Hauruck – mit Hirn und Herz

Ausgabe
3
2016
dbb jugend magazin für junge leute im öffentlichen dienst
Stadt Aachen: Kommunales Flüchtlingsmanagement
Hauruck – mit Hirn
und Herz
7
3
Gegen Gewalt:
Mehr Respekt für
Beschäftigte
4
Nachwuchs-Training:
Gewerkschaft?
Lern‘ ich!
16
12
Rassismus:
Wissen, wovon man
redet
dbb jugend hamburg:
Kritik an „SteinzeitAusbildung“
Endlich mehr Freiraum – Machen Sie Ihr Zuhause zur Wohlfühloase!
Exklusive Mitgliedsvorteile auf Seite 20
19
Einkommensrunde:
6 Prozent und unbefristete Übernahme
herausgeber:
dbb jugend
leitartikel
editorial
Öffentlicher Dienst: Einsatz, der sich lohnt – für alle
#WirÖffis!
Tagtäglich gibt es neue
Informationen über
die hunderttausenden
Geflüchteten, die nach Deutschland gekommen
sind und kommen, um hier Schutz und Asyl zu suchen, auch an weltweiten Nachrichten über die
„Flüchtlingskrise“ mangelt es nicht. Was diesen
Menschen hilft, ist ein zuverlässiger Weggefährte
an ihrer Seite. Jemand, der sich ihrer Sorgen annimmt, sich um ihre Traumata kümmert. Jemand,
der ihnen unsere Kultur, unser Staatswesen, unsere Gemeinschaft näher bringt. Das sind natürlich
zum Einen die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Das sind aber vor allem auch
die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes – in
der Sozialen Arbeit, im Gesundheitsdienst, bei den
Sicherheitsbehörden, in Schulen und Kitas, in den
Verwaltungen und Behörden – kaum jemand, der
nicht unmittelbar oder mittelbar befasst ist mit
dem Thema Migration. Das sind: Wir Öffis!
Jeden Tag für alle da – Mensch im Mittelpunkt
Wir sind jeden Tag für alle da. Wir kümmern uns
um Sicherheit, Bildung, Pflege, Finanzen und alles,
was Deutschland am Laufen hält. Öffis sind eine
ganz besondere Spezies: Sie mögen Menschen! Sie
stehen für Recht und Ordnung und sie kümmern
sich gerne um die Belange anderer. Öffis haben
keine Schwierigkeiten, auf Menschen zuzugehen,
und sind Garant für einen funktionierende Verwaltung, funktionierende Infrastruktur, funktionierendes Zusammenleben. Die Mitarbeiter in den
Kommunen, Ländern und beim Bund, bei der Polizei, Feuerwehr, in den Krankenhäusern, und überall dort, wo Menschen auf die Verlässlichkeit des
Staates zählen.
Ach ja: Zählen können auch die Öffis im Übrigen
ganz gut – das ist Grundvoraussetzung in ihrem
Job. Zählen ist auch sehr aufschlussreich, wenn es
um die Personalsituation im öffentlichen Dienst
geht. Wir brauchen engagierte und motivierte junge Menschen, die garantiert für Staat und Bürger
da sind, für eine funktionierende Demokratie einstehen. Allerdings brauchen gerade die, die sich in
vielfältiger Weise verlässlich in den Dienst anderer
und der Allgemeinheit stellen, ebensolche Verlässlichkeit und Solidarität. Die konnten sie von ihrem
Arbeitgeber in den letzten Jahren leider nicht erwarten, auch das Wohlwollen der „Kundschaft“
ließ und lässt bisweilen zu wünschen übrig: Vater
Staat hat in Sachen Personalabbau und Arbeitsverdichtung traurige Rekorde aufgestellt, ist zum
Spitzenreiter bei der Befristung von Arbeitsverhältnissen geworden. Perspektiven? Fehlanzeige. Dieser Trend muss endlich beendet werden – zumal
unser Land vor einer der größten Integrationsherausforderungen seiner Geschichte steht.
Zählen macht deshalb auch weiterhin Sinn, wenn
es um eine faire finanzielle Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg geht! Wie wichtig ein motivierter,
funktionsfähiger und personell angemessen ausgestatteter und – ja, natürlich! – auch angemessen
bezahlter öffentlicher Dienst ist, sollte jedem klar
sein. Und für alle, die hier noch Informationsbedarf
haben – ob nun Bürger oder Arbeitgeber – gibt’s
#WirÖffis: come and see!
In diesem Sinne: Glück auf!
Michael Gadzalla
Stellvertretender Vorsitzender dbb jugend
Die #WirÖffis-Challenge
Pünktlich zur Einkommensrunde 2016 hat die
dbb jugend die #WirÖffis-Challenge auf Facebook gestartet: Junge Beschäftigte im öffentlichen Dienst nominieren sich gegenseitig: Zeigt
Euch, Euren Arbeitsplatz und zeigt, wie vielfältig und unverzichtbar der öffentliche Dienst
ist. Kopiert den Text, fotografiert Euch an Eurem Arbeitsplatz/bei der Arbeit und nominiert
fünf weitere Kolleginnen und Kollegen, es Euch
gleich zu tun. Die jeweilige Bildunterschrift:
„Wer ist eigentlich der öffentliche Dienst? Das
sind wir! #WirÖffis! Wir sind jeden Tag für
Euch da. Wir kümmern uns um Sicherheit, Bildung, Pflege, Finanzen und alles, was Deutschland am Laufen hält.“ Auf geht’s!
impressum
herausgeber: Bundesjugendleitung, dbb beamtenbund und tarifunion, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, tel 030. 40 81 - 57 51, fax 030.
40 81 - 56 99, e-mail [email protected]. redaktion: Britta Ibald (verantw.), Jan Brenner, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, tel 030. 40 81 - 55 50,
fax 030. 40 81 - 55 99, e-mail [email protected]. fotos: titel: www.medien.aachen.de/Andreas Steindl, dbb jugend, Fotolia/aerogondo,
Fotolia/Stephan Schiller, tacker: Jan Brenner, ticker: dbb jugend, Jan Brenner, story: Britta Ibald, Stadt Aachen/Marcel Philipp, Stadt Aachen/
Heike Lachmann; www.medien.aachen.de/Andreas Herrmann; www.medien.aachen.de/Andreas Steindl, fokus: Fotolia/Stephan Schiller,
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Senioren, Frauen und Jugend. Für die Inhalte der in t@cker gelinkten Internetseiten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.
2
6 Prozent plus, 100 Euro mehr
und 30 Urlaubstage für Azubis,
unbefristete Übernahme und zeitund inhaltsgleiche Übernahme
des Tarifergebnisses für den Beamtenbereich – mit diesen Kernforderungen zieht die dbb jugend
in die Einkommensrunde für den
öffentlichen Dienst von Bund und
Ländern. Das ist fair und angemessen – und die Arbeitnehmer
sollten sich hüten, uns mit dem
Verweis auf die finanziellen Belastungen durch die Zuwanderung
mit einer mageren „symbolischen“
Tariferhöhung abzuspeisen.
Gerade die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes zeigen derzeit in
beeindruckender Weise Einsatz,
um die großen Herausforderungen
der Zuwanderung zu schaffen.
Das zeigt auch die t@cker-story
in dieser Ausgabe: „Hauruck – mit
Hirn und Herz“ lautet die Devise
der Aachener Stadtverwaltung
beim Flüchtlingsmanagement, und
es ist ein beeindruckendes Beispiel
dafür, was die Kolleginnen und
Kollegen des öffentlichen Dienstes
seit Monaten für Höchstleistungen
vollbringen, um die Schutzsuchenden aufzunehmen, unterzubringen
und zu integrieren.
Der aktuelle Zuzug fremder
Menschen sorgt nicht nur für
eine Menge Arbeit, sondern
ruft verständlicherweise auch
gewisse Sorgen und Ängste
hervor. Viele scheuen sich, über
ihre Befürchtungen zu reden,
weil man sie möglicherweise als
„rassistisch“ kritisieren könnte. Im
t@cker-fokus erfahrt Ihr, warum
es in diesem Zusammenhang
erst einmal wichtig ist, zu wissen,
um was es sich bei Rassismus
überhaupt handelt – und auch,
wie man mit Sorgen und Ängsten
objektiv umgehen kann.
Sandra Kothe
Vorsitzende dbb jugend
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird
in diesem Magazin nur die männliche Form
verwendet. Sämtliche Personen- und Berufsbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für alle Geschlechter.
ticker
Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst
dbb jugend fordert mehr
Respekt und Wertschätzung
Das Thema „Gewalt gegen Beschäftigte im
öffentlichen Dienst“ stand im Fokus des Bundesjugendausschusses (BJA), zweithöchstes
Gremium der dbb jugend nach dem alle fünf
Jahre stattfindenden Bundesjugendtag, am 5.
und 6. Februar 2016 in Königswinter.
Die Aktualität des Themas wurde durch die
Nachricht, dass in der vergangenen Woche
ein Zugbegleiter in einem Zug nach Aachen
durch einen Schwarzfahrer niedergestochen wurde, auf tragische Weise unterstrichen. Jano Hillnhütter, Landesjugendleiter
der dbbj nrw, stellte Projekte seiner Landesjugend zum Thema Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes vor. Neben
öffentlichkeitswirksamen Aktionen gelang es
dem Jugendverband auch, die Politik entsprechend zu sensibilisieren. Viele Informationen
zu dem Thema finden sich auf der Homepage
der dbbj nrw unter dem Titel „Gefahrenzone
öffentlicher Dienst.
Die dbb jugend (Bund) wird diese Problematik nun auf Bundesebene weiterverfolgen
und gegenüber den politisch Verantwortlichen anbringen, damit Maßnahmen ergriffen werden können, die für mehr Schutz für
die Beschäftigten sorgen. Sandra Kothe, Vorsitzende der dbb jugend: „Wir fordern mehr
Respekt und Wertschätzung gegenüber den
Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und
werden dazu auch entsprechende Aktionen
durchführen.“
runde in Bund und Kommunen werde sich der
dbb auch mit Unterstützung der dbb jugend
mit Nachdruck für verbesserte Einkommensund Arbeitsbedingungen einsetzen, betonte der dbb-Vize. dbb jugend-Chefin Sandra
Kothe ergänzte: „Anhand der akutellen IABStudie zur Befristungspraxis im öffentlichen
Dienst ist nochmals deutlich geworden, dass
es im öffentlichen Dienst eine desaströse Befristungspraxis gibt. So wird es nicht gelingen, auf Dauer qualifizierten Nachwuchs zu
rekrutieren und im Wettbewerb mit der Wirtschaft und mit dem Druck durch den Demografischen Wandel um die besten Köpfe zu
bestehen. Wichtig ist, dass die sachgrundlose Befristung endlich abgeschafft wird, damit
junge Leute ein Stück Planungssicherheit haben und mit Schwung ‚ins Leben‘ starten können“, so Kothe.
dem BJA Aufbau und Arbeit der dbb bundesfrauenvertretung vor. Dabei wurde deutlich,
dass Frauen in Führungsgremien, aber auch
in den Gremien des dbb noch unterrepräsentiert sind.
Weiterhin tauschten sich die BJA-Teilnehmer zum Thema „Arbeitswelt 4.0“ aus und
diskutierten, wie die Digitalisierung unsere
Arbeitswelt beeinflusst, welche Forderungen junge Beschäftigte an eine digitalisierte Arbeitswelt haben und wie der öffentliche
Dienst durch Digitalisierung attraktiver werden kann.
