Faktencheck II: Bayerns Wirtschaft braucht keine 3. Bahn

Faktencheck II:
Bayerns Wirtschaft
braucht keine 3. Bahn
September 2015
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Flughafengesellschaft (FMG) und die Bayerische Staatsregierung behaupten, dass
eine 3. Start- und Landebahn für die wirtschaftliche Prosperität Bayerns nötig wäre.
Aktionsbündnis AufgeMUCkt:
Wir sind der Zusammenschluss von
über 80 Bürgerinitiativen und
Organisationen aus 10 Landkreisen
in Oberbayern, Niederbayern und
Oberfranken.
Im April 2015 veröffentlichte die Industrieund Handelskammer (IHK) Oberbayern
die Studie „Dritte Start- und Landebahn für
MUC – ein Muss!“ Demnach sei die geplante 3. Bahn unabdingbar notwendig für
die wirtschaftliche Entwicklung in Bayern.
Dieser Studie liegen jedoch lediglich die
Informationen der FMG und ihrer Gutachter zugrunde.
Ungeprüft wurden die Prognosen der Firma Intraplan, die sich als falsch erwiesen,
übernommen und ein stetiges Wachstum von Passagieren, Fracht und Flugbewegungen unterstellt. Dabei ignoriert die IHK die abnehmende Anzahl der Flugbewegungen
seit 2008 um 55.000 (siehe dazu Prof. Dr. Besch zur IHK-Studie www.keinestartbahn3.de).
In vorliegendem Faktencheck wird AufgeMUCkt zeigen, dass die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns keine 3. Start- und Landebahn braucht.
Mit freundlichen Grüßen
SprecherInnen AufgeMUCkt:
Hartmut Binner
Doris Kraeker
Gerhard Müller-Starck
Anton Speierl
Helga Stieglmeier
Impressum:
Hartmut Binner, Eschenweg 1, Freising
www.keine-startbahn3.de
Druck: Druckerei Lerchl, Freising
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Nur eine Erhöhung der Passagierzahlen ermöglicht die
Ausweitung der Flugziele und damit eine gute weltweite
Vernetzung für die Wirtschaft.
Behauptet wird:
Fakt ist:
Im Jahr 2014 haben 91 Fluggesellschaften von München aus
39,7 Mio. Passagiere zu 240 verschiedenen Ziele geflogen.
Zum Vergleich :
– London Heathrow 73,5 Mio Passagiere zu 185 Zielen
– Dallas 60,5 Mio zu 202 Zielen
– Atlanta 94,4 Mio Passagiere zu 261 Zielen
Die Zahl der angeflogenen Destinationen hängt also nicht von der Anzahl der Passagiere ab.
Seit über 10 Jahren entwickeln sich in München die Zahlen der Passagiere und der
Destinationen auseinander. Für 2015 werden 40 Mio Passagiere erwartet, jedoch
nur noch 228 Destinationen angeflogen.
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Behauptet wird:
Die bayerische Wirtschaft, besonders der Export, ist ohne
3. Startbahn nicht konkurrenzfähig.
Seit 5 Jahren steigt das Exportvolumen der bayerischen Wirtschaft
von Rekord zu Rekord (2014: 169 Mrd. €). Allein im Wirtschaftsraum
München entstanden 145.527 neue Arbeitsplätze (Quelle: Münchner Jahreswirtschaftsbericht 2015).
Fakt ist:
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
Im gleichen Zeitraum blieb die Luftfracht nahezu gleich, während die Flugbewegungen sogar von 390.000 auf 377.000 zurückgingen. Siehe dazu folgende Abbildung.
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Quelle: Münchner Jahreswirtschaftsbericht 2015
Die Dynamik der bayerischen Wirtschaft ist unabhängig von der Entwicklung der Luftfracht und der Flugbewegungen am Flughafen München. Der Bedarf an Luftfracht ist
trotz Wirtschaftsboom gering und beträgt am Münchner Flughafen lediglich 300.000
Tonnen. Das sind etwa 7 % der gesamten deutschen Luftfracht.
Behauptet wird:
Fakt ist:
Eine 3. Startbahn ist wesentlicher Jobmotor für die Region.
Die von einer Kapazitätserweiterung erwartete Anzahl der Arbeitsplätze wird massiv überschätzt.
