischen Trakya Cam Sanayi mit mehreren Standorten in Russland. Das jüngste Werk wurde in Elabuga (Tatarstan) eröffnet. Zu den russischen Herstellern gehören Salavatsteklo (Baschkirien), Saratowstroisteklo (Gebiet Saratow), JurRosProdukt (Kreis Stawropol), Saratowski Institut Stekla (Gebiet Saratow), Simwol (Gebiet Wladimir) und Star Glas (Gebiet Brjansk). Vertriebsstrukturen für Baumaterialien werden gen Osten erweitert Für den Vertrieb von Baustoffen und Baumaterialien spielen regionale Großhändler und andere Vertriebspartner in den Regionen eine außerordentlich wichtige Rolle - wegen der großen Entfernungen im größten Flächenstaat der Welt. Hersteller sehen aus gleichem Grund zu, möglichst flächendeckend und marktnah mit eigenen Produktionsstätten vertreten zu sein, um Transportkosten zu sparen und flexibel auf Nachfragänderungen reagieren zu können. Baumärkte werden wichtiger Vertriebspartner In den vergangenen Jahren spielen DIY-Märkte (www.diynews.ru) eine wachsende Rolle im Vertrieb. Zunächst wurde das Netz von Baumärkten um die Millionenstädte im europäischen Teil herum immer enger. Anschließend begann die Expansion in Richtung Ural und Sibirien. Als finales Ziel bleibt der Ferne Osten Russlands. Die französische Kette Leroy Merlin kündigte an, bis 2017 mit eigenen Baumärkten in die Region Chabarowsk vorstoßen zu wollen. 26 Dabei setzt sich Leroy Merlin das Ziel, in allen Warengruppen die Preise der Konkurrenz stets um 5% unterbieten zu wollen. Dafür geht der Konzern unter anderem Kooperationen mit lokalen Herstellern ein, um nicht das gesamte Sortiment aus dem europäischen Teil Russlands oder gar aus der Europäischen Union einführen zu müssen. Im Jahr 2014 eröffnete Leroy Merlin Baumärkte in Zelenograd, im Gebiet Moskau, Nowosibirsk, Ufa, Samara und Krasnojarsk. Nach Zahlen aus dem Jahr 2013 kontrollierte der französische Konzern 11% des russischen Marktes für Waren des Baubedarfs und ließ damit die deutsche Kette Obi hinter sich. Zur Abrundung seines Angebots betreibt Leroy Merlin einen regen Online-Handel. Etwa 5% des Umsatzes sollen auf Bestellungen aus dem Internet zurückgehen. OBI hält mit eigenen Expansionsplänen dagegen. Die zur Tengelmann-Gruppe gehörende Baumarktkette will bis Ende 2017 weitere 18 Filialen in Russland eröffnen. Nach den Worten von Ian Strickland, Managing Director von OBI Russia, sollen von den neuen Filialen zwölf in angemieteten und sechs in neu errichteten Gebäuden entstehen. Das Investitionsvolumen wird mit rund 250 Mio. Euro angegeben. Bislang ist OBI in Russland mit 24 Märkten vertreten, wovon sich mehr als die Hälfte in Moskau (8) und Sankt Petersburg (5) befindet. Automatisierung von Gebäuden nimmt zu Der Markt für Automatisierungstechnik hat sich in den zurückliegenden Jahren schnell entwickelt. Gefragt sind LED-Kontrolleinrichtungen, Sensoren, Relais, Dimmer, Helligkeitssteuerungen, Signalübertrager, Verstärker, Umwandler, Pulte und Steueroberflächen. Als ein besonders starkes Wachstumsfeld erweisen sich mobile Lösungen zur Steuerung der Hausautomatisierungstechnik, zum Beispiel per Smartphone. Eine ähnliche Tendenz kann für den Bereich Gebäudesicherheit festgestellt werden. Die dafür angebotenen Lösungen werden oftmals mit der Hausautomatisierung gemeinsam als Paketlösung angeboten. Zu den größten Anbietern gehört Honeywell, ein US-Konzern, der in Russland seit 1972 tätig ist. Inzwischen haben sich erste russische Anbieter als Spin-Off aus Forschungsinstituten oder Großunternehmen beziehungsweise als Start-ups auf dem Markt etabliert, und das recht erfolgreich. Zu einem bekannten Anbieter von Lösungen zur Meldung von Glasbruch, Feuer- und Bewegungsmeldern sowie Systemen der Videoüberwachung gehört das Sankt Petersburger Unternehmen Argus Spektr. 27
© Copyright 2024 ExpyDoc