Frauenpolitik und „Arbeitswelt 4.0“
Milanie Hengst, Mitglied der Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung, stellte
Eine Menge Input im Siebengebirge: Die Bundesjugendleitung mit (v.l.)
Marco Karbach, Liv Grolik, Sandra Kothe, Steffen Kollmann und Michael
Gadzalla begrüßte gemeinsam mit dem Bundesjugendausschuss dbb Vize
Willi Russ (3.v.r.) und Milanie Hengst (Bild links) von
der Bundesfrauenvertretung.
Gegen desaströse Befristungspraxis
Willi Russ, Zweiter Vorsitzender des dbb, berichtete in Königswinter von der aktuellen
Arbeit des dbb. In der bevorstehenden Tarif-
3
ticker
dbb akademie trainiert künftige Spitzenkräfte
Gewerkschaft? Kann ich!
Veränderte Arbeitswelten, Globalisierung,
gesellschaftliche Umstrukturierung – wer da
als Gewerkschaft aktiv eingreifen und mit
gestalten will, muss mutig neue Akzente setzen, und besonders die Erwartungen an die
Gewerkschaftsführung sind hoch. Der Zertifikatskurs „Gewerkschaftsmanagement
– Führen in einer modernen Gewerkschaft“
der dbb akademie bietet ein Führungskräftetraining, das die ganze Bandbreite moderner
Gewerkschaftsführung umfasst.
Kompetente Vertretung der Beschäftigten
benötigt heutzutage mehr denn je kompetente Mitstreiter mit Führungsqualitäten,
die für und gemeinsam mit ihren Mitgliedern handfeste gewerkschaftliche Prozesse
und Initiativen in Gang setzen und durchsetzen können. Sie müssen sich kreativ neuen Rahmenbedingungen stellen, kompetent
nach innen und außen Positionen vertreten,
Entscheidungen vorbereiten und treffen.
Fit für diese Aufgaben macht die dbb akademie den Gewerkschaftsnachwuchs mit
ihrem Zertifikatskurs „Gewerkschaftsmanagement“, der sich aus vier mehrtätigen
Modulen zusammensetzt und mit einem
Kolloquium abschließt. Dieses Jahr findet der
18. Lehrgang statt. Der Gewerkschaftsmanagement-Kurs wird „erwachsen“.
Kurstagebuch von Steffen Kollmann
Gewerkschaft?
Lern ich!
Modul 1, 21. bis 24. Januar 2016 in der dbb
akademie Königswinter: Rahmenbedingungen und Herausforderungen moderner
Gewerkschaftsarbeit. Im ersten Modul des
Kurses lernen die Teilnehmer ihre Gewerkschaft als gestaltende Kraft in Veränderungsprozessen kennen und werden dazu
befähigt, Strategien zur Bewältigung von
Zukunftsaufgaben zu entwerfen. Ferner lernen sie die Besonderheiten einer Führungsposition in einer Gewerkschaft kennen und
erarbeiten Führungsstile und Führungskompetenzen. Dabei spielt Kommunikation als
Schlüsselbegriff im Führungsverhalten eine
zentrale Rolle. Ein weiterer Schwerpunkt
bildet die Bedeutung von Kommunikation
nach innen und außen. In diesem Zusammenhang wird auch der richtige Einsatz von
sozialen Netzwerken im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit beleuchtet.
Tag 1
Der erste Seminartag beinhaltet die Anreise nach Königswinter. Beim gemeinsamen
Mittagessen stelle ich fest, dass mir sehr
viele Seminarteilnehmer aus der bisherigen
Gewerkschaftsarbeit bekannt sind. Somit
steigt meine bereits vorhandene Vorfreude nochmals an. Die Seminarleiterin Lioba
Kumpf begrüßt uns herzlich. Nach der ob-
ligatorischen Vorstellungsrunde ist als erster
Referent Willi Russ, Zweiter Vorsitzender des
dbb und Fachvorstand Tarifpolitik, bei uns.
Seine spannende und sehr praxisnahe Einführung in das Thema weckt Lust auf mehr!
Tag 2
Am Vormittag des zweiten Tages steht das
Thema „Gewerkschaft als Gesellschaftsfaktor und Dienstleistungsunternehmen“ auf
dem Programm. Referent Joachim Lautensack,
stellvertretender Vorsitzender des Beamtenbunds Baden-Württemberg, vermittelt neben
dem theoretischen Teil viele Tipps und Hilfestellungen für die Praxis. Alle Seminarteilnehmer sind beeindruckt von den tollen Aktionen,
die als Beispiele genannt werden. Im zweiten
Tagesabschnitt folgt die Ein-führung in das
Thema „Führungsaufgaben in einer Gewerkschaft wahrnehmen“. Referentin Corinna Kriesemer räumt mit tollen Übungen viel Platz für
die Selbstreflektion und Standortbestimmung
ein! Am frühen Abend nutze ich die Gelegenheit, mit meinem Mitstreiter Stefan Kopolt einen 10-Kilometer-Lauf durch die verschneiten
Wälder rund um die Tagungsstätte zu absolvieren. Anschließend treffen sich alle Seminarteilnehmer zum gemeinsamen Abendessen
und schauen das Auftaktspiel der Rückrunde
in der Fußball-Bundesliga.
4
Anlass für t@cker, den Lehrgang in einer
vierteiligen Reihe vorzustellen: In Gestalt
des Kurstagebuchs von Steffen Kollmann.
Der stellvertretende dbb jugend-Vorsitzende
und Schatzmeister nimmt am diesjährigen
Lehrgang teil und berichtet von seinen Erfahrungen.
Tag 3
Dieser Tag fängt thematisch dort an wo der
gestrige aufgehört hatte: „Führungsaufgaben in einer Gewerkschaft wahrnehmen“.
Hierbei ist unter anderem die Motivation, aber auch die Mitarbeiterführung sehr
wichtig. Die Seminarteilnehmer bekommen
viel theoretisches Wissen vermittelt. Zu
Auflockerung finden Gruppenarbeiten und
Übungen zur Selbstreflektion statt. Gerade
letzteres ist eine gute Möglichkeit, die derzeitige persönliche Situation zu analysieren.
Abschließend führt Seminarleiterin Lioba
Kumpf in die Regularien für unsere Hausarbeit ein. Mir wird klar, dass der Abschluss
des Gewerkschaftsmanager-Lehrgangs
nicht verschenkt wird. Umso schöner ist es,
dass wir abends gemeinsam mit dem Taxi
nach Bonn fahren: Der gesamte Kurs ist zum
Abendessen ins „Bierhaus Machold“ eingeladen. Ein tolle Möglichkeit, den zwischenmenschlichen Austausch zu pflegen.
Tag 4
Am letzten Tag des ersten Moduls steht
das Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ auf dem
Programm. „Kenn ich doch schon!“, schießt
vielen Seminarteilnehmern durch den Kopf.
Dennoch kann Dozent Professor Dr. Markus Karp einiges an nützlichem Wissen und
praktischen Hinweisen vermitteln. Und so
kann auch ich sagen, dass ich wieder etwas gelernt habe. Nach dem gemeinsamen
Mittagessen verschieden sich die Seminarteilnehmer voneinander. Mein Fazit: „Tolle
Gruppe, gute Dozenten, praktisches Wissen!“ Ich freue mich auf das zweite Modul.
ticker
Jugendpolitische Kommission diskutiert Generationengerechtigkeit
Blick nach vorne: Die Jugendpolitische Kommission der dbb jugend tagte in Berlin – mit Michael Kubiak,
Karen Altmann, Markus Schallenberg, Thomas Loewe, Sandra Kothe, Dirk Hirsch, Liv Grolik, Marco Karbach, Daniel Jungwirth und Mathias Jochum (v.l.).
Die Jugendpolitische Kommission der dbb
jugend hat am 12. Februar 2016 in Berlin
Positionen zum Thema Generationengerechtigkeit entwickelt. „Durch den demografischen Wandel verschieben sich die
Generationenverhältnisse deutlich, die Zahl
junger Menschen in Deutschland nimmt in
der Relation zur Gesamtbevölkerung ab“, erklärte die Vorsitzende der dbb jugend Sandra
Kothe und forderte von der Politik zukunftsorientiertes Handeln, das die Interessen aller
Generationen berücksichtigt.
„Bisher werden in erster Linie die Interessen der älteren Generation berücksichtigt“,
so Kothe weiter. „Das wird nicht mehr lange gut gehen, wenn ich zum Beispiel an die
Schuldenbremse denke. Wir brauchen nachhaltiges politisches Handeln. Weniger Schulden sind für die kommenden Generationen
gut und wichtig - aber Sparen an falscher
Stelle hat auch negative Auswirkungen für
die Zukunft.“
Die dbb jugend hat gemeinsam mit der dbb
bundesseniorenvertretung einen Flyer zur
Generationengerechtigkeit veröffentlicht,
der unten zum Download bereit steht.
JAVen und Personalräte: Superwahljahr 2016
Arbeitsbedingungen müssen stimmen
Heute schon
an morgen denken!
Gemeinsamer Wahlaufruf
von dbb jugend und dbb
2016 ist „Superwahljahr“: Nicht nur, was die
Landtagswahlen in den drei Bundesländern
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und
Sachsen-Anhalt angeht, sondern auch in Sachen Personalvertretung. Beim Bund, in den
Jobcentern sowie in Bayern, Berlin, Bremen,
Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen werden neue Personalräte und überwiegend auch neue Jugend- und
Auszubildendenvertretungen gewählt. Damit ist ein Großteil der im öffentlichen
Dienst Beschäftigten zur Wahl aufgerufen.
Sie werden jetzt von der dbb jugend-Vorsitzenden Sandra Kothe und dbb Chef Klaus
Dauderstädt mit einem gemeinsamen Aufruf zum Gang an die Urne motiviert: „Jugendliche und Auszubildende brauchen eine
engagierte Stimme, die sich für ihre Interessen stark macht. Von der Qualität der
Ausbildung bis zur Übernahme nach der
Ausbildung kann eine Jugend- und Auszubildendenvertretung gemeinsam mit dem Personalrat Verbesserungen durchsetzen und
Missstände abschaffen“, schreiben Kothe
und Dauderstädt.
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Der öffentliche Dienst stelle mit seinem
Einsatz die Handlungsfähigkeit des Staates
sicher, heißt es weiter. „Dies beweisen Sie
gerade auch in diesen Monaten, in denen die
Vielzahl der zu uns kommenden Menschen
den Staat und seine Verwaltung vor enorme Herausforderungen stellt. Dabei werden
die Grenzen Ihrer Belastbarkeit erreicht, ja
nicht selten sogar überschritten. Qualitativ
hochwertige Arbeit kann auf Dauer aber nur
geleistet werden, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen.“ Dafür setzen sich die Personalvertretungen ein.
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story
Stadt Aachen: Kommunales Flüchtlingsmanagement
Hauruck – mit Hirn
und Herz
Von Britta Ibald
„Blingbling!“ Das Geräusch, das die Software von Frank Meyers beim Bestätigen einer Turnhallenschließung macht, hat der junge Sachbearbeiter aus Aachen noch gut im Ohr. In mehr
als einem Dutzend Sportstätten stellten er und seine Kollegen vom Fachbereich Sport seit
Spätsommer 2015 Schulunterricht und Vereinsnutzung für die Unterbringung von Flüchtlingen ein. Damit weder Schul- noch Freizeitsport ausfallen, tüftelte Meyers komplett neue
Belegungspläne für die noch freien Hallen aus – in enger Zusammenarbeit mit Schulen und
Vereinen. Parallel dazu musste sich die Abteilung um den Abtransport und die Zwischenlagerung aller Sportgerätschaften kümmern. „Das war schon eine gewaltige Hauruck-Aktion.
