Was ist Abfall – wann endet die Abfalleigenschaft?

Aktuelle Entwicklungen im Deponierecht
Dr. Karl Biedermann
Leiter des Referates WR II 5
Produktionsabfälle, gefährliche Abfälle, Deponierung
im
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,
Bau und Reaktorsicherheit
5.11.2015
Essen
Deponiebedarf 2015
Karl Biedermann
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Gliederung
• Rückblick / Vorschau: Europäische
Entwicklung im Deponierecht
• Statistik / Deponiebedarf für
mineralische Abfälle
• Verwertung mineralischer Abfälle
• Abfallwirtschaftsplanung
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Zukünftige EU-Ziele
• Anfang Juli 2014: Änderungsvorschläge EU-KOM:
– Abfallrahmen-, Batterie-, Verpackungs-, Elektro-,
Altfahrzeug- und Deponierichtlinie
– Feb. 2015 hat KOM Paket zurückgestellt bis Ende 2015
• Was hatte/hat EU-KOM im Deponierecht vor?
– Art. 5: Ab 2025 keine recycelbaren Abfälle einschließlich Metall, Glas,
Papier, Kunststoff auf DK I und II
– Keine handhabbaren Kriterien zur Quantifizierung, Parameter für Glas
– Regelung greift nicht bei Abfällen,
die energetisch verwertet werden
– Deponieverbot ab 2025 für Metall-, Glas-,
Papier-, Kunststoffabfälle, die nach Art. 11
AbfRRl ab 2015 getrennt zu erfassen sind?
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Zukünftige EU-Ziele
• Was hatte/hat EU-KOM im Deponierecht vor?
– Art. 5: Ab 2025 nicht mehr Abfälle als 25 % der Siedlungsabfallgesamtmenge (50 Mio. t) auf DK I u. DK II, d.h. nicht mehr als 12,5 Mio. t/a
• Nicht klar, ob Beschränkung sich auf Beseitigung aller Abfälle (12,5
Mio. t/a statt 23 Mio. t/a wie in 2013, in D nicht erreichbar) bezieht oder
• auf Beschränkung der Beseitigung von Siedlungsabfällen (0,14 Mio. t/a)
– Nonpaper der KOM v. Nov. 2014: Ziele beziehen sich auf Beschränkung
aller Abfälle, da i.W. nur Siedlungsabfälle auf DK I u. DK II beseitigt werden
– Unrealistische Annahme der KOM: In D werden ca. 160 mal mehr Abfälle
aus anderen Herkunftsbereichen (i.W. 23 Mio. t/a: 10 xx xx, 17 xx xx u.19 xx
xx) als Siedlungsabfälle (0,14 Mio. t/a) auf DK I und DK II beseitigt
– Wieso wurden mineralische Abfälle aus Zielanforderung ausgeblendet?
Beschränkung aller Abfälle sollte sich an Gesamtabfallmenge orientieren!
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Quote der deponierten Siedlungsabfälle
zur Gesamtmenge in [%] für 2013
70
60
50
40
30
<0,3%
20
10
0
AT BE DN FN FR
Quelle:
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D HU
I
LX NL SP SE
EUROSTAT 25.3.2015
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Quote der deponierten Siedlungsabfälle
zur Gesamtmenge in [%] für 2013
16 MS, die 1994/5 mehr als 80 % Siedlungsabfälle direkt auf Deponien
beseitigten, 4 Jahre Aufschub bei Bioabfallreduktion n. Art 5 (2) DepRl
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
BL KR CY CZ EL GR IR LA LI MA PL PT RO SK SL UK
Quelle: EUROSTAT 25.3.2015
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Zukünftige EU-Ziele
• Ziele der EU-KOM und Lebenswirklichkeit
in den meisten MS klaffen sehr weit auseinander!
• In EU Siedlungsabfall direkt auf Deponie:
•
28 MS: 20 MS > 25 %,
14 MS > 50 %,
9 MS > 70 %,
D ~ 0,3 %
• Ratsarbeitsgruppen 9/2014 – 1/2015,
überwiegende Mehrheit der MS gegen Änderungsvorschläge
• Weitere Entwicklung:
– Neue KOM seit Okt. 2014: Evaluation des Legislativpakets ob konsistent
mit Agenda für Arbeitsplätze/Wachstum und Umweltzielen??
