fire and forget. on violence - KW Institute for Contemporary Art

FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE
Gruppenausstellung
Kuratiert von Ellen Blumenstein und Daniel Tyradellis
14.6.–30.8.15
Presserundgang: Freitag, 12.6.15, 10 h
Eröffnung: Samstag, 13.6.15, 17–22 h
PRESSEMAPPE
Inhalt
-
Pressemitteilung: FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE
Künstler- und Werkliste
Begleitprogramm
Vermittlungsprogramm
Publikation
Katalogtext: Ellen Blumenstein im Gespräch mit Schorsch Kamerun
Katalogtext: Nachwort Daniel Tyradellis
Biografien der KuratorInnen
Stand: 11.6.15/Änderungen vorbehalten
Pressekontakt
Henriette Sölter
T +49 30 243459-42
[email protected]
KW Institute for Contemporary Art
Auguststr. 69
10117 Berlin
www.kw-berlin.de
www.facebook.com/KWInstituteforContemporaryArt
www.facebook.com/KWFreunde
PRESSEMITTEILUNG
FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE
Gruppenausstellung
Kuratiert von Ellen Blumenstein und Daniel Tyradellis
14.6.–30.8.15
Presserundgang: Freitag, 12.6.15, 10 h
Eröffnung: Samstag, 13.6.15, 17–22 h
„Fire and Forget“ ist ein im Militärjargon gebräuchlicher Begriff für Waffensysteme, die aus
gefahrloser Distanz zum Feind ausgelöst werden und eigenständig ihr Ziel erreichen. Die
Gruppenausstellung FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE nimmt den militärischen Ausdruck
zum Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit den geläufigen Vorstellungen von
Krieg und Gewalt in der zeitgenössischen Kunst.
Die Schau gliedert sich in die vier Themenkomplexe Grenze, Affekt, Erinnerung und Ereignis.
Das Motiv der Grenze führt in die Thematik ein. An Grenzziehungen kreuzen sich
unterschiedliche Kräftefelder, die unter anderem politische, ökonomische, kulturelle, religiöse
oder ethnische Wechselwirkungen aufweisen. Arbeiten von KünstlerInnen wie Daniil Galkin,
Barbara Kruger und Javier Téllez widmen sich Grenzziehungen, die territoriale, physische
wie auch mentale Unterscheidungen mit sich bringen, die in ihrer Willkür gewalthegende
Funktionen übernehmen.
Der Bereich Affekt mit Arbeiten von unter anderem Clara Ianni, Joachim Köster, Gillian
Wearing und He Xiangyu stellt die Frage nach Auswirkungen, die der Einsatz
moderner Waffen langfristig auf die menschliche Psyche hat, wenn die fehlende körperliche
Nähe zum Gegner dem gewalttätigen Akt einen konkreten Gegenstand und ein
identifikatorisches Gegenüber entzieht. Untersucht werden außerdem mögliche Folgen für
die Argumente und Evidenzen politischen Handelns sowie die Wege, über die diese
Gewalt sich einen Ausdruck sucht – wie etwa in den Träumen und Ängsten der Menschen.
Der Komplex Erinnerung widmet sich dem Potenzial von Geschichte und Erinnerung zur
Verhinderung – oder Eskalation – von Gewalt: Ist sie grundlos und triebhaft, oder liegt ihr
Ursprung in selbst erlittener Gewalt? KünstlerInnen wie Rudolf Herz, Kris Martin und Hrair
Sarkissian fragen in ihren Arbeiten auch danach, welchen Anteil die Kunst an Erinnerung und
der Möglichkeit des Verzeihens als einziger Form aktiven Vergessens haben kann. Die Kette
kausaler Zusammenhänge von Gewalt reicht immer in die Geschichte hinein, während
einfache Gut/Böse-Schemata nur dazu dienen, das eigene Weltbild zu schützen.
Die vierte Abteilung schließlich widmet sich dem Ereignis der Gewalt. Arbeiten von Julius
von Bismarck, Robert Longo, Ala Younis und anderen spiegeln den in jeder neuen Situation
wieder singulären Moment des Auslösens und der Entscheidung für die Gewalt.
Neue Waffentechnologien bringen den Verlust der unmittelbaren körperlichen Konfrontation
und der damit verbundenen Gefahr für das eigene Leben mit sich und brauchen deshalb
andere Formen des Ausdrucks für erlittene, bezeugte oder auch nur befürchtete Gewalt.
Einer der Orte, an denen dies geschieht, ist die Kunst, auch wenn hier Waffen meist
selbstverständlich als etwas per se Schlechtes angesehen und systematische oder
historische Zusammenhänge ausgeblendet werden. Die Ausstellung versteht sich als
Versuch zu zeigen, dass weder logisches oder ökonomisches Kalkül noch der Affekt allein
der Komplexität der Gewalt und ihrer Gründe gerecht werden können, und setzt sich
selbstreflexiv mit den Möglichkeiten und den Grenzen dessen auseinander, was Kunst zu
dieser Diskussion heute beitragen kann.
Als begleitendes Motiv ziehen sich durch die gesamte Ausstellung Fotografien aus der
Sammlung Martin Dammann/Archive of Modern Conflict in London. Dieses dokumentarische
Element lädt gemeinsam mit den künstlerischen Positionen zur Reflexion darüber ein, was
künstlerische Bilder gegenüber historisch-dokumentarischen Bildern, wie sie auch im
Journalismus verwendet werden, zu zeigen vermögen – und was nicht.
Die ausstellungsbegleitende Publikation und das Rahmen- und Vermittlungsprogramm
beleuchten das Thema aus der Perspektive anderer Disziplinen: Das Buch FRIENDLY FIRE
& FORGET (Matthes & Seitz Berlin) versammelt für diesen Anlass entstandene literarische
Texte deutscher und internationaler AutorInnen, darunter Schorsch Kamerun, Wladimir
Kaminer und Kathrin Passig.
Gäste, die von Gewalt persönlich betroffen sind oder sich beruflich damit auseinandersetzen,
führen an ausgewählten Terminen durch die Ausstellung oder diskutieren einen möglichen
Umgang mit ihr aus Sicht des Theaters, des Films und der Musik.
Mit Arbeiten von Marina Abramović und Ulay; Ron Amir; Julius von Bismarck; Roy Brand, Ori
Scialom und Keren Yeala Golan; James Bridle; Luis Camnitzer; Mircea Cantor; Jota Castro;
Chto Delat; Marcelo Cidade; Jem Cohen; Martin Dammann; Öyvind Fahlström; Harun
Farocki; Daniil Galkin; Rudolf Herz; Damien Hirst; Clara Ianni; Emily Jacir; Hunter Jonakin;
Joachim Koester; Korpys/Löffler; Barbara Kruger; Armin Linke; Robert Longo; Jazmín López;
Kris Martin; Ana Mendieta; Michael Müller; Timo Nasseri; NEOZOON; Katja Novitskova; Jon
Rafman; Pipilotti Rist; Robbert&Frank Frank&Robbert; André Robillard; Julian Röder;
Henning Rogge; Martha Rosler; Hrair Sarkissian; Santiago Sierra; Timur Si-Qin; Tal R; Javier
Téllez; Sharif Waked; Gillian Wearing; He Xiangyu; Amir Yatziv; Ala Younis.
FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Wir danken für die finanzielle Unterstützung: KW Freunde e. V. sowie Rivka Saker, dem
Sammler Uli Sigg, Mr. Xue, Peng Pei-Cheng, Outset Contemporary Art Fund, Contemporary
Fine Arts Berlin, KOW Berlin.
Die Publikation sowie das Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm werden gefördert
durch die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
Öffnungszeiten
Mi–Mo 12–19 h, Do 12–21 h, Di geschlossen
Eintritt
6 €, ermäßigt 4 €
Donnerstagabend-Ticket: 4 € (17–21 h, inklusive Führung um 17 h)
Wir bitten um Voranmeldung zur Führung bei Mona Jas unter [email protected]
KÜNSTLER/INNEN UND WERKE
Marina Abramović und Ulay
* 1946 in Belgrad, lebt und arbeitet in New
York (US)/* 1943 in Solingen (DE), lebt
und arbeitet in Amsterdam und Ljubljana
LIGHT/DARK, 1978
Video, schwarz-weiß, Ton
8:15 min
Studioperformance, Amsterdam, März
1978
© Marina Abramović und Ulay
Courtesy Archiv Marina Abramović und
LIMA
Ron Amir
* 1973 in Kibbutz Yehiam (IL), lebt und
arbeitet in Tel Aviv
MALEK, 2004
Ausstellungskopie
C-Print
123 x 123 cm
Courtesy der Künstler und Hezi Cohen
Gallery, Israel
Julius von Bismarck
* 1983 in Breisach am Rhein (DE), lebt
und arbeitet in Berlin
POLIZEI, 2015
Dummys, Uniformen, Motoren
Maße variabel
Courtesy der Künstler
Roy Brand, Ori Scialom und Keren
Yeala Golan
* 1971, * 1970, * 1974 in Tel Aviv, leben
und arbeiten in Tel Aviv
THE COUNTRY SAND PRINTER,
2014
XY-System aus Metall, Holz, Sand,
diverse technische Elemente
520 x 290 cm
Courtesy die KünstlerInnen
James Bridle
* 1980 in London, lebt und arbeitet in
London
DRONE SHADOW, laufendes Projekt
Straßenmarkierungsfarbe
Realisierung nach Vorlage eines
Drohnenschattens
Luis Camnitzer
* 1937 in Lübeck (DE), lebt und arbeitet in
New York (US)
URUGUAYAN TORTURE SERIES,
1983–84
Serie aus 35 Fotoradierungen
82 x 62 cm
Courtesy der Künstler und Parra &
Romero, Madrid
Mircea Cantor
* 1977 in Oradea (RO), lebt und arbeitet in
Paris
SHOOTING, 2005
Lambda Print
30 x 40 cm
Courtesy der Künstler und Dvir Gallery,
Tel Aviv
Jota Castro
* 1965 in Lima, lebt und arbeitet in Brüssel
GUANTANAMO, 2015 (2005)
Ausstellungskopie
Verschiedene Materialien
400 x 200 x 200 cm
Courtesy der Künstler und Galerie Barbara
Thumm, Berlin
Chto Delat
Gegründet 2003 in Moskau, leben und
arbeiten in St. Petersburg (RU)
Öyvind Fahlström
* 1928 in São Paulo (BR), † 1978 in
Stockholm
EXCERPTS FROM TIME CAPSULE.
ARTISTIC REPORT ON
CATASTROPHES
AND UTOPIA, 2015
Verschiedene Materialien
Maße variabel
Courtesy die KünstlerInnen und KOW
Berlin
SKETCH FOR WORLD MAP PART 1
(AMERICAS, PACIFIC), 1972
Offsetlithografie
95 x 110 x 7 cm
Courtesy Avery-Fahlström und Aurel
Scheibler, Berlin
Harun Farocki
* 1944 in Nový Jicin (CZ), † 2014 in Berlin
Marcelo Cidade
* 1979 in São Paulo (BR), lebt und arbeitet
in São Paulo (BR)
AMOR E ÒDIO À LYGIA CLARK, 2006
Messing
14,5 x 13 x 0,5 cm
Courtesy der Künstler und Galeria
Vermelho
TEMPO SUSPENDO DE UM ESTADO
PROVISÓRIO, 2011
22-Millimeter-Glas, Projektil,
Betonsockel
100 x 160 cm
Courtesy der Künstler und Galeria
Vermelho
Jem Cohen
* 1962 in Kabul, lebt und arbeitet in New
York (US)
LITTLE FLAGS, 2000
Video
5:48 min
Courtesy der Künstler und Lux, London
Martin Dammann
* 1965 in Friedrichshafen am Bodensee
(DE), lebt und arbeitet in Berlin
JAGDFLIEGER SEIN IST EIN SCHÖNES
LAND, 2015
Aquarell, Bleistift auf Papier
300 x 420 cm
Courtesy der Künstler und Galerie Barbara
Thumm, Berlin
NICHT LÖSCHBARES FEUER, 1969
16-Millimeter-Film, schwarz-weiß, Ton
(übertragen auf Video)
25 min
Courtesy Harun Farocki GbR
Daniil Galkin
* 1985 in Dnepropetrovsk (UA), lebt und
arbeitet in Dnepropetrovsk (UA)
TOURNIQUET, 2015
Installation
435 x 310 x 610 cm
Courtesy der Künstler
Rudolf Herz
* 1954 in Sonthofen (DE), lebt und arbeitet
in Paris und München (DE)
DACHAU. MUSEUMSBILDER,1976/80
Serie aus 9 Fotografien
74 x 112 cm
Courtesy Peter Ottmann
Damien Hirst
* 1965 in Bristol (UK), lebt und arbeitet in
Devon (UK) und London
DO IT, 1995–96
Video
1:36 min
Nach einem Konzept von Hans Ulrich
Obrist
Courtesy der Künstler und museum in
progress (www.mip.at)
Clara Ianni
* 1987 in São Paulo (BR), lebt und arbeitet
in São Paulo (BR) und Berlin
STILL LIFE OR STUDY FOR VANISHING
POINT, 2015
Ausstellungskopie
9 Metallplatten perforiert mit
Einschusslöchern von Munition der
Berliner Polizei
(Von links oben nach rechts unten den
Reihen folgend)
.45 ACP, 9*19 (9mm Para), .357
Magnum ™ (Teilmantelgeschoss),
Flintenlaufgeschoss, .22 lfb, 12/70
Geschoss, .357 Magnum
Schrotmunition FJM
(Vollmantelgeschoss), 12/70
Schrotmunition, .38 SP (Special)
Je 65 x 45 x 4,5 cm
Courtesy die Künsterlin und Galeria
Vermelho
RADIUS, 2015 (2010)
Ausstellungskopie
Baseballschläger und Stahlkabel
80 x 50 x 90 cm
Courtesy die Künstlerin und Galeria
Vermelho
Emily Jacir
* 1970 in Bethlehem, Westjordanland, lebt
und arbeitet im Mittelmeerraum
BANK MIRROR, RAMALLAH, APRIL 22,
2002, 2002
C-Print
41 x 51 cm
Courtesy die Künstlerin und Alexander &
Bonin, New York
Hunter Jonakin
* in North Alabama (US), lebt und arbeitet
in Minneapolis (US)
JEFF KOONS MUST DIE!!!, 2011
Videospiel, Farbe, Ton, Controller
64 x 28 x 22 cm
5 min
Courtesy der Künstler
Joachim Koester
* 1962 in Kopenhagen, lebt und arbeitet in
New York (US)
THE PLACE OF DEAD ROADS, 2013
Videoinstallation, Farbe, Ton
33:30 min
Courtesy der Künstler und Jan Mot,
Brüssel
Korpys/Löffler
Andree Korpys: * 1966 in Bremen (DE)/
Markus Löffler: * 1963 in Bremen (DE),
leben und arbeiten in Bremen (DE) und
Berlin
THE NUCLEAR FOOTBALL, 2004
Video, Farbe, Ton
30:30 min
Courtesy Meyer Riegger, Berlin/Karlsruhe
GESANG DER JÜNGLINGE, 2009
Video, Farbe, Ton
14:22 min
Courtesy Meyer Riegger, Berlin/Karlsruhe
Barbara Kruger
* 1945 in Newark (US), lebt und arbeitet in
New York (US) und Los Angeles (US)
OHNE TITEL, 2015 (1994)
Ausstellungskopie
Vinyl-Druck (ursprünglich für das
Treppenhaus der Kunsthalle Basel)
310 x 230 cm
Courtesy Sprüth Magers Berlin
Armin Linke
* 1966 in Mailand (IT), lebt und arbeitet in
Mailand (IT) und Berlin
ROAD BLOCK AT GAZA CITY,
NETSAREIM SETTLEMENT BEACH
ROAD, 2003
Video, Farbe, Ton
15 min
Courtesy der Künstler
Robert Longo
* 1953 in New York (US), lebt und arbeitet
in New York (US)
MARSHALL ISLAND (BOMB NOIR), 2003
Holzkohle auf Papier
204 x 188 cm
Courtesy Sammlung Zimmermann
Jazmín López
* 1984 in Buenos Aires, lebt und arbeitet in
Buenos Aires
JUEGO VIVO, 2008
Video, Farbe, Ton
1:24 min
Courtesy die Künstlerin
Kris Martin
* 1984 in Kortrijk (BE), lebt und arbeitet in
Gent (BE)
UNTITLED, 2010
706 gefundene Granathülsen
200 x 200 cm
Courtesy Privatsammlung, Köln und
Sies + Höke, Düsseldorf
Ana Mendieta
* 1948 in Havanna, † 1985 in New York
(US)
UNTITLED (GLAS ON BODY IMPRINTS),
1972
Serie aus 6 Fotografien
64,5 x 48 cm/48 x 64,5 cm
Courtesy Sammlung Gynp und Sammlung
Springmeier
Michael Müller
* 1970 in Ingelheim am Rhein (DE), lebt
und arbeitet in Berlin
VON BRAUNS AUFBRUCH ZU DEN
STERNEN, 1994 (2007)
Bleistift, Tinte auf Papier
78 x 48 cm
Courtesy der Künstler und
Privatsammlung, London
Timo Nasseri
* 1972 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin
APACHE, 2007
Federn, Epoxidharz, Styropor, Holz, Metall
210 x 185 x 45 cm
Courtesy Privatsammlung, Paris
NEOZOON
2009 gegründet, leben und arbeiten in
Dresden (DE) und Berlin
BUCK FEVER, 2012
Video, Farbe, Ton
5:15 min
Courtesy die Künstlerinnen
Katja Novitskova
* 1984 in Tallinn, lebt und arbeitet in
Amsterdam
SHAPESHIFTER V, 2013
Gebrochene Silikonplatten, Epoxidharz,
Ton, Nagellack, Acrylgehäuse, Holzkapitell
37 x 25 x 13 cm
Courtesy Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
Jon Rafman
* 1981 in Montreal (CA), lebt und arbeitet
in Montreal (CA)
THE 9 EYES OF GOOGLE STREET
VIEW, laufendes Projekt
Screenshots
Courtesy der Künstler
(im Rahmen der Waffenlounge, 03.12–
11.01.2015, Hebbel am Ufer, Berlin)
Pipilotti Rist
* 1962 in Grabs (CH), lebt und arbeitet in
Zürich
EVER IS OVER ALL, 1997
Video, Farbe, Ton
2:38 min
Courtesy die Künstlerin und Christian Flick
Collection
Robbert&Frank Frank&Robbert
* 1989 in Wilrijk (BE)/* 1989 in Menen
(BE), leben und arbeiten in Gent (BE)
GUNS, 2014
146 Skulpturen (aus einer Serie von 380)
Verschiedene Materialien
309 x 675 cm
Courtesy die Künstler
André Robillard
* 1932 in La Maltournée (FR), lebt und
arbeitet in Frankreich
FUSIL X ALLEMAN RAPIDE RAF.