Pro Halle hatten wir es mit bis zu 14 Vereinen und Schulen zu tun, teilweise saßen wir hier
noch spät nachts über den Zeitschienen“, sagt Meyers heute, ein halbes Jahr später. Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, weil die Stadt Aachen keine Unterbringungskapazitäten
mehr für die Bezirksregierung vorhalten muss und parallel alternative Quartiere geschaffen
hat. So werden die Sporthallen Zug um Zug wieder für den normalen Betrieb freigegeben.
Normalbetrieb, wie man ihn „früher“ kannte,
wird in Deutschlands Kommunalverwaltungen indes so schnell nicht mehr einkehren
in Anbetracht der Flüchtlingslage, darüber sind sich alle im Klaren. Auch in Aachen.
Hoch oben über dem Hauptbahnhof der
250.000-Einwohner-Stadt beugt sich Sandra
Knabe über die aktuellen Zahlen. Etwa 3.000
Geflüchtete sind zum jetzigen Zeitpunkt in
der Kaiserstadt untergebracht – in angemieteten Wohnungen und umfunktionierten
Gewerbeimmobilien. „In Kürze kommen insgesamt rund 500 Plätze in mobilen Wohneinheiten dazu“, berichtet Sandra Knabe, die
die Abteilung „Übergangsheime“ im Fachbereich Soziales und Integration leitet. Wie
das letzte halbe Jahr war? „Uff – heftig!“,
sagt Kommunalbeamtin, die, so scheint es,
eigentlich nichts so leicht aus ihrer ruhigen
Entschlossenheit bringen kann. Knabe atmet
hörbar aus, lehnt sich zurück und erzählt:
„Ich werde nie vergessen, wie ich am 20. Juli
letztes Jahr an meinem ersten Arbeitstag
nach dem Sommerurlaub ins Büro kam und
die Mitteilung von der Bezirksregierung erhielt, dass ‚heute oder morgen‘ 300 Flüchtlinge in Aachen ankämen und untergebracht
werden müssten.“
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„Normalbetrieb“ war einmal: Frank Meyers
vom Sportamt (o.), Sandra Knabe vom Fachbereich Soziales und Integration, Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp im Gespräch mit
Flüchtlingen.
story
Matratzen schleppen,
Suppenkelle von zu Hause
Umgehend wurde der städtische Krisenstab
einberufen. Schnell fällt die Entscheidung,
„BTP 500“ in Gang zu setzen: ein Katastrophenschutz-Szenario der Aachener Feuerwehr zur kurzfristigen Schaffung von 500
Betreuungsplätzen. Das „Inda-Gymnasium“
im Stadtteil Kornelimünster wird mit vereinten Kräften – Feuerwehr, Bauamt, Jugendamt, Sportamt, Sozialdienst, Malteser und
Rotes Kreuz – in Windeseile zur Notunterkunft umgebaut. Nach einem verwaltungsweiten Aufruf melden sich viele Kolleginnen
und Kollegen aus anderen Fachbereichen, die
helfen wollen. „Wir haben Betten und Matratzen geschleppt, fehlende Suppenkellen
von zu Hause geholt, viele hatten auch ihre
Partner zur Unterstützung mitgebracht“, erzählt Sandra Knabe, noch immer sichtlich bewegt von diesem großen Engagement. Das
riss auch nicht ab, als Woche für Woche weitere hunderte Schutzsuchende in die Stadt
am Westzipfel der Republik kamen. Im Gegenteil: Immer mehr ehrenamtliche unterstützten die hauptamtlichen Helfer, so dass
der Verwaltungschef, Oberbürgermeister
Marcel Philipp, eine eigene Koordinierungsstelle für freiwillige Hilfsangebote einrichtete. „Muttersprachler, die zum Übersetzen
kommen, Ärzte, die regelmäßige Sprechstunden in den Unterkünften abhalten, Nachbarsfrauen, die Spielsachen bringen oder
Deutschkurse geben – es ist beeindruckend,
wie die Aachenerinnen und Aachener diese
Situation angehen“, freut sich Abteilungsleiterin Sandra Knabe.
Willkommenskultur und Nerven, die
manchmal doch blank liegen …
Doch bei aller Freude über die gelingende Willkommenskultur sehen die Fachleute
hinter den Kulissen natürlich auch die Grenzen des Systems – und nicht selten lagen die
Nerven blank im Krisenstab. Einmal erreichte
Sandra Knabe mitten in der Nacht ein Anruf
der Feuerwehr: Zwei Busse mit Flüchtlingen stünden mitten in Aachen, die Busfahrer hätten keinerlei Information, wo genau
sie die Menschen bringen sollten. „Da läuft
es einem natürlich heiß und kalt den Rücken
runter“, erinnert sich die Beamtin. Rein in die
Klamotten, Telefonkette aktiviert, ins Auto
und los. „Die Busfahrer waren völlig außer
sich, die stehen ja auch unter totalem Stress,
weil ihnen die Zeit im Nacken sitzt. Aber wir
waren natürlich genauso bedient. Am meisten Haltung haben in dem Moment eigentlich die Menschen in den Bussen bewiesen.
Es ist immer augenscheinlich, wie sehr sie
erschöpft sind, wenn sie ankommen. Sie sind
einfach nur froh, in Sicherheit zu sein, und oft
herrscht eine fast schon gespenstische Stille
während der Ankunft“, erzählt Sandra Knabe. „Am nächsten Morgen habe ich dann den
Kollegen an der Hotline der Bezirksregierung
angeschrien und ihn gefragt, wie man nur
hunderte Menschen unangekündigt zu uns
schicken, ob er sich vorstellen könne, welches
Chaos das ausgelöst habe. Er schrie dann zurück, ob ich mir vorstellen könne, was bei ihnen los sei“, berichtet sie und schmunzelt im
Rückblick über derlei emotionale Ausbrüche.
„Es war und bleibt schwierig“, sagt Sandra
Knabe, ganz schnell wieder ernst.
Rückhalt vom Verwaltungschef und ein
großes „Wir“
„Glücklicherweise haben wir einen Oberbürgermeister, der von Anfang an hinter uns
stand und uns aufgefordert hat, ‚sagen Sie
alles, was Sie brauchen, damit wir das schaffen, es gibt keine Denkverbote‘“, erzählt Knabe. Allein ihre Abteilung ist binnen kürzester
Zeit von 35 auf 78 Mitarbeiter in den Bereichen Verwaltung, Sozialdienst und Hausverwaltung in den Unterkünften, angewachsen.
Und auch intern sei die Verwaltungsmannschaft enger zusammengerückt, aus einzelnen Bereichen wurde über die Wochen ein
großes „Wir“ – „das ist toll und trägt uns alle
durch diese angespannte Lage, vielleicht und
hoffentlich auch darüber hinaus“, sagt die
Abteilungsleiterin.
Waren im Jahr 2014 insgesamt nur 875
Flüchtlinge und Aussiedler in Aachen registriert worden, hat sich ihre Zahl binnen weniger Monate mehr als verdreifacht – „und
wir werden auf diesem hohen Niveau weiterdenken und -arbeiten müssen“, ist sich
Sandra Knabe sicher. Mittlerweile sieht sie
die Stadtverwaltung dafür ganz gut aufgestellt: „Die Unterbringungssituation haben
wir durchaus im Griff, und unsere angesichts
signifikant steigender Fallzahlen schon Ende
2014 eingerichtete fachbereichsübergreifende Arbeitsgruppe zur Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge ist genau das richtige
Instrument. Bei einer solchen Lage funktioniert normales Verwaltungshandeln nicht
mehr, nötig sind konkrete Aufgabenverzahnungen, um kurzfristiges Agieren möglich
zu machen, und das bekommen wir sehr
gut hin. Alle Beteiligten sind mit Hirn und
Herz bei der Sache, packen mit an. Bislang
sehe ich keine Anzeichen dafür, dass diese
Stimmung kippt.“ Wohl auch deshalb, weil
es in Aachen einen breiten Konsens zu geben scheint was die gesamte Bewältigung
der Flüchtlingssituation angeht: „Es ist nicht
schön, man darf auch mal jammern, aber
man darf nicht aus dem Tun kommen“, fasst
Sandra Knabe ihn in Worte.
8
„Keine Denkverbote“: Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp (o.l.) stärkte seiner Verwaltung den Rücken. Mittlerweile wurden
mobile Unterkünfte geschaffen, provisorische
Quartiere wie Turnhallen können wieder freigezogen werden.
Joachim Lelickens und seine Kollegen von der
Bauaufsicht sorgen dafür, dass die Flüchtlingsunterkünfte baurechtlich sicher sind.
story
„Druckbetankung“: Bauaufsicht
trägt große Verantwortung
Die Gefahr, dass die Aachener Verwaltung
aus dem Tun kommt, besteht aktuell kaum.
Das kann auch Joachim Lelickens vom Fachbereich Bauaufsicht versichern. „Druckbetankung“ nennt der Teamleiter das, was die
Kommune seit Sommer 2015 erfährt, und
ihm und seinem fünfköpfigen Team kommt
dabei eine große Verantwortung zu: „Wir
tragen Sorge dafür, dass die Unterkünfte für
die Menschen sicher sind.“ Brandschutz, Verkehrssicherheit, Rettungswege, ausreichend
Platz, Luft und Licht auf der einen, Substanzschutz für die städtischen Immobilien auf
der anderen Seite – „all das müssen wir im
Genehmigungsverfahren berücksichtigen,
und zwar in kürzester Zeit auf Zuruf“, sagt
Lelickens. Auf Hochtouren prüfen die Experten baurechtlich und sicherheitstechnisch
Immobilien auf Unterbringungstauglichkeit,
erteilen Genehmigungen, führen Abnahmen
durch. „Dass unterdessen anderes liegen
bleibt, ist völlig klar“, sagt Lelickens. Eigentlich wären sie einer mehr, doch die freie Stelle kann seit einem Jahr nicht besetzt werden.
Die freie Stelle konnte trotz Ausschreibung
nicht besetzt werden – für externe Fachleute gibt es bei der Behörde in Zeiten der Vollbeschäftigung kaum Anreize. Er ist schon ein
bisschen ratlos, wie alles werden soll. „Aachen hat 128.000 Gebäude, 250.000 Einwohner, viele Studenten – also ohnehin einen
hohen Bedarf an zusätzlichem Wohnraum.
Der Flüchtlingszuzug kommt jetzt hinzu, und
wenn man sich die Zeitfenster für Neubauten ansieht ist klar, dass das alles nicht mehr
passt. Wir bräuchten jetzt flächendeckend
Wohnungsbau und schnelle Genehmigungsverfahren“, findet Lelickens. Eine klare Grenze muss es seiner Meinung nach auch dabei
geben: „Standards, insbesondere der Sicherheit, dürfen nicht fallen“. Deswegen ärgert
es Lelickens, dass es baurechtlich bisher noch
keinerlei festgelegte Mindeststandards für
die Unterbringung von Flüchtlingen gibt. In
einem ministeriellen Runderlass wird ein
Leitfaden der Berufsfeuerwehren für anwendbar erklärt, ohne aber zu anderen Bereichen Stellung zu nehmen. So ist z.B. nicht
geregelt, welche Aufenthaltsfläche einem
Flüchtling mindestens zustehen muss oder
welche Rahmenbedingungen für die Unterbringung für Menschen in Hallen gelten
sollen. Der jeweilige Sachbearbeiter steht
jedoch unmittelbar in der strafrechtlichen
Haftung, falls es zu einem Schadensfall kommen sollte.
