Bericht des Missionshospitals von Dezember

Aktueller Bericht aus Chaurjahari
Die gegenwärtige Situation in Nepal
Die Menschen in Nepal und die Arbeit des Hospitals leiden unter der
inoffiziellen Grenzblockade durch Indien.
Seit Nepal im September 2015 eine eigene Verfassung verabschiedet hat und
ein Säkularstaat mit Religionsfreiheit ist, gibt es erhebliche politische
Meinungsverschiedenheiten mit dem Nachbarn Indien. Indien unterstützt die
streng hinduistische Partei der im Süden Nepals lebenden Madhesi. So sind seit
Wochen die Grenzen zu Indien blockiert, und es kommen kaum mehr Waren
ins Land. Viele Nepali befürchten, dass Indien den sehr fruchtbaren und
wasserreichen Süden des Landes über kurz oder lang annektieren möchte, um
so vom Wasserreichtum Nepals zu profitieren und seine eigenen
Wasserprobleme leichter lösen zu können. Ferner soll Nepal mit der
Grenzblockade gezwungen werden, seine Verfassung wieder zu ändern. Indien
behauptet zwar, dass die Grenzblockade ein inner-nepalesisches Problem sei,
unterstützt aber den Volksstamm der Madhesi intensiv.
Seit der inoffiziellen Grenzblockade durch Indien ist das Leben der Menschen in
Nepal wesentlich schwieriger geworden. Benzin, Diesel und Gas zum Kochen
werden aus Indien importiert. Diese Stoffe sind zum jetzigen Zeitpunkt
praktisch nicht mehr verfügbar. So kommt der öffentliche Verkehr im Land fast
vollständig zum Erliegen.
Dies beeinträchtigt auch das Schulsystem. Einige Schulen mussten
vorübergehend schließen, da keine Schulbusse mehr fahren und es für die
Kinder extrem gefährlich ist, die wenigen noch fahrenden, vollständig
überfüllten öffentlichen Busse in der Stadt zu benutzen. Ähnlich gravierende
Folgen hat die Grenzblockade für den Gesundheitssektor. Medikamente und
medizinisches Material wie etwa Kanülen gehen zur Neige, da kein Nachschub
aus Indien kommt. Der Mangel an Gas zwang viele Tea-Shops, Restaurants und
Hotels zu schließen.
Viele Menschen sind gezwungen, mit Holz auf offenem Feuer außerhalb des
Hauses zu kochen. Doch auch Holz ist kaum zu bekommen, da Bäume auf
keinen Fall abgeholzt werden sollten. So essen viele Menschen
gezwungenermaßen gepresste Reisflocken und ungesunde Instant-Nudeln
1
anstatt gesünderen, gekochten Essens. Die Anzahl der Arbeitslosen ist infolge
all dieser Probleme gestiegen; das ohnehin schon arme Land wird immer ärmer
– und leidet!
So entstehen viele Notsituationen: Die wenigen noch fahrenden öffentlichen
Omnibusse sind hoffnungslos überfüllt, und es mehrt sich die Anzahl schwerer
Verkehrsunfälle. Immer mehr Menschen benutzen Petroleum im Haus, was
immer wieder zu schweren Verbrennungen führt. Illegale Geschäfte nehmen
im ganzen Land zu: Es hat sich ein „Schwarzmarkt“ gebildet, auf dem Benzin zu
extrem überhöhten Preisen verkauft wird. Normalerweise kostet ein Liter
Benzin oder Petroleum 104 Nepali-Rupees (ca. 1 Euro), auf dem Schwarzmarkt
werden jedoch 500 Nepali-Rupees verlangt. Das auf dem Schwarzmarkt
erhältliche Benzin ist mit Petroleum, Terpentin und anderen Substanzen
gestreckt und verunreinigt, was die Motoren der Autos schädigt.
Zudem ist die Bevölkerung Nepals durch die Konsequenzen der Grenzblockade
grundlegend verunsichert. Noch haben die Menschen sich nicht von den Folgen
der verheerenden Erdbeben und der vielen Nachbeben erholt, da werden sie
von neuen, gravierenden ökonomischen Problemen überrollt.
