die schöne und das biest

DIE SCHÖNE
UND DAS BIEST
von LUCY KIRKWOOD / KATIE MITCHELL
Theaterpädagogisches Begleitmaterial zur
Inszenierung von Max Merker
für Menschen ab 5 Jahren
SPIELZEIT 2015/16
Inhaltsverzeichnis
Die Besetzung
Darum geht`s – Eine kurze Stückbeschreibung
Zur Inszenierung am Hessischen Landestheater Marburg
Im Gespräch mit Regisseur Max Merker
Im Gespräch mit Ausstatterin Stefanie Liniger
Vorschläge zur Vorbereitung des Theaterbesuches
Theaterpädagogischer Zugang über Figuren
Theaterpädagogischer Zugang über die Erzählebene
Theaterpädagogischer Zugang über die Situation
Theaterpädagogischer Zugang über Themenfelder
Vorschläge zur Nachbereitung des Theaterbesuches
Allgemein
Gedankenfänger
Schattenspiel
Programmheft
Hinweis zu den theaterpädagogischen Einführungen und Nachbereitungen
Legende
Impressum
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Die Besetzung
DIE SCHÖNE UND DAS BIEST
von Lucy Kirkwood (*1984) und Katie Mitchell (*1964)
Mit
Sebastian Muskalla (a. G.)
DER MANN IN PINK, unser Erzähler
Insa Jebens
CÉCILE, seine französische Assistentin
Daniel Sempf
BIEST, eine traurige und angst-einflößende Kreatur/
PHILIPP, ein schöner Prinz
Lene Dax
BELLE, unsere Heldin
Thomas Huth
GUNDULA, ihre unglückselige Schwester/
KANINCHEN, ein stummer Helfer
Jürgen Helmut Keuchel
VATER, ihr noch unglückseligerer Vater
Regie: Max Merker
Ausstattung: Stefanie Liniger
Musik: Joachim Steffenhagen
Dramaturgie: Franz Burkhard
Regieassistenz und Inspizienz: Tabea Schattmaier
Probenbeginn: 14.10.2015
Premiere: 28.11.2015, Bühne im Theater am Schwanhof
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Darum geht`s – Eine kurze Stückbeschreibung
In unserem Stück „Die Schöne und das Biest“ werden zwei Geschichten erzählt:
Zum einen kann der Zuschauer das klassische Märchen der beiden Titelhelden verfolgen.
Zum anderen sind auch die Erzähler dieser Geschichte auf der Bühne zu erleben, nämlich
eine Gauklergruppe bestehend aus zwei Feen und einem Kaninchen. Die beiden Feen sind
der Mann in Pink und seine Assistentin Cécile.
Sie stellen gewissermaßen den Rahmen der Handlung dar, können die Geschichte anhalten
und Einfluss darauf nehmen, vielleicht sogar ein paar entscheidende Dinge verändern.
Zur klassischen Geschichte
Ein armer Mann, der Zuflucht vor der einbrechenden Nacht in einem Schloss sucht, nimmt
für seine Tochter Belle eine Rose aus dem Besitz des Schlossherrn mit. Von ihm ertappt,
kann er die Rose zwar behalten, muss aber zur Strafe seine Tochter zum Abendessen
mitbringen. Als er das tut, verlangt der Schlossherr in Gestalt eines Ungeheuers, dass Belle
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fortan mit ihm im Schloss lebe. Er hofft, dass sie ihn von seinem Fluch erlösen kann. Denn er
ist ein verwandelter Prinz und kann nur durch die wahre Liebe erlöst werden.
Das Biest ist zwar zunächst einmal ziemlich hässlich und haarig, aber es ist auch nett und
aufmerksam, sodass Belle gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergeht und wie gut es ihr
eigentlich beim Biest ergeht. Schon bald ist ein ganzes Jahr verstrichen.
Wie sich die beiden schließlich näher kommen und Belle das Biest von seinem Fluch erlösen
kann, ist zwar zunächst ein unvorstellbarer, dann aber doch ein ganz nachvollziehbarer
Punkt. Die Erkenntnis, dass das Innen nicht das Außen und das Außen nicht das Innen zu sein
vermag, ist ein wunderbarer Gedanke dieser zeitlosen Geschichte.
Zum Hintergrund
„Die Schöne und das Biest“ auch bekannt unter „Die Schöne und das Tier“, ist ein
französisches Volksmärchen (Originaltitel „La Belle et la Bête“), das erstmals auf GabrielleSuzanne Barbot de Villeneuve zurückgeht und bis heute unzählige Male nacherzählt und neu
interpretiert wurde. In Deutschland ist es auch unter dem Titel „Tausendschön“ oder in einer
abgewandelten Grimmschen Fassung als „Das singende springende Löweneckerchen“
bekannt. Viele Motive finden sich in zahlreichen Legenden der Antike wieder. Das Biest tritt
dabei in höchst unterschiedlicher Gestalt auf. In „Östlich von der Sonne und westlich vom
Mond“ von Peter Christen Asbjørnsen und Jørgen Moe wird es durch einen Eisbären
verkörpert, während in einer griechischen Version „Der gold-grüne Adler“ das Herz der
Schönen gewinnt
(Quelle: „Die Schöne und das Biest“ nach Jeanne-Marie Leprince de Beaumont mit Bildern
von Gabriel Pacheco, 2015 BOHEM).
Ich glaube, dass es einen Teil von dir gibt, der kein Biest ist.
Ich glaube, dass es einen Teil von dir gibt, der ein Junge ist – Phillip. Zum Beispiel.
Und dass dieser Teil von dir wachsen könnte, wenn du das willst.
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Zur Inszenierung am Hessischen Landestheater Marburg
Im Gespräch mit Regisseur Max Merker
Warum ist „Die Schöne und das Biest“ ein Familienstück zur Weihnachtszeit?
Die Protagonistin Belle macht ihr Herz auf. Eigentlich kann man zwei Herzen beobachten, die
sich öffnen – Belle und Biest. Dann kommt Weihnachten auch im Stück vor. Ich glaube,
deshalb wurde es ausgewählt.
Zudem ist es auch ein Zauberstück. An Weihnachten gibt es doch auch diese Sehnsucht, sich
verzaubern zu lassen. Das bedient das Stück sehr gut. Die Fassung von Katie Mitchell hat
diesen Zauber. Verzauberung und Entzauberung gleichermaßen. Das Biest wird entzaubert
und wir werden verzaubert.
Was ist das Erzählenswerte dieses Stückes, dieser Fassung?
Das Spannende dieser Fassung ist für mich, dass die Entzauberung auf zwei Ebenen erzählt
wird: Einmal mit den klassischen Protagonisten, der Schönen und dem Biest, und
andererseits zwischen den beiden Erzählern, Pink und Cécile. Auf Pink lastet auch ein Fluch,
nämlich der Fluch der enttäuschten Liebe. Denn die Behauptung in dem Stück von Katie
Mitchell ist, dass Pink die böse Fee sei, die den Philipp mal geliebt und aus Enttäuschung in
ein Biest verzaubert hat. Aber das ist mir gar nicht so wichtig, ob er tatsächlich diese Fee
war. Vielmehr interessiert mich, was der Fluch mit den Menschen macht. Deshalb finde ich
gut an der Fassung, dass sowohl auf Philipp als auch auf Pink ein Fluch lastet.
So muss einerseits das Biest zum Philipp stehen – zum Philipp im Biest. Es lernt Schritt für
Schritt, dem Philipp in seinem Inneren zu vertrauen und das mit Hilfe von der Belle. Ich
würde sogar sagen, dass es eher Philipps Geschichte ist als die Geschichte der Belle. Die
Fassung ist sozusagen vom Philipp her gedacht.