„Diese große Verantwortung nehmen wir an
und tragen sie, aber wir müssen uns dabei
auf gesetzliche Grundlagen verlassen können“, macht Lelickens klar. Er ist froh, dass
sich die Aachener Verwaltung von Beginn an
entschieden hat, auch in Sachen Flüchtlingsunterkünfte den baurechtlich legalen Weg
zu gehen – „da gibt es hier glücklicherweise
überhaupt keine Diskussion. Wir tun trotz aller Improvisation alles, damit die Menschen
menschenwürdig und sicher untergebracht
sind.“ Als Orientierung dient den Aachenern
vor allem ein Leitfaden der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren (AGBF) zur
brandschutztechnischen Bewertung von Unterkünften zur vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern.
Suche nach Unterkünften läuft auf
Hochtouren
Nachdenklich betrachtet Bauaufseher Joachim Lelickens die Entwicklung, dass es
langsam eng wird in Aachen mit den Unterkünften: „An einer Verwaltung der Not mitzuwirken macht keine Freude …“
Da kann und möchte Jörg Crumbach vom
Gebäudemanagement der Stadt beruhigen:
„Wir haben schon noch was in der Pipeline“,
versichert der Teamleiter „Mieten und Pachten, Raumplanung“ – aktuell Aachens Immobilienagent Nr. 1. Für den beeindruckenden
Ausblick von seinem Schreibtisch auf die Kaiserstadt hat er wenig Zeit, „gelassen bleiben!“ mahnt ein Zettel direkt vor seinem
Telefon. „Der klebt da seit einigen Monaten“, sagt Crumbach munter lächelnd, „Motivation ist alles“. Und die sei nach wie vor
ungebrochen, was die Suche nach weiteren
Unterkünften für die Flüchtlinge in Aachen
angeht. „Wir fahren zweigleisig“, erläutert
Crumbach: „Zum einen mieten wir normalen Wohnraum an – für uns die menschenwürdigste und mit Blick auf die Integration
sinnvollste Variante. Zum anderen suchen
wir größere Objekte, die wir für die vorübergehende Unterbringung herrichten können.“
So leben mittlerweile rund 1.300 Flüchtlinge in Einzelwohnungen, die übrigen in etlichen städtischen Objekten wie ehemaligen
Schulgebäuden oder etwa im ehemaligen
Versorgungsamt. Weitere Menschen sind in
angemieteten Gewerbeobjekten untergekommen, etwa in einem früheren Logistikzentrum der Telekom oder in einem Hotel.
Und – besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen – demnächst wird sogar das historische Neue Kurhaus der Stadt
rund 200 Flüchtlinge beherbergen. „Wir denken in alle Richtungen“, betont Crumbach,
„machen engagiert unseren Job, und der lautet im Moment schwerpunktmäßig: Unterkünfte beschaffen.“ Wichtig dabei sei, „dass
wir uns bisher treu geblieben sind und uns
nicht, der Not gehorchend, zu Dingen haben
hinreißen lassen, die unseren Grundsätzen
widersprechen“. Man orientiere sich strikt an
9
„Gelassen bleiben!“ steht auf einem Zettel am
Telefon von Jörg Crumbach vom Gebäudemanagement der Stadt. Er sucht nach weiteren
Bleiben für die Geflüchteten.
Brigitte Drews, Abteilung Jugend: Schon seit
Jahren hat das Jugendamt mit minderjährigen Flüchtlingen zu tun und wurde vom plötzlichen Anstieg der Fallzahlen nicht so kalt
erwischt wie andere Jugendämter.
story
den ortsüblichen Mieten, betont Crumbach.
„Wer sich auf Kosten der Flüchtenden eine
goldene Nase verdienen will und menschenunwürdige Behausungen zu Wucherpreisen
anbietet, ist bei uns an der falschen Adresse.“ Zu zweit suchen Crumbach und seine
Kollegin Tanja Kasperowski derzeit kontinuierlich neuen Wohnraum, müssen dabei vor
allem bei privaten Vermietern gelegentlich
auch Überzeugungsarbeit leisten. „Einige
wollen dann natürlich die sprichwörtliche syrische Arztfamilie mit zwei Kindern“, erzählt
er, „aber das ist nicht die Realität. Der Großteil der Anbieter ist bereit, der Stadt das unumgängliche Belegungsrecht einzuräumen.“
Zudem zeige die Erfahrung, dass die Praxis
die meisten Vorbehalte ohnehin innerhalb
kürzester Zeit widerlege. „Am Ende wird alles gut“, steht auf einem weiteren Zettel,
der an Crumbachs Büro-Wand gepinnt ist,
„und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht
das Ende.“ „Passt, oder?“, fragt Crumbach
lachend. Und greift wieder zum Hörer, um
Platz zu schaffen für weitere Flüchtlinge.
Unbegleitete Minderjährige: Ein Fall fürs
Jugendamt
An die 150 Schutzsuchende kommen derzeit pro Woche neu in Aachen an – unter
ihnen auch zahlreiche Kinder und unbegleitete Minderjährige. Die nimmt das Aachener
Jugendamt unter seine Fittiche, und zwar
„direkt wenn sie aus dem Bus aussteigen“,
berichtet Brigitte Drews, Leiterin der Abteilung Jugend. Bei jeder Ankunft sind Mitarbeiter des Jugendamts vor Ort, „scannen“
mit ihrem geschulten Blick, wer minderjährig, wer alleine unterwegs ist. Dolmetscher
helfen, ins Gespräch zu kommen, ein Kinderarzt ist vor Ort, um erste Hilfe zu leisten. Im
Hintergrund stehen in den Jugend-Unterbringungseinrichtungen der Stadt schon Betten für die Neuankömmlinge bereit. Auch die
Bundespolizei bringt dem Jugendamt regelmäßig junge Flüchtende, die sie in und um
Aachen aufgegriffen hat. „Die Kinder und
Jugendlichen sind ebenso wie die Erwachsenen in einem schlimmen Zustand – physisch
wie psychisch. Die meisten haben nur noch
Fetzen an den Füßen, sind dehydriert, traumatisiert von der langen Flucht, haben teilweise deutlich sichtbare Folterspuren – das
geht uns allen an die Nieren“, sagt Drews. In
der ersten Ruhe nach der Flucht breche bei
vielen Geflüchteten der Damm, insbesondere die jungen Leute bräuchten dann viel
Zuwendung. Und die bekommen sie nach
Kräften in Aachen. Denn Drews und ihr Team
waren vorbereitet: „Aachen liegt auf der
Hauptreiseroute zwischen Süd- und Nordeuropa, wir sind schon seit Jahren quasi Einflugschneise für Flüchtlinge und haben uns
schon intensiv mit dem Management dieser
Lage beschäftigt“, erklärt die Jugendamtsmitarbeiterin. „Wo andere Kommunen nur
noch Schnappatmung hatten, konnten wir
schon auf unser Netz mit acht Einrichtungen und ambulanten Sozialarbeitern zurückgreifen. Deswegen hat uns die Entwicklung
weder überrascht noch kalt erwischt“, ist
Brigitte Drews erleichtert. Seit 2014 ist das
16-köpfige „Sozialraumteam 8“ ausschließlich für die jungen Flüchtlinge bis zu ihrer
Volljährigkeit und noch eine gewisse Übergangszeit darüber hinaus da. Nach der Ankunft muss jeder Jugendliche zum „Clearing“
ins „Café Zuflucht“: Dort wird eine Altersbestimmung durchgeführt, die Fluchtgeschichte erfasst, ein Asylantrag vorbereitet. Auf
Antrag des Sozialraumteams erhält der junge Mensch über das Familiengericht einen
Vormund – aktuell kommen auf einen Vormund etwa 50 Kinder und Jugendliche. Diese Masse der zu Betreuenden bereitet dem
Jugendamt zunehmend Sorgen. Gut 500
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut die Stadt zurzeit, die meisten sind Jungen zwischen 13 und 17 Jahren, kommen
aus Afghanistan, Syrien, Nordafrika oder
Eritrea. „Langsam fehlen Plätze in den Betreuungseinrichtungen und Schulen und vor
allem eine angemessene Beschäftigung“,
stellt Brigitte Drews fest. Neben dem schnellen Spracherwerb sei vor allem eine klare
Lebens- und Tagesstruktur elementar wichtig für die Jugendlichen. „Das gibt Halt und
Rahmen, insbesondere all jenen vielen, die
Traumata, sei es vom Krieg oder der Flucht,
im Gepäck haben“, weiß die Fachfrau. „Es ist
wirklich ein Drama, dass sich die Asylverfahren so unsäglich lange hinziehen“, sagt Brigitte Drews. „Die große Frage ist, wie lange
wir es uns erlauben können, diese vielen jungen Menschen, allesamt mit Potenzial für
unsere Wirtschaft und Gesellschaft, in der
Warteschleife hängen zu lassen. Der Sprachkurs dauert sechs Wochen. Danach fallen
viele in ein Loch, weil sie ohne abgeschlossenes Asylverfahren nicht weiterkommen,
nichts zu tun haben. Manche werden lethargisch, depressiv, andere aggressiv. Da sind
die vielen ehrenamtlichen Helfer, die sich
freiwillig für eine Paten- und Vormundschaft
melden, eine wichtige und willkommene Unterstützung für die kommunalen Jugendarbeiter. „Es ist wunderbar, wie viele sich bei
uns melden und helfen, den jungen Leuten
etwas zu tun geben wollen“, sagt Drews.
Weil die Jugendamtsarbeit für Flüchtlinge in Aachen so verhältnismäßig gut aufgestellt ist, haben Drews und ihre Leute sogar
noch Zeit, ihr Know-how an andere, auf diesem Terrain noch weniger erfahrene Kommunen weiterzugeben. „Kürzlich waren wir
in Eschweiler, wo wir gemeinsam mit dem
10
dortigen Jugendamt an einem Tag rund 100
neue Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Region zum Umgang mit minderjährigen
Flüchtlingen geschult haben“, berichtet Brigitte Drews, „zudem bieten wir Hospitanzen
in unserem Sozialraumteam an.“
Helfende Hände – soweit das Auge reicht
Helfende Hände in Aachen – soweit das
Auge reicht. Und ein Ende der Motivation
ist noch lange nicht in Sicht, im Gegenteil:
Alle Beteiligten sind bemüht, den Spannungsbogen der Hilfsbereitschaft aufrecht
zu erhalten, allen, die sich engagieren, ob
haupt- oder ehrenamtlich, ein Gesicht zu geben und Wertschätzung entgegenzubringen.
Dass die öffentliche Verwaltung dabei nicht
nur an ihren Job und sich denkt, gehört zum
guten Ton des Miteinanders, der in der Kaiserstadt herrscht: So sammelte die Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung der
Verwaltung unlängst rund 3.000 Euro Spendengelder ein für den Stadtsportbund, die
Freizeitgruppe „Basteln ohne Grenzen“ und
die Asylgruppe Aachen von Amnesty International. „Viele Fachbereiche der Stadtverwaltung sind von der Flüchtlingsfrage betroffen.
Es ist befriedigend zu helfen, aber die Grenzen der Belastbarkeit bei den Kolleginnen
und Kollegen bald erreicht. Umso hilfreicher
ist die Unterstützung durch ehrenamtliche
Gruppen, die wir mit der Spende unterstützen wollen“, sagte Frank Meyers, Vorsitzender der Gesamt-JAV von Aachen – genau der
Frank Meyers, der sich im Sportamt gerade
darum kümmert, dass Schulen und Sportvereine wieder zurück in ihre Turnhallen können.
