PRESSE-ERKLÄRUNG Schloss Divitz befindet sich

PRESSE-ERKLÄRUNG
Schloss Divitz befindet sich unter den 14 meist gefährdeten Baudenkmalen Europas
Den Haag und Luxemburg, 10. Dezember 2015 – Europa Nostra - die Stimme des Denkmalschutzes in
Europa und das Institut der Europäischen Investitionsbank (EIBI) geben heute die 14 Denkmale und
Denkmalstätten bekannt, die aus einer größeren Auswahl für das Programm der „7 meist Gefährdeten
2016“ von einem Experten-Panel in die Vorauswahl genommen wurden. Diese gefährdeten Denkmale aus 14
europäischen Ländern sind: die archäologischen Stätten von Jereruk und das Dorf Ani Pemza, Armenien,
der Justizpalast in Brüssel, Belgien, die Seefestung Patarei in Tallinn, Estland, der Flughafen Helsinki-Malmi,
Finnland, die Colbert-Brücke in Dieppe, Frankreich, das Schloss Divitz, Deutschland, der Kampos auf
Chios, Griechenland, die Lagune von Venedig, Italien, Schloss Rijkswijk, Niederlande, der Y-Block in Oslo,
Norwegen, der Valflores Palast und Gartenanlage, nahe Lissabon, Portugal, das Kloster von St. Antonius
von Padua, in Extremadura, Spanien, die Altstadt von Hasankeyf mit Umgebung, Türkei, Haus Mavisbank,
nahe Edinburgh, Vereinigtes Königreich. Einige dieser Stätten befinden sich aufgrund von Verwahrlosung
oder falscher Planung in Gefahr, andere aufgrund von mangelnden Ressourcen oder fehlender Expertise. Die
endgültige Liste der 7 meist gefährdeten Stätten wird bei einer öffentlichen Veranstaltung in Venedig
am 16. März bekannt gegeben.
Die 14 in die Vorauswahl genommenen Denkmale und Stätten wurden unter Berücksichtigung ihrer
Einzigartigkeit und ihres kulturellen Wertes ausgewählt und weil sie sich in unmittelbarer Gefahr befinden. Das
Eintreten öffentlicher und privater Initiativen für diese Stätten und das Engagement der Bürger vor Ort, um
diese Denkmale zu retten, waren weitere wesentliche Auswahlkriterien. Das Potential dieser Stätten, für die
umgebende Region als Motor einer nachhaltigen Entwicklung zu agieren, wurde genauso bewertet.
Nominierungen für die Auswahl der „7 meist Gefährdeten 2016“ kamen sowohl von Bürgerinitiativen als auch
von öffentlichen Körperschaften, die alle zusammen Teil des großen Netzwerkes von Mitgliedern und
angeschlossenen Organisationen sind, das Europa Nostra in ganz Europa unterhält. 14 Stätten wurden von
einer Jury von Experten aus Geschichte, Archäologie, Architektur, Konservierung. Projektanalyse und
Finanzierung in die Vorauswahl genommen. Der Vorstand von Europa Nostra wird aus dieser Vorauswahl
dann die „7 meist Gefährdeten“ auswählen.
Im Januar 2013 wurde das Programm der „7 meist Gefährdeten“ von Europa Nostra und dem Institut der
Europäischen Investitionsbank als Gründungspartner und der Entwicklungsbank des Europarats als
assoziiertem Partner aus der Taufe gehoben. Vorbild war ein erfolgreiches ähnliches Projekt des US National
Trust for Historic Preservation.„Die 7 meist Gefährdeten“ stellen weniger ein Finanzierungsprogramm dar. Das
Ziel ist es vielmehr, als Handlungsauslöser und Beschleuniger zu dienen und mit dem guten Beispiel
voranzugehen.„Die 7 meist Gefährdeten“ werden vom Creative Europe Programm der Europäischen Union
unterstützt als Teil des Kooperationsprojekts „Mainstreaming Heritage“, das Europa Nostra über 3 Jahre
verfolgt.