Und andererseits bei Pink: Durch die stete Arbeit und die optimistische und versöhnliche Art
der Cécile, die darauf besteht, ihr Lied zu singen und die wahnsinnig viel Spott, Häme und
Gewalt von Pink ertragen muss, schafft sie es doch aus Pink etwas herauszuschälen, wenn
auch mit therapeutischer Gewalt, denn sie nimmt ihm den Zauberstab ab. Aber das ist genau
das Erzählenswerte an der Fassung: das entstehende Vertrauen auf zwei Ebenen.
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Also kann man sagen, dass das Gleiche erzählt wird, nur auf zwei verschiedenen Ebenen?
Ja, das würde ich so sagen.
Worin liegt die Stärke des Stücks?
Dass die Geschichte von zwei Feen erzählt wird. Darin liegt eine angenehme Verfremdung,
die das Geschehen auch nicht peinlich oder blöd werden lässt. Neben dem Gutmenschentum
in der Geschichte ist es durch Pink auch so schön englisch, zynisch und dreckig. Denn die
Zumutung, die eine Happy-End-Erzählung heutzutage darstellt, wird dadurch gebrochen.
Die andere Stärke sehe ich darin, dass die Figuren alle so angeschrägt sind. Sie sind nicht
eindimensional. Alle Figuren haben eine Plastizität, sind organisch, haben dunkle und helle
Seiten, dürfen nicht nur gut oder böse sein. Belle darf frech sein und ist nicht so ein Opfer,
das mit der ständigen Bedrohung durch das Biest leben muss.
Du sprachst von der politisch korrekten Anlegung der Figuren seitens der Autorin bzgl.
Belle. Welche Dimension hat das für dich?
Es ist mir wichtig, nicht die Opferrolle zu bedienen. Belle ist nicht nur ängstlich und schön.
Sie ist auch stark. Es geschehen ihr nicht nur Dinge, sondern sie wählt auch. Sie ist eben nicht
nur passiv. Das finde ich zeitgemäß.
Das bringt uns wieder näher an Belle. Ist Belle für dich weiterhin eine Heldin?
Ja, auf jeden Fall.
Warum?
Sie kommt in schwierige Situationen und trifft schwierige Entscheidungen. Sie steht dazu
und übernimmt Verantwortung – auch für andere. Schließlich bleibt sie allein im Schloss
zurück, um die Verantwortung zu übernehmen für ihren Vater, der die Rose aus dem Schloss
des Biests genommen hatte.
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Aber der Fokus hat sich jetzt – nach der Probenzeit – ein bisschen mehr verlagert auf den
Philipp. Das finde ich spannend, muss ich sagen.
Wenn man sich durch das Stück arbeitet, dann lernt man den Philipp auch recht spät
kennen. Er taucht erst in der letzten Szene auf. Und in dem Moment, wo er auftaucht,
erkennt man ihn dann auch im Biest vom Anfang und kann rückblickend die Szenen
anschauen, wo Philipp schon angesprochen wurde und wo nicht.
Wir hatten über das Innen und das Außen gesprochen in Bezug auf die Geschichte von „Die
Schöne und das Biest“. Das Innere wird hier nicht gleichgesetzt mit charakterlichen
Eigenschaften, sondern mit dem Menschlichen im Inneren. So geht es beim Philipp darum,
das Menschliche zu aktivieren im Sinne einer Tugendhaftigkeit oder im Sinne eines
zivilisierten Wesens. Stimmt das?
Was Philipp zu Philipp macht, ist nicht die Überwindung von triebhaften Strukturen. Es
interessiert mich nicht so die Gegenüberstellung von Tier und Mensch, sondern eher, ob
man Vertrauen haben kann. Also, ob Belle auch dem Biest vertrauen kann und ob Philipp der
Belle vertrauen kann, dass sie nicht wieder so etwas Krasses sagt. In der ersten Szene sagt
sie: „Du frisst ja sicher Fleisch. So wie die wilden Tiere. Die riechen immer so aus dem Maul.“
Das ist natürlich eine Ohrfeige für jemanden, der gerade Nähe sucht, zu sagen: „Du stinkst!“.
Von beiden Seiten geht quasi die Annäherung aus. Somit ist das Innen für mich ein Zulassen
von Vertrauen.
Also geht es in deiner Inszenierung vor allem um Vertrauen?
Ja, ich glaube, das ist der Kernpunkt des Stücks zwischen den beiden.
Biest ist eine Fantasiegestalt. Wie siehst du diese Figur?
Das Biest verkörpert für mich den Wunsch nach Nähe und Geborgenheit. Aber es fällt ihm
schwer, das zu formulieren. Deshalb hat er auch diese Biest-Maske. Für mich ist das weniger
ein Fluch. Er kann nicht anders. Belle und das Biest sind wie zwei Systeme, zwei Wahrheiten,
die sich ausschließen. Eine Tragödie.
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Biest vs. Schöne? Wie kann sie ihn schließlich doch ins Herz schließen und ihn von seinem
Fluch erlösen?
Sie sieht, dass er sich Mühe gibt und dass er nichts Böses will. Das „Böseste“, was er von ihr
will, ist ihre Liebe. Das ist das wunderbare Paradox. Sie gibt ihm Nähe, dass er Anteile von
sich zulassen darf, und in dem Moment, wo er sie zulässt und diese Anteile sagen, wir wollen
mehr, sagt sie: „Ne, küssen, heiraten, lieben – das ist zu viel.“ Und weist ihn damit wieder
zurück. Und irgendwann in einer Szene, wo sie sich mehr Nähe wünscht, ist er nicht da,
sondern irgendwo draußen im Wald. Ja, da ist sie diejenige, die auf einmal mehr Nähe
möchte. Sie verliebt sich. Denn Philipp ist ein netter Typ, der viel Wärme mitbringt. Das ist
vielleicht gar nicht so eine bewusste Entscheidung von ihr.
Du sprachst in der Konzeptionsprobe von „Figuren, die wie übrig geblieben“ wirken und
wie ein „Relikt aus der Fiktion“ sind? Wie meinst du das?
In der Erzählung fängt man ganz weit weg an und am Ende kommen die Figuren dem
Zuschauer sehr nahe.
Wen hast du gemeint?
Die Erzähler, die die Fiktion kreieren, verschwinden am Ende. Philipp und Belle bleiben
sozusagen wie ein Relikt aus der Fiktion.
Hast du eine Lieblingsfigur im Stück? Warum?
Im Moment, heute am 18.11.2015, bin ich sehr bei Cécile, weil sie mit so einem
Grundoptimismus durch das Stück eiert und doch noch zu ihrem Moment kommt, obwohl
sie so viel von Pink einstecken muss. Sie ist schon die gute Fee von dem ganzen Ding.
Biest macht mir natürlich auch viel Spaß mit der Maske und dem Körper. Eine schöne Suche.
Wenn du willst, dass ich dich wie einen Menschen behandele,
musst du dich auch wie einer benehmen und mich gehen lassen.
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Im Gespräch mit Ausstatterin Stefanie Liniger
Wie lange arbeitest du schon mit Max zusammen?
Seit 2011. „Das Glas Wasser“ war unsere erste gemeinsame Arbeit in Bern.
Wie viele Stücke habt ihr schon gemacht?
„Die Schöne und das Biest“ ist unsere 5. Zusammenarbeit. In Marburg haben wir bisher
dreimal zusammengearbeitet: den Kafka-Abend „Das Urteil und andere Erzählungen“,
„Frankenstein“ und jetzt „Die Schöne und das Biest“.
Was ist das Besondere des Bühnenbildes für dich persönlich?
