© Pilar/Welthungerhilfe WELTHUNGERHILFE IN: Süd Sudan Überblick Am 9. Juli 2011 hat sich der Südsudan als neuer Staat formal vom Nordsudan abgespalten. Die Vereinten Nationen nahmen den jüngsten Staat der Erde am 14. Juli als 193. Mitglied auf. Nach wie vor bestimmen aber Streitigkeiten über Grenzverläufe und die Aufteilung der Öl-Einnahmen die Beziehung zwischen beiden Staaten. Innerhalb des Südsudans eskalierte im Dezember 2013 ein bereits lange währender Machtkampf zwischen Staatspräsident Salva Kiir, der Volksgruppe Dinka angehörend, und seinem Stellvertreter Riek Machar aus der Volksgruppe der Nuer. Dieser Konflikt hat sich inzwischen zu einem grausamen Bürgerkrieg zwischen beiden Volksgruppen entwickelt. Hintergrund Als der Sudan noch ein ungeteilter Staat war, flohen hunderttausende Menschen vor dem von 1983 bis 2005 dauernden Bürgerkrieg aus den südlichen Regionen des Landes. Mit Beendigung der Auseinandersetzungen wurde der Süd Sudan zur „Autonomen Region“. Im Januar 2011 bekräftigten die Südsudanesen in einem Referendum ihren Wunsch, einen unabhängigen Staat zu gründen. Die sudanesische Regierung erkannte dies an und am 9. Juli 2011 erfolgte die formale Abtrennung. Mit der Neugründung des Staates Südsudan kehrten viele Bürgerkriegsflüchtlinge in ihre Heimat zurück. Dort galt es zunächst, den Wiederaufbau voranzubringen. Sowohl die Rückkehrer als auch die zurückgebliebene Bevölkerung waren auf humanitäre Hilfe angewiesen. Aufgrund von Ölvorkommen im Süsudan standen die Chancen auf Entwicklung in dem jungen Staat gut. Doch gerade diese Ölvorkommen sorgten immer wieder für Streitigkeiten zwischen dem Sudan und dem Südsudan. Die Öl-Förderung findet deshalb nur stark reduziert statt. Parallel entfachten sich Machtkämpfe zwischen den verschiedenen Volksgruppen des Südsudans. Nachdem Präsident Salva Kiir, aus der Volksgruppe der Dinka, seinen Vizepräsidenten Riek Machar, aus der Volksgruppe der Nuer, im Juli 2013 entlassen hatte, verschärften sich die Rivalitäten. Im Dezember 2013 eskalierte die Situation mit Gewalt in der Hauptstadt Juba. Humanitäre Situation Die Vereinten Nationen haben für den Südsudan die höchste Notfall-Stufe ausgerufen. 90 Prozent der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Kämpfe im Südsudan haben bis heute rund 2,1 Millionen Menschen in die Flucht getrieben, davon rund 550.000 in die Nachbarländer. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Zahl noch weiter steigen wird. Seit Anfang des Jahres hat sich die Anzahl der von Nahrungsmittelunsicherheit betroffenen Menschen von 2,5 Millionen auf 3,6 Millionen erhöht. Unter Ihnen sind rund 874.000 Kinder unter 5 Jahren. Experten erwarten, dass die Anzahl der Betroffenen bis Ende Juli auf 4,6 Millionen Menschen steigen wird. Damit wird rund 40 Prozent der Bevölkerung des Südsudans betroffen sein. [Quelle: UNOCHA: South Sudan Humanitarian Bulletin 29 May 2015] Arbeitsansatz der Welthungerhilfe Die Welthungerhilfe arbeitet mit Unterbrechungen seit den 90er Jahren im Süsudan. Nach der Unterzeichnung des Unabhängigkeitsabkommens hatte die Organisation begonnen, Rückkehrer und die ansässige Bevölkerung im Bundesstaat Northern Bahr el-Ghazal mit dem Notwendigsten zu versorgen und sie beim Bau von Unterkünften zu unterstützen. Seit 2014 leistet die Welthungerhilfe im Unity State Nothilfe und erwägt, ihre Aktivitäten auf Central Equatoria und Eastern Equatoria auszudehnen. Die Koordination der Aktivitäten erfolgt vom Landesbüro in Juba aus. Die durch den Bürgerkrieg verursachte Notlage hat sich durch schlechte Ernten noch verstärkt. Die nachfolgende Aussaat kann oftmals wegen der anhaltenden Kämpfe nicht stattfinden. Die