Dies sieht man sehr anschaulich am Ausbau des Frankfurter Flughafens: 2007 versprachen der damalige hessische Ministerpräsident Roland Koch und die Fraport,
dass der Ausbau 100.000 neue Jobs bringen würde (www.youtube.com/watch?v=
➔
cWQEsuIR7ZQ).
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Ende 2014 sprach Fraport von 7.000 neuen Arbeitsplätzen seit 2010. Bei Recherchen wurde dann festgestellt, dass 4.000 dieser Arbeitsplätze bereits vorher in der
Region angesiedelt waren und lediglich direkt an den Flughafen verlagert wurden
bzw. vor 2010 einfach nicht gezählt worden waren (www.sensor-magazin.de/hochgestapelt-tief-geflogen/).
Wie viele Arbeitsplätze tatsächlich am Frankfurter Flughafen seit dem Ausbau entstanden sind, lässt sich nicht exakt belegen, da hier zu viele Faktoren mit einfließen.
Klar ist allerdings: Die prognostizierte Anzahl hinkt nicht nur weit hinterher, sondern
ist im Vergleich zur Prognose verschwindend gering. Das Argument „Jobmotor Flughafen“ fällt damit wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Die Landkreise Freising und Erding hatten auch schon vor der Flughafenansiedlung
sehr niedrige Arbeitslosenzahlen. Bereits heute suchen Handwerker und Unternehmer
händeringend nach Arbeitskräften.
Die Prosperität einer Region wie die Schaffung von Arbeitsplätzen wird nicht durch die
Nähe zu einem Flughafen bestimmt. Es gibt Regionen in der Nähe eines internationalen
Flughafens, die wirtschaftlich erfolglos sind, und solche, die erfolgreich sind. Und es gibt
Regionen weit entfernt von Flughäfen mit und ohne wirtschaftlichen Erfolg.
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Behauptet wird:
Ganz Bayern braucht eine 3. Startbahn.
Die dritte Startbahn kannibalisiert andere Verkehrsträger und andere
Flughäfen in Bayern. Sie soll von anderen Airports 1,6 Mio und von
der Deutschen Bahn jährlich 300.000 Passagiere abziehen (Quelle: Auswirkungen
des Vorhabens 3. Start- und Landebahn auf Wirtschaft und Siedlung im Flughafenumland. Ernst Basler + Partner AG Bulwien Gesa AG, 2007, S. 86).
Fakt ist:
Besonders fragwürdig ist das auch von der Staatsregierung getragene Geschäftsmodell, Reisende von der Deutschen Bundesbahn abzuwerben. Das die Umwelt am
stärksten belastende Verkehrsmittel soll also den umweltfreundlicheren Schienenverkehr kannibalisieren. Betroffen sind auch andere bayerische Flughäfen wie z. B. Nürnberg, der bereits heute mit Steuergeldern in Millionenhöhe subentioniert werden muss.
Zusammenfassung
– Es besteht keine wirtschaftliche Notwendigkeit zum Bau einer 3. Bahn. Studien, die
diesen Eindruck erwecken, basieren auf unrealistischen Prognosen (Beispiel IHK).
– Trotz weit überdurchschnittlicher wirtschaftlicher Zuwachsraten stagnieren die Flugbewegungen. Der Münchner Flughafen ist so großzügig dimensioniert, dass zwei
Bahnen auch in Zukunft völlig ausreichen werden.
– Das Beispiel Frankfurt zeigt, dass die von einer Kapazitätserweiterung erwartete
Anzahl an Arbeitsplätzen massiv überschätzt wird.
– Kannibalisierende Auswirkungen auf andere Verkehrssysteme und andere Flughäfen sind weitere wichtige Argumente gegen den Ausbau.
– Die 3. Bahn wäre laut FMG nur wegen der Umsteiger nötig. Sie bringt keine nennenswerten wirtschaftlichen oder sonstigen Vorteile für die Allgemeinheit – dafür
erhebliche Gefährdungen und Belastungen für Gesundheit, Umwelt und Klima.
Das ist volkswirtschaftlich nicht zu vertreten.
Der Bau einer 3. Start- und Landebahn wäre
definitiv eine politische Fehlentscheidung!
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www.keine-startbahn3.de
www.besserfuerbayern.de