Seite 1/3 Nachrichten mit Kindern ansehen Kinderängste aufgreifen und verarbeiten Bildquelle: iStockphoto.com / Vertigo3d Angesichts dessen, was heute in der Welt geschieht, sitzen viele Eltern öfter als sonst vor dem Fernseher, um sich in den Nachrichtensendungen zu informieren. Da stellt sich die Frage, ob sie diese Sendungen mit ihren Kindern gemeinsam anschauen sollten oder nicht. Tagesschau, Heute und Co. schon für Kinder? Auf die Frage, ob Kinder Nachrichtensendungen anschauen sollten oder nicht, gibt es keine eindeutige Antwort. Das hängt wie so vieles vom Kind, vom Umfeld und vom Thema ab. Weshalb sich dennoch die Frage stellt, ergibt sich aus der Kraft der Bilder. Selbst Erwachsene tun sich schwer, manche Bilder von Kriegen und Gewalttaten zu verarbeiten. Wie muss es dann Kindern gehen, die noch keine Lebenserfahrung haben, um die Bilder einzuordnen. In jedem Fall, da sind sich alle einig, brauchen Kinder Begleiter/innen, die ihnen ggf. dabei helfen, die Bilder zu verarbeiten und sie einzuordnen, damit es ihnen nicht ergeht wie der fünfjährigen Julia. Sie weigerte sich eines Tages ins Auto zu steigen, obwohl es aus der Sicht der Eltern doch nur in den Urlaub ging. Die Kleine hatte Monate zuvor Kriegsbilder in der Tageschau gesehen. Um sie zu beruhigen, hatten die Eltern ihr gesagt, das sei im Ausland. Und nun sollte die Fahrt mit dem Auto ins Ausland gehen. Da tauchten die Bilder vom Krieg wieder auf und sie stieg nicht ins Auto, bis die Eltern ihr erklärten, es sei ein anderes Ausland. © 2015 Bildungshaus Schulbuchverlage, Braunschweig Seite 2/3 Kinderschutz vor manchen Bildern Bilder bleiben nicht nur bei Kindern besser in Erinnerung als geschriebener Text oder gehörte Wortbeiträge. Gerade Menschen, deren Bildgedächtnis besonders ausgeprägt ist, tun sich mit manchen Bildern oft schwer. Falls Ihr Kind zu diesen Menschen gehört, sollten Sie sorgfältig abwägen, in welchem Alter es Erwachsenennachrichten anschaut. Bei Kindern bis zehn Jahren sind Nachrichten für Kinder eine gute Alternative. Auf der Internetseite der Kindernachrichtensendung "Logo" (www.logo.de) finden sich Hintergründe zu der Sendung, aber auch ältere Beiträge über weiterhin aktuelle Themen. Dennoch ist es gut, wenn Sie zur Verfügung stehen, am besten sogar die Sendung mit dem Kind ansehen, um ggf. etwas zu erklären oder zu ergänzen. Schutz vor Bildern heißt nicht vom Thema fernhalten Kinder vor den Bildern in Erwachsenennachrichten zu schützen, bedeutet nicht, sie sie vor dem Thema zu schützen. Gerade Kinder nehmen sehr genau wahr – übrigens oft sogar noch besser als Jugendliche, die in ihrem eigenen Kokon sind, wenn etwas Beängstigendes geschieht und die Erwachsenen beunruhigt sind. Da ist es wichtig, mit ihnen darüber zu sprechen, was gerade in der Welt los ist und warum Erwachsene besorgt sind. Das bedeutet nicht, dass Sie Ihrem Kind die Nachrichten aufdrängen müssen. Wenn es sie nicht mitbekommt, schadet es ihm nicht. Fragt es allerdings danach, ist abwehren keine gute Lösung. Abwehr verstärkt immer die Unsicherheit und das Gefühl, dass da etwas nicht Greifbares geschieht. Suchen Sie dann lieber altersgemäße Beiträge für Kinder und erarbeiten Sie sich gemeinsam das Thema. Aktuelle Themen mit Kindern besprechen Auch unabhängig von Nachrichtensendungen ist wichtig, dass Sie darauf achten, was Ihre Kinder erzählen. Kinder sprechen untereinander über aktuelle Themen und bauen so ein Halbwissen auf, das verunsichert. Wenn Sie selbst besorgt sind, zeigen Sie das ruhig, weisen Sie aber auch darauf hin, dass Sie und Ihr Kind momentan nicht gefährdet sind und Sie und alle Erwachsenen auch besonders wachsam sind. Vermitteln Sie so viel Zuversicht wie möglich und dass es wichtig ist, dass Sie zusammen sind und sich gegenseitig helfen oder trösten können. FAZIT Schon Erwachsene haben teilweise Probleme, Informationen und vor allem Bilder aus Nachrichtensendungen zu verarbeiten. Für Kinder ist das meist noch schwerer, weshalb Eltern genau überlegen sollten, was sie sehen, und in jedem Fall Ängste und Fragen der Kinder altersgemäß aufgreifen sollten. © 2015 Bildungshaus Schulbuchverlage, Braunschweig Seite 3/3 Die Autorin Dr. Birgit Ebbert ist Diplom-Pädagogin und Lerntherapeutin, sie lebt als freie Autorin in Hagen, leitet ein eigenes Lerncenter und schreibt Ratgeber, Kinder- und Jugendbücher sowie Lernhilfen und Fachartikel. © 2015 Bildungshaus Schulbuchverlage, Braunschweig
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