Ich glaube, dass man schon meine Handschrift sieht, meine Ästhetik. Aber es ist das erste
Mal, dass ich mit so einem großen Auftrag an den Theatermaler gegangen bin. Ich habe
sonst nicht so viele üppige Malereien in meinen Stücken, dieses Bunte, Opulente. Durch die
Entscheidung, dass wir das barocke Papiertheater aufgreifen, hat sich das so ergeben und ist
für mich etwas Neues und sehr Spezielles.
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Regie
Max Merker
Studierte Philosophie und Germanistik und hat parallel
dazu seine Theaterlaufbahn angefangen
Studierte Physical Theatre an der Folkwang Universität
der Künste in Essen
Arbeitet als Schauspieler und Regisseur
Inszeniert am liebsten eigene Stücke
Lebt in Zürich
Ausstattung
Stefanie Liniger
Geboren in der Schweiz
Studierte Bühnenbild in Basel und Architektur in Bern
Arbeitete als Bühnenbildassistentin am Stadttheater
Bern und assistierte parallel im Ausland an
Opernhäusern in Frankreich, Deutschland und der
Schweiz
seit 2010 ist sie als freischaffende Bühnen- und
Kostümbildnerin für Schauspiel und Tanz tätig
Lebt in Bern
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Vorschläge zur Vorbereitung des Theaterbesuches
Wie können Sie als Lehrende und Pädagogen den Vorstellungsbesuch zu „Die Schöne und
das Biest“ vorbereiten? Welche Zugänge können für Schülerinnen und Schüler gefunden
werden?
Ich empfehle vier theaterpädagogische Zugänge zum Stück, die im Folgenden näher erläutert
werden sowie durch Übungen im Unterricht praktisch handhabbar und für Schülerinnen und
Schüler erfahrbar gemacht werden können:
1. über die Figuren
2. über die Erzählebene
3. über die Situation
4. über Themenfelder
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Theaterpädagogischer Zugang über Figuren
Natürlich hält der Titel, was er verspricht, auch in unserer Inszenierung. Wir erleben eine
Geschichte zwischen der SCHÖNEN und dem BIEST. Das Interessante an der Geschichte und
an den beiden Figuren ist zunächst ihre Unterschiedlichkeit. Von außen betrachtet ist sie
schön und er hässlich, sie hat Manieren und er hat keine, sie ist gepflegt und er nicht, sie
duftet und er stinkt. Der Zuschauer wird sich also zu Recht die Frage stellen, wie diese Zwei
überhaupt zusammenkommen können und wenn, WIE das wohl geschehen soll? Sicher, in
einem Märchen ist fast alles möglich. Aber unsere Geschichte unternimmt tatsächlich den
Versuch, die Annäherung dieser beiden, die unterschiedlicher nicht sein können, zu zeigen.
Um nun diese Unterschiedlichkeit von der SCHÖNEN und dem BIEST aufzugreifen, wird im
Folgenden der theaterpädagogische Zugang über die Figuren beschrieben und in
spielpraktischen Übungen erfahrbar gemacht.
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BIEST
Das Biest, eine Fantasiegestalt, ist weder Mensch noch Tier, vielmehr vermischen sich in ihm
beide Arten gleichermaßen. Zu Beginn der Geschichte steht das Animalische im
Vordergrund. Wir erleben das Biest als ein wildes und zerzaustes Geschöpf, das kaum
spricht, unangenehm riecht, hässlich ist und zudem keine Manieren kennt. Nun ja, es hat
auch sehr lange allein im Schloss zugebracht.
Um nun die Kinder in ihren Vorstellungen darüber, was ein Biest ist und wie es aussieht,
abzuholen, sind die Übungen 1 gedacht.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Raum mit wenig Platz; auch im Sitzen geeignet
Dauer: 5 - 10 Minuten
1) Übung: Assoziationen
a) Begriffliche Dimension
Die Spielleitung stellt die Frage: WAS ist
ein Biest?
Die Teilnehmer notieren Assoziationen (erste Gedanken) und die Leitung sammelt sie
im Plenum, was ggf. visualisiert werden kann.
b) Sinnliche Dimension
Die Spielleitung stellt die Frage: WIE
ist ein Biest?
Die Teilnehmer notieren Eigenschaften (wie es beschaffen ist) und die Leitung
sammelt sie im Plenum, was ggf. visualisiert werden kann.
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c) Bildliche Dimension
Die Spielleitung stellt die Frage: WIE
sieht ein Biest aus? bzw. Wie stellst
du dir das Biest vor?
Die Spielleitung stellt die Aufgabe: Zeichne
das Biest!
Die Teilnehmer präsentieren ihre Bilder (ich empfehle, die Bilder ohne Worte vor sich
zu halten) und schauen sie sich gegenseitig an (ich empfehle, im Stil „Bilder einer
Ausstellung“ bzw. „Marktplatz“ die Bilder zu präsentieren).
2) Übung: Körperhaltung
In der Körperhaltung des Biests spiegelt sich der Verlauf der Geschichte wider. Die
Begegnung mit Belle verhilft ihm dazu, das Menschliche erneut zu spüren und zu entdecken.
Diese Vermenschlichung bzw. Zivilisierung des Biests vollzieht sich auf vielen Ebenen.
Besonders deutlich wird dieser Prozess in seiner Körperlichkeit sichtbar. Mit dem
Kennenlernen von Belle erhebt sich das Tier Schritt für Schritt auf zwei Beine. Das wird
besonders in Szene 12:
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Textbeispiel
DINNER NR 159
PINK und CÉCILE gehen ab, während sich der Vorhang erneut vor dem Palast öffnet. Sechs
Monate sind vergangen. Es ist Sommer. Zwei erwartungsvolle, mit Hauben bedeckte Teller auf dem
Tisch. Die Uhr schlägt sieben, das BIEST übt schwankend den Gang auf zwei Beinen. BELLE
kommt ins Zimmer gelaufen, er fällt auf alle Viere zurück. BELLE trägt einen schlammbeschmierten
Rock und dreckige Stiefel, sie ist zerzaust und hat rote Wangen. Ihre Arme sind voll mit Schätzen
von draußen.
… und in Szene 14 deutlich.
Textbeispiel
DINNER NR 132
(BELLE schmeißt das Buch durch das Zimmer. Das BIEST tritt auf, es geht auf zwei Beinen. Es sieht weniger
wild aus und spricht aufgeregt und flüssiger als zuvor.)
Wo warst du? Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht!
BIEST Ich war draußen.
BELLE Es ist bitterkalt. Du wirst dich erkälten.
BIEST Ich habe all die Dinge gesehen, von denen du mir erzählt hast, den Fluss und die
Weiden und die Spinnennetze auf den Bäumen. Es war wunderschön.
(Das BIEST setzt sich an den Tisch, nimmt die Haube vom Teller und beginnt, vorsichtig mit Messer und Gabel
zu essen.)
Was hast du heute gesehen?
Die folgende Übung zur körperlichen Dimension ist für die
Sensibilisierung des Körpers und die Bewegungsqualität des Biests
in der Chronologie der Geschichte gedacht.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Raum mit viel Platz zum Bewegen
Dauer: 5 - 10 Minuten
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a) Körperliche Dimension – Vom Vierfüßler-Stand in den aufrechten Stand!
Die Spielleitung leitet die Bewegung an:

