Selbsthilfe Broschüre pdf - Baden

 z usammen gehen
gemei nsa m tragen neue St ä r ken wecken
selber zur S tütze werden
Selbsthilfe im BWLV
inhalt
Grußwort
Seite 4
Hans-August Willmann, Vorsitzender des Sprecherrates
Grußwort
Seite 6
Manuela Horn, Vorstandsmitglied des Sprecherrates
Vorwort
Man muß
durch die Nacht
wandern,
wenn man die Morgenröte
sehen will.
Seite 8
Christian Heise, Geschäftsführer BWLV
Angehörigengruppe Waldshut
Seite 10
Gabriele und Bernd Michael
Paargruppe
Seite 12
Ingrid Schwarzmeier
Khalil Gibran
Frauengruppe
Seite 14
Christiane Schneck
Angehörigengruppe Rastatt
Seite 16
Dorothea Pfeffinger
Infogruppe Alkohol
Seite 18
Maria Seibert
Infogruppe Alkohol und Drogen
Seite 20
Heike Gonsior
Erfahrungsbericht Drogen
Seite 22
Mike K.
Infogruppe Spielsucht
Seite 24
Rolf Oser
Elternkreis Neckar-Donau
Seite 26
Brigitte Hansen
Allgemeine Informationen
Seite 28
Kontaktadressen
Seite 30
zurückgeben
„Ich bin gerne bereit, in der
Selbsthilfeorganisation
mitzuarbeiten.
An mir selbst habe ich erlebt,
was Selbsthilfe bedeutet.
Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.
Einen Teil davon zurückzugeben
bedeutet mir sehr viel.“
Hans-August Wittmann
Grußwort
Selbsthilfe ist mehr als im Kreis sitzen und reden.
Das Selbsthilfeprinzip lautet: „Jeder hilft sich selbst
und hilft damit dem anderen, sich selbst zu helfen.“
In schwierigen Lebenssituationen sein Schicksal
selbst in die Hand zu nehmen, sich mit anderen
zusammentun, die gleiche Erfahrungen gemacht
haben und dieselben Nöte plagen, sich austauschen in
einer wohlwollenden Konfrontation und Unterstützung
finden in einem vorurteilsfreien Raum, so würde ich
Selbsthilfe beschreiben.
Als ich zum ersten Mal eine Selbsthilfegruppe besuchte, fragte ich mich, was ich dort soll. Ich konnte
mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, was es mir
bringen könnte, ich war eher davon überzeugt, dass
das nicht das Richtige für mich ist. Dennoch, ich ging
wieder hin und kann definitiv sagen, dass ich es ohne
diese Menschen nicht geschafft hätte, meine Sucht
zu bewältigen. Ich lernte in der Gruppe meine Probleme anzusprechen, meine Gefühle zu beschreiben
und auch zu zeigen. Ich fühlte Befreiung, eine starke
Bindung und ein Wir-Gefühl. Das hat mich so sehr be-
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eindruckt, dass ich mich entschlossen habe, einen Teil
davon zurückzugeben und mich der ehrenamtlichen
Suchtkrankenhilfe zu widmen. Ich leite zwei Selbsthilfegruppen in Mannheim und bin Vorsitzender des
Sprecherrats im bwlv.
Im Sprecherrat engagieren sich überregional mehr als
30 ehrenamtliche Sprecher aus den Fachstellen des
bwlv. Derzeit sind in den 21 Einrichtungen des bwlv
über 200 ehrenamtliche Helfer/innen in 180 Selbsthilfegruppen aktiv. Die Selbsthilfegruppen des bwlv
wurden im letzten Jahr von 1.938 Betroffenen und
Angehörigen besucht.
Diese kleine Broschüre, in der sich auch einige
ehemals Abhängige vorstellen, die heute selbst aktiv
in der Suchtkrankenhilfe tätig sind, soll Sie ermutigen Hilfe anzunehmen, damit Sie sich selbst helfen
können.