Auch unsere Arbeit im Hospital in Chaurjahari ist von den Folgen der Grenzblockade massiv betroffen. Diesel für den Generator wird benötigt, um etwa
Röntgen- und Ultraschallaufnahmen machen zu können, zu operieren und
vieles andere mehr. Der Mangel an Elektrizität wird so auf dem Rücken der
Notleidenden ausgetragen, die von weit her zu Fuß ins Hospital kommen, weil
sie medizinische Hilfe dringend benötigen.
Statistik des Hospitals 2014 / 2015:
Stationäre Aufnahmen
3.365
Notfallmäßige Untersuchungen:
3.217
Ambulant behandelte Patienten:
25.363
Entbindungen:
Oper. Entbindungen mittels Kaiserschnitt:
575
60
2
Laboruntersuchungen:
65.065
Röntgenuntersuchungen:
9.764
Ultraschalluntersuchungen:
2.716
Seelsorge Einsätze:
1.170
Aktionsfelder des Hospitals:
Das Hospital Chaurjahari behandelt Kranke und Verletzte und bemüht sich
zudem, dem Auftreten von Erkrankungen vorzubeugen. Speziell geschulte
Mitarbeiter/innen geben in den Dörfern und in Schulen Gesundheitsunterricht.
Sie klären auf und sensibilisieren für Themen wie Hygiene, gesunde Ernährung,
Gesundheitsvorsorge, Säuglings-und Kinderpflege, gesundem Verhalten in der
Schwangerschaft und mehr.
Kooperation mit anderen Organisationen:
Das Chaurjahari-Hospital ist das einzige christliche Krankenhaus in dieser
Region Nepals. In guter partnerschaftlicher Beziehung arbeiten wir zusammen
mit staatlichen Schulen, Gesundheitsposten, Müttergruppen und der lokalen
Bevölkerung, auch wenn diese eine andere weltanschauliche Ausrichtung
haben.
Geplante Aktivitäten:
Intensivierung der ambulanten, notfallmäßigen und stationären Tätigkeiten.
Weiterer Ausbau des Programms: sichere Schwangerschaft, Erhöhung der Anzahl der stationären Entbindungen. Intensivierung der Impfungen, sowie des
Programms gegen Mangelernährung bei Kleinkindern. Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten, Erhöhung der Anzahl der Operationen. Intensi
vierung der Sozialarbeit und Seelsorge. Ausbau der Gesundheitsprogramme in
den von uns betreuten 16 Regierungsschulen. Unterrichtung über Einkommen
schaffende Maßnahmen in den Müttergruppen.
Auswertungen: Die effektiven Kosten sowie der Leistungsumfang werden
monatlich vom Verwalter und dem Managementteam überprüft und festgehalten.
3
Zu erwartende Schwierigkeiten: Transportprobleme in der gegenwärtigen
politischen Situation Nepals.
Allgemeiner Hintergrund des Hospitals:
Das Chaurjahari-Hospital befindet sich in einer landschaftlich wunderschönen,
aber weit abgelegenen Region in den westlichen Vorbergen des Himalaya.
Ursprünglich wurde es von Missionaren der Evangelical Alliance Mission
gegründet. Seit 2003 wird es von der christlichen, nepalesischen NGO „Human
Development and Community Services, HDCS“ geleitet. Das Hospital konnte
schrittweise erweitert und die angebotenen medizinischen Leistungen
verbessert werden.
Die größten Herausforderungen sind:
- nur stundenweise verfügbare Elektrizität
- mangelhafte Technologien
- die Ausrüstung des Hospitals
- die extreme Armut der in dieser Region lebenden Menschen
- der Mangel an zuverlässigen Transportwegen
- und die Schwierigkeit, Mitarbeitende zu finden, die bereit sind, in dieser
entlegenen Region zu arbeiten.
Das Hospital verfügt über eine Ambulanz mit einem Notfallraum, einen stationären Bereich mit 40 Betten, zwei Operations- und zwei Entbindungsräume,
Röntgen, Labor, Wäscherei, Besprechungsraum und ein Gästehaus.
Impfungen, Sprechstunde für Kinder unter fünf Jahren, Tuberkulose- und
Leprabehandlung sind kostenlos. Zurzeit erhält das Hospital keinerlei staatliche
Unterstützung und ist auf Unterstützung angewiesen, um kranke Menschen
behandeln zu können.
Dil Bdr Giri, Verwaltungsleiter
Chaurjahari, Region Rukum, im Dezember 2015
4