herausforderungen meistern

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AKTUELL
Die Ziele der Banque CIC (Suisse) in Basel
HERAUSFORDERUNGEN
MEISTERN
KUNDEN SIND HEUTE AUCH BEI BANKEN UND IHREN DIENSTLEISTUNGEN ANSPRUCHSVOLLER GEWORDEN.
KONSOLIDIERUNG DER BRANCHE, STAATLICHE REGULIERUNGEN ODER NEUE HERAUSFORDERUNGEN IN DER
DIGITALEN TRANSFORMATION DER BANKENWELTEN ERFORDERN VON DEN VERANTWORTLICHEN IHRE GANZE
AUFMERKSAMKEIT. WIE WERDEN UNTERNEHMEN BANKDIENSTLEISTUNGEN IN ZUKUNFT NUTZEN?
INTERVIEW MIT YVES GRÜTTER
von Georg Lutz
PORTRÄT
Yves Grütter ist seit September 2015 neuer
Standortleiter am Hauptsitz der Banque CIC (Suisse)
in Basel. Er verfügt über ein ausgezeichnetes
Netzwerk im Grossraum Basel und war vor
seinem Wechsel in der Geschäftsleitung der
Bank Coop verantwortlich für Grosskunden,
Handel sowie Produktmanagement. Für die
Banque CIC (Suisse) übernimmt Yves Grütter
am Hauptsitz Basel die Verantwortung für
das Kernkundengeschäft mit Unternehmen,
Unternehmern und Privatpersonen in
der Schweiz. Darüber hinaus führt Yves
Grütter auch das Geschäft mit externen
Vermögensverwaltern auf nationaler Ebene.
Mit Yves Grütter will die Banque CIC (Suisse)
ihre Marktstellung in der Nordwestschweiz weiter
ausbauen und sich noch stärker als Bank für
anspruchsvolle Unternehmen und Unternehmer
positionieren.
GESCHÄFTSFÜHRER WINTER : : 2015/2016
AKTUELL
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Die Banque CIC (Suisse) ist mit der Basler Wirtschaft über den Hauptsitz am Marktplatz Basel verwoben.
Y
ves Grütter ist seit einigen Monaten neuer Standortleiter
am Hauptsitz der Banque CIC (Suisse). Wir führten mit
ihm ein Interview, um die Hürden, die sein Traditionshaus
zu nehmen hat und welche strategischen Ziele er daraus
ableitet, zu thematisieren.
Beginnen wir mit einer zentralen Herausforderung, der Zinssituation.
Wie schätzen Sie diese ein? Die Zentralbank (Fed) in den USA ist ja erst
einmal, was die Zinserhöhung betrifft, in die Verlängerung gegangen.
Wir haben als Bank im September gehofft, dass die Fed hier einen
Schritt nach vorne macht. Diese Ausnahmesituation der tiefen oder sogar negativen Zinsen kann nicht der Regelfall werden. Wir müssen uns
in einem Plan B durchaus auch auf japanische stagnierende Verhältnisse
einlassen. Das hoffe ich aber nicht. Ich bin mir auch sicher, dass mittelfristig die Zinswende kommen wird. Wir sind aber, ohne Frage, nicht in
einer leichten Situation.
Was heisst das für Anlagestrategien?
Bringen wir es auf den Punkt: Es herrscht ein Anlagenotstand. Das ist
für Unternehmen schwierig, aber auch Pensionskassen stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Pensionskassen haben ein vergleichsweise
enges Anlageuniversum. Das trifft die gesamte Gesellschaft. Sie kämpfen dann mit negativen Zinsen oder Staatsanleihen, die oft aktuell nicht
mehr rentabel sind.
Und wie sieht es bei Ihnen im Hause aus?
Die Frage ist: Wie sollen auf Sicherheit bedachte Anleger, in einem derart
tiefen Zinsumfeld, Rendite erwirtschaften können? Wir empfehlen im aktuellen Zinsumfeld die Beimischung von höher verzinsten Anleihen, auch
bekannt als High-Yields-Anleihen. Diese weisen zwar ein höheres Kreditrisiko auf, zahlen aber auch einen höheren Coupon. Wir sind unter anderem auf High-Yields-Anleihen spezialisiert und bieten Investoren einen in
der Schweiz einmaligen Fonds an. Der CIC High Yields Bonds «CHF
Primus» investiert in ausgewählte Hochzinsanleihen und konnte seit Auflegung 2012 über sieben Prozent gewinnen. Dass wir stark sind in der
Verwaltung von ausgewogenen Portefeuilles mit einem wesentlichen
Anteil an Obligationen, belegen wir mit der Performance unserer eigenen
Pensionskasse (vgl. Tabelle). Negativzinsen muss man trotzdem heft ig
kritisieren. Auf jeden Fall ist heute das Risiko höher, und das müssen alle
berücksichtigen, wenn man seriös bleiben will. Das sieht man ja auch
im Immobilienmarkt. Da gibt es einige sehr ungesunde Ausschläge,
die durch den Anlagenotstand verursacht sind. Ich kann nur raten, bei
Immobilien nicht jeden Verkaufswert als Basis zu nehmen. Lassen Sie sich
da unabhängig beraten.