Herzlichst,
Ihr Hans-August Wittmann
Vorsitzender des Sprecherrates
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mitgestalten
„Daran Teil haben,
die Selbsthilfe
aktiv mit zu gestalten,
das ist es, was ich will.“
Manuela Horn
Grußwort
„Das Leben nüchtern betrachten können und selbst
entscheiden, was man daran ändern möchte.“
Seit nunmehr 10 Jahren bin ich abstinent und sehr zufrieden damit. Ich erlebe bewusst, wie ich wahrgenommen, beachtet und geschätzt werde. Ich ernte auch
Kritik, werde aber ernst genommen. Es ist mir gelungen
mich zu öffnen und zu einem Menschen zu entwickeln,
der nun nicht mehr entweder oder sondern sowohl
als auch akzeptieren kann. Das alles ist das Ergebnis
meiner erfolgreichen Alkoholentwöhnungstherapie und
der anschließenden Selbsthilfe.
Diese positiven Erfahrungen wünsche ich jedem Betroffenen von ganzem Herzen. Deshalb möchte ich das,
was ich durch die Hilfe anderer erleben durfte, teilen.
Bei Angehörigen, Arbeitgebern oder Freunden möchte
ich die Akzeptanz und das Verständnis für die Abhängigkeitserkrankung fördern. Den Betroffenen möchte ich
eine Wegbegleiterin in die positiven Erfahrungen einer
abstinenten Lebensführung sein. Aus diesem Grund
engagiere ich mich in der ehrenamtlichen Suchtkrankenhilfe als Leiterin der Selbsthilfegruppe der Fachstelle
Sucht Baden-Baden.
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„Gehe ich vor dir, dann weiß ich nicht,
ob ich dich auf den richtigen Weg bringe.
Gehst du vor mir, dann weiß ich nicht,
ob du mich auf den richtigen Weg bringst.
Gehe ich neben dir, werden wir gemeinsam
den richtigen Weg finden.“
Afrikanisches Sprichwort
Neben der Arbeit in der Selbsthilfegruppe ist mein
Wirken im Sprecherrat der zweite Hauptgewinn.
Warum? Weil es mich glücklich macht auf ehrenamtliche Mitarbeiter aus ganz Baden-Württemberg
zu treffen, denen genau wie mir daran gelegen ist,
auch mal über den Tellerrand zu schauen.
Ihre Manuela Horn
Vorstandsmitglied des Sprecherrates
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Vorwort Bereits mit der Gründung des Verbandes vor 95 Jahren
stand die Selbsthilfe im Zentrum unseres Handelns.
Ist der bwlv doch u. a. aus einer Reihe von Selbsthilfeverbänden entstanden, allen voran dem Badischen
Gauverband der Abstinenzvereine. Heute hat sich
ehrenamtliches Handeln vom Dauerengagement zum
Lebensabschnittsengagement gewandelt. Eine neue
Realität braucht neue Namen und so stehen freiwilliges und bürgerschaftliches Engagement für die neue
professionelle Freiwilligenarbeit.
Mein Dank gilt den vielen Ehrenamtlichen, die
sich in unseren Fachstellen und Selbsthilfegruppen engagieren. Sie sorgen dafür, dass
aus Betroffenen Beteiligte werden.
Ihr
Christian Heise
Geschäftsführer bwlv
Imagepflege, verbesserte Akzeptanz der Angebote
und die Verbindung der Selbsthilfegruppen mit dem
örtlichen Gemeinwesen stehen dabei im Vordergrund.
Für die Ehrenamtlichen selbst geht es um die Weitergabe ihres Erfahrungswissens und die Begegnung von
„Mensch zu Mensch“. Die professionelle Freiwilligenarbeit erfordert jedoch Investitionen, Einflussbereiche
und Zuständigkeiten müssen neu geregelt werden,
diesen Herausforderungen wird sich der bwlv in Zukunft stellen.
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versöhnen
„Miteinander reden
und füreinander da sein.“
Gabriele und Bernd Michael
Angehörigengruppe Waldshut
Wenn der Vater, die Mutter oder ein Familienangehöriger dem Alkohol verfällt, ist es wichtig, eine Klammer
zu bilden und eine Stütze aufzubauen. Miteinander
zu reden und füreinander da zu sein. Allein das Vertrauen führt zum Ziel.
„Es war ein langer harter Weg bis ich zu einer Entziehungskur eingewilligt habe“, erinnert sich Bernd
Michael. Seit 18 Jahren ist er trockener Alkoholiker. Er
möchte Mitmenschen darüber aufklären, was übermäßiger Alkoholgenuss an gesundheitlichen Schäden am
eigenen Körper, in der Familie und in der Gesellschaft
anrichten kann.
