Schwerer Saatbett-„Segler“ im Einsatz

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Die Saatbettkombination Swifter von Bednar im Einsatz: Auf frisch gepflügten Flächen sollte der Schlepper
den Swifter mit den Unterlenkern leicht abstützen.
Praxistest
Schwerer Saatbett-„Segler“ im Einsatz
Im Frühjahr 2015 lief eine Swifter SO6000 von Bednar als Vorführmaschine im Bereich
Königslutter, einem bedeutenden Rübenanbaugebiet Niedersachsens
D
er tschechische Hersteller
Bednar baut sein Programm und sein deutsches Vertriebsnetz weiter aus.
Für uns ein Grund, sich die
gelben Maschinen genauer anzusehen. Wir befragten Praktiker, die in diesem Frühjahr die
Bednar Saatbettkombination
Swifter SO6000 4S einsetzten,
nach ihren Erfahrungen. Das
englische Wort Swift steht für
schnell, flink, als Swifter bedeutet es auch Segler.
Die im Raum Königslutter
getestete Maschine ist ausgerüstet mit hydraulischem Levelboard, Flachstabwalze, zwei
Reihen überschneidender Gänsefußschare, Schleppe, doppelter
Crosskillwalze und der Finisherwalze, eine kleinere, schneller
drehende Flachstabwalze. Um
jederzeit eine optimale Bodenanpassung zu erreichen, ist die
Maschine in vier je 1,5 m breite,
federnd am Rahmen aufgehängte Sektionen aufgeteilt.
Um Königslutter herum
gibt es alle Bodenarten, die die
norddeutsche Tiefebene bietet.
Das reicht vom 20er Sand in
den nördlichen Gebieten über
anmoorige staunasse Ecken bis
zu knapp 90er Lehm in den
Bördeausläufern und an den
unteren Grenzen des Elms (bis
zu 323 m über NN). An den
Hängen des Elms liegt meist ein
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Einebnen, Führen, Lockern,
Rückverfestigen, Krümeln. Die
Werkzeuganordnung von der
Seite. Interessante Details:
rechts im Bild auf der Zugdeichsel eine staubdichte Box
für die Bedienungsanleitung
und Ersatzteilliste, links auf
dem Zylinder vom Fahrwerk
der Absperrhahn für den Straßentransport. An dieser harten Stelle hatte das Levelboard
nicht ausreichend Erde, jedoch
lassen sich die Werkzeuge des
Levelboards tiefer setzen.
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Flache, gleichmäßige Bearbeitung.
Sehr gute Einebnung nach nur einer Überfahrt.
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guten Eindruck. Es nimmt genug Erde mit, um auch tiefere
Spuren vom Düngerstreuer oder
der Spritze aufzufüllen. Um eine gleichmäßige Arbeitstiefe zu
erzielen, empfiehlt sich, die Pflegespuren schräg zu überfahren.
Da das Levelboard nur schleppend arbeitet, holt es keinen
feuchten Boden an die Oberfläche. Mit der hydraulischen
Einstellung kann der Fahrer
auf alle Bedingungen reagieren.
Die Verstellung ist dank der fest
eingebauten Drosseln sehr feinfühlig.
Die nachfolgende Flachstabwalze übernimmt die vordere
Tiefenführung. Auf abgesetzten
Flächen funktioniert das sehr
gut. Auf frisch gepflügten Flächen sollte die Maschine leicht
in den Unterlenkern des Zugschleppers getragen werden.
Bednar
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Leistung von bis zu 6600 t Rüben/Tag, seit 2000 verarbeitet
sehr schwacher A-Horizont auf
das Werk Klein Wanzleben der
Kalkstein. Stellenweise reicht der
Nordzucker die Rüben aus dem
Kalkstein auch bis an die OberKönigslutteraner Gebiet.
fläche.
Die SO6000 arbeitet mit eiBis 1999 gab es in Königslutner effektiven Arbeitsbreite von
ter eine Zuckerfabrik mit einer
6 m. Bei Einstellung der Spurbreite im Lenksystem von 5,95
m blieb auch im
Seitenhang kein
Streifen unbearbeitet. Die Anschlüsse sind auch
beim Fahren jeder
zweiten Spur immer absolut eben.