Eine weitere Herausforderung betrifft die Reputation Ihrer Branche.
Seit der Finanzkrise stehen harte Vorwürfe im öffentlichen Raum:
Kunden wurden für Banken zu Wettgegnern und Staaten im Zuge
von «Too big to fail» zu Selbstbedienungsläden. Welches andere Bild
setzen Sie dagegen?
Für mich erfüllen Banken grundsätzlich sehr wichtige realwirtschaft liche Funktionen. Die ganz grosse Mehrheit aller Bankangestellten arbeitet an diesem lebenswichtigen Zyklus und stellt sicher, dass der Austausch von Geld gegen Waren einfach funktioniert. Banken verwahren
Geld und legen dieses im Auftrag des Kunden an und stellen darüber
hinaus sicher, dass Unternehmen Kredite erhalten, damit sie investieren
und wachsen können. Unser Institut betreibt kein Investmentbanking
und kennt die von Ihnen erwähnten Exzesse nicht. Unsere Gruppe ist
genossenschaft lich organisiert, und wir sind seit jeher sehr geerdet. Wir
tragen gegenüber unseren Kunden eine Verantwortung. Sie müssen sich
auf uns verlassen können.
Das klingt in Zeiten von verbrieften Hochrisikopapieren mit erstaunlichen Renditen sehr klassisch. In der Finanzwelt wurden doch in den
letzten Jahren ganz andere Räder gedreht?
Das sind Auswüchse, mit denen unser Haus und auch andere Marktakteure nichts zu tun haben. Wir dienen der Realwirtschaft. Einzelne, sehr
komplexe Produkte hatten einen Teil der Branche kontaminiert. Es gibt
aber viele Banken, und dazu gehören auch wir, die an solchen Auswüchsen nicht mitgemacht haben. Das steht aber nicht in den Medien. >
Performance der Pensionskasse der Banque CIC (Suisse) im
Vergleich zum Credit Suisse Schweizer Pensionskassen Index.
PENSIONSKASSE
DER BANQUE CIC
(SUISSE)
CREDIT SUISSE
SCHWEIZER
PENSIONSKASSEN
INDEX
2005
12.73%
12.62%
2006
7.86%
6.58%
2007
4.06%
2.04%
2008
--11.36%
-13.25 %
2009
13.67%
1
10.86%
2010
1.16%
1
3.01%
2011
--1.61%
-0.56 %
2012
8.47%
7.21%
2013
5.94%
5.76%
2014
8.88%
7.73%
30.06.2015
0.74%
N/A
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Die Exzesse sind aber meines Erachtens nicht nur auf einzelne Personen, sondern auf falsche Unternehmensphilosophien zurückzuführen. Ich kann doch fast jede Woche einen neuen Skandal in der Finanzbranche beobachten. Heute (am 29. September) lese ich, dass die
Schweizer Wettbewerbskommission wegen Preisabsprachen im Edelmetallhandel gegen die UBS und die Deutsche Bank ermittelt.
Haben Sie solch eine Schlagzeile schon über unser Haus gelesen?
Nein.
Es tauchen auch immer wieder die gleichen Namen auf. Über 90 Prozent
der Beschäft igten in der Branche machen einen ethisch guten Job und
sind für ihre Kunden da. Den Akteuren, die falsch unterwegs sind, müssen wir alle die rote Karte zeigen.
Können wir das noch etwas konkreter fassen?
Lassen Sie mich einen Branchenvergleich einbringen. Es geht um eine
Branchenkonsolidierung, die bei uns im Gange ist. Man kann diese Entwicklung vielleicht mit der Entwicklung des Biermarktes vergleichen.
