Interpretation der Ergebnisse aus der Fragebogenauswertung

Interpretation der Ergebnisse aus der
Fragebogenauswertung Jobcenter
Zeitraum der Befragung:
5 Monate
Erstaunlich war die hohe Bereitschaft der Menschen, unsere Projektarbeit zu unterstützen. Einige
äußerten sogar Erstaunen darüber, dass sich jemand für sie interessiert. Eine konkrete Ablehnung
habe ich in nur einem Fall erfahren, mit den Worten: „Keine Zeit, ich muss zur Arbeit!“
Über einen Zeitraum von ca. 5 Monaten konnten insgesamt 285 Hilfeempfänger befragt werden. Davon
waren 130 männlich, 155 weiblich, wobei darin ein Anteil von 45 Frauen alleinerziehend ist. Dies
entspricht einem prozentualen Anteil von 54,39 % Frauen, wobei der Anteil der alleinerziehenden
Frauen immerhin 15,39 % beträgt.
Die Anzahl der Befragten hielt sich in allen Altersgruppen bis 45 etwa die Waage. In der Altersgruppe
der über 45-jährigen lag der Anteil der Männer deutlich höher.
In 271 Bedarfsgemeinschaften lebten insgesamt 149 Kinder.
Bei der Frage zur Dauer des Leistungsbezuges, zwischen 1 Monat und mehr als 15 Jahren war alles
dabei. Etwa 1/3 der Befragten gab an, länger als 5 Jahre im Leistungsbezug zu stehen. Dabei war der
Anteil zwischen Männern und Frauen in etwa gleich. Als Grund für den Leistungsbezug wurde mit
überwiegender Mehrheit der Jobverlust angegeben, gefolgt von Trennungssituation und bei der Anzahl
der befragten Frauen als Grund, die Geburt von Kindern. Einige gaben auch an, aus gesundheitlichen
Gründen nicht arbeiten zu können, obwohl wenn sie tatsächlich aus gesundheitlichen Gründen nicht
mehr in der Lage sind zu arbeiten, würden diese Personen Grundsicherung bei Erwerbsminderung
erhalten.
Die hohe Anzahl der Antworten auf die Frage nah dem Gefühl, dass der Leistungsbezug verursacht, ist
darin begründet, dass hier Mehrfachnennungen möglich waren. Bei der überwiegenden Anzahl der
befragten Personen überwiegt jedoch das schlechte / negative Gefühl. In persönlichen Gesprächen
konnte herausgefunden werden, dass das etwas mit dem Gefühl zu tun hat, es nicht geschafft zu
haben bzw. den Erwartungen der Gesellschaft nicht zu genügen. Gleichzeitig fühlten sich diese
Personen von der Gesellschaft ausgegrenzt.
Auf die Frage, ob der Gang zum Jobcenter Überwindung gekostet hat, antworteten 132 der Befragten
mit ja und 140 mit nein.
120 Befragte finden die Antragstellung kompliziert, 149 nicht.
Mit der Beratung beim Sachbearbeiter sind 136 der Befragten, dies entspricht einem prozentualen
Anteil von 47,72 % zufrieden. Unzufrieden oder sich schlecht beraten fanden 69 der Befragten. Dies
entspricht 24,21 %. Auf die Frage, was in dem Gespräch hätte passieren müssen, um sie zufrieden zu
stellen, konnte keiner der unzufriedenen Befragten eine Antwort geben.
Fast 2/3 der Befragten erhalten von ihrem Arbeitsvermittler ausreichend Unterstützung bei der
Jobsuche.
Dass durch den Leistungsbezug Einschränkungen hinzunehmen sind, empfinden 152 der Befragten al
schlecht. Am häufigsten wurden hier Einschränkungen für Kinder sowie den Lebensstandard /
Lebensunterhalt genannt. Es wurde u.a. auch genannt, dass Fahrten zum getrennt lebenden Vater
nicht möglich seien und für Betreuungsleistungen des an Demenz erkrankten Vaters zunächst in
Vorkasse getreten werden muss. Auch reiche der Regelsatz nicht für Zahnersatz, Brille und für
Verhütungsmittel.
Hinsichtlich der Übernahme der Kosten für Verhütungsmittel gibt es in Flensburg die Initiative pro
familia, die für Empfängerinnen von Sozialleistungen ab dem 20. Lebensjahr die Kosten für ärztlich
verordnete Verhütungsmittel übernimmt. Laut der Pressesprecherin von pro familia NRW gibt es eine
solche Kostenübernahme für NRW nicht grundsätzlich, allerdings gibt es auch in anderen
Bundesländern, Kreisen, Städten und Gemeinden solche Angebote, teilweise wird in noch nicht
beteiligten Kreisen, Städten und Gemeinden bereits verhandelt, ob ein solche Kostenübernahme
möglich ist. Dies würde Sozialleistungsempfängerinnen auch im Kreis Unna zu Gute kommen, und ggf.
die Zahl der ungewollten Schwangerschaften verringern.
Auf die abschließende Frage, ob die Leistungsempfänger davon ausgehen, wieder aus dem
Leistungsbezug herauszukommen, waren sich 159 der Befragten sicher, wieder aus dem Bezug
herauszukommen, 68 waren sich unsicher und 51 sind der Meinung nicht mehr aus Hartz IV
herauszukommen. Hervorzuheben ist hier, dass auch Befragte die bereits mehr als 10 – 15 Jahre
Sozialleistungen erhalten, immer noch der Meinung sind, wieder aus dem Leistungsbezug zu kommen.
Auf die Frage, durch was bzw. wie sie ggf. aus dem Leistungsbezug herauskommen könnten, ab es
einige sehr kreative Antworten, wie Erbschaft, Auswanderung. Erschreckend waren die Antworten,
dass Arbeiten zu gehen, sich doch bei dem geringen Lohn nicht lohnt und dass der Staat doch
„verarscht“ werden will.