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Peter Zimmerling
Beichte
Gottes vergessenes Angebot
Peter Zimmerling, Dr. theol., Jahrgang 1958,
studierte Theologie in Tübingen und Erlangen, war von 1989 bis 1993 Pfarrer der
Kommunität „Offensive Junger Christen“
auf Schloss Reichenberg / Odw. und hat seit
2005 eine Professur für Praktische Theologie
mit Schwerpunkt Seelsorge an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig,
deren Erster Universitätsprediger er ist, inne.
Seit 2009 ist er zudem Domherr zu Meißen.
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2. Auflage 2015
© 2014 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig
Printed in Germany · H 7708
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ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und
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Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt.
Cover: FRUEHBEETGRAFIK · Thomas Puschmann, Leipzig
Coverbild: © Oleksii Sagitov – Fotolia.com
Innenlayout und Satz: Sabine Ufer, Leipzig
Druck und Binden: Docupoint GmbH, Magdeburg
ISBN 978-3-374-03738-4
www.eva-leipzig.de
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1 „Ein Katholik hat die Beichte …
Ich habe bloß meinen Hund“ . . . . . . . . . . . . .
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2 Zur Situation:
Schuld und Entlastung heute . . . . . . . . . . . . . .
2.1 Andere Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2 Entschuldigung auf dem Weg
der Beschuldigung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.3 Schuld als bloßes Schuldgefühl . . . . . . . . .
2.4 Zunehmender moralischer Pluralismus . . .
2.5 Aufhebung von Normen . . . . . . . . . . . . .
2.6 Unverständnis gegenüber
biblischen Begriffen . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.7 Ein Beispiel: Talkshows –
moderne Beichtstühle? . . . . . . . . . . . . . . .
2.8 „Übertribunalisierung“ des Lebens . . . . . .
3 Seelsorge – eine Brücke zur
Wiedergewinnung der Beichte . . . . . . . . . . . .
3.1 „Man müsste mal drüber reden können …“
Vom Zuhören und Sich-Aussprechen . . . .
3.2 Wegbegleitung statt Wegweisung . . . . . . . .
3.3 Zwischen Selbstwerdung und
Selbstbegrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3.4 Schutzraum der Individualität und
des Geheimnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.5 Schule der Beziehungsfähigkeit . . . . . . . . .
3.6 Mut zum Spirituellen . . . . . . . . . . . . . . . .
3.7 Seelsorge in der digitalen Welt. . . . . . . . . .
4 Die seelsorgerliche Gemeinde
als Raum der Beichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.1 Das gemeindliche „Ökosystem“ . . . . . . . .
4.2 Nicht nur Profis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.3 Bei Gelegenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.4 Raum der Offenheit und
des Vertrauens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5 Luther und die Bibel zu Schuld und
Vergebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.1 Schuld und Vergebung biblisch . . . . . . . . .
5.2 Schuld und Vergebung reformatorisch . . . .
5.3 Konsequenzen für Seelsorge
und Beichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6 Begriff und Wurzeln der Beichte
im Neuen Testament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6.1 Zum Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6.2 Wurzeln im Neuen Testament . . . . . . . . . .
7 Die Beichte in ihrer Geschichte . . . . . . . . . . . .
7.1 Zur Entstehung der Beichte . . . . . . . . . . .
7.2 Grundlegende Reform der Beichte
durch Martin Luther . . . . . . . . . . . . . . . .
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7.3 Der Verlust der Beichte in der weiteren
Geschichte des Protestantismus und
Ansätze zu ihrer Wiedergewinnung . . . . . . 94
7.4 Dietrich Bonhoeffer als Pionier der
evangelischen Einzelbeichte im 20. Jh. . . . 100
8 Chancen für eine Renaissance
der Beichte heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.1 Unterschiedliche Aspekte der Beichte . . . .
8.2 Angebot einer Vielzahl von alten und
neuen Beichtformen. . . . . . . . . . . . . . . . .
8.3 Beichte als gemeindepädagogische
Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.4 Notwendige Zusammenarbeit von
Seelsorge und Therapie . . . . . . . . . . . . . . .