GERMANY, 1992
Verschiedene Materialien
44 x 91 cm
Courtesy Galerie Susanne Zander/
Delmes & Zander
Julian Röder
* 1981 in Erfurt (DE), lebt und arbeitet in
Berlin
GENOA, 2001
aus der Serie THE SUMMITS
C-Print
67 x 86 cm
Courtesy Russi Klenner, Berlin
Courtesy der Künstler und Galerie Jo Van
De Loo
PROJENSDORFER GEHÖLZ, 2010
C-Print
46 x 56 cm
Courtesy der Künstler und Galerie Jo Van
De Loo
Martha Rosler
Lebt und arbeitet in Brooklyn, New York
(US)
Sämtliche Werke der Serie:
HOUSE BEAUTIFUL: BRINGING THE
WAR HOME c.,1967–72
Courtesy die Künstlerin und Galerie Nagel
Draxler, Berlin/Köln
BALLOONS, 1967–72
Fotomontage
BEAUTY REST, 1967–72
Fotomontage
CLEANING THE DRAPES, 1967–72
Fotomontage
FIRST LADY (PAT NIXON), 1967–72
Fotomontage
MAKEUP/HANDS UP, 1967–72
Fotomontage
Henning Rogge
* 1977 in Hamburg (DE), lebt und arbeitet
in Hamburg (DE)
PLAYBOY (ON VIEW), 1967–72
Fotomontage
BEERENBRUCH, 2012
C-Print
46 x 56 cm
Courtesy der Künstler und Galerie Jo Van
De Loo
RED STRIPE KITCHEN, 1967–72
Fotomontage
MASCHERODER HOLZ, 2011
C-Print
46 x 56 cm
Courtesy der Künstler und Galerie Jo Van
De Loo
RUNWAY, 1967–72
Fotomontage
ALTWARMBÜCHENER MOOR, 2010
C-Print
46 x 56 cm
VACATION GET-AWAY, 1967–72
Fotomontage
ROADSIDE AMBUSH, 1967–72
Fotomontage
TRON (AMPUTEE), 1967–72
Fotomontage
WOMAN WITH CANNON (DOTS),
1967–72
Fotomontage
11:30 min
Courtesy der Künstler und Galerie Peter
Kilchmann, Zürich
Hrair Sarkissian
* 1973 in Damaskus, lebt und arbeitet in
London
Sharif Waked
* 1964 in Nazareth (IL), lebt und arbeitet in
Haifa (IL) und Nazareth (IL)
EXECUTION SQUARES, 2008
8 aus einer Serie von 14 Fotografien
128 x 163 cm,
eine Fotografie 128 x 163 cm
Courtesy Privatsammlung und Kalfayan
Galleries, Athen/Thessaloniki
TO BE CONTINUED, 2009
Video, Farbe, Ton
41:33 min
Courtesy der Künstler
Santiago Sierra
* 1966 in Madrid, lebt und arbeitet in
Madrid
CONCEPTUAL MONUMENT, 2012
2 Prints, 2-teilig
21 x 29,7 cm/180 x 90 cm
Courtesy der Künstler
Timur Si-Qin
* 1984 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin
UNTITLED, 2014
Schwert, Axe-Duschgel, Vitrine
176 x 34 x 34 cm
Courtesy der Künstler und Société Berlin
Tal R
* 1967 in Tel Aviv, Israel, lebt und arbeitet
in Kopenhagen
HIPS SPINE PENIS, 2010–13
Glasierte Keramik
76 x 44 x 44 cm
Courtesy der Künstler und Contemporary
Fine Arts, Berlin
Javier Téllez
* 1969 in Valencia (VE), lebt und arbeitet
in New York (US) und Berlin
ONE FLEW OVER THE VOID (BALA
PERDIDA), 2005
Video, Farbe, Ton
Gillian Wearing
* 1963 in Birmingham (UK), lebt und
arbeitet in London
SACHA AND MUM, 1996
Video, schwarz-weiß, Ton
4 min, Loop
Courtesy die Künstlerin und
Maureen Paley, London
He Xiangyu
* 1986 in Kuandian (CN), lebt und arbeitet
in Beijing und Berlin
TANK, 2011–13
Pflanzlich gegerbtes Leder
890 x 600 x 150 cm
Sammlung Sigg
Amir Yatziv
* 1972 in Karmiel, Israel, lebt und arbeitet
in Gent (BE) und Berlin
ANTIPODES, 2008–10
Video, Farbe, Ton
30 min
Courtesy der Künstler
Ala Younis
* 1974 in Kuwait, lebt und arbeitet in
Amman
TIN SOLDIERS, 2010
2.500 handbemalte Metallsoldaten
100 x 5000 cm
Courtesy die Künstlerin
BEGLEITPROGRAMM
ON VIOLENCE
Gesprächsreihe, moderiert von Tina Mendelsohn
Ort: Chora, 3 € (deutsch)
Drei Gespräche mit ProtagonistInnen aus den Bereichen Theater, Film und Musik
fokussieren die Strategien, die in unserer Gesellschaft zur Hegung von Gewalt
beziehungsweise zur Verarbeitung von Gewalterfahrungen zur Verfügung stehen. Die Gäste
sprechen über ihren eigenen Umgang mit Gewalt und ihrer kulturellen/sozialen Umformung
wie ihrer Kodierung im eigenen Feld. Alle Veranstaltungen werden moderiert von Tina
Mendelsohn, die die Kontinuität zwischen den drei Abenden herstellt und das Wissen, das in
jedem Gespräch entsteht, in die folgenden weiterträgt. Tina Mendelsohn ist Moderatorin,
Filmemacherin und Journalistin. Sie lebte 15 Jahre lang in London. Jetzt erkundet sie die
deutsche Hauptstadt. Seit 2001 ist sie neben den KollegInnen der ARD, des Schweizer
Fernsehens und des ORF das Gesicht des ZDF der KULTURZEIT.
Donnerstag, 23.7.15, 20 h
ON VIOLENCE MIT ANTONIA BAUM
Neben Antonia Baums Romandebüt VOLLKOMMEN LEBLOS, BESTENFALLS TOT (2011)
sowie ihrem kürzlich erschienenen Buch ICH WUCHS AUF EINEM SCHROTTPLATZ AUF,
WO ICH LERNTE, MICH VON RADKAPPEN UND STOSSSTANGEN ZU ERNÄHREN
(2015), schreibt sie unter anderem für die FAZ über Themen wie Feminismus und Hip-Hop.
Im Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Musikszene spricht sie über die
Faszination für Gewalt in der Rap- und Hip-Hop-Kultur sowie darüber, ob
Gewaltdarstellungen Ausdruck erlebter Gewalt sind, oder ob sie auch die Möglichkeit zur
Deeskalation bieten.
Donnerstag, 20.8.15, 20 h
ON VIOLENCE MIT ROSA VON PRAUNHEIM
Seit über 30 Jahren produziert der queere Filmregisseur Rosa von Praunheim
Dokumentarfilme, die nicht nur nachhaltig zur Emanzipation der deutschen Schwulen- und
Lesbenbewegung beigetragen haben, sondern auch die Szene selbst von innen heraus auf
klischeehaftes Denken untersuchen. Dabei streift er Themen wie körperliche Gewalt oder
rechtes Gedankengut, jedoch ohne einseitige Opfer-Täter-Zuschreibungen zu liefern.
Donnerstag, 27.8.15, 20 h
ON VIOLENCE MIT ULRICH MATTHES
Der Film- und Theaterschauspieler Ulrich Matthes spielt als Ensemblemitglied im Deutschen
Theater in Berlin und war als Mörder im Tatort sogar der BILD-Zeitung einen Artikel wert –
weil er so „gut“ böse war. Im Gespräch mit Matthes geht es um die Frage, was es heißt,
Gewalt auf der Bühne oder vor der Kamera auszuüben oder zu verhindern.
VERMITTLUNGSPROGRAMM
Donnerstags 17 Uhr sowie an den Sonntagen 5.7.15 und 9.8.15, 15 Uhr
DIALOGISCHE FÜHRUNGEN
Im Ausstellungsticket inbegriffen
Auf Deutsch
Während der gesamten Laufzeit findet donnerstags um 17 Uhr sowie an zwei Sonntagen um
15 Uhr eine dialogische Führung statt, die von vier professionellen KuratorInnen,
KunstvermittlerInnen und KünstlerInnen abwechselnd mit unterschiedlichen Perspektiven auf
die Thematik durchgeführt werden:
Gerrit Gohlke, Kritiker und Kurator, kann schießen und hat vor Symbolen noch mehr Angst
als vor Waffen.
Greta Hoheisel und Julia Oehme sind Kulturwissenschaftlerinnen, deren Verhältnis zu
Waffen durch mediale Narrative und Bilder aus Fiktion und Nachrichten, durch theoretische
Beschäftigung, aber auch durch Familiengeschichten geprägt ist. Sie gehören zum Team
von a7.außeneinsatz, einem Kollektiv, das an der Schnittstelle von Kunstproduktion und
Vermittlung arbeitet.
Dejan Marković, bildender Künstler, lebt und arbeitet in Berlin und Graz. Seine Arbeit
untersucht mediale und politische Dimensionen der Wahrnehmung und der Erinnerung. In
diesem Rahmen rücken auch militärische Bildverfahren in den Fokus.
Azadeh Sharifi ist Kultur- und Theaterwissenschaftlerin und arbeitet zu postmigrantischem
Theater, Rassismus und Postkolonialismus. Waffen sind Werkzeuge der Selbstverteidigung.
Die Frage ist, welche Art von Waffen für die Verteidigung des Selbst notwendig ist. Ihre
Waffen sind ihre Stimme und ihre Texte.
Termine
Do, 18.6.15, 17 h
Do, 25.6.15, 17 h
Do, 2.7.15, 17 h
So, 5.7.15, 15 h
Do, 9.7.15, 17 h
Do, 16.7.15, 17 h
Do, 23.7.15, 17 h
Do, 30.7.15, 17 h
Do, 6.8.15 , 17 h
So, 9.8.15, 15 h
Do, 13. 8.15, 17 h
Do, 20.8.15, 17 h
Do, 27.8.15, 17 h
mit Azadeh Sharifi
mit Azadeh Sharifi
Kuratorenführung
Greta Hoheisel und Julia Oehme, a7.außeneinsatz
mit Azadeh Sharifi
mit Gerrit Gohlke
mit Dejan Marković
mit Dejan Marković
Greta Hoheisel und Julia Oehme, a7.außeneinsatz
Greta Hoheisel und Julia Oehme, a7.außeneinsatz
mit Gerrit Gohlke
mit Dejan Marković
mit Gerrit Gohlke
Voranmeldung bei Mona Jas unter [email protected].
LAB FOR ART EDUCATION
Workshops und Präsentationen
KW Projects
Ausstellungsbegleitend ist eine Reihe von Veranstaltungen geplant, die den
gesellschaftlichen Umgang mit Waffen und Gewalt in anderen kulturellen und sozialen
Bereichen in Gesprächen mit unterschiedlichen Expertinnen und Experten thematisieren.
Gemeinsam mit Mona Jas, die seit 2014 das Vermittlungsprogramm LAB FOR ART
EDUCATION für die KW konzipiert, entwickeln die Gäste Workshops für SchülerInnen
unterschiedlicher Altersklassen, aus denen Präsentationen im Ausstellungsraum
KW Projects hervorgehen. Diese Interventionen reagieren auf einzelne Werke oder auch
Themenbereiche und werden im Verlauf der Ausstellung weiter ausgebaut.
Das LAB FOR ART EDUCATION erprobt unterschiedliche Formate der Vermittlungsarbeit,
die traditionelle Grenzen und Hierarchien institutioneller Praxis überschreiten und
herkömmliche Vermittlungskonzepte zugunsten eines flexiblen Austauschs mit den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern überdenken.
Im Rahmen der Ausstellung FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE werden sowohl
bestehende Kooperationen wie beispielsweise mit der Heinz Brandt Schule, der
Kunsthochschule Berlin (Weißensee) – Hochschule für Gestaltung und der
Jugendkunstschule Pankow fortgeführt als auch spezifisch auf die Schau zugeschnittene
Programme entwickelt. Eine Kombination unterschiedlicher Formate bietet dem Publikum
durch diskussionsorientierte Führungen, Workshops und themenbezogene Präsentationen
im Projektraum KW Projects die Möglichkeit zu einer vertiefenden Beschäftigung mit dem
Gegenstand – und den eigenen Berührungspunkten zu diesem.
Ziel des Vermittlungsansatzes ist es, die Auseinandersetzung mit Gewalt und mit Waffen
unweigerlich als Teil unserer Realität zu begreifen – und nicht als ein Problem, dessen man
sich durch Ignoranz oder Verweigerung entledigen könnte.
Für detaillierte Informationen kontaktieren Sie Mona Jas, die Leiterin des LAB FOR ART
EDUCATION, unter [email protected].
PUBLIKATION FRIENDLY FIRE & FORGET
Die ausstellungsbegleitende Publikation FRIENDLY FIRE & FORGET beleuchtet das Thema
aus literarischer Perspektive und versammelt für diesen Anlass entstandene Texte deutscher
und internationaler Autorinnen und Autoren.
„Die Art und Weise, wie Gewalt ins Bild gesetzt wird, hat Anteil daran, wie sie gedeutet wird
und ob sie zur weiteren Eskalation von Gewalt beiträgt oder das Gegenteil bewirkt.“
Daniel Tyradellis, Zitat aus dem Nachwort
Mit Texten von:
Petra Coronato
Ann Cotten
Ulrike Draesner
Alexander Heinich
Andreas Leopold Hofbauer
Schorsch Kamerun
Vladimir Kaminer
Hartmut Lange
Francis Nenik
Kathrin Passig
Christoph Peters
Annika Reich
Oliver Rohe
Mark von Schlegell
Frank Witzel
Herausgeber: Ellen Blumenstein, Daniel Tyradellis für KW Institute for Contemporary Art
Gestaltung: Dirk Lebahn
Erschienen bei Matthes & Seitz Berlin
242 Seiten, davon 16 Doppelseiten Werkabbildungen s/w
111 Archivbilder von Martin Dammann/Archive of Modern Conflict
Auf deutsch
150 x 210 cm
Softcover
25,00 Euro
ISBN 978-3-95757-169-4
Einzelne Texte auf Anfrage erhältlich unter: [email protected]
ELLEN
BLUMENSTEIN
im Gespräch mit
SCHORSCH
KAMERUN
EB: Eine Ausgangsfrage für »Fire and Forget«
war, was Kunst als Form angesichts der
realen Ereignisse überhaupt noch kann. Uns
geht es um grundsätzliche und strukturelle
Phänomene von Gewalt. Dabei interessieren
uns verschiedene Ebenen. Die eine ist der
Affekt; also: Was löst eine Waffe aus? Und:
Wie gehen wir in der Gesellschaft damit um?