Topp!
Das hydraulische Levelboard
hinterließ bei den
Vorbildliche Kennzeichnung der
testenden LandHydraulikfunktionen am Rahmen.
wirten einen sehr
Sicher beim Transport: Die Swifter in Klappstellung.
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Ein angepasster Reifenluftdruck
vermeidet dabei unnötige Spuren des Zugschleppers.
Gänsefußschare sind normalerweise in einer Zuckerrübenregion nicht so beliebt. Sie neigen
dazu, auf noch recht feuchten
Flächen einen Schmierhorizont
zu produzieren. In Verbindung
mit dem Levelboard und der
vorderen Flachstabwalze war
aber unter den vorherrschenden Bedingungen jederzeit eine sehr feine flache Einstellung
der Arbeitstiefe (2,5 cm bis 5
cm) möglich. Der befürchtete
Schmierhorizont bildete sich
nicht. Da die Gänsefußschare
vollflächig schneiden, ist die Kapillarität von unten gebrochen.
Die aufsteigende Feuchtigkeit
steht den Rüben zum Keimen
zur Verfügung. Bereits aufgelaufene Unkräuter sind sicher
bekämpft.
Die Tiefeneinstellung an der
Testmaschine ist mit einer Spindel je Sektion sehr feinfühlig.
Die Spindeln sollten zum Verstellen mit Hilfe der Hydraulik
entlastet werden. Alle Testfahrer
würden jedoch eine hydraulische
Tiefenverstellung in Verbindung
mit Begrenzungsbolzen bevorzugen.
Auch auf Flächen mit Stroh-,
bzw. Senfmulchauflage hinterließ
die Maschine einen sehr guten
Eindruck. Lediglich langes Senfstroh neigte zu einer leichten
Schwadbildung. Verstopfungen
blieben aus. Die Höhenverstellung über Ketten der folgenden
Schleppplanke ist etwas hakelig.
Zusätzlich lässt sich der Aus-
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So urteilen die Praktiker:
Derselbe Schlag fünf Tage nach der Saat. Gut abgesetzt,
von unten anstehende Feuchtigkeit für optimalen Auflauf
der Zuckerrüben.
weichdruck über einstellbare
Puffer an die Bedingungen anpassen. Der Einebnungseffekt ist
beeindruckend. Ein Testlandwirt
berichtete von zu viel mitgenommenen groben Kluten bei
der Arbeit bergabwärts.
Für eine optimale Krümelstruktur sorgen die nachlaufenden doppelten Crosskillwalzen
(Ø 350 mm) in Verbindung
mit der kleineren (Ø 270 mm)
Flachstabwalze. Bei der Testmaschine haben die Crosskillwalzen
einen festen Abstand und greifen zur Selbstreinigung ineinander. Um auf steinigen Flächen
ein Blockieren durch Steine zu
vermeiden, steht eine Steinausführung zur Verfügung. Bei
der Steinausführung lassen sich
die Walzen mit einem größeren
Achsabstand montieren, bildlich
gesprochen auseinanderziehen.
Damit wird zwar der Selbstrei-
nigungseffekt vermindert, dafür
aber „Steinklemmer“ vermieden. Aus Sicht der Anwender
ist dies sehr positiv: Eine Saatbettbereitung sollte unter so
feuchten Bedingungen, dass die
Walzen zukleben, sowieso nicht
stattfinden.
Die kleine Finisherwalze soll
eine Art Fräseffekt auf trockenen und harten Böden erzeugen, um auch die letzten Kluten
fein zu bekommen. Unter den
diesjährigen Bedingungen sind
die meisten Testbetriebe mit ca.