„Europa Nostra begrüßt die wachsende Anerkennung seitens der EU Institutionen, inklusive des Europäischen
Investitionsbank , dass das kulturelle Erbe für Europa identitätsstiftend ist. Es ist ein Motor für nachhaltige
Entwicklung und gibt den multikulturellen Gesellschaften Zusammenhalt. Das Förderprogramm für bedrohte
Denkmale „Die 7 meist Gefährdeten“ hat immense Wichtigkeit, kann seine Ziele allerdings nur mit der breiten
Unterstützung von EU Institutionen und einer Gemeinschaftsarbeit verschiedener öffentlicher Stellen und
privater Partner erreichen. Auf sie zählen wir, um Europa Nostra und unsere Mitglieder zu unterstützen und
den gemeinsamen, gefährdeten Denkmalen neues Leben und Zukunft einzuhauchen“, so Denis de
Kergorlay, Executive President von Europa Nostra.
„Experten des EIB Institutes besuchen und analysieren die ausgewählten „7 meist gefährdeten“ Stätten und
tragen mit ihrer Expertise zur Formulierung realistischer Handlungspläne bei. Die Argumente zugunsten des
Erhalts dieser Denkmale erhalten so mehr Durchschlagskraft und Glaubwürdigkeit. Die Erfahrungen der
letzten Jahre zeigen darüber hinaus, dass lokales als auch nationales Engagement wesentlich sind um eine
noch breitere Unterstützung zu mobilisieren und weitere Förderer zu finden, um die gefährdeten Denkmale zu
retten“, ergänzte Guy Clausse, der Dekan des Instituts der Europäischen Investitionsbank .
PRESS CONTACTS
Europa Nostra
Joana Pinheiro, [email protected]
T. +31 70 302 40 55; M. +31 6 34 36 59 85
European Investment Bank Institute
Bruno Rossignol, [email protected]
T. +352 43 797 07 67; M. +352 62 134 58 62
Europa Nostra Deutschland
Dr. Reinhard Friedrich,
ebi.sekretariat@deutsche-burgen. org
T. ++49 2627 974156
TO FIND OUT MORE
http://7mostendangered.eu/2016-shortlist
http://7mostendangered.eu/advisory-panel
twitter.com/europanostra
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HIGH RESOLUTION PHOTOS
Vorauswahl von 14 europäischen Stätten für das
Programm der „7 meist Gefährdeten 2016“
Schloss Divitz, Mecklenburg-Vorpommern, DEUTSCHLAND
Schloss Divitz ist eine historische Wasserburg in Norddeutschland. Die ältesten erhaltenen Teile des
Herrenhauses stammen aus dem 15. Jahrhundert, der heutige Zustand ist das Ergebnis verschiedener
Renovierungen zwischen 1785 und 1850. Der Garten mit einer Größe von 12 ha ist ein repräsentatives
Beispiel eines Landschaftsgartens aus dem 19. Jahrhundert. Nach vielen Jahren der Vernachlässigung ist das
Gelände verwahrlost und in einem schlechten Erhaltungszustand. Nach einer Konzeptstudie, die vom
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien angefertigt wurde, verfügt Schloss Divitz über alle
Attribute eines wichtigen Kulturdenkmals, womit sofortige Maßnahmen zu seinem Schutz gerechtfertigt wären.
Die Studie schlägt die Restaurierung des Schlosses und seiner Anlagen vor und seine Umwandlung in ein
touristisches Ziel mit Museum, Hotel und einer Sommerbühne. Die Nominierung kam von Europa Nostra
Deutschland.
Archäologische Stätte von Jereruk und Dorf Ani Pemza, ARMENIEN
Auf einem felsigen Plateau nahe der türkisch-armenischen Grenze befindet sich Jereruk, einst eine frühe
christliche Kirche und Pilgerziel der Region. Trotz verschiedener Restaurierungsbemühungen in den letzten
beiden Jahrzehnten bleibt die Basilika aus dem 6. Jahrhundert vom Verfall bedroht. Die archäologischen
Stätten laufen Gefahr, für immer verloren zu gehen, bevor sie überhaupt umfassend untersucht wurden. Das
Zentrum für Studien und Dokumentation Armenischer Kultur in Italien (CSDCA), der Antragsteller für die
Nominierung für die „7 meist Gefährdeten 2016“, schlägt ein multidisziplinäres Projekt vor, um die Stätte zu
erforschen und zu erhalten. Außerdem wird ein transnationaler archäologischer Park entlang des Akhurion
Flusses vorgeschlagen. Das Dorf Ani Pemza, erbaut 1926 und nur wenige Hundert Meter entfernt, könnte als
kulturelles Tourismus-Zentrum dienen und so zu einer sozio-ökonomischen Wiederbelebung der Region
beitragen.
Justizpalast Brüssel, BELGIEN
Der Palast der Justiz, Sitz des belgischen obersten Gerichtshofes, war das größte Gebäude, das im 19.
