Bloß nicht verzetteln! - Big Data Analytics Summit

Michael Messerschmidt: „Bis in
der Automation
durchgehend
objektorientiert
entwickelt wird,
vergehen noch
viele Jahre!“
Bloß nicht verzetteln!
Big Data Analytics verändert die Investitionsgüter-Industrie – darin sind sich die Experten einig. Aber
wie sollen die Unternehmen das Thema angehen? Wie können sie den intensiven Umgang mit Daten,
der weit über ein reines Monitoring hinausgehen muss, gewinnbringend im Unternehmen einführen?
Der Big Data Analytics Summit auf der SPS IPC Drives im November 2015 lieferte Antworten.
E
s herrscht eine regelrechte Goldgräber-Stimmung – und zwar in allen Wirtschaftsbereichen“, leitet Klaus
Koch in das Thema des 4-stündigen
Kongresses, der 2015 erstmalig auf
der SPS IPC Drives stattfand. Koch hat
als unabhängiger Berater in den letzten
zwei Jahren so manchem Unternehmen
geholfen, die Reibungsverluste bei der
Einführung von Big-Data-Lösungen
möglichst gering zu halten. Wichtig sei,
so Koch, sich klar darüber zu werden,
dass die Bearbeitung der generell sehr
großen, komplexen, inkonsistenten und
unstrukturierten Datenmengen mit händischen und klassischen Methoden der
konventionellen
Datenverarbeitung
scheitern muss. Er empfiehlt deshalb
das Thema schrittweise anzugehen und
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konsequent die zur Verfügung stehenden neuen Methoden an den fünf Stufen
einer erfolgreichen Big-Data-Analyse –
Daten aufnehmen, Daten aufbereiten,
Daten zusammenführen, Kontexte bilden und Analyse durchführen – zu spiegeln.
Jörg Schmidt von MIOSoft geht in
seinen Ausführungen insbesondere auf
die Anforderungen und Chancen der
Big-Data-Lösungen für den Mittelstand
ein. Sein Rat: Nicht gleich die allumfassende Lösung anstreben, sondern lieber
erst einmal klein anfangen. Er erläutert,
wie sich mittelständische Unternehmen
relativ einfach die erforderlichen Fähigkeiten aneignen können, um Innovationen und Wertschöpfung aus den zur
Verfügung stehenden Daten zu schaffen. Neben der Integration und Aufbereitung strukturierter und unstrukturierter Daten legt er den Fokus auf die
Herstellung von Kontexten, die die
Grundlage für die Beschreibung relevanter Zusammenhänge in heterogenen
Datenbeständen darstellen. Denn: „Ein
umfassendes Verständnis dieser Zusammenhänge ermöglicht die Analyse von
Ursachen und schafft die Ausgangs­
basis für Optimierungen und Vorher­
sagen.“ Dabei werden Bestands- und
Echtzeit-Daten gleichermaßen einbezogen und daraus höherwertige Informationen erzeugt, die zu individualisierten
Klaus Koch:
„Klassische
Methoden
der Daten­­verar­beitung
versagen.“
Jörg
Schmidt:
„Auch ohne
tief­greifende
Data-Scientist-Kenntnisse lässt
sich was
anfangen!“
2/16 . www.computer-automation.de
Entscheidungen und automatischen Aktionen befähigen. Schmidt geht in seinem Vortrag weiter darauf ein, wie Sensor-Messdaten von verteilten Anlagen
und Maschinen auf Muster im Messwertverlauf hin überwacht werden können. Er zeigt, wie durch eine einfach zu
erlernende Musterbeschreibung auch
Fachbereiche ohne Data-ScientistKenntnisse innovative Verfahren und
Geschäftsmodelle etablieren können.
Auch Ingolf Wittmann von IBM appelliert an die Zuhörer: „Start small and
grow!“ Viele Unternehmen machten
den Fehler, schon vom Start weg zu ambitionierte Ziele zu verfolgen. Big Data
Analytics sei für die meisten Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, weil oft die notwendigen
Fachleute fehlten, um für Analytics die
entsprechenden Umgebungen aufzubauen und zu betreiben. Wittmann gibt
einen Einblick in Ansätze und Technologien für die Datenanalyse und leitet
daraus reelle Use Cases ab. Er zeigt, wie
sich die Daten-Analyse in unterschiedlichen Bereichen einsetzen lässt, um die
Produktionsqualität zu verbessern; wie
sich die Sensordaten eines Produktes
verwenden lassen, um den Life-Cycle
eines Produktes zu managen, und wie
sich große Mengen von Analytics-Daten über eine Cloud managen lassen.
Zum Schluss erläutert er, wie sich per
Ingolf
Wittmann:
„Nicht zu
ambitioniert
einsteigen!“
RalfMichael
Wagner:
„In der
Industrie
sind wir
an einem
Tipping
Point!“
www.computer-automation.de . 2/16
Daten-Analyse neue Business- und Service-Modelle entwickeln lassen.
Eine Industrie Cloud auf SAP-HanaBasis stellt Ralf-Michael Wagner
von Siemens in den Mittelpunkt seines ­
Vortrages. Er beschreibt neue
Geschäfts-Szenarien und Business­
Modelle, die derzeit aufziehen. Wagner: „Rolls Royce verkauft heute keine
Triebwerke mehr, sondern Flugstunden“, unterstreicht er seine These
und ergänzt: „Wir sind im industriellen
Feld an einem Tipping Point!“ Dies
habe auch dazu geführt, dass Siemens
jetzt mit einer offenen Industrie-Cloud
an den Markt gehe. Wagner erläutert,
wie Industrie-Unternehmen nun über
eine solche Plattform data-based
­Services – etwa ein vorausschauendes
Condition Monitoring oder ein Energie-Datenmanagement – umsetzen
können.
Michael Messerschmidt von Heitec
beschreibt die Datenanalyse in der Industrie aus der Sicht eines Systeminte­
grators. Messerschmidt betont, dass die
Grundvoraussetzungen der Datennutzung letztlich eine durch und durch
­vernetzte Produktion sei. Anhand von
Beispielen aktueller ImplementierungsSzenarien zeigt er auf, wie sich die
betriebswirtschaftliche IT in die Pro­
duktion einbinden lässt, sich Maschinen
und Anlagen intuitiv bedienen und beobachten sowie Feldgeräte wie Aktoren
und Sensoren immer intelligenter machen lassen. Ziel sei letztlich, dass der
Maschinenbediener in Echtzeit zu jedem Fertigungsauftrag neben den Auftragsdaten die Stück­listen und die verwendeten Betriebsmittel parat habe
und mit diesen In­formationen Ressourcen optimieren und Stillstandzeiten minimieren könne. Was für die betriebswirtschaftliche Ebene ­gelte, treffe aber
auch ­
direkt in der ­
Produktion zu:
­Moni­toring-Lösungen sollen Produk­
tionsleiter, Service-Techniker und Qualitätsmanager mobil über den Zustand
ihrer Maschinen und Anlagen infor­
mieren. Messerschmidt: „Jeder bekommt dabei seine eigene Sicht und
die Informationen, die er für seine
­Arbeit braucht.“ Letztlich erhöhe eine
solche digitale Anlagen- und Prozessplanung sowie virtuelle Inbetriebnahme
die Flexibilität und Performance der
Anlagen.
hap
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