Lesen Sie mehr dazu hier. - Pädagogische Hochschule Luzern

Medienmitteilung
Rathausen, 1. Februar 2016
Projekt für einen historischen Rundgang
Rathausen erzählt seine Geschichte
Die Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL) baut in Rathausen drei neue
Wohnheime mit 90 Wohnplätzen für Menschen mit schwerer Behinderung. Gleichzeitig
wird auch die historische Klosteranlage saniert. Mitte November 2016 wird die
Eröffnung erfolgen. Neben diesen Investitionen in die Zukunft soll die Vergangenheit
des Ortes nicht in Vergessenheit geraten: Mit einem historischen Rundgang – im
Auftrag der SSBL, konzipiert von der Pädagogischen Hochschule Luzern und
unterstützt vom Lotteriefonds des Kantons Luzern – erzählt Rathausen seine
Geschichte.
Seit 1971 bietet die SSBL Menschen mit schwerer Behinderung in Rathausen und an 15
weiteren Standorten im Kanton Luzern Wohnplätze und Arbeitsstätten. Rathausen blickt
zurück auf eine lange, bewegte Vergangenheit als Kloster, Lehrerseminar, Spital oder
Kinderheim (s. Kasten). Die Kinderheim-Periode ist ein leidvolles Kapitel in der Geschichte
des Ortes, verbunden mit Gewalt und Übergriffen an Heimkindern. «Mit den Wohn- und
Arbeitsstätten der SSBL für Menschen mit schwerer Behinderung hat Rathausen seit den
80er-Jahren eine neue, positive Bestimmung erhalten», ist Rolf Maegli, Direktor der SSBL,
überzeugt. «Und mit dem Bau von drei neuen Wohnheimen und der Sanierung der
Klosteranlage blicken wir nach vorne.»
Breit abgestütztes Projekt
Die Vergangenheit soll aber nicht in Vergessenheit geraten. Die SSBL als heutige Besitzerin
und Betreiberin der Klosteranlage, sowie der Regierungsrat des Kantons Luzern möchten
das Erinnern und Gedenken an Vorkommnisse in Rathausen und anderen Luzernischen
Kinder- und Jugendheimen an diesem geschichtsträchtigen Ort wachhalten. In Rathausen
soll ein «Ort des Erinnerns» geschaffen werden.
Die Pädagogische Hochschule Luzern und im Speziellen Markus Furrer, Sabine Jenzer und
Martina Akermann, die 2010 im Auftrag des Regierungsrats die Studie «Bericht Kinderheime
im Kanton Luzern 1930–1970» erarbeiteten, haben dafür von der SSBL einen Projektauftrag
erhalten. In einer Begleitgruppe werden sie unterstützt durch das Gesundheits- und
Sozialdepartement des Kantons Luzern sowie durch verschiedene kirchliche Kreise und
staatliche Institutionen. Das Projekt wird auch von betroffenen ehemaligen Heimkindern
begleitet. Die Finanzierung des Kernprojekts ist bereits durch den Lotteriefonds des Kantons
Medienmitteilung
1/3
Luzern gesichert, für den Gesamtausbau ist die SSBL aber auf weitere Unterstützung in
Höhe von rund 250 000 Franken angewiesen.
Menschen im Zentrum
«Ziel des historischen Rundgangs ist es, eine Begegnung mit unserer Vergangenheit, aber
auch mit der Gegenwart zu ermöglichen», erklärt Markus Furrer. Im Zentrum stehen die
ehemaligen und aktuellen Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Lebensgeschichten und
vielfältigen Erlebnissen aus dem Alltag. Der Ort Rathausen soll mit einem Rundgang
Geschichte und Gegenwart vermitteln. An rund 30 sogenannten Hotspots bei ausgewählten
Orten werden dem Publikum Einblicke in die vielfältige Nutzung der Anlage Rathausen im
Laufe der Jahrhunderte gegeben. Der Ort mit seiner historischen Bausubstanz soll dabei ins
Zentrum gerückt werden, die erhaltenen Räume und Örtlichkeiten, deren Geschichte(n) und
Atmosphären. «Die erhaltene Bausubstanz mit ihrer Ausstrahlung bietet sich für einen
solchen Zugang geradezu an», führt Sabine Jenzer, Leiterin Projektumsetzung, aus. Es soll
keine klassische Ausstellung mit Stellwänden und Objekten in Vitrinen werden. «Die
ehemalige Klosteranlage Rathausen ist auch kein Museum, sondern ein Ort, an dem gelebt
und gearbeitet wird.»