10 km/h gefahren, um noch
ausreichend Kluten an der Bodenoberfläche zu erhalten. Die
Finisherwalze lässt sich, wie die
Schleppplanke, über einstellbare Gummipuffer zusätzlich mit
Druck beaufschlagen. Lediglich
auf einer Teilfläche mit hartem
Ton bei einem Umbruch wegen
Verschlämmung erforderte der
„STRATOS“
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Ulrich Albrecht: „Ich musste eine sehr heterogene Fläche, die
von Sand bis Ton alle Bodenarten enthält, umbrechen. 75 mm
Schlagregen um Ostern haben
die Oberfläche total abbinden
lassen. Auf den sandigen Teilstücken hat die Maschine sehr gut
rückverfestigt. Auf den tonigen
Stellen waren stellenweise zwei
Überfahrten nötig, um die harte,
ausgetrocknete Oberfläche in ein
gutes Saatbett zu verwandeln.
Beim Drillen konnte ich dann auf
der gesamten Fläche mit einer
Ulrich Albrecht.
Einstellung der Drillmaschine fahren und bin dabei auf die feuchtigkeitsführende Schicht gekommen, um den Rüben einen guten Start zu ermöglichen.“
Eckart Knust: „Die Bednar Swifter habe ich nach einer Federzinkenegge ohne Walze eingesetzt. Die feinfühlige Einstellung des
Levelboards ist prima, das Saatbett ist sehr gut rückverfestigt. Mit
Gareeggenzinken/Gammazinken könnten wir wahrscheinlich den
Arbeitsgang mit der Federzinkenegge einsparen.“
Sebastian Kirchhoff: „Wir haben den Swifter nach dem Pflug
und auf Mulchsaatflächen zur Bohnenaussaat getestet. Auf frisch
gepflügten Flächen kommen die vorderen Walzen an die Grenzen
ihrer Tragfähigkeit. Bei starker Senfauflage sieht man eine leichte
Schwadbildung durch die Gänsefußschare. Das Saatbett ist unter
allen Bedingungen topp. Wir bevorzugen Gareeggenzinken, da die
Zerkleinerungswirkung erfahrungsgemäß deutlich besser ist. Im
Gegensatz zur bei uns vorhandenen 7 m aufgesattelten Saatbettkombination ist die Swifter deutlich schwerer und stabiler. Die große Bereifung, die Druckluftbremse und die 40 km/h sind für unsere
Struktur mit weiten Entfernungen ein echter Vorteil.“
harte Boden höhere Fahrgeschwindigkeiten. Als Alternative
zur Finisherwalze steht auch ein
einreihiger Striegel zur Verfügung.
Um die Tragfähigkeit auf extrem sandigen Standorten zu
DER NEUE ULTRA –
FLACHGRUBBER VON KERNER
erhöhen, bietet Bednar auch
Crosskill Walzen mit größerem
Durchmesser (Ø 440 mm).
Die Unterlenkeranhängung
Kat. 3 macht die Maschine sehr
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Zerkleinern, mischen, krümeln,
einebnen, rückverfestigen:
Beim Stratos von Kerner sind aller guten Dinge fünf.
Dabei nimmt er es mit fast jedem Boden auf und sorgt
für eine optimale Bodenstruktur.
Neue und INNOVATIVE Funktionen, wie etwa die gewellten
Tandemschneidscheiben oder die KERNER Zinken mit Schnellwechselscharen machen dieses Gerät zu einem zuverlässigen
Partner der modernen, flachen Bodenbearbeitung.
Kerner Maschinenbau GmbH · 89344 Aislingen · Telefon 09075 9521-0
www.kerner-maschinenbau.de
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wendig. Mit Zwillingen sollte
man jedoch etwas vorsichtig
sein. Die leicht beschädigten
Warntafeln deuten darauf hin,
dass die Deichsel für extrem
breite Schlepper etwas länger
sein dürfte.
Die Swifter SO6000 kann,
wie viele Bednar Maschinen
auch, mit einer Einzelbetriebserlaubnis mit 40 km/h abgenommen werden. Als angehängtes
Arbeitsgerät brauchen diese Maschinen kein eigenes Kennzeichen. Für den Straßentransport
sollte man die Maschine nach
dem Einklappen wieder leicht
absenken, um den Schwerpunkt
für eine sichere Straßenlage zu
senken. Dann sind auch längere
Transportstrecken mit 40 km/h
kein Problem. Die Druckluftbremse ließ sich nach dem Optimieren der Hebelwege mit allen Zugschleppern gut dosieren,
die mit 5.800 kg recht schwere
Swifter vermittelte den Fahrern
jederzeit ein sicheres Fahrgefühl.