Jahrhundert in Europa errichtet wurde. Der Entwurf stammte von dem belgisc hen Architekten Joseph Polaert
und dieses monumentale Objekt mit außergewöhnlicher Architektur wurde damals mit modernster Eisen Technologie erbaut. Trotz außergewöhnlichem architektonischem, historischem und städtischem Wert hat das
Gebäude nie die Wertschätzung erfahren, die ihm eigentlich gebührt. Viele Bereiche des Gebäudes werden
gar nicht mehr genutzt, dafür wurden Büros in benachbarten Gebäuden angemietet, um den Aufgaben der
Justiz nachkommen zu können. Die Nominierung für das Programm 2016 erfolgte durch das Patrimoine
Culturel Immobilier. Um das Gebäude wieder seiner ursprünglichen Nutzung zuführen zu können, ist breiter
internationaler Fachverstand und Unterstützung vonnöten. Das Gebäude wurde für 2016 auch in die Liste des
World Monuments Watch aufgenommen.
Seefestung Patarei in Tallinn, ESTLAND
Erbaut 1840 ist die Seefestung Patarei das größte im klassischen Stil erbaute Verteidigungs -Ensemble
Estlands. Zwischen 1920 und 2005 wurde die Festung als Gefängnis genutzt, in dem politische Häftlinge
untergebracht waren. Heute ist Patarei ein „Ort der Erinnerung“ und ein machtvolles Symbol nationalen
Widerstands sowohl gegen das kommunistische als auch gegen das Nazi -Regime. Für Patarei kommt die
Hauptbedrohung durch das rauhe Klima und den schlechten E rhaltungs- und Pflegezustand. Viele Bereiche
sind bereits aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die estländische Heritage Society, die den Antrag
eingereicht hat, schlägt eine Revitalisierung dieses großen Ensembles vor und möchte darin ein Museum
eröffnen, ein Zentrum für die Kreativ-Industrie, ein Hotel oder Büros und Wohnungen. Patarei hat das
Potential, in Kombination mit dem benachbarten Tallinner Wasserflughafen (dem Gewinner eines Großen
Preises der EU für das Kulturelle Erbe/ Europa Nostra Award 2013), der Altstadt von Tallinn und der
Suomenlinna Festung in Helsinki zu einer wichtigen Touristen-Attraktion in der Ostsee-Region zu werden.
Flughafen Helsinki-Malmi, FINNLAND
Mitte der 1930er Jahre im funktionalen Stil erbaut, ist der Flughafen Helsinki-Malmi einer der best-erhaltensten
und immer noch aktiven internationalen Flughäfen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Mit mehr als
40.000 Landungen im Jahr ist Malmi nach Helsinki-Vantaa International der meist genutzte Flughafen in
Finnland. Terminal und Hangar befinden sich in gutem Zustand dank der Erhaltungsaufwendungen der letzten
Jahre. Der Flughafen wird allerdings durch ein neues Entwicklungsprojekt bedroht. Der Masterplan der Stadt
Helsinki plant für das Gelände eine neue Nutzung als Wohnanlage, die ab 2020 erstellt werden soll. Europa
Nostra Finnland, unterstützt von den Freunden des Malmi Flughafens (FoMA), hat den Antrag für die „7
meist Gefährdeten 2016“ eingereicht und argumentiert, dass das Gelände als Trainings - und gewerblicher
Flughafen weitergenutzt werden sollte. Zusätzlicher Nutzen käme durch Kultur-Tourismus und Nicht-LinienFlugdienste, die ansonsten innerhalb eines Radius von 150 km nicht verfügbar wären.
Colbert-Brücke in Dieppe, Normandie, FRANKREICH
Zeitparallel mit dem Eiffelturm erbaut unter Verwendung der gleichen Bautechnik und Materialien
(Eisenlegierung), ist die Brücke als letzte große Schwingbrücke Europas mit ihrem originalen hydraulischen
Mechanismus immer noch im Betrieb. Täglich überqueren 12000 Kraftfahrzeuge und 1800 Fußgänger die
Brücke. 2014 entstand der Plan des Hafenkomitees, dem Eigentümer der Brücke, die 1889 erbaute
Konstruktion durch einen Neubau zu ersetzen. Allerdings hat das Schutzkomitee der Freunde der Colbert Brücke ein Konzept vorgelegt, das beweist, dass die Restaurierung der Brücke nicht nur technisch und
finanziell möglich ist, sondern dass diese auch zu deutlich niedrigeren Kosten als der Neubau durchgeführt
werden könnte. Die Fondation du Patrimoine als Antragsteller schlägt die Restaurierung der Brücke sowie
eine Modernisierung des technischen Mechanismus vor.
