Zwischenbericht von unserer Arbeit Die Reise nach Peru von Mitte März bis Anfang Mai dieses Jahres fiel in die Zeit von anhaltenden Protesten gegen das geplante Kupferbergbauprojekt Tia Maria im Süden des Landes und erneute Diffamierungen gegen engagierte bergbaukritische Personen und Organisationen. Fünfundneunzig der im Mai registrierten Konflikte betrafen den Bergbau, zwei von drei der sozialen und Umweltkonflikte. In Zusammenarbeit mit fünf lokalen Partnerorganisationen und dem peruanischen Anwalt haben wir an fünf verschiedenen Orten der Departemente Puno, Cusco und Apurimac Ausbildungskurse im „Handwerk“ der Verhandlungsführung durchgeführt sowie zu den Rechten im Kontext des Bergbaus informiert. Daran teilgenommen haben Leitungspersonen, Autoritäten sowie Interessierte und in zwei Dörfern die ganze Dorfgemeinschaft. An den Kursen nahmen 70 Männer und 17 Frauen teil, zu den Informationen kamen ca. 200 Personen, Frauen und Männer von drei Bauerngemeinschaften. Acht Angestellte von zwei Nichtregierungsorganisationen verstärkten die im letzten Jahr begonnene Ausbildung mit dem Ziel selber Kurse durchzuführen und die Bauerngemeinschaften in ihrer Region zu begleiten. Jetzt geht es darum, die Teilnehmenden dieser Ausbildungen weiter zu begleiten bzw. das Gelernte zu vertiefen und auszuweiten, sowie sie in der praktischen Anwendung zu unterstützen. Ebenso wollen wir Leitungspersonen, Autoritäten und Interessierte von weiteren betroffenen Gemeinden ausbilden und unterstützen. Information in der Bauerngemeinde Kaylla, Cotabambas Beeindruckend ist für mich jeweils wahrzunehmen, welche unmittelbare Wirkung unsere Arbeit in den Kursen auf die Teilnehmenden hat. So steht z.B. immer wieder im Raum, dass die Bevölkerung gespalten ist in jene, die für den Bergbau sind und jene, die dagegen sind. Das schwächt die Gemeinden wenn sie sich wehren oder verhandeln wollen. In unserer Arbeit versuchen wir, hinter diese Positionen zu schauen und mehr die Interessen und Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen und so Lösungen und Alternativen zu finden. Hier ein Beispiel: Die Frage an die Teilnehmenden war: „jene, die gegen den Bergbau sind, möchten diese nicht auch was bei den Befürwortern wollen, nämlich Arbeit, Einkommen, bessere Lebensqualität?“ „Ja, klar!“ war die Antwort. Und die BefürworterInnen des Bergbaus: „möchten sie nicht auch das, was die GegnerInnen wollen, keine Umweltverschmutzung, keine Zerstörung der Landschaft und des Ökosystems, die Gesundheit nicht gefährden?“ „Ja, klar!“ auch hier die Antwort. Aha! Beide Parteien möchten eigentlich dasselbe, aber auf verschiedene Art. Konzentriert bei der Gruppenarbeit Welche Möglichkeiten gibt es denn? Hier dazu nur wenige Ideen: • Wenn Ja zum Bergbau: dann zumindest verantwortungsvollen Bergbau. Doch wo gibt es den? Gibt es dazu Beispiele, Erfahrungen? Was kann und muss die betroffene Bevölkerung dazu tun, damit der Abbau verantwortungsvoll(er) passiert? • Wenn Nein zum Bergbau: Welche Alternativen gibt es dazu? Schaffen von Produktionsketten? Ökotourismus? .... Beide erwähnten Wege sind grosse Herausforderungen, weil es in Peru bis jetzt kaum Beispiele von verantwortungsvollem Bergbau gibt und Alternativen erarbeiten viel Engagement, Geld und langen Atem erfordern. Trotzdem erlebe ich, dass unsere Arbeit die Betroffenen stärkt, das gegenseitige Verständnis und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmenden fördert auch über auch unsichtbare Grenzen hinweg. Während dieser Reise zeigte sich auch, dass es nötig ist kontinuierlicher präsent zu sein in Peru, um Ausbildungs- und Beratungsprozesse weiter stärken und unterstützen zu können sowie für die Partnerorganisationen eine zuverlässige Partnerin zu sein. Wir haben entschieden, eine kleine lokale Equipe zu und auszubilden welche zukünftig die Informations-, Ausbildungs- und BeratungsArbeit durchführen kann. So kann ich mich aus dieser direkten Arbeit vor Ort in Peru zurückziehen und mehr Zeit und Energie für die Bildungsarbeit hier in der Schweiz einsetzen. Dank Judith und Jules läuft diese auch wenn ich weg bin, wie u.a. der Bildungstag mit Mitgliedern des Vereins BMI zeigte. Aktiv unterstützen wir die Konzernverantwortungsinitiative (www.kovi.ch). Diese war unser Thema am Ostschweizer Sozialforum im Mai. Erste Sammelaktionen führten wir am nationalen Sammeltag vom Juni in Kriens durch sowie in Zusammenarbeit mit kirchlich Engagierten der Spurgruppe Nid- und Obwalden. 29.6.2015 Erlenweg 6 6010 Kriens Susanna Anderegg, Fachstelle 079 940 20 93 [email protected] www.bergbau-menschen-rechte.ch
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