Die Besucherinnen und Besucher können die verschiedenen Hotspots selbständig und
gemäss ihren Interessen besuchen und erkunden. Bildmaterial, sprechende Zitate,
prägnante Quellenauszüge, akustische Elemente, Video- und Audiomaterial werden auf dem
historischen Rundgang die Geschichte des Ortes erzählen und seine Atmosphäre zugänglich
machen. Zusätzliche Unterstützung bieten Informationsmittel in gedruckter oder
elektronischer Form wie etwa ein Booklet oder QR-Codes an jedem Hotspot, die via Web
Zugriff auf Informationen ermöglichen.
Die Inhalte des Rundgangs sollen selbstverständlich auch behindertengerecht vermittelt
werden. Zudem sieht das Projekt vor, dass in einem zweiten Schritt auch geführte
Rundgänge für Besucher durchgeführt werden. «Ebenso ist auch ein Rahmenprogramm mit
Vorträgen und weiteren Veranstaltungen geplant», erklärt Direktor Rolf Maegli. «Wie das im
Detail aussehen wird, daran sind wir am Arbeiten. Wir hoffen aber, dass möglichst viele
Besucher nach der geplanten Eröffnung in der zweiten Jahreshälfte 2017 den Rundgang in
Rathausen nutzen. Die SSBL ist bestrebt, sich weiter zu öffnen und den Kontakt und
Austausch zu pflegen. Der historische Rundgang wird uns dabei sicher unterstützen. Ein
Besuch bei uns lohnt sich. Rathausen ist ein Ort, der lebt – mit seiner Vergangenheit.»
[Kasten]
750 Jahre bewegte Geschichte
Der Gebäudekomplex in Rathausen war zunächst während rund 600 Jahren ein
Zisterzienserinnenkloster, das 1848 als Folge des Sonderbundskriegs und im Zuge der
Säkularisierung aufgehoben wurde. Danach diente die Anlage als multifunktionaler Ort, an
dem sich wichtige sozialhistorische Begebenheiten abspielten. So diente die Anlage
zunächst als Lehrerseminar, nach dessen Wegzug wurden zwischenzeitlich Internierte der
Bourbakiarmee im Klostergebäude beherbergt. Später wurde das Amtshaus kurzfristig als
Pockenspital genutzt, bevor die Klosteranlage 1883 zu einem katholischen Kinderheim
umfunktioniert wurde. Seit 1983 wird die Anlage von der Stiftung für Schwerbehinderte
Luzern (SSBL) als Wohn- und Arbeitsstätte für Menschen mit Behinderungen betrieben.
Medienmitteilung
2/3
Kontakt:
Rolf Maegli
Direktor
[email protected]
041 269 35 00
Verwaltung · Direktion · Amtshaus Rathausen · 6032 Emmen
Telefon 041 269 35 00 · Fax 041 269 35 01 · www.ssbl.ch
PC 60-20742-8 · CHE-105.987.059 MwSt.
______________________________
Die Stiftung für Schwerbehinderte Luzern SSBL begleitet und betreut Menschen mit einer geistigen und mehrfachen
Behinderung. Im Kanton Luzern bestehen 41 Wohngruppen und diverse Tagesgruppen für 419 Frauen, Männer und
Kinder. Die Dienstleistungen umfassen die Bereiche Wohnen, Arbeit und Beschäftigung sowie Freizeit. Die SSBL
beschäftigt 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (www.ssbl.ch).
Medienmitteilung
3/3