Gabriele Michael engagiert sich für Angehörige und
Familien von Alkoholabhängigen. „Ich würde mir
wünschen, dass mehr Angehörige uns aufsuchen. Die
Resonanz ist sehr bescheiden“, merkt sie an.
Beide sind ehrenamtliche Mitarbeiter in der Fachstelle Sucht Waldshut und führen seit Jahren einen
Gesprächskreis in Klettgau-Griessen mit Themen wie
Problembewältigung, Steigerung des Selbstwert-
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gefühls und Selbstvertrauens, sowie Partnerschaft
ohne Alkohol. Sie haben außerdem ein eigenes Faltblatt entworfen.
„Auch eine Reise von 1000 Meilen
beginnt mit dem ersten Schritt.“
Konfuzius
„Seit fast 12 Jahren unterstütze ich nun Angehörige,
die in meine Gruppe kommen. Von meinen eigenen
Erfahrungen, die ich vor, während und nach der Entziehungskur meines Mannes gemacht habe, gebe ich
gerne etwas weiter. Es war nicht einfach damals. Ich
habe mich oft gefragt, warum er soviel trinkt, bin ich
Schuld, habe ich versagt als Ehefrau, ...
Ich und mein Mann haben durch Briefe und viele
Gespräche wieder zueinander gefunden, und das war
gerade am Anfang sehr schwer. Aber wenn ich an
meinem Patner festhalten will, dann muss ich etwas
dafür tun. Es gibt eine Chance, Vertrauen wieder zu gewinnen, den anderen zu sehen wie er ist – ja, vielleicht
sich neu ineinander zu verlieben.“
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vertrauen
„Der Weg zur Paargruppe
lohnt sich für ein gutes
suchtfreies Leben.“
Ingrid Schwarzmeier
Paargruppe
„Suchterkrankungen sind Familienerkrankungen. Die
Suchtproblematik betrifft nicht nur den Einzelnen, sondern auch den Partner und oft die ganze Familie.“
In der Paargruppe werden die Partner mit einbezogen,
um die Chance zu ergreifen, die Beziehung oder gar
Familie zu erhalten. Besonders nach der Therapie wird
es für viele Paare schwierig, eine neue Balance in der
Partnerschaft zu finden.
In der Gruppe erfahren Betroffene eine andere Sichtweise. Die Partner lernen dabei wieder miteinander
zu kommunizieren und den anderen aussprechen zu
lassen. Dies gestaltet sich im gewohnten (häuslichen)
Umfeld meist schwierig. In einer anderen Umgebung
und unter Gleichgesinnten gelingen neue Kommunikationsmuster. Dass die Mitglieder selbst Betroffene und
Angehörige sind, trägt zu einem Verständnis bei, in dem
es möglich wird, Brücken zu bauen. Die Gruppe bietet
ein Übungsfeld und einen harmonischen Rahmen, um
seine eigene Meinung offen auszusprechen. Konflikte
können „beschützt“ ausgetragen werden.
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In unserer Paargruppe werden folgende Themen
behandelt: „Was hat sich verändert seit der letzten
Gruppenstunde“, Co-Abhängigkeit, Familiensituation,
berufliche Situation, Bewusstmachung, dass man sich
selbst ändern muss, damit sich der Partner oder das
Umfeld verändert, Stärkung des Selbstbewusstseins.
Ingrid Schwarzmeier leitet die Paargruppe der Fachstelle Sucht Calw in Bad Liebenzell. „In den Paargesprächsrunden geht es um ein gutes Miteinander und
darum, die Einzelpaare zu erreichen. Das Ziel ist, dass
das Vertrauen untereinander wieder aufgebaut wird.
Die Paargruppe kann auf diesem langen Weg hilfreich
unterstützend zur Seite stehen und Mut machen für
ein gutes, suchtfreies Leben“.
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lachen
„Wir kümmern uns
nicht nur
um Probleme.