Viele mittlere Brauereien sind in der letzten Dekade übernommen worden,
und die allgemeine Meinung war, nun verlieren wir unsere Braukultur an
wenige globale Konzerne. Und was ist passiert? Noch nie waren so viele
Bierbrauereien und Biermarken im Angebot wie heute. Diese Vielfalt kam
aus einem Zwang zu Innovation und hat viele neue Anbieter auf den Markt
gebracht, die eine sehr hohe Qualität produzieren. Diese Entwicklung hat
unsere Branche noch vor sich. Als kleineres Haus müssen wir die Felder
richtig besetzen, und ich bin überzeugt, dass wir profitieren werden.
Der Finanzplatz Basel steht im Standortwett«MEIN ZIEL IST, DASS
Es geht aber nicht nur um die Reputation der
bewerb. Wo liegen die Vorteile im Vergleich
JEDER UNTERNEHMER AUS zu den Standorten in Genf und Zürich?
Branche, eine weitere Herausforderung sind die
DER REGION BASEL, DER EIN Wir müssen uns nicht mit Genf oder Zürich vergleistaatlichen Anforderungen. Sie sind gewaltig geFINANZIELLES BEDÜRFNIS HAT, chen. Wir können auf die Stärken unseres Standorts
stiegen. Ich nenne hier nur die Stichworte GeldAN
DIE BANQUE CIC (SUISSE)
wäschereigesetzgebung, Eigenkapital, Risikoververweisen. Wir liegen von der Kaufkraft weit über
DENKT.»
teilung oder Finanzdienstleistungsgesetz. Wie
dem Schweizer Durchschnitt und haben einige Bransind Sie hier aufgestellt?
chen, die im globalen Markt ganz oben mitagieren
Die erlassenen Gesetze sind das Resultat der Finanzkrise und werden
und regelmässig Investitionen tätigen. Das färbt natürlich auch ab und hilft
noch zu einigen Marktveränderungen führen. Dabei wurden Leitder gesamten Region Basel. Wir kennen diesen Markt und sind so in
planken für alle Akteure gesetzt. Die Leitplanken sind wichtig, allerder Lage, auch davon zu profitieren und rentable Geschäfte abzuschliessen.
dings schränken sie in Teilen den Wettbewerb ein, ich denke etwa an
neue Firmen aus dem Fintech-Bereich. Wir müssen aufpassen, dass
Das betrifft auch den Euroraum, der ja vor der Haustüre liegt?
wir uns international nicht vorauseilend zu starre Ketten anlegen, die
Ja, wir begleiten unsere Kunden in den Euroraum. Da geht es um KreInnovation abwürgen. Für uns sehen wir aber auch eine Chance. Wir
dite und um den Devisenhandel und die Beratung, die dazu gehört. Wir
sind einerseits eine vergleichsweise kleinere Bank, die sehr f lexibel
sind eine der wenigen Banken, die hier vor Ort noch einen Devisenhanagieren kann, andererseits haben wir mit der Crédit Mutuel eine frandel hat. Das schätzt auch unsere Kundschaft.
zösische Mutter, die genossenschaftlich und sehr gesund aufgestellt
ist. Acht Millionen Genossenschaft ler und 30 Millionen Kunden lasKommen wir nochmals auf die konkrete betriebliche Ebene. Viele
sen mich da ruhig schlafen. Das heisst aber nicht, dass wir die Hände
Unternehmer unterschätzen die Schwankungen von Währungen
in den Schoss legen können, im Gegenteil. Wir müssen uns jeden Tag
deutlich. Sie sehen deutliches Optimierungspotenzial im Bereich des
neu beweisen.
eigenen Devisenmanagements.
An diesem Ort wurde der Schweizer Franken erfunden. Vor welchen historischen Herausforderungen steht die Finanzbranche heute?
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muss dem Kunden einen echten Mehrwert liefern. Das lässt sich auch
mit unserer Branche vergleichen. Dann bestellt der Kunde nicht alles im
Netz oder fährt nach Deutschland oder Frankreich. Die kommunalpolitische Debatte und die folgenden Regulierungen um Fahrverbote oder
die Parkplatzsituation hier in Basel sind für mich nicht zielführend und
lästig. Allerdings sind sie nicht der Hauptgrund für die schwierige Situation in den Schweizer Innenstädten, was den Detailhandel betrifft.
Kommen wir zur jungen Generation. Sie will mobil mit Paypal, Giropay oder Lending Club arbeiten. Wie passt das zu den klassischen
Dienstleistungen einer Bank, genauer Ihrer Bank?