Aachen? Hilft. Wie und wo es nur kann.
story
Nachgefragt: Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp
„Viel Zuversicht“
Marcel Philipp, geboren 1971 in Aachen,
ist seit Oktober 2009 Oberbürgermeister
der Stadt Aachen. Seine Partei ist die
CDU, er ist verheiratet und hat zwei
Kinder.
t@cker: Herr Oberbürgermeister, wie
ist die aktuelle Lage in Aachen mit Blick
auf die Zuflucht suchenden Menschen:
Kommt die Stadt – Verwaltung wie
Bürgerinnen und Bürger – klar mit der
Situation?
Philipp: Wir haben den bisherigen Ansturm gut bewältigt, mit vereinten Kräften. Zwischenzeitlich mussten wir einige
Turnhallen zur Unterbringung nutzen,
was wir nun nach erfolgter Herrichtung
anderer Gebäude sukzessive zurückfahren können. Die Belastung ist groß, aber die
Hilfsbereitschaft ungebrochen.
t@cker: Was hat Sie in den vergangenen
Monaten besonders bewegt?
Philipp: Das Engagement unserer städtischen Beschäftigten ist ebenso herausragend wie der vielfältige ehrenamtliche
Einsatz der Bürgerinnen und Bürger in Aachen. Die direkten Kontakte lassen Bindungen entstehen und Vertrauen wachsen.
Kinder zu treffen, die schon nach wenigen
Wochen im Sprachkurs erkennen lassen,
dass sie sehr schnell Teil unserer Gesellschaft
werden können, wenn wir sie lassen, schafft
viel Zuversicht.
t@cker: Wenn Sie in Sachen Flüchtlingsmanagement drei Wünsche frei hätten,
dann …
Philipp Erstens: Europa braucht eine gemeinsame Haltung, die auf den europäischen Grundwerten basiert. Zweitens:
Europa braucht ein gemeinsames Konzept, das ehrlich mit der Lage umgeht.
Drittens: Jeder sollte zur Umsetzung des
Konzeptes freiwillig seinen Teil beitragen,
ohne Schuld und Verantwortung anderen
Beteiligten zuzuschieben.
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fokus
Rassismus: Wissen, wovon man redet
Ich bin kein Nazi, aber …
bewerteter Eigenschaften sind
willkürlich und ganz überwiegend ein Mittel, Menschen herabzuwürdigen und auszuschließen. Aber auch subtile Formen von
Rassismus wirken diskriminierend und schaden einer Gesellschaft. Dazu gehören etwa
vermeintlich gut gemeinte Kommentare wie
„Sie sprechen aber gut deutsch“. Wer ständig gezeigt bekommt, dass er oder sie „nicht
dazugehört“, empfindet das als herabwürdigend, frustrierend und lähmend. Solche
Ausgrenzungen geschehen nicht immer bewusst, sondern auch aus Unwissenheit oder
Unüberlegtheit. Sie sind deswegen nicht weniger verletzend oder diskriminierend. Wichtig ist es daher, sich ihrer bewusst zu werden
und entsprechend zu handeln.
„Ich bin kein Nazi, aber…“ – dieser Satz kann kaum ein gutes Ende nehmen, und doch ist
er häufig zu hören, seit immer mehr Zuflucht suchenden Menschen aus aller Welt in unser
Land kommen. Die vielen Fremden rufen unterschiedlichste Emotionen und Reaktionen
hervor. Viele sind unsicher, wissen nicht, wie sie ihre Ängste und Sorgen, die die neue
Situation ihnen bereitet, „politisch korrekt“ formulieren können. Fast niemand identifiziert
sich mit dem Begriff „Rassist“. Unter anderem, weil das Wort oft mit „Nazi“ gleichgesetzt
wird. Rassisten und Nazis sind aber nicht dasselbe – jeder Nazi ist ein Rassist, aber nicht
jeder Rassist ist ein Nazi … t@cker unternimmt den Versuch, sich einmal anzunähern an das
Thema „Rassismus“ – freilich ein weites Feld, aber man sollte zumindest wissen, wovon
man redet, wenn man mitreden will: Was ist denn eigentlich Rassismus?
Die UN-Antirassismus-Konvention definiert
rassistische Diskriminierung als „jede auf der
vermeintlichen ethnischen Herkunft, ‚Rasse‘, Hautfarbe, Abstammung oder nationa-
Diskriminierung
Diskriminierung ist die ungleiche, benachteiligende und ausgrenzende Behandlung
von Gruppen und Individuen ohne sachlich
gerechtfertigten Grund. Diskriminierung
kann sich zeigen als Kontaktvermeidung,
Benachteiligung beim Zugang zu Gütern
und Positionen, als Boykottierung oder
als persönliche Herabsetzung. Der Begriff
bezeichnet sowohl den Vorgang als auch
das Ergebnis. Die Durchsetzung von Diskriminierung setzt in der Regel soziale, wirtschaftliche, politische oder publizistische
Macht voraus.
Quelle: IDA – Informations- und Dokumentationszentrum
für Antirassismusarbeit e.V.
len Ursprungs beruhende Unterscheidung,
Ausschließung, Beschränkung oder Bevorzugung, die zum Ziel oder zur Folge hat, dass
dadurch ein gleichberechtigtes Anerkennen, Genießen oder Ausüben von Menschenrechten und Grundfreiheiten im politischen,
wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder
jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird“. Die
Folgen sind schwerwiegend: Rassismus verhindert die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an einer Gesellschaft, er stellt
Menschen als „weniger wert“ dar und kann
zu psychischer wie physischer Gewalt führen,
im Extremfall dient er als Rechtfertigung für
Völkermord oder die Tötung zahlreicher Menschen, die dann mitunter als „Ethnische Säuberungen“ verharmlost wird.
Dabei gibt es „Menschenrassen“ nach naturwissenschaftlichen Erkenntnissen gar nicht:
Die Aufteilungen in „Rassen“ nach vermeintlichen oder tatsächlichen Merkmalen wie
der Hautfarbe oder Herkunft und die Zuschreibung bestimmter und unterschiedlich
12
Viele Formen – Beispiel:
Rechtsextremismus
Es gibt viele Formen von Rassismus. Unterschieden wird beispielsweise zwischen anti-afrikanischem, anti-muslimischem oder
auch anti-jüdischem Rassismus (siehe auch
Infokästen). Auch der Rechtsextremismus
ist eine Form des Rassismus – wobei er in
Deutschland kein ideologisch einheitliches
Gefüge darstellt, wie das Bundesamt für Verfassungsschutz betont. Vielmehr tritt er in
verschiedenen Ausprägungen nationalistischer, rassistischer und antisemitischer Ideo-
Antisemitismus
Der Begriff wurde Ende des 19. Jahrhunderts von deutschen Antisemiten geprägt, die ihre Feindschaft gegenüber
Juden damit pseudowissenschaftlich
und rassistisch zu legitimieren versuchten. „Im modernen Sprachgebrauch“, so
der Antisemitismus-Forscher Wolfgang
Benz, meint der Begriff „die Gesamtheit judenfeindlicher Äußerungen, Tendenzen, Ressentiments, Haltungen und
Handlungen unabhängig von ihren religiösen, rassistischen, sozialen oder sonstigen Motiven.“
Quelle: IDA – Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.
fokus
logieelemente und mit unterschiedlichen,
sich daraus herleitenden Zielsetzungen auf.
Dabei herrscht die Auffassung vor, die Zugehörigkeit zu einer Ethnie, Nation oder Rasse
entscheide über den Wert eines Menschen.
Dieses rechtsextremistische Werteverständ-
Antiziganismus
Der Begriff findet in den letzten Jahren
stärkere Verbreitung, um Feindschaft gegen Sinti und Roma zu bezeichnen. So
formuliert die Gesellschaft für Antiziganismusforschung: „Antiziganismus (von
tsigane = Zigeuner) ist die feindliche Haltung gegenüber den ‚Zigeunern‘, die von
inneren Vorbehalten über offene Ablehnung, Ausgrenzung und Vertreibung bis
zu Tötung und massenhafter Vernichtung
reicht. Diese Haltung zeigt sich ebenso in
der Diskriminierung und Dämonisierung
der Minderheit wie in der Verklärung des
‚lustigen Zigeunerlebens‘.“
Quelle: IDA – Informations- und Dokumentationszentrum
für Antirassismusarbeit e.V.
nis steht in einem fundamentalen Widerspruch zum Grundgesetz, welches die Würde
des Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Antisemitismus, Geschichtsrevisionismus
und Islamfeindlichkeit
Grundlegende Ideologieelemente für die
überwiegende Mehrheit der deutschen
Rechtsextremisten stellen der – offen, unterstellend oder verbrämt geäußerte – Antisemitismus und der Geschichtsrevisionismus
dar. Letzteres steht für eine ideologisch
motivierte Umdeutung historischer Tatsachen, die eine verfälschende Geschichtsbetrachtung propagieren. In den vergangenen
Jahren hat das Aktionsfeld der „Islamfeindlichkeit“ als eine „moderne Form“ der Fremdenfeindlichkeit für die rechtsextremistische
Szene an Bedeutung gewonnen. Hierbei
versuchen Rechtsextremisten, Überfremdungsängste und Vorurteile gegenüber der
Religion des Islam bzw. Muslimen zu erzeugen oder bestehende Ressentiments
zu schüren, um die öffentliche Meinung in
ihrem Sinne zu beeinflussen. Rechtsextremisten verfolgen mit ihrer fremden- und
islamfeindlichen Agitation die Idee einer
„Volksgemeinschaft“, die als Gegenmodell
zur offenen, pluralistischen Demokratie präsentiert wird. Sie propagieren das drohende Aussterben des deutschen Volkes, einen
„Volkstod“ durch Geburtenrückgang und Abwanderung auf der einen und Zuwanderung
und „Überfremdung“ auf der anderen Seite.
Viele Tatorte: Im Alltag, in Strukturen,
in Institutionen
Ob im Beruf, in Schule und Ausbildung oder
beim Diskothekenbesuch: Immer wieder
sind Menschen in Deutschland Rassismus
und Diskriminierung wegen ihrer ethnischen
Herkunft ausgesetzt. Auch in staatlichen
Institutionen – viel diskutiert ist etwa
das „Racial Profiling“, Personenkontrollen aufgrund von äußeren Merkmalen, oder
die sehr schleppende Aufklärung der Morde durch die rechtsterroristische sogenannte NSU, bei der rechtsextremistische Spuren
nicht verfolgt und die Hinterbliebenen der
Opfer sich stattdessen gegen klischeehafte Unterstellungen wehren mussten. Viele
Menschen erleben rassistische Diskriminierung derart häufig, dass man von alltäglichem Rassismus spricht. Rassismus kann im
gesamten gesellschaftlichen Leben vorkommen.
An die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden sich immer wieder Menschen,
die zum Beispiel bei der Wohnungssuche abgewiesen wurden, weil sie eine dunkle Hautfarbe haben. Oder sie wurden in der Schule
rassistisch beschimpft, die Schulleitung
nimmt das aber nicht ernst. Im Beruf reichen
die Fälle von Beschimpfungen über fehlende
Chancen zum Aufstieg oder ständige Ablehnungen bei Bewerbungen. Ein derzeit viel
diskutiertes Thema sind Zurückweisungen
beim Einlass in Clubs und Diskotheken. Es
ist verboten, jemanden wegen seines vermeintlich „ausländischen Aussehens“ nicht
einzulassen. So musste zum Beispiel Ende
Januar 2014 eine Diskothek in Hannover an
einen Betroffenen 1.000 Euro Schadensersatz zahlen.
