2.3.3.2 Konjunkturtheorien als Erklärungsansatz für Konjunkturschwankungen VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE Klasse: __________ © SEI Datum: ___________ Thema: Konjunkturtheorien Überblick über die Konjunkturtheorien 1. 2. 3. 4. Endogene und exogene Theorien Rein monetäre Konjunkturtheorie Überinvestitionstheorie Unterkonsumtionstheorie Alle Konjunkturtheorien erklären Konjunkturschwankungen durch ein Auseinanderklaffen zwischen Produktionskapazität und Nachfrage. Das Schaukelstuhlbeispiel Wir vergleichen das Wirtschaftssystem mit einem Schaukelstuhl. Die Konstruktion des Schaukelstuhls schafft die Voraussetzung dafür, dass der Stuhl überhaupt schwingen und nicht nur feststehen kann wie ein gewöhnlicher Stuhl. Damit der Stuhl aber schwingt, bedarf es eines Anstoßes von außen. Die Art der Schwingungen wird von der Konstruktion des Schaukelstuhls bestimmt. Die Konstruktion ist eine endogene Ursache für die Schwingungen. Die zur Schwingbewegung notwendigen Anstöße von außen entsprechen den exogenen Faktoren. Endogene Konjunkturtheorien Endogene Konjunkturtheorien sehen die Ursache der konjunkturellen Schwankungen im Wirtschaftssystem selbst. Sie versuchen nachzuweisen, dass die Konstruktion der Marktwirtschaft so beschaffen ist, dass die Antriebskräfte des Aufschwungs notwendigerweise in den Boom, dann in den Abschwung und schließlich in die Depression führen. Auf eine Depression folgt zwangsläufig wieder der Aufschwung. Exogene Konjunkturtheorien Exogene Konjunkturtheorien sehen die Ursachen konjunktureller Schwankungen in Anstößen von außen: Änderungen der Bevölkerung, Naturkatastrophen (Erdbeben, Überschwemmungen usw.), Missernten, Streiks, Gebietsabtretungen, Kriege, technische Neuerungen, psychologische Faktoren wie Optimismus und Pessimismus der Unternehmer. Rein monetäre Konjunkturtheorie · Die rein monetäre Konjunkturtheorie erklärt den Konjunkturzyklus aus Veränderungen im Geldstrom. Nichtmonetäre Faktoren wie Kriege, Erdbeben, Streiks, Missernten spielen eine untergeordnete Rolle und führen höchstens Teildepressionen in einigen Wirtschaftsbereichen herbei. Unausgenutzte Produktionskapazitäten und Arbeitslosigkeit in allen Wirtschaftsbereichen werden immer von monetären Faktoren hervorgerufen. · Der Aufschwung wird durch Kreditexpansion erreicht. Das Hauptinstrument ist die Senkung des Leitzinses. Die Wirtschaft wird damit zu einer Erhöhung der Kreditaufnahme veranlasst. Der Abschwung beginnt dann, wenn die Kreditexpansion aufhört. Überinvestitionstheorie Die Überinvestitionstheorie sieht die Ursache für die Depression darin, dass die Kapitalgüterindustrie im Vergleich zur Konsumgüterindustrie überentwickelt ist. Das Ungleichgewicht hat sich im Aufschwung entwickelt. · Die Entstehung der Überinvestition in der Investitionsgüterindustrie kann mit dem Akzeleratorprinzip erklärt werden: 1 · 2.3.3.2 Konjunkturtheorien als Erklärungsansatz für Konjunkturschwankungen Die Kapazitäten sind zunächst ausgelastet. Bei steigender Konsumgüternachfrage sind Neuinvestitionen nötig, um die Konsumgüter produzieren zu können. Es werden überdurchschnittlich hohe Investitionen getätigt. Diese Investitionen regen wiederum den Konsum an. Steigt die Konsumgüternachfrage eines Tages nicht weiter, dann sind die Kapazitäten der Investitionsgüterindustrie zu groß und nicht mehr ausgelastet. Zur Auslastung müsste die Konsumgüternachfrage ständig wachsen. · In der Überinvestitionstheorie ist die Veränderung der Nachfrage nach Konsumgütern die Krisenursache. Die Veränderung der Konsumgüternachfrage führt auf Grund der Wirkung des Akzeleratorprinzips zu Überinvestitionen in der Investitionsgüterindustrie. · Andere Vertreter der Überinvestitionstheorie beziehen monetäre Ursachen in die Betrachtung mit ein. Danach beginnt der Aufschwung mit einer Geld- und Kreditschöpfung. Das vergrößerte Geldangebot führt zu einer Zinssenkung, d. h. zu einer Verbilligung der Kredite. Dadurch nimmt die Investitionstätigkeit zu. Der Abschwung setzt dann ein, wenn das Bankensystem nicht mehr in der Lage bzw. gewillt ist, die Kreditexpansion fortzusetzen. Unterkonsumtionstheorie · Die Unterkonsumtionstheorie erklärt in erster Linie den Abschwung. Dieser wird dadurch verursacht, dass ein zu großer Teil des laufenden Einkommens gespart wird. Die Nachfrage nach Krediten ist kleiner als die Ersparnisse. Dadurch entsteht ein Nachfragedefizit, das zur Deflation führt. Die gleiche Wirkung tritt ein, wenn Geld gehortet wird und deshalb nicht zu Investitionen genutzt werden kann. · Wenn im Aufschwung die Löhne nicht in ausreichendem Maße steigen, dann entstehen daraus bei den Unternehmern überproportional steigende Gewinne. Die überproportional gestiegenen Gewinne führen bei den Unternehmern zu übermäßigen Investitionen. Die Investitionsgüterindustrie entwickelt sich im Verhältnis zur Konsumgüterindustrie zu stark. Zusammenfassung der Theorien Endogene und exogene Theorien Endogene Theorien erklären die Konjunktur aus dem System selbst heraus. Exogene Theorien beziehen Einflüsse von außen ein. Rein monetäre Theorie Ursache für den Konjunkturzyklus sind ausschließlich Veränderungen im Geldstrom. Der Aufschwung beginnt durch Kreditexpansion. Überinvestitionstheorie Die Ursache für die Depression liegt darin, dass die Investitionsgüterindustrie im Verhältnis zur Konsumgüterindustrie überentwickelt ist. Der Abschwung beginnt dann, wenn die Kreditexpansion aufhört. Das Ungleichgewicht hat sich im Aufschwung entwickelt. Unterkonsumtionstheorie Der Abschwung wird dadurch verursacht, dass ein zu großer Teil des laufenden Einkommens gespart wird. Die Nachfrage nach Krediten ist kleiner als die Summe aller Ersparnisse. Eine Erklärung alleine reicht nicht aus, um die Konjunktur vollständig zu erklären. Dies gelingt nur, wenn man alle Theorien mit einbezieht. Zu guter Letzt bilden auch die Kondratieff-Wellen einen Erklärungsansatz. 2
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