Der Kampos von Chios, Insel Chios, GRIECHENLAND
Der Kampos von Chios ist ein halb-ländliches Gebiet innerhalb der Stadtgrenzen von Chios und steht
exemplarisch für die Ko-Existenz von byzantinischem, genuesischem und lokalem Architekturstil und Einfluss.
Früher einmal bestand der Kampos aus mehr als 200 Landgütern mit Obstgärten (typische landwirtschaftliche
Ökosysteme), Villen und Kirchen. Das derzeitige städtische Gefüge beinhaltet Gebäude des 14. – 18.
Jahrhunderts genauso wie neoklassische Gebäude vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Stätte steht unter
ständiger Bedrohung, weil die Eigentümer nicht in der Lage sind, ihre Anwesen zu unterhalten, weil die
Anwesen in inadäquater Weise genutzt werden, bedingt auch durch die Verordnungen des
Flächennutzungsplans von Chios von 2008 . Elliniki Etairia – die Gesellschaft für Umwelt und das
Kulturelle Erbe hat gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde des Kampos von Chios die Stätte für das
Programm der „7 meist Gefährdeten 2016“ nominiert und auch bereits eine Anzahl von Maßnahmen genannt,
die zu seiner Erhaltung und Aufwertung beitragen können.
Die Lagune von Venedig, ITALIEN
Mit einer Größe von 550 km2 ist die Lagune von Venedig die best -bekannte Lagune Europas und eines der
wichtigsten Öko-Systeme im Mittelmeer. Sie wird durch EU-Gesetzgebung und durch nationale Gesetze
geschützt und steht – zusammen mit der Stadt Venedig – seit 1987 auf der Liste des Welterbes der UNESCO.
Trotz all dieser Bemühungen und Anerkennungen ist die Lagune bedroht durch wachsenden Verkehrsfluss,
vor allem der großen Container- und Kreuzfahrtschiffe, dem Ausbaggern immer tieferer Kanäle, der Erosion
des Lagunenbodens und der Salzwiesen, durch Umweltverschmutzung und den industriellen Fischfang. All
das gefährdet ihre Unversehrtheit und ihre Existenz als solche und setzt damit die Stadt Venedig einer großen
Gefahr aus. Italia Nostra hat die Lagune von Venedig für die „7 meist Gefährdeten 2016“ vorgeschlagen und
verbindet diesen Vorschlag mit einer Reihe von Maßnahmen, die für den Erhalt notwendig wären.
Schloss Rijswijk, Provinz Gelderland, NIEDERLANDE
Schloss Rijswijk, ein Herrenhaus des 14. Jahrhunderts, liegt nahe dem Dorf Groessen. Obwohl das Schloss
im 19. Jahrhundert umgebaut wurde, weist es originale Teile aus dem 14. Jahrhundert auf, darunter die dicken
Außenwände, Überreste des Bergfrieds, das überwölbte Erdgeschoss und die Treppen. Schloss Rijswijk
wurde bereits 1966 als Baudenkmal anerkannt. Der Erhaltungszustand des Herrenhauses hat sich in den
letzten Jahren beträchtlich verschlechtert. 2012 hat die holländische Regierung einen Plan vorgestellt, eine
neu zu erbauende Autobahn quer durch die Schlossanlage zu leiten und somit die Anlage zu zerstören. Die
Dutch Association for Heritage Protection und die Dutch Castles Foundation haben das Schloss
gemeinsam für die „7 meist Gefährdeten 2016" nominiert und fordern eine Änderung der Trassenführung der
Autobahn, so dass Schloss Rijswijk erhalten und rehabilitiert werden kann und – passend zur guten
Straßenanbindung - eine neue Funktion erhält, zur Freizeitgestaltung oder als kleines Museum.
