Predigt: „Solum christum“ – allein Christus

Predigt vom 1. November 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
Predigt: „Solum christum“ – allein Christus
Einleitung zu Gottesdienstbeginn
Vor fast 500 Jahren – genauer: Am Tag vor Allerheiligen 1517 (31. Oktober) – hat Martin Luther
seine 95 Thesen veröffentlicht und sie vermutlich an diesem Tag an die Wittenberger
Schlosskirchentür genagelt. Er war nicht einverstanden mit der Lehre der römisch-katholischen
Kirche, dass eine Erlösung von der Sünde durch einen Ablass in Form einer Geldzahlung möglich
sei. Jesus habe doch Erlösung erwirkt durch seinen Tod am Kreuz, so Luther. Um darüber ein
theologisches Streitgespräch führen zu können, veröffentlichte Luther seine Thesen. Diese Aktion
war der Anfang einer massiven Veränderung in der Kirche: Es bildete sich nebst der bisher alleinigen
Kirche, der römisch-katholischen, eine neue Kirche, die auf Martin Luthers Lehre aufbaute. Luther
reformierte1 die Kirche, er erneuerte sie, es gab eine Umgestaltung. Er hat damals eine entscheidende
Weiche gestellt. Wäre das nie geschehen, sässen wir heute nich da! Wir würden noch immer glauben,
dass wir uns die Erlösung teuer erkaufen und somit eine eigene Leistung dafür erbringen müssten.
Gott sei Dank, dass die Lehre der Gnade ans Licht gekommen ist!
Der 31. Oktober wurde zu einem historischen Datum. In Deutschland ist das ein Feiertag. In der
Schweiz wurde im 19. Jh stattdessen ein Reformationssonntag eingeführt, der sich an jenem Datum
orientiert: für uns ist der erste Sonntag im November der Gedenktag an die Reformation. Deshalb
steht auch bei uns dieser Sonntag im Zeichen der Reformation.
Die 4 „sola“
Wie vorhin gesagt, war zu Martin Luthers Zeit die Erlösung von der Sünde durch den Ablass möglich.
D.h. man konnte Geld zahlen und war dafür von der Sünde und auch von ihrer Strafe befreit. So lehrte
es die römisch-katholische Kirche damals. Dieser Lehre widersprach Martin Luther wehement. Er
formulierte vier Grundsätze:
„Sola gratia“ – allein aus Gnade
Für Luther war klar, dass sich die röm.-kath. Kirche irrte: Gemäss der Bibel können wir durch kein
Geld oder sonstige menschliche Leistung Vergebung erhalten. Er hielt sich an Römer 3,24:
LUT Römer
3:24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch
Christus Jesus geschehen ist.
Gerechtigkeit geschieht nicht, weil wir Menschen eine Forderung erfüllen, sondern weil Gott uns
seine Gerechtigkeit schenkt. Dies tut er „allein aus Gnaden“…
„Sola fide“ – allein durch den Glauben
… und wir erhalten sie „allein aus Glauben“. Auch hier verweist Luther auf den Römerbrief:
LUT
Römer 3:28 So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke,
allein durch den Glauben.
„Sola sciptura“ – allein durch die Schrift
Zu Luthers Zeit gab es die Bibel nur in lateinischer Sprache. Aus dem Volk konnte fast niemand
lateinisch und so konnte die Kirche eigentlich lehren, was sie wollte. Sie konnte beliebige Lehren
neben oder gar über die Bibel stellen. Luther sagte jedoch klipp und klar: Es gilt allein die Schrift!
Alle Lehren müssen sich auf die Schrift abstützen und sich an ihr prüfen lassen. Die Bibel ist die
Norm unseres Glaubens, an ihr richtet sich alles aus, denn sie ist Gottes Wort und nicht ein Wort von
fehlbaren Menschen.
