SIMBACH Polizeihaltung, kubanische Schritte und Hüftschwung Donnerstag, 23. April 2015 Nummer 93 / Seite 25 Karin Lang und ihr Lebensgefährte Christian Schmitzberger geben regelmäßig Salsa-Kurse im Lokschuppen – Ein Tanz, der das Inntal erobert Von Carolin Federl Simbach. Das Lady-Solo und ich sind nicht gleich auf Anhieb Freunde geworden. Eins, zwei, drei, Pause: Der Grundschritt wird für die Frau mit dem rechten Fuß nach hinten getanzt. Auf fünf, sechs, sieben, Pause soll die Drehung der Dame folgen, dann wieder der Grundschritt mit dem rechten Fuß. Dumm nur, dass ich andauernd mit dem linken Fuß weitertanzen will. Immer das gleiche Problem mit mir, als Linkshänderin: Die linke Körperhälfte versucht stets instinktiv die Führung zu übernehmen. Die muss ich allerdings jetzt meinem Tanzpartner Christian Feldmaier-Riedinger überlassen. Das Geräusch von Rasseln gibt den Takt vor. 18 Paar Füße bewegen sich in kleinen Schritten dazu. Eins, zwei, drei, Pause, fünf, sechs, sieben Pause, wird der vier Vierteltakt mitgezählt. Lieder mit kubanischen Rhythmen schallen aus der Musikanlage im Lokschuppen. Leichtes Karibik-Feeling kommt auf. Frauen in Highheels oder Tanzschuhen – die meisten bekleidet mit Jeans, selten mit Röcken – lassen ihre Hüften schwingen. Die Paare tanzen mit geschmeidigen Bewegungen über den grauen Betonboden. Eine knisternde Spannung zwischen den Frauen und Männern ist spürbar. An diesem Mittwochabend heißt es wieder „Alles Salsa“ im Lokschuppen. Regelmäßig geben hier die 37-jährige Karin Lang aus Amsham und ihr Lebensgefährte Christian Schmitzberger (44) aus Braunau Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene. Seit ihrem 14. Lebensjahr tanzt die Bankangestellte Karin Lang schon gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Barbara, Standard und Latein, seit sieben Jahren nun auch Salsa. „Eines Tages kam in mir der Wunsch hoch, mich als Frau besser kennen zu lernen und mich als Frau zu bewegen. Das war mein innerer Antrieb, Salsa zu lernen“, sagt sie. Innerhalb eines Jahres perfektionierte sie ihre Kunst, seither unterrich- Salsa-Tanzen ist im Rott- und Inntal zurzeit sehr beliebt. Nicht selten entstehen durch den Kurs feste Partnerschaften, Ehepaare oder „Salsa-Nachwuchs“. − Fotos: Federl Starrer Blick, volle Konzentration: Am Ende habe ich mich aber doch nicht schlecht angestellt. tet sie. An diesem Abend auch mich. Doch zuerst habe ich noch Schonfrist und darf bei den Fortgeschrittenen zusehen. Christian drückt den StartKnopf an der Musikanlage. Die neun Paare gehen in Tanzhaltung. Auch die beiden Lehrer begeben sich in Position. Der mittelgroße Mann mit der Glatze, dem grauen KOMPAKT Freibad-Saison in Braunau startet am Maifeiertag Braunau. Das Sport- und Erlebnisfreibad der Stadt startet am Freitag, 1. Mai, in die neue Saison. Bis 16. August ist das Bad täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet, danach bis 6. September von 9 bis 19 Uhr. Es gibt verschiedene Schwimmund Badebereiche mit einer Gesamtwasserfläche von 2408 Quadratmetern. Besondere Attraktionen sind der Erlebnisbereich mit zwei Rutschen, Strömungskanal und Unterwassersprudelliegen, das Sprungbecken mit Trampolin und die Kinderzone. Beheizt werden die Becken mit Geothermie- und Solarenergie. Auf den Liegeflächen spenden Kastanienbäume Schatten. Sportbegeisterte