Sinti und Roma
Sinti und Roma ist die Selbstbezeichnung
einer rund 100.000 Mitglieder umfassenden Minderheit in Deutschland, die neben
einigen anderen kleineren Gruppen als
sog. nationale Minderheit anerkannt ist.
Die stigmatisierende Fremdbezeichnung
als „Zigeuner“ wird vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma als diskriminierend
abgelehnt. Dabei verweist „Sinti“ auf die
in Mitteleuropa seit dem Spätmittelalter
beheimateten Angehörigen der Minderheit, „Roma“ auf diejenigen südosteuropäischer Herkunft. Außerhalb des deutschen
Sprachkreises wird Roma – oder einfach
Rom – auch als Sammelname für die gesamte Minderheit verwendet.
Quelle: IDA – Informations- und Dokumentationszentrum
für Antirassismusarbeit e.V.
13
Struktureller
oder auch institutioneller Rassismus ist in den Organisationsstrukturen einer Gesellschaft verankert. Dabei
geht es um ein regelmäßiges – bewusstes
oder unbewusstes – Verhalten von Beschäftigten in Behörden, in der Polizei, an Schulen
usw., das die Auslegung und Anwendung von
Islamophobie
Der vor einigen Jahren aus dem englischen
und französischen Sprachraum ins Deutsche übertragene Begriff wird als Synonym für Islamfeindlichkeit verwendet oder
– in Anlehnung an den Begriff der Xenophobie – als gegen Muslime oder den Islam gerichtete Fremdenangst definiert. Er
verweist vor allem auf tief sitzende Ängste, negative Einstellungen und emotional
begründete Abwehr und Feindseligkeit.
In Deutschland haben Forscher beobachtet, dass sich rassistische Haltungen zunehmend auf den Islam verlagern. Früher
schimpften Rassisten häufiger gegen „die
Türken“, „die Araber“ usw., heute geht es
eher gegen „die Muslime“. Vorurteile und
Ressentiments sind hier bis in die Mitte der
Gesellschaft hinein weit verbreitet und oft
von Unwissenheit geprägt.
Quelle: IDA – Informations- und Dokumentationszentrum
für Antirassismusarbeit e.V.
Vorschriften gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen betrifft. Wie bei anderen
Formen des Rassismus auch erfahren Betroffene Benachteiligungen und Ausgrenzung.
Institutioneller Rassismus ist schwieriger zu
erkennen und zu bekämpfen als persönliche
rassistische Beleidigungen oder Übergriffe.
Auch Worte können rassistisch sein
Es gibt keine politisch korrekte Sprache.
Sprache ist aber auch nicht neutral – das
sollte man sich bewusst machen. Ausgrenzungen und Verletzungen lassen sich nicht
garantiert vermeiden. Dennoch gibt es Begriffe, die zum Beispiel aufgrund ihrer historischen Prägung zweifellos diskriminierend
und rassistisch sind. Das ist unabhängig da-
fokus
Vorurteil
Vorurteile sind negative oder ablehnende
Einstellungen einem Menschen oder einer Menschengruppe gegenüber. Anderen
werden dabei infolge stereotyper Vorstellungen bestimmte und zumeist negative Eigenschaften zugeschrieben, die sich
aufgrund von Starrheit und gefühlsmäßiger Aufladung selbst bei widersprechender
Erfahrung nur schwer korrigieren lassen.
Viele Vorurteile gegenüber Minderheiten
(z. B. Juden, Schwarze, Sinti und Roma) sind
historisch tradiert und werden in Medien,
in Schulbüchern oder in der Alltagssprache
reproduziert.
Quelle: IDA – Informations- und Dokumentationszentrum
für Antirassismusarbeit e.V.
von, ob sie absichtlich benutzt werden, um
sich rassistisch zu äußern. Es ist bei diesem
Thema wichtig zu respektieren, wenn Betroffene sich verletzt fühlen. Die Debatte
um Sprache in Kinderbüchern wurde 2013
auch deshalb so heftig geführt, weil Betroffene nicht zu Wort kamen oder nicht ernst
genommen wurden. Bestimmte Begriffe zu
vermeiden verhindert allerdings nicht unbedingt, dass ein Text oder Aussagen als
rassistisch empfunden werden. Wenn zum
Beispiel in Polizeimeldungen die türkische
Herkunft von Tätern wiederholt betont
wird, ohne dass dies für den Fahndungserfolg relevant ist, ist das diskriminierend.
Genauso verhält es sich, wenn die „dunklere“ Hautfarbe eines Menschen in einem
Zeitungsartikel erwähnt wird, obwohl sie
für die Geschichte gar keine Rolle spielt. So
wird der Eindruck erweckt, „deutsch sein“
oder „weiß sein“ sei das Normale, alles andere aber nicht. Empfehlenswert zu diesem
Thema ist der Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch des AntiDiskriminierungsbüros (ADB) Köln (Hrsg.), dessen
Glossar Ihr hier herunterladen könnt. Weitere empfehlenswerte Lektüre ist die Workshop-Dokumentation „Neue Begriffe für
die Einwanderungsgesellschaft“ der Neuen deutschen Medienmacher.
Rassismus? Ist bei uns verboten!
Rassismus ist verboten – zum einen durch
das verfassungsrechtliche Diskriminierungsverbot in Art. 3 Abs. 3 Grundgesetz, zum
anderen durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Staatliche Stellen
sind daran ganz besonders gebunden: Wer
sich an eine Behörde wendet, darf aufgrund
der Sprache, Abstammung oder Herkunft
keine rechtlichen Nachteile haben. Gleiches
gilt, wenn die Behörde von sich aus tätig
wird. Polizeikontrollen, die an die Hautfarbe anknüpfen sind verfassungswidrig und
verboten. Auch Schulen sind staatliche Behörden. Dies bedeutet, dass rassistisches
Verhalten durch Lehrer und Lehrerinnen verboten ist. Bei der Benotung und Beurteilung
der Schüler und Schülerinnen darf die Abstammung und Herkunft keine Rolle spielen. Eine Benotung, die diese Grundsätze
missachtet ist fehlerhaft und kann rechtlich
angegriffen werden. Auch muss die Schule eingreifen, wenn rassistisches Verhalten
von Mitschülern und Mitschülerinnen ausgeht. Das verfassungsrechtliche Diskriminierungsverbot verpflichtet die Schule, ein
solches Verhalten zu unterbinden und schützend einzugreifen. Wer Diskriminierung
erfährt, kann sich jederzeit an die Antidiskri-
minierungsstelle des Bundes (www.
antidiskriminierungsstelle.de/DE/Home/
home_node.html) wenden und wird dort
umfassend, auch über mögliche rechtliche
Schritte, beraten.
Stereotyp
Der Begriff wurde 1922 von Walter Lippmann für „vorgefasste Meinungen über soziale Gruppen“ in die Sozialwissenschaft
eingeführt. In der Psychologie bezeichnen Stereotype den kognitiven Aspekt
von Vorurteilen. Stereotype sind Kategorisierungen oder Eigenschaftszuschreibungen, mit denen alltägliche Informationen
über Menschen oder Sachverhalte wahrgenommen und im Gedächtnis gespeichert
werden. Sie reduzieren Komplexität und
vereinfachen die Realität, bieten aber auch
Orientierung in einer von unüberschaubar vielen Informationen gekennzeichneten Welt. In der Gesellschaft weitgehend
bekannte Stereotype zu kennen, bedeutet
nicht notwendigerweise, dass ihnen auch
zugestimmt wird.
Quelle: IDA – Informations- und Dokumentationszentrum
für Antirassismusarbeit e.V.
Position der dbb jugend
Gegen Radikalismus, Extremismus und Antisemitismus
Die Begriffe „Radikalismus“ und „Extremismus“ bezeichnen bestimmte politische und ideologische Einstellungen, die fundamentale Veränderungen an der Gesellschaftsordnung anstreben. Die
Grenzen des demokratischen Rechtsstaates werden bei diesen Ideologien ausgeschöpft, in Frage gestellt oder überschritten. Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die man als
Judenhass bezeichnen kann.
Die dbb jugend (Bund) wendet sich gegen jede Form von Antisemitismus, Radikalismus und Extremismus.
Um das Zusammenwachsen junger Generationen über die Grenzen
hinweg zu fördern und solchen Bestrebungen vorzubeugen, führt
die dbb jugend (Bund) internationale Austauschmaßnahmen durch und beteiligt
sich an zivilgesellschaftlichen Aktionen
und Bündnissen.
Die dbb jugend (Bund) bekennt sich uneingeschränkt und vorbehaltlos zu der freiheitlich-demokratischen Grundordnung im Sinne des
Grundgesetzes. Die dbb jugend (Bund) wird es nicht akzeptieren
und nicht zulassen, wenn die Beseitigung unserer Rechtsordnung
gefordert wird.
Der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit, Extremismus und Antisemitismus ist eine gemeinschaftliche Aufgabe aller gesellschaftlichen
Gruppen und der Politik.
Von Deutschland dürfen nie wieder Angst und Gewalt
gegen Menschen, gegen andere Länder oder Völker ausgehen.
Als Garant für Demokratie und Menschenrechte hat die
Bundesrepublik einen anerkannten Platz in der Welt
und die dbb jugend (Bund) wird alle ihr zur Verfügung
stehenden Mittel einsetzen, damit das auch so bleibt.
14
fokus
Antirassismus-Arbeiter Ansgar Drücker (IDA e.V.)
„Angst und Vorurteile sind
keine guten Ratgeber“
Ansgar Drücker ist
Geschäftsführer des
Informations- und
Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit e. V. (IDA). IDA ist das Dienstleistungszentrum der Jugendverbände für
die Themenfelder (Anti-)Rassismus, (Anti-)
Rechtsextremismus und Migrationspädagogik. Eines der 29 Mitglieder des IDA e.
V. ist die dbb jugend. t@cker sprach mit
Ansgar Drücker über die aktuelle Situation
in Deutschland und fragte, wie man mit
Sorgen gegenüber „Fremden“ umgeht,
ohne sie zu diskriminieren.
t@cker: Eine in unseren Parlamenten
vertretene Partei, die Schüsse auf Flüchtende aus kriegs- und krisengeschüttelten
Ländern für gerechtfertigt hält, tausende
Demonstrierende gegen eine angebliche
„Islamisierung des Abendlandes“, Obergrenzen gegen Willkommenskultur – ist
das Rassismus und muss uns diese Stimmung in Deutschland Angst machen?
Drücker: Angst würde uns lähmen und
wohlüberlegte Schritte gegen diese Stimmung blockieren, aber Besorgnis und
Strategien zur Auseinandersetzung mit
rassistischen Vorurteilen sind auf jeden
Fall angesagt. Wir beobachten nicht erst
seit der kontroversen gesellschaftlichen
Diskussion über die Flüchtlingspolitik, dass
sich rassistische Einstellungen bis weit
in die Mitte der Gesellschaft hinein breit
machen. Mit der AfD füllt eine Partei die
rechtspopulistische Lücke im deutschen
Parteiensystem, die mit plakativen und
ebenso einfachen wie unrealistischen Forderungen auf viel Zustimmung stößt und
sich zu einer Art politischem Arm der Pegida-Bewegung entwickelt hat. Dadurch ist
eine gesellschaftliche Stimmung entstanden, die Rechtsextreme als Unterstützung
für Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte wahrnehmen. Und das ist in der
Tat besorgniserregend, denn das „wir“ in
Deutschland umfasst nun auch eine Million neu nach Deutschland gekommener
Menschen, die zwar einer weiterhin vorhandenen Willkommenskultur begegnen,
aber eben auch zunehmend auf Vorurtei-
le, Ausgrenzung und Ablehnung stoßen und
täglich bedroht sind Opfer von Übergriffen
und Gewalttaten zu werden. Das ist das völlig falsche Signal an die übergroße Mehrheit
der Neuen, die sich integrieren wollen. Dabei geht leider zunehmend auch der Blick
für die Situation verloren, vor der die Menschen fliehen, und unser Mitgefühl droht
zu schwinden. Die Geflüchteten des Jahres
2015 machen etwa ein Prozent der Bevölkerung aus, und nicht alle sind Muslime, von einer Islamisierung des Abendlandes kann also
keine Rede sein. Eher sind wir aufgerufen,
den Islam als eine selbstverständlich auch
in Deutschland praktizierte Religion wahrzunehmen, deren Glaubensgemeinschaften
übrigens gegenüber den christlichen Kirchen
strukturell eher benachteiligt sind.
t@cker: Warum sagen in den laufenden
Diskussionen und Gesprächen so viele Menschen „Ich bin kein Rassist, aber ...“?
