Sozialer Wohnungsbau in Bielefeld M y home is my castle, sagt der Engländer. Glücklich die Menschen, die die Mittel haben, sich ihre Castles zu bauen, oder die sich Luxusmieträume leisten können. Eichenparkett, Fußbodenheizung, italienische Sanitärkeramik, elektrische Rollos, große Terrassen - wer Geld hat, kann sich diesen Traum erfüllen. Anders sieht es aus, wenn man mit einem Wohnungsberechtigungsschein (WBS) auf Wohnungssuche geht. Wer einkommensschwach ist, stellt keine so hohen Ansprüche an die Beschaffenheit seiner vier Wände. Preisgünstiger Wohnraum ist in Deutschland knapp, obwohl er wegen sinkender Einkommen heute gefragter denn je ist. Trotz Förderung gibt es immer weniger Sozialwohnungen. Und so können sich Adomako Architekten Alois-Lödige-Straße 9 33100 Paderborn Tel: +49 (0) 52 51 / 2 07 25 55 Fax: +49 (0) 52 51 / 2 07 25 56 [email protected] www.adomako.com Fotograf: Hanno Keppel 82 finanziell Schwächere meist nur schlecht ausgestattete Wohnungen in unbeliebten Stadtteilen leisten. Und doch ist es durchaus möglich, Wohnraum mit hohen Standards und zu bezahlbaren Mieten zu bauen. In Bielefeld steht ein solches Musterbeispiel. Edler Schiefer im Treppenhaus, Parkettböden mit Fußbodenheizungen in den Wohnräumen, hochwertige Sanitäranlagen in den Bädern, elektrische Jalousien, die sich automatisch je nach Sonneneinstrahlung öffnen und schließen. Ein kontrolliertes Lüftungssystem sorgt nicht nur für gesundes Wohnklima, sondern senkt auch die Energiekosten, die in dem Haus ohnehin niedrig gehalten werden. Für Warmwasser sorgen Solarpanels auf dem Dach. Und alle Wohnungen sind Barriere frei. Bei dieser Beschreibung könnte man meinen, es handelt sich hier um exklusive Eigentumswohnungen. Doch in diesem Mehrfamilienhaus leben nur Familien mit WBS. Mit staatlicher Förderung hat der Paderborner Architekt Kofi Adomako das Mehrfamilienhaus gebaut, in dem überwiegend kinderreiche Familien eingezogen sind. Trotz der gehobenen Ausstattung und den vielen Extras, kostet der Quadratmeter weniger als 6 Euro. In München, Freiburg oder Düsseldorf würde man für diesen Standard locker die dreifache Miete bezahlen. Zu den grundlegenden Ansprüchen des Architekturbüros gehört kostengünstiges Bauen zu hohen ökologischen Standards. So hat das Haus zum Beispiel keinen Keller, die Abstell- und Gemeinschaftsräume befinden sich im Dachgeschoss, umgeben von einer Gemeinschaftsterrasse. „Der Verzicht auf einen Keller spart enorme Kosten. Im Grunde ist es doch egal, wo ich Dinge lagere – unterm Haus oder oben.“ sagt Adomako. „Und eine Terrasse, wo sich alle treffen können, sorgt für mehr Gemeinschaft. Da haben wahrscheinlich meine afrikanische Wurzeln eine Rolle bei der Planung gespielt.“ Die vielen Extras waren keine Bedingung für das Darlehen, Adomako hätte einfacher und billiger bauen können. Doch der Architekt legt Wert auf Nachhaltigkeit, und findet, dass auch Menschen mit niedrigem Einkommen ein Recht auf ein gutes Wohnklima haben sollten. „Wer billig baut, macht vielleicht am Anfang viel Profit, doch schauen Sie sich viele Sozialwohnungen an. Nach 10 Jahren sehen die abrissreif aus“, sagt er. Auch wenn das Soziallwohnungsklientel nicht den besten Ruf hat, ist er überzeugt: „Gebt den Menschen hochwertigen Wohnraum, und sie werden ihn pflegen. Steckt sie in Plattenbauten, in Wohnblocks ohne Charakter, mit billigem Bodenbelag, minderwertiger Ausstattung, viel Beton und wenig grün, und sie sehen keinen Grund, pfleglich mit ihren Wohnbunkern umzugehen.“ Tina Adomako 83
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