Usher Seminar - PRO RETINA Deutschland e. V.

Usher-Seminar
Von Franz Becker. Er ist PRO RETINA-Mitglied aus Kassel und war zum ersten Mal
auf dem Usher-Seminar.
Vom 15. bis 18. Oktober 2015 waren wir vom Arbeitskreis Usher nach Soest bei
Dortmund zu einem Usher-Seminar eingeladen. Das große Thema dieses Seminars
war Sport.
Donnerstag
Die Anreise war für mich sehr unkompliziert und mit nur zwei Stunden ziemlich kurz.
Die meisten anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren wesentlich länger
unterwegs. Teilweise wurden Reisezeiten von bis zu 7 Stunden in Kauf genommen,
nur um zum diesjährigen Usher-Seminar zu kommen. Nach dem Einchecken in die
Zimmer und dem ersten Kaffee ging es dann auch gleich mit der Begrüßung durch
Dirk Moos los.
Den Einstieg in die Veranstaltung machte Dieter Fuchs mit einem fundierten Vortrag
über Refsum, einer Stoffwechselkrankheit die aussieht wie Usher, aber kein Usher
ist. Nach dem Abendessen war noch ein Vortrag von Markus über Rudersport
geplant; leider hat die Technik nicht richtig funktioniert und der Vortrag müsste dann
verschoben werden.
Freitag
Nach dem Frühstück ging es los zu unserem Besuch beim Berufsbildungswerk in
Soest. Dort konnten wir erfahren, wie junge Menschen mit Sehbehinderungen auf
den Einstieg in das Berufsleben vorbereitet werden. Sehr beeindruckend war die
Akribie, mit der der optimale Berufseinstieg für die jungen Menschen individuell
ausgewählt wird. Es werden dort Ausbildungen im Metallbereich, im Bereich
Hauswirtschaft und auch im Büroumfeld angeboten. Wir konnten auch das
Wohnheim besichtigen, das sehr liebevoll eingerichtet war.
Nach dem Mittagessen hörten wir einen Vortrag von Dr. Schliermann
(Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport) zum Thema
Rehabilitation mit Sport. Zwar war der Vortrag sehr theoretisch, aber für praktische
Tipps fehlten die Sportkleidung und die Turnhalle. Das wäre aber mal eine gute Idee
für ein anderes Seminar – Sport for the blinds. Was aber für mich wichtig war: Die
Herren hatten Sportarten vorgeschlagen, die für Blinde und Sehbehinderte geeignet
sind. Ich bekam eine Idee, welchen Sport ich gern probieren würde, denn das Thema
war schon länger aktuell bei mir.
Zum Abendausklang hörten wir den Vortrag von Markus zum Thema Rudern. Fast
hätte ich Lust zum Rudern bekommen, doch ich bleibe bei meiner Idee.
Samstag
Am Samstagmorgen trafen wir Heike Ferber, die uns das Projekt Guide for Blind der
Stadt Soest vorstellte. Geplant war auch eine praktische Erprobung des Programms,
doch leider hat es gerade an diesem Vormittag kräftig und ausdauernd geregnet.
Somit hatten wir uns entschlossen, doch lieber Heikes Ausführungen zu lauschen.
Sie hat den Busguide vorgeführt und gezeigt, wie man ihn als blinder Mensch in
Soest benutzen kann.
Nach der Mittagspause hörten wir einen sehr interessanten Vortrag von Frau Dr.
Mihailovic der Uniklinik Münster zum Thema „RP bei Usher-Syndrom und mehr“.
Vieles war uns schon aus eigener Erfahrung bekannt, doch für mich war einiges
neues dabei, da ich mich nicht wirklich um die Krankheit kümmere. Hoch interessant
und sehr beeindruckend war die Schilderung von Jürgen, der nach zehn Jahren
völliger Blindheit ein subretinales Implantat erhalten hat und sehr deutlich seine
Seheindrücke schilderte. Die Schilderung zeigte aber auch ganz klar die Grenzen der
heutigen Technik auf.
Sonntag
Am Sonntag wurde es noch einmal aktiv. Frau Wüstner-Michels vom der DBSAkademie des Behindertensportbundes in NRW zeigte unter der Überschrift „Sport
als Bewältigungsmöglichkeit“ auf, welche Möglichkeiten es für Blinde und
Sehbehinderte gibt, Sport zu treiben. Wir erfuhren über die Möglichkeiten von RehaSport und haben diese Bewegungsmöglichkeiten auch selbst ausprobiert. Nach dem
vielen Sitzen in den vergangenen Tagen war das eine willkommene Abwechslung.
Alles in allem haben Dirk Moos als Hauptverantwortlicher und Andrea Hellgoth ein
wirklich gutes Seminar abgeliefert. Die Mischung fanden die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer sehr gelungen, nur hatten wir leider mit dem Wetter Pech gehabt.
Dirk hat in der obligatorischen Schlussrunde eines jeden Seminars schon angedroht,
dass er das nächste Seminar auch vorbereiten würde. Ich freue mich drauf.