Robert Wood Johnson University Hospital / Medical School New

Robert Wood Johnson University Hospital / Medical School
New Brunswick, New Jersey, USA
Family Medicine (07.09.2015 – 02.10.2015)
Mein Name ist Andreas Hoefel. In meinem 6. Studienjahr erhielt ich die Gelegenheit, mit meiner
Kollegin Julia ein kurzfristiges Austauschprogramm am RWJUH in New Brunswick, einer
kleinen Stadt im US Bundesstaat New Jersey, die durch die Rutgers University geprägt und
bekannt ist, zu absolvieren. Wir beide planen, uns dieses Austauschprogramm für unser PJ als
3. Fächergruppe anrechnen zu lassen.
Die Vorbereitung
Erste Anlaufstelle für die Organisation war Mag. Eva Halbauer-Huber, die zuständige Person
der MUG – nebenbei erwähnt eine äußerst hilfsbereite Dame. Sie benötigte einige Formulare
von uns und vermittelte uns in weiterer Folge auch an unsere Kontaktperson in Übersee Christina Rozario.
Christina ist die Sekretärin des dortigen Office of Global Health und als solche eine äußerst
bemühte Person, allerdings sollte man sich darauf gefasst machen, auf Antworten ihrerseits
teilweise etwas länger zu warten. Außerdem dürfte sie eine gewisse Aversion gegen den
‚Antwort an alle’ Button haben – so kam es, dass sie oft nur dem Absender einer Mail
antwortete, nicht aber den Personen im CC. Eine gute Kommunikation zwischen euren
Mitreisenden und euch ist also vorteilhaft, um gemeinsam auf dem neuesten Wissensstand zu
bleiben.
Nachdem wir jeweils eine Kopie des Passes sowie einen Lebenslauf mailten, bekamen wir die
Möglichkeit, einige für uns geeignete Zeiträume zu nennen. Schließlich wurde von unseren
Vorschlägen der (in der Überschrift genannte) im September ausgewählt und uns zugeteilt.
Hier noch einige weitere Tipps für die Organisation:

Von Seiten des Office of Global Health werden, wie ihr ohnehin selbst erfahren werdet,
ein Thoraxröntgen sowie ein Tb-Test verlangt. Ein dazugehöriger Befund auf Englisch
ist nicht zwingend erforderlich, solange es für eine nicht deutschsprechende Person
einigermaßen ersichtlich ist, dass der Tb-Nachweis negativ ist.

Uns wurden von Dr. Javier Escobar, dem Vorstand des Office of Global Health, zwar
einige Wohnmöglichkeiten in Campusnähe zugesandt, jedoch sind diese sehr teuer.
Schlussendlich entschlossen wir uns für eine voll eingerichtete WG in der Comstock
Street 169 in New Brunswick, die wir über AirBnb ausfindig machten. Absolut
empfehlenswert, zu Fuß 25min vom Krankenhaus entfernt und preislich bei in etwa
550€ pro Person. Link: https://www.airbnb.at/users/show/15575284

Der Newark Liberty Airport ist durch eine ausgezeichnete und unkomplizierte
Zugverbindung (NJ Transit) mit New Brunswick verbunden und somit als Zielflughafen
zu empfehlen.

Bezüglich des Visums: es genügt, wenn ihr die ESTA Registrierung für das Visa-WaiverProgram macht. Ein Tipp, den ich im Vorfeld erhielt und nun einfach einmal so
weitergebe: um euch am Flughafen unnötige Diskussion zu ersparen, nennt als Grund
für eure Einreise einfach Urlaub.

Nicht auf Adapter für die Steckdosen vergessen!

Badehose einpacken! Die Jersey Shore ist gut zu erreichen (mehr dazu weiter unten)
und einen Tagesausflug am Wochenende auf jeden Fall wert. Generell hatte es, bis auf
die letzte Septemberwoche, die etwas kühl und windig war, meistens um die 30°C.