Die Entwicklung ist da, nimmt immer mehr Fahrt auf und wir müssen
uns ihr stellen. Kunden, die E-Banking nutzen wollen, erwarten Lösungen. Gleichzeitig wird es die klassische Bankfiliale weiter geben. Wir
haben beispielsweise den Eröffnungsprozess für unsere Angebote im
Bereich Vorsorge und Sparen so gestaltet, dass ein Filialbesuch nicht nötig ist. Wir können unseren Kunden auch direkt am Computer begleiten
mittels Co-Browsing. Das heisst, unser Berater spricht mit dem Kunden
am Telefon und kann mit ihm gemeinsam surfen und ihn auf dem Kundenbildschirm führen. Wir wollen im digitalen Bereich aber noch viel
weiter gehen und arbeiten an einer weitgehenden Digitalstrategie, die
unseren Kunden einen echten Mehrwert bieten.
Den Kunden einen Mehrwert liefern.
Ja, da gibt es Luft nach oben. Die Herausforderung kann man nicht einfach an den Buchhalter übergeben. Das ist Chefsache. Oft werden Umsätze in fremden Währungen gemacht. Wer Chancen wahrnimmt und
Risiken absichert, hat einen Wettbewerbsvorteil. Unsere Kundenberater
können hier Strategien aufzeigen. Wir haben in diesem Zusammenhang
auch eine Studie in Auft rag gegeben 1) mit einem sehr klaren Resultat:
Kunden wünschen auch in der Bewirtschaft ung ihrer Devisen eine aktivere Beratung. Diese wollen wir bieten und laden Unternehmen ein, sich
diese bei uns zu holen. Unsere Devisenhändler sitzen in Basel und nicht
in London.
Ihr Stammhaus ist das Gebäude am Marktplatz in Basel, welches der
Geburtsort des Schweizer Franken war. Auch heute stehen wir vor
grossen Umbrüchen. Digitale Revolution heisst das Stichwort. In der
Innenstadt von Basel, in der wir uns befinden, gibt es noch sehr viele
und vielfältige Geschäfte. Heute und morgen kaufen wir aber immer
mehr im Internet ein oder fahren nach Frankreich oder Deutschland.
Es gibt Studien von Think Tanks wie dem GDI (Gottlieb Duttweiler
Institut), die für die nächsten zehn Jahre einen Rückgang der Ladenfläche in der Schweiz von über einem Drittel sehen. Sind Sie da auch
dabei?
Es gibt Veränderungen in der Struktur der Innenstädte. Das lässt sich
hier an der Freie Strasse in Basel oder in Zürich an der Bahnhofstrasse
festmachen. Alteingesessene Familienunternehmen werden weniger,
und globale Ladenketten und Flagship-Stores, wie der von Apple, nehmen zu. Das finde ich nicht befriedigend, aber ich muss damit umgehen.
Es gibt aber auch noch sehr gesunde Beispiele. Ich muss heute als Einzelhändler sehr viel mehr machen wie noch vor 20 Jahren. Den Unterschied machen die innovativen Anbieter, die spannende Produkte, Servicedienstleistungen und genauso spannende Mitarbeiter haben. Ich
Wagen wir noch einen Ausblick in die nahe Zukunft der Banque CIC
(Suisse). Wo und mit welcher Strategie möchte Ihr Haus wachsen?
Wir wollen sowohl bei privaten als auch bei Unternehmenskunden
wachsen. Dabei pflegen wir einen ganzheitlichen Ansatz. Bei uns gibt es
alles aus einer Hand. Unsere Teams haben dazu die notwendigen Kompetenzen und das Herzblut. Der Bekanntheitsgrad gerade aus der Region wird sich in den nächsten Jahren erhöhen. Mein Ziel ist, dass jeder
Unternehmer aus der Region Basel, der ein fi nanzielles Bedürfnis hat,
an die Banque CIC (Suisse) denkt.
Können Sie uns noch ein Unternehmensbeispiel aus Ihrem Dienstleistungsangebot nennen?
Wir führen aktuell mit Factoring eine spezialisierte und sehr interessante Finanzierungsform ein, die unser Angebot vervollständigt. Gerade bei mittleren Unternehmen ist ein grosser Debitorenbestand eine
Herausforderung, um Liquiditätsengpässen zu entgehen. Unser Geschäftsmodell und damit die Kundenerfahrungen sind einmalig. Keine
andere Bank kann mit einer vergleichbaren Grösse und damit in einem
sehr persönlichen Rahmen eine vollständige Produktpalette anbieten.
Wir sind die Privatbank unter den Universalbanken.
ANMERKUNG
1)
Die Studie heisst «Financial Literacy der Unternehmer».
WEITERE INFORMATIONEN
Banque CIC (Suisse)
Marktplatz 13
CH-4001 Basel
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