können sich auf zwei Beachvolleyballplätzen oder beim Beachsoccer austoben. Die Sauna ist bis 6. August täglich geöffnet, ab 6. Juli nur noch donnerstags. Das Hallenbad macht von 1. Mai bis 13. September Sommerpause. − red Großer Georgiritt mit weiteren Attraktionen Burgkirchen. In St. Georgen (OÖ) steht eine kleine Filialkirche mit einem kunsthistorisch sehr wertvollen Hochaltar von Martin Zürn, der den heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen zeigt. Ihm zu Ehren werden zahlreiche Georgiritte abgehalten. Einer der größten in Österreich findet alle fünf Jahre in Burgkirchen statt. Am Sonntag, 26 April, ist es wieder soweit. Dem Georgirittverein Burgkirchen ist es wieder gelungen, an die 250 Pferde und 40 Festwägen in den Ort zu bringen. Man kann auch Teilnehmer in historischen Kostümen und erstmals alte Maschinen und Werkzeuge der Heuernte von einst sehen. Nach dem Festzug wird der Heumadertanz aufgeführt. Mutige Reiter können sich beim „Kranzlstechen“ messen. Beginn ist um 13.30 Uhr. Es sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Burgkirchen erreicht man über die Bundesstraße von Braunau nach Mattighofen. − red Simbach: Redaktion: 콯 0 85 71/60 57 21 Fax: 60 57 26, E-Mail: [email protected] Geschäftsstelle/Anzeigen: 콯 6 05 70 − Fax: 60 57 25 Öffnungszeiten: Mo. bis Do. 8.30−12.30 u. 13.30−17 Uhr, Fr. 8.30−13.30 Uhr Shirt und dem Tattoo am rechten Ellenbogen schnappt sich seine Karin, eine schlanke blonde Frau in smaragdgrünen Hosen und silbernen Tanzschuhen. Eng steht sie in seinen Armen. Die Salsa ist ein körperbetonter Tanz. Viel Nähe zwischen den Partnern, viele Hüftschwünge – bei Männern und Frauen. Eine Zeit lang üben sie getrennt. Karin Lang zeigt den Damen den „Lady-Style“: Ein „Arschwackler“, in Form einer Acht. „Den könnt ihr immer einsetzen, denkt euch nichts dabei, dafür haben wir Frauen ihn ja. Salsa ist Freiheit“, räumt Karin Lang die Hemmungen ihrer Schülerinnen aus. Danach werden verschiedene Figuren wiederholt. Seltsam klingende Begrifflichkeiten wie „He goes, she goes“, „Kubanischer Schritt“, oder „Polizeihaltung“ dringen an mein Ohr. Erste kleine Bedenken kommen auf, ob ich mich gleich im Anfängerkurs nicht zu blöd anstelle. Auf der Tanzfläche bei den anderen sieht es eigent- lich ganz leicht aus. Nur vereinzelt blicke ich in angespannt-konzentrierte Gesichter, die meisten strahlen Spaß und Begeisterung aus. „Ein berühmter Salsa-Musiker sagte einmal, Salsa ist kein Tanz, es ist ein Konzept. Ich finde, neben einem Konzept ist es vor allem eines: eine Lebenseinstellung“, sagt Karin Lang. Beeindruckend findet sie, wie beliebt der Tanz im Rottund Inntal ist. Aktuell unterrichtet sie rund 65 Schüler. Im wöchentlichen Salsa-Club, dem man nach den Kursen beitreten kann, sind es noch mehr. Häufig kommt es vor, dass sich bei ihren Kursen im Lokschuppen auch Beziehungen bilden. „Ein Paar lernte sich hier kennen und heiratet heuer. Ein anderes erwartet das erste ,Salsa-Baby‘“, berichtet die 37-Jährige. Nun bin ich selbst an der Reihe. Der Anfängerkurs startet. Im Gegensatz zu mir haben die Paare hier schon ihre vierte Stunde hinter sich. Karin und Christian zeigen mir zuerst abseits der Gruppe die Grundschritte: Der L.A.