Burnout - Schlafstörungen als Ursache verantwortlich

Burnout – Schlafstörung als Ursache verantwortlich
Viele Untersuchungen und Studien haben ergeben, dass Stress zu Schlafstörungen und
Burnout führt. Es mehren sich jedoch Hinweise, dass Schlafstörungen zunehmend
weniger als Folge von Stress, sondern häufiger auch als dessen Ursache einzustufen
sind: Schlechter Schlaf führt zu Burnout – nicht umgekehrt. Unter teleologischer Sicht
ist Burnout eine Schutzmaßnahme der Natur, die den Organismus davor schützt, am
Tag mehr zu leisten als ihm an Energie zur Verfügung steht. Nur wenn die
Energiespeicher nachts ausreichend aufgefüllt werden, ist man am Tag wieder
leistungsbereit. Bei schlechtem Schlaf aber fehlt diese nächtliche Regeneration – und
die Gefahr eines Burnouts wächst.
Schon lange ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine verminderte Schlafqualität zu
eingeschränkter Stimmung und reduzierter Leistungsfähigkeit führt. Neben Müdigkeit und
depressiver Symptomatik sind auch Fehlentscheidungen und mangelnde Gedächtnisleistung
das Ergebnis eines schlechten Schlafs. Demzufolge führt der gestörte Schlaf zu einer
eingeschränkten Belastbarkeit und damit bei gleichbleibender Belastung zu einem
vermehrten Stessempfinden. Prof. Matthew Walker von der Universität Kalifornien hat
kürzlich die Auswirkungen von Schlaf auf die emotionalen Hirnfunktionen sehr umfassend
beschrieben (Annu Rev Clin Psychol. 2014;10:679-708). Demnach behindert ein gestörter
Schlaf die Kommunikation verschiedener Gehirnareale (z.B. Mandelkern und Frontallappen),
sodass Emotionen nicht mehr angemessen verarbeitet werden und es deshalb zu einer
psychiatrischen Symptomatik kommen kann.
Ursache und Wirkung
Stressforscher in der Abteilung von Prof. Torbjörn Åkerstedts am Karolinska-Institut sind zu
dem Schluss gekommen, dass Stress eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für
ein Burnout ist. Erst wenn gleichzeitig auch Schlafstörungen vorliegen, kann sich ein
Burnout manifestieren. So kommt es vielfach vor, dass Menschen, die unter viel Stress
leiden, objektiv sogar weniger Herausforderungen haben, als Menschen, die enorm viel
leisten und sich dabei wohl fühlen. Bei Letzteren fällt auf, dass sie häufig eine hohe
Schlafbegabung haben und nachts erholsam schlafen können. Sie tanken ihre
Energiespeicher vollständig auf und weisen am Tage eine hohe Belastbarkeit auf.
Wenig bekannte Facetten für einen erholsamen Schlaf
Die moderne Schlafwissenschaft hat mittlerweile zahlreiche Schlafhemmnisse ausmachen
können, die einem erholsamen Schlaf entgegenstehen können. Viele dieser Erkenntnisse sind
aber noch nicht allgemein bekannt, sodass die Gefahr besteht, stattdessen den Stress als
Ursache der Schlafstörung anzusehen. Zu den häufigen Schlafhemmnissen gehören
paradoxerweise Medikamente, die selten zu Schlafstörungen führen. Dies liegt darin
begründet, dass Medikamente mit hohem Insomniepotential bei Schlafstörungen als solche
erkannt werden, Medikamente mit seltener Auswirkung auf den Schlaf aber auch nur selten
als Ursache für die Beschwerden in Betracht gezogen werden. Gerade diese sind aber weit
verbreitet (z.B. Thiazide, NSAR und manche Statine).
Andere Facetten sind etwa Mikronährstoffe, die direkt im Schlafzentrum andocken oder als
Bausteine für schlafrelevante Überträgerstoffe im Gehirn dienen. Durch Stress, Krankheiten
oder Ernährungsgewohnheiten liegen sie oft nur noch in unzureichender Konzentration vor.
Weitere Gründe für ein nächtliches Wachliegen können Hormonungleichgewichte, versteckte
Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder ein verstärkter Nasenzyklus sein. Auch eine
vermehrte nächtliche Atemarbeit ist eine mögliche Ursache, die in abgestufter Ausprägung
sogar relativ häufig vorkommt. Das trifft auch für Menschen mit Schlafapnoe zu, wenn sie
nicht mit einer ausreichend druckstabilen Atemhilfe behandelt werden.
Schlaf als Resilienzfaktor
Die WHO hat den Stress als die größte Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts angeprangert.
In diesem Zusammenhang ist aber noch viel zu wenig bekannt, dass schlechter Schlaf einen
der wichtigsten Stressfaktoren darstellt. Wenn ein gestörter Schlaf selbst zum Stress wird und
damit die Regeneration beeinträchtigt ist, dann kommt es zu einem Ungleichgewicht von
Leistung und Ressource. Genau in diesem Ungleichgewicht sehen moderne Stress- und
Burnout-Forscher die Wurzeln des Übels.
Dr. med. Stephan Rüller
sleepingpower | Dr. Stephan Rüller und Susanne Greve GbR
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