9 Anregungen zur Praxis der Beichte . . . . . . . . .
9.1 Wann beichten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.2 Wem beichten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.3 Wo beichten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.4 Wie beichten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.5 Gefährdungen der Beichte . . . . . . . . . . . .
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Luther und die Bibel zu Schuld
und Vergebung
Sowohl für die Bibel als auch für Martin Luther überstrahlt die Frage nach Schuld und Vergebung alle anderen Themen. Jesu Annahme der Zöllner und Sünder, die
sich in gemeinsamen Mahlzeiten zeigte, hat zu seinen
Lebzeiten eine regelrechte Volksbewegung ausgelöst.
Das Urchristentum ist ohne die voraussetzungslose Annahme der Zöllner und Sünder, die von den damaligen
Frommen ausgegrenzt wurden, durch den irdischen Jesus undenkbar.
Offensichtlich traf auch Luther, als er den Kern der
Botschaft Jesu wiederentdeckte, den Nerv seiner Zeit:
in Scharen sind Menschen zur Reformationszeit (freiwillig!) evangelisch geworden. Luthers Entdeckung, dass
Gott ohne Vorleistungen Schuld vergibt, weil er „ein
glühender Backofen voller Liebe“ ist,79 begeisterte. Das
Evangelium von der voraussetzungslosen Gnade Gottes
muss damals für viele Menschen eine ungeheure Entlastung bedeutet haben.
Dem steht heute – wie wir schon sahen – eine merkwürdige Unfähigkeit von Theologie und Kirche gegenüber, verständlich und verbindlich von Schuld und Ver-
79
Martin Luther, WA 10, III, 56, 2 f.
69
gebung zu sprechen.80 Auf dem Weg zur Überwindung
dieser Unfähigkeit scheint mir die Beschäftigung mit und
die Aneignung von biblischen und reformatorischen Erkenntnissen zu Schuld und Vergebung unerlässlich. Nur
so wird es gelingen, die Begriffe „Sünde“ und „Schuld“
gleichermaßen aus moralistischer Verflachung und aus
Er fahrungsferne zu befreien.
5.1
Schuld und Vergebung biblisch
Die Bibel unterscheidet nicht zwischen Sünde und
Schuld. Sünde umfasst automatisch auch die Dimension
der Schuld. Weil der Mensch nichts besitzt, was er nicht
allein aus Gottes Güte empfangen hat, ist jede Form
von Sünde Missachtung seines Geschöpfseins und damit Schuld gegenüber dem Schöpfer.81 Das Gleiche gilt
für unsere deutsche Alltagssprache; auch darin werden
Sünde und Schuld synonym gebraucht.82
Begrifflich exakt bezeichnet „Sünde“ allerdings zunächst nur das dem Willen Gottes widersprechende Ver80
81
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So auch Christof Gestrich, Die Wiederkehr des Glanzes in der
Welt. Die christliche Lehre von der Sünde und ihrer Vergebung
in gegenwärtiger Verantwortung, Tübingen 21995, 13.
„Darum entzieht er [der Mensch] Gott mit jeder einzelnen Entscheidung gegen ihn das Ganze der Hingabe, die der Liebe des
Schöpfers zum Menschen entsprechen würde“ (Edmund Schlink,
Ökumenische Dogmatik. Grundzüge, Schriften zu Ökumene
und Bekenntnis, Bd. 2, Göttingen 32005, 124).
Vgl. in den einschlägigen Lexika dazu die Stichworte „Schuld“
und „Sünde“.
halten als solches. „Schuld“ bedeutet, dass dieses Verhalten dem Menschen anzulasten ist.83 Viele Geschichten der
Bibel lassen in erschütternder Weise die Verfallenheit des
Menschen an die Sünde, seinen Drang zu sündigen, erkennen. Trotzdem hält die Bibel daran fest, dass der
Mensch für seine Sünde verantwortlich ist. Letztlich
kommt es zu keinem rationalen Ausgleich beider Gedanken: Die Sünde ist zugleich Schuld und Verhängnis, verantwortliches Tun des Menschen und schicksalhaftes Sein.
