AKTUELL PFLEGE IN KRANKENHÄUSERN Nachtdienst zum Teil deutlich unterbesetzt „Dünne Personaldecke“: Verdi zufolge leidet in vielen Krankenhäusern nachts die Patientenversorgung. Foto: dpa Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat in der Nacht zum 6. März in 237 Krankenhäusern die Personalausstattung in der Pflege während des Nachtdienstes überprüft. Ergebnis: „Auf 1 147 der 2 056 von uns besuchten Stationen arbeitete eine Pflegefachkraft alleine“, sagte das Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler in Berlin. „Im Durchschnitt mussten die Pflegekräfte dabei 25 Patienten versorgen.“ Auf 20 Stationen wurde eine Fachkraft durch eine Auszubildende unterstützt, auf 33 Stationen durch eine Hilfskraft. Auf fünf Stationen habe eine Hilfskraft alleine und ohne eine Pflegefachkraft die Patienten versorgt. Mehr als die Hälfte der Pflegekräfte habe angegeben, dass sie oft beziehungsweise manchmal die erforderlichen Leistungen bei der Versorgung aus Zeitmangel nicht erbringen könnten, erklärte Bühler. Das weise eindeutig auf eine zu dünne Personaldecke hin. 60 Prozent der Befragten meinten zudem, dass gefährliche Situationen durch mehr Personal hätten verhindert werden können. „Unsere Daten belegen einen dringenden Handlungsbedarf“, resümierte Bühler. Verdi zufolge fehlen in Krankenhäusern 162 000 Beschäftigte, darunter 70 000 Pflegekräfte. Als „unseriös“ bezeichnete die Deutsche Krankenhausgesellschaft die Umfrage. Zwar existierten per- sonelle Engpässe. In den Kliniken seien circa 5 000 Stellen in der Pflege unbesetzt. Allerdings nicht, wie Verdi behaupte, um Kosten zu sparen, sondern weil vielerorts ein Pflegekräftemangel herrsche. fos Zitat der Woche „Das ist so, als müssten wir in einem Bootsrennen starten, man uns aber vorher die Ruder wegnimmt. “ Rudolf Henke, Vorsitzender des Marburger Bundes, zu den Folgen des geplanten Tarifeinheitsgesetzes. FRÜHLINGSEMPFANG DER DKG Kliniken beklagen strukturelle Unterfinanzierung Ein bedarfsgerechtes und wirtschaftlich arbeitendes Krankenhaus müsse seine unausweichlichen Kostensteigerungen für Personal, Energie oder auch steigende Haftpflichtprämien ohne Mehrleistun- Foto: DKG DKG-Präsident Thomas Reumann: Zweifel an der Wirksamkeit der Krankenhausreformpläne gen finanzieren können, forderte Thomas Reumann, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) beim Frühlingsempfang des Verbandes am 3. März in Berlin. Dieses Ziel könne mit der Umsetzung der Eckpunkte der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Krankenhausreform allerdings nicht erreicht werden. Auch für die unzureichende Finanzierung der Investitionen in den Krankenhäusern durch die Bundesländer sei keine Lösung in Sicht, so Reumann. Dabei sei die wirtschaftliche La- A 440 ge der Krankenhäuser unverändert ernst: „Wenn die jüngsten Befragungen belegen, dass über 40 Prozent der Krankenhäuser rote Zahlen schreiben, dann ist das ein Zeichen einer strukturellen Unterfinanzierung, auf die reagiert werden muss.“ Annette Widmann-Mauz (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, betonte, dass die Bundesregierung die Krankenhausreform „gemeinsam und im Dialog“ umsetzen wolle. Allerdings müssten die vorhandenen Finanzmittel für die Krankenhäuser zielgenauer eingesetzt und Fehlsteuerungen vermieden werden. JF Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 11 | 13. März 2015
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