Nein, wir lachen
auch viel.“
Christiane Schneck
Frauengruppe „Sich selbst als Nächsten sehen.“
Zu uns in die Frauengruppe kommen Partnerinnen
und Ehefrauen von Suchtkranken und suchtkranke
Frauen. In dieser Selbsthilfegruppe geht es darum, das
Selbstbewusstsein zu stärken und zu lernen, gut für
sich selbst zu sorgen. Das bedeutet, sich selbst wichtig zu nehmen, denn nur wenn es mir selbst gut geht,
kann ich für andere da und eine Hilfe sein. Durch die
Erfahrung der anderen Gruppenteilnehmerinnen wird
es leichter, das eigene Verhalten besser zu verstehen,
zu hinterfragen und zu ändern.
Die Frauengruppe bietet einen geschützten Rahmen,
in dem es möglich ist, offen und frei zu reden, sich
wohl und verstanden zu fühlen unter Frauen, die die
Problematik kennen und denen es genauso geht. Wir
besprechen unsere Alltagsschwierigkeiten ohne etwas
beschönigen zu müssen und machen einander Mut.
Was gesprochen wird, bleibt im Raum.
In unserer Frauengruppe besprechen wir Themen wie:
- Wie kommen wir wieder miteinander ins Gespräch?
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- Was sind unsere gemeinsamen Ziele in der
Partnerschaft?
- Wie verhalte ich mich in Krisenzeiten?
- Wem gegenüber öffne ich mich wie weit
(Umfeld, Vorgesetzter, usw.)?
- Konflikte austragen
- Co-Abhängigkeit
- Die Problematik der Kinder und Jugendlichen in
Suchtfamilien
- Vorteile der verschiedenen Therapieformen:
Ambulant – Tagesklinik oder Langzeit
- Angststörungen
- Entspannung und Meditation –
Wie komme ich zur Ruhe?
- Ausgleich durch Bewegung
- Was tut mir gut?
Christiane Schneck leitet die Frauengruppe der Fachstelle Sucht Calw und weiß, wie wichtig es nebst allen
ernsthaften und oft sehr belastenden Problemen ist,
„Lachen“ als therapeutisches Medium einzusetzen.
Lachen lockert die Atmosphäre und die starke innere
Anspannung unter der die betroffenen Frauen stehen.
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gestalten
„Selbsthilfe ist für mich
Teil einer gelungenen
Lebensgestaltung.“
Dorothea Pfeffinger
Mitglied im Sprecherrat
Angehörigengruppe Rastatt
Vor elf Jahren fand ich als damalige Angehörige eines
Süchtigen Unterstützung in einer Angehörigengruppe.
Ich war erstmal nur erleichtert, mit Gleichgesinnten
über meine persönlichen Sorgen und Belastungen
sprechen zu können. Nach einem Jahr endete die
therapeutisch geleitete Gruppe und ich wusste: „Bleib
dran, das ist deine Rettung.“ So begann meine Mitarbeit in der Suchtselbsthilfe.
Das Thema Co-Abhängigkeit veränderte mein Leben,
weil ich mehr und mehr begriff, welche Beweggründe
und Erfahrungen mich dazu brachten, meine eigenen
Bedürfnisse zu vernachlässigen, Gefühle zu verdrängen, meine Grenzen weder zu spüren noch nach außen
vertreten zu können. Und auch nach nunmehr vielen
Jahren der Aufarbeitung befinde ich mich täglich im
Prozess der Heilung.
im Sprecherrat des Selbsthilfe-Netzwerkes unserer
Region ehrenamtlich tätig. Mir hat die Selbsthilfe sehr
viel zurück gegeben, weil ich in all den Jahren dabeigeblieben bin. Immer wieder treffe ich auf Menschen,
durch deren Geschichte ich erkenne, was ich bei mir
noch tun kann.
Ein Spruch von Galileo Galilei ist zu meinem Leitsatz
für die Gruppenarbeit geworden:
„Man kann einen Menschen nichts lehren,
man kann ihm nur helfen,
es in sich selbst zu entdecken.“
Seit mittlerweile zehn Jahren leite ich selbst die
damalige Angehörigengruppe. Zusätzlich gründete
ich vor fast vier Jahren die EKS-Gruppe, das sind
Angehörige aus Suchtfamilien. Außerdem bin ich seit
einigen Jahren Mitglied im Sprecherrat des bwlv sowie
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weitergeben
hilfe annehmen
„Die Hilfe,
die ich erfahren habe,
will ich weitergeben.
