Rudolstädter machen mit Anlage in Fernost einen großen

Rudolstädter machen mit Anlage in
Fernost einen großen Schritt
18.06.2015 - 08:01 Uhr
Der Thüringer Anlagenbauer EPC mit Sitz in Rudolstadt und Arnstadt ist mit einem
Großprojekt in China erfolgreich.
Chefplaner Michael Streng freut sich über die erfolgreiche Inbetriebnahme einer PolycarbonatProduktionsanlage mit EPC-Technologie im chinesischen Ningbo. Sie ist das große Vorzeigeobjekt,
das der Thüringer Industrieanlagenbauer EPC (Arnstadt und Rudolstadt) auf der Achema, der weltweit
größten Messe für Chemie und Verfahrenstechnik, präsentiert. Foto: Dieter Lücke
Frankfurt/Rudolstadt. Der in Thüringen beheimatete Industrieanlagenbauer EPC mit Sitz
in Rudolstadt und Arnstadt hat in diesem Frühjahr erfolgreich die erste PolycarbonatProduktionsanlage mit eigener patentierter Technologie in China platziert und realisiert.
In dieser Woche ist diese Großinvestition, für welche die Auftraggeber im chinesischen
Ningbo rund 300 Millionen Euro investiert haben, für das internationale Fachpublikum
das Vorzeigeprojekt von EPC auf der weltweit größten Leitmesse für Chemie und
Verfahrenstechnik Achema in Frankfurt am Main. Damit hat der Industrieanlagenbauer
den entscheidenden Schritt gemacht, um qualitativ hochwertiges Polycarbonat
umweltfreundlich und wettbewerbsfähig in China und weltweit herzustellen.
Die neue Anlage hat eine Produktionskapazität von jährlich 100 000 Tonnen. Dazu im
TLZ-Gespräch Michael Streng, Technologie-Manager und Mitglied des Vorstands
der EPC-Group, der dieses Großprojekt zu verantworten hat: „Wir von EPC haben diese
Technologie entwickelt und 2011 den ersten Auftrag für die Erstellung dieser Anlage
bekommen. Die Anlage ist beim Unternehmen OCC in Ningbo, einem großen
Industriestandort zirka zwei Stunden Autofahrt südlich von Shanghai platziert. Die
Anlage erzeugt ein Kunststoffgranulat, nämlich Polycarbonat, für verschiedene
Anwendungen.“ Als Beispiele nennt Streng Brillengläser. Oder die Streuscheiben von
Fahrzeugscheinwerferrückleuchten. Dabei können auch Kunststoffe gemischt werden,
etwa für Sicherheitshelme oder Visiere.
EPC hat diese Anlage konstruiert und auch die Ausrüstungen und das Know-how
geliefert, dann den ganzen Aufbau und die Inbetriebnahme der Anlage vor Ort
überwacht. Der Auftraggeber sei auf der Suche nach einer Technologie gewesen,
beschreibt der Manager, wie EPC mit dem Kunden in China ins Geschäft gekommen ist.
Ein Partnerunternehmen des Industrieanlagenbauers habe die Chinesen
auf EPC aufmerksam gemacht: „Die können das.“ Daraufhin seien die Auftraggeber
auch nach Thüringen gekommen, hätten sich hier von dem Verfahren und dem Knowhow von EPC überzeugen lassen.
Die Anlaufphase ist erfolgreich verlaufen
Für das Thüringer Unternehmen ist die Realisierung dieses Großauftrags ein großer
Schritt nach vorn, ist Michael Streng mit Blick auf in Aussicht stehende
Anschlussaufträge zuversichtlich. Die Anlaufphase für das Projekt sei erfolgreich
geschafft, die Anlage noch optimiert worden. Nur sporadisch seien die Thüringer jetzt
noch vor Ort in Ningbo, um die Auftraggeber beratend zu unterstützen.
Bei der patentierten und flexiblen EPC-VariPlant-Technologie handelt es sich um ein
spezielles Schmelzverfahren, bei dem Polycarbonat aus den Rohstoffen Bispehnol A
(BPA) und Diphenylcarbonat (DPC) gewonnen wird. Schon seit mehr als 50 Jahren stellt
Polycarbonat sein gewaltiges Innovationspotenzial unter Beweis. Alljährlich kommen
immer neue Anwendungen dieses Kunststoffs auf den Markt. Wegen der sehr guten
Eigenschaft, etwa dem geringen Gewicht, der Temperaturbeständigkeit, der
Schlagfestigkeit, aber auch wegen der farblosen oder transparenten Optik werden
Polycarbonate häufig bei der Herstellung von High-Tech-Produkten verwendet. Das
Verfahren von EPC setzt auf einen umweltfreundlichen, weil phosgenfreien
Herstellungsweg. Außerdem können Nebenprodukte im Rohstoffprozess wieder
verarbeitet werden.
Die Geschichte der heutigen EPC-Unternehmensgruppe ist seit Generationen geprägt
von der Unternehmerfamilie Henkel und deren Leidenschaft für den Maschinen- und
Anlagenbau. Schon 1894 wurden Maschinen, die das damalige Familienunternehmen
hergestellt hatte, auf Messen ausgezeichnet.
Über 100 Jahre später konnte nach der deutschen Wiedervereinigung 1994 mit der
Gründung der EPC Engineering Consulting GmbH die Erfolgsgeschichte des
Familienunternehmens am ursprünglichen Standort fortgeschrieben und der Grundstein
für die heutige EPC Group gelegt werden.
Dieter Lücke / 18.06.15 / TLZ
http://www.tlz.de/web/zgt/wirtschaft/detail/-/specific/Rudolstaedter-machen-mit-Anlage-in-Fernosteinen-grossen-Schritt-993575291