Drücker: Diese Formulierung ist fast immer
ein Anfang eines Satzes, der zu keinem guten
Ende führen kann. Sie geht etwa von einem
Bild aus, dass man aufgrund einer vermeintlichen politischen Korrektheit beispielsweise
die Herkunft von Tätern nicht offen ansprechen dürfe. Ganz im Gegenteil wird aber beispielsweise nach den Übergriffen in Köln in
der Silvesternacht fast ausschließlich über
die Herkunft der Täter statt über Sexismus
und sexualisierte Gewalt und ihre Prävention
oder über Drogen gesprochen. Geflüchtete
werden massenweise als Täter verdächtigt,
obwohl allenfalls einzelne beteiligt waren.
Seit dem Jahresbeginn hat dies die Stimmung
im Lande in gefährlicher Weise kippen lassen
– und dies hat auch mit der geballten Verbreitung von Vorurteilen und Klischees über
Geflüchtete und Menschen arabischer oder
nordafrikanischer Herkunft zu tun. Jeder, der
intensiver im Kontakt mit geflüchteten Menschen ist, weiß, wie unterschiedlich „die Neuen“ sind, die zu uns kommen, und wie falsch
die sowohl in den Medien als auch in Alltagsgesprächen kommunizierten Stereotype sind.
Wer diese Formulierung benutzt, läuft oft
noch vor der eigentlich auf der Hand liegenden Herausforderung davon, dass wir jetzt
alle gefordert sind, unser Zusammenleben
15
mit den Neuen zu organisieren und praktisch zu gestalten – und dabei sind Angst
und Vorurteile keine guten Ratgeber.
t@cker: Was raten Sie insbesondere
jungen Menschen, die sich angesichts
der vielen Menschen, die in Deutschland
aktuell Zuflucht suchen, Sorgen machen
– um ihre Sicherheit, um ihre Zukunft?
Wie formuliert man Ängste, wie geht man
konkret mit ihnen um, ohne „die Fremden“ zu diskriminieren?
Drücker: Mein eigenes Sicherheitsgefühl
erhöhe ich am wirkungsvollsten, wenn ich
mich mit etwas vertraut mache, hier mit
der neuen Zusammensetzung der Bevölkerung – denn es sind vor allem sehr unterschiedliche und vielfältige Menschen
gekommen, die ganz überwiegend offen, kontaktfreudig und an unserer Gesellschaft interessiert sind. Integration ist
eine Aufgabe, die sich auch an die sogenannte Mehrheitsgesellschaft richtet, die
sich öffnen muss für die Neuen und sie
unterstützen muss. Die Menschen, die zu
uns kommen, sind ja nicht bessere oder
schlechtere Menschen, sie kommen allerdings zum großen Teil aus Ländern mit
Krieg, Verfolgung und Diskriminierung und
sehnen sich nach einer Gesellschaft, in der
ihre Grundrechte gewährleistet sind. Die
beste Prävention sind daher eine schnelle Integration durch Sprachkurse, berufliche Integration und schließlich auch
persönliche Kontakte zwischen „Alten“
und „Neuen“, die für die vielen informellen
Lernerfahrungen im Alltag so wichtig sind.
Und wer sich als junger Mensch Sorgen
um seine berufliche Zukunft macht: Gerade im öffentlichen Dienst und im öffentlich geförderten Bereich entstehen derzeit
reichlich neue Arbeitsplätze aufgrund der
erhöhten Einwanderung nach Deutschland
– also eher eine Chance als ein Grund zur
Angst für offene junge Menschen.
Ansgar Drücker
inside
dbb jugend hamburg
dbb jugend nrw
Die dbb jugend ist
ganz schön bunt
und vielfältig – genauso wie der öffentliche Dienst! t@cker stellt hier regelmäßig
die Mitgliedsverbände der dbb jugend vor.
Licht aus, Spot an für die dbb jugend nrw!
Wen vertretet Ihr, wen organisiert Ihr?
Steinzeit-Ausbildung
Die dbb jugend hamburg hat Ausbildungsmethoden „wie in der Steinzeit“ kritisiert.
Während zum Beispiel die Zollverwaltung
ihre Anwärterinnen und Anwärter bereits
seit zehn Jahren mit Hilfe von Laptops ausbildet und die Rechtsvorschriften digital
vorhält, nutzt die Hamburger Verwaltung
weiterhin schwere Druckvorlagen. Dass dies
lediglich in der Ausbildung geschieht – auch
in Hamburg erfolgt die tägliche Vorgangsbearbeitung elektronisch – stößt auf das
Unverständnis der dbb jugend hamburg,
das sie in einem Schreiben an den neuen
Hamburger Innensenator Andy Grote thematisiert: „Die Hamburger Auszubildenden
werden nicht auf die tatsächlichen Bearbeitungsschritte von Vorgängen geschult. Die
Vorteile und die Herangehensweise der Bearbeitung mit elektronischen Vorschriften
ist somit kein Bestandteil der Ausbildung.
Mögliche Arbeitserleichterungen können
nur eigenständig erlernt werden“, heißt es
in dem Brief, der t@cker vorliegt. Zur Lösung
schlägt die dbb jugend vor, ein Konzept zur
Einführung von Laptops für alle Auszubildenden zu erarbeiten, mit denen eine elektronische Bearbeitung von Vorgängen möglich
ist. „Für eine Kostenabschätzung könnten
die Erfahrungswerte des Bundesministeriums der Finanzen für die Bundeszollverwaltung herangezogen werden.“
Bei uns sind die jungen Beschäftigten aus
Nordrhein-Westfalens öffentlichem Dienst
samt seiner privatisierten Bereiche organisiert. Als gewerkschaftlicher Dachverband machen wir uns stark für die Belange
und Interessen unserer Mitglieder, die sich
auf 20 verschiedene Fachgewerkschaften aufteilen. Doch auch über die Gewerkschaftsarbeit hinaus sind wir aktiv: Als
anerkannter Träger der freien Jugendhilfe
engagieren wir uns gleichermaßen für alle
Kinder und Jugendliche in diesem Bundesland und nehmen mit großem Engagement
auch jugendpolitische Aufgaben wahr.
Coolste Aktion, die Ihr je hattet?
Wir hatten schon einige coole Aktionen:
Um den Jugendforderungen im Rahmen
der Einkommensrunde 2013 mehr Gewicht
zu verleihen, haben wir 24 Stunden lang
mit einer Mahnwache vor der Düsseldorfer
Staatskanzlei campiert – und das im Februar! Das war in doppelter Hinsicht eine coole
Aktion. Wir haben unsere Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auch schon mal mit
einem Haufen leerer Kinderwagen besucht,
um sie ganz bildhaft auf die Konsequenzen befristeter Beschäftigung und unsicherer Zukunftsaussichten aufmerksam
zu machen. Und um aufzuzeigen, was der
demografische Wandel gerade für den öffentlichen Dienst bedeutet, sind wir auch
schon mal mit grauen Perücken, Rollatoren
und Stützstrümpfen angerückt.
Was brennt Euch gerade so
richtig auf den Nägeln?
Was uns derzeit am meisten Sorgen macht,
ist die zunehmende Gewalt gegenüber Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Unsere Mitglieder berichten uns immer wieder
von verbalen und körperlichen Übergriffen. Daher verwenden wir gerade sehr
viel Energie darauf, Öffentlichkeit und
Politik auf diese unhaltbaren Zustände
aufmerksam zu machen. Wir haben im vergangenen Jahr schon Gespräche mit Ministerpräsidentin Kraft, dem Innenminister
Ralf Jäger und weiteren politischen Vertretern geführt und konnten unsere Sicht der
Dinge auch im Radio, im Fernsehen und
in örtlichen Tageszeitungen transportieren. Um die Öffentlichkeit zu informieren,
sind wir letzten Sommer in Uniform bzw.
Dienstkleidung mit geschminkten Wunden
im Gesicht durch die Düsseldorfer Altstadt
gelaufen, um mit Passanten ins Gespräch
zu kommen. Weil das Thema so wichtig ist,
wollen wir in diesem Jahr noch mehr Gas
geben und das Thema noch intensiver vorantreiben.
links: Gefahrenzone öffentlicher Dienst: Mit
einer Straßen-Performance machte die dbbj
nrw in der Landeshauptstadt Düsseldorf auf
das Problem der zunehmenden Gewalt gegen
öffentlich Bedienstete aufmerksam.
unten: #teammagenta – eine starke Truppe für
Nordrhein-Westfalen, angeführt von der Landesjugendleitung (vorne v.l.n.r.) mit Jan Falkenhagen, Sabrina Rehbann, Frank Meyers, Sabrina
Deiter (langjähriges LJL-Mitglied), Jano Hillnhütter (Vorsitzender) und Saskia Bläsius.
Bei Euch ist was passiert?
Gibt‘s was Neues?
t@cker will es wissen!
Schickt Eure Post an: [email protected]
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GdS-Jugend
Die dbb jugend ist ganz
schön bunt und vielfältig – genauso wie der
öffentliche Dienst! t@
cker stellt hier regelmäßig die Mitgliedsverbände der dbb jugend vor. Licht aus,
Spot an für die GdS-Jugend!
Wen vertretet Ihr, wen organisiert Ihr?
In der GdS-Jugend sind alle Mitglieder
der Gewerkschaft der Sozialversicherung
(kurz: GdS) organisiert, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Sie
stammen aus allen Trägern der deutschen
Sozialversicherung sowie deren Verbände
und Einrichtungen. Die GdS-Jugend vertritt somit unter anderem Auszubildende
zur/m Sozialversicherungsfachangestellte
/n in den Krankenkassen und Berufsgenossenschaften, Kollegeninnen und Kollegen
der deutschen Rentenversicherung, duale
Studenten und weitere Fachkräfte in den
Agenturen für Arbeit, dem Medizinischen
Dienst der Krankenversicherung sowie die
Experten aus den IT-Firmen. Die GdS-Jugend deckt demnach die gesamte Palette
der unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche
und Ausbildungsberufe der gesetzlichen
Sozialversicherung ab.
Erkundung des Bundestages sowie des Bundeskanzleramtes auf dem Programm. Das
Wichtigste am Einsteiger-Seminar ist jedoch
die Arbeit in den gemeinsamen Workshops.
Gerade die Mischung aus erfahrenen Funktionsträgern und engagierten Neumitgliedern bringt immer wieder tolle Ergebnisse
und neue Impulse für die Jugendarbeit. Davon
profitiert die Arbeit der GdS-Jugend enorm.
