Bor – ein wichtiges Spurenelement - Obst - Wein

GARTENBAU
Bor – ein wichtiges Spurenelement
Ing. Stephan Waska
P
flanzen benötigen für ihre
Entwicklung eine Reihe von
Nährstoffen, die meist durch
die Wurzel oder über das Blatt
aufgenommen werden. Die
Massennährstoffe wie Kohlendioxyd, Sauerstoff und Wasser
stehen üblicherweise ausreichend zur Verfügung. Sie sind
für bis zu 90% der pflanzlichen
Substanz zuständig.
Zusätzlich zu diesen Massennährstoffen sind für das Wachstum Hauptnährstoffe und Spurenelemente notwendig.
Als Hauptnährstoffe (Makroelemente) gelten Stickstoff,
Phosphor, Kalium, Kalzium und
Magnesium, die den Pflanzen
aus organischer und mineralischer Düngung zugeführt werden. Zu den ebenfalls für den
Pflanzenaufbau wichtigen Spurenelementen (Mikroelemente)
zählen Bor, Eisen, Schwefel, Zink,
Mangan, Kupfer und Molybdän.
Manche Pflanzenarten brauchen noch zusätzlich Natrium,
Chlor, Aluminium, Silizium und
Kobalt sowie weitere noch
nicht ganz erforschte Elemente.
Die einzelnen Nährstoffe haben
eine Reihe von speziellen Funktionen in der Pflanzenentwicklung und können kaum von anderen Elementen ersetzt werden.
Die Makro- und Mikroelemente werden von den Wurzeln aus
dem Boden aufgenommen und
in der Pflanze zum Aufbau und
Wachstum verarbeitet. Nur geringe Mengen können direkt
über das Blatt (Blattdüngung)
aufgenommen werden.
Je nach Bodenart sind diese
Elemente mehr oder minder
stark vorhanden. Manche sind
rasch flüchtig durch das gesamte Bodenleben (z. B. Stickstoff),
manche werden von Niederschlägen leicht ausgewaschen
und ein Teil ist immer festgelegt
und muss erst durch chemische
Prozesse im Boden pflanzenverfügbar gemacht werden.
Durch eine Bodenuntersuchung
kann festgestellt werden, wel-
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cher Nährstoff fehlt und den
Pflanzen wieder zugeführt werden muss. Der Mangel an einem
einzigen Nährstoff kann die
Entwicklung einer Pflanze so
stören, dass es zu Fehlwuchs
oder Ernteausfall führen kann.
Eines von den wichtigen Spurenelementen ist BOR. Ein Mangel an Bor kann verschiedenste
Schäden an Pflanzen hervorrufen. Obwohl Bor nur in einer
unvorstellbar kleinen Menge im
Boden vorhanden sein muss,
führt eine Unterversorgung zu
Wuchsdepressionen, fehlerhafte Früchte im Obst-, Wein und
Gemüsebau, aber auch im Feldbau. In einem Kilo Boden sollte
1 bis 2 Milligramm Bor enthalten sein, ist hingegen zu viel Bor
vorhanden, führt dies ebenfalls
zu Wuchsveränderungen.
Bor wird durch Niederschläge
in leichteren Böden rasch ausgewaschen und muss daher fast
jährlich nachgedüngt werden.
Bei schwereren, lehmigen Böden wird es nicht so leicht in
tiefere Bodenschichten verlagert.
Am häufigsten tritt Bormangel bei Roten Rüben und Sellerie schädigend auf. Bei den Roten Rüben führt der Mangel an
Bor zu äußeren Rissen am Rübenkörper, es entsteht schwarz
verfärbtes Gewebe oder faserige, schwarze Geweberinge mit
krebsartigen Missbildungen.
ende verändert sich zu abgestorbenem Gewebe, die jüngsten Blätter sterben Herzfäuleähnlich ab. Die verschiedenen
Selleriesorten reagieren auf Bormangel unterschiedlich stark.
gelbliche Köpfe gebildet. Die älteren Blätter werden vorzeitig
gelb und fallen ab. Bei Sprossenkohl schließen sich die Röschen nicht und die Triebspitzen
sterben ab.
Auch Karfiol und Brokkoli
zeigen ähnliche Symptome. Das
erste sichtbare Zeichen des
Bormangels sind ein Rollen der
sehr spröden und brüchigen
Blätter. Auf Blattstängeln und
Strunk entstehen narbenähnliche Erhebungen. Oftmals bildet
sich gar kein Kopf aus. Bei der
Kopfbildung wachsen ungleichmäßig Röschen heraus, sie werden braun und einzelne Blättchen wachsen durch.
Anders sieht der Mangel bei
Gurken aus. Junge Blätter sind
klein, eingerollt und sterben gemeinsam mit der Triebspitze
ab. Die älteren Blätter sind tassenförmig aufgebogen, spröde
und gelblich gefleckt. Das
Wachstum der Gurke ist durch
kurzen Abstand der Blattstiele
insgesamt gestaucht.
Beim Schnitt der Köpfe findet man hohle, gebräunte Stängel. Karfiol- oder Brokkolipflanzen mit Mangelsymptomen
können durchaus einzeln zwischen gesunden Pflanzen stehen. Dies zeigt die ungleichmäßige Verteilung des Spurenelementes Bor im Boden.
Der Romanesco-Karfiol hat schon durch seine
ungleichen Knospentriebe den Befall gezeigt
Bormangel bei Karotten
Die Herzblätter sterben unter
Braunverfärbung ab.
Bei Sellerie werden die Blattstiele rissig und brüchig, die
Blätter bekommen rötlichbraune Verfärbungen. In den Knollen
entstehen mehr oder weniger
große gelbe bis braune Hohlräume. Schließlich entsteht
Herz- und Trockenfäule. Das Kopf-
Herzfäule – hier bei Rüben – ist die
Ursache von Bormangel
Wenn auf leichten Böden
wachsende Karotten mit einem aufgeplatzten Körper geerntet werden, ist das ebenfalls
Bormangel. Bei schweren Böden
kann es allerdings auch durch
erhöhte Feuchtigkeit des Bodens verursacht werden. Sich
von gelb auf rötlich verfärbende
junge Blättchen der Karotte
greift dann auch auf ältere Blätter über.
Bormangel – Symptome bei Karfiol
Ein fast gleiches Schadbild
wie Bormangel kann aber auch
Frosteinwirkung auf die Jungpflanze ergeben. Dabei ist aber
keine Hohlstängeligkeit feststellbar!
Alle Krautarten haben bei
Bormangel ebenfalls hohle Stängel, die Kopfbildung bleibt zurück und es werden nur kleine,
OBST – WEIN – GARTEN · Ausgabe Nr. 11 / 2015
Das Bormangel-Schadbild bei
Erdäpfeln ist schon im Frühsommer an den Blättern erkennbar. Die Pflanze wächst getaucht, d. h. die Blätter sitzen
dicht an dicht an den Stängeln.
Durch vermehrte Seitentriebbildung haben die Pflanzen ein
gedrungen buschiges Aussehen.
Die jungen Blätter sind schiffchenförmig zusammengerollt,
dick und brüchig. Bei der Ernte
haben die Knollen Risse und im
Knolleninneren Hohlstellen mit
schwarzem Gewebe. Die Schalen der dunkler gefärbten Knollensind rau und korkig.
Im Obstbau kann ein stärkerer Blattlausbefall auch auf Bormangel hinweisen.