Vierfüßler-Stand – unten

Vom Vierfüßler in den Stand kommen: „Biest übt schwankend den Gang auf
zwei Beinen“– nach oben

Biest steht auf zwei Beinen: „Es geht auf zwei Beinen. Es sieht weniger wild
und zivilisierter aus…“ – oben

„Es fällt auf alle Viere zurück“ – nach unten
3) Übung: Sprache
Aber auch in der sprachlichen Dimension des Biests wird die fortschreitende (Rück-)
Verwandlung erkennbar. Verwandlung meint in diesem Zusammenhang die Reaktivierung
des Inneren, im Sinne eines verborgenen Schatzes, was bedeutet, dass das Biest im Grunde
ein Mensch bzw. Prinz Philipp ist. Diese Seite spürt er und lässt sie wieder in sich wachsen.
a) Sprachliche Dimension – Vom Laut zum Wort
Während der körperlichen Übungen können Töne schon mitgenommen werden, was
hier meint, dass sie als Reflexe des Körpers unbewusst herausgelassen werden
können.

Die Stimme wird unartikuliert benutzt: Gramolo und Kauderwelsch.
o Gramolo ist eine unartikulierte Lautsprache, ein unverständliches
Brummeln, Grummeln, Quiken oder Zischen.
o Kauderwelsch ist der Versuch, Töne so zu formen, dass sie wie eine
Sprache klingen. Sie ergeben aber keine richtigen Wörter oder
Sätze. (Vgl. Kursbuch Darstellendes Spiel, S.31/32)
o Die Übergänge zwischen Gromolo und Kauderwesch sind fließend.

Roter Faden: Welche Laute könnte das Biest zu Beginn des Stückes
machen? Wie verändern sich die Laute langsam hin zur Sprache (zum „Das
Biest … spricht aufgeregt und flüssiger als zuvor“ (Seite 30).
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Textbeispiel
DINNER NR 132
BELLE Warum stellst du so viele Fragen? Ich wünschte, deine Stimme wäre nicht besser
geworden, alles, was ich zu hören bekomme, sind Fragen! (Pause.)
Entschuldigung. Aber ich habe mir solche Sorgen gemacht, ich hatte solche Angst,
dass dir etwas passiert ist.
4) Übung: Ein innerer Abdruck
Hier geht es zunächst darum, den Zustand, den wir für das BIEST erarbeitet haben,
festzuhalten. Rückbesinnung auf das so eben Erfahrene und die Verankerung des Entwurfs
stehen im Vordergrund.
Teilnehmerzahl: ca. 15 Personen
Altersgruppe: ab 8 Jahren
Voraussetzung: Raum mit viel Platz
Dauer: 5 - 10 Minuten
a) Das große atmende Tier
Diese Übung setzt Vertrauen voraus. Sie kann ein möglicher Ausklang der Stunde bzw.
Übungseinheit sein, die die Teilnehmer abschließend zusammenführt und für die Dynamik
der Gruppe sensibilisiert.

TN setzen sich in einen Kreis und legen die Mitte mit Decken aus.

Alle TN haben die Aufgabe, sich zu entspannen und die ruhige Atmosphäre
aufzunehmen.

Musik könnte einsetzen.

Ein TN beginnt sich in die Mitte zu legen und ruhig zu atmen.

Ein zweiter TN kuschelt sich an ihn und nimmt seinen Atemrhythmus auf.

Langsam kommen alle TN nach und nach dazu – die Gruppe verschmilzt zu
einem großen atmenden Tier (Vgl. Kursbuch Darstellendes Spiel, S. 74).

Das Tier kann durch Anleitung (der Leitung) auch Geräusche machen
(eventuell Schnarchen usw.).
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BELLE
Im Textbuch steht unter der Auflistung der handelnden Figuren hinter dem Namen unserer
Protagonistin Belle der Zusatz "Unsere Heldin". Ist sie wirklich eine Heldin und was macht sie
eigentlich dazu?
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Raum mit wenig Platz; auch im Sitzen geeignet
Dauer: 5 - 10 Minuten
1) Übung: Fragen
a. Kennt ihr (Super-)Helden? Welche? – Antworten der Kinder sammeln
b. Was macht sie zu Helden? – Antworten der Kinder sammeln (z.B. gute Taten)
c. Kennt ihr auch Heldinnen? – Hinweis auf Alltag und die Familie (z.B. Mutter
oder Oma bzw. die Kinder selbst)
d. Habt ihr schon mal eine Heldentat (gute Tat) vollbracht? Welche?
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Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Raum mit wenig Platz; auch im Sitzen geeignet
Dauer: 5 - 10 Minuten
2) Namen
a. Wie würdest du gerne heißen – in Wirklichkeit?
b. Wie würdest du gerne heißen – wenn du der Held/die Heldin eines Märchens
wärst?
c. Lass dir die unmöglichsten Namen einfallen, die du dir vorstellen kannst!
Belle!
Ist das nicht ein dummer Name für ein Kind?
Ich hätte furchtbar hässlich werden können.
Belle passt gut. Du bist schön.
Ich bin auch eine ausgezeichnete Schwimmerin,
aber nennt man mich deshalb Makrele?
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DER MANN IN PINK, unser Erzähler
CÉCILE, seine französische Assistentin
KANINCHEN, ein stummer Helfer
In unserer Stückvorlage von „Die Schöne und das Biest“ treten zunächst Figuren auf, die man
in diesem Märchen womöglich nicht erwartet hätte. Daher bedarf es einer Sensibilisierung
für die weiteren Helden unserer Geschichte.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Raum mit wenig Platz; auch im Sitzen geeignet
Dauer: 5 - 10 Minuten
1) Übung: Fragen
a. Kennt ihr die Geschichte von „Die Schöne und das Biest“?
b. Woher kennt ihr die Geschichte? – Antworten der Kinder sammeln
c. Welche Figuren kennt ihr? – Antworten der Kinder sammeln
d. Wer könnte die Geschichte erzählen (wenn es einen Erzähler gäbe)?
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In unserer Geschichte gibt es eine Gauklergruppe. Das sind der Mann in Pink, Cécile und das
Kaninchen. Der Mann in Pink ist eindeutig der Chef der Gruppe. Mit einem Zauberstab
gerüstet, verfügt er über die Macht des Erzählens und mit Cécile an seiner Seite könnte alles
ganz wundervoll sein. Aber irgendwie ist Pink genervt von seiner charmanten Assistentin, die
natürlich ihren eigenen Kopf hat und so gerne singen möchte, was ihm allerdings partout
nicht gefällt. Deshalb ist ihr Miteinander – nun ja, wie soll man das beschreiben – etwas
angespannt, unfreundlich und ruppig. Ja, sie bekommt durchaus einiges Stachliges zu hören.
Die nächste Übung zu dieser Thematik setzt Vertrauen voraus. Vor allem muss klar gemacht
werden, dass die Kinder in Rollen interagieren und dass das alles nicht wirklich ernst gemeint
ist. Aber erfahrungsgemäß haben die Kinder Freude daran, sich auf kontrollierte Art und
Weise zu beschimpfen. Natürlich sollte die Durchführung nach Ermessen der Spielleitung
stattfinden.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 8 Jahren
Voraussetzung: Raum mit Platz
Dauer: 5 - 10 Minuten
22
2) Übung: Beschimpfung mit Wörtern aus dem Textbuch

TN stehen sich in Paaren gegenüber

Spielleitung gibt folgende Wortgruppen rein, die die Kinder einander
abwechselnd mit Emotionen sagen (es geht also um die Art und Weise, wie
etwas zueinander gesagt wird.)