Ich weiß aus eigener Erfahrung,
wie schwer es ist,
Hilfe anzunehmen.“
Maria Seibert
Infogruppe Alkohol
„ Es war fünf vor Zwölf, ich habe viel zu lange gewartet und jeder Tag war einer zuviel.“
Der Alkohol bestimmte einst das Leben von Maria Seibert. Der Weg aus der Sucht war lang und hart. Heute
ist sie mit Leib und Seele ehrenamtliche Mitarbeiterin
und leitet eine Motivationsgruppe in Achern.
Maria Seibert weiß, was es bedeutet schweißgebadet
aufzuwachen, zitternd und mit entsetzlicher Übelkeit
kämpfend. Sie kennt den Ekel vor sich selbst und auch
das Vorhaben „endlich was dagegen zu tun“. Genauso den ewigen Selbstbetrug, das Bagatellisieren. Sie
erlebt, wie ihre Familie unter ihrer Abhängigkeit leidet.
Ihr Schlüsselerlebnis kam eines Nachts. „Ich habe
schlagartig gespürt: Entweder höre ich auf, oder ich
bin bald tot.“ Maria Seibert rief ihren Hausarzt an.
„Ich wollte wieder leben.“ Sie erhielt einen Termin bei
einem Therapeuten der Fachstelle Sucht in Offenburg.
Daraufhin folgte eine Entgiftung im Krankenhaus
Achern, anschließend eine stationäre Therapie in der
Fachklinik Schloz im Schwarzwald. Sie besuchte eine
Selbsthilfegruppe in Oberkirch, hatte wöchentlich ein
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Einzelgespräch mit Therapeuten. Diese Gespräche
empfand sie aufbauend. „Sie haben mir die Angst vor
der Zukunft genommen.“
Maria Seibert hat sich für das Leben entschieden, ist
durch die Nacht ins Licht gegangen. Ihre Zeit mit der
Sucht, ihre Empfindungen und Erfahrungen während
der Therapie und in der Selbsthilfegruppe, die Reaktionen ihrer Familie, all das hat sie in einem Buch niedergeschrieben. Das Schreiben sowie ihre Lesungen
sind Teil ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema.
Maria Seibert
„Durch die Nacht ins Licht“
ISBN 978-3-943855-02-9
Verlag Roland Klöpfer GmbH
140 Seiten
15,00 €
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loskommen
hilfe annehmen
„Der Wunsch, von der Sucht loszukommen wuchs.
Mehrere Anläufe waren notwendig,
und es gelang zuletzt nur mit
professioneller Hilfe.“
Heike Gonsior
Infogruppe Alkohol und Drogen
„Als ich abstinent wurde, hatte ich Angst vor der
Leere, die entstehen könnte. Heute reicht oft die Zeit
nicht aus, all das zu tun, was ich gerne tun möchte.“
Die ersten Kontakte mit Alkohol hatte Heike Gonsior
mit 16 Jahren. Mit 19 fing sie vermehrt an Haschisch
zu rauchen. Hinzu kamen Aufputschmittel, Schlaftabletten, LSD. Später Morphium, Heroin und Kokain.
Der Konsum entwickelte sich von „ab und zu“ bis hin
zu täglich. Ihre Sucht finanzierte sie anfangs mit Arbeit, dann dealen, stehlen und Schulden machen. Nach
langen Jahren kam der Sinneswandel. „Ich hatte zwei
Möglichkeiten: mich zu Tode fixen oder auf Therapie
gehen.“ Alkohol war ständiger Begleiter.
Noch im selben Jahr machte sie eine einjährige stationäre Sucht- und Drogentherapie. Nach der Entlassung
wohnte sie zur Nachsorge in einer entsprechenden
Wohngemeinschaft. Diese musste sie nach sechs
Monaten wegen Rückfall verlassen. Sie zog um, suchte
sich Arbeit und schaffte selbständig einen kalten Entzug. Die Sucht verlagerte sich von Drogen auf Alkohol.
Mit verschiedenen Helferarbeiten hielt sie sich über
Wasser. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Gärtnerin.
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Ihr Alkoholkonsum wuchs von Jahr zu Jahr mehr. Öfter
machte sie blau oder wurde krank. Sie entschloss sich,
auf den Vorschlag der Beratungsstelle einzugehen und
eine Kurzzeittherapie zu machen.
