Eine Jubilarin, die ihr wahres Alter verschleiert

Eine Jubilarin, die ihr wahres Alter verschleiert
21.04.2016
Dietfurt
(DK)
21:20
Ein wichtiger
Uhr
Tag in der Geschichte von Dietfurt ist der 22. April. Die Kommune feiert in diesem
Jahr ihre Stadterhebung vor 600 Jahren. Auch wenn heute kein Fest ansteht, so markiert dieser Tag doch ein
wichtiges Datum. Denn seitdem wird Dietfurt durchgängig als Stadt bezeichnet.
Dass in künftigen Jahrhunderten keine Unklarheiten mit den Daten städtischer
Ereignisse auftreten, dafür hat Heimatpfleger Franz Kerschensteiner gesorgt. Fotos: Götz
Doch könnte es durchaus sein, dass die Jubiläumsfeierlichkeiten "600 Jahre
Stadtrecht Dietfurt" ein paar Jahre zu spät kommen, aber mit dem Jahr 1416 ist
die Geschichtsforschung nach derzeitigem Kenntnisstand auf der sicheren Seite.
Nach diesem Jahr wird in allen Urkunden der Ort als Stadt bezeichnet. Dem
Fehlen eines eindeutigen schriftlichen Beweises der Stadterhebung geschuldet
ist die Unklarheit über den genauen Termin, der sich auch nicht auf einen
bestimmten Tag festlegen lässt. Die Bezeichnungen Stadt und Markt wechselten
zu Beginn des 15. Jahrhunderts, wie auch der Name Deitvorten, Dytfurte,
Dietfvortte, Dittfurt und Dietfurth der Willkür seiner Schreiber unterworfen war.
Mit dem Titel "statt" wurde der Ort erstmals schon in einem Schriftstück "an sand
Barbara tag, der heilgen junkfrauen, da man zallt nach Kristi gepurt vierzehn
hundert und im dreizehnten iare" , am 4. Dezember 1413, versehen. An diesem
Tag ernannte Herzog Johann von Bayern den Dietfurter Mittelmesser "Ulrich den
Geudner" zu seinem Hofkaplan. In der Urkunde sind "pei unsern hulden und
genaden" die Pflichten des Ernannten beschrieben.
Wie die Pfarrer Friedrich von Zell und Friedrich von Jachenhausen soll er "drei mess vollbringen und darzu mit ainer
gedachtnuss offenlich, iarlich und ewicklich in unser statt zu Dietfurt". Ein bischöfliches Schriftstück vom Oktober des
Jahres 1415 aus Eichstätt, nach dem Tod des Bischofs ausgestellt von den beiden Administratoren des Bistums, spricht
jedoch wieder vom "Markt zu Dietfurth".
"Sollte sich die Stadterhebung, wenn sie vielleicht doch 1413 erfolgt wäre, in zwei Jahren nicht bis nach Eichstätt
herumgesprochen haben", fragt sich Heimatpfleger Franz Kerschensteiner anhand dieser Verwirrung in der Chronologie
und stellt abschließend fest: "Alles bleibt Vermutung, solange sich keine Urkunde zur Stadterhebung findet." Weil das
Datum der Stadtgründung schon 1787 verschollen war, forschte der Stadtschreiber Gitzer nach der richtigen Jahreszahl
und legte Abschriften alter Urkunden im Salbuch an, wobei ihm auffiel, dass Dietfurt zu Beginn des 15. Jahrhunderts
wechselweise als Markt und Stadt bezeichnet wurde.
Als Markstein für die städtische Geschichtsforschung findet sich schließlich schwarz auf weiß die berühmte
Randbemerkung des gewissenhaften Stadtschreibers Gitzer mit dem Text: "Nota: Bey Gelegenheit dieser Vortragung
der Briefe hat sich aufgedeckt, dass in obstehend 1416. Jahr die Stadt Dietfurt zu einer Stadt aus einem Markt
umgeschaffen worden, so dann auch um so zuverlässiger ist, als vorstehender Brief vom Jahr 1415 Dietfurt noch einen
Markt benamset." Der aufmerksame und eifrige Stadtbedienstete hat 1787 diese wichtige Feststellung angefügt
anlässlich einer Änderung bei der Stiftung der Samstagsmessen in der Gilgenkirche, der Vorgängerkirche der heutigen
Stadtpfarrkirche. Aus dem Inhalt geht hervor, dass der Mittelmesser Ulrich Geudner mit Zustimmung der Gemeinde "dem
Marquart zu Alnhausen und Adlheid seinem Eheweib das dort zur Stiftung der Mittelmesse gehörige Gut zu einem
rechten Erbe" überlässt. Ausgestellt wurde das Schriftstück am 22. April 1416. Sämtliche Urkunden der Folgezeit
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nennen Dietfurt dann eine Stadt, worauf sich der heutige inoffiziell erkorene 600. Geburtstag der Stadt gründet. Ins
mittelalterliche Dunkel gehüllt ist auch das genaue Jahr der Markterhebung. Gesichert ist, dass der Ort ab 1304
Marktrechte besaß, sein eigenes Siegel führte, das Privileg selbstständiger Gerichtsbarkeit bekam und das Recht erhielt,
Brückenzoll zu erheben. Märkte, wie der Fastenmarkt und, der Jahrmarkt auf St. Petri Kettenfeier durften abgehalten
werden. Kirchlich war Dietfurt noch als Stadt bis 1540 der Urpfarrei im Dorf Kottingwörth untergeordnet und verfügte
lediglich über eine Frühmessstelle.
Als Grenzort des Herzogtums Bayern erhielt das Städtchen später die Bezeichnungen "Bayerische Grenzstadt", dann
sogar "Kurfürstlich Bayerische Grenzstadt", wie es in allen Ratsprotokollen und Kammerrechnungen bis zum Beginn des
19. Jahrhunderts vermerkt blieb. Der Nachbarort Töging gehörte zum Fürstbistum Eichstätt und lag damit im Ausland.
Von Rosmarie Götz
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