ForscherInnen über die Schulter schauen ALEXANDER MARINGER © Herfried Marek Täglich grüßt das Murmeltier Im Gesäuse ist südlich der Enns eine kleine Murmeltierpopulation zu finden. Sie geht auf eine Wiederansiedlung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. F Wie sich herausstellt, liegen die besten Beobachtungsplätze gleich neben dem markierten Wanderweg zur Hesshütte. So manche Wandererin und so mancher Wanderer gehen auf dem Weg zum Gipfel an Julia vorbei, ohne dass ihr oder ihm bewusst wird, dass sich keine 20 Meter entfernt ein Murmeltier „sonnt“. Warum sich die Tiere ausgestreckt auf einen besonnten Felsblock legen, obwohl sie sonst die Hitze meiden, hat die Wissenschaft längst geklärt: Murmeltiere versuchen so, lästige Hautparasiten loszuwerden, während der Stein unter ihnen kühl ist und der Temperaturregulation dient. Plötzlich ist es aber aus mit der Ruhe! Mit der nächsten Gruppe Wanderer kommt ein Hund mit. Auch wenn er angeleint neben seinem Herrchen läuft, sind die Murmeltiere alarmiert: Schrille Pfiffe hallen durch das Tal. Ganz gemächlich läuft ein Bär, das männliche Oberhaupt der Familie, zu einem Schlupfloch und verschwindet im Bau. Ausdauernd pfeift ein Jungtier vom Felsblock herunter, als wollte es den Hund vertreiben. Nach ein paar Minuten ist die potentielle Gefahr außer Sichtweite und die Situation beruhigt sich wieder. Jetzt kommt Bewegung in das Revier und Murmeltiere verschiedenen Alters tummeln sich vor den Bauen. Während die jungen Murmeltiere, auch Affen genannt, vor den Bauen spielen und raufen, ist der Rest der Familie emsig auf der Suche nach Fressbarem. Es ist auch dringend notwendig, dass die Tiere genug Zeit haben sich einen Speck anzufressen, um die lange Phase des Winterschlafs im Gesäuse überstehen zu können. Im Gebiet hat Julia dieses Jahr 26 Murmeltierreviere eingehend beobachtet. Ein Vergleich der Daten aus dem Jahr 2005 zeigt, dass der Bestand wahrscheinlich aufgrund des strengen Winters 2011/2012 gelitten hat, aber der beobachtete Nachwuchs noch keinen Anlass zur Sorge gibt. © Alexander Maringer © Alexander Maringer © Julia Hochreiter rüh am Morgen macht sich Julia Hochreiter auf zu „ihren“ Murmeltieren. Die BOKU-Studentin und Praktikantin des Nationalparks Gesäuse nahm im Sommer und Herbst 2013 die Murmeltierpopulation unter die Lupe. Regelmäßige Bestandszählungen gehören zu den Aufgaben der Nationalparkforschung und dabei wird Julia heuer mithelfen. „Ich benötige für mein Masterstudium Praktikumsstunden und habe hier die Möglichkeit für eine spannende Freilandarbeit gefunden, bei der ich praktische Erfahrung sammeln kann“, sagt sie. Dann blickt sie wieder durch ihr Fernglas, damit ihr ja keines der Murmeltiere entgeht. Unterstützt wird die Studentin von Revierjäger Christian Hintsteiner, Förster Karl Platzer und dem wissenschaftlichen Team des Nationalparks Gesäuse. Sie kennen die Murmeltierbaue aus den vergangenen Jahren und teilen ihr Wissen mit der Studentin. Nimmt man sich genügend Zeit, kann man aus nächster Nähe den Murmeltieren bei der Futtersuche zusehen. Praktikantin Julia liegt mit dem Spektiv „auf der Lauer“. Winter 2013 | Im Gseis 17
© Copyright 2024 ExpyDoc