– 25.02.2015 Entwurf KOM-Arbeitsprogramm 2015 „Ein neuer Start“:
Legislativvorschlag wurde zurückgestellt
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Zukünftige EU-Ziele
• Ende 2015 (2.12.15) : Neuer, ehrgeizigerer Vorschlag
für ein Legislativpaket zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, der über Abfallbereich hinausgeht:
• Aktionsplan: Ökodesign, Marktentwicklung, öffentliches
Beschaffungswesen sowie Förderung von Recyclingprozessen
• Rechtsetzungsvorschlag: Änderung der Abfallrichtlinien, stufenweises
Deponierungsverbot für bioabbaubare u. recycelbare Abfälle, keine
Förderung der Verbrennung??
• Ist Steigerung der Zielansprüche überhaupt
noch möglich – und sinnvoll??
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Deponien 2013 (2012), Anzahl u. Ablagerungsmengen, Restvolumen u. -laufzeiten
Deponieklasse
Anzahl
AblagerungsRestvolumen**
3
menge [Mio. t/a] [Mio.m ] (2012)
Laufzeit*
[ Jahre ]
DK 0 Süden 794 (794)
16,6 (14,4)
168 (167)
16 (19)
DK I
16,7 (12,7)
196 (188)
19 (24)
[-5,7]*
[-124]*
(BY, BW, NRW)
158
(158)
[-4 in NRW]*
154 Dep [~10]!
DK II
157
(158)
6,3 (6,9)
92 (101)
23 (23)
DK III
29
(32)
2,4 (2,8)
46 (45)
30 (26)
UTD
4
(4)
0,15 (0,2)
17 (17)
170 (160)
1.142 (1.146)
42,1 (36,9)
519 (518)
Summe:
* Annahme: 1 m3  1,6 t und
gleichbleibende Ablagerungsmenge
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Quelle: Statist. Bundesamt: 7/2015 * NRW: ADDISweb
**Restvolumen 2013 ermittelt aus linearer Extrapolation aus 2012
und 2010. DK I: 188 (2012) – 172 (2010) = 196 (2013) in [Mio.m3]
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Bedarf für DK I
…fehlende Deponie´kapazitäten im LK Böblingen
…aber auch in Nähe von
Ballungsräumen? v. 15.01.2015
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EUWID 23.09.2015
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Mineralische Abfälle
+ 7 Mio. t gefährliche mineralische Abfälle
Quelle:
Kreislaufwirtschaft Bau, 3/2015
Daten für 2012
•
~ 15 - 20 Mio. t Aschen aus Verbrennung (Hausmüll, Kohlekraftwerke)
•
~ 15 Mio. t Schlacken (Hochofen, Stahlwerk)
• Gesamtabfallaufkommen: ~ 340 Mio. t in 2013
• In 2012 ca. 20 Mio. t 17 xx xx in Beseitigung
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Verwertung mineralischer Abfälle
Quelle: Kreislaufwirtschaft Bau, 3/2015, Daten für 2012
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Verwertung mineralischer Abfälle
Makel:
Destatis: Ca. 6 Mio. t in
Verfüllung!
Wiederherstellung,
Verbesserung natürlicher
Bodenfunktionen
Nur Bodenmaterial: Z0,
Z0*!
Quelle: Kreislaufwirtschaft Bau, 3/2015, Daten für 2012
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Bedarf für DK I
vom 17.06.2014
Schadloses Verwertungspotential mineralischer Abfälle von über 90 % ist
mehr als ausgeschöpft, der Rest muss auf Deponien beseitigt werden!
Umweltminister S. Wenzel (NI): 100-prozentige Kreislaufführung von
Bauabfall ist weder darstellbar noch anzustreben
Verwertung stößt auf faktische Grenzen / Deponien weiter unverzichtbar
Bauabfälle, wie belasteter Bodenaushub aus Altstandorten, aus Abriss
von Industrieschornsteinen sowie Brandschutt nicht umweltverträglich
verwertbar
Hochbau: bedingt durch den Einsatz von Gipsputzen, Dämmstoffen und
Schutzanstrichen ist 100-prozentige Verwertung nicht möglich
Aschen und Schlacken aus Abfallverbrennung und Metallaufbereitung haben
Belastungen,die multifunktionaler Nutzung
(offenen Wegebau) entgegenstehen
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Bedarf für DK I
vom 12.2.2014
vom 30.4.2014
• Entsorgungsengpässe auf Deponien:
• Bauwirtschaft (HDB, ZDB) fordert Politik (Bund) zum Handeln auf
§ 30 KrWG: Länder führen Abfallwirtschaftsplanung eigenständig
durch!