Wir wollen mit der Ausstellung die öffentliche Diskussion über Gewalt komplexer
gestalten. Im Theater ist das wohl nicht so,
in der Literatur schon gar nicht, aber in der
bildenden Kunst wurde der Umgang mit
Waffen oft sehr einseitig gesehen: Waffen
sind schlecht und müssen weg – fertig.
Natürlich negieren wir das grundsätzlich
nicht, aber Waffen sind nun mal so alt wie
die Menschheit selbst, und diese Reduktion
unterschlägt vieles von der Ambivalenz,
die in der Haltung des Menschen zur Waffe
und zu ihrem Schrecken steckt.
SK: Ich denke schon, dass die Künste
vergleichbar sind. Ich bin ja so ein CrossGenre-Typ, ich kann mir vorstellen, die
Fragestellung überall ähnlich anzusiedeln.
Literatur oder auch Text schafft andere
Schreckensbilder, beschreibt diese völlig
anders und lässt meist mehr Raum für
Fantasie, weil das Visuelle fehlt. Da ist
vielleicht die Kunst sogar ganz vorn, sie
ist am freiesten im Umgang mit Materialien und mit Materialbeschreibung. Klar
kann Film auch alles – fantastisch oder
verschleiert sein. Aber trotzdem, und das
ist speziell bei meinem Kram so, hab
ich gelernt, in den verschiedenen Genres
mit einem ähnlichen Thema zu gar nicht
so unterschiedlichen Herangehensweisen
zu kommen oder mit allen Genres ähnliche Themen zu beschreiben.
EB: Meine Beobachtung ist, dass Literatur,
weil sie immer aus einer Perspektive heraus
erzählt wird, eine stärkere Innerlichkeit
besitzt. Die bildende Kunst hat heute von
vornherein einen kritischen Anspruch, das
heißt, man hat immer schon einen distanzierten Moment, der sich stärker auf das
Außen richtet.
SK: Und du meinst, Literatur hat das nicht?
EB: Das weißt du besser, das ist nicht mein
Genre c...
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SK: Das weiß ich nicht besser, ich bin nicht
der gebildete Literat – Schreiber schon eher,
ich schreibe mehr als ich lese. Aber wenn
Literatur Kunst sein will, hat sie ganz andere Möglichkeiten. Ich habe neulich wieder
»In Stahlgewittern« von Ernst Jünger
gelesen, sehr interessant: Erst ist das eine
Dauerbefeuerung von grausamen Grabenkampfbeschreibungen, die aber dann zur
Kunstform werden und als Flow daherkommen. Das Erschrecken ist nach 20 Seiten
beschrieben, aber nach 200 Seiten werden
die Beschreibungen zur Kunstsprache,
und dann wird das gewissermaßen ein
Kunstfilm. Deshalb glaube ich daran, dass
die Künste sich annähern können. Klar, es
heißt, die bildende Kunst mache die Bilder.
Aber unsere Sinne verknüpfen sich im Kopf.
Was uns dann wirklich anrührt, sind verschiedene Einfalltore, auf die wir gar nicht
so unterschiedlich reagieren. Da stellt sich
die Frage: Was will der Erzeuger eigentlich
von uns? Und da ist man gar nicht so weit
voneinander entfernt, vor allem wenn der
Schrecken Kunst sein will oder umgekehrt.
Natürlich geht man anders heran, und die
Autorenschaft spielt eine große Rolle.
Theater ist ja gezwungenermaßen ein
kollektiver Vorgang. Meist ist da eine Idee,
die kann noch klein aber scharf sein, die
geht dann durch einen Gruppenfleischwolf.
Du musst über die Bühne Bescheid wissen,
was sie kann und was nicht, bis hin zur
Technik. Und über den Körper und über
Protagonisten, die das ausführen. Wenn
man bildender Künstler ist, dann steht
man alleine vor seiner Leinwand, seinem
Projektor oder was auch immer. Natürlich
kannst du auch im Theater alles alleine tun,
aber wenn man so von oben draufsieht, ist
das der Unterschied.
EB: Aber wenn es zum Beispiel um Gewaltdarstellung geht, ist die Problematik im
Theater anders gelagert als in der bildenden
Kunst. Wenn du sagst, in der bildenden
Kunst gehe es um Bilder, dann schaut man,
auch wenn die Arbeit räumlich ist, immer
auf eine Fläche. Dagegen geht es im Theater
um die Frage: Stellst du Gewalt dar oder
repräsentierst du sie oder wie gehst du sonst
damit um?
SK: Wenn man so Theater denkt. Das ist
relativ vereinfacht, wenn man sich vorstellt,
da macht jemand ein Stück, und da geht’s
um die Frage von Gewalt oder um einen
Konflikt, der über Gewalt eskaliert – ich
hätte z. B. gar keine Lust, das über Schauspieler zu zeigen.
EB: Wie zeigst du es?
SK: Meine Grundfrage hat mit Autorität zu
tun, das hängt mit meiner Biografie zusammen. Natürlich geht es da auch um Gewalt.
Ein biografisches Beispiel: Der Vater knallt
dem Sohn eine – ich hätte gar keine Lust,
das direkt auf der Bühne zu zeigen. Ich versuche, die direkte physische Umsetzung
auf der Bühne zu vermeiden. In dem Sinne
mache ich auch eher Kunst im Theater und
suche mir Bilder.
EB: Wird diese Erfahrung dann zur Spannung zwischen den Körpern? Oder transformierst du sie in ein Bild?
SK: Auf jeden Fall. Ich will zeigen, dass etwas Symbolhaftes aufeinander losgeht.
Wir haben in Frankfurt am Schauspielhaus
ein Stück auf diesem Platz gemacht, auf
dem der Euro steht. Die Bank befindet sich
auf der einen Seite und das neue Bahnhofsviertel, das gerade gentrifiziert wird, auf der
anderen. »Frankfurter Rendezvous« hieß
das Stück. Da haben wir eine Art Schlacht
inszeniert, das heißt auf der einen Seite
die per se bösen Geldspeicher und auf der
anderen das möglicherweise komplexere,
bunte Bahnhofsviertel, und wir haben gefragt, was die Symbole dafür sind. Wir führten ganz simpel große Fahnenauftritte auf,
als handele es sich um Schlachttruppen,
aber die Dinge, die dann aus den Türmen
herauskamen, waren beispielsweise ein
Füllfederhalter als riesiger Geschäftsvertrag-Unterschreiber oder ein Rädchen oder
Chamäleon als Symbole für Wandelbarkeit
und Unzuverlässigkeit. Ich suche also nach
Umsetzungen, die etwas ferner liegen. In
dem Sinne denke ich vielleicht künstlerisch,
falls man das so bezeichnet. Kunst sucht ja
oft einen Umweg.
Auch wenn ich einen Text für die Band
schreibe, muss ich mir überlegen: Versuche
ich es direkt oder nicht? Bei unserer letzten
Platte, bei der es auch um Gentrifizierung
ging – da stecken wir in Hamburg ja mit-
tendrin –, haben wir uns gefragt: Nennt
man den Investor? Das ist sehr platt, aber
vielleicht auch mal ganz gut in der Direktheit. Oder macht man es über abstrakte Geschichten, zum Beispiel anhand der Frage,
wie sich Räume füllen. Da muss sich der
Künstler entscheiden, und ich glaube, so
ist es auch in der bildenden Kunst. Da gibt
es auch den knallhart Physischen, der sich
selbst etwas zufügt, sich in etwas reinwirft
oder ausprobiert, wie beispielsweise Waterboarding geht, und auf der anderen Seite
gibt es auch viel abstraktere Umsetzungen
davon.
EB: Meine Erfahrung in der bildenden Kunst
ist, dass das gar nicht so leicht ist und
sich auch mit der Zeit stark ändert: In der
1960er-Jahre-Performance wie bei Marina
Abramoviććoder im Wiener Aktionismus gibt
es die Lust an der Gewalt und der Selbsterfahrung am eigenen Körper. Performance ist
heute wieder en vogue, daher kommt diese
Körperlichkeit auch wieder zurück, aber dieses »Sich-Aussetzen«, das damals vorherrschend war, steht nicht mehr im Zentrum.
Jetzt nimmt man Youtube-Videos und anderes Material aus dem Netz.
SK: Das hat mit Gegenwart zu tun. Auch im
Theater versuche ich, gegenwärtige Kunst
zu machen. Natürlich gibt es im Theater
zurzeit den brüllenden Nackten, der sich
mit Scheiße oder Blut beschmiert, seltener.
EB: Aber wo und wie taucht dann die Gewalt
auf? Ist sie verbal oder symbolisch? Ich denke ja, sie kommt über den Sound.
SK: Meine Art von formaler Umsetzung ist
eher ein Suchen, bis hin zum Gedicht. Das
kann die Gewalt besser beschreiben als
das Brüllende, Kreischende. Das physische
Draufschlagen und Lautsein findet im
Mainstream statt. Aber wenn man in den
ferneren Osten schaut, kann das schon
viel besser passen. Autoritäten-bekämpfen
spielt dort eine ganz andere Rolle. Hier
haben wir ja sogar eine CDU-Kanzlerin, die
permanent deeskaliert, was nach meiner
politischen Erfahrung eher anderen Leuten
zugerechnet wird.
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EB: Das macht es auch schwieriger, eine eigene Position zu beziehen, denn auf der einen
Seite lagert sich die Gewalt aus, wie es der
Terminus technicus »Fire and Forget« sagt:
Waffen, die du nur auslösen musst und die
ihr Ziel dann alleine finden. Auf der anderen Seite: Was heißt feuern? Was heißt
Gewalt ausüben, und wie speichert sich das
in der Erinnerung und der Geschichte ab?
SK: Was wir bisher besprochen haben, sind
Herangehensmöglichkeiten, die in unterschiedlichen Genres vergleichbar sind.
Aber das ist eine sehr spezialisierte Frage,
die unheimlich drängt. Es geht aktuell ja
gerade darum, was eine Drohne darf und
was nicht.
EB: Drohnen sind natürlich ein sehr präsentes Medium, aber das betrifft schließlich
unseren gesamten Umgang mit Gewalt. Deswegen stellt sich schon die Frage, wie man
das in seiner Arbeit thematisiert.
SK: Da ist man natürlich auch in dem Bereich, wo sich der Mensch selbst abschafft.
Ich finde, das besitzt eine hochgradige
Symbolik für heute, dieses Aus-der-Ferneschalten.
EB: Wie kann man strukturelle Gewalt
sichtbar und spürbar machen? Das ist ein
Anliegen von »Fire & Forget«, weil das die
Kunst besser kann als die politische Diskussion. Nicht nur spürbar zu machen, welche
Traumata hinterlassen werden, sondern
auch, was die Auswirkungen sind auf unser
körperliches Empfinden, auf unser Denken
und unsere Wahrnehmung von Realität.
SK: Ich glaube auch, dass es in unterschiedlichen Zeiten unterschiedliches Interesse
daran gibt. Zum Beispiel: Will der Körper
gerade etwas empfinden, oder hat er davon
sowieso zu viel? Anscheinend ist unser
Gehirn so überlastet, dass der Mensch sich
wünscht, doch bitte irgendwas zu spüren.
Zum IS fahren oder Hooligan sein? Das hat
eindeutig damit zu tun. Das sind Leute, die
wollen bestimmte Grenzen überschreiten,
damit sie rauskommen aus der Enge. Das
erlebt gerade eine Radikalisierung und
pervertiert.
EB: Hast du dir das IS-Video von der Verbrennung der Geisel angeschaut?
SK: Nee, ich guck mir das nicht an, ich
ertrag’ das nicht. Ich weiß, dass es das gibt,
aber ich würde es auch nicht in einem
Stück einsetzen. Manche Leute sagen, man
muss das zeigen, aber ich glaube, es muss
auch anders gehen. Diese Art von Realität
stößt mich ab.
EB: Das Interessante ist, dass der IS der Religion angehört, die von der westlichen Bilderreligion quasi plattgemacht wird – weil
Bilder immer stärker sind als das Verbot –
und gerade unsere Logik aufnimmt und
gegen uns ausspielt. Da wird die Schraube
eine Drehung zu weit gedreht. Es gibt dieses
Video, »Nicht löschbares Feuer« (1969) von
Harun Farocki, in dem er den Effekt von
Napalm vorführt, aber auch dessen militärische und ökonomische Zusammenhänge
aufzeigt. Aber der IS setzt das echte Leben
ein, um etwas zu zeigen, und das geht zu
weit.
lichsten, wenn er kein Gesicht hat, wenn er
nicht beschreibbar ist. Aber das ist meiner
Meinung nach beim IS schon vorbei, die
sind mittlerweile medial eingefangen. Sie
haben schon Niederlagen erlitten.
SK: Das ist ein interessantes Moment.
Michael Haneke arbeitet ja auch mit solchem Zeug, wie in »Benny’s Video« (1992),
wo du die unmotivierte Gewalt des Jungen,
die komplett eskaliert, wirklich nicht mehr
verstehst und auch nicht verstehen sollst.
Das macht es dann auch so entsetzlich,
weil sein Verhalten sich der Logik entzieht
und man nichts dagegen einsetzen kann.
Damit arbeitet der IS ganz bewusst. Ich
glaube, eingesetzt wurde das auch schon
im Mittelalter – dass du dir selber gar nicht
mehr vorstellen kannst, so weit zu gehen,
aber genau diese existenzielle Angst zur
Abschreckung eingesetzt wird.
SK: Genau, der Punkt ist, nicht beschreibbar
schrecklich zu sein. Wenn das gelingt, dann
bleibt die Angst, und damit wird gearbeitet.
beeindrucken, dass man ihn militärisch
schlagen könnte, ist unmöglich. Von daher
ist es vollkommen sinnlos zu glauben, man
könne durch Bewaffnung einen Schritt
nach vorn machen. Trotzdem wird darüber
nachgedacht, und das ist ultragefährlich,
das geht uns wirklich was an.
EB: Es geht ja auch gar nicht um die militärische Stärke.
EB: Politisch, ökonomisch ...
EB: Nur sollte man nicht denken, dass sich
der IS im Stadium des Mittelalters befände.
Die verkörpern etwas extrem Gegenwärtiges,
das heute eine andere Form hat als früher.
Was ähnlich ist, ist der strukturelle Effekt,
die Angst, die ist real.
SK: Wobei ich finde, das wir heute schon
geschult sind, Schrecken einzuordnen, dass
wir uns jetzt schon gar nicht mehr wundern. Als der IS das erste Mal auftauchte
und die Jesiden die Berge hochjagte, dachte
man noch: Was ist das denn? Aber mittlerweile haben sie schon ein Gesicht. Dass sie
da jemanden verbrennen, ja meine Güte
... Der Schrecken ist ja dann am schreck-
EB: Auf der einen Seite ist Krieg für uns im
Westen nicht vorstellbar, wir sind mittlerweile anderthalb Generationen davon
entfernt. Die Menschen, die den Krieg noch
miterlebt haben, sterben und mit ihnen
das Wissen um Gewalterfahrung. Aber mit
der Eskalation in der Ukraine hatte ich das
erste Mal das Gefühl, dass sich hier etwas
atmosphärisch geändert hat; die Angst
kommt hier an.
SK: Ich fand, beim Jugoslawien-Krieg war
das schon einmal ganz nah, mit Joschka
Fischer als Kriegsminister ...
EB: Aber hast du da gedacht, das könnte bei
uns landen?
SK: Ja, das war nicht weit weg. Und ich
denke das jetzt auch wieder, aber noch
recht kühl: Was besprechen die da eigentlich? Wie können die tatsächlich darüber
reden, die ukrainischen Soldaten von hier
aus zu bewaffnen? Was soll das bringen?
Das kann ja nur Brandbeschleuniger sein.
Gegen wen kämpfen die? Militärisch kann
man es nicht gewinnen, trotzdem geht es
um Abschreckung. Und Putin damit zu
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SK: ... in allem. Wer will das eigentlich wieder aushaltbar beziehungsweise erlebbar
machen? Man hat sich gewundert, dass der
Erste und der Zweite Weltkrieg so schnell
hintereinander kamen, aber eigentlich gehörten sie zusammen. Es gab die Schande
und den Dolchstoß, da war man noch gar
nicht durch. Aber nach der Atombombe
und der vollkommenen Auslöschung gab
es dann das Gefühl: OK, wirklich nie wieder.