- Bei ihrem Kennenlernen tanzte Christian Schmitzberger keinen Schritt, heute unterrichtet er zusammen mit Karin Lang Salsa. Grundschritt ist eine VorwärtsRückwärts-Bewegung, der Mambo-Schritt geht seitlich und beim kubanischen Schritt öffnen die Paare ihre Tanzhaltung und bewegen sich seitlich auseinander wie die Flügel eines Schmetterlings: gar nicht so schwer. Nach zehn Minuten ist mein Super-Crash-Kurs beendet. Karin Lang stellt mir den 45-jährigen Christian FeldmaierRiedinger zur Seite. Mit ihm zusammen soll ich nun einfach loslegen. „Because the night belongs to lovers“ von Patti Smith ist das Lied, auf das wir tanzen. Mit Partner, stelle ich fest, geht es gleich noch ein Stück leichter. Minimalistische Bewegungen, ein leichter Druck der männlichen Führungshand zeigen mir an, wann er vom Grund- in den Mambo-Schritt wechseln will. Ein leichtes Heben der Hand bedeutet: Lady-Solo. Und siehe da: Gegen Ende der Tanzstunde, habe ich sogar das drauf: Eins zwei, drei, Grundschritt, fünf, sechs, sieben, Drehung. Was ist Salsa? 쑺 Die Salsa ist ein lateinamerikanischer Tanz. 쑺Frei übersetzt heißt es „Soße“. 쑺 Sie kann als eine Fusion von alten europäischen Hoftänzen, afrikanischen Rhythmen und dem amerikanischen Big Band Jazz gesehen werden. 쑺 Umstritten ist, in welchem Land die Salsa ihren Ursprung hat. Der Begriff Salsa für diese Art von Musik – und das ist unstrittig – entstand Ende der 60er Jahre in New York. 쑺 Salsa ist ein Mix aus allen kubanischen Rhythmen: Mambo, ChaChaCha, Rumba, Son und wird im 4/4-Takt getanzt. 쑺 Die nächsten Kurse: Einsteiger starten wieder am Mittwoch, 6. Mai um 19.30 Uhr im Lokschuppen, Fortgeschrittene ab 20.45 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter www.tanzschule-lang.com Forscher im Einsatz: Gibt der Schlossberg weitere Rätsel frei? Burgfreunde zu Julbach haben auch in diesem Jahr einiges vor Dr. Armin Rauen (li.) und der Archäologiebeauftragte der Burgfreunde, Rudi Spielmannleitner, gaben die Strecken vor, an denen der Untergrund sondiert werden sollte. Dort wurden die sensiblen Messgeräte in Stellung gebracht. − Foto: Jäger Von Alfons Jäger Julbach. Die „Burgfreunde zu Julbach“ sind auch in diesem Jahr den Geheimnissen des Schlossbergs auf der Spur. Aufräumarbeiten sollen es den Besuchern erleichtern, die Freistätte oben am Berg aufzusuchen. Wie jedes Jahr haben Mitglieder unter der Leitung von 2. Vorstand Wolf-Dieter Hergeth den „Wald gefegt“ – könnte man fast meinen. In einer Aktion wurde den ganzen Samstag lang ordentlich gewerkelt. Der Weg zum Schlossberg wurde wieder glatt und leichter begehbar gemacht, nachdem Regenfälle ihre Spuren „eingegraben“ hatten. Einige Baumwurzeln waren zu beseitigen. Für Besucher wurden zwei Bänke aufgestellt, um während des Aufstiegs eine bequeme Rast einlegen zu können. Wichtig war die Instandsetzung des Wasserablaufs gleich oberhalb des Weges, um bei Starkregen wenigstens eine Entlastung zu haben. Das Zeughaus erfuhr einen gründlichen Frühjahrsputz, ebenso der Zugang zum Erdstall und der Bereich rund um die „Tafelrunde“. Um diesen großen Tisch herum wurde eine erste Steinreihe gesetzt, um den Hang zu stabilisieren. Eine zweite Gruppe ging an der Forsthütte in der Höll zu Werke. Dort, wo alle zwei Jahre das Burgfest stattfindet, wurden Rohre für die Elektrik und Wasserversorgung in den Boden eingebracht. Dies soll künftig die Aufbauarbeiten erleichtern und Gefahrenquellen beseitigen. Zudem wurde