Die Wortgruppen, die Pink an Cécile sagt, sind:
o Du unausstehlicher kleiner Frosch
o Du minderbemittelte Pflaume
o Du lächerliches Wesen
o Du Dackelgesicht
o Du heisere Lachmöwe

Die Übung kann durchgeführt werden
o als Dialog
o mit wechselnden Emotionen (genervt, wütend, zerknirscht, freundlich)
o mit Steigerung des Tempos
o mit Steigerung der Lautstärke
o mit Bewegungen (aufeinander zugehen)

Empfehlung: Reflexionsrunde anschließen
o Erst im Paar, dann im Plenum
o Eindrücke sammeln
o Fragen könnten sein: Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Ist es euch
leicht gefallen oder hat es Überwindung gebraucht? Wie ging es euch
als Schimpfender bzw. Beschimpfter?
Hat man diese Übung durchgeführt, erlangt man einen genauen Eindruck davon, wie Pink
mit seinen Assistenten umgeht. Natürlich ist das nicht wirklich böse gemeint, sondern eher
unbewusst. Das passiert schon mal im Eifer des Gefechts. Denn Pink ist sehr darum bemüht,
die Geschichte den Kindern auf seine ganz spezielle Weise zu erzählen – mit Spannung,
Zauber und Fantasie.
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Theaterpädagogischer Zugang über Erzählebenen
Die Geschichte „Die Schöne und das Biest“ wird auf zwei Ebenen erzählt: die Erzählebene
(Pink, Cécile, Kaninchen) und die erzählte Ebene (Belle, Biest, Philipp, Vater, Schwester
Gundula). Das Bühnenbild unterstützt den Zuschauer dabei, diese beiden Ebenen zu
begreifen. Die Erzähler befinden sich außerhalb der eigentlichen Geschichte vor dem roten
Vorhang. Wenn die erzählten Figuren zum Leben erwachen, dann öffnet sich der Vorhang
und wir können gewissermaßen in die Geschichte hineinschauen. Doch Pink hat die Macht,
die Geschichte anzuhalten und Einfluss auf den Verlauf der Geschichte zu nehmen. Alles und
alle hören sozusagen auf sein Kommando.
Die folgende Übung kann an einen vorhergehenden Raum-Lauf angeschlossen werden. Sie
verdeutlicht, dass von außen die Geschichte angehalten werden kann. Meistens bedient das
Kaninchen, ein stummer Helfer von Pink, dieses wichtige Gerät.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Raum mit Platz
Dauer: 5 - 10 Minuten
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1) Übung: FREEZE – Hebel

TN bewegen sich durch den Raum

Spielleitung gibt das Kommando „FREEZE“

Beim Kommando „FREEZE“ müssen alle TN in ihren Bewegungen erstarren

Variation I: TN können sich in Haltung der auftretenden Figuren bewegen

Variation II: Tempo und die Frequenz der Kommandos steigern

Variation III: Musik einspielen und stoppen
Mit dieser vorbereitenden Übung des „FREEZE-Hebels“ können wir nun in die erzählte
Geschichte einsteigen. Sie dient der Sensibilisierung für beide Erzählebenen. Der Erzähler ist
in diesem Fall die Spielleitung und die Spieler der Geschichte sind die TN.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Raum mit Platz
Dauer: 15 – 20 Minuten
2) Übung: Geschichte in Bildern

Spielleitung liest den ausgewählten Text der Geschichte

Die Gruppe steht verteilt im Raum im FREEZE und lauscht der Geschichte

Wenn der Geschichtenerzähler (die Spielleitung) ein Wort bzw. eine Wortgruppe
bzw. einen Satz wiederholt, stellt die Gruppe dieses Geschehen in einem
Standbild nach