Das Alte Testament geht davon aus, dass Sünde und
Schuld „Menschheitsphänomene“ darstellen.84 Mit ihnen ist deshalb überall und bei allen zu rechnen. Entscheidend ist die Deutung der Sünde primär als Beziehungsstörung. Das Umsichgreifen der Sünde wird in der
Urgeschichte 1. Mose 3 ff als ein dramatischer, „lawinenartig“ anwachsender Beziehungszerfall beschrieben.85 Als
Folge des Sündenfalls wird nacheinander die Beziehung
des Menschen zu Gott, zum Mitmenschen, zur Mitwelt
und zu sich selbst zerstört. Der Zerfall der Beziehung zu
Gott zeigt sich primär in der Verweigerung von Dank
und Anbetung.86 Gegenüber seinem Mitmenschen wird
83
84
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86
Vgl. dazu ausführlich Wilfried Joest, Dogmatik, Bd. 2 Der Weg
Gottes mit dem Menschen, Göttingen 41996, 415 ff.
Claus Westermann, Genesis, Biblischer Kommentar, Bd. I, Teilband 1: Genesis 1–11, Neukirchen-Vluyn 1974, 93 f.
Gerhard von Rad, Theologie des Alten Testaments, Bd. 1 Die
Theologie der geschichtlichen Überlieferungen Israels, München
7
1978, 167 ff.
Im Kleinen Katechismus kontrastiert Martin Luther in seiner
Auslegung zum Ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses diese
Haltung wie folgt: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmäch-
71
der Beziehungszerfall am Erkalten der Liebe und Fürsorge füreinander erkennbar. Konsequenz des Zerfalls der
Beziehung zur außermenschlichen Mitwelt sind Raubbau und Ausnutzung zugunsten der eigenen Lebenssteigerung. Der Zerfall der Beziehung des Menschen zu
sich selbst schließlich zeigt sich zuerst in der Scham, d. h.
in der Entfremdung zwischen Bewusstsein und eigener
Leiblichkeit (1. Mose 3,1 ff.). Darüber hinaus verlieren
Bewusstsein und Unterbewusstsein ihre Einheit.
Schonungslos realistisch ist das biblische Resümee dieses
vierfachen Beziehungszerfalls: „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf “
(1. Mose 8,21); „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln
des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Röm 3,23).
Umso erstaunlicher, wie hoffnungsvoll optimistisch die Bibel ist, was die Aussicht auf Überwindung dieser Situation betrifft: Sowohl das Alte als auch das Neue Testament zielen auf die Wiederherstellung des Menschen in
seiner ursprünglichen Geschöpflichkeit. Dabei gehen die
biblischen Texte allerdings davon aus, dass der Mensch
sich nicht aus eigener Kraft von seiner Sünde befreien
kann – weder durch Verdrängung noch durch Bagatellisierung, weder durch eigene Anstrengung noch durch
Wiedergutmachung. „Was könnten wir Gott anbieten,
was wir ihm nicht sowieso schon schulden?“87
87
72
tigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Was ist das? Ich
glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen … für
all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und
gehorsam zu sein schuldig bin.“
Schlink, Ökumenische Dogmatik, 125.
Überwindung von Sünde und Schuld geschieht im
Alten wie im Neuen Testament durch das Bekenntnis der
Sünde vor Gott und durch den Empfang der Vergebung,
durch confessio und absolutio. Der ganze Opferkult des Alten Testaments, wie er vor allem in 3. Mose entfaltet
wird, stellt ein täglich wiederholtes öffentliches Bekenntnis des Volkes Israel zu seiner Sünde und gleichzeitig von
Gottes Zuspruch der Vergebung dar. Dieses Geschehen
kulminiert im sogenannten Großen Versöhnungstag, dem
Jom Kippur (vgl. bes. 3. Mose 16). An diesem Tag ist es die
Aufgabe des Hohenpriesters, „für sich und sein Haus und
für die ganze Gemeinde Israel“ (V. 17) durch bestimmte
Opferhandlungen Sühne zu schaffen.