die Hütte aufgeräumt, damit die Bogenschützen mit ihren Utensilien ausreichende Platzverhältnisse vorfinden. Ein Bagger der Firma Pinzl hat die Handarbeiten der 15 Vereinsmitglieder kräftig unterstützt. Wissenschaftlich wurde es durch den Besuch von Dr. Armin Rauen aus Wallerfing. Er hat schon im vergangenen Jahr erste geophysikalische Sondierungen vorgenommen und diese mit vier weiteren Messungen nun fortgesetzt. Mit dem Archäologiebeauftragten des Vereins, Rudi Spielmannleitner, sind schon im Vorfeld weitere Messstrecken festgelegt worden. Infolge dessen wurden lange Stromleitungen im Bereich der ehemaligen Vorburg verlegt, ebenso am Ende des Grabens, der östlich vom Schlossberg nach oben führt. Eine Messstrecke wurde rechts vom Burgbrunnen angelegt und eine weitere links vom Zugang zu dem unterirdischen Erdstall. Anhand der Widerstandsmessungen kann der Fachmann auf die Beschaffenheit des Untergrundes Rückschlüsse ziehen. In zwei Messbereichen gab es erste interessante Spuren, zwei scheinen eher für mögliche weitere Grabungen uninteressant zu sein. Genauere Aufschlüsse müssen aber erst die Auswertungen durch Dr. Rauen zeigen. Mit seinen Ergebnissen rechnet er im Juni. Dann wird er nochmals nach Julbach kommen und die Befunde zusammen mit dem Vereinsmitglied und Geologen Dr. Albert Ulbig vorstellen. Interessierte Beobachter waren vom Heimatkundekreis Bad Birnbach Josef Putz und Georg Niederleitner. Auch im dortigen Gemeindebereich sollen ein Erdstall und eine Burgstelle erforscht werden. Die Teilnehmer der Kartierungs-Exkursion der AMIS durchforsteten auch steilste Waldhänge. − Fotos: BUND Schwammerl-Suche im Dienste der Wissenschaft Julbach. Eine Schwammerl- ter Durchmesser, das als Parasit wanderung zu ungewöhnlicher auf Lebermoosen wächst und Zeit fand kürzlich im Gemein- auf den wissenschaftlichen Nadebereich statt. Die AMIS (Ar- men „Mniaecia jungermanniae“ beitsgemeinschaft Mykologie hört. Inn-Salzach) trifft sich regelmäÜbrigens kann jeder, der sein ßig zu Kartierungsexkursionen pilzkundliches Wissen erweiirgendwo im Gebiet zwischen tern will, gerne einmal mit den Rosenheim und Salzburg, Wald- Experten mitgehen. Steinpilze kraiburg und Simbach. Diesmal und Reherl stehen allerdings stand der Südhang des Tertiär- nicht so sehr im Mittelpunkt des hügellands auf dem Programm. Interesses. Kein Wunder bei 25 Experten aus Südostbay- über 3200 verschiedenen Arten, ern und Österreich suchten nach die die AMIS bisher in ihrem Untersubemerkenswerten Frühjahrspil- südostbayerischen zen. Die Leitung hatte Pilzexper- chungsgebiet festgestellt hat. te Till R. Lohmeyer aus Tengling, (Kontakt: Rosi Gottschaller, 콯 − red begleitet wurden die Forscher 08571/7626) vom Revierförster Martin Klinger – einerseits, weil 2015 zum „Aktionsjahr Waldnaturschutz“ erklärt worden ist, andererseits, weil beide, Mykologen und Förster, wissen, dass sie eine Menge voneinander lernen können. Obwohl es relativ trocken war, konnten die Kartierer einen Pilz entdecken, der in Bayern südlich der Donau bisher noch nicht nachgewiesen war. Es han- Nicht nur nach Steinpilzen delt sich um den „Lebermoos- steht Mykologen der Sinn. Dieser ling“, ein kleines dunkelgrünes winzige und seltene LebermoosScheibchen von einem Millime- ling entzückt sie weit mehr.
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