Y-Block, Regierungsviertel Oslo, NORWEGEN
Zusammen bilden sie ein gemeinsames Ensemble, der H-Block (1958) und der Y-Block (1969). Sie wurden
vom norwegischen Architekten Erling Viksø entworfen und sind Schlüsselwerke der modernen Architektur
Norwegens. Auch die Bauweise ist einzigartig. Der Y-Block ist berühmt für seine Wanddekorationen von Pablo
Picasso. Das Regierungsquartier war Ziel der terroristischen Attacke vom 22. Juli 2011. Das norwegische
Kabinett entschied damals, das Gelände wiederherzustellen, aber den Y-Block abzureißen. Man
argumentierte, dass das Gebäude über einen Straßentunnel führe, was ein zu großes Sicherheitsrisiko
darstelle. Die Nominierung für die „7 meist Gefährdeten 2016" wurde von Fortidsminneforeningen – der
Gesellschaft für die Erhaltung norwegischer Kulturgüter eingereicht. Die Gesellschaft bekräftigt, dass es
möglich sei, die Sicherheit des Regierungsviertels und des Stadtraumes zu gewährleisten und trotzdem den Y Block zu erhalten.
Palast Valflores und Umgebung, nahe Lissabon, PORTUGAL
Der Palast Valflores (1558) ist ein schönes Beispiel der Residenzarchitektur des 16. Jahrhunderts in Port ugal
und ein seltenes Beispiel für ein Gebäude mit Attributen im Renaissance-Stil. Er befindet sich in einem 4,5 ha
großen Gelände in Santa Iria de Azoia nahe der Mündung des Tejo. Trotz seiner Anerkennung als ein
Gebäude im öffentlichen Interesse ist der Palast heute in einem beklagenswerten Zustand. Der Großteil der
zehn Bögen und toskanischen Säulen der Loggia in der Südfassade sind eingestürzt. Der historische Garten
und der zum Palast gehörige Aquädukt benötigen dringend Hilfe und Pflege. Das Centro Nacional de Cultura
hat die Nominierung für die „7 meist Gefährdeten“ 2016 eingereicht. Die restaurierte Stätte könnte als
Kulturzentrum dienen, mit einer Kunst- und Gewerbeschule und einem kleinen Museum, um so soziokulturellen Zusammenhalt zu fördern und den Palast wieder in die Stadtentwicklung zu integrieren.
Kloster St. Antonius von Padua, Extremadura, Spanien
Das Franziskanerkloster St. Antonius von Padua liegt im Dorf Garrovillas de Alconétar und war für
Jahrhunderte ein religiöses und kulturelles Zentrum in West-Spanien. Erbaut im späten 15. Jahrhundert und
umfassend renoviert und erweitert Mitte des 17. Jahrhunderts, weist es eine gotische Kirche und ein Kloster im
Stil der Renaissance auf. Obwohl es 1991 als Baudenkmal anerkannt wurde, befindet es sich heute in einem
fortgeschrittenen Zustand der Verwahrlosung. Hispania Nostra hat die Nominierung für die „7 meist
Gefährdeten 2016“ eingereicht und gleichzeitig einen Notfall-Plan vorgelegt, wie das Kloster durch die Arbeit
von Freiwilligen, angeleitet von Fachleuten, gerettet werden könnte. Mit diesem Plan sollen nicht nur die
lokalen und überregionalen Behörden für die Wiederherstellung mobilisiert werden, sondern es soll auch ein
Beispiel gegeben werden für ähnlich gelagerte Fälle in ganz Spanien.
Altstadt von Hasankeyf mit Umgebung, TÜRKEI
Die 12.000 Jahre alte Siedlung von Hasankeyf liegt am Ufer des Tigris im Südosten der Türkei. Neolithische
Gräber, römische Ruinen und mittelalterliche Monumente machen Hasankeyf zu einem lebendigen Museum
erheblichen Ausmaßes. Trotz seiner ausgesprochen reichen multikulturellen Vergangenheit und seinem Erbe
droht Hasankeyf der Verlust von 80 % seines kulturellen Erbes, wenn der geplante Staudamm von Ilisu so
verwirklicht wird, wie er zur Zeit geplant ist. Es gibt noch kein international anerkanntes Vorgehen für die
Versetzung und Erhaltung der Monumente von Hasankeyf. Ganz dringend nötig wäre ein unabhängiger
strategischer Plan, der Erhaltung und nachhaltige Entwicklung berücksichtigt und ausbalanciert. Hasankeyf
wurde von der Stiftung für Kulturelles Bewusstsein für die „7 meist Gefährdeten 2016“ nominiert. Die
Nominierung erfolgt mit der Unterstützung einer Reihe nationaler sowie internationaler Vereinigungen.
