«Wir haben einen Prozess angestossen, der uns immer weiterträgt»

Digitaler Unterricht
«Wir haben einen Prozess angestossen, der uns immer weiterträgt»
Auch an den Berufsfachschulen spielt der PC im Unterricht eine immer wichtigere Rolle. An der BFB – Bildung Formation Biel-Bienne läuft zurzeit ein
entsprechendes Pilotprojekt. Direktor Daniel Stähli und Vizedirektorin Regula Bouimarine erläutern dieses im Gespräch näher.
die Dokumente und legen sie wieder ab.
Dann kann die Lehrperson sie mit einem
Klick zurückholen.
Stähli: Der eigentliche Unterricht ist nicht
digitalisiert und findet ganz konventionell
statt. Die Plattform ist eine Arbeitshilfe für
Lehrerinnen und Lehrer sowie Lernende.
Die Umstellung bedeutet, dass jeder Lernende einen Laptop haben muss, der im
Unterricht immer dabei ist. Lernenden, die
über keinen Laptop verfügen, machen wir
ein günstiges Schulangebot.
Papierunterlagen gibt es trotzdem
weiterhin?
Bouimarine: Unbedingt. Wir möchten
sowohl digital als auch analog gut funktionieren. Der digitale Unterricht soll
eine Ergänzung sein. Nicht alle Lernenden machen alles auf dem PC. Bücher
sind für sie weiterhin sehr praktisch und
werden von ihnen geschätzt.
Freuen sich über den erfolgreichen Start des digitalen Unterrichts: Regula Bouimarine und Daniel Stähli.
Peter Brand
Herr Stähli, Frau Bouimarine, an Ihrer
Schule läuft seit diesem Schuljahr ein
Pilotprojekt für digitalen Unterricht.
Wie kam es dazu?
Daniel Stähli: Der digitale Unterricht ist
eines unserer strategischen Ziele. Der
Trend zur Digitalisierung zeigt sich be-
kanntlich überall. Wir wollten daher als
Berufsfachschule nicht zurückstehen,
fanden aber länger keine geeignete Plattform. Mit Sharepoint ist es uns nun gelungen, das Thema anzugehen.
Wie muss man sich diesen Unterricht
konkret vorstellen?
Regula Bouimarine: Für jede Klasse steht
auf der Plattform ein virtueller Klassenraum zur Verfügung. Darin können sich
Lehrpersonen und Lernende austauschen,
sich Dossiers und Unterlagen schicken,
Meldungen machen oder Termine eintragen. Alles ist mit Zugriff geregelt. Die Lehrpersonen schicken beispielsweise Arbeitsblätter per Klick in die gewünschten
Ordner der Lernenden. Diese bearbeiten
Wie sehen die Lernenden den neuen
Unterricht – machen sie gerne mit?
Stähli: Sie finden die Plattform zeitgemäss und nehmen das Ganze recht gelassen. Weil sie standortunabhängig
und dadurch mobil sind, machen sie
gerne mit. Wir haben bewusst klein angefangen, die Bedürfnisse kommen mit
der täglichen Nutzung. Auch die Lernenden kommen mit Verbesserungswünschen. Auf diese Weise optimieren
wir das Produkt Schritt für Schritt. Die
Aktivität variiert unter den Klassen. Es
gibt aktivere und weniger aktive.
Wie fallen die Reaktionen der Lehrpersonen aus?
Bouimarine: Positiv. Sie begegnen der
neuen Plattform durchaus mit einer ge-
wissen Skepsis, machen aber gerne mit
und schätzen das neue Arbeitsmittel. Zu
Beginn gab es hier und dort etwas Verwirrung. So war zum Beispiel nicht klar,
was die Lehrpersonen und die Lernenden
auf ihren Bildschirmen genau sehen. Zudem müssen die Lehrpersonen nun Lernende unterrichten, die vor dem PC sitzen und dauernd auf den Bildschirm
blicken. Da muss man sich Aufmerksamkeit verschaffen und wissen, was die Lernenden auf ihren Geräten tun. Es stellen
sich pädagogische Fragen, die wir vermehrt aufgreifen werden.
Stähli: Wir gehen das Projekt bewusst
sorgfältig an und lassen es wachsen. Alle
sollen ein gutes Gefühl haben. Nach den
Herbstferien starten wir mit einem regelmässigen Austauschgefäss. Darin können Lehrpersonen ihre Erfahrungen einbringen und diskutieren.
Wirft der neue digitale Unterricht auch
Wellen in Lehrbetrieb und Elternhaus?
Stähli: Ja. Ein erster Erfahrungsaustausch mit den Lehrbetrieben hat bereits stattgefunden. Für sie ist die Plattform ein grosses Plus. Die Lernenden
können von überall arbeiten und bei
Bedarf mit den Berufsbildenden interessante Dokumente der Plattform gemeinsam anschauen. Auch die Eltern
profitieren indirekt von unserer Lösung:
Die Lernenden können die Office-Palette über die Schullizenz zu Hause auf fünf
Geräten installieren.
Bouimarine: Viele Lehrbetriebe fördern
den digitalen Umgang. Mitunter geben
sie bei Lehrbeginn einen Laptop ab. Wir
haben einen guten Moment gewählt,
um nun auch in diesem Bereich unseren
Beitrag zu leisten.
Am Pilotprojekt nehmen vorerst fünf
Klassen teil. Wird der Unterricht
künftig stärker in diese Richtung gehen?
Bouimarine: Der Trend geht zweifellos
vermehrt in die eingeschlagene Richtung. Wir schätzen sorgfältig ab, mit
welchem Tempo wir vorgehen und wo
die Digitalisierung sinnvoll ist. Ab
nächstem Schuljahr werden sicher weitere Klassen dazustossen.
Stähli: Wir wollen zudem alle unsere
verstreuten Laufwerke auf dieser Plattform zusammenführen und zum Beispiel auch das Dokumenten-, Projektund Qualitätsmanagement darüber
laufen lassen. Davon versprechen wir
uns einige Synergien. Wir haben einen
Prozess angestossen, der uns immer
weiterträgt.
[email protected]
BFB Biel-Bienne
Rund 1000 Lernende absolvieren an
der BFB eine berufliche Grundbildung. Die zweisprachig geführte
Schule bildet Kaufleute, Büroassistentinnen und Büroassistenten,
Fachleute Kundendialog, Detailhandelsfachleute, Detailhandelsassistentinnen und Detailhandelsassistenten, Pharmaassistentinnen und
Pharmaassistenten sowie Medizinische Praxisassistentinnen und Praxisassistenten aus. Zudem bereiten
sich an der BFB pro Jahr 1300 Erwachsene auf interne und externe
Zertifikats- und Diplomprüfungen
vor.
Mehr: www.bfb-bielbienne.ch
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