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Reformation (lat. reformatio) = Erneuerung, (geistige) Umgestaltung, Verbesserung. Synonyme für reformieren:
(ab)ändern, abwandeln, anders gestalten, erneuern, modernisieren, neu gestalten, überarbeiten, umformen, umgestalten,
umstellen, umwandeln, verändern. (Duden)
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Predigt vom 1. November 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
„Solum christum“ – allein durch Christus
Luther zeigte mit seiner Lehre auf, dass letztlich die Erlösung von den Sünden und somit das Heil für
unser Leben allein über Jesus Christus führt: Er starb am Kreuz für uns und nahm alle unsere Schuld
auf sich, um uns gerecht zu machen und uns ewiges Leben bei Gott zu schenken.2 Es steht und fällt
also alles an Jesus Christus. Allein Christus! Nichts und niemand sonst, weder der Papst noch eine
menschengemachte Lehre noch unser Geld oder eine sonstige menschliche Leistung – sondern allein
Christus! Er ist das Zentrum, an ihm entscheidet sich alles. Das hat Luther klar gemacht. An Jesus
allein müssen wir uns ausrichten, von Jesus allein können wir Gnade und Errettung erwarten.
Jesus allein
Ich bin so froh, dass Jesus allein genügt! Jesus beschenkt uns, das werden wir später im Abendmahl
erleben. Er hat so viel auf sich genommen, um uns die Gnade schenken zu können. Dies, weil er uns
so sehr liebt, weil er uns so sehr nach Gemeinschaft mit uns sehnt. Er allein gibt uns alles – und er
wünscht sich so sehr, dass wir auch alles allein von ihm nehmen.
Jesus gibt uns Gnade und Erlösung. (Röm 3,24; Kol 1,12-14)
Jesus gibt uns, was wir täglich für unser Leben brauchen. (Mt 7,7)
Jesus hilft uns in Not. (Ps 50,15)
Jesus trägt an unseren Lasten mit. (Mt 11,28; Gal 5,1)
Jesus ist uns nahe und verlässt uns nicht. (Mt 1,233; 28,20)
Jesus nimmt uns an, so wie wir sind, auch wenn vielleicht nicht viel Gutes an uns ist. (Joh 3,16)
Jesus gibt uns Frieden. (Joh 14,27)
Jesus heilt unsere Herzen. (Jes 53,5)
Jesus schenkt uns noch viel mehr.
Dazu zwei Punkte:
1. Eine Frage: Wenn er Dich nun beschenkt: nimmst Du es an? Oder lehnst Du ab, weil Du
von „anderswo“ etwas scheinbar Besseres erhältst? Zwei Konkrete Beispiele: Ist es allein
Jesus, der Dir helfen darf, oder suchst Du in Schwierigkeiten anderswo Hilfe? Oder wenn
Du verletzt wurdest in Deinem Herzen, darf ER Dein Herz heilen oder gehst Du dafür
anderswo hin? Bitte nimm Dir Zeit, „schreite“ Dein Leben mit seinen verschiedenen
Bereichen gründlich ab und prüfe, ob da allein Christus ist. Höre gut auf das Reden des
Heiligen Geistes. Möglicherweise merkst Du, dass Du in Deinem Leben etwas
„reformieren“ musst, d.h. etwas ändern, anders gestalten, erneuern musst. Dann sei mutig im
Treffen von Entscheidungen für Christus.
2. Eine von Herzen gut gemeinde Aufforderung: Nimm Jesu Geschenke an! Lass Dich
beschenken! Sei täglich bereit um von ihm zu empfangen! Geniesse, was er Dir gibt, und
freue Dich täglich aufs Neue über seine Gnade, sein Versorgen, seine Güte, seine Liebe,
seinen Frieden. Nimm allein Christus, fokussiere Dich allein auf Christus. Lass alle(s)
andere(n) beiseite und erwarte, erhoffe, erbitte und empfange alles allein von Christus. ER
ist der Herr, Jesus allein.
Amen.
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Vgl. 2Kor 5,21; 1Petr 2,24; 1Joh 3,5; Jes 53,5; Mt 20,28; Röm 5; 1Kor 15,3; Eph 5,2; Hebr 10,10.14.
Immanuel (Bezeichnung/Name von Jesus) = Gott ist mit uns
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