Haus Mavisbank, nahe Edinburgh, SCHOTTLAND, VEREINIGTES KÖNIGREICH
Entworfen durch den schottischen Architekten William Adam und Sir John Clerk of Penicuik, den Eigentümer
des Hauses, ist Mavisbank (1726) heute eines der bemerkenswertesten Werke der Architektur des frühen 18.
Jahrhunderts in Schottland. Es handelt sich hier um eine palladianische Villa, die nordeuropäischen
Erfordernissen angepasst wurde. Ein zentraler Block und zwei Pavillons schaffen eine ausgesprochen
malerische Atmosphäre und Zusammensetzung. Trotz seiner historischen und architektonische n Bedeutung
befindet sich das Haus im fortgeschrittenen Zustand der Verwahrlosung und droht einzufallen. Es bleibt zu
hoffen, dass die Nominierung für die „7 meist Gefährdeten 2016“, eingereicht durch den Mavisbank Trust,
dazu beitragen wird, die zuständigen Behörden zum Handeln zu bewegen, um die schwierigen Probleme von
Eigentum und Zugang zu lösen und dem Trust zu erlauben, tätig zu werden und eine wirtschaftlich tragfähige
Lösung für Restaurierung und die Nutzung im Anschluss daran zu finden.
Hintergrund Information
Europa Nostra ist der europäische Verbund nicht-staatlicher Denkmalschutzorganisationen, der von einem
breiten Netzwerk öffentlicher Institutionen, Firmen und Einzelpersonen unterst ützt wird. In über 40 Ländern
Europas ist Europa Nostra die Stimme des Kulturerbes und dem Schutz und der Förderung von Europas
kulturellem und natürlichem Erbe verpflichtet. Seit der Gründung 1963 hat sich Europa Nostra zum
anerkannten und repräsentativen Welterbe-Netzwerk in Europa entwickelt. Plácido Domingo, der weltbekannte
Opernsänger und Dirigent, ist Präsident der Organisation. Europa Nostra setzt sich dafür ein, Europas
bedrohte Denkmale, Stätten und Landschaften zu schützen, in erster Linie durch das Programm der „7 meist
Gefährdeten“. Herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Erhaltung werden durch den EU-Preis für
Kulturelles Erbe/ Europa Nostra Award belohnt. Außerdem trägt Europa Nostra dazu bei, in Zusammenarbeit
mit den europäischen Institutionen Strategien und Vorgehensweisen zu formulieren und dann auch in Kraft zu
setzen, die in Einklang mit der europäischen Allianz des kulturellen Erbes 3.3 stehen. 2014 hat Europa Nostra
von der EU eine finanzielle Zuwendung erfahren, um das auf drei Jahre angelegte Netzwerk-Projekt
„Mainstreaming Heritage“ in Europa durchführen zu können.
Das Institut der Europäischen Investitionsbank-(EIBI) unterstützt europäische Initiativen für das
Allgemeinwohl. Es wurde im Januar 2012 als Teil der Europäischen Investitionsbank Gruppe mit dem Ziel
geschaffen, soziale, kulturelle, Bildungs- und Forschungsaktivitäten in Europa zu fördern, die zur weiteren
ökonomischen und sozialen Entwicklung in Europa beitragen. Nähere Informationen zu den Aktivitäten des
Instituts findet man auf der Webseite: http://institute.eib.org/
Die Entwicklungsbank des Europarats (CEB) ist die Sozialbank Europas. Als vielseitige Entwicklungsbank
mit 41 Mitgliedsstaaten, ist sie ein wichtiges Instrument der Solidaritätspolitik in Europa. Der Erhalt des
kulturellen Erbes ist Teil ihres Auftrags.
Kreatives Europa heißt das neue EU-Programm zur Unterstützung des kulturellen und kreativen Sektors mit
dem Ziel, dazu beizutragen, dass Arbeitsplätze entstehen und Wachstum generiert wird. Mit einem Budget von
1.46 Mrd. € für den Zeitraum von 2014 – 2020 unterstützt es Organisationen in den Bereichen Kulturelles
Erbe, Darstellende Künste, Bildende Künste, Interdisziplinäre Kunst, Verlagswesen, Film, Fernsehen, Musik
und Videospiele sowie die mehr als 10.000 ausführenden Künstler und Fachleute aus Kultur und der AudioSzene. Die Finanzierung unterstützt ein europaweites Handeln, um neue Zielgruppen zu erreichen und neue
Fertigkeiten zu entwickeln, vor allem im Hinblick auf das digitale Zeitalter.