Sozialer Wohnungsbau Sprungbachstr. 18a Blfd 2011

Sozialer Wohnungsbau in Bielefeld
M
y home is my castle, sagt der Engländer. Glücklich die Menschen, die die Mittel haben, sich ihre Castles zu bauen, oder
die sich Luxusmieträume leisten können. Eichenparkett, Fußbodenheizung, italienische Sanitärkeramik, elektrische Rollos, große Terrassen - wer Geld hat, kann sich diesen Traum erfüllen.
Anders sieht es aus, wenn man mit einem Wohnungsberechtigungsschein (WBS) auf Wohnungssuche geht. Wer einkommensschwach
ist, stellt keine so hohen Ansprüche an die Beschaffenheit seiner vier
Wände. Preisgünstiger Wohnraum ist in Deutschland knapp, obwohl
er wegen sinkender Einkommen heute gefragter denn je ist. Trotz Förderung gibt es immer weniger Sozialwohnungen. Und so können sich
Adomako Architekten
Alois-Lödige-Straße 9
33100 Paderborn
Tel: +49 (0) 52 51 / 2 07 25 55
Fax: +49 (0) 52 51 / 2 07 25 56
[email protected]
www.adomako.com
Fotograf: Hanno Keppel
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finanziell Schwächere meist nur schlecht ausgestattete Wohnungen
in unbeliebten Stadtteilen leisten. Und doch ist es durchaus möglich,
Wohnraum mit hohen Standards und zu bezahlbaren Mieten zu
bauen. In Bielefeld steht ein solches Musterbeispiel. Edler Schiefer
im Treppenhaus, Parkettböden mit Fußbodenheizungen in den Wohnräumen, hochwertige Sanitäranlagen in den Bädern, elektrische
Jalousien, die sich automatisch je nach Sonneneinstrahlung öffnen
und schließen. Ein kontrolliertes Lüftungssystem sorgt nicht nur für
gesundes Wohnklima, sondern senkt auch die Energiekosten, die in
dem Haus ohnehin niedrig gehalten werden. Für Warmwasser sorgen
Solarpanels auf dem Dach. Und alle Wohnungen sind Barriere frei.
Bei dieser Beschreibung könnte man meinen, es handelt sich hier um
exklusive Eigentumswohnungen. Doch in diesem Mehrfamilienhaus
leben nur Familien mit WBS. Mit staatlicher Förderung hat der Paderborner Architekt Kofi Adomako das Mehrfamilienhaus gebaut, in dem
überwiegend kinderreiche Familien eingezogen sind. Trotz der gehobenen Ausstattung und den vielen Extras, kostet der Quadratmeter
weniger als 6 Euro. In München, Freiburg oder Düsseldorf würde man
für diesen Standard locker die dreifache Miete bezahlen. Zu den
grundlegenden Ansprüchen des Architekturbüros gehört kostengünstiges Bauen zu hohen ökologischen Standards. So hat das Haus
zum Beispiel keinen Keller, die Abstell- und Gemeinschaftsräume
befinden sich im Dachgeschoss, umgeben von einer Gemeinschaftsterrasse. „Der Verzicht auf einen Keller spart enorme Kosten. Im
Grunde ist es doch egal, wo ich Dinge lagere – unterm Haus oder
oben.“ sagt Adomako. „Und eine Terrasse, wo sich alle treffen können, sorgt für mehr Gemeinschaft. Da haben wahrscheinlich meine
afrikanische Wurzeln eine Rolle bei der Planung gespielt.“ Die vielen
Extras waren keine Bedingung für das Darlehen, Adomako hätte einfacher und billiger bauen können. Doch der Architekt legt Wert auf
Nachhaltigkeit, und findet, dass auch Menschen mit niedrigem Einkommen ein Recht auf ein gutes Wohnklima haben sollten. „Wer billig baut, macht vielleicht am Anfang viel Profit, doch schauen Sie sich
viele Sozialwohnungen an. Nach 10 Jahren sehen die abrissreif aus“,
sagt er. Auch wenn das Soziallwohnungsklientel nicht den besten Ruf
hat, ist er überzeugt: „Gebt den Menschen hochwertigen Wohnraum,
und sie werden ihn pflegen. Steckt sie in Plattenbauten, in Wohnblocks ohne Charakter, mit billigem Bodenbelag, minderwertiger Ausstattung, viel Beton und wenig grün, und sie sehen keinen Grund,
pfleglich mit ihren Wohnbunkern umzugehen.“ Tina Adomako
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