Und das ist heute verwischt. Ich habe mal
bei einem Gespräch über das Thema mit
einer Studentengruppe erlebt, dass ein
junger Mann zu mir meinte: »Schön und
gut, was du da redest, aber ich will das
eigentlich mal erleben, was das ist – Krieg.«
Ich bin wirklich in dem Sinne Pazifist – ich
komme einfach aus diesem Spät-68erNachhall –, dass ich verstanden habe, das
darf nicht passieren, auch aus keiner Laune
heraus. Aber da sind andere weiter, die
können sich das vorstellen und stehen kurz
vor der Testfreudigkeit.
EB: Ja, es ist wie kurz vor Beginn des Ersten
Weltkriegs, als alle dachten: Was für ein
Abenteuer, jetzt passiert endlich was.
SK: Denn in der Gesellschaft lassen sich
gewisse Abenteuer offenbar nicht mehr erleben, also spielt man so etwas durch. Das
sind zum Teil sehr junge Leute, die »Danger
Seekers«. Das hat auch mit dem Kapitalismus zu tun, weil er nur noch Event ist.
Das Event ist zwar krass und eine abgefahrene Erfahrung, aber letztendlich ist doch
alles Beschiss, Kulisse. Bei uns war das so,
dass wir wirklich ein Haus besetzt haben
und als Punker echte Schwierigkeiten
hatten, als echte Gegenkultur wahrgenommen wurden und in echtem Widerstand
zur Gesellschaft standen. »No future, das
geht eh alles vor die Hunde.« Das war in der
Erlebbarkeit drastisch. Aber so etwas haben
wir seither im Westen nicht mehr gehabt.
EB: Man hat das Gefühl, als würden Krieg
oder Gewalt ein neues Gefühl von Echtheit
generieren.
SK: Genau, dazu gehören für mich auch
Flatrate-Saufen und Jackass-sich-selberWehtun. Besonders aufgefallen ist mir das
»Vice Magazine«. Ich fand das von außen
immer zu pop-grell, und dann schau ich
rein und die machen beides: InvestigativeLandminen-in-Syrien-Berichte und auf
der anderen Seite Modefotos, wo Leute
möglichst heftig tätowiert sind und aussehen wie Krieger. Also, wenn sie das eine
nicht kriegen, dann wollen sie wenigstens
das andere. Da merkt man, wie nah das
beieinander liegt, und das finde ich echt
irritierend.
EB: Hast du irgendeine Idee oder ein Gefühl,
ob es dazu Alternativen gibt?
SK: Man müsste Entladungen anbieten, für
die, die es brauchen.
EB: Nicht nur für die, die es brauchen – man
müsste eine Erfahrungsmöglichkeit herstellen,
wie man mit der eigenen Aggression umgeht.
SK: Ich glaube: Natur. Ich sag’s mal ganz
platt: aufmachen, Naturgewalten erleben. Man ist ja auf der Suche nach einem
Geheimnis und einer Fremde. Und das
wird uns genommen, weil der Kapitalismus
verstanden hat, dass das Angebot so sein
muss, dass es uns überrascht. Aber es ist
natürlich alles kein Geheimnis mehr. Wir
kapieren, dahinter steckt eine Maschine,
die das aufbereitet. Entweder Hollywood,
oder die Kunst. Aber die Erlebbarkeit ist
immer hingelegt, gemacht. Wenn ich mir
jetzt aber vornehme, tatsächlich eine
Expedition zum Nordpol zu machen, muss
ich vielleicht doch noch ein bisschen was
dafür tun. Du kannst dich natürlich auch
von irgendwelchen Sherpas auf den Mount
Everest hochtragen lassen.
EB: Ja, nicht nur das, du hast die mediale
Verarbeitung schon längst dabei und kannst
permanent twittern und dich dabei filmen
lassen.
gestellt. In »I Only Wish That I Could Weep«
(2001) geht es um angebliche Aufzeichnungen eines Agenten des libanesischen
Geheimdienstes über die Strandpromenade
in Beirut, wo sich die Dissidenten treffen. Es
gibt den Operator 17, der mit der Kamera
an dieser Promenade sitzt, um staatsfeindliche Aktivitäten aufzuspüren. Aber jeden
Abend bei Sonnenaufgang schwenkt er die
Kamera, weil er ein paar Minuten die untergehende Sonne beobachtet. Deshalb wird
er dann rausgeschmissen. Das ist so einfach,
bildsprachlich nichts Außergewöhnliches,
alles ist genau gleich und doch anders, weil
er entscheidet, dass die Sonne wichtiger ist.
Und es ist nicht die Sonne als Naturereignis,
sondern die Frage, worauf will ich meine
Kamera richten, was mache ich mit meinem
Gerät.
SK: Ja, das ist Autonomie. Das ist auch das
Problem von heute, dass uns die Autonomie weggenommen wurde. Uns beiden
als Kunstschaffenden ja auch. Wir wissen,
dass wir schon längst Teil der Nummer
geworden sind. Das finde ich schön an
René Pollesch, diese Grundidee, dass selbst
unsere Gefühle Waren sind, dass wir in
dieser Subjektivierung Verkäufer sind, auch
von Gegendenken.
SK: Und du kennst die Bilder zum großen
Teil auch schon. Klar, die Welt ist entdeckt. Aber ich glaube, dass das trotzdem
geht. Angenommen, ich habe die Sehnsucht nach einem noch nicht betretenen
Techno-Keller, dann gibt’s den vielleicht in
Wladiwostok, aber nicht in Berlin.
EB: Und dass Subjektivität nicht Identität-Haben meint, sondern dass du diese
immer wieder neu herstellen musst.
EB: Die Neuheit ist gar nicht das Problem,
sondern die Möglichkeiten, zur Seite zu
treten. Es gibt eine Arbeit von Walid Raad,
die ich sehr mag. Der macht fiktive ArchivGeschichten, also er behauptet, etwas sei
gesammelt, und dabei hat er es selbst her-
SK: Ja, das Heraustreten ist uns gar nicht
mehr möglich. Wir dürfen auch nichts
mehr ausprobieren, weil wir nicht mehr
die Zeit dafür kriegen. Wenn wir beide jetzt
eine extreme Idee hätten, dann wäre die
morgen wahrscheinlich bei einer Moden-
schau oder bei Jan Böhmermann, weil der
angeblich gerade schrill ist. Ich hab mir
die Sendung mal angeschaut – meine Güte,
wie ein Baukasten aus Mitteln, die kultig
sein sollen. Der Typ ist bestimmt ein flotter,
schneidiger Vogel, aber der ist jetzt schon
eingepackt.
EB: Muss man also mit Zeit arbeiten?
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SK: Das ist hochinteressant. Ich habe letztes Jahr ein Stück über Fluxus in Stuttgart
gemacht. Ich guck mir die Sachen im
Kunstmuseum an, und nichts hat mir
gefallen, weil das irgendwie nervt. Krempel und kleine Boxen und Materialzeugs,
macht überhaupt keinen Spaß. Aber was
die damals entwickelt hatten war eine Art
Netzwerk-Schaffen, das machen wir heute
viel zu viel über die digitalen Medien. Die
haben damals Sachen an mehreren Orten
auf der Welt gleichzeitig aufgeführt, mit
John Cage den Zufall ausprobiert und vor
allem Zeitversuche gemacht. Das müssten
wir wieder probieren, den Zufall wieder
erlebbar machen. Oder erst einmal anvisieren, wie können wir überhaupt noch
experimentieren?
EB: Bei Fluxus frage ich mich: Geht das
überhaupt ohne den Künstler, der das Ganze
betreibt?
SK: Und auch die Atmosphäre, in der das
Ganze stattgefunden hat, diese Performance-Konzerte. Deshalb finde ich es auch
schwierig, Schlingensief-Kunst auszustellen – ohne Christoph.
EB: Ich finde die Talkshow, die er in der Kantine der Volksbühne gemacht hat, klasse.
Da hat er zugelassen, was das Medium
Fernsehen normalerweise nicht kann: Zufälligkeit und sich selbst aussetzen; er selbst ist
dabei nicht immer gut weggekommen.
SK: Ich hab’ ja auch bei mehreren Theatersachen mitgemacht. Und wenn man das
verstanden hatte, dass man sich selbst
ausprobieren muss, hat das funktioniert.
Ich bin mal im Zürcher Schauspielhaus
herumgelaufen, hatte eine Axt in der Hand
und musste mich entscheiden: Machste
was damit kaputt oder nicht. Es war immer
eine Art Prozession, auch weil sich das
über den Abend bewegte, man begegnete
sich und vergaß das Publikum. Und da war
Freiheit, auch Christoph wusste nicht, was
kommt. Wenn das dann trotzdem zusammenlief, war das unglaublich.
EB: Ich möchte auf etwas zurückkommen,
das du vorhin angesprochen hast: In den
1980er-Jahren gab es als Nachfolge der
Atombombe dieses Wissen, dass das die
absolute Waffe ist. Das hat die ganze Welt
im »Nie Wieder« vereint. In dieser Bedrohung gab es trotz Kaltem Krieg dieses Band,
das immer einen gemeinsamen Horizont
gebildet hat.
SK: Wir haben zur Zeit des »No Future«
tatsächlich gedacht, dass die das wieder
anleiern, dass der Mensch anscheinend
nicht anders kann als sich zuzuspitzen und
sich am Ende so gegenüberzustehen, dass
nur ein Funke das Ganze wieder in Gang
bringt.
EB: Ja, aber es gab eben einen Horizont, der
ex negativo eine Sinngebung darstellte.
Dazu gibt es eine Arbeit von Robert Longo.
Er produziert große naturalistische Kohlezeichnungen, die wie Fotos aussehen. Auf
diese Weise hat er eine ganze Reihe von
Atompilzen gezeichnet. Es ist ein wenig so
wie bei Stockhausen nach dem 11. September: Du hast das Gefühl, die Bombe erst
dadurch zu verstehen, dass sie ausgelöst
wurde und dass es ein Bild von ihr gibt – das
die Faszination für diesen wunderschönen
Pilz und seinen Schrecken vereint.
SK: Ist der Pilz eigentlich so schön, weil er
den Schrecken beinhaltet?
EB: Wahrscheinlich. Auf einem Foto steht es
nicht im Vordergrund, aber in dieser Zeichnung von Longo ist dieses Moment so ästhetisiert, so over the top, dass du realisierst:
Heilige Scheiße, das ist ja auch wunderschön, und du spürst die Faszination. Aber
dieses Gefühl ist heute weg. Man hat das
»Nie Wieder« verloren, die Leute zwischen
20 und 30 haben dafür immer weniger
Gespür. Ein absoluter Horizont des Menschlichen ist verschwunden, und das ist ein
Riesenverlust.
SK: Wahrscheinlich ist es woanders angekommen.
EB: Man weiß eben, kein Krieg wird die Welt
beenden.
SK: Ja. Wir haben ein sehr diffuses Bild, das
vor allem aus den Filmen kommt: Überall
laufen Ratten herum, und ein paar Menschen haben es gewusst und sind in eine
Unterstadt, andere haben durch einen
Zufall überlebt. Es gibt da ein paar Seherfahrungen, die einen resistent gemacht
haben. Es gibt zwar den Halbzeitwert, aber
wir glauben, dass wir da immer wieder
rausgekrochen kommen aus dem Matsch.
Grenze, sowohl die geografische als auch die
historische. Die Grenze macht die Gewalt
überhaupt erst sichtbar. An der Grenze
spürst du: Das ist zu viel, das will ich nicht.
Übe ich Gewalt aus oder nicht – es gibt
immer die Grenze, die den Moment der
Entscheidung darstellt. Es gibt diese sehr
präsenten historischen Konstellationen,
seien es die Ukraine, Deutschland oder
Israel, in denen die Grenze immer wieder
Thema und Anlass für Gewalt ist.
EB: Ist das noch menschlich, oder ist es die
Annahme, dass der Mensch sich überholt
haben wird?
SK: Komischerweise scheint der Mensch
ja so dumm zu sein, dass er den Krieg
riskiert, ohne daran zu glauben, dass er
daran zugrunde geht. Sonst würden die
meisten doch desertieren. Da werden in der
Ukraine 50.000 Menschen als Reservisten
zurückgeholt, und ein Journalist kommt
als Staatsverräter in den Knast, weil er in
einem Youtube-Video zum Desertieren
aufruft. Ich kapier wirklich nicht, wie man
jemandem sagen kann: Für die Ehre deines
Landes, an dem du doch eigentlich gar
nicht teilhaben wolltest, musst du dich
plötzlich umbringen lassen. Der Mensch
braucht die Erlebbarkeit des Schreckens.
Ich habe beispielsweise Flugangst, aber die
Angst setzt immer erst ein, wenn ich bereits
in der blöden Kiste drinstecke. Bis man es
direkt vor Augen hat, scheint das Spiel mit
der Angst prickelnd zu sein. Dieser Mechanismus reicht in alle Bereiche, auch in die
Sexualität. Vielleicht hat es mit unserem
Menschsein zu tun, dass wir alle Grenzen
ausprobieren müssen. Selbst die Neurologie versucht, Grenzen auszutesten, damit
sie das gefährliche Gebiet begehbar machen und zum Nächsten weitergehen kann.
Deshalb schauen wir uns Schreckensbilder
auch so gerne an, wir werden da sozusagen
neurologisch hingetrieben.
EB: Die Grenzen verschieben sich immer.
Interessant, dass du das erwähnst, denn
eines der Themen in der Ausstellung ist die
SK: Weil der Mensch sich über Grenzen hinwegsetzt. Der Mensch macht Grenzen.
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EB: Genau. Nur aus der Differenz wird eine
Einheit geschlossen und das Außen definiert.
Wie kann man in diesen Gegenden aus der
Spirale der Gewalt hinauskommen? In Südafrika lief der große Versuch über Verzeihen.
Vergessen kannst du ja nicht mit Absicht.
Verzeihen ist wohl die einzige Möglichkeit,
aktiv das Vergessen einzuleiten. Jedes Trauma kommt so lange wieder, bis du selbst in
der Lage bist, es wegzugeben. Ich war jetzt
ein paar Mal in Israel und im Libanon, die
Länder sind wahnsinnig aufgeladen.
von außen komplett bedroht bist, ist die
Idee »Wir haben uns alle lieb« natürlich gar
nicht nachvollziehbar.
SK: Absolut. Trotzdem fragt man sich, wie
das weitergehen soll. Eine Freundin bat
mich beim letzten Gaza-Krieg, einen Aufruf
zu unterschreiben. Sie ist selbst Palästinenserin, Filmemacherin, und schrieb einen
Aufruf an die Bundesrepublik, dass die
Israel doch bitten solle, den Gazastreifen
bitteschön komplett plattzumachen. Habe
ich mir nicht sauber durchgelesen und unterschrieben. Was da los war! Wenn du anfängst zu diskutieren, ist das echt schwierig,
auch in der Linken. Wir hatten damals ein
kleines Konzert in der Hafenstraße in Hamburg, und da kamen Meldungen aus der
Szene, dass man mit den »Goldenen Zitronen«, mit mir explizit, nicht mehr auf die
Bühne gehen könne. Die ganze Szene ist so
gespalten. Ich glaube, man darf überhaupt
nicht parteiisch denken. Ich fühle mich
ja gar nicht als Deutscher, mein ganzes
Bestreben ist Internationalität. Den »Deutschen« will ich gar nicht mitdenken. Aber er
steckt wahrscheinlich trotzdem stark in mir
drin, wahrscheinlich durch Ängste ...
SK: Man hat in Israel ja auch leider das
Gefühl, es wird nichts. Da steht sich so viel
gegenüber. Die Geschichte dort ist auch
deshalb eine andere, weil sich das Land
erst aus dem Trauma heraus gebildet hat,
überhaupt irgendwo sicher sein zu müssen.
Der israelische Sicherheitsgedanke ist ein
ganz anderer als bei uns.
EB: ... und durch das Bewusstsein von Verantwortung. Die französische und englische
Linke beispielsweise machen es sich wesentlich einfacher. Da gibt es krass antisemitische Tendenzen, zumindest bei den Künstlern, die ich dort kenne, da schlackern dir
manchmal die Ohren ...
EB: Ja, viel existenzieller. Man vergisst auch
immer wieder, dass die jüdische nicht der
christlichen Logik des »Liebe deinen Nächsten« entspricht. Wenn du in deiner Existenz
SK: Ja, das kräuselt dann in die Schuldfrage
bis hin zur »German Angst«, ein hochinteressantes Thema. Du kannst das nicht
frei beurteilen dürfen, sonst bekommt das
sofort eine Farbe, die du möglicherweise
gar nicht meinst.