Was brennt Euch gerade so richtig
auf den Nägeln?
Die GdS-Jugend setzt sich schon lange dafür
ein, jugendlichen Gewerkschaftsmitgliedern
die Möglichkeit zu geben, aktiv am Tarifgeschehen teilzunehmen. Seit dem letzten Bundesgewerkschaftstag 2014 wurden bereits
mehrere Mitglieder aus den Reihen der Gds-
Jugend in die einzelnen Tarifkommissionen
der GdS integriert. Wir wollen dabei nicht
nur junge Mitglieder in die Tarifverhandlungen unterbringen, sondern auch die
Themen der Jugend am Tariftisch auf die
Tagesordnung bringen. Dazu zählt neben
fairen Übernahmeregelungen auch die Vergütungsentwicklung in den ersten Jahren
einer Erwerbsbiographie. Im August 2015
fand das erste Seminar für jugendliche Mitglieder einer GdS-Tarifkommission statt.
Dieser Erfahrungsaustausch war extrem
bereichernd. Um auch weiterhin Jugendliche in die Tarifarbeit einbringen zu können,
muss auch in Zukunft kommissionsübergreifend ein Austausch stattfinden. Nur
dann hat die Jugendarbeit eine echte Chance, fester Bestandteil der GdS-Tarifpolitik zu
werden.
links:Spitzen-Team: GdSBundesjugendleiterin Ina
Köpnick (3.v.l.) mit (v.l.)
Jugendkoordinatorin Stefanie Gase und ihren
Vizes Oliver Müller, Falco
Naujoks, Franziskus Gläser und René Schmidt. Zu
Gast: dbbj-Vize Liv Grolik
mit GdS-Logo.
unten: Einsteiger in Berlin: Für neue Mitglieder
der GdS-Jugend geht’s
regelmäßig in die Hauptstadt, wo Sightseeing und
inhaltlicher Austausch
eine perfekte Mischung
fürs Kennenlernen sind.
Coolste Aktion, die Ihr je hattet?
Die Bestimmung der coolsten Aktion,
die wir jemals durchgeführt hat, ist sehr
schwierig. Jedes Jahr finden immer wieder
tolle Aktionen und Seminare in der ganzen
Bundesrepublik statt. Ein besonderes Highlight aus Sicht der jugendlichen Mitglieder
stellt jedoch das traditionelle Einsteiger-Seminar dar, das seit vielen Jahren immer am
ersten Adventwochenende in Berlin stattfindet. In diesem von der GdS-Bundesjugendleitung organisierten Seminar treffen
neben dieser sämtliche Landesjugendleiter
und zahlreiche Neumitglieder aufeinander.
Während dieser viertägigen Veranstaltung
gibt es zahlreiche Höhepunkte. Neben verschiedenen Redebeiträgen der dbb jugend
(Bund) sowie des GdS-Bundesvorsitzenden
steht jedes Jahr der Besuch einer Berliner
Attraktion an. So wurde im letzten Jahr ein
Bunkersystem aus dem Zweiten Weltkrieg
(Berliner Unterwelten e.V.) erkundet. In den
Jahren zuvor standen unter anderem eine
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dbb jugend nrw
Steuerseminar: Licht am Ende des Steuer-Tunnels
Mit vielen Fragezeichen rund um das Thema Steuererklärung kamen
am 20. Februar 12 Teilnehmer zum Steuerseminar der dbb jugend
nrw nach Düsseldorf. Referent Jano Hillnhütter brachte der Gruppe
mit seinen Erläuterungen rund um Elster-Programm, Werbungskosten & Co. viel Licht ins Steuer-Dunkel.
Muss eigentlich jeder eine Steuererklärung abgeben und wie genau
macht man das? Mit dieser Einstiegsfrage erläuterte Referent und
dbb jugend nrw-Landesjugendleiter Jano Hillnhütter den Seminarteilnehmern, dass ein Arbeitnehmer nicht grundsätzlich verpflichtet
ist, eine Steuererklärung abzugeben. Dass es aber manchmal nützlich sein kann und man sich durch Werbungskosten, Spenden etc.
den einen oder anderen Euro vom Finanzamt wieder zurückholen
kann, machte der Referent anhand einer Beispiel-Steuererklärung
deutlich. Hierbei erfuhr die Gruppe auch, an welcher Stelle und in
welchem Formular welche Zahlen einzutragen sind.
Darüber hinaus hatten die Teilnehmer während der eintägigen
Schulung die Gelegenheit, ihre Fragen an den Fachmann für Steuer und Finanzen zu richten. Kann man die Kosten für die Fahrt zur
Fachhochschule absetzen? Unter welchen Voraussetzungen ist ein
Umzug beruflich veranlasst? Welche haushaltsnahen Dienstleistungen kann man als Mieter absetzen und was muss man bei steuerfreien Nebentätigkeiten beachten?
Nach und nach wurde das Licht am Ende des Steuer-Tunnels sichtbar und die Angst vor der nächsten bzw. für manch einen auch
ersten Steuererklärung verschwunden. Um auch Daheim die wichtigsten Antworten und Regelungen parat zu haben, bekamen die
Teilnehmer die Broschüre „Steuertipps für Einsteiger“ ausgehändigt,
die auch auf der Website der dbb jugend nrw kostenfrei zum Download bereit steht.
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Mitglied hat somit Anspruch auf Ersparnis der halben Abschlussgebühr.
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tipps
Einkommensrunde 2016: Öffentlicher Dienst Bund und Kommunen
dbb jugend fordert 6 Prozent plus und
unbefristete Übernahme
Die Jugend brachte ihre Forderungen in die dbb Bundestarifkommission ein: dbb-Vize und Verhandlungsführer Willi Russ mit
(v.l.n.r.) Christian Dröttboom,
Mareike Klostermann, Sandra
Kothe und Petra Friedrich.
Übernahme aller mit der Ausbildung verbundenen Nebenkosten durch den Arbeitgeber.“
Verhandlungsauftakt
am 21. März in Potsdam
Die dbb jugend wird mit der Forderung nach sechs Prozent Einkommenssteigerung in die
diesjährige Einkommensrunde des öffentlichen Dienstes von Bund und der Kommunen
ziehen. Für Auszubildende fordert die dbb jugend ein Plus von 100 Euro und den Anspruch auf
unbefristete Übernahme nach Abschluss der Ausbildung.
100 Euro mehr für Azubis
und 30 Tage Urlaub
Sandra Kothe, Vorsitzende der dbb jugend,
machte sich bei der Forderungsfindung der
Bundestarifkommission für die Jungen im
öffentlichen Dienst stark: „Die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes zeigen derzeit in beeindruckender Weise Einsatz, um
die Herausforderungen der Zuwanderung
zu schaffen. Dabei wird auch deutlich, dass
dem stattgefundenen Personalabbau endlich Mehreinstellungen folgen müssen, wenn
der öffentliche Dienst auch in Zukunft gut
aufgestellt bleiben soll. Denn wer das alles
schaffen muss, das sind wir! Wir brauchen
Nachwuchs und wir brauchen attraktivere Arbeitsbedingungen. Wir fordern deshalb
die garantierte Übernahme von Azubis nach
bestandener Abschlussprüfung in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Auch die Erhöhung der Ausbildungsentgelte um 100 Euro
sowie 30 Tage Urlaub für die Auszubildenden
müssen sein.“
Nachwuchs braucht jetzt Perspektiven
Marco Karbach, dbbj-Vize, ergänzt:„Unser
Arbeitgeber Staat ist negativer Spitzenreiter bei Befristungen. Damit nimmt er unseren Nachwuchskräften Perspektive und
Planungssicherheit. Die Jungen entscheiden
sich dann eher für die freie Wirtschaft, aber
auch der öffentliche Dienst braucht dringend Verstärkung.“
Übernahme der Ausbildungs-Nebenkosten
Die dbb jugend macht sich gemeinsam mit
dem dbb auch für die Forderung nach Übernahme aller Kosten, die mit der Ausbildung
in Zusammenhang stehen, stark. Sandra
Kothe:„Bisher müssen Auszubildende einen Teil ihrer Aufwendungen selbst bezahlen. Dieser Eigenbehalt von sechs Prozent ist
nicht hinnehmbar. Wir fordern deshalb die
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Am 21. März 2016 starten in Potsdam die
Verhandlungen über den Tarifvertrag für
den öffentlichen Dienst von Bund und
Kommunen (TVöD), von denen insgesamt
knapp zwei Millionen Beschäftigte betroffen sind: 147.335 Arbeitnehmer des Bundes,
1.241.845 Arbeitnehmer der Kommunen,
für die der TVöD direkte Auswirkungen hat,
sowie 179.595 Beamte und 179.000 Versorgungsempfänger des Bundes, auf die der Tarifabschluss übertragen werden soll, um den
Gleichklang der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung im öffentlichen Dienst
zu gewährleisten. Die wirkungsgleiche Übertragung betrifft nur die Bundesbeamten, da
die Kommunalbeamten nach den jeweiligen
Landesgesetzen besoldet/versorgt werden.
Weitere Verhandlungstermine in Potsdam
sind vereinbart für den 11./12. April 2016 sowie den 27./28. April 2016.
Die Kernpunkte der
dbb-Forderung im Überblick:
- Erhöhung der Tabellenentgelte um
6 Prozent für die Tarifbeschäftigten
des öffentlichen Dienstes
- Entgelterhöhung für alle Auszubildenden um 100 Euro monatlich
- 30 Tage Urlaub für Auszubildenden
- Vollständige Übernahme aller
Nebenkosten, die mit der Ausbildung
in Zusammenhang stehen
- Zeit-und inhaltsgleiche Übertragung
auf Beamte und Anwärter
- Laufzeit zwölf Monate
service
zahlen zu lassen. Je nach
Bausparsumme und der
gewählten Tarifvariante
besteht die Möglichkeit
der Teilung sogar mehrfach. Als Richtwert sollte die Bausparsumme
zur Mo-dernisierungsvorsorge zirka 20% des Immobilienwerts betragen.
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für die Mitgliede
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der dbb jugend
Anschlussfinanzierung
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über Wüstenrot ideal. So können Sie sicher
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böse Überraschung auf Sie zukommt.
Wenn es mal schnell gehen muss ...
Endlich mehr Freiraum
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Wohnwünsche verändern sich im Laufe der Zeit: Kinder werden größer und ziehen aus, die
Bedürfnisse der Eltern wandeln sich – ergreifen Sie die Chance, und passen Sie auch Ihre
Immobilie den veränderten Lebenssituationen an. Wie wäre es beispielsweise mit einer
kleinen Wellnessoase im ehemaligen Kinderzimmer? Einem herrlichen Wintergarten oder
neuen Energiesparfenstern? Die Gründe für eine Modernisierung sind vielfältig. Mal steht
ein Plus an Wohlfühlatmosphäre im Vordergrund, mal soll in energiesparende Maßnahmen
investiert werden.
Sparen mit Perspektive
Bausparen ist gut geeignet, um langfristig
ganz bequem Wohnwünsche zu erfüllen. Das
dbb vorsorgewerk arbeitet seit 2008 mit der
Wüstenrot Bausparkasse zusammen, um Einzelmitgliedern aller Landesbünde und Mitgliedsgewerkschaften des dbb beamtenbund
und tarifunion und ihren Angehörigen mit
attraktiven und speziell rabattierten Angeboten den Einstieg ins Bausparen und günstige Bau- bzw. Modernisierungsfinanzierungen
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Wüstenrot mit seinen neuen Bauspartarifen beispielsweise in der Tarifvariante Komfort mit 1,00 % sogenannten gebundenen
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