Familien mit Fluchterfahrung aufnehmen Schaffen einer Willkommensstruktur in Kinderläden, Kitas und Schülerläden Melanie Peper, DaKS, Dezember 2015 Erziehung, Bildung und Betreuung auch für Kinder mit Fluchterfahrung • 1/3 aller Asylerstanträge stammt von Kindern – davon die Hälfte Kinder bis fünf Jahre • Berlin: 2400 Kinder unter sechs Jahre untergebracht in Sammel- und Notunterkünften – davon 15% in Kita (August 2015) • Warum nicht mehr? – – – – Platzknappheit Verständigung Mangelndes Wissen über Betreuungssystem Mangende Unterstützung • Auch geflüchtete Kinder haben einen rechtlichen Anspruch auf einen Kita-Gutschein 2 1 Alle einbeziehen – oder nicht? • Grundlegend für Aufbau einer Willkommensstruktur: Einbeziehen aller Beteiligten, ABER: • Wer entscheidet im Normalfall über die Aufnahme eines Kindes? • Team sollte voll dahinter stehen 3 Sachinformationen als Planungsgrundlage • Anspruch auf Kita-Gutschein spätestens nach drei Monaten, altersunabhängig mindestens Teilzeit (wenn in GUK lebend oder ndH) • Kein Platz frei? Kita-Aufsicht wegen Überbelegung kontaktieren • Alternative: Gastkind (versichert) • Hilfreich: Einlesen in Daten und Fakten zu Flucht und Asyl, um Auswirkungen auf soziale Rechte und Alltag zu verstehen • Trauma: nicht alle Kinder sind traumatisiert, nicht immer Auswirkungen auf Kita, keine spezielle Weiterbildung erforderlich 4 2 Perspektivwechsel und Begegnung auf Augenhöhe • Motivation für die Aufnahme klären – Hilfebedürfnis ist gut, aber Reduzieren auf Bedürftigkeit nicht • Aufnahme nicht ausschließlich als Bereicherung sehen – wer wird durch was bereichert? (ggf. Enttäuschung) • ‚Sonderrolle‘ nur da, wo wirklich nötig, aber keine Zuschreibungen • Welche Menschen kommen da eigentlich? (nicht nur als ‚Exoten‘ sehen) • Generelle Frage: Wie gehen wir eigentlich mit Unterschiedlichkeit innerhalb der Einrichtung um? 5 Ein Kind ‚finden‘ • Sichtbar werden – Fragen stellen – Menschen kennenlernen • Gibt es bereits Kontakte zu einer geflüchteten Familie oder konkrete Anfragen? • Träger/Betreiber von (Not-)Unterkünften kontaktieren • Bei Willkommensinitiativen im Bezirk nachfragen • MigrantInnen(selbst)organisationen, Beratungsstellen für Geflüchtete, Integrationslotsen… • Bezirkliches Jugendamt • DaKS 6 3 Unterstützung durch Netzwerke • Genauer Bedarf wird erst mit Aufnahme der Familie/des Kindes deutlich • Fast immer Bedarf an Übersetzung (auch „kulturell“) • AnsprechpartnerInnen, wenn das Kind traumatisiert ist • Sozialberatung für Eltern • Rechtliche Fragen, den Status der Familie betreffend, die sich auf den Kita-Besuch auswirken können • Andere Kitas im Kiez oder in der Nähe einer Unterkunft 7 Kinder einbeziehen • Immer abzuwägen – Muss wirklich etwas vorbereitet werden oder ist es einfach ein neues Kind? • Falls es bereits Besuche in einer Unterkunft für Geflüchtete gab, kann hier angeknüpft werden • Sonst eher nicht, um das Kind nicht auf diesen Aspekt zu reduzieren • Inwieweit nehmen die Kinder das Thema Flucht und Asyl sowie die Unterbringungssituation wahr? • Sensibel sein gegenüber Themen, die sich aus der Verschiedenheit der Kinder ergeben und bearbeiten, um Ausgrenzung und Stigmatisierung entgegenzuwirken 8 4 Eingewöhnungskonzept hinterfragen • • • • Was passt – was nicht? An welcher Stelle vom Modell abweichen? Flexibel sein und Verhalten von Eltern nicht bewerten Gespräche vor, während und nach der Eingewöhnung (mit Übersetzung) • Vorab Informationen über das Kind einholen – was mag es, was spielt es gerne? 9 Partizipation für alle • Ohnehin ein wichtiges Element in der Arbeit mit Kindern und auch im BBP festgeschrieben • Stabilisierung von Menschen mit Fluchterfahrung durch Beteiligung, Selbstbestimmung und Erfahren von Selbstwirksamkeit 10 5 Kinder und Eltern nicht nur auf Fluchterfahrung reduzieren • Familien hatten vor ihrer Flucht ein eigenständiges Leben, Berufe, Hobbies, Interessen etc. • Ihre jetzige Situation ist nur EIN Aspekt ihres Lebens • Wie können sie noch angesprochen werden? • Welche Gemeinsamkeiten gibt es? 11 Hetze gegen Geflüchtete und Rassismus klar entgegentreten • von Widerständen unter Eltern, im Team bis hin zu rassistischen Anfeindungen im Kiez: wahrnehmen, Position beziehen, handeln • Ggf. Beratung holen 12 6 Position beziehen und Organisationen unterstützen • Kein Muss im Rahmen der Kindertageseinrichtung • Aber: Geflüchtete brauchen eine Lobby 13 Fort- und Weiterbildung intensivieren • Team: Welches Wissen benötigen wir noch? • Keine spezielle Trauma-Weiterbildung • Z.B. Sprachförderung und Mehrsprachigkeit, interkulturelle Zusammenarbeit mit Eltern, vorurteilsbewusste Pädagogik… • Evtl. FacherzieherIn für Integration • Vorstand in Bezug auf Kosten und Schließtage frühzeitig einbeziehen 14 7 Noch Fragen? • Ruft im DaKS an (telefonische oder persönliche Beratung) • Leitfaden kommt noch 15 8
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