EB: Das ist wie mit Freude an Gewalt.
SK: Ja, ich check’ ja die Freude an Gewalt.
Hab ich ja auch gemacht.
EB: In Deutschland ist das nicht salonfähig.
In anderen kulturellen Kontexten dagegen,
in den USA sowieso, ist das schon eher der
Fall. Aber ich hatte noch nie das Bedürfnis,
eine Waffe in der Hand zu halten.
SK: Ist das maskulin? Etwas Archaisches?
EB: Es ist eben phallisch, es gibt Macht. Ich
würde beispielsweise gern mal bei einer
Flugshow dabei sein. Die Tornados stehen in
der Luft, und dann geht’s los und zack, weg
sind sie. Das ist auch total phallisch.
SK: Bei unseren Hafenstraßenkämpfen, die
wir eher spontan über unsere Netzwerke
veranstaltet hatten, ist man los, weil die
Bullen angeblich die Häuser räumen wollten, und hat dann eine Kaufhausstraße eingeschlagen – Scherbendemo. Aber warum
hat man das gemacht? Einerseits weil man
geglaubt hat, dass das richtig ist, aber auch
aus purem Thrill. Oder letztes Jahr bei der
Rote Flora-Demo: Da waren 5.000 Leute,
und 4.000 davon hatten einfach richtig
Bock auf Steineschmeißen. Das gibt’s,
und das hab ich nicht ... mehr. Ich wollte
Grenzen ausprobieren – und weil das wirklich meine Ideale waren –, aber auch mal
angreifen oder mich wehren müssen.
EB: Komisch, ich weiß nicht, wo ich das hingetan habe. Ins Tanzen vielleicht ...
SK: Das klingt jetzt unglaublich Genderstudies-feindlich, aber ich glaube, dass die
Männchen da noch leicht andere Interessen haben.
EB: Es ist vielleicht manifester. Aber in Abu
Ghraib, im Folterskandal, waren Frauen viel
perfider als Männer.
SK: Vielleicht liegt das daran, dass sie da
weniger emotional rangehen.
EB: Folter ist ja auch ex negativo eine Art
Beziehung. Jedenfalls ist es weniger das
Draufhauen als das subtil Grausam-Sein.
Ich glaube, Gewaltpotenzial gibt’s auf
beiden Seiten.
SK: Aber in unserer Sozialisation werden
wir noch immer so erzogen. Wir sehen die
Bilder von männlicher Gewalt, auch wenn
es Actionheldinnen gibt. Ich komme ja aus
der Popkultur: Und da sind es ausschließlich die Männchen, die balzen.
EB: Ich habe trotzdem den Eindruck, dass es
in der Popkultur wesentlich emanzipiertere
und selbstbestimmtere Frauenbilder gibt als
in anderen gesellschaftlichen Bereichen.
SK: Letzten Endes nicht. Madonna betreibt
ihre feministischen Ideen vor allem als
Geschäftsfrau, aber was am Ende davon
übrigbleibt, ist der Körpereinsatz. Man
sagt zwar: »Verwalte deinen Körper selbst«,
aber eigentlich meint man »mit den Waffen
einer Frau«. Auch die »Riot Girls« machen
das aus einem Genderstudies-Ansatz
heraus, aber die machen das schon richtig.
Aber insgesamt ist es immer noch ein
80/20-Ding.
17
18
Daniel Ty radellis
Friendly: Fire & Forget.
Ein Nachwort
»There is a war between the ones who say there is a war
And the ones who say that there isn’t.«
Leonard Cohen
Die Gewalt ist immer schon da. Auch ihre Hegung geht nicht gänzlich ohne sie ab. Aussicht, der Gewalt dauerhaft zu entkommen,
besteht kaum.1 Man kann sich nur zu ihr verhalten. Wie also mit
Gewalt umgehen? Wie sie darstellen, analysieren, bewerten – und
Nachwort
217
218
wie sie begrenzen, vermindern oder verhindern? Fragen, die so
alt sind wie die Menschheit. Am Anfang war, auch, die Gewalt.
Was Gewalt in einer und für eine Gesellschaft bedeutet, muss je
und je neu definiert werden. Wenn sie, wie es durch die gesamte
Geschichte ihrer Theoretisierung – von Blaise Pascal bis Judith
Butler – immer wieder getan worden ist, als ebenso schöpferisch
wie zerstörend verstanden werden kann, dann wird jede genauere Bestimmung, die nicht vom Einzelfall ausgeht, schwierig. In
vorsichtiger Annäherung lässt sich vielleicht sagen: Gewalt liegt
vor, wenn jemand oder etwas in Mitleidenschaft gezogen wird:
eingeschüchtert, bedrängt, schockiert, verletzt, zerstört, getötet
– aber auch geformt, gebildet, erzogen, erregt. Gerade diese Vielfalt möglicher Erscheinungsformen stellt immer wieder neu vor
die Aufgabe, der Ambivalenz wie der Wucht der Gewalt einen je
nach Zeit, gesellschaftlicher Situation und gängiger (Bild-)Sprache
angemessenen Ausdruck zu verleihen.
Der Philosoph Jean-Luc Nancy hat in seinem Essay »Bild und
Gewalt«2 ein Beispiel gewählt, das quer zu den etablierten Unterscheidungen wie setzende, waltende, hegende, erhaltende, zer-
störerische, unmittelbare, repräsentierte, codierte oder struktu-
ken wäre. Vielmehr ist es gleichermaßen eine Behauptung, die
relle Gewalt steht: das Bild einer verrosteten Schraube, die man
sich als solche zur Diskussion stellen muss, um dem Gefüge gerecht
aus einem Stück Holz entfernen möchte. Man kann dies tun, in-
zu werden. Während die Wissenschaften versuchen, dieser Auf-
dem man sich die Sache genau anschaut, mit Kriechöl und einem
gabe durch schrittweise nachvollziehbare quantitative und qua-
geeigneten Schraubenzieher bewaffnet und die Schraube vor-
litative Argumente zu begegnen, kann die Kunst sich dabei nur
sichtig hinausdreht. Oder man greift zur Zange und zieht mit
in begrenztem Maße elaborierter Argumentationen bedienen; sie
aller Kraft an der Schraube, bis sie sich aus dem Holz löst. Im einen
fokussiert das Bildganze, die Einheit eines Werks, in dem Sinn
Fall lässt man sich auf das konkrete Gefüge ein und sucht die
kondensiert.
hierfür angemessene Lösung; im anderen benutzt man ein Ver-
Dies ist nicht nur eine ästhetische Frage. Die Art und Weise, wie
fahren, das unabhängig von der Situation »funktioniert«, sich so
Gewalt ins Bild gesetzt wird, hat Anteil daran, wie sie gedeutet
wenig wie möglich einlässt und dadurch irreparable Wunden
wird und ob sie zur weiteren Eskalation von Gewalt beiträgt oder
hinterlässt, zersplittertes Holz und eine verbogene Schraube. Kurz:
das Gegenteil bewirkt. Jede Darstellung von Gewalt hat Anteil
»Gewalt kann vorläufig als das Ins-Werk-Setzen einer Kraft definiert
daran, Vergessen aktiv zu verhindern, und es ist eine gesellschaft-
werden, die dem dynamischen oder energetischen System, in das
liche Entscheidung, dies zu bejahen. Seit dem Augenblick, an dem
sie eingreift, fremd bleibt.«3
die Erinnerung an Leid und Tod als Teil kultivierten Menschseins
Es spricht viel dafür, die Frage nach der Gewalt auf diese Weise zu
erkannt wurde, kann man sich schwer vorstellen, wie ein Jenseits
fassen, auch wenn und weil dies nicht bedeutet, schematisierbare Antworten zu geben. Jeder Einzelfall bleibt angewiesen auf eine
Analyse, die selbst Teil der Frage danach ist, ob auch dabei Gewalt
219
220
der Gewalt zu realisieren wäre. Auch wenn man die Gewaltdarstellung als Warnung begreift, geschieht dies um den Preis einer
bleibenden Erinnerung, die diese nicht auslöscht, sondern mit
am Werk ist beziehungsweise inwiefern sich die Analysemethoden
sich führt. Kunst ist ein solcher Erinnerungsspeicher, und darin
bereits einer Gewaltgeste verdanken, die die Reichweite ihrer Kraft
lag über Jahrhunderte hinweg eine ihrer gesellschaftlichen und
– und das heißt hier: Nicht-Gewalt – bestimmen.
faszinationsgeschichtlichen Funktionen. Nur wenn sie dabei die
Bezogen auf die Kunst bedeutet dies, dass ein Werk für ein gege-
Widersprüchlichkeit der Gewalt mit sich führt, taugt sie auch für
benes Gefüge, in dem Gewalt wirkt oder wütet, eine Übersetzung
ihre Hegung. Sie zu ignorieren ist keine Alternative, sondern führt,
finden muss, die es auch für den nicht unmittelbar beteiligten
aller Erfahrung nach, nicht zu weniger Gewalt, sondern zur umso
Betrachter erkennbar macht. Auch wenn die freiwerdenden Af-
unkalkulierbareren Eruption. Dies gilt auch für die Geste des Ver-
fekte es suggerieren und die Versuchung da ist, sie als solche in
zeihens, die ohne Erinnerung nicht auskommt; wer kann ent-
Szene zu setzen: Die sichtbar gemachte Gewalt ist nicht ihre ei-
scheiden, ob sie währt?
gene Wahrheit, es geht gleichermaßen um die Sichtbarmachung
der Faktoren, die dagegen sprechen, sie als Wahrheit anzusehen
Die Ausstellung Fire and Forget versammelt Werke, die sich auf
– und das heißt, sie als gute oder schlechte zu fassen. So wie der
sehr unterschiedliche Weise dieser Aufgabe stellen. Bei den für
Trieb kein festes Objekt hat, sondern es sich je und je neu sucht,
die Ausstellung ausgewählten Arbeiten handelt es sich fast aus-
um eine vorläufige Antwort zu finden, was er ist, so ist auch das
schließlich um bereits existierende Kunstwerke, die sich also un-
Bild, an und in dem Gewalt identifizier- und damit kommunizier-
abhängig vom Anlass mit der Frage nach der Gewalt beschäftigt
bar wird, keines, das als bloße Abbildung, Repräsentation zu den-
haben. Das Motiv der Waffe spielt dabei eine zentrale Rolle, da
sich in ihr zahlreiche Fragen, die sich an die Gewalt stellen lassen
zu liefern. Vielmehr möchten wir auch jenen, die diese nicht ken-
und vor die die Gewalt einen stellt, von selbst verdichten: Eine
nen, die damit jeweils individuell verbundene Komplexität der
Waffe ist als Agent der Gewalt sofort erkennbar, bereits ihre An-
Frage nach der Gewalt erfahrbar machen. Ein solches Vorgehen
wesenheit verändert das Gefüge eines Raumes, und schon durch
scheint uns notwendig, wenn man sich der Wahrnehmung und
ihre Betrachtung kann das gesamte Arsenal menschlicher Emo-
Deutung von Gewalt in unserer Gesellschaft mit Mitteln der Äs-
tionen durchmessen werden.
thetik nähern will. In letzter Konsequenz geht es darum, die Po-
Selbstredend sind die Kontexte, aus denen heraus die verschie-
tenziale der Kunst zu nutzen, um das Denken und Fühlen in Be-
denen Werke entstanden sind, höchst unterschiedlich. Um nicht
wegung, mithin offen zu halten. Auch darin liegt eine Gewalt-
nur Einzelpositionen aneinanderzureihen, die lediglich durch
geste. Sie ist unvermeidlich, will man nicht vor der manifesten
den Begriff Gewalt zusammengehalten werden, haben wir uns
Gewalt in unserer Gegenwart die Augen verschließen.
entschieden, die Ausstellung in vier Themenkomplexe zu gliedern:
Dies gilt umso mehr, als dass die Wahrnehmung der Kunst durch
Grenze, Affekt, Erinnerung, Ereignis. Grenze eröffnet die Ausstel-
ihre Präsentation im musealen Kunst-Raum stark gefiltert ist. Das
lung, indem sie nach der Unausweichlichkeit von Gewalt fragt,
Dargestellte bleibt oftmals im Modus des Als-ob, überlagert von
die gebraucht wird, um andere Gewalt zu verhindern; sie folgt
den Einhegungen, die der White Cube kathartisch mit sich bringt.
aber auch den Spuren und Narben, die mit jeder solchen Grenz-
Der Kunstbesuch wird so zum Kunstgenuss auch da noch, wo das
ziehung verbunden sind. Affekt widmet sich den emotionalen
Gezeigte schockiert. Es ist zudem nicht einfach, hier Werke zu
Eindrücken, der Faszination und der gesellschaftlichen Codierung
von Waffen und der von ihnen ausgehenden Gewalt. Erinnerung
fragt nach den Möglichkeiten der Kunst, erlittene Gewalt vor dem
221
222
identifizieren, die sich affirmativ mit Gewalt auseinandersetzen;
im Umfeld der professionalisierten Kunstrezeption scheint es
ausgemacht, dass Gewalt etwas Negatives ist. Und selbst wenn
Vergessen zu bewahren – und untersucht die Ambivalenz, die
dies nicht die Intention des Künstlers oder der Künstlerin war,
damit verbunden ist. Ereignis schließlich ruft ins Gedächtnis, dass
wird das Werk im Rahmen einer musealen Präsentation wie selbst-
Affekt, Wissen und Erinnerung Facetten einer jeweils neu zu tref-
verständlich als Kritik an der Gewalt wahrgenommen.
fenden Entscheidung zur Anwendung von Gewalt sind, die diese
In einer anderen Kunstform, der Literatur, verhält es sich nahezu
beeinflussen, die sich aber niemals auf sie reduzieren lassen. Auch
umgekehrt: Eine bloß negative Darstellung von Gewalt wird künst-
dies ist ein Spielraum des Menschlichen.
lerisch als unterkomplex wahrgenommen, und die in diesem Band
Die sich durch diese Gliederung ergebenden Gruppierungen ver-
unter dem Titel Friendly Fire & Forget versammelten Texte sind
folgen die Absicht, die in den einzelnen Werken enthaltenen Wi-
in diesem Sinne Ergänzungen oder Komplemente der Ausstellung.
dersprüche für den Betrachter noch weiter zuzuspitzen, Gewiss-
Das Friendly Fire, mit dem militärwissenschaftlich jener Beschuss
heiten entgegenzuwirken, die fast unvermeidlich sind, wenn man
umschrieben wird, der von den eigenen Truppen versehentlich
die Hintergründe und Kontexte der jeweiligen Werke nicht gut
oder fahrlässig verursacht oder als Kollateralschaden von vorn-
kennt. Hätte das Wort nicht so eine pejorative Konnotation, könn-
herein ins Kalkül gezogen wird und der die eigenen Soldaten tötet,
te man sagen, dass sich dieser kuratorische Zugang auch einer
versteht sich hier als flankierendes Störfeuer in der Frage, was
pädagogischen Absicht verdankt. Tatsächlich geht es uns um eine
Kunst kann, um – heute – Gewalt zu denken. Die narrativen Mög-
Wirksamkeit der Kunst, die weniger darin besteht, Experten, die
lichkeiten der Literatur, die sichtbare Abgeschlossenheit ihrer
die Hintergründe und Kontexte kennen, ihre Repräsentationen
Form und die Freiheit, hin und her blättern zu können, scheinen
eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Widersprüchlich-
lich das Vergessen der körperlichen Begegnung, des Blicks des
keit von Gewalt zu begünstigen. Auffällig ist, dass zahlreiche der
bedrohten, verletzten, sterbenden anderen. Tötungshemmung
eigens für das Buch verfassten Beiträge sich theoretischer, philo-
wird so zu einer rein imaginären Größe. Inwiefern diese durch
sophischer und kulturwissenschaftlicher Referenzen bedienen,
künstlich wachgerufene Affekte, also etwa durch Kunst, wieder zu
die ihnen eine Orientierung oder einen Abstoßpunkt für die ei-
aktivieren ist oder ob es breitere gesellschaftliche Diskussionen
genen Reflexionen über das liefern, was (Waffen-)Gewalt in ihrer
der konkreten Zusammenhänge sind, die dazu beitragen, die Men-
Ambivalenz ist. Sie machen auch deutlich, dass ein sich allein auf
schen vor vorschnellen Urteilen bei der Ausübung zu schützen, ist
die Erfahrungen und Erlebnisse verlassender Umgang mit der
eine offene Frage.