Der Dresscode amerikanischer Ärzte und Studenten ist etwas anders als bei uns: unter
dem weißen Mantel kleidet man sich ‚business-casual’. Meine Wahl fiel auf Hemd,
Stoffhose und etwas elegantere Raulederschuhe – bin damit immer gut gefahren. Eine
Krawatte ist nicht erforderlich. Nützliche Utensilien für den Klinikalltag sind die
üblichen: Stethoskop, Kugelschreiber, Block, Kartenhalter (für die ID-card, die ihr dort
gegen eine Kaution bekommt), Lampe. Wer ein iPad oder ähnliches für Notizen oder
Apps verwendet, kann dies auch ohne Probleme tun. Uns wurde außerdem gesagt, wir
sollten OP-Gewand (‚scrubs’) und ein Ophthalmoskop/Otoskop mitbringen, was aber im
Endeffekt nie erforderlich war.
Der Aufenthalt
Das RWJUH ist ein großes Universitätskrankenhaus, das alle medizinischen Fächer abdeckt. Die
uns zugeteilte Disziplin war Family Medicine, was man sich laut meinem Verständnis als
Allgemeinmedizin mit pädiatrischer Zusatzausbildung im niedergelassenen aber auch im
klinischen Bereich vorstellen kann. Am ersten Tag macht man mit Christina eine kleine Tour
quer durch das Krankenhausgelände und die Stadt, um schließlich zu einem Bürogebäude zu
gelangen, wo euch eure ID-card ausgestellt wird. Diese fungiert allerdings rein als Nachweis
dass ihr zum medizinischen Team gehört - die Funktion als Türöffner wird bei ‚short terms’
nicht freigeschaltet.
Unsere Betreuerin war Dr. Karen Lin, eine ursprünglich aus Taiwan stammende Fachärztin für
Family Medicine mit Zusatzausbildungen im Bereich TCM inkl. Akupunktur.
Sie hielt ein vielfältiges Programm für uns parat, das weit mehr als nur Visiten auf einer
klinischen Station beinhaltete. Sie brachte uns unter Anderem zum ‚Family Medicine at
Monument Square’, dem ambulanten Bereich der Family Medicine, und machte mit uns
Hausbesuche in einem (äußerst luxoriösen) betreuten Wohnheim. Außerdem führte sie uns in
die Elijah’s Promise Soup Kitchen & Clinic, zwei wohltätige Organisationen, wo unversicherte
und zum Teil obdachlose Menschen warme Mahlzeiten, Kleidung und medizinische Versorgung
erhalten. Letztere wird von Medizinstudenten verschiedener Jahrgänge gewährleistet, die in
kleinen Teams Patienten empfangen, untersuchen, Therapiepläne erarbeiten und dabei unter
ständiger Supervision von Ärzten stehen. Des Weiteren konnten wir kurze Einblicke in die
klinischen Abteilungen für Radiologie und Endokrinologie gewinnen, nahmen an einem
Meeting der American Cancer Society teil und besuchten jeden Mittwoch Morgen die Grand
Rounds of Medicine, eine Reihe von Fortbildungen, bei denen Ärzte aus dem eigenen Haus bzw.
Gastredner anderer Universitäten diverse medizinische Themen und deren aktuelle
Studienlage behandeln. Zusammenfassend lernte ich fachlich und menschlich enorm viel, was
nicht zuletzt dem außerordentlichen Engagement der dortigen Mediziner zu verdanken ist, die
ihre Verantwortung gegenüber Patienten und Studenten leidenschaftlich wahrnehmen.
New Brunswick an sich ist eine kleine Universitätsstadt, die in puncto Freizeitgestaltung nicht
allzu viel hergibt. Unsere Wochenenden verbrachten wir daher größtenteils in New York,
machten aber auch 2 Abstecher an die Jersey Shore sowie einen nach Philadelphia.
New York erreicht man bequem von der New Brunswick Train Station aus mit der NJ Transit
(Zug). Das selbe gilt für Philadelphia, nur in die andere Richtung + einmal in Trenton
umsteigen. Ein Ticket nach NYC kostet beispielsweise 13$, die fahrt dauert in etwa eine Stunde.
Wer ans Meer möchte, kann mit der North Jersey Coast Line zahlreiche Orte an der Jersey Shore
erreichen. Nahegelegene Stationen zum Zusteigen in die Coast Line sind Rahway (erreichbar
per NJ Transit) oder South Amboy (erreichbar mit der Buslinie 815).
Die Orte Long Branch und Spring Lake besuchten wir selbst – beide sind perfekt geeignet für
einen gemütlichen Tag am Strand!
Eure eigenen Trips könnt ihr übrigens ganz leicht auf www.njtransit.com planen.
Das Fazit
Sofern deine Reise bereits feststeht wenn du diesen Bericht liest, gratuliere! Falls du noch am
Überlegen bist, gib dir einen Ruck und bewirb dich!
Ich kann auf 4 Wochen voller Erfahrungen zurückblicken, durch die ich menschlich, fachlich
und auch für meinen persönlichen Horizont viel dazugewonnen habe.
Ich erfuhr mit eigenen Augen, dass sich krasse Unterschiede auch zwischen 2 Nationen auftun
können, die sich in Bezug auf Entwicklungsstand, Infrastruktur und Wohlstand vermeintlich
ähneln - ein durchgehend vertrautes Gefühl durchsetzt von befremdlichen Episoden war das
Resultat während meines Aufenthalts.
Allen Diskrepanzen voran sind jene im Gesundheitssystem zu nennen.
Ein Land, in dem Patienten von Klinik zu Klinik geschickt werden, um eine von ihrer
Versicherung abgedeckte Behandlung zu erhalten – ein Land, in dem Menschen in kürzester
Zeit alles verlieren und in so großen Zahlen obdachlos werden, dass wohltätige Organisationen
mit Spendengeldern eigene Krankenhäuser erbauen, in denen diese Menschen kostenlos
versorgt und Medizinstudenten praxis- und realitätsnah ausgebildet werden – ein Land, in dem
die Neureichen zu Menschen kontrastieren, die nur einige 100 Meter entfernt wohnen und
doch am Rande ihrer Existenz leben, gibt es viele Erfahrungen zu machen, deren Wert sich der
Einfachheit halber am ehesten beschreiben lässt mit: man muss es erlebt haben.
Elijah’s Promise Soup Kitchen
Team der Family Medicine
Family Medicine at Monument Square
Spring Lake
NYC
Philadelphia