Mein Auslandspraktikum in Myanmar Mein Aufenthalt Was tun nach dem Abitur? Genau diese Frage stellte ich mir. Schon oft habe ich über ein Auslandspraktikum oder Sozialarbeit nachgedacht. Über eine Zeitungsannonce wurde ich auf das Land Myanmar und auf Myanmar Partner aufmerksam. Sofort habe ich mich über das Land informiert und wusste: „Da will ich hin!“ Knappe zwei Monate später und nach einer Reisedauer von über 24 Stunden hieß es : „Welcome to Myanmar“. Willkommen in dem Land tausender Pagoden, einer vielseitigen Flora und Fauna und vor allem einer sehr hilfsbereiten und freundlichen Bevölkerung. Sofort am Flughafen wurde Anna und mir klar, dass wir nicht mehr in Deutschland sind: Stromausfall. Anna kommt auch aus Deutschland und wollte, genau wie ich, nach dem Abitur sich im Ausland engagieren und ein Abendteuer erleben. Anna begleitete mich auf dieser weiten Reise in das noch so unbekannte Land Myanmar. Unmittelbar nach der Ankunft fühlte ich mich sofort Willkommen und war voller Aufregung, was mich in den nächsten sechs Wochen erwarten würde. Meine Aufgabe auf Ground 2, ein wunderschöner Ort mitten in der Natur, war Englisch zu unterrichten. Ground 2 umfasst sieben Häuser, ist umgeben von hohen Bergen und eine Stunde von Mandalay, der zweit größten Stadt Myanmars, entfernt. Auf Ground 2 teilt sich gewöhnlich jeder Lehrer ein gemütliches Zimmer mit einer anderen Person. Ich teilte es mir mit Anna. Auch die Schüler, die an dem sogenannten „Vocational Training“ teilnehmen, wohnen unter der Woche dort. Genau das hat mir sehr gut gefallen. Man lebt auf kleinem Raum zusammen und fühlt sich wie in einer großen Familie. Unter der Woche unterrichteten Anna und ich gemeinsam. An den Wochenenden hatten wir die Gelegenheit, sofern das Wetter mitspielte, das Land zu bereisen. Vielleicht denken einige, dass uns das Unterrichten leicht gefallen ist. Aber nein, so war es ganz und gar nicht. Eins muss man haben- Geduld. Man ist schließlich nicht mehr in Deutschland, wo ein Tag bis ins kleinste Detail durchgeplant ist. Myanmar ist noch in vielen Bereichen unterentwickelt, auch wenn das Land inzwischen von vielen Touristen bereist wird. So ist das Bildungssystem sehr notleidend. Es fängt schon bei der Art und Weise des Lernens an. Den Burmesen wird nicht das selbstständige Denken beigebracht, sondern striktes auswendig Lernen ist angesagt. Es gehörte also auch zu Anna‘s und meiner Aufgabe, unseren Schülern zu zeigen, wie man auf eine andere Art eine Sprache erlernen kann. Für uns war es am Anfang sehr schwer, ein Unterrichtskonzept zu entwickeln. Freies Sprechen und korrekte Aussprache war mir am wichtigsten, denn genau das war eine der größten Herausforderungen für unsere Schüler. Natürlich übten wir auch freies Schreiben, Hörverstehen und brachten unsern Schülern die Geheimnisse der englischen Grammatik etwas näher. Dass sich die Burmesen gerade im Englisch lernen so schwer tun, kann man auch verstehen. Schließlich ist ihre Sprache eine komplett andere, schon allein die Schrift ist unlesbar für uns Europäer. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie lange ich bräuchte, ihre Sprache zu lernen. Nichts desto trotz haben meine Schüler mir auch ein kleines Grundvokabular auf burmesisch beigebracht und waren immer sehr stolz, wenn ich etwas in ihrer Sprache gesagt habe. Nach einer guten Woche wurde ein Kindergarten auf Ground 2 eröffnet. Anna und ich hatten damit nun eine weitere Aufgabe. Anna ging in ihrer Arbeit im Kindergarten richtig auf, mir machte Englisch zu Unterrichten eindeutig mehr Spaß, denn ohne einen Übersetzter konnten wir mit den kleinen Kids schlecht kommunizieren. Trotzdem haben wir schon hier versucht, Englisch Kenntnisse den Kindern beizubringen. Diese Kenntnisse vermittelten wir durch das Singen englischer Lieder. Am Anfang mussten sich nicht nur unsere Schüler an uns gewöhnen, sondern vor allem im Kindergarten wurden wir in den ersten Tagen komisch beäugt. Um diesen Blicken aus dem Weg zu gehen, kleideten Anna und ich uns schon von Anfang an angemessen. Angemessen bedeutet hier nicht, dass man bei 38 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 80%, eine kurzes Röckchen anziehen kann. In Myanmar ist man am besten mit einem LongYi angezogen. Ein LongYi ist ein langer Wickelrock, den es sowohl für Frauen als auch für Männer gibt. So hatten die burmesischen Schüler schon nach einigen Tagen Vertrauen zu uns und öffneten sich. Wir hatten viel Spaß miteinander und unternahmen auch außerhalb des Unterrichtes einiges. Nicht weit weg von Ground 2 gibt es einen wunderschönen Wasserfall. Oft sind wir gemeinsam dorthin und kühlten uns dort ab –natürlich in Kleidern, denn das Tragen eines Bikinis gehört nun mal auch nicht zu der Kultur Myanmars. A pro pos Kultur, in Myanmar sind ca 90% Buddhisten. Deswegen findet man auch an jeder Ecke einen buddhistischen Tempel, auch Pagode genannt. Myanmar heißt schließlich nicht ohne Grund „the Golden Myanmar.“ Allein auf dem Weg von Ground 2 nach Mandalay sieht man auf fast jeder Bergspitze eine Pagode in der Sonne funkeln und hört einen Mönch durch ein Mikrofon beten. Die Autofahrt von Ground 2 nach Mandalay führt durch pure Natur, hohe grünbewachsene Berge und vereinzelt über kleine Dörfer bis hin zu grauen Hochhäusern. Achtung in der lauten Stadt Mandalay, heißt es: Vorsicht beim Überqueren der Straßen. Die Stadt ist überfüllt von Autos, Tuktuks und Motorrädern. Man muss wissen, dass es in Myanmar keine Straßenregeln gibt, daher ist lautes Hupen üblich. Die Burmesen haben nun mal ihre eigenen Regeln. Es heißt, fährst du, wartet der andere, fährt aber der andere, wartest eben du. Die Fahrweise ist für mich unverständlich, aber es klappt und das ist die Hauptsache. An einem Wochenende in Mandalay findet man immer eine Beschäftigung, denn es gibt einiges zu besichtigen. Übernachtet wird, falls ein Zimmer frei ist und man selbst kein Problem damit hat, in der PDO. Die PDO , Phaung Daw Oo Monastic High School , ist die größte Schule Myanmars. In der Klosterschule leben 7500 Schüler, die jeden Tag Unterricht haben. Diese Schule lebt von Fördervereinen und ist kostenfrei für die Schüler, die aus sozial schwachen Familien kommen. Auch Myanmar Partner hat hier ein kleines Büro und kümmert sich von dort aus um Patenschaften. Ein burmesisches Patenkind zu haben, bedeutet nicht, dass man viel machen muss. Man muss lediglich im Monat 10 Euro zahlen und hilft mit diesem Beitrag einem Kind - zum Beispiel in die Schule zu gehen. Ich finde es wirklich schön zu sehen, wie man durch kleine Gesten den Menschen in Myanmar ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Hier macht Spenden wirklich Spaß, da man sofort sieht wie dankbar die Menschen sind. In der PDO gibt es schließlich viele arme Kinder. Die letzten zwei kleinen Häuser bilden das Waisenhaus. Dort leben ungefähr 150 Kinder. All diese Kinder haben ihre Eltern verloren, viele davon haben sie durch den Zyklon, der 2008 in Myanmar tobte, verloren. Trotzdem spielen all diese Kinder glücklich auf der Straße. An einem Tag in PDO Schule