Gewalt vielen Autoren nicht hinreicht, um der Gewalt einen ad-
Dass die Gewalt etwa von Terroristen Unschuldige tötet, löst Em-
äquaten Ausdruck zu verleihen.
pörung aus; dass eine um Potenzen größere Zahl unschuldiger
Die sich durch das Buch hindurchziehenden Fotografien aus der
Zivilisten durch Kriegseinsätze der Armeen von Ländern der Ers-
Sammlung von Martin Dammann/Archive of Modern Conflict
ten und Zweiten Welt getötet wurde, ignoriert man dabei geflis-
stellen ihrerseits die Frage danach, mit welchen Mitteln das Ge-
sentlich. Eben dies meint Forget auch: Das »Vergessen« von Zu-
füge von Gewalt, das man Krieg nennt, darzustellen ist. Die Pri-
sammenhängen, das aktive Ignorieren, man könnte auch sagen:
vataufnahmen aus den beiden Weltkriegen können als individu-
die von sich selbst überzeugte Dummheit, die nicht nur eine
elle Versuche verstanden werden, sich ein Bild zu machen und so
Leidenschaft des Menschen, sondern auch seine manifesteste
die manifeste Gewalt zu verarbeiten, sie in die eigene Biografie
zu integrieren oder Außenstehenden zu vermitteln. Eine Auswahl
223
224
Gewalt ist: sich nicht auf die konkreten Zusammenhänge, ihre
Vorgeschichte, ihre Gründe einzulassen; die Neigung, Kausalket-
der in diesem Buch abgebildeten Fotografien findet sich über die
ten zugunsten besserer Übersicht nicht zu lang werden zu lassen.
gesamte Ausstellung in den Räumen verteilt; sie begleiten und
Auch hier ist der Affekt wieder dasjenige, was das Urteil fällt, skan-
kommentieren als Fremdkörper die präsentierten Werke. Gerade
diert von den abstrakten Haltungen, die man als freiheitslieben-
die Unterschiedlichkeit der Genres trägt dazu bei, die Kunstwer-
der Bürger nun einmal das Recht und die Pflicht zu haben meint.
ke und ihre Ausdrucksmöglichkeiten noch einmal anders zu be-
Fire steht für das Auslösen, Abfeuern der Waffe – sei dies eine
trachten.
Beleidigung, ein Faustschlag, ein Schuss oder der Befehl zur
Auch der Titel der Ausstellung, Fire and Forget, ist dem Militärjar-
Blockade von Hilfsleistungen. Dabei bleibt es wesentlich, die
gon entnommen. Er bezeichnet Waffen, die nach ihrem Abschuss
Spannung aufrechtzuerhalten in dem Wissen, dass jedes Fire die
selbsttätig ihr Ziel suchen, sodass der Soldat das Geschehen aus
Handlung eines Menschen bleibt, der in jeder Situation neu ent-
sicherer Entfernung verfolgen kann und Zeit hat, sich dem nächs-
scheiden muss, ob er auslöst oder nicht und aus welchem Grund
ten Ziel zu widmen. Waffentechnologien, die dem Aggressor eine
er das tut.
weitgehend gefahrlose Anwendung von Gewalt erlauben, weil der
Kunst kann in diesem Sinne eine Waffe sein, die das Vergessen
Zeitpunkt ihres Auslösens und die unmittelbare wie mittelbare
befördert, indem sie die Blicke vernebelt; sie kann aber auch eine
Reaktion des Angegriffenen so weit auseinanderliegen, dass
Waffe gegen das Vergessen sein. Im besten Falle ist sie beides zu-
menschliche Affekte als Urteilskraft oder Handlungsagenten aus-
gleich, Erinnerung und Vergessen. Kunst kann ein Projektil im
fallen, stellen heute den Normalfall unserer Wahrnehmung von
Sinne Antonin Artauds sein, das auf die Sinnesorgane des Be-
kriegerischer Gewalt dar. Auch dies ist ein aktives Vergessen, näm-
trachters wirkt und durch die dabei entstehenden Affekte die
Sicherheit seines Urteils ins Wanken bringt. Dies ist eine der allgemeinsten Definitionen von Kunst überhaupt: den Streit im Werk
zu zeigen, also die Widersprüche und Paradoxa, die jedem Sinnerleben zugrunde liegen, in actu zu präsentieren und damit jeder
Abschließung des Sinns entgegenzuwirken. Erst das Abgeschlossene evoziert Gewalt, die eindringen möchte, ohne sich einzulassen: Altruzid.
Eine Kunstausstellung, die sich diesem Problem stellen will, muss
sich auch mit der Frage auseinandersetzen, welche Funktion ihrer
Präsentation im gesellschaftlichen Rahmen zukommt. Werke zu
versammeln, die alle auf ihre Weise die Schrecken von Waffen und
Gewalt zeigen, ist weitgehend wirkungslos, wenn die Art ihrer
musealen Präsentation nur jene erreicht, die sich dieses Sachverhaltes sicher sind und zur Bestätigung die passende Darstellung
besichtigen wollen. Eine Alternative kann nur in einer Öffnung
des musealen Raums für andere Aspekte als bloß jene bestehen,
die der Kunst und ihrer Rezeptionstradition immanent sind. Werke gezielt in Konstellationen zueinander zu bringen, macht sie
einer breiteren öffentlichen Diskussion zugänglich und bewahrt
die Kunst vor ihrer Abschließung. Nur dann kann sie wirksam
werden.
Den Versuch einer Öffnung und eines Dialogs zwischen den Genres überhaupt erst ermöglicht haben, dafür danken wir allen
beteiligten Künstlern und Autoren, die sich mit ihren Werken an
Fire and Forget in der Ausstellung oder im Buch beteiligt haben.
Ohne sie gäbe es nichts zu sehen, zu hören oder zu lesen.
1Anderer Meinung ist René Girard, »Hiob. Ein Weg aus der Gewalt«, Ostfildern 1999; ders., »Das Heilige und die Gewalt«, Ostfildern 2012
2 Jean-Luc Nancy, »Bild und Gewalt«, in: Burkhardt Wolf/D.T., »Die Szene der Gewalt. Bilder, Codes und Materialitäten«, New York u. a. 2007, S. 33 – 44
3 Ebd., S. 33
225
226
BIOGRAFIEN DER KURATOR/INNEN
Ellen Blumenstein
Ellen Blumenstein ist seit Januar 2013 Chefkuratorin der KW Institute for Contemporary Art.
Sie hat unter anderem die Ausstellungsprojekte RELAUNCH (2013), Kader Attia:
REPARATUR: 5 AKTE (2013), ECHTE GEFÜHLE: DENKEN IM FILM (2014, gemeinsam mit
Franz Rodenkirchen und Daniel Tyradellis) und Ryan Trecartin: SITE VISIT (2014,
gemeinsam mit Klaus Biesenbach) kuratiert. Zwischen 1998 und 2005 arbeitete sie bereits
für die KW, wo sie zuletzt mit Klaus Biesenbach und Felix Ensslin das Ausstellungsprojekt
ZUR VORSTELLUNG DES TERRORS: DIE RAF-AUSSTELLUNG (2005) realisierte.
Vor ihrer Ernennung zur Chefkuratorin der KW arbeitete sie als freie Kuratorin. Sie
kooperierte mit der spanischen Künstlerin Dora García für deren Talkshow KLAU MICH! auf
der dOCUMENTA (13) (2013) in Kassel und kuratierte unter anderem den Isländischen
Pavillon auf der Biennale di Venezia (2011), die Sommerakademie AGULHAS NEGRAS –
ON THE NECESSITY TO DISCUSS SOCIAL FUNCTIONS OF CONTEMPORARY ART in
São Paulo/Campos do Jordão, BR (2008) und die Ausstellung ZWISCHEN ZWEI TODEN am
ZKM in Karlsruhe (2007, gemeinsam mit Felix Ensslin).
Ellen Blumenstein ist außerdem Gründerin des Veranstaltungsortes Salon Populaire und
eine der BegründerInnen der Initiative Haben und Brauchen.
Daniel Tyradellis
Daniel Tyradellis ist Philosoph und Kurator. Zwischen 2000 und 2006 war er Mitglied des
DFG-Graduiertenkollegs CODIERUNG VON GEWALT IM MEDIALEN WANDEL an der
Humboldt-Universität Berlin und verfolgt seither zahlreiche Forschungen zum
Themenkomplex der Gewalt. In seinen kuratorischen Projekten bewegt er sich
programmatisch zwischen Kunst und Wissenschaft. Tyradellis hat zahlreiche interdisziplinäre
Ausstellungen kuratiert, unter anderem SCHMERZ (2007, Hamburger Bahnhof, Berliner
Medizinhistorisches Museum) und WUNDER (2011/12, Deichtorhallen Hamburg). Aktuell ist
seine Ausstellung FREUNDSCHAFT im Deutschen Hygiene-Museum Dresden zu sehen. In
den KW hat er bereits zusammen mit Ellen Blumenstein und Franz Rodenkirchen ECHTE
GEFÜHLE: DENKEN IM FILM (2014) kuratiert.
Zu seinen Publikationen gehören DIE SZENE DER GEWALT (herausgegeben gemeinsam
mit Burkhardt Wolf und Peter Lang, Peter Lang Verlag, 2007), WAS HEISST UNS DENKEN?
(gemeinsam mit Jean-Luc Nancy, diaphanes, 2013), FIGUREN DER GEWALT
(herausgegeben gemeinsam mit Lars Friedrich, Karin Harrasser und Joseph Vogl,
diaphanes, 2014) sowie MÜDE MUSEEN (edition Körber, 2014). 2016 erscheint DIE KUNST
IN DER GESELLSCHAFT im Verlag Matthes & Seitz Berlin.
Programm
Juni
Juli
August ’15
Eintritt:
6
€, 4 € ermäßigt
Donnerstagabend-Ticket (17 − 21 h) 4 €,
inklusive einer dialogischen Führung um 17 h
Öffnungszeiten:
Mi – Mo 12 − 19 h
Do 12 − 21 h, Di geschlossen
KW Institute for Contemporary Art
Auguststraße 69, 10117 Berlin
www.kw-berlin.de
Liebe Besucherinnen und Besucher,
willkommen zum Sommerprogramm der KW Institute for
Contemporary Art! Von Juni bis August 2015 steht die
Institution im Zeichen der Gruppenausstellung FIRE AND
FORGET. ON VIOLENCE, die sich mit geläufigen Vorstellungen von Gewalt in der zeitgenössischen Kunst auseinander setzt und Werke von mehr als 50 internationalen
Künstlerinnen und Künstlern im gesamten Haus präsentiert.
Das Projekt wird von einem Rahmen- und Vermittlungsprogramm begleitet, das Einblicke in andere künstlerische Bereiche und deren Umgang mit dieser Thematik
gibt. Parallel erscheint im Buchhandel FRIENDLY FIRE &
FORGET (Matthes & Seitz Berlin) mit einer für diesen
Anlass entstandenen Sammlung literarischer Texte.
Wir freuen uns auf die zweite Zusammenarbeit mit
dem FOREIGN AFFAIRS Festival der Berliner Festspiele,
anlässlich derer wir eine neue Produktion von Georgia
Sagri in Auftrag gegeben haben sowie zwei Stücke der
Performerin Angélica Liddell präsentieren. Außerdem
finden Sie auf den folgenden Seiten wie gewohnt Informationen zu unseren Ausstellungs- und Veranstaltungsreihen
ARCH+ FEATURES, FREQUENCIES, THE PERFORMATIVE
MINUTE und SEIZING THE IVORY TOWER sowie Informationen über unsere Editionen, die KW Residencies
und die KW Freunde.
Viel Vergnügen!
1
FIRE AND FORGET.
O
N VIOLENCE
1 4. 6. � 30. 8. 2015
FIRE AND FORGET.
ON VIOLENCE
Gruppenausstellung
Kuratiert von Ellen Blumenstein und Daniel Tyradellis
Eröffnung: Samstag, 13. 6. 15, 17 − 22 h
1 4. 6. − 30. 8 . 15
Alle Orte
„Fire and Forget“ ist ein aus dem Militärjargon stammender Begriff für Waffensysteme, die nicht mehr im unmittelbaren Kampf mit einem Gegner eingesetzt, sondern aus
sicherer Entfernung ausgelöst werden. Durch den damit
verbundenen Verlust klarer Grenzsetzungen stellen die
Waffen elementare Gegensätze in Frage: Nähe und Ferne,
Innen und Außen, Privat und Öffentlich, Freund und
Feind, letztlich sogar Gewalt und Gewaltlosigkeit und
damit Krieg und Frieden.
Die Ausstellung FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE
nimmt den militärischen Ausdruck zum Ausgangspunkt,
um die herkömmlichen Vorstellungen von Krieg und
Waffengewalt anhand der vier Themenkomplexe GRENZE,
AFFEKT, ERINNERUNG und EREIGNIS zu überprüfen.
Das Projekt umkreist die mit neuen Technologien einhergehende Dimension von Gewalt, die auch neue Strategien
ihrer Hegung notwendig macht.
4
Hierzu orientiert sich die Ausstellung an den sichtbarsten
Agenten von Gewalt: den Waffen. An ihre ästhetischen
und materialen Erscheinungsformen lagern sich von jeher
Triebe, Affekte und Erinnerungen an, die in Kunstwerken
genutzt werden, um Gewalterfahrungen auszudrücken und
den Umgang mit ihnen zu reflektieren.
Mit den Mitteln der Kunst widmet sich die Schau den
Auswirkungen, die der Einsatz dieser Waffen langfristig
auf die menschliche Psyche hat: Mit dem Verlust der unmittelbaren körperlichen Konfrontation und der damit verbundenen Gefahr für das eigene Leben werden Affekte wie
Tötungshemmung oder Überreaktion, Mitgefühl oder Hass
von der konkreten Situation abgespalten. Gleichzeitig
wird potenziell jeder einzelne Mensch zum Opfer, welches
nicht nur auf öffentlichen Plätzen oder zu Hause, sondern
an jedem beliebigen Ort der Welt jederzeit überwacht,
ausspioniert und angegriffen werden kann – ohne den
Angreifer je zu Gesicht zu bekommen.
Die Ausstellung fragt nach den Aporien politischen Handelns und der Bedeutung, die Geschichte, Erinnerung und
Vergessen für den Ausbruch – oder die Verhinderung –
von Gewalt unter diesen veränderten Vorzeichen haben
können.
5
Daniil Galkin, TOURNIQUET, 2013, Installationsansicht PinchukArtCentre
Foto: Sergey Illin, zur Verfügung gestellt von PinchukArtCentre © 2013
I
GRENZEN formen das politische wie das persönliche Verhältnis zu Gewalt. Waffen sind ein Wort für alle jene Dinge
und Maßnahmen, die Grenzen errichten, erhalten oder im
Namen neuer Grenzen bereits bestehende zu überschreiten trachten. An der Grenze kreuzen sich unterschiedliche
Kräftefelder, die sowohl ästhetische, technologische,
sexuelle, ökonomische als auch moralisch-politische
Implikationen aufweisen. Der Einsatz von Waffen verändert
oder affirmiert entweder das durch die Grenze markierte
politische, soziale und / oder ökonomische Kräfteverhältnis;
oder ihre schiere Anwesenheit reicht bereits als Drohung
aus, um den Status Quo nicht weiter infrage zu stellen.
Anders ausgedrückt: Jede territoriale, physische oder auch
geistige Unterscheidung errichtet eine bestimmte Ordnung,
die gewalthegende Funktionen übernehmen kann, aber
gleichzeitig selbst Gewalt ausübt, deren Maß sich oftmals
erst langfristig zeigt. Sie bestimmt, wer Freund und wer
Feind, was dem Eigenen zugehörig oder fremd ist, aber
sie symbolisiert auch die gesellschaftliche Sanktion, die
durchsetzt, dass dem Fremden oder dem Feind kein Schaden zugefügt wird – es sei denn, diese Grenze wird verletzt.
7
Der zweite Bereich widmet sich künstlerischen Arbeiten,
die sich mit dem AFFEKT, den Waffen auslösen, auseinandersetzen, ihn thematisieren oder nutzen. Der Affekt verortet die Gewalt allein in der Gegenwart, denn er hat kein
Gedächtnis und erlebt jeden Konflikt, als wäre er der erste
(und einzige). Er ist insofern „wahr“, als dass er für alle
gilt und an Empfindungen rührt, denen man sich weder
durch Wissen noch durch Erfahrung entziehen kann.
