DIE WELT am Sonntag

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Schönheitsideal
Stolz auf die
Wampe
Klassentreffen
Stuckrad-Barre über
das Jüngste Gericht
S. 57
13. MÄRZ 2016
NR. 11
Thema
Üble Anfänger
Die Politik-Azubis
von der AfD
S. 5
DEUTSCHLANDS GROSSE SONNTAGSZEITUNG
B **
Frustfach Mathe
Können Sie noch
richtig rechnen?
S. 18
GEGRÜNDET 1948
PREIS
D
€ 3,90
IN DIESER AUSGABE
Zweifelhafte Idee
Mehr Technik fürs Kinderzimmer: Die
Spieleindustrie bekommt Schützenhilfe aus der Politik
Politik S. 8
Tiefe Wunde
Der Absturz der GermanwingsMaschine 2015 ist für den Ort Haltern
bis heute ein Trauma Panorama S. 22
Große Hoffnung
Fußballinternat Bad Aibling: Wie
sieben Inder den Profifußball in ihr
Land tragen sollen
Sport S. 25
Der hohe Preis der
SCHLAFLOSIGKEIT
Stress und Sorgen lassen ein Drittel der Deutschen zu wenig schlafen, Tendenz steigend. Das kostet
Seite 7
sie die eigene Gesundheit – und die Gesellschaft jährlich einen zweistelligen Milliardenbetrag
GETTY IMAGES (2); MONTAGE WELT AM SONNTAG
Grandioser Niedergang
Bei Goldman Sachs war er ein StarBanker. Jetzt steht Tim Leissner
unter Verdacht
Finanzen S. 48
Später Ruhm
Von Jonathan Franzen ermutigt,
hat die Amerikanerin Nell Zink einen
Roman geschrieben
Kultur S. 63
Prämierte Stoffe
Neun Tage nach der Fashion Week
in Paris vergeben wir die diesjährigen
Mode-Oscars
Stil S. 68
Skurrile Mischung
FLÜCHTLINGE
EU-GIPFEL
Wien will mehr
Grenzzäune
Turbo-Asyl für
Syrer geplant
Österreichs Innenministerin Johanna
Mikl-Leitner will den robusten Grenzschutz weiter vorantreiben. Es sei davon
auszugehen, dass die Flüchtlinge nach
der Schließung der Balkanroute versuchen würden, auf andere Wege auszuweichen, sagte sie dieser Zeitung. Die
„Massenmigration quer durch Europa“
sei keineswegs nachhaltig beendet. Deshalb bereite Österreich sich darauf vor,
seine Grenze an zwölf weiteren Übergängen mit Gittern, Zäunen, Polizisten
und Soldaten zu sichern. Die Politikerin
stellte Bedingungen für die Verteilung
von Flüchtlingen innerhalb der EU. Solange nicht sichergestellt sei, dass die
„unkontrollierten
Migrationsströme
quer durch Europa stillgelegt sind“, sagte die Innenministerin, „wird Österreich
keine Flüchtlingskontingente aufnehmen“. Das geplante Abkommen mit der
Türkei sieht sie kritisch.
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Die Europäische Union will die Hürden
für die Einreise von syrischen Flüchtlingen direkt aus der Türkei herabsetzen.
Das erfuhr die „Welt am Sonntag“ aus
Verhandlungskreisen. Diese Maßnahme
hat zum Ziel, künftig große Flüchtlingskontingente aufzunehmen. Die Bundesregierung erwartet von dem bevorstehenden EU-Gipfel deutliche Fortschritte hin zu einer europäischen Flüchtlingspolitik. „Wir brauchen für eine
nachhaltige Lösung die Türkei“, sagte
der Staatsminister im Auswärtigen Amt,
Michael Roth (SPD).
Seite 2
9,3
Prozent der verfügbaren Einkommen
entfielen 2015 auf das reichste Prozent
unter den Steuerpflichtigen in Deutschland, zeigen neue Zahlen des Finanzministeriums. Der Einkommensanteil, den
Spitzenverdiener auf sich vereinigen, ist
damit rückläufig. In den Vorjahren lag
Seite 33
er bei über zehn Prozent.
VW-SKANDAL
Mögliche Anklage
erst 2017
Die Ermittlungen der Braunschweiger
Staatsanwaltschaft zu den Abgasmanipulationen bei VW werden voraussichtlich erst im kommenden Jahr abgeschlossen sein. „Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass in diesem Jahr
noch über Anklagen oder Einstellungen
von Verfahren entschieden wird“, sagte
Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe. Die Behörde ermittelt derzeit gegen 17 Beschuldigte wegen des Verdachts des Betruges im Zusammenhang mit der Manipulation von Abgaswerten bei Millionen Dieselfahrzeugen.
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Brandenburg verhinderte
Festnahme des NSU-Trios
Der Verfassungsschutz sorgte 1998 dafür, dass die Rechtsextremen
Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe trotz Haftbefehl davonkamen
D
as brandenburgische Innenministerium
hat im September 1998 die Festnahme
der untergetauchten Neonazis Beate
Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe
Mundlos verhindert. Das geht aus zwei
internen Brandenburger Behördenvermerken hervor,
die der „Welt am Sonntag“ vorliegen. Damals hatte ein
V-Mann aus der rechten Szene (Deckname „Piatto“)
dem Verfassungsschutz in Potsdam mitgeteilt, dass das
gefährliche Trio sich Waffen beschaffen, Raubüberfälle
begehen und sich dann ins Ausland absetzen wollte.
Daraufhin drang die Polizei in Thüringen darauf zu ermitteln. Das Brandenburger Innenministerium lehnte
ab. Die Begründung lautete, der Schutz der Quellen sei
vorrangig.