Zum Ein-/Ausklappen muss
der Schlepperfahrer absteigen
und die Verriegelungshaken
per Seilzug manuell öffnen sowie den Absperrzylinder vom
Fahrwerk öffnen. Dies macht
aus unserer Sicht auch Sinn, da
mit dem Absteigen sichergestellt
ist, dass keine Fehlbedienung im
Straßenverkehr stattfinden kann.
Was sonst noch auffiel: Die
getestete Maschine ist Baujahr
12
2013. Die Lackqualität ist O.K.,
an dem Rahmen zeigten sich
keine Abplatzer oder schlecht
lackierte Stellen. Der Lack war
bereits leicht ausgeblichen, da
die Maschine bisher wohl meist
draußen stand und der Witterung ausgesetzt war. Alle Maschinen ab Baujahr 2014 sind
laut Bednar pulverbeschichtet.
Damit ist die Oberflächenbeschichtung noch einmal deutlich haltbarer und langlebiger.
Alle Schläuche sind mit farbigen
Kappen gekennzeichnet. Ein
Anwender hat zusätzlich farbige
Kabelbinder an den Schläuchen
angebracht, um die Schläuche
immer passend zu kuppeln.
Die Werkzeuge (Platten) des
Levelboards sind über Bohrungen verstellbar.
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Aufnahmen vom 9. Mai 2015,
Bearbeitung am 12. April
2015. Der Unterschied zwischen zweimaliger (links)
und einmaliger Bearbeitung ist immer noch eindeutig zu erkennen. Die gröbere
Krümelstruktur stellt höhere Anforderungen an den
Pflanzenschutz, sichert aber
gleichzeitig den Erosionsschutz bei Starkregenereignissen.
Die Vielfalt der Böden in der Region Königslutter stellte
verschiedene Anforderungen an die Swifter.
Auf der Deichsel sind farbige
Symbole mit den zugeordneten
Funktionen aufgeklebt. Somit
braucht der Fahrer nicht lange
zu probieren welches Schlauch-
Technische Daten und Preise
Bednar Swifter SO6000 4S
Auszug aus der Preisliste (Listenpreise o. MwSt.)
• Saatbett Kombination mit vier Sektionen, Unterlenkeranhängung
Kat. 3, 60 Gamma (Gareeggen) Zinken: 27.077 Euro
• Crushbar, hydraulisches Levelboard: 1.746 Euro
• 24 Gänsefußschare, Planierschiene, doppelte Crosskillwalze:
1.791 Euro
• SB Schare (schmale Gänsefußschare), Planierschiene, doppelte
Crosskillwalze: 2.467 Euro
• Finish-Walzen Ø 270 mm: 1.882 Euro
• Achse mit 2-Leiter-Druckluftbremsanlage: 1.523 Euro
• Transporträder 500/50.17 statt 15.0/55-17: 562 Euro
• Beleuchtung und Warntafeln: 662 Euro
• Listenpreis Testmaschine: 33.462 Euro
paar welche Funktion hat. Prima! Alle Maschinen haben ab
Werk eine Box für die ET-Liste
und die Bedienungsanleitung.
Zusätzlich ist ein USB Stick mit
den PDF Ausgaben aller Listen
und Bedienungsanleitungen ab
Werk dabei.
Fazit
Die Bednar Swifter SO6000
4S hinterlässt als schwere Saatbettkombination mit den Gänsefußscharen einen sehr guten
Eindruck. Das Saatbett ist tischeben und sehr gut rückverfestigt, die Tiefenführung gleichmäßig. In der leicht hügeligen
Region kam auch ein 150 PS
Schlepper bei flacher Arbeit mit
der 6 m Swifter gut zurecht, arbeitet man etwas tiefer oder auf
lockeren Flächen, dürfen es aber
auch gerne 250 PS sein.
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