Die Opfergesetzgebung der Thora schreibt bis ins
Einzelne vor, welche Sühnehandlung ein einzelner Israelit für welche Schuld zu vollziehen hat: „Wenn’s also geschieht, dass er sich so oder so schuldig gemacht hat, so
soll er bekennen, womit er gesündigt hat, und soll als
Buße für diese seine Sünde, die er getan hat, dem Herrn
darbringen von der Herde ein Muttertier, Schaf oder
Ziege, zum Sündopfer, dass der Priester die Sühnung für
ihn vollziehe wegen seiner Sünde“ (3. Mose 5,5 ff; vgl.
auch 4. Mose 5,6–8).
Das Alte Testament kennt auch bereits das persönlich
formulierte Sündenbekenntnis des Einzelnen mit dem
Zuspruch der Vergebung durch einen Priester oder Propheten. Man denke etwa an Davids Bekenntnis seines
Ehebruchs mit Batseba vor dem Propheten Nathan: „Da
sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den
Herrn. Nathan sprach zu David: So hat auch der Herr
deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben“
73
(2. Sam 12,13; vgl. zum Schuldbekenntnis Davids auch
Ps 51). Ein klassisches Beispiel für ein persönliches Schuldbekenntnis liegt auch in Ps 32 vor. In ihm werden die
psychosomatischen Konsequenzen uneingestandener und
unausgesprochen gebliebener Schuld zum Ausdruck gebracht: „Denn als ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. Denn
deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein
Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Darum
bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine
Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld
meiner Sünde“ (V. 3–5).
Im Neuen Testament ändert sich an der Einsicht in die
menschliche Schuldverfallenheit gegenüber dem Alten
Testament nichts. Deshalb kann sowohl die Botschaft Johannes des Täufers als auch diejenige Jesu Christi mit den
gleichen Worten zusammengefasst werden: „Tut Buße,
denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Mt
3,2; 4,17; vgl. auch Röm 3,23 und 1. Mose 8,21). Allerdings wandelt sich die Art und Weise, in der nach dem
Neuen Testament Sündenvergebung geschieht, in einem
entscheidenden Punkt: Vergebung der Sünden gibt es
nicht mehr durch die Darbringung von Opfern, sondern
durch den Glauben an Jesus Christus. Aus der Fülle von
Belegen nenne ich: die Geschichte von der Heilung eines
Gelähmten, dem Jesus die Vergebung unmittelbar zuspricht: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“
(Mk 2,1–12); die Pfingstpredigt des Petrus: „Tut Buße,
und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu
Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr emp74
fangen die Gabe des Heiligen Geistes“ (Apg 2,38); „In ihm
haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung
der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,7;
vgl. auch Off b 1,5). Hebr 9 f. entfaltet eindrucksvoll, warum mit dem Kreuzestod Jesu Christi der alttestamentliche Opferkult überflüssig geworden ist: „Nun aber, am
Ende der Welt, ist er ein für allemal erschienen, durch
sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben. Wo aber Vergebung der Sünden ist, da geschieht kein Opfer mehr für
die Sünde“ (Hebr 9,26b; 10,18).
Aus all dem ergibt sich: Die Frage nach der Überwindung von Sünde und Schuld bildet zweifellos das theologische Zentrum der Bibel. Das heißt allerdings nicht,
dass die Theologie auf Schuld und Vergebung reduziert
werden dürfte.88 Der christliche Glaube umfasst neben
der Versöhnung auch die Schöpfung und die Heiligung.
5.2
Schuld und Vergebung reformatorisch
Luthers reformatorische Theologie entzündete sich an
der Frage: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“
Als Mönch im Kloster bedrängte ihn diese Frage mit
schrecklicher Gewalt. Er vermochte in Gott nur einen
tyrannischen Herrn zu sehen, der auch im Evangelium,
in der Botschaft Jesu, die das Mittelalter in der Bergpredigt Mt 5–7 zusammengefasst sah, dem Menschen ein
88
So auch Dietrich Stollberg, Schuld, Scham und Vergebung –
heute noch? Verständigung statt Verkündigung, in: Pastoraltheologie 97, 2008, 262.
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