Zwischenbericht bmr 6.2015

Zwischenbericht von unserer Arbeit
Die Reise nach Peru von Mitte März bis Anfang Mai dieses Jahres fiel in die Zeit
von anhaltenden Protesten gegen das geplante Kupferbergbauprojekt Tia Maria
im Süden des Landes und erneute Diffamierungen gegen engagierte bergbaukritische Personen und Organisationen. Fünfundneunzig der im Mai registrierten
Konflikte betrafen den Bergbau, zwei von drei der sozialen und Umweltkonflikte.
In Zusammenarbeit mit fünf lokalen Partnerorganisationen und dem
peruanischen Anwalt haben wir an fünf verschiedenen Orten der Departemente
Puno,
Cusco
und
Apurimac
Ausbildungskurse
im
„Handwerk“
der
Verhandlungsführung durchgeführt sowie zu den Rechten im Kontext des
Bergbaus informiert. Daran teilgenommen haben Leitungspersonen, Autoritäten
sowie Interessierte und in zwei Dörfern die ganze Dorfgemeinschaft. An den
Kursen nahmen 70 Männer und 17 Frauen teil, zu den Informationen kamen ca.
200 Personen, Frauen und Männer von drei Bauerngemeinschaften. Acht
Angestellte von zwei Nichtregierungsorganisationen verstärkten die im letzten
Jahr begonnene Ausbildung mit dem Ziel selber Kurse durchzuführen und die
Bauerngemeinschaften in ihrer Region zu begleiten. Jetzt geht es darum, die
Teilnehmenden dieser Ausbildungen weiter zu begleiten bzw. das Gelernte zu
vertiefen und auszuweiten, sowie sie in der praktischen Anwendung zu unterstützen. Ebenso wollen wir Leitungspersonen, Autoritäten und Interessierte von
weiteren betroffenen Gemeinden ausbilden und unterstützen.
Information in der Bauerngemeinde Kaylla, Cotabambas
Beeindruckend ist für mich jeweils wahrzunehmen, welche unmittelbare Wirkung
unsere Arbeit in den Kursen auf die Teilnehmenden hat. So steht z.B. immer
wieder im Raum, dass die Bevölkerung gespalten ist in jene, die für den Bergbau
sind und jene, die dagegen sind. Das schwächt die Gemeinden wenn sie sich
wehren oder verhandeln wollen. In unserer Arbeit versuchen wir, hinter
diese Positionen zu schauen und mehr die Interessen und Bedürfnisse in
den Vordergrund zu stellen und so Lösungen und Alternativen zu finden.
Hier ein Beispiel:
Die
Frage
an
die
Teilnehmenden war: „jene, die
gegen den Bergbau sind,
möchten diese nicht auch was
bei den Befürwortern wollen,
nämlich Arbeit, Einkommen,
bessere Lebensqualität?“ „Ja,
klar!“ war die Antwort.
Und die BefürworterInnen des
Bergbaus: „möchten sie nicht
auch das, was die GegnerInnen wollen, keine Umweltverschmutzung,
keine
Zerstörung der Landschaft und
des Ökosystems, die Gesundheit nicht gefährden?“ „Ja,
klar!“ auch hier die Antwort.
Aha! Beide Parteien möchten
eigentlich dasselbe, aber auf
verschiedene Art.
Konzentriert bei der Gruppenarbeit
Welche Möglichkeiten gibt es denn? Hier dazu nur wenige Ideen:
• Wenn Ja zum Bergbau: dann zumindest verantwortungsvollen Bergbau. Doch
wo gibt es den? Gibt es dazu Beispiele, Erfahrungen? Was kann und muss die
betroffene Bevölkerung dazu tun, damit der Abbau verantwortungsvoll(er)
passiert?
• Wenn Nein zum Bergbau: Welche Alternativen gibt es dazu? Schaffen von
Produktionsketten? Ökotourismus? ....
Beide erwähnten Wege sind grosse Herausforderungen, weil es in Peru bis jetzt
kaum Beispiele von verantwortungsvollem Bergbau gibt und Alternativen erarbeiten viel Engagement, Geld und langen Atem erfordern. Trotzdem erlebe ich,
dass unsere Arbeit die Betroffenen stärkt, das gegenseitige Verständnis
und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmenden fördert auch über auch unsichtbare Grenzen hinweg.
Während dieser Reise zeigte sich auch, dass es nötig ist kontinuierlicher präsent
zu sein in Peru, um Ausbildungs- und Beratungsprozesse weiter stärken und
unterstützen zu können sowie für die Partnerorganisationen eine zuverlässige
Partnerin zu sein. Wir haben entschieden, eine kleine lokale Equipe zu und
auszubilden welche zukünftig die Informations-, Ausbildungs- und BeratungsArbeit durchführen kann. So kann ich mich aus dieser direkten Arbeit vor Ort in
Peru zurückziehen und mehr Zeit und Energie für die Bildungsarbeit hier in der
Schweiz einsetzen. Dank Judith und Jules läuft diese auch wenn ich weg bin, wie
u.a. der Bildungstag mit Mitgliedern des Vereins BMI zeigte. Aktiv unterstützen
wir die Konzernverantwortungsinitiative (www.kovi.ch). Diese war unser Thema
am Ostschweizer Sozialforum im Mai. Erste Sammelaktionen führten wir am
nationalen Sammeltag vom Juni in Kriens durch sowie in Zusammenarbeit mit
kirchlich Engagierten der Spurgruppe Nid- und Obwalden.
29.6.2015
Erlenweg 6
6010 Kriens
Susanna Anderegg, Fachstelle
079 940 20 93
[email protected]
www.bergbau-menschen-rechte.ch