Folgende drei Möglichkeiten für Texte schlage ich vor:
I.
Beginn – Die Verwandlung zum Biest (siehe Textbeispiel I)
II.
Für Mädchen – Belle im Zauberschloss (siehe Textbeispiel II)
III.
Countdown – Zurück zum Biest (siehe Textbeispiel III)
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Textbeispiel I – Die Verwandlung zum Biest
Die vorgeschlagenen, zu wiederholenden Passagen sind schwarz markiert. Die Spielleitung
sollte sie aber ganz frei wählen und auf die Gruppe abstimmen. Die wörtlichen Reden
können durch die Leitung in Haltung vorgesprochen und durch die TN auch wiederholt
werden.
Es war einmal vor vielen Jahren in einem fernen Land namens Frankreich ein König.
Der starb. Er hinterließ seine Frau, die Königin, und seinen kleinen Sohn, den Prinzen.
Fünf Jahre später wurde das Reich der Königin von einem bösen König aus einem Nachbarland besetzt. Die
Königin musste ihre Armee in die Schlacht führen und den Prinzen, der jetzt sechs Jahre alt war, alleine zurück
lassen. Deswegen rief sie eine Fee aus dem mittleren Teil des Himmels hinunter auf die Erde und bat sie, sich
um den Prinzen zu kümmern.
Unglücklicherweise war diese Fee, nun ja – hässlich. Die Fee war so alt und hässlich, dass die Blumen, die sie
ansah, auf der Stelle verwelkten. Nichtsdestotrotz kümmerte sie sich ausgezeichnet um den Prinzen.
Der Prinz war aufgeweckt und schnell, er lernte bald alle möglichen Dinge: woraus die Sterne bestehen, wo das
Wetter herkommt usw. Und er war glücklich, zumindest mehr oder weniger.
Die Königin war lange Jahre fort. Schließlich kehrte sie am 16. Geburtstag des Prinzen heim, sie hatte den Krieg
gewonnen und an diesem Abend sollte es zur Feier ihres Sieges ein atemberaubendes Fest geben.
Es gab riesige Schalen mit Bowle, mehrstöckige Torten, Braten am Spieß, Eis und Blumen, Musik und Tanz
und Hokuspokus.
Doch um Mitternacht, als die Feier in vollem Gang war, unterbrach die Fee das Fest und erklärte, dass sie
vorhabe, den Prinzen zu heiraten. Nun ja. Die Königin lachte. Sie sagte: „Was für eine lächerliche Idee. Schau
dich an, wie hässlich du bist! Und sieh, wie schön mein Sohn ist!“ Sie lachte und lachte und lachte, ihr Mund
war so weit geöffnet, dass man ihre Mandeln sehen konnte. Die Gäste mussten auch lachen. Man konnte
sogar das Essen lachen hören.
Die Fee war sehr wütend. Ihre Wut wuchs und wuchs. Sie schlug den Prinzen mit ihrem Zauberstab auf den
Kopf. Die Haut des Prinzen fing an zu brennen. Haare sprossen überall aus seiner Haut. Er sah auf seine Hände,
aber seine Hände waren verschwunden. An ihrer Stelle waren große schwarze Pfoten mit langen Krallen an
Stelle von Fingernägeln. Der Prinz sah sich selbst im Spiegel und heulte auf. Er war in ein Biest verwandelt
worden.
Die Königin bekam einen Schreikrampf und versuchte, sich mit einer Kuchengabel zu erdolchen. Die Fee
verwandelte die Königin und all ihre Gäste in Stein. Und die Musiker in Insekten. Und sie sagte zum Prinzen:
„Wenn ein Mädchen hierher kommt, das dich liebt, obwohl du hässlich bist. Dann und nur dann ist mein
Fluch gelöst.“ Und dann lachte sie, weil sie wusste, dass das unmöglich war, und sie flog zurück in den
mittleren Teil des Himmels, da wo es dunkel und kalt ist, und wo die Feen leben.
Und der Prinz, der nun ein Biest war, blieb alleine im Palast zurück. Es war sehr leise dort. Es war sehr still. Es
war sehr einsam. Das Biest wartete auf ein Mädchen, das kommen würde, um es von seinem Fluch zu erlösen.
Niemand kam. Bis dann, eines Abends, doch jemand kam. Kein Mädchen, aber ein alter, müder Mann. Sehen
wir ihn uns an, wie er im Dunkeln steht und weint. Ihm ist kalt, und er hat sich verlaufen.
26
Textbeispiel II – Belle im Zauberschloss
In dieser Passage wird auch die Verwendung von sprachlichen Bildern deutlich. Die Aktion
des Anziehens bringt Bewegung in die Gruppe, gekoppelt an bekannte Alltagshandlungen.
Belle streift alleine durch den Palast. Der Palast scheint tausend Zimmer zu haben. Aus einigen strömt Musik,
doch wenn Belle eine der Türen öffnet, findet sie nur verstaubte Instrumente vor.
In einigen Zimmern fällt Schnee rückwärts, vom Boden zur Decke, in anderen schießen Sterne von Tapete zu
Tapete, und Affen schaukeln von Wand zu Wand. Als Belle schließlich das Zimmer findet, das ihr Gefängnis
werden soll, findet sie keine Ketten, keine Fesseln, keine Gitterstäbe, sondern ein Himmelbett, weiche
Teppiche, in denen ihre Füße versinken, und einen großen gläsernen Kronleuchter, dessen Licht wie
Diamanten auf die Decke strahlt. Belle schläft ein.
Als die Sonne sie am Morgen aufweckt, steht ein großer Kleiderschrank in ihrem Zimmer, voll mit Kleidern.
Belle hat noch nie solche Kleider gesehen. Sie zieht sich an. Sie wählt: Ihre Strümpfe, ihre Pumphose, ihr
Korsett, ihre Unterhose, ihren Unterrock, ihr Mieder, ihren Rock, ihre Bluse, ihren Schal, ihre Fäustlinge, ihre
Schärpe, ihre Bänder, ihre Schuhe und, als letztes... Eine Rose. Die auf ihrem Ankleidestuhl von unsichtbarer
Hand vergessen wurde. Belle sagt: „ Ja. So werde ich dem Biest gefallen.“
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Textbeispiel III – Zurück zum Biest
Hier kommt viel Bewegung ins Spiel. In diesem Text geht es darum, nicht nur Standbilder zu
zeigen, sondern auch bewegte Bilder. Die TN können angehalten werden, die Textpassagen
schon während des Lesens körperlich zu zeigen, ohne dass der Erzähler Passagen wiederholt.
Dennoch sollte die Spielleitung zwischendurch einige FREEZE-Momente wählen. Die kursiv
gesetzten Regieanweisungen in Klammern können lautsprachlich bzw. akustisch ausgedrückt
werden.
Belle läuft den Gartenweg hinunter, sie springt über Hühner, sie läuft über die schlammigen Felder, sie
trampelt über Möhrenpflänzchen, sie läuft in den Wald hinein so schnell, als würde sie fliegen.
(Wir hören BELLES Herzschlag, dann Schuhe, die auf Zweige treten.)
Es ist bereits Nacht. Dunkle Flügel streichen über Belles Gesicht. Wölfe beobachten sie aus der Dunkelheit mir
gelben, blitzenden Augen. Schlingen wickeln sich wie Schlangen um ihre Beine und versuchen, sie zum Fallen
zu bringen. Wenn sie anhält, um Atem zu schöpfen, krabbeln Käfer über ihre Füße, und sie läuft sofort wieder
los. Endlich erreicht sie den Palast. Seit sie das letzte Mal hier war, hat sich etwas verändert. Die Rosen
wachsen wild. Sie sind hoch gewachsen, wie ein Wald. An den Ästen sind keine Blüten, nur verworrene
schwarze Dornen, so eng, dass Belle nicht hineinkommt. Sie greift mit bloßen Händen in die Büsche, die Dornen
zerreißen ihre Haut.
Dann erreicht sie die Tür und geht in den Palast.
Die Luft ist so kalt, dass die Augenflüssigkeit in ihren Wimpern gefriert. Die Korridore sind Eislaufbahnen,
vereiste Spinnenweben hängen von den Decken und zerfallen in winzige Stücke, wenn sie sie berührt. Sie reißt
den Efeu weg, der an der Tür zum Esszimmer wuchert. Dann hält sie kurz inne. Sie lauscht.
(BELLES Atem als Echo in der Leere.)
Sie hat plötzlich Angst vor dem, was sie dort drinnen erwartet.
Sie sagt: „Bitte lass ihn nicht tot sein, bitte nicht.“
28
Theaterpädagogischer Zugang über Situationen
Im Anschluss an die Figuren und die Erzählebenen passt der theaterpädagogische Zugang
über Situationen entsprechend gut. So ist die Übung Raum-Lauf optimal, um vertiefend die
verschiedenen Perspektiven, die die Geschichte von „Die Schöne und das Biest“ aufwirft,
erfahrbar zu machen.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Raum mit Platz
Dauer: 15 Minuten
1) Übung: Raum-Lauf
 TN gehen vereinzelt durch den Raum
 Hinweis I: eigene Wege gehen und nicht dem Kreis folgen
 Hinweis II: Blick auf Augenhöhe; Gruppe peripher wahrnehmen, aber
nicht direkt anschauen
 Hinweis III: präsent und aufrecht gehen
a. Variation: Winter („Der Winter ist da“)

Spielleitung gibt folgende Situationen vor, die umgesetzt werden
o Temperatur: kalt, eisig
o Boden: hart, glatt, verschneit
o Kleidung: warm, dick eingepackt, verhüllend
o Innere Haltung: frierend, fröhlich
o Gang: gekrümmt, zitternd, langsam, beschwerlich
o Geräusche: Sturm heult, Wind pfeift, Schnee knirscht

Weitere Situationen sind möglich und können auch gemeinsam mit
den Teilnehmern gesucht werden
29
b. Variation: Sommer („Es ist Sommer.“ / „Ich habe den Sommer unter mir
gesehen wie ein Puzzle.“)

Spielleitung gibt folgende Situationen vor, die umgesetzt werden
o Temperatur: warm
o Boden: weich
o Kleidung: luftig
o Innere Haltung: glücklich, belebt, unbeschwert
o Gang: leicht, frei, schwebend, tänzelnd
o Geräusche: Grillen zirpen, Vögel zwitschern

Weitere Situationen sind möglich und können auch gemeinsam mit
den Teilnehmern gesucht werden
c. Variation: Figuren

Spielleitung gibt folgende Figuren vor, deren
Charaktereigenschaften körperlich sichtbar gemacht werden sollen
o Vater: ein alter müder Mann, unglücklich
o Biest: ein angsteinflößendes, haariges, wildes Etwas;
traurig
o Belle: unsere Heldin, stark, fröhlich,
verantwortungsbewusst
o Pink: zynisch, magisch, streng, witzig
o Cécile: vorsichtig, engagiert, beharrlich, zuvorkommend
o Kaninchen: unterstützend, fleißig, putzig
o Gundula: bösartig, hinterhältig, verwöhnt

Weitere Charaktereigenschaften sind möglich und können auch
gemeinsam mit den Teilnehmern gesucht werden
30
d. Variation: Raum

Spielleitung gibt folgende Räume vor, die durch die TN sichtbar
gemacht werden sollen
o Im Schloss (beim Biest): verzaubert, verstaubt, groß, weit,
verträumt, verlassen, reich, vornehm
o In der Hütte (Familie von Belle): beengt, arm, kalt, karg
o Im Theater (Erzählerebene/Gauklergruppe): bunt,
fröhlich, fantasievoll