wird einem schwer langweilig. Aus jeder Tür hört man Kinder Hallo rufen und schnell versammelt sich eine Gruppe von Kindern, um einen die abwechselnd neugierig Fragen stellen. Alleine in der PDO Schule herumlaufen ist also so gut wie nicht möglich. Auf der Straße spielen viele junge Mönche Fußball, Kinder spielen fangen, laufen von ihrem Zimmer schnell in den Klassenraum oder Kindergarten, oder sitzen mit einem Heft in der Hand vor ihrem Zimmer und wiederholen laut, das was sie an dem Tag im Unterricht aufgeschrieben haben. Auf dem Gelände der PDO gibt es nicht nur Zimmer der Schüler und Klassensäle, sondern auch kleine Shops. Es gibt sogar eine Schreinerei, eine Schneiderei und ein Arzt-Haus. Besonders angetan war ich von der Schneiderei. Dort habe ich mir meinen LongYi gekauft und den jungen Frauen beim Schneidern zugeschaut. In der Schule fühlt man sich super wohl und vor allem Willkommen. Für mich war es jedes Wochenende immer wieder schön, dort zu übernachten, auch wenn man dort mit lauten Geräuschen rechnen muss. Die Zimmer sind natürlich auch sehr einfach eingerichtet, aber es ist wirklich ausreichend. Letztendlich brauch man ja auch nicht mehr als ein Bett und ein Dach über dem Kopf. An anderen Wochenenden ergriff ich die Chance zu reisen und habe in meinen sechs Wochen alle touristischen Orte gesehen. Angefangen von Mandalay und Umgebung, über den Inle See, Yangon und Bagan. Jedes Wochenende entdeckte ich neue Seiten Myanmars und bin nun so begeistert, dass ich auf jeden Fall nochmal eine Rundreise in Myanmar machen möchte, bei der ich nur etwas mehr Zeit benötige. Mein Abschied Besonders gerührt war ich an meinem letzten Abend auf Ground 2. Die Schüler organisierten für mich ein kleines Abschiedsfest nach burmesischer Art. Den ganzen Tag liefen einige Vorbereitungen, da gutes Wetter war, hatten wir beschlossen, dass das Fest draußen stattfindet. Jeder Schüler kleidete sich traditionell, so auch ich. Um 18 Uhr war Start und alle versammelten sich um Fotos zu machen. Dann ging auch schon das Programm los. Zur Einführung sagte eine sehr gute Schülerin von mir ein paar nette Worte und bedankte sich im Namen der ganzen Klasse dafür, dass ich sie unterrichtet habe und für die tolle Zeit , die wir zusammen hatten. Gefolgt von diesen rührenden Worten, erwartete mich der Tanzauftritt, den einige meiner Schüler seit Wochen geübt hatten. Nach dem gemeinsamen Essen spielten einige Karaoke und es folgte ein weiterer Überraschungstanz, sowie ein selbstkomponiertes Lied für mich. Ich war und bin heute noch sehr begeistert und gerührt, was meine Schüler für mich an diesem Abend gemacht hatten und bin sehr stolz auf sie. Einen schöneren Abschied hätte ich mir nicht vorstellen können. Wie ich schon am Anfang geschrieben habe, man lebt dort zusammen und ist wie eine große Familie. Gerade nach diesem Abend hatte ich das Gefühl, wir wären alle noch mehr zusammengeschweißt. Als der nächste Morgen anbrach, sagte ich ein letztes Mal Good-Bye und es liefen wieder einige Tränen, wie am Abend zuvor. Manche meiner Schüler gaben mir noch ein Abschiedsgeschenk, damit ich sie nicht so schnell vergessen werde. Also an alle Abiturienten oder Studenten, nutzt die Chance, mit Myanmar Partner das Land Myanmar zu entdecken und vor allem Myanmar- Partner zu unterstützen. Mit eurer Unterstützung lebt der Verein weiter und ihr tut etwas Gutes für euer Karmar. Bilder Ground 2 Kindergarten Traditionelle Kleidung Am Wasserfall PDO School Mein Abschied
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