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Predigt
für den Neujahrstag 2016
* Das bedeutet zum ersten:
Gott liebt jeden Menschen wie gute Eltern ihre Kinder lieben. Gott
schickt keinem Menschen Böses, sondern nur Gutes; der Verfasser
Gal 4,4-7
der Lesung umschreibt dies mit dem Heiligen Geist – er steht für
alles Gute, das ein Mensch von Gott bekommt, was auch immer das
Weil ihr aber Töchter und Söhne seid... (Gal 4,6)
ist.
Gott liebt die von menschengemachten Katastrophen betroffenen
Menschen, die fliehen mussten, genauso wie alle anderen. Er leidet
* Wohl jede und jeden von uns, liebe Schwestern und Brüder, bewegt
mit jedem einzelnen der Flüchtlinge. Ja, Gott leidet in jedem
die Situation der vielen Flüchtlinge, die in unserem Land
einzelnen der Flüchtlinge, denn sie alle sind seine geliebten Töchter
ankommen auf der Suche nach einem Leben in Würde und
und Söhne.
Sicherheit. Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben ihre Heimat
verlassen, weil dort Krieg herrscht, Terror und Zerstörung. Wie
* Diese Tatsache gilt auch für Sie, liebe Schwestern und Brüder, und
sollen wir uns als Bürger dieses Landes und als Christen diesen
für mich: Auch Sie und ich – wir sind Gottes geliebte Töchter und
Menschen gegenüber richtig verhalten?
Söhne. Und auch da ist es wie bei Eltern und ihren Kindern: Geht es
den Kindern gut, freuen sich die Eltern mit; geht es den Kindern
* Die Lesung von heute kann uns Hilfestellung geben. Sie bietet uns
schlecht, leiden die Eltern mit und tun alles ihnen Mögliche, damit
eine Grundhaltung an, die für jeden Christen und jede Christin gilt:
die Lage der Kinder bald wieder besser wird.
Du bist Tochter, du bist Sohn Gottes.
Auch im neuen Jahr wird genau dies der Fall sein: Gott will, dass
Töchter und Söhne Gottes sind Sie, liebe Schwestern und Brüder,
Sie gut durchs Jahr 2016 kommen. Wann immer dies der Fall ist,
und ich – und ebenso jeder Mensch dieser Erde, ganz gleich, an
freut er sich mit Ihnen, und wo immer Sie mit Schwierigkeiten zu
welchen Gott er glaubt: Gott sieht uns alle als Töchter und Söhne
kämpfen haben, leidet er mit Ihnen – und er tut das Seine dazu, dass
an.
es bald wieder besser für Sie ausschaut.
Das, liebe Schwestern und Brüder, ist der erste Teil der Wahrheit,
die sich aus der Tatsache ergibt, dass wir Töchter und Söhne Gottes
sind. Auch wenn wir sie (noch) nicht kennen, auch wenn sie eine
sind: Gott liebt uns, er schaut auf uns, er freut sich und leidet mit
andere Sprache, Kultur, Religion haben: Sie sind ebenso Töchter
uns. Dies zu wissen, kann für den Blick nach vorn, ins neue Jahr
und Söhne Gottes, sie sind unsere Schwestern und Brüder. Mit
und darüber hinaus, eine Menge Gelassenheit geben.
unserer Solidarität mit ihnen und unserer Freundlichkeit ihnen
gegenüber lassen wir sie spüren, dass Gott auch sie liebt.
* Eine zweite Wahrheit steckt in unserem Gottes-Tochter- und Got-
Und das ist nicht nur angesichts der Flüchtlinge der Fall. Wenn wir
tes-Sohn-Sein: Wenn wir alle einen Gott als Vater (und gern auch
mit diesem Bewusstsein durchs neue Jahr gehen: Jeder unserer
Mutter) anreden, dann sind wir alle Schwestern und Brüder. Und
Mitmenschen ist Tochter und Sohn Gottes wie ich und damit meine
wie das bei „normalen“ Geschwistern auch ist, haben wir Verant-
Schwester, mein Bruder – wenn wir mit diesem Wissen durchs neue
wortung füreinander, denn wir stehen miteinander in einer Schick-
Jahr gehen, werden wir ein gesegnetes 2016 erleben. Denn wir
salsgemeinschaft. Es ist unsere Aufgabe, auf unsere Schwestern und
werden unseren Schwestern und Brüdern ein Segen sein – denen,
Brüder zu schauen und soweit es in unseren Kräften steht für sie
die uns vertraut sind, aber auch denen, die uns fremd sind. Der
dazusein, ganz besonders für die, die in Not sind.
Heilige Geist wird uns zeigen, wo und wie wir unserer
Denn so hilft Gott den Menschen in Not: Nicht mit einem
Verantwortung für Schwestern und Brüder gerecht werden können.
Geldregen vom Himmel, nicht mit einer göttlichen
Damit können wir – vor allem denen, die unsere Hilfe brauchen –
Nahrungsmittelhilfe in Tischlein-Deck-Dich-Manier. Nein – Gott
die Liebe Gottes überbringen. Durch uns wird der eine oder die
hilft durch Menschen; durch Menschen, die kapiert haben, dass alle
andere merken: Gott mag auch mich! Ich bin Gottes geliebter Sohn,
anderen Menschen ihre Schwestern und Brüder sind, dass alle
Gottes geliebte Tochter.
Menschen in einer Schicksalsgemeinschaft stehen und damit
füreinander verantwortlich sind.
* Liebe Schwestern und Brüder, beginnt mit dem Wissen, dass ihr
Auf die Situation der Flüchtlinge hin gesprochen bedeutet das: Wir,
Töchter und Söhne Gottes seid, dieses neue Jahr – und lasst euch
die wir das Glück haben, in Wohlstand und weit weg von solchen
von diesem Wissen Tag für Tag neu begleiten.
Katastrophen zu leben, wir haben die Verantwortung, diesen
Weil ihr Töchter und Söhne Gottes seid, gilt euch die väterlich-
Schwestern und Brüdern zu helfen, die unverschuldet in Not geraten
mütterliche Liebe Gottes.
Weil ihr Töchter und Söhne Gottes seid, freut sich Gott mit euch,
oder er leidet mit euch, je nachdem, wie es euch geht.
Weil ihr Töchter und Söhne Gottes seid, sind alle Menschen eure
Schwestern und Brüder.
Weil ihr Töchter und Söhne Gottes seid, habt ihr Verantwortung für
eure Schwestern und Brüder – und sie für euch.
Weil ihr Töchter und Söhne Gottes seid, wirkt in euch der Heilige
Geist, der euch zeigt, wie ihr euren Schwestern und Brüdern richtig
Gutes tun könnt – und sie euch.
* Wer immer sich als Tochter oder Sohn Gottes und damit seine Mitmenschen als Schwestern und Brüder begreift, beginnt richtig zu
handeln – in Gelassenheit im Wissen, dass Gott als Vater und Mutter hinter ihm steht – und in Solidarität im Wissen, dass er mit
jedem Menschen als Schwester oder Bruder verbunden ist. Wo
immer dies der Fall ist, bekommt die Menschlichkeit Hand und Fuß.
Und das neue Jahr wird ein gesegnetes Jahr sein – für alle Schwestern und Brüder, für alle Töchter und Söhne Gottes – auch für Sie.