Colloquium Dienstag 12. April 2016, 17:00 Uhr Kl. Saal, MPI für Bildungsforschung PD Dr. Sandra Maß, Georg-Eckert-Institut, Braunschweig Amor nummi. Gefühle in der monetären Erziehung des 18. und 19. Jahrhunderts Die britische Schriftstellerin Harriet Martineau beschrieb 1877 in ihren autobiographischen Erinnerungen, wie sie als sehr junges Mädchen die Liebe zum Geld entdeckte und angesichts der ersten Münzen buchstäblich ins Schwanken geriet, auch wenn sie sich rückblickend schnell ihrer Selbstkontrolle versicherte. Die schwindelerregenden Effekte des Geldes wurden sowohl in den pädagogischen und ökonomischen Texten als auch in der Kinderund Jugendliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts zu einem vieldiskutierten Problem. Die mit dem Geld verbundenen Gefühlszustände von Kindern und Heranwachsenden galt es angesichts der verschiedenen gesellschaftlichen und ökonomischen Ansprüche zu moderieren. Der Vortrag betrachtet die Debatten über monetäre Erziehung als einen Versuch, angenommene Geldleidenschaften zu kontrollieren und produktiv zu machen. Vorliegende Kindheitserinnerungen aus dem 19. Jahrhundert sprechen jedoch partiell eine andere Sprache. Sandra Maß ist stellvertretende Direktorin des Georg-Eckert-Instituts. Sie studierte Geschichte und Soziologie an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte 2004 am Europäischen Hochschulinstitut Florenz mit einer Untersuchung zur Geschichte kolonialer Männlichkeit in Deutschland. Von 2004 bis 2011 war sie wissenschaftliche Assistentin am Arbeitsbereich Historische Politikforschung der Universität Bielefeld, wo sie 2014 mit der Untersuchung „Kinderstube des Kapitalismus? Monetäre Erziehung im 18. und 19. Jahrhundert“ habilitierte. Zuletzt war sie 2015 als Lehrstuhlvertretung „Internationale Geschichte“ an der Universität zu Köln tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die westeuropäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die Kulturgeschichte des Ökonomischen, die Geschichte der Kindheit und die europäische Kolonialgeschichte. Seit 2007 ist Sandra Maß Mitherausgeberin von „L’Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft“, seit 2015 ist sie Mitherausgeberin der Reihe „Eckert. Expertise“ und vom „Journal of Educational Media, Memory and Society“. Adresse: MPI für Bildungsforschung, Lentzeallee 94, 14195 Berlin http://www.mpib-berlin.mpg.de U-Bahn: Breitenbach Platz (U3), Bus 282 or 101
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