Langzeitgeflüchtete in Afrika: Für immer auf der Flucht? Im Gegenteil zu dem was das Medienecho glauben lässt, ist das Ziel der meisten Menschen auf der Flucht nicht der europäische Kontinent. Schon in der Genfer Konvention von 1951 wurde die bisherige geografische Fokussierung auf Europa aufgehoben, da klar geworden war, dass auch außerhalb Europas Menschen vor Konflikten fliehen und Asyl suchen. Laut des UNO Flüchtlingshilfswerks befand sich bereits 1965 die Mehrheit der Geflüchteten (also sowohl über nationale Grenzen hinweg Geflüchtete wie auch IDPs, „internally displaced people“) im afrikanischen Kontinent. Heute übertreffen die Kosten der dortigen Aktivitäten des UNHCR -‐ „zuständig“ für ungefähr 15 Millionen Menschen („people of concern“) in Afrika – immer noch diejenigen aller anderen Kontinente. Dabei ist für eine große Zahl der Langzeitgeflüchteten in sogenannten „protracted refugee situations“ (PRS) die lokale Integration in unterschiedlicher Form und Ausmaß seit Jahrzehnten gängige Praxis. Trotzdem wird sie von den Aufnahmeländer aus unterschiedlichen Gründen selten als Lösung propagiert. Das Panel will sich der Frage widmen, was „lokale Integration“ für Langzeitgeflüchtete in Afrika konkret bedeuten kann. Dabei gilt es bestehende Forschungslücken im Bereich von Praktiken und Voraussetzungen der lokalen Integration zu schließen. So werden Geflüchtete in urbanen Gebieten („urban refugees“) nur selten thematisiert, obwohl sie mehr als die Hälfte der Flüchtlinge in Afrika ausmachen. Ebenso gibt es bisher nur wenige Studien über IDPs, obgleich in den letzten zwanzig Jahren ihre Zahl im Vergleich zu anderen Flüchtlingen überproportional gestiegen ist. Wir wollen eine umfassende Diskussion darüber anstoßen, wie registrierte sowie nicht offiziell erfasste, rurale wie urbane Langzeitgeflüchtete leben. Welche Schnittmengen gibt es zwischen de facto praktizierter lokaler Integration und den diesbezüglichen Kriterien des UNHCR? Wie werden Geflüchtete nach Jahrzehnten der Unterbringung in Nachbarländern/regionen von der lokalen Bevölkerung wahrgenommen? Wie kooperativ zeigen sich Regierungen der Aufnahmeländer und welche Rolle spielen dabei geopolitische Interessen oder die Sorge vor Spill-‐over Effekten? Weiterhin soll das Panel folgende Fragen beantworten: Welche Wirkungen haben Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in PRS? Inwieweit beeinflussen EZ/humanitäre Konzepte („gender mainstreaming“, „vulnerability“, etc.) Handlungsorientierung und Selbstwahrnehmung der Flüchtlinge? Welche Kontakte haben Geflüchtete mit UNHCR oder Partnerorganisationen? Welche Rolle hat die Kategorisierung der Geflüchteten? Welche Impulse auf die lokale Wirtschaft/ Arbeitsmarkt lassen sich in PRS beobachten? In welcher Beziehung steht die Integration von Vertriebenen oder Flüchtlingen zu gesetzlichen Vorschriften bezüglich der Aufnahme von wirtschaftliche Tätigkeiten oder von Arbeit, sowie in Bezug auf freie Mobilität? Mit welchen Anpassungsstrategien reagieren Geflüchtete auf mehrfache Vertreibung bzw. wechselnde Bedingungen im Aufnahmeland/region? Vortragsinteressenten können sich bei [email protected] und [email protected] bis zum 31. März 2016 mit ihrem Vortragsvorschlag (ca. 250 Wörter) für das Panel bewerben.
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