Seit knapp sechs Jahren ist Heike Gonsior trocken.
Sie arbeitet nach wie vor als Gärtnerin und engagiert
sich auch im Personalrat. Sie organisiert ehrenamtlich Wandertouren für Gruppen, insbesondere für das
Frauennetzwerk Baden-Baden.
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annehmen
zeit für
entwicklung
„Annehmen, wie man ist,
alles hat seine Zeit.“
Mike K.
Erfahrungsbericht Drogen
„Verantwortlich ist jeder für sich selbst.“
Mit fünfzehn kam Mike K. das erste Mal mit Drogen in
Berührung. Zuerst „rauchte“ er nur ab und zu, doch
bald wurde es zur Gewohnheit. Aus Neugier probierte
er zum ersten Mal Heroin, jedoch nur ein Mal per Spritze. Danach schniefte er, anfangs nur sporadisch mit
größeren Pausen. Als er zwanzig war, nahm sich sein
bester Freund das Leben. Dieser Schicksalsschlag traf
ihn hart. Er brach seine Lehre ab und nahm mehrere
Jahre Nebenjobs an. Heroin wurde zu seinem ständigen Begleiter. „Ich war ein funktionierender Drogenabhängiger geworden.“
Die Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin
war der Wendepunkt in seinem Leben. Er suchte eine
Drogenberatung auf, obwohl er schreckliche Angst
davor hatte. Die Hoffnung auf Hilfe und Unterstützung
war jedoch so groß, dass er den Schritt wagte. „Ich
selbst habe es nicht mehr auf die Reihe bekommen,
mein Leben auf die Reihe zu bekommen“.
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Mit Unterstützung der Drogenhilfe fand er die Kraft.
Er machte eine Substitutionsbehandlung, bei der ihn
die Mitarbeiter der Drogenberatung unterstützten und
seine neue Partnerin liebevoll zu ihm hielt.
Nach neun Jahren, mit Mitte vierzig, beendete er das
Methadonprogramm, er wollte ein drogenfreies Leben
führen. „Irgendetwas in mir hat NEIN gesagt und
irgendwann ist man einfach so weit und dann klappt
das mit der Abstinenz.“
Sein neues Leben ohne Drogen genießt Mike K. Er lacht
viel und gerne und geht vorbehaltlos auf die Menschen
zu. Das hat er über die Jahre hinweg gelernt. Er nimmt
alles viel bewusster wahr, fühlt intensiver und ist viel
verständnisvoller und aufmerksamer als früher.
Bei der Drogenberatung (Drobs) Kehl-Offenburg
betreut er ein Arbeitsprojekt. „Durch die Arbeit bei der
Drogenberatung habe ich einen Sinn für mich gefunden: Ich möchte anderen Hilfestellung geben.“
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Mensch
mensch sein
„Mir brachte die Gruppe
die Erkenntnis,
dass ich noch ein Mensch bin.“
Rolf Oser
Infogruppe Spielsucht
„Die fachliche Behandlung ist unersetzlich, doch die
Selbsthilfegruppe gibt den Betroffenen Halt. Das
Gefühl verstanden zu werden stellt auch das Selbstwertgefühl der Betroffenen wieder her.“
Rolf Oser kann eine lange Geschichte der eigenen
Glücksspielerfahrung erzählen; sein Verhängnis war
die Pferderennbahn. Die Anfangserfolge waren es, die
das Spiel zur Sucht werden ließen. „Irgendwann hatte
ich mein ganzes Bargeld verzockt.“
Es folgte der Absturz, der körperliche Verfall. Sein
Arzt sprach ihm eine deutliche Warnung aus. Schließlich begab er sich in eine stationäre Therapie und in
eine Selbsthilfegruppe. „Mir brachte die Gruppe die
Erkenntnis, dass ich noch ein Mensch bin.“ Er bekam
sein Leben wieder in den Griff, es gelang ihm seine
Ehe zu retten. Dies motivierte ihn, eine Gruppe für
Glücksspielsüchtige zu gründen. Acht bis zwölf Personen nehmen wöchentlich an ihr teil. Es handelt sich
um eine offene Gruppe. Willkommen sind „spielfreie“
als auch „spielaktive“ Personen. Angehörige können
ebenfalls an den Sitzungen teilnehmen. Das Ziel ist die
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Abstinenz. Die Gruppe der Glücksspieler ist gemischt,
Automatenspieler, Casinobesucher, Internetspieler,
wobei hier die Pokerspieler dominieren. Entscheidend
ist für Rolf Oser in der Selbsthilfegruppe die enge
Zusammenarbeit mit den Fachleuten, Psychiatern und
Therapeuten.