VON PER HINRICHS
Zu diesem Zeitpunkt wurden Böhnhardt, Mundlos
und Zschäpe bereits per Haftbefehl gesucht. Der Bericht von „Piatto“ gelangte über die dem Innenministerium zugeordneten Verfassungsschützer an das LKA in
Thüringen. Die Beamten dort wollten möglichst schnell
den Aufenthaltsort der drei Neonazis herausfinden. Am
16. September 1998 gab es eine Besprechung zwischen
den Dienststellen. Der Präsident des Thüringer LKAs
verlangte von den Brandenburgern schriftliche Berichte, um richterliche Beschlüsse zur Überwachung zu erwirken. Doch die Verfassungsschützer waren nicht bereit, den Ermittlern zu helfen.
Der erste von mindestens zehn Morden, die dem
NSU zugeschrieben werden, wurde dann am 9. Septem-
ZIPPERTS WORT ZUM SONNTAG
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ber 2000 in Nürnberg begangen. Anwälte, die im NSUProzess Angehörige der Opfer vertreten, kritisieren das
Vorgehen des Verfassungsschutzes scharf. „Das Innenministerium hat die Festnahme der drei vereitelt und
so die spätere Mordserie des NSU ungewollt erst ermöglicht“, sagt Thomas Bliwier von der Hamburger
Kanzlei BDK. „Bis heute verschleiern Brandenburger
Behörden, dass sie damals dem Quellenschutz Vorrang
vor der Festnahme der Gesuchten gegeben haben und
die Polizei im Regen stehen ließen.“
Um die brisanten Vermerke hatte es im Münchner
NSU-Prozess schon Streit gegeben. Im Juli 2015 sagte
der brandenburgische Verfassungsschützer Reiner G.,
der frühere V-Mann-Führer „Piattos“, im NSU-Prozess
zwar aus, blieb aber vage. Auf Antrag von NebenklageAnwälten ließ Richter Manfred Götzl damals Unterlagen, die G. mitführte, beschlagnahmen und zu den Gerichtsakten nehmen. Bis vor Kurzem wehrte sich das
Potsdamer Innenministerium entschieden dagegen,
diese Dokumente in den Prozess einzuführen, da „das
Bekanntwerden des Inhalts dieser Akten dem Wohl des
Bundes oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten würde“.
Richter Götzl aber hält das Aufklärungsinteresse für
wichtiger. Nebenklage-Anwalt Bliwier will nächste Woche entsprechende Beweisanträge stellen. „Das Brandenburger Innenministerium muss jetzt für volle Aufklärung sorgen“, so Bliwier. Der Anwalt will erreichen,
dass weitere Beamte als Zeugen vorgeladen werden.
„Die Hinterbliebenen haben das Recht zu erfahren, ob
staatliche Stellen die Morde des NSU durch ihr VerhalSeite 6
ten erst möglich gemacht haben.“
Mit Reißzwecken gegen den IS
W
ie allen großen Terrororganisationen wird auch dem IS
die Bürokratie zum Verhängnis. Gerade ist ein umfangreicher Datensatz aufgetaucht, der belegt, dass der
IS einen ungeheuren Verwaltungsterror
ausübt, alles im Namen Mohammeds,
der ja auf einem Amtsschimmel nach Mekka ritt,
den ihm der Erzengel Gabriel gesandt hatte (übrigens weder verwandt noch verschwägert mit dem
SPD-Vorsitzenden). Der Aktenwahn zeigt, dass
der IS wohl doch kein Kalifat, sondern eher ein
Bürokrat anstrebt. Von „bizarren“ Praktiken ist
die Rede, der IS will nicht nur Namen und Vornamen seiner Bewohner wissen, sondern sogar das
Geburtsdatum. Wir irre ist das denn? Die interes-
sieren sich doch nur für das Sterbedatum. Es wird nach Referenzen gefragt,
also einer Praktikumsbescheinigung von
Heidi Klum und Zeugnissen von anderen Terrororganisationen wie Fifa oder
GEZ. Die Kalifatverwaltung will natürlich auch wissen, ob man bereits Erfahrungen als Selbstmordattentäter gesammelt hat.
Ganz wichtig: die Schufa-Auskunft und eine Bürgschaftserklärung der Eltern. Eins ist klar, man
muss den IS nicht mit militärischen, sondern mit
bürokratischen Mitteln bekämpfen. Man sollte
Tonnen von Aktenordnern, Quittungsblöcken
und Klarsichthüllen über den IS-Stellungen abwerfen und sie mit Heftklammern, Reißzwecken
und Umlaufmappen sturmreif schießen.
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Wie viel Trump steckt im New Yorker
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BUNDESLIGA
Dramatik im
Abstiegskampf
Der Trainerwechsel bei Eintracht
Frankfurt ist wirkungslos verpufft.
Auch unter dem neuen Chefcoach Niko
Kovac setzte sich der Abwärtstrend mit
einer Niederlage in Mönchengladbach
fort. Die unmittelbare Konkurrenz im
Tabellenkeller dagegen punktete. Hoffenheim gelang ein Sieg gegen das zuletzt erstarkte Wolfsburg. Das 2:2 zwischen Darmstadt und Augsburg hilft
beiden. Nur bei Schlusslicht Hannover
schwindet nach der Niederlage gegen
Köln die Hoffnung. Im Abendspiel siegte der FC Bayern 5:0 gegen chancenlose
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Bremer.
Samstag
Mönchengladbach – Frankfurt ..... 3:0
Hannover – Köln ................................. 0:2
Hoffenheim – Wolfsburg ................ 1:0
Ingolstadt – Stuttgart ..................... 3:3
Darmstadt – Augsburg ................... 2:2
München – Bremen ........................... 5:0
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