Weitere Eigenschaften sind möglich und können auch gemeinsam
mit den Teilnehmern gesucht werden
Was immer du dir wünschst, du sollst es haben.
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Theaterpädagogischer Zugang über Themenfelder
Mit dieser Herangehensweise können vor allem Jugendliche und Erwachsene an die
Geschichte von „Die Schöne und das Biest“ herangeführt werden. Anhand von Zitaten aus
dem Textbuch habe ich Themenfelder zusammengestellt, die bestimmte Philosophien des
Inhalts begreifbar machen können und ferner als Diskussionsgrundlage dienen sollen.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 14 Jahren
Voraussetzung: Raum mit wenig Platz; auch im Sitzen geeignet
Dauer: 20 – 30 Minuten
1) Übung: Themenfelder

TN finden sich in KG zusammen

Jede KG bekommt ein Themenfeld, das es unter bestimmten Aufgaben zu
bearbeiten gilt:

Aufgabe I: Welche Bedeutung hat dieses Thema im Allgemeinen?

Aufgabe II: Welche Bedeutung hat dieses Thema in Bezug auf das Stück?

Aufgabe II: Welche Bedeutung hat dieses Thema für Kinder?

Aufgabe IV: Welche Bedeutung hat dieses Thema für dich?

Die KG erhalten eine Bearbeitungszeit.

Fragen entwickeln (zu Beispiel zu 4 – Welchen Namen hättest du gern?)

Im Plenum werden die Ergebnisse der KG präsentiert und darüber
diskutiert.
32

Folgende sieben Themenfelder schlage ich vor:
I.
Innen und Außen
II.
Verwandlung
III.
Liebe
IV.
Namen
V.
Rose
VI.
Wünsche / Magie / Zauber
VII.
Versprechen
 Themenfeld 1 - Innen und Außen
o „Aussehen ist nicht alles!“
o „Was in meinem Kopf ist, kannst du nicht aufhalten.“
o „So sehe ich von innen aus…Und du hast mich gesehen.“
 Themenfeld 2 – Verwandlung
o „Er war in ein Biest verwandelt worden.“
o „Ich glaube, dass es einen Teil von dir gibt, der kein Biest ist (…) Und
dass dieser Teil von dir wachsen könnte, wenn du das willst.“
o „Das verwandelte Biest“
o „Du hast mich befreit.“
 Themenfeld 3 – Liebe
o „Wirst du mich küssen? Wirst du mich heiraten? Wirst du mich lieben?
o „Verzichten wir auf den Kuss, die Heirat, das ganze unerträgliche
Liebesglück“
o „Ich liebe dich“
o „Zu lieben, wenn man nicht zurück geliebt wird.“
o „Er hat sie alle selbst eingepackt, obwohl seine Krallen immer wieder
das Papier zerrissen haben, und er immer wieder von vorne anfangen
musste – Aus Liebe.“
33
 Themenfeld 4 – Namen I
Belle Belle Belle Belle! Ist das nicht ein dummer Name für ein Kind? Ich hätte furchtbar
hässlich werden können.
Biest Belle passt gut. Du bist schön.
Belle Ich bin auch eine ausgezeichnete Schwimmerin, aber nennt man mich deshalb
Makrele?
 Themenfeld 4 – Namen II
Belle Ich glaube, dass es einen Teil von dir gibt, der ein Junge ist – Philipp. Zum Beispiel (…)
Biest Ich bin nicht Philipp. Ich bin das Biest. Biest. Biest. Biest. Biest.
 Themenfeld 5 – Rose
o „Sie hat mich um eine Rose gebeten.“
o „Gib deiner Tochter die Rose.“
o „Ich wollte eine Rose haben, mitten im Winter.“
o „Leg die Rose dahin zurück, wo du sie gefunden hast, und dann geh.“
 Themenfeld 6 – Wünsche / Magie / Zauber
o „Ich rede von echter Magie.“
o „Was immer du dir wünschst, du sollst es haben.“
 Themenfeld 7 – Versprechen
Cécile Belle muss das Biest im Spiegel sehen. Belle muss sich an ihr Versprechen erinnern.
Pink
Und warum? Die Leute vergessen ständig ihre Versprechen. Es ist altmodisch, sich an
seine Versprechen zu halten.
Diese Übung kann auch als theaterpädagogische Nachbereitung durchgeführt werden.
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Vorschläge zur Nachbereitung des Theaterbesuches
Vertiefend zur gesehenen Vorstellung von „Die Schöne und das Biest“ empfehle ich nun
folgende Übungen zur Nachbereitung:
ALLGEMEIN
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 5 Jahren
Voraussetzung: Wenig Platz; Papierrolle und Stifte
Dauer: 20 – 30 Minuten
1) Übung: Reflexion

Was ist euch in Erinnerung geblieben?

Was hat in unserer Geschichte stattgefunden?

Welche Figuren treten auf?

Was fandet ihr gut?

Was hat euch nicht so gefallen?

Was bedeutet die Geschichte von „Die Schöne und das Biest“ für dich?
2) Übung: Bildliche Dimension

Malt eine gemeinsame Zeichnung, was ihr noch vom Stück behalten habt?

Marktplatz: Was ist entstanden? Was ist zu erkennen?
3) Übung: Geschichte erfinden im Kreis

Die Gruppe erzählt gemeinsam die Geschichte von „Die Schöne und das Biest“
nach in Anlehnung an die gesehene Vorstellung.

Jeder sagt einen Satz.

Es beginnt mit „Es war einmal…“

Es endet mit „Und seit diesem Tag…“
35
GEDANKENFÄNGER
Was gibt es Schöneres als die Erfindung einer Neuheit! Und was könnte besser sein als eine
Maschine, die die Gedanken liest. Pink hat ein solches Wunderwerk der Technik erschaffen
und nun ist es an den Zuschauern, einen Gedankenfänger zu erfinden.
PINK
Liebe Jungen und Mädchen, ihr werdet sicher bemerkt haben, dass wir Euch gerade eben die
allerverborgensten, allergeheimsten Gedanken dieses Mannes vorgeführt haben!
CÉCILE
Wie haben sie das nur gemacht, höre ich Euch neugierig rufen!
PINK
Hier ist die Antwort: Dank meines patentierten, von Experten geprüften, rostfreien,
wetterfesten, bahnbrechenden, gehirnanzapfenden GEDANKENFÄNGERS!
(CÉCILE führt den Gedankenfänger wie ein Model bei einer Autoausstellung vor.)
Mit diesem perfekt geeichten Apparat kann ich das Bewusstsein von jedem
Mann, jeder Frau, jedem Kind oder jeder Zimmerpflanze bis zu einem Grad
Schädelgenauigkeit lesen und ihre allerintimsten Gedanken laut aussprechen
lassen.
CÉCILE
Der Apparat kann außerdem Tee kochen.
(Sie gießt sich eine Tasse ein und trinkt.)
36
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 8 Jahren
Voraussetzung: Werkraum; Tische und Materialien
Dauer: 45 - 90 Minuten
1) Übung: Gedankenfänger – Bastelstunde

Reflexion:
o Könnt ihr euch an die Gedankenfänger-Szene erinnern bzw. an
Szenen, in denen der Gedankenfänger zum Einsatz kam?
o Wie sah der Gedankenfänger aus? Woraus bestand er?
o Wie wurde er benutzt? Also, was war sein Funktion?