Insofern stellt dieser Bereich die Frage nach der Gewalt
systematisch: Was geschieht in der menschlichen Psyche,
wenn es keine körperliche Nähe zum Gegner mehr gibt,
die der erfahrenen oder ausgeübten Gewalt einen konkreten Gegenstand und ein identifikatorisches Gegenüber
liefert? Ist diese Gewalt spurenlos oder sucht sie sich doch
einen Ausdruck – und sei es verzögert in den Träumen und
Ängsten der Menschen? Welche Rolle spielt der Verlust
an kollektiv geteilter Erfahrung für die gewaltverhindernde
Funktion am eigenen Leib erfahrener Gewalt? Dabei geht
es immer auch um die Frage nach dem Ursprung von
Gewalt – bricht sie eruptiv, triebhaft aus dem Menschen
heraus, oder ist sie das Resultat erlittener Gewalt?
8
He Xiangyu, TANK, 2011 � 13, pflanzlich gegerbtes Leder
C ourtesy Sammlung Sigg
II
10
Jem Cohen, LITTLE FLAGS, 2000, Videostill
C ourtesy der Künstler und Lux, London
III
Die künstlerischen Arbeiten im ersten Obergeschoss
untersuchen das Potenzial von Geschichte und
ERINNERUNG, Gewalt zu verhindern – oder aber sie
als Trauma oder Racheimpuls erst eskalieren zu lassen.
Die meisten Konflikte haben konkrete Ursachen und
Wurzeln, jede Handlung in der Gegenwart beruht auf
früheren eigenen Entscheidungen oder denen anderer,
die bestimmen, in welchem Verhältnis Einzelne, Gemeinschaften oder Staaten heute zueinander stehen. Eine
einmal getroffene Entscheidung kann nicht rückgängig
gemacht, sondern nur durch eine neue Entscheidung
überschrieben werden. Sich zu erinnern bedeutet, Kausalketten nicht zum Schutz des eigenen Weltbildes zu verkürzen und durch einfache Gut / Böse-Schemata zu
ersetzen. Wenn es um einen „angemessenen“ Umgang
mit Gewalt geht – was nur bedeuten kann, Strukturen zu
schaffen, die Gewalt hegen, ohne dabei selbst „zu viel“
Gewalt aufzuwenden –, spielen Erinnerung und die
Möglichkeit des Verzeihens als einzige Form „aktiven
Vergessens“ eine zentrale Rolle.
11
IV
Die Distanzierung von dem Augenblick der Entscheidung
zu seinen sichtbaren Folgen verlangt nach Repräsentationen dieser Folgen, die in der Lage sind, diese differenziert ins Bewusstsein zu tragen. Mehr als alles andere ist
hier die Kunst in ihrem Potenzial gefragt, Verdrängtem,
Ungedachtem und Uneingestandenem einen Ausdruck zu
verleihen. Die letzte Abteilung der Ausstellung versammelt
Werke, die dieser Herausforderung auf sehr unterschiedliche Weise begegnen.
12
Damien Hirst, DO IT, 1995 � 96, Videostill
C ourtesy der Künstler und museum in progress (www.mip.at)
Die vierte Abteilung im zweiten Obergeschoss schließlich
widmet sich dem EREIGNIS der Gewalt. Ungeachtet der
konkreten Konstellation, den historischen Erfahrungen
und der emotionalen Beteiligung bleibt der Moment, eine
Waffe auszulösen und damit letale Gewalt auszuüben,
eine individuelle Entscheidung, die immer wieder neu
zu treffen ist.
13
ARCHIVBILDER
Als begleitendes, kommentierendes Motiv ziehen sich
durch die gesamte Ausstellung Fotografien aus der
Sammlung Martin Damann / Archive of Modern Conflict.
Dieses dokumentarische Element lädt gemeinsam mit
den künstlerischen Positionen zur Reflexion darüber
ein, was künstlerische gegenüber historisch-dokumentarischen Bildern, wie sie auch im Journalismus verwendet werden, zu zeigen vermögen – und was nicht.
Die privaten Fotografien aus dem Ersten und Zweiten
Weltkrieg geben Einblicke in die Kriegsrealität und stellen
zur Diskussion, inwiefern sich der dokumentarische und
künstlerische Anspruch unterscheiden, sich Bilder von
der Gewalt zu machen – als Erinnerung, Mahnung oder
Bewältigung.
Abbildungen von links nach rechts:
SONNENBADENDE AUF EINEM HALBVERSUNKENEN RUSSISCHEN
PANZERWRACK (Foto eines Deutschen), WK II, o. O., verm. 1943
V2-RAKETEN-AGGREGAT IN DER FERTIGUNGSANLAGE MITTELBAU-DORA
(Foto eines Amerikaners), Nordhausen, 1945
JUXBILD DEUTSCHER SOLDATEN, WK II, o. O., o. J.
FOTO VOM EINSCHLAG EINER STUKA-ANGRIFFES, WK II, Ostfront, o. O., o. J.
Courtesy Martin Damann /Archive of Modern Conflict
14
15
Publikation
FRIENDLY FIRE & FORGET
Die ausstellungsbegleitende Publikation FRIENDLY FIRE &
FORGET beleuchtet das Thema aus literarischer Perspektive und versammelt für diesen Anlass entstandene Texte
deutscher und internationaler Autorinnen und Autoren.
„Die Art und Weise, wie Gewalt ins Bild gesetzt
wird, hat Anteil daran, wie sie gedeutet wird und
ob sie zur weiteren Eskalation von Gewalt beiträgt
oder das Gegenteil bewirkt.“
Daniel Tyradellis, Zitat aus dem Nachwort
Mit Texten von:
Petra Coronato, Ann Cotten, Ulrike Draesner, Alexander Heinich,
Andreas L. Hofbauer, Schorsch Kamerun, Wladimir Kaminer,
Hartmut Lange, Francis Nenik, Kathrin Passig, Christoph Peters,
Annika Reich, Oliver Rohe, Mark von Schlegell, Frank Witzel
Herausgeber: Ellen Blumenstein, Daniel Tyradellis für
KW Institute for Contemporary Art
Gestaltung: Dirk Lebahn
Erschienen bei
Matthes & Seitz Berlin
ISBN 978-3-95757-169-4
16
17
Begleitprogramm
Ausstellungsbegleitend ist eine Reihe von Veranstaltungen geplant, die den gesellschaftlichen Umgang mit
Waffen und Gewalt in anderen kulturellen und sozialen
Bereichen in Gesprächen mit unterschiedlichen Expertinnen und Experten thematisieren. Gemeinsam mit
Mona Jas, die seit 2014 das Vermittlungsprogramm LAB
FOR ART EDUCATION für die KW konzipiert, entwickeln
die Gäste Workshops für SchülerInnen unterschiedlicher
Altersklassen, aus denen Präsentationen im Ausstellungsraum KW PROJECTS hervorgehen. Diese Interventionen
reagieren auf einzelne Werke oder auch Themenbereiche
und werden im Verlauf der Ausstellung weiter ausgebaut.
Während der gesamten Laufzeit findet jeden Donnerstag
um 17 Uhr eine dialogische Führung statt, die von vier
professionellen KuratorInnen, KunstvermittlerInnen
und KünstlerInnen abwechselnd mit unterschiedlichen
Perspektiven auf die Thematik durchgeführt werden.
Voranmeldungen bitte unter [email protected].
18
Juni
Donnerstag, 18. 6. 15, 17 h:
Azadeh Sharifi / Kulturwissenschaftlerin
Donnerstag, 25. 6. 15, 17 h:
Azadeh Sharifi / Kulturwissenschaftlerin
Juli
Sonntag, 5. 7. 15, 15 h:
Greta Hoheisel und Julia Oehme, a7.außeneinsatz / Kulturwissenschaftlerinnen
Donnerstag, 9. 7. 15, 17 h:
Azadeh Sharifi / Kulturwissenschaftlerin
Donnerstag, 16. 7. 15, 17 h:
Gerrit Gohlke / Kurator und Autor
Donnerstag, 23. 7. 15, 17 h:
Dejan Markovic / Künstler
Donnerstag, 30. 7. 15 , 17 h:
Dejan Markovic / Künstler
August
Sonntag, 9. 8 . 15, 15 h:
Greta Hoheisel und Julia Oehme, a7.außeneinsatz / Kulturwissenschaftlerinnen
Donnerstag, 13. 8 . 15, 17 h:
Gerrit Gohlke / Kurator und Autor
Donnerstag, 20. 8 . 15, 17 h:
Dejan Markovic / Künstler
Donnerstag, 27. 8 . 15, 17 h:
Gerrit Gohlke / Kurator und Autor
19
Veranstaltungen
21
FREQUENCIES: GABRIEL SALOMAN Donnerstag 20 h
30. 7. 15
ON VIOLENCE MIT ROSA VON PRAUNHEIM
Donnerstag 20 h
Donnerstag 20 h
20. 8 . 15
27. 8 . 15
ON VIOLENCE MIT ULRICH MATTES
THE PERFORMATIVE MINUTE:
MARKUS ZIMMERMANN27
6. 8 . 15
Donnerstag 20 h
26
25
ERÖFFNUNG: SEIZING THE IVORY TOWER #5:
FRANZISKA WILDT
35
STUDIOLO: DARIA MELNIKOVA28
6. 8 . 15
Donnerstag 19 h
August ’15
ON VIOLENCE MIT ANTONIA BAUM 25
Donnerstag 20 h
23. 7. 15
33
ARCH+ FEATURES 40:
FLÄMISCHE ARCHIITEKTUR 16. 7. 15
Donnerstag 20 h
29
FREQUENCIES:
ANDREW PEKLER, GIUSEPPE IELASI
31
9. 7. 15
Donnerstag 20 h
Samstag14− 22 h FOREIGN AFFAIRS: GEORGIA SAGRI ERÖFFNUNG: SEIZING THE IVORY TOWER #4:
WERHAHN & PUSCHENDORF
35
2. 7. 15
Donnerstag 19h
4. 7. 15
FOREIGN AFFAIRS: ANGÉLICA LIDDELL
LESIONES INCOMPATIBLES CON LA VIDA
1. / 2. 7. 15 Mi / Do
21 h
31
FOREIGN AFFAIRS:
ANGÉLICA LIDDELL VIA LUCIS
1. / 2. 7. 15 Mi / Do
20 h
Juli ’15
30
32
ARCH+ DISPLAYS:
ROOMS OF MANIFESTOES
18. 6. 15
Donnerstag 20 h
4
29
27
Seite
Samstag17 − 22 h eröffnung:
13. 6. 15
FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE
Donnerstag 20 h
11. 6. 15
THE PERFORMATIVE MINUTE:
DAFNA MAIMON
4. 6. 15 Donnerstag 20 h Juni ’15
25
Seit über 30 Jahren produziert der queere
Filmregisseur Rosa von Praunheim Dokumentarfilme, die nicht nur nachhaltig
zur Emanzipation der deutschen Schwulen- und Lesbenbewegung beigetragen
haben, sondern auch die Szene selbst von
innen heraus auf klischeehaftes Denken
untersuchen. Dabei streift er Themen wie
körperliche Gewalt oder rechtes Gedankengut, jedoch ohne einseitige OpferTäter-Zuschreibungen zu liefern.
ON VIOLENCE MIT ROSA
VON PRAUNHEIM
Ort: Chora, 3 € (deutsch)
ON VIOLENCE MIT ANTONIA BAUM
Ort: Chora, 3 € (deutsch)
Antonia Baum schreibt neben ihrem
Romandebüt VOLLKOMMEN LEBLOS,
BESTENFALLS TOT sowie ihrem kürzlich
erschienenen Buch ICH WUCHS AUF
EINEM SCHROTTPLATZ AUF, WO ICH
LERNTE, MICH VON RADKAPPEN UND
STOSSSTANGEN ZU ERNÄHREN bei
der FAZ über Themen wie Feminismus
und Hip-Hop. Im Dialog mit Künstlerinnen
und Künstlern aus der Musikszene spricht
sie über die Faszination für Gewalt in der Rap- und Hip-Hop-Kultur sowie darüber,
ob Gewaltdarstellungen Ausdruck erlebter
Gewalt sind, oder ob sie auch die Möglichkeit zur Deeskalation bieten. 20. 8 . 15, 20 h
Drei Gespräche mit ProtagonistInnen
und Protagonisten aus den Bereichen
Kunst, Theater, Film und Musik fokussieren die Strategien, die in unserer
Gesellschaft zur Hegung von Gewalt
beziehungsweise zur Verarbeitung
von Gewalterfahrungen zur Verfügung
stehen. Die Gäste sprechen über ihren
eigenen Umgang mit Gewalt und ihrer
kulturellen / sozialen Umformung wie
ihrer Kodierung im eigenen Feld. Alle
Veranstaltungen werden moderiert von
Tina Mendelssohn, die die Kontinuität
zwischen den drei Abenden herstellt
und das Wissen, das in jedem Gespräch
entsteht, in die folgenden weiterträgt.
23. 7. 15, 20 h
24
BEGLEITPROGRAMM:
FIRE AND FORGET.
ON VIOLENCE
27
Dafna Maimons jüngstes hybrides Videound Performanceprojekt beschäftigt sich
mit Identitätskonstruktionen, die Definitionen des Selbst, des Anderen und des
Körpers herausfordern. Für diesen Abend
inszeniert sie eine selbstreflexive Ballettklasse, in welcher das Publikum entscheiden kann, ob es beobachten, mitmachen
oder vielmehr das Publikum spielen will.
Markus Zimmermann
Ort: Chora, 3 € (deutsch / englisch)
Dafna Maimon
HUMAN COMMA BEING � THE CLASS
Ort: Chora, 3 € (englisch)
Der in Berlin lebende Künstler Markus
Zimmermann nutzt Skulpturen als Ausgangspunkt für die Annahme, dass Objekte als Überträger von kollektiven und
persönlichen Erinnerungen Markenwerten
oder sozialen Normen dienen können.
In seiner ortsspezifischen Version seines
Projektes SUPERFILIALE (fortlaufendes
Projekt) adressiert er die Tauschökonomie
in einer Kunstinstitution.
6. 8 . 15, 20 h
4. 6. 15, 20 h
THE PERFORMATIVE MINUTE zeigt an jedem ersten Donnerstag des Monats eine
speziell für die KW neu produzierte Performance junger Berliner und internationaler
Künstlerinnen und Künstler. Kuratiert von Adela Yawitz.
THE PERFORMATIVE MINUTE
26
Der Film- und Theaterschauspieler Ulrich
Matthes spielt als Ensemblemitglied im
Deutschen Theater in Berlin und war als
Mörder im Tatort sogar der BILD-Zeitung
einen Artikel wert – weil er so „gut“ böse
war. Im Gespräch mit Matthes geht es um
die Frage, was es heißt, Gewalt auf der
Bühne oder vor der Kamera auszuüben
oder zu verhindern.
ON VIOLENCE MIT ULRICH MATTHES
Ort: Chora, 3 € (deutsch)
27. 8 . 15, 20 h
Andrew Pekler, Giuseppe Ielasi
FEED 070915
Ort: Chora, 10 €
Indem er mit improvisierten Kompositionen
arbeitet, integriert Andrew Pekler Elemente
aus Jazz, Pop, elektronischer und klassischer Musik in seine eigenen Loops. Der
Mailänder Gitarrist Ielasi interessiert sich
für Soloperformances, in denen Gitarre als
primärer Klang auftaucht aber, unter Einbezug von Mehrkanalsystemen eine ortsspezifische Erfahrung geschaffen wird.
Gabriel Saloman
FEED 061115
Ort: Chora, 10 €
Der Miasmah-Aufnahmeabend zeigt
Gabriel Saloman, einen multidisziplinären
Künstler aus Vancouver. Während seine
Soloprojekte Geräusche und Klanglandschaften als Emanzipation von autoritären
Gesellschaftsordnungen erkunden, ist
er auch für seine Kollaborationsprojekte
Yellow Swans, Chambers und Diadem
bekannt.
29
9. 7. 15, 20 h
11. 6. 15, 20 h
Die Serie erkundet die Grenzbereiche von Sound und neuen Medientechnologien.
FREQUENCIES wird von FEED, der in Berlin ansässigen Plattform für direkte
Erfahrungen, konzipiert.
FREQUENCIES
28
DARIA MELNIKOVA
Ort: Studiolo, freier Eintritt (englisch)
Das STUDIOLO dient als halböffentlicher Raum für Diskussionen und für
prozessorientiertes künstlerisches und
wissenschaftliches Arbeiten. Gemeinsam
mit akademischen Kooperationspartnern
finden hier Seminare, Workshops und
Präsentationen statt. Zudem stellen
die GastkünstlerInnen der KW hier ihre
laufenden Projekte vor.
Daria Melnikova ist die Gewinnerin des
ersten kim? Residency Award in 2015.
