Eine bessere Welt für Kinder

Eine
bessere
Welt für
Kinder
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Sie dürfen
endlich lernen
Gudrun Bauer in einem Camp
bei Hyderabad für Kinder, die
aus der „Schuldknechtschaft“
befreit wurden und die Schule
nachholen dürfen. Illegale
Kinderarbeit ist in Indien weit
verbreitet; Gudrun Bauer
unterstützt eine Organisation,
die dagegen kämpft
G
udrun Bauer ist eine bemerkenswerte Frau.
Die Hamburger Verlegerin der Bauer Media
Group (in der auch tv Hören und Sehen erscheint) unterstützt seit zehn Jahren die Arbeit der
Welthungerhilfe: in aller Stille, mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz. Sie reist in die ärmsten Länder und fördert Hilfsprojekte für Kinder in
Not. Wir haben Gudrun Bauer nach Liberia in Westafrika begleitet.
Frau Bauer, warum gerade Liberia?
Die Welthungerhilfe hat mein Interesse an diesem
Land geweckt. Natürlich gibt es auch in Asien oder
Südamerika Familien, die Hilfe brauchen. Aber
durch meine Erfahrungen in Burundi und Uganda
weiß ich einfach mehr über die Probleme Afrikas.
Das hat den Ausschlag gegeben.
Wie kommt es zu Ihrem Engagement?
Das begann eigentlich mit der Geburt meiner ältesten Tochter. Nur Mütter wissen, was das bedeutet:
Mit der Geburt eines Kindes betrittst du eine andere Dimension im Leben. Du
möchtest, dass Kinder in einer
guten Welt aufwachsen können.
Damals hat mich unser indischer Kinderarzt um Unterstützung für ein Waisenhaus in seiner Heimat gebeten – und ich
habe sofort zugesagt. Später
kamen andere Projekte dazu,
auch in Hamburg, in Osteuropa;
das wurde immer mehr. Inzwischen habe ich vier Töchter großgezogen; ich sehe
meine Enkelkinder behütet aufwachsen – es geht
uns so gut, da kann man auch etwas abgeben.
Seit zehn Jahren unterstützen Sie die Welthungerhilfe. Was spricht dafür?
Die absolute Seriosität. Es gab immer mal Anfragen
von Charity-Organisationen. Aber WohltätigkeitsGalas mit Abendrobe und eitler Selbstdarstellung
sind nicht mein Ding. Dann hat mich ein Freund –
Dieter Thomas Heck – auf die Welthungerhilfe aufmerksam gemacht. Schon bei der ersten Reise war
ich tief beeindruckt, wie nachhaltig da gearbeitet
wird: nicht mit dem Gießkannenprinzip, bei dem so
viele Entwicklungsgelder versickern. Sondern nach
dem Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe!
Seitdem unternehmen Sie mit der Welthungerhilfe strapaziöse und gefährliche Reisen in die
ärmsten Winkel der Erde. Wäre es nicht bequemer, Spenden zu überweisen?
Für mich sind die eigenen Eindrücke wichtig. Ich
möchte selbst sehen, wo und wie ich helfen kann,
ehe ich mich für ein Engagement entscheide.
Wovon hängt diese Entscheidung ab?
Natürlich auch von den Menschen. Ich habe vor Ort
viele deutsche und lokale Mitarbeiter kennenge-
Was wirklich zählt
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lernt, die mich total überzeugt haben. Das sind
hoch motivierte Profis. Profis der Nächstenliebe!
Und wonach wählen Sie die Projekte aus?
Ich möchte spüren, dass es Hoffnung gibt. Dass die
Menschen die Chance bekommen, für ihre Ernährung selbst zu sorgen und in Würde zu leben. Dass
die Kinder nicht mehr hungern müssen und in die
Schule gehen können. Dass die Frauen respektiert
werden für ihre Lebensleistung. Mein Herz schlägt
nun einmal vor allem für die Frauen und ganz besonders für die Kinder.
Um Kinder geht es auch in den Projekten, die
Sie jetzt in Liberia besucht haben. Wissen Sie
schon, wofür hier Ihr Herz schlägt?
Ich könnte mir schon vorstellen, mich hier zu engagieren. Wir haben ja viel Elend gesehen, Kinder mit
Hungerbäuchen, Kriegsversehrte; das Land ist
zehn Jahre nach dem grausamen Bürgerkrieg noch
immer zerstört und traumatisiert. Aber wir haben
auch viel Engagement erlebt: Die Leute wollen ihr
Leben wieder in die Hand
nehmen und sind stolz auf
das, was sie schon geschafft
haben. Bei der Stadt Tubmanburg werden für Schulen Gemüsegärten, Schweineställe
und Fischteiche angelegt, um
die Ernährung der Kinder zu
sichern; unterstützt von der
Welthungerhilfe und der lokalen Organisation „Mary‘s
Meal“ – eine zündende Idee, ein tolles Projekt! Aber
wir werden das alles noch in Ruhe prüfen.
Viele Skeptiker sagen ja, Afrika sei für die Entwicklungshilfe ein Fass ohne Boden…
…und deshalb jede Hilfe nur ein Tropfen auf dem
heißen Stein, jaja. Gute Ausrede dafür, gar nichts
zu tun. Natürlich kann ich die Welt nicht ändern, da
muss man bescheiden bleiben. Ich hatte heute in
einem Dorf so ein kleines Kind mit ernsten Augen
an der Hand, da dachte ich: Und wenn ich nur dafür sorge, dass du nicht mehr hungern musst –
dann ist dieser Tropfen Hilfe nicht verloren.
INTERVIEW: HERBERT KISTLER ■
„Wenn ich meine
Enkelkinder behütet
aufwachsen sehe, denke
ich: Es geht uns so gut,
da muss man auch
anderen helfen“
Pakistan
Uganda
Sri Lanka
Burundi
Unermüdlich im Einsatz: Nach
der Flutkatastrophe 2010 war
Gudrun Bauer mit der Welthungerhilfe in Pakistan vor Ort
Gesundheitsdienst (F.), Wasserversorgung,
Schulspeisung: Seit 2008 besucht und finanziert Gudrun Bauer Hilfsprojekte in dem
notleidenden ostafrikanischen Land
Sie haben Schreckliches durchgemacht und
freuen sich auf ihr neues Leben: Ehemalige
Sklavinnen der Rebellenarmee gründen 2011
mit Hilfe von Gudrun Bauer eine Kooperative
Gudrun Bauer in Liberia
2014, wo die Not der Kinder besonders groß ist.
Künftig will sie dort helfen
Seit der Reise in die vom Tsunami verwüsteten Regionen
2005 setzt sich Gudrun Bauer
für die Welthungerhilfe ein
Hilfe für Liberia
Das westafrikanische Land ist nach 20 Jahren
Bürgerkrieg total verarmt. Die Menschen hungern;
jedes zweite Kind ist chronisch unterernährt. Mit
Projekten für Kleinbauern und Schulspeisung versucht die WELTHUNGERHILFE, die Ernährungslage zu verbessern. Spenden an: Welthungerhilfe
e. V.; Sparkasse KölnBonn, Konto-Nr. 1115, BLZ
370 501 98. Infos: www.welthungerhilfe.de –
herzlichen Dank!
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Liberia