Aufgabe:
o Denke dir einen eigenen Gedankenfänger aus!
o Entwerfe eine Skizze!
o Findet euch in KG zusammen!
o Beratet euch gegenseitig!
o Präsentiert eure Ergebnisse!

Variation „Basteln“:
o Sucht Material (zum Basteln) zusammen! - Es kann alles sein. Am
besten sucht ihr Alltagsgegenstände, die ihr umfunktionieren
könnt.
o Baut euren eigenen Gedankenfänger!
o Präsentiert ihn der Gruppe!
37
PINK
Und nun eine kleine Vorführung. Bitte, Cécile. Lass uns die verborgenen, die
geheimen Gedanken von... ihm hören!
(CÉCILE trägt den Gedankenfänger zu einem Jungen im Publikum und setzt ihn an seinen Kopf)
JUNGE
Ich will ein Eis ich will ein Eis ich will ein Eis ich will ein Eis ich will ein –
PINK
Pah! Nächster. Sie.
(Er zeigt auf ein Mädchen. CÉCILE richtet die Maschine auf seinen Kopf.)
MÄDCHEN
…wenn X durch ein Vielfaches von Y geteilt wird und die Variable nicht größer als zehn und
nicht kleiner als einhundert ist, dann ist der Bruch gleich X hoch fünf, außer das Integral ist ein
Vielfaches von siebenundzwanzig, in dem Fall ist –
CÉCILE
Mon dieu. Dieses Kind ist ein Genie!
PINK
Du hast Recht, Cécile. Junge Dame, wie viel willst du für dein Gehirn? Fünf Euro? Zehn? Mehr
als fünfzehn bin ich nicht bereit zu zahlen; denk drüber nach, ja? Nächster!
(CÉCILE richtet den Gedankenfänger auf den Kopf eines Kindes.)
(Nichts, außer dem Geräusch von pfeifendem Wind.)
(Sie tritt gegen den Apparat und richtet ihn erneut auf den Kopf des Kindes.)
(Wieder hören wir nichts als ein trostloses Pfeifen und das Krächzen von Krähen.)
CÉCILE
Ich verstehe das nicht! Der Kopf dieses Kindes ist leer!
38
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 8 Jahren
Voraussetzung: Raum mit viel Platz zum Bewegen
Dauer: 45 - 90 Minuten
2) Übung: Gedankenfänger – Übungsstunde

Reflexion:
o Welche Gedanken konnte Pink in eurer Vorstellung hören?
o Wie fandet ihr das?

Aufgabe:
o Erfindet einen schönen und interessanten Gedanken!
o Schreibt ihn auf!
o Präsentiert euren Gedanken!

Variation „Szenenentwurf“:
o Findet euch in KG zusammen!
o Benutzt eure Gedankenfänger und eure Gedanken!
o Erfindet eine Szene!
o Präsentiert eure Ergebnisse!
Ich bin nicht Philipp.
Ich bin das Biest.
Biest. Biest. Biest. Biest.
In meinem Kopf werde ich an Philipp denken,
wenn ich an dich denke, ob du willst oder nicht.
Was in meinem Kopf ist, kannst du nicht aufhalten.
39
SCHATTENSPIEL
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 8 Jahren
Voraussetzung: Werkraum; Tische und Materialien
Dauer: 45 - 90 Minuten
1) Übung: Schattenspiel – Bastelstunde

Reflexion:
o Könnt ihr euch an die Schattenspiele erinnern bzw. an Szenen, in
denen das Schattenspiel verwendet wurde? - (siehe Textbespiele I
– III unter Punkt theaterpädagogischer Zugang über Erzählebenen)
o Was wurde erzählt?
o Wie hat das funktioniert?

Vorbereitung:
o Spielleitung legt die Textbeispiele I –III (unter Punkt
theaterpädagogischer Zugang über Erzählebenen) den TN in
Auszügen bereit
40

Aufgabe:
o Denke dir eine kleine Szene aus!
o Entwerfe / zeichne die Figuren, die dann im Schattenspiel zu sehen
sein werden! – Hinweis auf Scherenschnitt bzw. eindimensionale
Form
o Findet euch in KG zusammen!
o Beratet euch gegenseitig!
o Präsentiert eure Ergebnisse!

Variation „Basteln“:
o Sucht Material (zum Basteln) zusammen! - Es sollte feste Pappe
sein. Etwas, das sich gut schneiden lässt. Zudem einen Stab, der
die Figur hält.
o Baut die Figuren eurer Geschichte, eures Textes (Textbeispiel)!

Variation „Szene spielen“ (aufgrund der verteilten Textbeispiele)
o Spannt ein weißes Laken und baut eine Lampe (möglichst hell und
strahlend – am besten einen Scheinwerfer) dahinter auf!
o Spielt die Szene mit euren Figuren!

Variation „Geschichte erzählen“ (in Anlehnung an die Übung „Geschichte
erfinden im Kreis“ unter Punkt ALLGEMEIN der Nachbereitung)
o KG bastelt Figuren, um die Geschichte von „Die Schöne und das
Biest“ nachzuerzählen.
o KG erzählt dann mit den Figuren die Geschichte in Anlehnung an
die gesehene Vorstellung.
o Jeder sagt einen Satz.
o Es beginnt mit „Es war einmal…“
o Es endet mit „Und seit diesem Tag…“
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PROGRAMMHEFT
42
In unserem Programmheft befindet sich eine Bastelanleitung mit den Figuren von „Die
Schöne und das Biest“.
Teilnehmerzahl: unbegrenzt
Altersgruppe: ab 8 Jahren
Voraussetzung: Klassenraum, Schere
Dauer: 45 - 90 Minuten
1) Übung: Papiertheater

Schritt 1: Figuren und Theater ausschneiden!

Schritt 2: Geschichte erinnern!

Schritt 3: Geschichte nachspielen!
Und vielleicht werdet ihr die Sterne sehen auf eurem Nachhauseweg heute Abend, den
kalten, dunklen Ort, wo Feen leben. Und uns auch ein gutes Ende wünschen. Bon soir.
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Hinweis zu den theaterpädagogischen Einführungen und Nachbereitungen
Die spielpraktischen Übungen sind als Vorschläge zu verstehen, die Ihren Unterricht
bereichern und ergänzen sollen. Sie sensibilisieren zum einen die Teilnehmer für den
Vorstellungsbesuch oder vertiefen das Gesehene auf unterschiedliche Weise nach dem
Vorstellungsbesuch. Einige der Übungen sind aufeinander aufbauend, aber sie können auch
allein für sich stehen und durchgeführt werden, zudem in einer Reihenfolge, die für die
Teilnehmenden angemessen ist bzw. in Ihr Unterrichtskonzept passt.
Gern stehe ich Ihnen beratend und informierend zur Seite. Sie erreichen mich unter:
[email protected]
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und Vorbereiten des Stückes „Die Schöne und das
Biest“ und verbleibe mit besten Grüßen!
Ihre Juliane Nowak
LEGENDE
Abkürzungen
TN – Teilnehmer
KG – Kleingruppe/n
Regieanweisungen in den Textbeispielen
Kursiv gedruckt und in Klammern
IMPRESSUM
Herausgeber:
Hessisches Landestheater Marburg
Geschäftsführender Intendant:
Matthias Faltz (V.i.S.d.P.)
Redaktion und Layout:
Juliane Nowak
Fotos: Merit Engelke
Karten unter 06421.25608 oder unter [email protected]
Schulbuchungen unter 06421.990237 (Jürgen Sachs) oder unter [email protected]
Homepage: www.theater-marburg.de
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