Wettbewerb „3. Fontane-Preis für junge Schreibende 2016“ Kooperationsprojekt von Theodor-Fontane-Gesellschaft, Fontane-Festspiele gUG und Theodor-Fontane-Archiv Altersklasse 10. – 13. Klasse Antwortet auf einen Brief von Theodor Fontane Wir schreiben das Jahr 1849. Der März hat gerade begonnen. Theodor Fontane ist 29 Jahre alt und seit vier Jahren mit Emilie Rouanet-Kummer verlobt, die er ein Jahr später, im Oktober 1850, heiratet. Er hat seine Apothekerlehre abgeschlossen und arbeitet als Angestellter in einem Krankenhaus in Berlin. Vorher war er in Burg, Leipzig und Dresden. Er ist literarisch bereits aktiv, wird sich aber erst in wenigen Monaten (am 30. September 1849) dazu entschließen, den Apothekerberuf völlig aufzugeben und als freier Schriftsteller zu leben. Diesen Brief schrieb Theodor Fontane im März 1849 an seinen Freund und Schriftstellerkollegen Bernhard von Lepel: Lieber Lepel. Für Deinen liebenswürdigen Brief vom gestrigen Tage meinen Dank, und zwar außergewöhnlich herzlich. Er hob nämlich den tristen Eindruck eines 5 Minuten vorher erhaltenen Schreibens stellenweis wieder auf. Denke Dir: »Enthüllungen No II«; zum zweiten Male unglückseliger Vater eines illegitimen Sprößlings. Abgesehn von dem moralischen Katzenjammer, ruf’ ich auch aus: »Kann ich Dukaten aus der Erde stampfen usw.« Meine Kinder fressen mir die Haare vom Kopf, eh die Welt weiß, daß ich überhaupt welche habe. O horrible, o horrible, o most horrible! ruft Hamlets Geist, und ich mit ihm. Das betreffende interessante Aktenstück (ein Brief aus Dresden) werd’ ich Dir am Sonntage vorlegen, vorausgesetzt, daß Du für die Erzeugnisse meines penes nur halb so viel Interesse hast wie für die meiner Feder. Eigentlich wollt’ ich schreiben »penna«, um eine Art Wortspiel zu Stande zu bringen, aber es schien mir doch allzu traurig; obschon ich in solchen Dingen nicht so ängstlich bin wie z. B. Freunde von mir. … Die Vorladung zur Lewald wäre mir in andren, minder fruchtbaren Zeitläuften freilich angenehmer gewesen, indes ich will und werde mich aller Trübseligkeit zu entreißen wissen. Also: eingeschlagen! ich bin der Deine, und wenn’s zum Deibel ginge, – warum nicht auch zur Fanny? Es ist übrigens noch 3 Tage hin, und ich denke bis dahin diesen Zustand von Besoffenheit hinter mir zu haben, so daß Du Dich meiner nicht zu schämen brauchst. An »meißeln« ist jetzt natürlich nicht zu denken; das kommt vom »Meißeln«. Gräßliche Witze, und gemein dazu; indes das möchte alles gehn, wenn nur diese Vaterfreuden, dieser Segen, diese heimlichen Überraschungen nicht wären! Leb wohl, Dein Th. Fontane [Berlin,] d. 1.t/ 3. 49. Kleine Anmerkungen von uns: 1. Über seine furchtbare Fruchtbarkeit witzelt Fontane häufiger! Immerhin gab es mit Emilie sieben Kinder, drei davon starben bald nach der Geburt bzw. in den ersten Lebensmonaten. 2. Mit „Warum nicht auch zur Fanny“ meint Theodor Fontane eine Einladung in den literarischen Salon der Fanny Lewald, in dem 30 Jahre lang viele Schriftstellerkollegen verkehrten. Das Verhältnis zwischen ihr und Th. F. blieb allerdings recht kühl. 3. Das Wort „meißeln“ ist durchaus doppeldeutig zu verstehen. Im ersten Falle steht es so ungefähr für „Verse/Gedichte am laufenden Band schmieden“. Die zweite Bedeutung müssen wir wohl nicht erklären. Eure Aufgabe: Was würdet ihr Fontane antworten, wenn der Brief an euch als einen guten Freund oder eine gute Freundin Fontanes gerichtet wäre? Reagiert aber nicht nur auf das, was Fontane schreibt, sondern berichtet Fontane auch etwas von euch, von euren Erlebnissen, was euch bedrückt oder Freude macht. Das darf realistisch, aber auch ganz frei erfunden sein.
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