Bestehende Situation der Abfallbewirtschaftung, erforderliche Maßnahmen zur Verbesserung der Abfallverwertung
und Abfallbeseitigung für alle Abfallarten (10 Jahre)!
Ausweisung von Deponieflächen für alle Abfallarten!
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Bedarf für DK I
vom 17.9.2014
• § 17 KrWG: Überlassungspflicht an örE für Abfälle aus privaten Haushaltungen zur Verwertung und Beseitigung und für grds.
alle Abfälle zur Beseitigung, wenn keine Eigenbeseitigung
• § 20 KrWG: Beseitigungspflicht der örE!
Zuständige Behörde kann Abfälle hiervon ausschließen!
Mineralische Abfälle: „aus den Augen aus dem Sinn“?
Probleme bei Planrechtfertigung und Bedarfsnachweis
• § 30 KrWG: Planungspflicht der Länder erstreckt
sich aber über alle Abfälle!
DK I–Bedarf durch Gutachten d. Länder
auch in Abfallwirtschaftsplan aufnehmen
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Zusammenfassung
• Bisherige Ziele der EU und Lebenswirklichkeit
in den MS driften weiter auseinander
• Ende 2015 „Neues EU-Kreislaufwirtschaftspaket“:
Abwarten, ob Ziele in EU-DepRL bestimmt,
quantifizierbar, vollzugstauglich sind und von
realistischen Voraussetzungen ausgehen
• Bundesstatistik zeigt regionalen DK I-Deponiebedarf
• Schadloses Verwertungspotential mineralischer
Abfälle ist mit über 90 % mehr als ausgeschöpft
Rest muss zur Beseitigung auf Deponie, keine
Verwertung zu Lasten der Umwelt!!
• Länder sind für Abfallwirtschaftsplanung
(Deponiebedarf) eigenverantwortlich zuständig,
auch für die Abfälle, die aus Beseitigungspflicht
der örE entlassen wurden!
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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
• Für Ihre Fragen stehe
ich gerne zur Verfügung
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Bedarf für DK I
Quelle: H. Haeming
Generiert aus
Mecklenburgunterschiedlichen
Vorpommern
Daten von
Betreibern,
Wirtschaft und
Berlin
Verwaltung
SchleswigHolstein
Hamburg
Bremen
Entsorgungssicherheit nicht
gegeben
Deponiebedarf regional
(je dunkler, um so stärker)
Dabei aber zum Teil
unterschiedliche Auffassungen zwischen
Wirtschaft und
Verwaltung!
Entsorgungssicherheit
gegeben
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Niedersachsen
Brandenburg
Sachsen-Anhalt
NordrheinWestfalen
?
Hessen
RheinlandPfalz
Saarland
?
?
Thüringen
?
Bayern
Sachsen
Weiße Flecken:
Keinerlei
Informationen über
Deponiebedarf
BadenWürttemberg
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Auf Deponien beseitigte und verwertete
Abfallmengen [Mio. t]
Summe
80
Beseitigung
70
Verwertung
60
2013 (Verwertung):
50
~ 13 Mio. t, davon:
~ 9 Mio. t 17 xx xx
~ 3 Mio. t 19 xx xx
~ 1 Mio. t 10 xx xx
40
30
20
2013 (Beseitigung):
10
0
2002 2004 2006 2008 2009 2010 2011 2012 2013
~ 42 Mio. t, davon:
~ 22 Mio. t 17 xx xx
~ 12 Mio. t 10 xx xx
~ 5 Mio. t 19 xx xx
~ 340 Mio. t/a Gesamtabfallmenge, davon ca. 280 Mio. t/a verwertet
~ 200 – 240 Mio. t/a mineralische Abfälle
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Quelle:
Statistisches Bundesamt 7/2015
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