Beiratsempfehlung Nr. 06/2015: Große Freiheit 58

Beiratsempfehlung Nr. 06/2015: Große Freiheit 58-­‐70: Stopp des Wettbewerbsverfahrens Der Sanierungsbeirat Wohlwillstraße hat sich auf seiner heutigen Sitzung erneut mit dem städtebauli-­‐
chen Workshop-­‐Verfahren Große Freiheit 58-­‐70 befasst, dessen inhaltliche Vorgaben neben dem Erhalt der überwiegend denkmalgeschützten Bestandsgebäude die Schaffung von mindestens 40 Wohnein-­‐
heiten sowie die Schaffung zusätzlicher Flächen für gewerbliche Nutzungen vorsehen. St. Pauli zählt be-­‐
reits zu einem der am höchsten verdichteten Hamburger Stadtteile und im Sanierungsgebiet wurden seit Beginn des Sanierungsverfahrens (1997) über 300 Wohnungen neu errichtet, bzw. demnächst wer-­‐
den weitere 90 Wohneinheiten im Pestalozzi-­‐Quartier – auf der gegenüberliegenden Straßenseite – fertiggestellt. Mit der Schaffung von Wohnraum auf diesen Grundstücken sind Nutzungskonflikte mit den dort alt eingesessenen, lärmemittierenden Gewerbebetrieben – Druckerei in St. Pauli, Musikclubs Indra und Gruenspan – vorprogrammiert, und es ist zu befürchten, dass diese in ihren Nutzungen eingeschränkt werden. Auch die ursprünglich als notwendiger Ausgleich für die Bebauung im Pestalozzi-­‐Quartier vor-­‐
gesehene Grün-­‐ und Freifläche zwischen Druckerei und Indra entfällt durch die geplante Nachverdich-­‐
tung. Diese Fläche wird seit 2011 durch das urban gardening Projekt „Gartendeck“ zwischengenutzt, das hier in den vergangenen vier Jahren erfolgreich ein gemeinschaftliches Projekt geschaffen hat, bei dem Nachbarn einander begegnen und dort gemeinsam gärtnern. Diese „grüne Oase“ mitten auf St. Pauli, die mittlerweile auch fünf Bienenvölker beherbergt, ist öffentlich zugänglich und zugleich durch die Bewirtschaftung des Vereins „Gartendeck e.V.“ eine vor Verwahrlosung geschützte Grün-­‐ und Frei-­‐
fläche. Da der Wettbewerb vorsieht, das „Gartendeck“ lediglich „nach Möglichkeit zu erhalten“, ist zu befürchten, dass das „Gartendeck“ durch die geplante gewerbliche Neubebauung vollständig weichen muss. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Sanierungsbeirat dem Ausschuss für Wohnen und Stadtteilent-­‐
wicklung sich für Folgendes auszusprechen:  Stopp des Wettbewerbs-­‐ / Workshop Verfahrens Große Freiheit 58-­‐70  Entwicklung eines alternativen Beteiligungsverfahrens  Aufhebung der Schraffur (endgültige Konzeption noch offen) im Integrierten Entwicklungskon-­‐
zept St. Pauli S5 Wohlwillstraße  Erhalt des „Gartendecks“ auf dem Gelände zu den jetzigen Konditionen  Umgehende Sanierung der Alten Fischräucherei mit Hinterhofgebäude zur Beendigung des jah-­‐
relangen Gewerberaum Leerstands  Umgehende Sanierung der Musikclubs Indra und Gruenspan sowie Restaurierung der POP-­‐ART Wandmalerei an der Außenwand des Gruenspans zur Simon-­‐von-­‐Utrecht-­‐Straße  Ertüchtigung der Tiefgarage zum Erhalt der dort ansässigen St. Pauli affinen Nutzungen (Kfz-­‐
Schrauber etc.) Abstimmungsergebnis des Plenums: Ja-­‐Stimmen: 26 Nein-­‐Stimmen: 2 Enthaltungen: 4 Abstimmungsergebnis der 14 stimmberechtigten Mitglieder/Stellvertreter Ja-­‐Stimmen: 11 davon 1 anwesender Politiker Nein-­‐Stimmen: 2 davon 0 anwesende Politiker Enthaltungen: 1 davon 1 anwesender Politiker Damit ist die Beiratsempfehlung sowohl im Plenum als auch bei den stimmberechtigten Beiratsmitgliedern mehrheitlich angenommen worden.