Organisiert von kim? Contemporary Art
Centre in Riga werden vielversprechende
lettische Künstlerinnen und Künstler
mit Residencies in Kollaboration mit
Partnern ausgezeichnet. Melnikova arbeitet in verschiedenen Medien wie Malerei,
Druckgrafik und Skulptur. Dabei ist sie mit
Handwerkstraditionen vertraut, wendet
diese aber in ihrer künstlerischen Praxis an
und kombiniert sie mit neuen Technologien. Am Ende ihres zweimonatigen Aufenthaltes in den KW bietet sie einen Einblick
in ihre aktuellen Projekte.
30. 7. 15, 20 h
STUDIOLO
Georgia Sagri
MY FIRST SCIENCE FICTION BOOK,
RELIGION
Ort: Studiolo, freier Eintritt
Die achtstündige Performance der Künstlerin und der mitwirkenden MusikerInnen
macht die Möglichkeiten einer nichtindividuellen Annäherung an das Religiöse
erfahrbar und definiert das „Material“
des Glaubens durch die Loslösung von
ihren ursprünglichen Bedeutungen neu,
wobei die Mikrobewegungen und -veränderungen der unterschiedlichen Riten
kontinuierlich dekonstruiert und ausgestellt werden. Über die Projektwebseite
kann man die Performance online verfolgen und Kommentare mit anderen teilen.
Angélica Liddell
LESIONES INCOMPATIBLES CON LA VIDA
Ort: Chora, 10 €, 8 € ermäßigt (in Spanisch
mit englischen und deutschen Untertiteln)
In dieser frühen Performance beschwört
Angélica Liddell die selbstgewählte Kinderlosigkeit als Waffe der Rebellion gegen
eine frauenfeindliche und patriarchale
Gesellschaft, die Frauen nur in drei Kategorien akzeptiert: als Jungfrauen, Mütter
oder Huren. Ihr eigener, nichtgebärender
Körper wird zu einem Instrument der
Revolte. Der Abend wird ausschließlich
von Angélica Liddell gestaltet: Als Autorin,
Regisseurin und Performerin präsentiert
sie ihr anklagendes und sehr persönliches
Protestgedicht.
31
4. 7. 15, 14 � 22 h
1. / 2 . 7. 15, 21 h
30
Die Veranstaltungen von Angélica Liddell,
VIA LUCIS und LESIONES INCOMPATIBLES CON LA VIDA, können für einen
Gesamtpreis von 12 Euro (ermäßigt 8 Euro)
kombiniert werden.
Angélica Liddell
VIA LUCIS
Ort: Studiolo, 6 €, 4 € ermäßigt
(deutsch / spanisch)
Seit 2013 kooperieren die KW und
FOREIGN AFFAIRS und entwickeln gemeinsam Projekte an der Schnittstelle
von Ausstellen und Aufführen. Themenschwerpunkt in diesem Jahr sind unterschiedliche Zeitkonzepte in den Künsten.
Angélica Liddell, Focus-Künstlerin des
diesjährigen FOREIGN AFFAIRS Festivals,
hat eine Auswahl eigener Gedichte zusammengestellt, die Altea Garrido und
Irm Hermann in dieser Lesung sowohl
im spanischen Original als auch in der
deutschen Übersetzung präsentieren.
Dabei begeben sie sich in sphärische
Abgründe und jauchzende Höhenflüge,
die Liddell als Poetin und als Dramatikerin zeigen und den kreativen Prozess ihrer
Performances kontextualisieren.
1. / 2 . 7. 15, 20 h
FOREIGN AFFAIRS
33
Das ARCH+ FEATURES ist Flandern gewidmet, das gegenwärtig eine der interessantesten Architekturszenen Europas
hat. Basierend auf der kommenden
ARCH+-Ausgabe über die Architektur
Flanderns werden die Architekturpraxis,
die theoretischen Standpunkte wie auch
die kulturellen und politischen Umstände
diskutiert, die diese Entwicklung ermöglicht haben.
ARCH+ FEATURES 40:
FLÄMISCHE ARCHITEKTUR
Ort: Chora, 3 € (englisch)
16. 7. 15, 20 h
32
ARCH+ DISPLAYS
ROOM OF MANIFESTOES / WAI ARCHITECTURE THINK TANK
Ort: Arch+ Studio, 3. OG, 3 € (englisch)
Die Serie von Gastpräsentationen
führender ArchitektInnen, StadtplanerInnen und ArchitekturwissenschaftlerInnen des Berliner Magazins ARCH+
fokussiert Diskurse zeitgenössischer
Architektur und Urbanität.
Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums
von Kasimir Malewitschs DAS SCHWARZE
QUADRAT (1915) würdigt ROOM OF
MANIFESTOES die Bedeutung von
Manifesten bei der Entwicklung visionärer
Ideen sowie sozialen, politischen und
ästhetischen Projekten im 20. Jahrhundert und bekräftigt deren latentes Potenzial für die diskursive Weiterentwicklung
der zeitgenössischen Architektur.
18. 6. 15, 21 h
ARCH+ FEATURES
SEIZING THE IVORY TOWER
34
Frank Sperling, aus der Serie PRIVATE HERMANN, 2014 � 15, Inkjet-Print
©
Frank Sperling
Ausstellungsserie
15. 3 . � 6. 9. 15
Ort:
3½
Die Ausstellungsserie im Zwischengeschoss 3 ½ widmet
sich der Faszination am Abseitigen, Unbeachteten oder
Verborgenen. SEIZING THE IVORY TOWER zeigt junge
KünstlerInnen mit speziell für 3 ½ entwickelten Produktionen oder Installationen, die Geschichten, Ereignisse und
Phänomene gesellschaftlicher wie persönlicher Randbereiche mit unterschiedlichen Strategien erforschen
und sichtbar machen.
Kuratiert von Nina Mende
29. 5 . � 28. 6. 15
Eröffnung: 28. 5 . 15, 19 h
SEIZING THE IVORY TOWER #3: Frank Sperling
3. 7. � 2 . 8 . 15
Eröffnung: 2. 7. 15, 19 h
SEIZING THE IVORY TOWER #4: Werhahn & Puschendorf
7. 8 . � 6. 9. 15
Eröffnung: 6. 8 . 15, 19 h
SEIZING THE IVORY TOWER #5: Franziska Wildt
35
KW RESIDENCIES
Das Atelierprogramm KW RESIDENCIES arbeitet mit internationalen Kunstinstitutionen und ExpertInnen zusammen,
um je einer Künstlerin / einem Künstler einen Aufenthalt in
den KW zu ermöglichen. Die Residency umfasst zwischen
zwei und sechs Monate und bietet Gelegenheiten für den
Austausch zwischen KünstlerInnen und dem kuratorischen
Team und dem Programm der KW.
Daria Melnikova, STILL LIFE WITH CHEESE, 2015
©
Daria Melnikova
Das Residency-Programm nimmt die Geschichte der KW
als Ort künstlerischer Produktion auf und lädt die Künstlerinnen und Künstler dazu ein, ihren Arbeitsprozess und ihre
aktuellen Projekte mit dem Publikum zu teilen. Diese Projekte werden zum Abschluss ihres Aufenthalts im STUDIOLO
vorgestellt.
Der aktuelle Gast der KW RESIDENCIES ist Daria Melnikova,
die Gewinnerin des kim? Residency Award, eine Kooperation mit dem kim? Contemporary Art Centre in Riga. Die KW
arbeiten mit Institutionen in Deutschland und weltweit zusammen, um internationale KünstlerInnen bei ihrem Aufenthalt in Berlin zu unterstützen. Weitere Partner dafür sind das
Medienboard Berlin-Brandenburg, Iaspis und der DAAD.
37
LAB FOR ART EDUCATION
Das LAB FOR ART EDUCATION erprobt unterschiedliche
Formate der Vermittlungsarbeit, die traditionelle Grenzen
und Hierarchien institutioneller Praxis überschreiten und
herkömmliche Vermittlungskonzepte zugunsten eines
flexiblen Austauschs mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern überdenken.
LAB FOR ART EDUCATION im Worshop
Foto: Mona Jas
Im Rahmen der Ausstellung FIRE AND FORGET. ON
VIOLENCE werden sowohl bestehende Kooperationen
wie beispielsweise mit der Heinz-Brandt-Schule und
der Kunsthochschule Berlin Weißensee fortgeführt, als
auch spezifisch auf die Schau zugeschnittene Programme
entwickelt. Eine Kombination unterschiedlicher Formate
bietet dem Publikum durch diskussionsorientierte Führungen, Workshops und themenbezogene Präsentationen
im Projektraum KW PROJECTS die Möglichkeit zu einer
vertiefenden Beschäftigung mit dem Gegenstand – und
den eigenen Berührungspunkten zu diesem.
Ziel des Vermittlungsansatzes ist es, die Auseinandersetzung mit Gewalt und mit Waffen unweigerlich als Teil
unserer Realität zu begreifen – und nicht als ein Problem,
dessen man sich durch Ignoranz oder Verweigerung
entledigen könnte.
Für detaillierte Informationen kontaktieren Sie gerne Mona Jas, die Leiterin
des LAB FOR ART EDUCATION, unter [email protected].
39
EDITIONEN
Die KW legen gemeinsam mit KünstlerInnen ausgewählter
Ausstellungen Editionenen auf, deren Erlös dem
Ausstellungsprogramm der KW zugute kommt.
Weitere Informationen: www.kw-berlin.de/de/editions
Elín Hansdóttir
auf Fine Art Pearl, unterschiedlich
Archivarischer Tintenstrahldruck
vom Künstler
STREAM, 2015
81,5 cm
40
benannt und signiert, einzeln bemalt
80
110 cm
Limitierte Edition von 45, 800 €
15 Unikate, 1.500 €
Institute for Human Activities
8. Berlin Biennale für
Selbstportrait von Djonga Bismar
9 PLUS 1, 2014
MULTIPLE, 2014
und Manenga Kibwila
Schokolade
11
11
11 cm
Unlimitierte Editionen, jeweils 39,95 €
Ilit Azoulay
SECOND OPTION, 2014
Tintenstrahldruck
50
110 cm
zeitgenössische Kunst
11-teilige Posteredition mit Motiven von
Andreas Angelidakis, Zachary Cahill,
Mariana Castillo Deball, Shilpa Gupta,
Glenn Ligon, Goshka Macuga, Shahryar
Nashat, Olaf Nicolai, Otobong Nkanga,
Wolfgang Tillmans, Danh & Phung Vo
100
70 cm
Limitierte Edition von 150, 375 €
Limitierte Edition von 25, 1.200 €
Cyprien Gaillard
Nedko Solakov
(THE TASTE OF THE ROSY CITY), 2012
KW LOVER, 2014
Digitaler Pigmentprint auf
Hahnemühle Photo Rag, signiert
20,2
25 cm
OHNE TITEL
Siebdruck auf Archivkarton, signiert
40
60 cm
Limitierte Edition von 44, 1.850 €
Limitierte Edition von 25, 800 €
Aura Rosenberg
Nedko Solakov
Souvenir auf einem Podest
EMERGENCY 1–15, 2014
Zeichnung auf digitalem Pigmentprint
40
Elín Hansdóttir, STREAM, 2015
Courtesy Elín Hansdóttir und i8 Gallery, Reykjavík
SIEGESSÄULE, 2003
Höhe: 24 cm
Unlimitierte Edition von 1.000, 120 €
41
Die KW Freunde wurden 1996 mit dem Ziel gegründet, das
Programm der KW Institute for Contemporary Art zu unterstützen. Alljährlich fördern die KW Freunde ein besonderes
Ausstellungsprojekt. In diesem Jahr liegt der Fokus auf
der Schau FIRE AND FORGET. ON VIOLENCE und dessen
begleitendem Lesebuch FRIENDLY FIRE & FORGET. Die
KW Freunde begleiten das umfangreiche und vielseitige
Programm der Institution: Als Mitglied genießen Sie Einladungen zu exklusiven Vorbesichtigungen und Gesprächen
mit eingeladenen KünstlerInnen und KuratorInnen sowie
zu Sonderveranstaltungen der KW. Zudem organisieren
die KW Freunde ausgewählte Künstlergespräche, sowie
Atelier- und Sammlungsbesuche in Berlin, und darüber
hinaus und laden sie einmal jährlich zu einer internationalen Kunstreise ein.
Als KW Freund erhalten Sie Rabatt auf ausgewählte
Publikationen und Editionen der KW.
Wir laden Sie herzlich ein, Mitglied bei den KW Freunden
zu werden und das Programm der KW zu unterstützen!
Werden Sie KW Freund:
T +49 30 2434 5948
[email protected]
www.kw-freunde.de
42
Kris Martin, OHNE TITEL, 2010, 706 gefundene Granathülsen
C ourtesy Privatsammlung, Köln und Sies + Höke, Düsseldorf, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf
KW Freunde
Impressum
KW Institute for Contemporary Art
KUNST-WERKE BERLIN e.V.
Auguststraße 69, 10117 Berlin
T +49 30 2434 590
F +49 30 2434 5999
[email protected]
www.kw-berlin.de
Öffnungszeiten:
Mi – Mo 12 – 19 h
Do 12 – 21 h, Di geschlossen
Eintritt:
6 €, 4 € ermäßigt
Donnerstagabend-Ticket (17–21 h) 4 €,
inklusive einer dialogischen Führung
um 17 h (deutsch / englisch)
KW Institute for Contemporary Art
Das Programm der KW Institute for
Die Performance MY FIRST SCIENCE
Chefkuratorin: Ellen Blumenstein
Unterstützung des Regierenden
Sagri wird zusammen mit Berliner
Direktorin: Gabriele Horn
ProjektmanagerInnen: Jan Sauerwald,
Anke Schleper
Assistenzkuratorin: Nina Mende
Kuratorische Assistenz:
Contemporary Art wird durch die
Bürgermeisters von Berlin –
Senatskanzlei – Kulturelle
Angelegenheiten ermöglicht.
Maurin Dietrich
Die Ausstellung FIRE AND FORGET.
und Residencies: Adela Yawitz
Kulturstiftung des Bundes.
Kuratorin öffentliche Veranstaltungen
Praktikantin: Elena Setzer
ON VIOLENCE wird gefördert durch die
Technische Leitung: Matten Vogel
Wir danken für die finanzielle
Redaktion FIRE AND FORGET.
sowie Rivka Saker, dem Sammler Uli
ON VIOLENCE: Ellen Blumenstein,
Daniel Tyradellis
Design: Studio Quentin Walesch
Unterstützung der KW Freunde e. V.
Fine Arts Berlin, KOW Berlin.
Die Performance LESIONES
INCOMPATIBLES CON LA VIDA von
Berliner Festspiele/Foreign Affairs
präsentiert.
THE PERFORMATIVE MINUTE mit
NRW Forum.
Die Publikation sowie das Vermittlungs-
Courtesy der Künstler und Jan Mot,
gefördert durch die Bundeszentrale für
Abbildung auf Seite 2 / 3:
Reynolds Gallery, London.
Dafna Maimon wird unterstützt von
Joachim Koester, THE PLACE OF
Brüssel
Friedrich, Berlin und Anthony
Contemporary Art Fund, Contemporary
Berlin. Alle Rechte vorbehalten.
DEAD ROADS, 2013, Videostill,
Mit Unterstützung der Galerie Lars
Sigg, Mr. Xue, Peng Pei-Cheng, Outset
© KW Institute for Contemporary Art,
Abbildung auf dem Umschlag:
Istanbul Biennial, 2015 produziert.
LUCIS werden gemeinsam mit den
Maurin Dietrich, Nina Mende, Henriette
Sölter, Tina Wessel, Adela Yawitz
Festspiele / Foreign Affairs und der
Angélica Liddell und die Lesung VIA
Aufbauteam: Kartenrecht
Texte und Redaktion: Hendrik Bartels,
FICTION BOOK, RELIGION von Georgia
und Veranstaltungsprogramm werden
politische Bildung.
Die Residency von Daria Melnikova ist
eine Kooperation mit dem kim?
Contemporary Art Centre, Riga und
den KW Institute for Contemporary Art.
Julian Röder, GENOA, 2001,
Das LAB FOR ART EDUCATION ist
C-Print, Courtesy Russi Klenner, Berlin
kreative Schulen und von Künste
aus der Serie THE SUMMITS,
Abbildung auf Seite 20:
Barbara Kruger, OHNE TITEL,
1994 / 2015, ursprünglich für das
Treppenhaus der Kunsthalle Basel,
Vinyldruck, Courtesy Sprüth Magers
kofinanziert von den Kulturagenten für
öffnen Welten.
FIRE AND FORGET.
O
N VIOLENCE
1 4. 6. � 30. 8. 2015