Tür an Tür mit St. Bartlmä Am einstigen Pilgerweg

Nr. 36 · 6. September 2015
B istum
und
19
P farrgemeinden
Tür an Tür mit St. Bartlmä
Filialkirche mitten auf dem Bauernhof / Hundegebell und Muhen beim Patrozinium
Einst Jagdkapelle
Erstmals erwähnt wird das
Gotteshaus im zwölften Jahrhundert. Die Herren des nahegelegenen Schlosses Wildenstein
hatten es als Jagdkapelle errichten
lassen. Darauf verweist auch der
rechte Seitenaltar, auf dem Jägerpatron St. Hubertus dargestellt ist.
Der linke Altar zeigt den heiligen
Georg, der Hauptaltar den Kirchenpatron, den Apostel Bartholomäus.
Nahe des Kirchleins soll sich einst
Im Tal der Wissinger Laber, zwischen Dietfurt und Breitenbrunn,
liegt St. Bartlmä, eine einstige Jagdkapelle.
eine Eremiten-Klause befunden
haben, berichten alte Aufzeichnungen. Am Bach, der am Hof vorbeifließt, wurde früher eine Mühle
betrieben, in der der Stoff für die
Kutten der Dietfurter Franziskaner
gewalkt wurde. Die Wohn- und
Wirtschaftsgebäude rund um die
Kirche erbauten wahrscheinlich
die Bediensteten von Schloss
Wildenstein, wann weiß heute niemand mehr. Von einem tragischen
Unglück, das eine Bewohnerfamilie traf, erzählt noch heute
eine Votivtafel in der Kirche:
An Heiligabend 1886 starben drei
kleine Kinder beim Brand eines
Hauses gleich neben der Kirche,
das Gotteshaus jedoch blieb vom
Feuer verschont.
In der Kindheit des heutigen
Hof besitzers Xaver Dinfelder
wurde die Kirche noch von der
Pfarrei Eutenhofen betreut. Alle
vier Wochen kam der Pfarrer zum
Gottesdienst. Vor genau 40 Jahren
wurde St. Bartlmä dann der Pfarrei
Dietfurt zugeteilt.
Vor 16 Jahren
empfing Maria
Dinfelders jüngster
Sohn Hubert
in St. Bartlmä
das Sakrament
der Taufe. Heute
kümmert er sich
mit seiner Mutter
um das Glockenläuten.
Heute füllt sich die Kirche
nur noch zweimal im Jahr mit
treuen Besuchern: Beim Bittgang
der Dietfurter vor Christi Himmelfahrt und beim Patrozinium
am 24. August. Von einem Besucher
andrang wie in St. Bartholomä
am Königssee kann das namensgleiche Gotteshaus im Labertal
nur träumen.
Für die Dinfelders aber ist
es Teil ihres Lebens geworden.
Ihr ältester Sohn, Georg (28)
wurde ebenso dort getauft wie
Hubert, der jüngste. Dessen Taufe
vor 16 Jahren fand im Rahmen
des Kirchweihgottesdiensts statt.
„Das war so schön“, schwärmt
seine Mutter noch heute.
Längst hat es sich in der Familie
eingespielt, dass derjenige, der
gerade daheim ist, mittags um
zwölf per Hand die Glocke läutet.
Für Xaver Dinfelder sind das
Minuten, in denen er zur Ruhe,
zum Innehalten kommt. Ein wenig
Sorgen macht ihm momentan der
bauliche Zustand des Kirchleins,
besonders der Dachstuhl. Maria
Dinfelder ist in der Pfarrei Dietfurt
geschätzt und bekannt als Küchlbäckerin für wohltätige Zwecke.
Logisch, dass sie das Backwerk
auch nach dem Patroziniumsgottesdienst in St. Bartlmä anbot, um damit
die baldige Sanierung ihrer Kirche
zu unterstützen.
Gabi Gess
Am einstigen Pilgerweg
600 Jahre altes Kreuz bei Rauenzell restauriert
Das Grubkreuz
bei Rauenzell
erhielt durch
Stadtpfarrer
Peter Wenzel
den kirchlichen
Segen.
Rauenzell (pf/af) Unter Anleitung eines Steinmetzes machte
sich Franz Göppel ehrenamtlich an die Restaurierung eines
gut 600 Jahre alten Flurkreuzes.
Das Grubkreuz, das am einstigen
Pilgerweg zwischen Herrieden
und der ehemaligen Wallfahrtskirche St. Salvator im Rauenzeller
Steinbachwald liegt, erhielt zudem
ein neues Fundament.
Der Name Grubkreuz leitet sich
vom althochdeutschen Wort Grub
(= Ruhe) ab. Wallfahrer konnten
Foto: pf
ährend der Patroziniumsfeier in St. Bartlmä steht die
Kirchentür offen. Nicht nur, weil es
ein drückend schwüler Spätsommerabend ist, sondern weil mehr
Gläubige gekommen sind, als
das kleine Gotteshaus im Tal der
Wissinger Laber ­
f assen kann.
Unter die Gebete und Lieder mischt
sich immer wieder kräftiges Muhen
und Hundegebell, geht doch der
Kirchenbau nahtlos über in die
landwirtschaftlichen Gebäude und
Stallungen eines Milchviehbetriebs,
den die Familie Dinfelder seit
mindestens vier Generationen betreibt. Soeben zieht die Bäuerin
mit geübtem Griff an einem Hanfstrick und läutet die Glocken zur
Wandlung.
Vor 29 Jahren heiratete Maria
Dinfelder, eine gebürtige Oberfränkin und ehemalige CaritasMitarbeiterin, auf das idyllisch
gelegene Anwesen zwischen
Dietfurt und Breitenbrunn ein.
Die kleine Kirche, die sie quasi mit
geheiratet hat, „gehört halt einfach
dazu“, meint sie – und übernimmt
deshalb seit Jahren bereitwillig
Mesner- und Reinigungsdienste.
Fotos: Gess
W
sich einst auf dem Stein ausruhen,
erzählt Herriedens Stadtpfarrer
Peter Wenzel.
Bei einer Marienandacht der
Marianischen Männerkongregation Herrieden dankte er Göppel
und allen an der Restaurierung Beteiligten. Herriedens Bürgermeister
Alfons Brandl sicherte die Unterstützung bei weiteren Sanierungen
von religiösen Flurdenkmälern zu.
So werde die Stadt auch künftig
Baumaterialien zur Verfügung
stellen.