Heute findet der 69-Jährige Erfüllung in anderen
Dingen, schöpft Kraft aus der Natur und widmet sich
kreativen Beschäftigungen wie z.B. der Malerei. Mit
seiner Frau erfüllt er sich mittlerweile Wünsche und
Träume, die lange Zeit aus Geldmangel nicht möglich
gewesen sind.
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verändern
veränderung
„Wenn Eltern sich
verändern, verändert sich
auch das Verhalten
der Kinder.“
Brigitte Hansen
Elternkreis Neckar-Donau
Unter einem Pseudonym hat eine Mutter aus dem
Elternkreis des bwlv ihre Geschichte aufgeschrieben.
Ein besonderes Buch, weil hier nicht nur die Mutter,
sondern auch der Sohn zu Wort kommt.
„Mach dir keine Sorgen, ich kann jederzeit wieder aufhören, ich habe alles unter Kontrolle!“
Sieben Jahre lang sind die Nadel und Heroin Franks
feste Begleiter. Mit 14 Jahren raucht er in der Clique
seinen ersten Joint. Mit 18 macht er Bekanntschaft
mit Heroin. Er kifft, kokst und dealt.
Frank ist am Ende. Aber nicht nur er, auch seine
Mutter. So scheint es. Da tun sich ganz neue Möglichkeiten auf. Kein hoffnungsloser Fall, kein ewiger
Junkie. Handschellen retten Franks Leben!
Durch professionelle Hilfe der Drogenberatung, der
Entzugsklinik, der Rehaklinik und nicht zuletzt des
Elternkreises, ist eine Veränderung möglich.
Dieses Buch will Eltern Mut machen, deren Kinder
mit Drogen in Kontakt gekommen sind und Wege zur
Selbsthilfe weisen.
Brigitte Hansen
„Das Ende war der Anfang“
blaukreuz-Verlag
www.blaukreuzverlag.ch
ISBN 978-3-85580-480-1
104 Seiten
10,90 €
Seitdem hasst er die Sucht und vermisst seine Familie.
Tatsächlich steht er mit 26 Jahren am Beginn eines
neuen Lebens – ohne Drogen. Er schafft den Absprung. In der Therapie lernt er Johanna kennen.
26
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allgemeines
Die Suchthilfe
ist ohne Selbsthilfe
und ehrenamtliches
Engagement
nicht vorstellbar.
In den 23 Fachstellen des Baden-Württembergischen
Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation
gGmbH sind derzeit über 200 Suchtkrankenhelfe150 rinnen und -helfer in 150 Selbsthilfegruppen aktiv. Sie
o. 180? übernehmen dabei die unterschiedlichsten Aufgaben,
vgl S. 5 die von Vorbereitung und Motivationsarbeit für Hilfsangebote, über Gruppenangebote für Betroffene und
Angehörige bis hin zu Freizeitangeboten reichen.
Zwischen den ehrenamtlichen Leiter/innen der Selbsthilfegruppen und der jeweiligen Fachstelle findet ein
regelmäßiger Informations- und Erfahrungsaustausch,
Supervision und Coaching statt. Neben Inhouse-Seminaren besteht die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und Freizeitangeboten auch über die
Landkreisgrenzen hinaus. Ein passwortgeschütztes
Online-Forum fördert den Austausch aller Ehrenamtlichen im Verband.
Gruppensituationen vermittelt. Ziel der Ausbildung ist
es, dass die Helferinnnen und Helfer später selbst eine
Motivations- oder Nachsorgegruppe leiten und damit
eine wichtige Ergänzung des Beratungsstellenangebots übernehmen.
Ein weiteres Bindeglied zwischen Hauptamt und
Ehrenamt ist der Sprecherrat. Er vertritt die Interessen
der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen innerhalb des
bwlv und repräsentiert die Selbsthilfe im bwlv in der
Öffentlichkeit. Seine Aufgabe ist die Verflechtung der
Erfahrungen und Kompetenzen von Ehrenamt und
Hauptamt zum Wohle der Betroffenen. Er vertritt die
Interessen der Ehrenamtlichen in Gremien und setzt
sich für die internen und externen Belange in der
Öffentlichkeit ein und präsentiert damit die Selbsthilfe
nach außen.
Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen des bwlv haben in
der Regel einen zweijährigen Ausbildungskurs absolviert, der neben Fachwissen auch Handwerkszeug zur
Gesprächsleitung und zum Umgang mit schwierigen
28
29
kontakt
Unsere ambulanten
Einrichtungen
76532 Baden-Baden
Sinzheimer Straße 38
Tel.: 0 72 21 / 99 64 78 - 0
Fax: 0 72 21 / 99 64 78 - 99
[email protected]
75365 Calw
Bahnhofstraße 31
Tel.: 0 70 51 / 9 36 16
Fax: 0 70 51 / 93 61 88
[email protected]
79312 Emmendingen
Hebelstraße 27
Tel.: 0 76 41 / 93 35 89 - 0
Fax: 0 76 41 / 93 35 89 - 99
[email protected]
79100 Freiburg
Basler Straße 61
Tel.: 07 61 / 15 63 09 - 0
Fax: 07 61 / 15 63 09 - 99
[email protected]
69117 Heidelberg
Unterer Fauler Pelz 1
Tel.: 0 62 21 / 2 34 32
Fax: 0 62 21 / 2 41 01 [email protected]
76133 Karlsruhe/
Bruchsal
Karlstraße 61 (am Karlstor)
Tel.: 07 21 / 35 23 98 - 10
Fax: 07 21 / 35 23 98 - 99
[email protected]
30
76646 Bruchsal
Hildastraße 1
Tel.: 0 72 51 / 93 23 84 - 0
Fax: 0 72 51 / 93 23 84 - 99
[email protected]
79539 Lörrach
Tumringer Straße 229
Tel.: 0 76 21 / 16 23 49 - 0
Fax: 0 76 21 / 16 23 49 - 99
[email protected]
68165 Mannheim
Moltkestraße 2
Tel.: 06 21 / 842 50 68 - 0
Fax: 06 21 / 842 50 68 - 99
[email protected]
74821 Mosbach
Friedrich-Ebert-Straße1
Tel.: 0 62 61 / 6 43 86 - 0
Fax: 0 62 61 / 6 43 86 - 99
[email protected]
77652 Offenburg
Grabenallee 5
Tel.: 07 81 / 91 93 48 - 0
Fax: 07 81 / 91 93 48 - 99
[email protected]
78628 Rottweil
Schramberger Straße 23
Tel.: 07 41 / 80 82 - 0
Fax: 07 41 / 80 82 - 99
[email protected]
78224 Singen
Julius-Bührer Straße 4
Tel.: 0 77 31 / 9 12 40 - 0
Fax: 0 77 31 / 9 12 40 - 29
[email protected]
78532 Tuttlingen
Freiburgstr. 44
Tel.: 0 74 61 / 9 66 48 - 0
Fax: 0 74 61 / 9 66 48 - 29
[email protected]
78050 VillingenSchwenningen
Großherzog-Karl-Straße 6
Tel.: 0 77 21 / 87 86 46 - 0
Fax: 0 77 21 / 87 86 46 - 99
[email protected]
79761 Waldshut-Tiengen
Kaiserstraße 17
Tel.: 0 77 51 / 8 96 68 - 0
Fax: 0 77 51 / 8 96 68 - 99
[email protected]
Jugend- und Drogenberatungsstellen
76532 Baden-Baden
Sinzheimer Straße 38
Tel.: 0 72 21 / 99 64 78 - 30
Fax: 0 72 21 / 99 64 78 - 49
[email protected]
77694 Kehl
Bankstraße 5
Tel.: 0 78 51 / 99 47 79 - 0
Fax: 0 78 51 / 99 47 79 - 99
77652 Offenburg
Hauptstr. 57
Tel: 07 81 / 94 87 88 - 0
Fax: 07 81 / 94 87 88 - 99
[email protected]
77933 Lahr
Goethestraße 10
Tel: 0 78 21 / 92 38 99 - 0
Fax: 0 78 21 / 92 38 99 - 99
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72764 Reutlingen
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