immense Hungerkrise wird ferner durch Überschwemmungen in der Regenzeit weiter intensiviert. Kämpfe führen zu erneuten Vertreibungen von Menschen. Deshalb steht für die Arbeit der Welthungerhilfe in Greater Upper Nile (Unity State) die Nothilfe im Vordergrund. In Northern Bahr el Ghazal folgen wir bereits dem Entwicklungsansatz. Flüchtlinge werden mit Einfachhausbau, Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern wie Kochtöpfen, Moskitonetzen etc. versorgt. Darüber hinaus werden über 100.000 Rückkehrer und Familien, die Flüchtlinge aufnehmen, mit Nahrungsmitteln, Saatgut und Werkzeug für die landwirtschaftliche Produktion sowie mit Hygieneartikeln versorgt. Bei allen Hilfsaktionen folgt die Welthungerhilfe dem Ansatz „Linking Relief, Rehabilitation and Development“ (LRRD). Dies bedeutet, dass bereits während der NothilfeAktivitäten die Grundlagen für den Wiederaufbau und die weitere Entwicklung in den Projektregionen gelegt werden. In diesem Sinne pflegt die Welthungerhilfe ständig ihre Kontakte zu Partnern, lokalen Behörden und anderen relevanten Institutionen, soweit es die Konfliktsituation zulässt und baut diese kontinuierlich aus. Ferner stimmt sich die Welthungerhilfe mit Ihren europäischen Partnern aus dem Netzwerk Alliance2015 eng ab, so dass mit gebündelten Kräften Projekte der Ernährungssicherung entwickelt werden können. Entwicklungsarbeit und Perspektiven In 2014 fand eine Geberkonferenz in Oslo, Norwegen, statt. Dort hat die internationale Gemeinschaft dem Südsudan Unterstützung in Höhe von 600 Millionen US-Dollar (rund 438 Millionen Euro) zugesagt. Der Anteil der Bundesregierung beträgt 6 Millionen Euro. Die Vereinten Nationen haben für 2015 insgesamt einen Hilfsbedarf von 1,63 Milliarden US-Dollar für alle Aktivitäten der Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen festgestellt. Bisher wurden 634 Millionen US-Dollar an finanziellen Mitteln entrichtet. Der Süd Sudan steht vor einer großen Herausforderung. Er muss die Versöhnung zwischen den rivalisierenden Volksgruppen des Landes herbeiführen und einen verlässlichen und stabilen Frieden herstellen. Aus den Bürgerkriegszeiten vor der Unabhängigkeit des Südsudans gilt es, die Altlasten wie Wiederaufbau- und Reintegrationsarbeit anzugehen. Dies kommt zu der aktuellen Krisensituation hinzu. Die Vereinten Nationen haben das Mandat der UN-Friedensmission im Südsudan nun bis Ende November 2015 verlängert. Vor der Eskalation der Gewalt in 2013 hatte der Südsudan eine recht gute Ausgangslage. In dem Land, in dem rund 90 Prozent von der Landwirtschaft leben, waren gute Ernten vorausgesagt. Doch der andauernde Konflikt hat diese Perspektive zerstört. Erst wenn die Sicherheit für die Bevölkerung und Helfer gewährt ist, können Hilfsorganisationen einen sinnvollen Beitrag zur Entwicklung des Landes leisten. [Quellen: UNMISS und UNOCHA] Stand: Juni 2015 Projektarbeit der Welthungerhilfe im Südsudan: Laufende Projekte: 10 Projektvolumen: ca. 16 Millionen Euro Northern Bahr el-Ghazal State: Nahrungsmittelhilfe und Ernährungssicherung für Flüchtlinge, Rückkehrer und aufnehmende Bevölkerung, Hygiene- und Sanitär-Maßnahmen (WASH) Unity State: Nothilfe für Binnenflüchtlinge, Notunterkünfte Mitwirkung in Camp Management, lebenswichtige Materialien, landwirtschaftlich Geräte, Saatgut Karte: © NordNordWest/Wikipedia; http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode Welthungerhilfe Sparkasse KölnBonn IBAN: DE15 370501980000001115 BIC: COLSDE33 Deutsche Welthungerhilfe e.V., Friedrich-Ebert-Straße 1, 53173 Bonn, Tel. +49 (0)228 2288-0, Fax +49 (0)228 2288-333, www.welthungerhilfe.de
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