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Wer ist Beate Zschäpe? | Manuskript
Wer ist Beate Zschäpe?
Bericht: Inga Klees, Marcus Weller
15 Banküberfälle, zwei Bombenanschläge mit vielen Verletzen, zehn Morde an Menschen
mit ausländischen Wurzeln und einer Polizistin- für all das und mehr steht Beate Zschäpe
seit über zwei Jahren vor Gericht. Ihre Verteidigungslinie ist klar: sie schweigt. Doch das ist
ein riskantes Spiel, denn es entspricht ihrer Persönlichkeit nicht im Geringsten:
Tim Aßmann, ARD-Prozessbeobachter
„Wir kannten ja diese Frau alle nicht, aber dass da jemand reinkommt, der so abgeklärt
wirkt, auch so selbstbewusst Auftritt in diesem Gerichtssaal. Man sieht schon auf den
Bildern vom Anfang, da ist sie ja im schicken Hosenanzug, erinnert so ein bisschen eher an
eine Unternehmensberaterin. Aber natürlich war das nicht das Bild einer mutmaßlichen
Rechtsterroristin, das sich alle erwartet hatten.“
Bereits ihr erster Auftritt vor Gericht, zeigt deutlich wie sie wahrgenommen werden will.
Prof. Dietmar Heubrock, Kriminalpsychologe, Universität Bremen:
„Das sagt etwas über ihr Rollenverständnis, dass sie eben nicht, als die Büßerin, als die
Angeklagte sich zuführen lassen wollte, sondern dass sie ihr eigenes Schicksal dort in die
Hand nimmt und eigentlich die Hauptakteurin ist.“
Auch wenn Zschäpe schweigt, sendet sie doch Signale. Signale der Verachtung gegenüber
den Opfern und Hinterbliebenen der Terrorserie:
Yvonne Boulgarides, Witwe eines Mordopfers:
„Ich kann mich an ersten Prozesstag noch erinnern, da haben, Wohlleben und Zschäpe
rotzfrech rüber gegrinst zu uns. Da war ich halt nur, ich war halt ein bisschen geschockt,
weil man halt immer denkt, so ein bisschen Normalmensch steckt ja eigentlich in jedem –
Das sehe ich heute nicht mehr so.“
Stattdessen kein Mitleid, kein Mitgefühl von der Hauptangeklagten:
Prof. Dietmar Heubrock, Kriminalpsychologe, Universität Bremen:
Das eine ist ihre Persönlichkeit, eine Persönlichkeit, die sich selber als Zentrum als das
wichtigste sieht, hat wenig Empathie sowieso für andere Menschen. die spielen keine so
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Wer ist Beate Zschäpe? | Manuskript
große Rolle wie sie selber. Das Zweite ist, sie ist ja auch ideologisch gefestigt und damit
sind die Personen, die zu Tode gekommen sind, auch Menschen 2. und 3. Klasse gewesen,
d.h. die sowieso spielen keine große Rolle.
Ein Gegenüberstellungsfilm des Bundeskriminalamtes. Beate Zschäpe, weiß wie sie
ankommt, selbst in einem Video aufgenommen von der Polizei:
Prof. Dietmar Heubrock, Kriminalpsychologe, Universität Bremen:
Was zunächst einmal ins Auge fällt , ist, dass sie es versteht sich selber zu inszenieren.
Alles ist bis ins Detail geplant. Sie ist sehr auf Wirkung aus. Und sie liebt es auch sehr im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Wenn es ein Krankheitsbild wäre, würde man
sie als eine nazistische Persönlichkeit beschreiben.
Vor vier Jahren hat sich Beate Zschäpe gestellt und seitdem eisern geschwiegen. Das war
auch die Prozessstrategie ihrer bisherigen drei Pflichtverteidiger Sturm, Stahl und Heer.
Bereits vor Prozessbeginn hat Zschäpes Cousin Stefan A. eine eventuelle Aussage
möglich gehalten. Er stand damals in Briefkontakt mit ihr.
für
Stefan A:
Ich denke mal schon, dass sie zum richtigen Zeitpunkt etwas erzählen wird, wenn es
angemessen ist. Sie ist ja die einzige, die alles wissen könnte, wenn es so gewesen ist. Und
was bei rauskommt. Schaun wir mal. Wer oder was.
Im Sommer 2015 kommt es zum Eklat zwischen Beate Zschäpe und ihren drei
Pflichtverteidigern: Die Angeklagte will einen neuen Anwalt:
Tim Aßmann
Fakt ist jedenfalls, dass Beate Zschäpe versucht hat, erst Anja Sturm und dann auch die
beiden anderen Pflichtverteidiger, Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl loszuwerden. Sie ist
damit am Gericht gescheitert. Aber möglicherweise wird sie persönlich das schon als Erfolg
werten, dass nun eben mit Mathias Grasel ein vierter Pflichtverteidiger dabei ist. Der, den
sie halt wollte.
Das Verhältnis zwischen den alten Verteidigern und dem neuen ist offenbar auf dem
Nullpunkt, auch wenn es Mathias Grasel etwas anders darstellt:
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Wer ist Beate Zschäpe? | Manuskript
Mathias Grasel, Pflichtverteidiger
Ich sehe mich zum einen als Teil dieses Verteidigerteams, auf der anderen Seite bin ich
momentan sicherlich der Hauptansprechpartner für Frau Zschäpe, da mit mir schlicht und
ergreifend die einzige Kommunikation stattfindet.
Dass sie die anderen Pflichtverteidiger zu Statisten gemacht hat – und ausgerechnet ihn zu
ihrem neuen Vertrauten, sagt einiges über Beate Zschäpe aus.
Tim Aßmann
Die Frage, ist Beate Zschäpe eher ein selbstbewusste, selbstbestimmter Person oder eher
der Typ Mitläufer, fremdbestimmt, ist ja in diesem Verfahren von ganz zentraler
Bedeutung. Sie ist angeklagt als Mittäterin bei zehn Morden, das ist juristisch so, als wenn
sie selber geschossen hätte, obwohl ja die Bundesanwaltschaft auch sagt, sie war an
keinem Tatort. Also die Frage ist, kann es tatsächlich sein, dass Beate Zschäpe diese Morde
so sehr mitgewollt hat durch ihre eigenes Tun so sehr mit möglich gemacht hat, dass sie
eben auch quasi selber Mörderin ist.
Zschäpe kein Heimchen am Herd, sondern selbstbestimmt und manipulativ – das ist eine
wichtige Erkenntnis, nach zweieinhalb Jahren und mehr als 240 Verhandlungstagen. In
einem historischen Prozess, der noch lange dauern könnte . Denn nun will Beate Zschäpe ihr
Schweigen brechen:
Prof. Dietmar Heubrock, Kriminalpsychologe, Universität Bremen:
Weil sie sich dann umso länger selbstinszenieren kann und weil sie damit möglicherweise
auch der Gefahr entgeht, dass irgendwann das mediale Interesse vorbei ist. Sie
möglicherwies verurteilt wird, dann in Haft sitzt und irgendwann sich keiner mehr für sie
interessieren wird.
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