Wir empfehlen ein NEIN! beim Olympia-Referendum

Hamburg, 20.11.2015
Hamburger WissenschaftlerInnen: Wir empfehlen ein NEIN! beim Olympia-Referendum
Seit der Veröffentlichung des Positionspapiers Hamburger WissenschaftlerInnen vom
13.10.2015 (siehe www.olympiakritik-aus-der-wissenschaft.de) ist uber ein Monat
vergangen. Der Senat hat sich dazu nicht geäußert und ist auch in seinen Veröffentlichungen
nicht auf die formulierten Risiken aus wissenschaftlicher Sicht eingegangen. Stattdessen
werden die Risiken der Olympiabewerbung von den Olympia-BefurworterInnen in der
öffentlichen Diskussion weiterhin nicht kommuniziert, sondern mittels einer höchst
emotionalisierten Kampagne von kritischen Diskussionen abgelenkt. Aus wissenschaftlicher
Sicht sind problematische Kernpunkte des Hamburger Olympiakonzeptes immer noch
ungeklärt. Aus diesem Grund sehen wir uns in unserer Kritik bestätigt und bekräftigen
unsere zentralen Argumente:
- Die Planungsszenarien der Bewerbung beruhen auf unklaren Daten
- Das Beteiligungsverfahren trägt manipulative Zuge
- Olympische Spiele widersprechen der Idee von ökologischer Nachhaltigkeit
- Infrastrukturentwicklung ist zentrale Aufgabe staatlicher Daseinsvorsorge und unabhängig
von Olympischen Spielen
- Olympische Spiele können soziale Verdrängung auf der Elbinsel verstärken
- Ethische Grundlagen mussen berucksichtigt und umgesetzt werden
- Olympische Sicherheits- und Kontrollmaßnahmen schränken Burgerrechte ein
- Olympische Spiele stellen ein unkalkulierbares finanzielles Risiko dar
Wir gehen davon aus, dass diese Punkte auch in der weiteren Bewerbungsphase und ggf.
Umsetzung der Olympiaplanung nicht berucksichtigt werden und die genannten Risiken
Realität werden könnten.
Aus diesen Grunden empfehlen wir den Hamburger BurgerInnen, beim Referendum mit
NEIN zu stimmen.
InitiatorInnen
Dr. Stefanie Baasch (Umweltpsychologin und Geographin, Mitherausgeberin der
Fachzeitschrift „Umweltpsychologie“, Autorin der Studie: „Herstellung von Sicherheit und
Produktion von Kontrollräumen im Kontext von Großevents: Die Fußball-Weltmeisterschaft
2006 in Hamburg“)
Dr. Sybille Bauriedl (Geographin, Autorin der Hamburg-Studie „Spielräume Nachhaltiger
Entwicklung: Die Macht stadtentwicklungspolitischer Diskurse“)
Dennis Pauschinger (Soziologe und EU Stipendiat, promoviert zu globalen
Sicherheitsmaßnahmen bei Sportgroßveranstaltungen am Fallbeispiel WM und Olympia in
Rio de Janeiro)
Dr. Nils Zurawski (Soziologe, Herausgeber von „Anthropology of Security“, Autor der Studie:
„Technische Innovationen und deren gesellschaftliche Auswirkungen im Kontext von
Überwachung“)
UnterzeichnerInnen
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Dickhaut (HafenCity Universität Hamburg, Umweltgerechte Stadtund
Infrastrukturplanung)
Prof. Dr. rer. nat. Udo Dietrich (HafenCity Universität Hamburg, Ressourceneffizienz in
Architektur und Planung)
Prof. Dr. Harry Friebel (Universität Hamburg, Sozialökonomie)
Prof. Dr. Simon Guntner (Hochschule fur Angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät
Wirtschaft und Soziales, Sozialwissenschaften)
GastProf. Dr. Anke Haarmann (Hochschule fur Angewandte Wissenschaften Hamburg,
Kunstlerische Forschung / Designforschung)
Prof. Dr. Jörg Knieling (HafenCity Universität Hamburg, Stadtplanung und
Regionalentwicklung)
Prof. Dr.-Ing. Ralf Otterpohl (Technische Universität Hamburg-Harburg, Institut fur
Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz)
Prof. Dr. Markus Schäffauer (Universität Hamburg, Institut fur Romanistik)
Prof. em. Dr. iur. Sebastian Scheerer (Universität Hamburg, Institut fur Kriminologische
Sozialforschung)
Prof. Dr. Anke Struver (Universität Hamburg, Geographisches Institut)
Dr.-Ing. Manuel Gottschick (Universität Hamburg, Alumnus des Kompetenzzentrums
Nachhaltige Universität)
Dr. Bettina Paul (Universität Hamburg, Institut fur Kriminologische Sozialforschung)
Dr. Martin Sauber (Universität Hamburg, Sozialökonomie)
Dr. Tobias Schmitt (Universität Hamburg, Geographisches Institut)
Dr. Anne Vogelpohl (Universität Hamburg, Geographisches Institut)
Yuca Meubrink, M.A. (HafenCity Universität Hamburg, Stadtethnologie/-ethnografie)
Christian Wickert, Dipl. Soz., MA intern. Kriminologie (Doktorand am Institut fur
Kriminologische Sozialforschung)